Beginn der dritten Missionsreise und Vorstellung Apollos
Apostelgeschichte, Kapitel 18 – da machen wir mal weiter. Wir sind in Vers 23 angekommen, und ich lese euch das mal vor:
Apostelgeschichte 18,23: „Und als er einige Zeit dort zugebracht hatte, reiste er ab und durchzog der Reihe nach die galatische Landschaft und Phrygien und stärkte alle Jünger.“
Dieser Abschnitt ist in meiner Bibel überschrieben mit „Beginn der dritten Missionsreise“. Paulus macht sich also wieder auf den Weg. Bevor wir uns Paulus selbst in den nächsten Predigten anschauen, springen wir kurz nach Ephesus, um jemanden kennenzulernen, der uns neu ist.
Hier Vers 24: „Ein Jude, aber mit Namen Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein Beretermann, der mächtig war in den Schriften, kam nach Ephesus.“
Das ist eine tolle Beschreibung, oder? Apollos kommt aus Alexandria. Man muss das schon so sagen: Das ist die Hochburg der antiken Bildung. Er ist rhetorisch geschickt, kennt sich hervorragend im Alten Testament aus und predigt, wie wir gleich sehen werden, in der Synagoge. Er hat allerdings ein Problem.
Vers 25: „Dieser war im Weg des Herrn unterwiesen und brennend im Geist redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus, obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte.“
Das ist tatsächlich ein Problem. Ich versuche das mal mit meinen Worten wiederzugeben: Apollos ist jemand, der den Weg des Herrn kennt. Und dieser Begriff „Weg des Herrn“ ist ein anderes Wort für das Evangelium. Das muss man einmal verstanden haben.
Bedeutung des Begriffs „Weg des Herrn“ und geistlicher Weg
Lasst mich das an zwei Stellen kurz zeigen. Springt mit mir in die Apostelgeschichte, Kapitel 9, Vers 2. Paulus vor seiner Bekehrung bat sich von den Hohepriestern Briefe nach Damaskus an die Synagogen. Damit, wenn er einige fand, die „des Weges“ waren – Männer wie auch Frauen –, sollte er sie gebunden nach Jerusalem führen.
Paulus wollte also Leute verfolgen, die „des Weges“ waren. Dieser Begriff steht dafür, dass jemand gläubig ist, dass jemand Christ ist. In Apostelgeschichte 19, Vers 23 findet sich die gleiche Formulierung: „Es entstand aber um jene Zeit ein nicht geringer Aufruhr betreffs des Weges.“
Wenn ihr das also in der Apostelgeschichte lest, bedeutet „des Weges sein“ Christ sein. Ich mag diesen Begriff, weil er zeigt, dass das geistliche Leben nicht nur die Bekehrung ist, sondern dass die Bekehrung ein Stück weit der Anfang eines Weges ist, den wir gehen.
Das ist ein Gedanke, der zutiefst Jesus gemäß ist. Jesus sagt in Matthäus 7,13-14, und das sind bekannte Verse, denke ich: „Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.“
Merkt ihr, der Weg, der zum Leben führt, den gilt es zu gehen. Diesen Weg, das Evangelium, kannte Apollos. Wir würden sagen, er war bekehrt. Und mehr noch: Er war brennend im Geist. Es ist der Heilige Geist, der ihn antreibt, motiviert und begabt.
Apollos’ Verständnis der Taufe und die Unterscheidung der Taufen
Wenn Apollos über Jesus spricht, dann ist das, was er sagt, besonders überzeugend. Er redete und lehrte sorgfältig über die Dinge, die Jesus betreffen. Das einzige Problem bei ihm war, dass er nur die Taufe des Johannes kannte.
Wir haben es hier mit einem Bibellehrer zu tun, der in doppelter Weise begabt war. Er konnte das Evangelium erklären und machte Jesus groß. Doch ihm fehlte eine winzige Kleinigkeit: Er wusste nicht, dass es neben der Taufe des Johannes noch eine weitere Taufe gibt. Er kannte den Unterschied zwischen der Taufe des Johannes und der christlichen Taufe nicht.
