Dank und Bitte um Erkenntnis
Ja, wir beten! Lieber Vater, wir danken dir jetzt auch für diese Worte, diese zehn Worte, die eine gewaltige Vorgabe sind. Sie decken auch Sünde auf, was du ja auch bezweckt hast, Herr Jesus Christus.
Wir beten, dass du uns hilfst, damit wir nicht wie Pharisäer sind und einfach darüber hinweglesen, ohne uns wirklich Gedanken zu machen.
Danke, Herr Jesus, für deine Liebe, die diese Dinge aufdeckt. Amen!
Radikalität im Umgang mit Sünde
Also radikal sein, ja, das ist der Gedanke. Buchstäblich die Hand abzuschlagen wird letztlich nicht helfen, denn dann stiehlt halt die andere Hand. Wenn die eine stiehlt, ist das das Problem.
Was der Herr Jesus sagen möchte, was er durch dieses krasse Bild zeigt, ist: Du musst ganz radikal sein mit allem, was ein Hindernis ist. Wir müssen alle radikal sein mit dem, was ein Hindernis in unserem Leben ist, um dem Herrn nachzufolgen.
Wenn das zum Beispiel das Internet ist, dann muss ich das Internet abmelden oder mir einen familienfreundlichen Provider besorgen, der automatisch filtert, sodass ich gar keinen Zugang zu diesen Sachen habe. Es gibt Wege, wo man sagt: Gut, dann sperre ich mir den Zugang und baue mir eine Barriere ein.
Das Passwort soll sich jemand anderes aussuchen, und ich kenne es nicht. So kann ich auch nichts daran ändern. Das ist gesund.
Oder wenn es andere Dinge in unserem Leben sind, soll ich mich fragen: Womit füttere ich meine Gedanken?
Das Wort Gottes im Herzen bewahren
Ich habe hier einen Vers aus Sprüche 4,20 aufgeschrieben:
„Mein Sohn, merke auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Worten, lass sie nicht von deinen Augen weichen.“
Hier sind wieder die Augen im Spiel. Wenn die Augen auf das gerichtet sind, eben auf die Worte des Vaters, dann kommt es gut. Bewahre sie im Inneren deines Herzens. Lass sie nicht von deinen Augen weichen und bewahre sie im Herzen.
Das sind diese beiden Dinge: Mit den Augen kommt das Wort Gottes. So lese ich das Wort des Vaters und bewahre es in meinem Herzen. Ich habe es immer vor Augen. Das Wort Gottes vor Augen – da hilft auch ein Spiegel.
Vor dem Spiegel kann man sich auch, es gibt Geschwister, die haben gewisse Bibelverse, die kleben sie an die Spiegel. Warum nicht? So schaut man immer wieder hinein. Oder man hängt sich den Tageskalender mit dem Bibelvers vor den Spiegel. Dann wird man daran erinnert, dass man den Vers von heute Morgen noch nicht abgerissen hat. So hat man das Wort Gottes vor Augen.
Jemand hat mal gesagt: Alles, was du über die Augen aufnimmst, prägt dich. Letztlich vergisst du nie etwas. Es hat sich festgesetzt in deinem Gehirn. Das ist so. Unser Gehirn ist so gebaut, dass es Eindrücke aufnimmt.
Gut, manche meinen, sie hätten etwas vergessen, aber es ist noch da. Das ist wie bei einer Festplatte. Da löscht man etwas von der Festplatte, und die Fachleute sagen uns, dass da gar nichts wirklich gelöscht wird. Es gibt zwar Tricks, um Daten endgültig zu löschen, aber das normale Löschen reicht nicht. Die Daten sind immer noch vorhanden.
In unseren Gedanken ist es genauso.
Versuchung durch den Blick und radikale Selbstdisziplin
Und was den Blick betrifft: Es kann schon sein, dass uns etwas ins Blickfeld kommt, das wir nicht sehen sollten. Der erste Blick ist die Versuchung, der zweite Blick ist die Sünde.
