Einführung in die Leidensankündigung Jesu
Gott wird Mensch
Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 379
Die erste Leidensankündigung, Teil 2
Wir waren stehen geblieben bei der Stelle, an der der Herr Jesus seinen Jüngern erklärt, was er als Messias von seinen Zeitgenossen zu erwarten hat.
 Markus 8,31:
„Und er fing an, sie zu lehren: Der Sohn des Menschen muss vieles leiden, verworfen werden von den Ältesten, den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“
Halten wir an dieser Stelle erst einmal Folgendes fest: Jesus weiß, was auf ihn zukommt. Ganz nüchtern spricht er von den Themen Ablehnung, Ermordung und Auferstehung.
Dieser Text zeigt ganz deutlich, dass Jesus mehr sein muss als einfach nur ein normaler Mensch. Ja, er ist Mensch – sogar, mit den Worten des Hebräerbriefes, in allem in gleicher Weise versucht wie wir. Aber er ist eben auch Gott im Fleisch.
Deshalb weiß er als geistgeleiteter Prophet und schriftkundiger Bibellehrer genau, was auf ihn zukommt: Ablehnung, Ermordung und Auferstehung.
Die Bedeutung von Jesu Wissen und die alttestamentliche Grundlage
Es reicht nicht aus, Jesus lediglich für einen klugen Philosophen zu halten, der Nächstenliebe zum Kern seiner Ethik gemacht hat. Jesus ist viel mehr. Er weiß genau, was kommen wird.
Das weiß er auch deshalb, weil die Schriften des Alten Testaments von der Ablehnung berichten, die der wahre Messias erfahren würde. In Jesaja 53,3 und 53,7 heißt es: „Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet und wir haben ihn nicht geachtet.“
Weiter heißt es: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und machte seinen Mund nicht auf, wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern. Und er machte seinen Mund nicht auf.“
Vor der Verherrlichung des Messias steht das Leid des Messias. Jesus weiß das, doch seine Jünger sind sich dessen nicht bewusst. Deshalb reagiert Petrus auch so falsch.
Petrus’ Fehlreaktion auf die Leidensankündigung
Markus 8, Verse 32 und 33: Und er redete das Wort mit Offenheit, und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und tadelte Petrus. Er sagte: „Geh weg hinter mich, Satan, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes ist, sondern auf das, was der Menschen ist.“
Ein wenig muss ich immer wieder schmunzeln, wenn ich diese Stelle lese. Petrus nimmt Jesus beiseite – so, wie man jemanden, den man nicht öffentlich bloßstellen will, zur Seite nimmt, um ihm ins Gewissen zu reden. Petrus nimmt Jesus beiseite und beginnt, ihn zu tadeln. Was für ein Wahnsinn! Der Schüler erklärt dem Lehrer, dass er nicht weiß, was er sagt.
Wie kommt Petrus auf die Idee, dass er so mit Jesus umgehen darf? Petrus und die Jünger wirken oft begriffsstutzig, das haben wir immer wieder gesehen. Warum glaubt Petrus hier, dass er Jesus tadeln darf?
Ich hatte das schon in der letzten Episode angedeutet. Ich denke, dass wir es hier mit mindestens zwei Gründen zu tun haben, die Petrus beeinflussen. Da ist zum einen das Lob Jesu und zum anderen das Denken der Gesellschaft. Beides kann gefährlich sein, wenn es um Theologie geht.
Die Gefahr von geistlichem Erfolg und gesellschaftlichen Erwartungen
Wenn Jesus uns lobt oder, allgemeiner formuliert, wenn er unseren Dienst bestätigt, wir Erfolg sehen und andere bemerken, dass Gott uns segnet und uns eine Berufung zuspricht, dann betreten wir sehr gefährlichen und schlüpfrigen Boden. Unser Ego wartet nur darauf, dass Gott uns auf die Schulter klopft, um sich wieder auf den Thron unseres Lebens zu setzen.
Wenig im Leben ist deshalb so gefährlich wie geistlicher Erfolg. Dabei gehen Demut und Nüchternheit sehr schnell verloren. Ein gutes Beispiel dafür ist die Gemeinde in Laodizea, die sich für reich hält, in Wirklichkeit aber bettelarm ist. Erfolg blendet, und geistlicher Erfolg ist wirklich gefährlich.
Petrus zeigt uns leider, wohin es führt, wenn wir denken, etwas zu sein oder etwas verstanden zu haben. Deshalb brauchen wir die tägliche Gemeinschaft mit Gott im Gebet und die ehrliche Gemeinschaft mit guten Freunden – solchen Freunden, die uns ins Leben hineinreden dürfen.