Wenn er das Wort „Taufe“ hörte, dachte er automatisch an die Taufe des Johannes. Das ist auch nicht verwunderlich, denn Johannes war der größte Prophet des Alten Bundes – der letzte und bedeutendste Prophet. Seine Taufe war eine vorbereitende Taufe. Menschen taten Buße, erfuhren Vergebung ihrer Sünden, kehrten zu Gott um und bereiteten sich auf die Begegnung mit dem Messias vor. Dafür war die Taufe des Johannes da.
Mit dem Lehrdienst des Messias, als Jesus kam und zu predigen begann, war der Alte Bund vorbei. Jetzt kam der Messias und beauftragte seine Jünger, alle zu taufen, die an ihn, an Jesus als Messias, gläubig werden.
Ich möchte es noch einmal betonen: Johannes der Täufer markiert das Ende des Alten Bundes, und Jesus markiert mit seinem Dienst den Anfang des Neuen.
Apollos als Lehrer und Mensch war bekehrt. Er kannte das Evangelium und war gerettet. Er wusste, dass man das Evangelium verstehen muss, um gerettet zu werden, und dass man Jesus als Retter anrufen muss, um gerettet zu werden. Er wusste auch, dass es eine Taufe gibt, und wir dürfen davon ausgehen, dass er getauft war. Aber beim Thema Taufe brachte er an dieser Stelle einfach etwas durcheinander.
Äußerliche Gleichheit und inhaltlicher Unterschied der Taufen
Und deswegen jetzt die Frage: Worin unterscheidet sich eigentlich ganz grundlegend die Taufe des Johannes von der christlichen Taufe?
Ich möchte damit anfangen, wo sie sich nicht unterscheiden. Äußerlich als Ritus sind die beiden Taufen nämlich identisch. Das heißt, das, was ich von außen sehe, ist gleich. Deshalb kann man sie auch leicht miteinander verwechseln.
Menschen lassen sich taufen, indem sie damals in ein Gewässer, meist in einen Fluss, steigen. Heute ist das meistens ein kleiner Pool, und dort werden sie untergetaucht. Ganz oft bekennen sie vorher noch ihre Sünden. So sieht die Taufe von außen betrachtet aus.
Die Frage ist: Wo ist inhaltlich bitteschön der Unterschied zwischen der Taufe des Johannes und der christlichen Taufe?
Ich fange mal so an: Der Unterschied liegt in dem, was diese Taufe repräsentiert. Die Taufe des Johannes beschreibt, was ich tue. Die Taufe, die wir als Christen vollziehen, beschreibt, was Jesus für uns getan hat.
Ich möchte das kurz mit euch durchgehen.
Die Taufe des Johannes als Symbol der Buße
Markus Kapitel 1, die Verse 4 und 5, beschreiben die Taufe des Johannes. In Markus 1,4-5 heißt es: Johannes trat auf, taufte in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Es ging zu ihm das ganze jüdische Land und alle Einwohner Jerusalems. Sie wurden im Jordanfluss von ihm getauft, indem sie ihre Sünden bekannten.
Bis zu diesem Zeitpunkt predigte Johannes Buße, er rief zur Umkehr zu Gott auf. Die Menschen sollten sich bewusst dafür entscheiden, Gott zu folgen. Dabei ist wichtig, dass diese Entscheidung mit ganzem Herzen getroffen wird.
Irgendwann muss jeder diese Entscheidung treffen. Als äußeres Zeichen für eine innere, unsichtbare Entscheidung für Gott lässt man sich taufen. Die Taufe ist ein Symbol für das, was im Herzen geschehen ist.
Es handelt sich um eine Taufe aufgrund der Buße, also aufgrund der Entscheidung, Gott folgen zu wollen. Diese Entscheidung, diese Umkehr und Buße führen dazu, dass man sich taufen lässt.
Die Taufe des Johannes steht symbolisch dafür, dass man einen Neuanfang mit Gott gemacht hat.