In Bregenz ist mir das passiert. Ich habe gemerkt, dass ich auf eine Brücke zufahre. Es war eine Eisenbahnbrücke, auf der ein riesiges Plakat angebracht war. Die Straße führt unter der Brücke hindurch. Auf dem Plakat war eine abgebildete, leicht bekleidete Frau zu sehen. Ich musste mit dem Auto fahren und konnte nicht ausweichen. Das war schon gefährlich, aber ich sagte mir, ich kann mich nicht anders retten.
Manchen fällt das schon schwer, aber der Herr kann uns helfen. Der zweite Blick, das Gefallen an dem, ist die Sünde. Sei radikal: Wenn deine Hand dir Anlass zur Sünde gibt, haue sie ab und wirf sie von dir. Mit der Hand nimmt man dem anderen die Frau weg, man raubt dem anderen etwas.
Es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Hier habe ich auch noch einen Vers von Hiob aufgeschrieben, den ich fast vergessen hätte. Es ist der bekannte Vers, in dem Hiob sagt: „Ich habe einen Bund mit meinen Augen gemacht, dass ich nicht schaue nach einer Jungfrau.“ Damit ist das Nachschauen gemeint. Wir Männer wissen, wie das ist.
Es gibt diesen zweiten Blick, dieses Nachschauen. Hiob hat aber einen Bund geschlossen, er hat sich das vorgenommen und diesen Bund vor dem Herrn gemacht.
Praktische Ratschläge zum Schutz der Reinheit
Hier möchte ich einen kleinen Exkurs einfügen, weil ich denke, er ist sehr wichtig. Es sind Dinge, die uns täglich beschäftigen. Die Welt wird immer unzüchtiger, und es ist gut, wenn wir uns Gedanken machen, wie wir unser Inneres rein bewahren können. Praktische, hilfreiche Ratschläge sind dabei sehr wertvoll.
Ich habe etwas gelesen und es dann weiter ausgearbeitet. Es war von jemandem namens Gassmann, der darüber geschrieben hat. Ich habe das weiter ausgefeilt und beschlossen, mir die wichtigsten Bibelverse anzuschauen, die dabei eine Hilfe sein können. Das war mir selbst schon eine große Hilfe.
Erstens: Römer 8, Vers 5. Dort heißt es: „Die, die nach dem Geist sind, sinnen auf das, was des Geistes ist.“ Das bedeutet, sie denken an die Dinge, die den Heiligen Geist interessieren. Wenn du geistlich gesinnt sein möchtest, musst du an die Dinge denken, die den Heiligen Geist interessieren. YouTube interessiert den Heiligen Geist nicht. Oder schlimmere Dinge, die es ja noch gibt. Ich muss schauen, was mich wirklich interessiert und was den Heiligen Geist wirklich interessiert. Das ist das Reich Gottes, der Vater, der Sohn, der Heilige Geist, die Geschwister, die Gemeinde, das Wort Gottes und die herrlichen Wahrheiten. An sie zu denken ist wichtig.
Ein junger Mann hat einmal gesagt: „Ich liebe ihn, den Herrn Jesus.“ Ein anderer fragte ihn, der blind war, wie er das wisse. Er antwortete: „Ich denke immer schön an ihn.“ Wenn man jemanden liebt, denkt man immer an ihn. Was beschäftigt mich in meinen Gedanken, wenn ich aufwache? Was ist der erste Gedanke? „Oh, schon wieder Montag“ oder etwas anderes? Ich habe Ilse Schrantz besucht und war sehr begeistert von ihrer positiven Einstellung zum Leben. Das prägt einen Menschen: die Freude, dass der Herr das geführt hat, dass der Herr im Zentrum steht. Das ist schön.
Zweitens: „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke.“ Dort liegt die Kraft. Die Frucht des Geistes ist Liebe, Friede, Freude und so weiter. Liebe, Friede, Freude – die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Wenn ich mich darauf konzentriere und mir vor Augen führe, wer unser Herr ist, dann ist das eine große Hilfe in dieser unreinen, unzüchtigen Welt. Dann kann uns das nicht so viel anhaben, weil der Herr uns groß vor Augen steht.