Wahrscheinlich brauchen wir Gemeinschaft nie mehr als in den Zeiten, in denen Gott uns segnet. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell erfolgreiche Pastoren persönliche Glaubensratgeber für andere schreiben, als wären sie mit ihrem Leben, ihren Erfahrungen und Einsichten eine Blaupause für andere Christen. Das fand ich immer schon etwas merkwürdig.
Deshalb sollten wir ganz vorsichtig sein. Nur weil wir Erfolg haben, weil es bei uns läuft und Gott uns benutzt, um sein Reich zu bauen, heißt das noch lange nicht, dass wir alles richtig sehen. Es bedeutet nicht einmal, dass wir besonders viel Durchblick haben. Petrus lässt grüßen.
Die Begrenztheit menschlichen Denkens und die Gefahr der Selbsttäuschung
Vor allem dürfen wir nie, wirklich nie vergessen, dass wir Kinder unserer Zeit sind. Und das meine ich nicht nur im gesellschaftlichen Sinn, sondern auch im gemeindlichen Sinn. Wir sind Teil einer Denkblase und weit davon entfernt, alles zu durchschauen.
Lasst uns unbedingt ehrlich sein, wenn wir merken, dass wir uns wie Petrus verhalten. Vielleicht fällt uns nicht sofort auf, wie uns Demut und Nüchternheit verloren gehen. Doch hoffentlich erkennen wir zumindest, wenn wir anfangen, Jesus zu tadeln.
Petrus tadelt seinen Rabbi natürlich auch deshalb, weil Dinge wie gesellschaftliche Ächtung bis hin zum Mordkomplott auch auf ihn selbst und die anderen Jünger zurückfallen werden. Bei dem, was Jesus sagt, steht nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel. Eng damit verbunden ist das Leben all derer, die alles auf die Karte Jesus gesetzt haben.
Wenn Jesus untergeht, gehen auch die Träume und Hoffnungen der Jünger mit unter. Wie gesagt, sie verstehen nicht, was Jesus mit Auferstehung meint. Ein toter Messias ist in ihren Augen deshalb zwingend auch das Aus für ihre eigenen Pläne.
Die Verbindung von Nachfolge und eigenen Interessen
Und wenn man so will, ist das immer auch ein dritter Grund dafür, warum Christen anfangen, sich an Gott zu stoßen. Ob wir es zugeben oder nicht: Meistens verbinden wir mit der Nachfolge auch eigene Interessen.
Dieser heimlich gedachte Gedanke, dass es sich doch auszahlen muss, wenn ich mich auf Jesus einlasse. Wenigstens ein bisschen dieser Gedanke, dass wir unser Leben zwar verlieren, um es zu finden, aber so ganz verlieren wollen wir es dann doch nicht.
Deshalb lasst uns wirklich aufmerksam darauf achten, wie wir mit Gott umgehen. Wo stehen wir aktuell in der Gefahr, dass wir Gott tadeln? Vielleicht nicht öffentlich, sondern eher so wie Petrus. Wir nehmen ihn zur Seite, und wenn keiner zuschaut, weisen wir Gott zurecht. Wir erklären ihm, wie er zu sein hat, damit man ihn und uns mag. Bis dahin, dass wir gar nicht einverstanden sind mit dem Weg, den er gerade einschlägt, weil er nicht zu unseren Vorstellungen von Theologie oder zu unseren Vorstellungen vom Leben passt.
Zusammenfassung und praktische Hinweise
Ich fasse noch einmal zusammen: Warum kritisieren Christen Jesus? Dabei fallen mir drei Gründe ein, wenn ich Petrus betrachte.
Zum einen glauben manche, ein Recht auf Kritik zu haben. Dann gibt es häufig einfach Unwissenheit. Und schließlich die Kollision mit eigenen Interessen. Hochmut, Dummheit und Eigeninteresse – darauf würde ich achten, wenn ich merke, dass ich mich wie Petrus verhalte.
Wenn ich mich darüber ärgere, was ich in der Bibel lese, oder wie Gott mich gerade führt, sollte ich diese Punkte bedenken.
Was könntest du jetzt tun? Schreibe zu allen theologischen Positionen, die du hast, die passenden Bibelstellen heraus. Wir müssen wissen, wo das steht, was wir glauben.
Das war’s für heute. Fang schon Mitte der Woche an, dich auf den Gottesdienst vorzubereiten. Schick doch dem Prediger und anderen Mitwirkenden eine ermutigende SMS.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!