Unterschiedliche Schwerpunkte von Johannes- und christlicher Taufe
Jetzt wird es spannend. Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ich euch frage: Was ist denn bei der christlichen Taufe anders?
Ich könnte mir vorstellen, dass manche hier denken: „Na ja, das ist doch bei der christlichen Taufe genauso.“ Ist die christliche Taufe nicht auch ein Symbol dafür, dass ich einen Neuanfang mit Gott gemacht habe?
Ich werde jetzt ganz deutlich sagen: Nein, das ist sie nicht. Zumindest nicht so, wie die Taufe des Johannes war. Das hat mit dem Fokus der Taufe zu tun.
Nochmal kurz zu Johannes dem Täufer: Wo liegt der Fokus bei seiner Taufe? Wenn ihr darüber nachdenkt, wo liegt der Schwerpunkt dieser Taufe? Die Antwort ist: Der Fokus der Taufe des Johannes liegt auf mir.
Ich tue Buße, ich will einen Neuanfang. Ich will nicht nur halbherzig mit Gott leben, ein bisschen religiös sein, sondern ich will es ganz machen. Die Taufe des Johannes hat den Schwerpunkt auf dem Moment der Umkehr.
Ja, so einen Moment gibt es auch im Leben jedes Christen, ganz klar. Aber – und das ist wichtig, dass wir das verstehen – die christliche Taufe ist dafür kein Symbol.
Ich kann zu Gott umkehren, Buße tun und trotzdem nicht gerettet sein. In der nächsten Predigt werden wir Menschen kennenlernen, die genau das erlebt haben.
Bitte lasst uns eines gut verstehen, das ist mir ganz, ganz wichtig: Das Christentum ist keine Religion. Dafür steht die Taufe des Johannes.
„Ich will jetzt mit Gott die ganze Sache machen.“ Merkt ihr, ich will mit Gott die ganze Sache machen.
Und auch wenn es stimmt, dass es kein geistliches Leben als Christ ohne Buße gibt, ist Buße allein nicht genug, um gerettet zu werden.
Jesus’ Predigt von Buße und Glauben als Rettungsweg
Um gerettet zu werden, müssen wir zwei, eigentlich drei Dinge tun. Deshalb hören wir uns jetzt, nachdem wir Johannes gehört haben, Jesus an. Wer nach Johannes predigt, predigt auch Jesus. Nun hören wir uns an, was Jesus, der den neuen Bund einführt, predigt.
Wir bleiben im Markus-Evangelium, Kapitel 1, Vers 15. Dort predigt Jesus und sagt: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahegekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“
Ihr werdet feststellen, dass Jesus hier ähnlich wie Johannes der Täufer predigt. Johannes ruft zur Buße auf, zur Umkehr. Jesus ergänzt dies jedoch um den Glauben an das Evangelium. Das geistliche Leben eines Gläubigen beginnt natürlich mit der Buße. Ich wende mich zu Gott, ich möchte ihm folgen, ich mache mich auf den Weg, Gott zu begegnen. Ich bekenne meine Schuld und beuge mich vor dem Schöpfer.
Dann kommt etwas hinzu, das Johannes noch nicht sehen konnte, weil es außerhalb seines Zeitrahmens lag: der Glaube an das Evangelium. Deshalb predigt Jesus: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“
Was ist das Evangelium? Es ist zunächst die gute Botschaft, dass Gott Mensch wurde, für meine Sünden gestorben ist und seine Herrschaft am Kreuz angetreten hat. Er lädt mich ein, von ihm gerettet zu werden.
Das Evangelium im ersten Korintherbrief
Oder hören wir den Apostel Paulus, der das ganz prägnant auf den Punkt bringt im ersten Korintherbrief, Kapitel 15.
Ihr wisst, ich liebe es, dass ihr Bibelverse auswendig lernt. Dieser gehört definitiv irgendwann mal mit dazu. Denn wenn euch jemand fragt: „Sag mal, was ist das Evangelium?“, dann braucht ihr ihn.