Drittens: „Meidet das Böse in jeder Gestalt.“ Oder: „Von jeder Art, von jeder Gestalt des Bösen haltet euch fern.“ Das steht in 1. Thessalonicher 5, Vers 22. Versucht, dem Bösen keinen Raum zu geben. Der Apostel sagt: Gebt dem Teufel keinen Raum. Ich kann etwas tun, um zu verhindern, dass der Feind Raum gewinnt. Es gibt Dinge, bei denen ich nicht so ernsthaft bin, und dadurch bekommt der Feind Raum.
Wir haben einmal am Tisch über Kleidung gesprochen. Das ist ein Thema, das unter Christen nicht oft angesprochen wird, aber es ist wichtig, darüber zu reden. Kleidung. Wenn eine gewisse Art von Kleidung normal wird, die eigentlich nicht normal sein dürfte, dann bekommt der Feind Raum. Es wird jetzt warm, die Eismänner sind vorbei. Wie kleiden wir uns? Das ist für junge Frauen wichtig. Es liegt in der Natur der Sache, dass es für junge Frauen wichtig ist. Aber es muss darüber gelehrt werden. Die Eltern müssen darüber unterwiesen werden, damit sie ihren Kindern eine gute Anleitung geben können.
Fliehet stets die Unzucht! Das steht in 1. Korinther 6, Vers 18. Jede andere Sünde betrifft nicht den Leib, aber die Unzuchtsünde betrifft den Leib. Und der Leib ist etwas Kostbares, etwas Würdiges in unserem Wesen. Der Leib ist nicht etwas Schlechtes. Gott wird ihn einmal verwandeln, aber er ist etwas Würdiges. Er ist der Tempel des Heiligen Geistes, wie Paulus an dieser Stelle sagt (1. Korinther 6, Vers 19). Man denkt, der Heilige Geist wohnt in meinem Geist, richtig? Aber mein Geist wohnt in meinem Leib, also wohnt der Heilige Geist in meinem Leib.
Paulus sagte auch zu Timotheus: „Fliehe die jugendlichen Lüste!“ Timotheus war damals schon über dreißig. In der Bibel gilt das Alter von dreißig bis fünfunddreißig noch als Jugend. Das steht in 2. Timotheus 2, Vers 22 und 1. Korinther 6, Vers 18. In beiden Versen heißt es „fliehet“ – im Griechischen ein Präsensimperativ. Das bedeutet, dass es eine fortwährende Handlung ist. Fliehet stets die Unzucht, fliehe stets die jugendlichen Lüste. Das ist eine Haltung, die ich einnehmen muss.
Fünftens: „Freue dich an der Frau deiner Jugend.“ Wenn ich noch keine habe, dann habe ich noch keine. Aber wenn ich eine habe, soll ich mich an ihr freuen. Und wenn sie alt geworden ist, freue ich mich immer noch an der Frau meiner Jugend. Das steht in Sprüche 5, Vers 18. Erfüllte Sexualität soll ausschließlich in der eigenen Ehe gesucht werden und nicht außerhalb. Man darf nicht denken, man sei unerfüllt, wenn das aus irgendeinem Grund nicht möglich ist. Sexualität ist nicht das Letzte, nicht das Höchste aller Lüste und Freuden. Sie hat ihren Platz. Es ist klar, dass junge Menschen, bei denen die Hormonproduktion auf dem Höhepunkt ist, andere Gefühle haben als ältere Menschen. Das ist vielleicht bei jedem anders, aber grundsätzlich gibt es verschiedene Altersstufen, in denen man mehr angefochten ist als sonst.