Ich lese euch vier Verse vor – es würden sogar die Verse 3 und 4 allein schon ausreichen, wenn ihr sie auswendig lernt. Hier 1. Korinther 15 ab Vers 1:
„Ich tue euch aber, Brüder, Geschwister, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet, mit welcher Rede ich es euch verkündigt habe, es sei denn, dass ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid.
Und jetzt kommt es: Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften, und dass er begraben wurde, und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften.“
Würden wir weiterlesen, würde jetzt eine ganze Litanei von Zeugen folgen, die Jesus nach der Auferstehung gesehen haben. Diese belegen, dass er wirklich wieder lebendig geworden ist, dass der Auferstandene wirklich dasteht und jeden Menschen einlädt, an ihn zu glauben.
Das, was Jesus vorhergesagt hat, ist Wirklichkeit geworden. Das ist das Evangelium: Gott wurde Mensch, um für meine Sünden zu sterben. Gott, der Vater, nimmt dieses Opfer, das auf Golgatha geschieht, an. Der tote Jesus wird lebendig. Und jeder, der an ihn glaubt, kann ewiges Leben bekommen.
Die drei notwendigen Schritte zur Rettung
Und ich hatte gesagt: Rettung braucht zwei, eigentlich drei Dinge, und ich zähle sie einfach noch einmal auf.
Erstens natürlich Buße. Daran führt kein Weg vorbei. Es braucht immer die klare Entscheidung: Ich möchte mit Gott leben. Nicht mit irgendeinem Gott, sondern mit dem Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und sich in der Person dieses Jesus aus Nazaret offenbart hat. Buße ist aufrichtige Umkehr zu Gott. Keiner, der ein geistliches Leben haben möchte, kommt an diesem Moment vorbei.
Aber Buße allein reicht nicht aus. Buße ist notwendig, aber nicht hinreichend. Ich weiß nicht, ob ihr in der Schule diese Unterscheidung hattet: Etwas ist notwendig, aber nicht hinreichend. Das gehört dazu, aber du bist noch nicht am Ziel. Also: Buße ist notwendig, aber nicht hinreichend.
Wir sehen das auch, wenn wir lesen, wie viele Juden sich von Johannes dem Täufer taufen ließen und diese Umkehr mit dem dazugehörigen Zeichen nicht dazu führte, dass sie dann mit wehenden Fahnen zu Jesus überliefen. Dann merken wir: Buße allein ist nicht genug.
Der zweite Schritt, um gerettet zu werden, ist der Glaube. Ich glaube an das Evangelium. Hier müssen wir vorsichtig sein, denn Glauben muss im Leben eines Menschen mehr sein, als nur mit dem Kopf abzunicken, was er verstanden hat. Das Evangelium ist eine Botschaft, deshalb heißt es ja übersetzt auch „gute Nachricht“.
Aber diese gute Nachricht möchte etwas auslösen. Die Frage ist: Was möchte sie auslösen? Wozu möchte mich das Evangelium bringen, wenn ich es höre?
Dazu habe ich euch einen Text aus dem Römerbrief mitgebracht: Römer 10,14. Ich lese ihn einmal vor und löse ihn dann auf.
Der Prozess der Errettung nach Paulus
Die Frage ist: Wenn ich das Evangelium höre, was möchte das Evangelium in mir bewirken?
In Römer 10,14 fragt Paulus die Römer: Wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber sollen sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Und wie sollen sie hören, ohne einen Prediger?
Wir erkennen hier, dass es Paulus tatsächlich um den Prozess der Errettung geht. Er beschreibt diesen Prozess und sagt, am Anfang brauche ich einen Prediger. Irgendjemand muss das Evangelium predigen, es muss gesagt werden, worum es geht.
Wenn ich einen Prediger habe, dann kann ich hören. Und wenn ich das Evangelium höre, dann kann ich glauben. Doch es reicht nicht aus, das Evangelium nur zu kennen. Wenn du weißt, dass Jesus für deine Sünden gestorben ist, was muss dann als Nächstes kommen?