Ich soll aber nicht denken, wenn ich das jetzt nicht habe, bin ich unerfüllt. Das ist eine falsche Sichtweise. Die Schrift zeigt, dass die höchsten Freuden nicht auf dem körperlichen Gebiet liegen. Auch das Essen ist nicht die höchste aller Freuden. Es ist schön, einen guten Braten zu essen, aber es ist nicht das Höchste. Man kann auch ohne diese Dinge auskommen, wirklich. Paulus sagt, man kann auch ohne Betätigung der Geschlechtlichkeit auskommen, und Geschwister haben das vorgelebt, zum Beispiel William MacDonald.
Das will ich nur sagen: In der Welt wird uns vorgespielt, als ob diese Dinge das Wichtigste sind. Das ist eine banale Lüge. Enthaltet euch der fleischlichen Lüste! Sie kämpfen gegen die Seele. Es gibt sogar ein Hindernis, wenn man nicht mehr auf das Fleischliche aus ist, auf die fleischliche Erfüllung der Lust. Das kämpft gegen etwas anderes, das vorankommen möchte: das Innere, die Seele. Die Seele ist hier gemeint.
Wir sind nicht in erster Linie Leib. Der Mensch ist nicht Leib, Seele und Geist, sondern Geist, Seele und Leib. Das ist ein Unterschied, und die Reihenfolge ist wichtig. Das höchste Glück und die letzte Erfüllung liegen in der Beziehung zu dem Herrn. Wir sind Personenwesen. Gott hat uns als Personenwesen geschaffen. Das Wesentliche, was wir sind, ist nicht der Leib, sondern der Geist.
Ich sehe Geschwister, die ich zehn Jahre nicht gesehen habe. Der Geist, der dahintersteht, ist der gleiche. Der Körper ist gealtert, das merkt man erst nach langer Zeit. Aber die Person dahinter ist dieselbe. Das ist der eigentliche Mensch. Wenn er gestorben ist, ist er nur eine leblose Hülle, und man merkt, es ist nicht mehr die Person.
Das eigentliche Wesen ist also die Person. Wir sind Personenwesen, weil Gott ein Personenwesen ist. Die höchsten Freuden des Menschen liegen auf persönlicher Ebene, auf Beziehungsebene, und nicht auf leiblicher Ebene. Das muss man sich klar machen in einer Welt, in der die Prioritäten so sehr verschoben werden.
Womit beschäftige ich mich? Meine Gedanken kann ich steuern. Jetzt sage ich mal: Niemand soll an eine Schlange denken, niemand an eine Anakonda, diese zwölf Meter langen großen Schlangen. Wer hat an Schlangen gedacht? Wir können unser Denken bewusst steuern. Aber ich muss es mit etwas anderem füllen. Ich darf nicht an das Negative denken, das ich nicht denken soll, sondern ich muss es mit etwas anderem füllen. Und das ist das Wort Gottes. Das ist hier gemeint.
Ehe und Treue
Aber jetzt sollte ich weitermachen. Darf man die Frau verwerfen? Ja, das gehört immer noch zum gleichen Thema. Es geht immer noch um das Verhalten gegenüber der Frau. Diesmal nicht um das Verhalten gegenüber der Frau eines anderen, sondern um das Verhalten zur eigenen Frau.
Der Herr Jesus sagt: Du darfst sie nicht entlassen. Bei den Juden hatte sich eingebürgert, dass sie ihre Frauen entließen. Doch der Herr Jesus sagt, man kann sie nicht entlassen – fertig.
Es wurde gesagt: Wer sich von der Frau scheidet oder sie entlässt, der soll ihr einen Entlassungsbrief, einen Scheidungsbrief geben. Aber ich sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet oder sie entlässt, außer aufgrund von Unzucht – ja klar, dann ist die Ehe natürlich schon dahin.
Die Basis der Ehe ist das Versprechen, treu zu sein. Wenn Unzucht geschehen ist, ist diese Basis gebrochen. Zwar gibt es noch Vergebung, und man kann die Sache wieder in Ordnung bringen. Aber dann muss das Ehegelöbnis erneuert werden oder es ist gebrochen.
Bei Unzucht innerhalb der Ehe ist das Ehegelöbnis gebrochen, Geschwister. Damit ist die Basis der Ehe dahin. Dann muss das Gelöbnis erneuert werden, wenn der Partner vergibt. Wenn er nicht vergibt oder sagt: „Nein, ich kann nicht“, dann muss man das hinnehmen.
Das ist hart, aber als Christ gibt der Herr Jesus die Kraft, auch wieder zu vergeben. Und das wird man auch gerne tun. Aber das Treugelöbnis muss erneuert werden. Das Vertrauen wiederzugewinnen ist ein langer Weg.
Also: Unzucht ist klar. Aber abgesehen von Unzucht gibt es keine Ehescheidung. Das ist keine Option, Geschwister. Grundsätzlich ist das gar keine Option.
Über dieses Thema sind ja viele Bücher geschrieben worden.
Wahrhaftigkeit im Reden
Weiter, das dritte Wort, über Wahrhaftigkeit im Reden, steht hier im Zentrum von diesen fünf. Es ist das dritte von den ersten fünf. Interessant ist, dass in der Mitte hier das Wort Rede, in der Form Reden, steht – es geht um die Wahrhaftigkeit, das Verhältnis zur Wahrheit. Wir sollen vollkommen sein im Umgang mit der Wahrheit, wir sollen richtig damit umgehen.
In Vers 33 heißt es: Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt wurde: „Du sollst nicht falsch schwören, du sollst dem Herrn deine Eide erfüllen.“ Aber ich sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, auch nicht bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein Haar weiß oder schwarz machen.
Dieser Vers ist für uns ein bisschen schwierig, weil wir ja nicht bei unserem Haupt schwören, auch nicht bei Jerusalem, beim Himmel oder bei der Erde. Aber bei den Juden war das damals ganz normal. Da hat sich etwas eingeschlichen: Unwahrhaftigkeit. Unwahrhaftigkeit zerrüttet die Gesellschaft. Lüge und Betrug zerstören eine Gemeinschaft.
Bei den Juden hatte sich hier ein Trick eingeschlichen. Man sagte: Wenn man es wirklich ernst meinte und die Wahrheit sagen wollte, dann schwor man beim Himmel. Manche gingen noch weiter und sagten: Wenn ich beim Himmel schwöre, gilt es nicht unbedingt, ich kann trotzdem lügen. Aber wenn ich bei dem Thron Gottes schwöre oder beim Altar, dann passt es, dann stimmt es, dann kann ich nicht lügen. Das waren solche Tricks, die sich die Juden da ausgedacht hatten.
Ich habe hier die Verse aus Matthäus 23,16 und 18 aufgeschrieben. Dort spricht der Herr Jesus genau davon: „Ihr blinden Führer, die ihr sagt, wer beim Heiligtum schwört, das ist nichts, aber wer beim Gold des Heiligtums schwört, der ist verpflichtet.“ Also wenn man so schwört, dann kann man ruhig lügen, aber wenn man beim Gold des Heiligtums schwört, dann muss man die Wahrheit sagen.
Das war natürlich ein sehr böser Trick. Oder wie der eine sagt: Man muss einfach die Finger überkreuzen oder solche Dinge – das tut der Mensch gern. Wusstet ihr, dass in der katholischen Kirche Lügen keine schwere Sünde ist, sondern nur eine lässliche Sünde? Nur nebenbei erwähnt: In der katholischen Kirche wurde viel gelogen und betrogen. Manchmal deckt der Herr das dann auf, und das ist auch gut.
Wahrhaftigkeit steht also im Zentrum. Aber wir sollen nicht nur auf die anderen schauen, sondern auch auf uns selbst. Wahrhaftigkeit gegenüber den Mitmenschen. Ich habe hier ein Zitat von Francis Schaeffer aufgeschrieben: „Die Art, wie Menschen miteinander umgehen und miteinander reden, bildet die Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft.“
Das heißt, wie man miteinander umgeht – ehrlich oder unehrlich, freundlich oder unfreundlich – das gehört auch dazu. Die Art, wie Menschen miteinander umgehen, ist die Grundlage für die menschliche Gesellschaft. Und eine Gesellschaft, die die Wahrheit nicht mehr ernst nimmt, die geht den Bach runter.