Die Antwort lautet: Ich muss ihn tatsächlich anrufen. Das ist der letzte Schritt. Ich glaube, um anzurufen. Das Evangelium will, dass ich anfange, Jesus zu vertrauen. Es sagt mir, was Jesus für mich getan hat. Nun stellt sich die Frage: Was mache ich mit diesem Wissen?
Gott wünscht sich, dass wir den Herrn Jesus anrufen, dass wir anfangen, ihm zu vertrauen. Ich soll nicht nur wissen, dass er für meine Sünden gestorben ist, sondern verstehen, dass er mir anbietet, mit ihm zu sterben. Er bietet mir an, mein ganzes altes Leben hinter mir zu lassen.
Ich muss einfach nichts weiter tun, als Jesus anzurufen – so wie der Zöllner im Gleichnis, der sagt: „Gott, sei mir dem Sünder gnädig.“ Das ist der Moment, in dem ein Mensch gerettet wird und ewiges Leben empfängt. Wenn er von seinem alten Leben genug hat, wenn er begreift, dass Gottes Opferlamm ihm anbietet, gerettet zu werden, und er die Hände ausstreckt und sagt: „Gott, rette mich, Herr Jesus, ich möchte gerettet werden, ich will, dass du in meinem Leben Herr wirst.“
Rettung als Geschenk und nicht als Leistung
Und da erkennen wir: Die Rettung eines Menschen liegt nicht darin, dass ich etwas tue. Es ist wichtig, dass wir das vollkommen verstehen. Gott rettet uns nicht aufgrund unserer guten Werke. Er rettet uns nicht wegen unserer gläubigen Familie oder weil wir eine besondere Leistung erbracht oder besonders großzügig gespendet hätten. Das ist nicht das, was uns rettet.
Jesus rettet den, der ihn anruft und sagt: Herr, bitte sei mir gnädig! Jesus ist die Sühnung für unsere Sünden. Am Kreuz stirbt Gott für meine Schuld. Und er bietet mir das an: Möchtest du, dass ich dir deine Schuld abnehme? Im Bild gesprochen: Möchtest du, dass der alte Jürgen mit mir am Kreuz stirbt?
Wisst ihr, am Kreuz hängt – weil ich bekehrt bin – meine Schuld. Und so wie Jesus auferstanden ist, so bekomme ich mit ihm, in dem Moment, in dem ich auf ihn vertraue und ihn anrufe, neues ewiges Auferstehungsleben. Es ist genau die Art von Leben, die wir brauchen, wenn wir Jesus nachfolgen wollen: dieses Überwinderleben, ein Leben für Jesus, ein Leben durch die Kraft seines Heiligen Geistes.
Noch einmal: Christsein heißt, ich bin mit Jesus am Kreuz gestorben. Mein altes, kaputtes Leben ist Vergangenheit. Ich will mit meinem alten Leben einfach nichts mehr zu tun haben. Ich will, dass in der Zukunft nur noch Jesus sein Leben durch mich hindurch leben darf.
Die christliche Taufe als Zeichen des neuen Lebens
Und jetzt wird es wichtig. Genau dafür steht die christliche Taufe.
Die Frage war: Wo liegt der Unterschied? Dafür, für das, was ich eben gesagt habe – dass ich mit Jesus gestorben und auferstanden bin –, steht die christliche Taufe.
Hören wir dazu Römer 6,3-4. Paulus beschreibt hier Christen, die sich fragen: Warum soll ich nicht mehr sündigen? Er sagt diesen Christen:
„Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod. Damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“
Das ist ein schwieriger Text, den ihr zuhause nachlesen solltet. Aber ich hoffe, ihr versteht trotzdem, wofür die christliche Taufe steht.
Die Taufe steht für das Kreuz. Wie Jesus gestorben und begraben wurde, so ist mein alter Mensch mit seinem Eigenwillen, mit seinen Ideen vom guten Leben, mit seinen falschen Zielen und mit seiner Ablehnung gegen Selbstverleugnung im Moment der Bekehrung mit Jesus gestorben.
Er wurde mitbegraben – und zwar sichtbar und symbolisch durch die Taufe in den Tod.
Wozu? Damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.
Die Botschaft der christlichen Taufe – dieses Begrabenwerden und Wieder-Herauskommen – ist eindeutig: Ich habe mein altes Leben hinter mir gelassen, ich bin mit Christus gekreuzigt.
Ich teile jetzt sein Auferstehungsleben.
Galater 2,20 sagt dazu: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“
Dieses „Ich lebe nicht mehr, ich bin gestorben, ich habe mit meinem alten Leben nichts mehr zu tun“ – das ist es, was die christliche Taufe bezeugt: dass nicht mehr ich lebe, sondern Jesus in mir.
Die christliche Taufe als Ausdruck der eigenen Unfähigkeit
Dafür, wirklich dafür steht die christliche Taufe. Sie ist das endgültige und absolute Eingeständnis meiner eigenen Unfähigkeit, mich selbst retten zu können. Es ist sehr wichtig, dass wir das verstehen.
Die christliche Taufe ist nicht wie die Taufe des Johannes ein Bild dafür, dass ich jetzt irgendwie zu Gott umkehre und es aus eigener Kraft noch einmal probiere. Sie bedeutet nicht, dass ich eine Extraportion Disziplin in mir suche und es schon irgendwie schaffen werde. Ganz im Gegenteil: Sie ist der Beleg dafür, dass ich gestorben und auferstanden bin und allein auf das vertraue, was Jesus getan hat.
Noch einmal: Mit der Taufe des Johannes bringe ich zum Ausdruck, dass ich von dem Moment an, in dem ich Buße tue, besser leben möchte. Mit der christlichen Taufe hingegen zeige ich, dass ich es aus eigener Kraft niemals geschafft hätte.
Deshalb, weil ich begriffen habe, dass ich es nicht schaffe, setze ich alles auf die Karte Jesus. Ich rufe ihn an und sage: Rette mich! Ich hänge mich an ihn, ich möchte den Weg gehen, den er vorgelebt hat. Ich will mit ihm sterben und mit ihm auferstehen. Ich will sein Leben in meinem Leben haben. Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.
Genau diesen Aspekt hatte Apollos leider nicht verstanden. Apollos war Christ, wahrscheinlich getauft. Wir lesen jedenfalls nichts davon, dass er noch einmal getauft werden musste. Das wäre hier im Zusammenhang wichtig gewesen. Da Lukas es weglässt, können wir davon ausgehen, dass es nicht der Fall war. Dennoch hatte Apollos in Bezug auf die Taufe ein falsches Verständnis.
Korrektur durch Priscilla und Aquila und die Bedeutung von Gemeinschaft
Es hat mir Spaß gemacht, diese Predigt vorzubereiten, weil ich dachte, vielleicht gibt es auch unter euch den einen oder anderen, der so sagt: Beim Thema Taufe, wenn du mich so einfach gefragt hättest, wozu sie eigentlich da ist, dann hätte ich vielleicht auch nicht gleich alles gewusst. Genau, das kann ja mal passieren, dass man das mit der Taufe nicht ganz versteht.
Apollos hatte da ein falsches Verständnis, aber eben eines, das korrigiert wird. Jetzt lesen wir noch einmal in der Apostelgeschichte die letzten drei Verse, denn die finde ich ganz schön. Es heißt dort in Apostelgeschichte 18,26-28 noch einmal über Apollos:
„Und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Priscilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus.“
Schön, oder? Also, sie hören die Predigt und denken sich: Den müssen wir aber zum Kaffeetrinken einladen, der hat da irgendwas noch nicht ganz verstanden. Übrigens ist es total interessant, dass der Name der Frau hier vorne dransteht. Das ist ungewöhnlich für die Antike und spricht dafür, dass sie an dieser Stelle eher die Initiative war.
„Als er aber nach Achaia reisen wollte“, also Apollos, „schrieben die Brüder den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen. Dieser war, als er hinkam, den Glaubenden durch die Gnade sehr behilflich.“
Also, er hört das anscheinend, versteht es und lernt dazu. Er wird noch brauchbarer, denn kräftig widerlegte er die Juden öffentlich, indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist.