Oh mein Gott, gibt es Leute, die immer wieder solche kleinen Schwüre einflechten: „Bei Gott, das habe ich nicht so gewollt.“ „Bei Gott, das ist ein Schwur.“ Dabei denkt man gar nicht daran, dass es wirklich ein Schwur ist. Oder „Das war nicht so, ich schwöre das, ich schwöre das.“
Unter Jugendlichen fällt mir das jetzt wieder auf. Einige Jugendliche sagen: „Ich schwöre das.“ In der Welt hört man das öfter. Und bei uns Christen soll das nicht der Fall sein. Der Herr Jesus legt uns keine genauen Formulierungen auf, mit denen wir ja oder nein sagen sollen, sondern einfach ja und nein. Das genügt.
Euer Ja sei Ja, und euer Nein sei Nein. Alles, was darüber hinausgeht, ist vom Übel, vom Bösen. Heute gibt es eine Inflation der Worte, nicht nur des Geldes, sondern auch der Worte. Heute wird viel mehr geschrieben als früher, es wird viel mehr telefoniert als früher. Im Zeitalter der Kommunikation werden die Worte inflationiert, das heißt, es gibt viele Wörter, aber weniger Wert.
Das ist sehr schade. Der Wert der Worte sinkt, und damit sinkt auch die Sprache. Ich möchte, dass besonders unsere jungen Leute das verstehen – es sind ja auch einige junge hier. Wir leben hier, wir haben die deutsche Sprache. Und auf die deutsche Sprache sollte man stolz sein.
Denn die deutsche Sprache ist eine gewaltige Sprache mit einem Wortschatz, bei dem man nur staunen kann. Ich habe mal Bücher gelesen und auch viel mit der Bibel gearbeitet, unter anderem mit der Buber-Übersetzung. Da gibt es Wörter, die ich noch nie gehört habe. Es gibt Wörter, die wir nur mit einem ganz kleinen Wortschatz der deutschen Sprache verwenden.
Und jetzt machen wir aus diesen wenigen Wörtern, die wir verwenden, und die du mir noch verenglischst, eine Entwertung. Dann ist alles einfach nur noch „cool“ oder andere solche Wörter „super“. Wie Rosmar erzählt hat, die Kinder in der Schule kennen Begriffe wie „Touchpad“. Wenn sie etwas anderes erklärt bekommt, verstehen sie es nicht. Aber diese Wörter kennen sie alle, wie „ja“ und „downloaden“ und so weiter.
Die deutsche Sprache ist so eine schöne Sprache. Wenn man Sachen liest, zum Beispiel Kommentare aus dem vorvorigen Jahrhundert, dann denkt man: „Boah, das ist ja schwierig.“ Da muss man viermal lesen, bis man es verstanden hat, weil der Satz so lang ist. Aber dann merkt man: Der konnte Deutsch.
Wir haben heute unsere SMS-Sätze, das ist alles okay, aber dadurch geht etwas verloren. Wir lachen darüber, aber es ist keine Lappalie. Mit der Sprache geht nämlich auch Inhalt verloren. Wenn die Sprache verloren geht oder so sehr verhunzt wird, geht auch der Inhalt verloren.
Und man versteht die Bibel nicht mehr. Der Prediger liest lauter so komische, schwierige Bibelübersetzungen, wie die Elberfelder, und man versteht es nicht. Dann kauft man sich eine „Hoffnung für alle“. Aber ihr wisst, dass „Hoffnung für alle“ keine Bibelübersetzung ist. Da ist vielleicht 80 Prozent Bibel, aber 20 Prozent eigene Wörter – das ist keine Bibelübersetzung.