Drei abschließende Bemerkungen zur Bibellehre und Gemeinschaft
Lasst mich die Predigt mit drei Bemerkungen abschließen. Drei Bemerkungen, die einfach zu diesem Text dazugehören.
Erstens: Auch Bibellehrer können sich irren. Ja, gerade dann, wenn sie noch jung sind. Für alle, denen das schon mal passiert ist – also die mal eine Predigt gehalten haben und fünf Jahre später feststellen, dass davon fünfzig Prozent Mist waren – nur weil ich mich an einer Stelle mal geirrt habe, heißt das nicht, dass mein ganzer Dienst als Bibellehrer gleich Mist ist.
Für euch als Gemeinde heißt das: Geht mir bitte ganz lieb mit euren Bibellehrern, mit den jungen Leuten um. Die dürfen auch mal etwas predigen, bei dem du danach sagst: Na ja, fast. Erste Bemerkung: Bibellehrer können sich irren.
Zweite Bemerkung: Priscilla und Aquila sind ein ganz normales, engagiertes Ehepaar. Ihr könnt da mal eine Konkurrenz aufschlagen, wo die überall auftauchen. Sie sind ein engagiertes Ehepaar. Das heißt: Biblische Lehre und ein tiefes Verständnis von dem Weg Gottes, also vom Evangelium, sind kein Privileg der Prediger.
Es ist, glaube ich, wichtig, dass wir das verstehen: Jeder Christ sollte sich nach einigen Jahren, in denen er Christ ist, seine Bibel liest, Verse auswendig lernt, darüber nachsinnt und gute Predigten hört, irgendwann in seiner Bibel auskennen. Und zwar so gut wie möglich, so wie Gott es ihm intellektuell und mit seinen sonstigen Fertigkeiten geschenkt hat.
Jeder von euch sollte sich trauen, auf einen Prediger zuzugehen, wenn er den Eindruck hat, dass der Prediger etwas noch nicht ganz verstanden hat. Bitte macht da keinen Unterschied zwischen denen, die hier vorne stehen, und euch. Studiert eure Bibel, habt ein tiefes geistliches Verständnis der Wahrheiten der Bibel. Dann kommt auf die Prediger zu und sagt: „Hey, ich glaube, an der Stelle fehlt dir noch was.“ Das kann passieren, traut euch das.
Das ist nicht der Job der Extraheiligen und nicht der Job der Ältesten. Ihr dürft jeden Prediger zum Kaffeetrinken einladen und mit ihm ein interessantes geistliches Gespräch führen. Ich kann – und das finde ich total mutmachend – ein vollwertiger, leidenschaftlicher, mutiger Christ sein, ohne dass ich schon alles haarklein verstanden habe.
Also auch wenn du aus der Predigt rausgehst und denkst: „Hey, schön, dass mir Jürgen das erklärt hat, ich hätte das auch nicht so wirklich verstanden“ – alles gut. Das, was ich brauche, ist nur eines: Ich brauche die Demut, dass jemand auf mich zukommen und mich korrigieren darf. Das ist alles, was es braucht.
Christentum – das ist mein letzter Gedanke – Christentum ist Gemeinschaft. Wir brauchen einander. Keiner ist perfekt. Ich finde es einfach spannend: Hier erleben wir, wie ein hochbegabter Prediger noch wirksamer wird, weil er sich von einem ganz normalen, engagierten Ehepaar korrigieren lässt. Und das finde ich großartig.
Ich möchte euch das als Gemeinschaft zusprechen: Gott möge euch diesen Mut und vielleicht auch die Demut schenken, die es braucht, um so eine funktionierende Gemeinschaft zu werden. Eine Gemeinschaft, in der sich jeder mit seinen Gaben mächtig einsetzt und durch die Gemeinschaft noch brauchbarer, noch wirksamer und noch engagierter wird.
Das wünsche ich euch. Amen.