Lest Bibelübersetzungen, die wirklich das übersetzen, was der Text im Griechischen sagt. Bekannte Übersetzungen sind zum Beispiel die Elberfelder und die Neue Schlachter. Die haben sich bemüht, die Sprache genau zu übersetzen. Das weiß ich, weil ich mich sehr viel mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. Ich habe zehn Jahre lang in der Bibelübersetzungsarbeit mitgearbeitet und weiß, wovon ich spreche.
Jetzt habe ich nicht mehr viel Zeit. In der Ehe muss klar sein, dass wir einander die Wahrheit sagen. Das muss in der Ehe klar sein und auch in der Gemeinschaft der Christen. Wenn ich etwas sage, um den anderen an der Nase herumzuführen oder einen falschen Eindruck zu erwecken, dann werde ich früher oder später die Gemeinschaft zerstören.
Wenn ich sarkastisch oder ironisch spreche, dann werde ich früher oder später die Gemeinschaft schädigen. Es gibt Leute, bei denen man nicht weiß, wie sie es gemeint haben. Hat er jetzt Klartext gesprochen oder war es ironisch? Ich kenne solche Menschen. Da muss ich mir mehrmals überlegen, wie ich es verstehen soll – wörtlich oder nicht? Oder meint er gerade das Gegenteil? Und das soll nicht so sein.
Ja soll Ja sein, und wenn wir den Kindern Ja sagen, dann heißt das auch für die Kinder Ja. „Der Papa hat es versprochen.“ Und dann sagen die Kinder: „Ja, ja, der Papa verspricht viel, wenn der Tag lang ist.“ Dann geht Autorität verloren, dann geht Wertschätzung überhaupt verloren, die Wertschätzung des Menschen, und die Gesellschaft wird zerrüttet.
Also diese Sache, die der Herr Jesus hier in den Mittelpunkt stellt, diese ersten fünf Worte, die sind sehr wichtig. Gott ist treu, er ist vollkommen in seinem Tun und in seinem Reden. Alle seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue ist er, ohne Falschheit, gerecht und gerade. Gott selbst ist wahr, und deshalb sollen wir wahr sein.
Deshalb sagt der Herr Jesus das hier, weil es dem Wesen Gottes entspricht: Ja heißt bei Gott ja. Es steht auch in 2. Korinther 1,20: So viele Verheißungen Gottes es gibt, in ihm ist das Ja und das Amen. Wenn Gott etwas sagt, dann ist auch das Ja dabei, das heißt, dann tut er es auch. Was Gott verspricht, dazu gibt es ein Amen. So ist es, und so wird es auch sein.
Und wir sollen daran denken: Der Herr Jesus sagt, dass wir über jedes unnütze Wort, das wir sprechen, am Tag des Gerichts Rechenschaft geben werden. Gott wird sagen: „Aber was hast du da gesagt?“ Hier und dort. Der Herr kann uns helfen. Man kann dafür beten und sagen: „Herr Jesus, bitte hilf mir, dass ich lerne, in meinem Alltag so zu reden, dass meine Worte nützliche Worte sind, keine unnützen. Dass ich meine Worte nicht inflationiere, sondern deflationiere, damit sie wieder mehr Bedeutung bekommen, mehr Wert.“
Es gibt Geschwister, es gibt Brüder – ich denke jetzt an gewisse Brüder –, die reden wenig. Aber wenn sie reden, dann denkst du: „Das war jetzt gut, das hat wirklich gesessen.“ Lange Diskussion, er redet nicht, dann sagt er zwei Sätze, und ich denke: „Ah, das passt jetzt sehr.“
Der Herr kann es uns schenken, wir dürfen dafür beten. Er hat es uns versprochen, dass er solche Gebete erhören wird.
Umgang mit Bedrohung und Unrecht
Viertens: Das Verhältnis und Verhalten gegenüber dem bedrohlichen Nächsten, der uns bedroht oder ein Widersacher ist.
Vers 38: Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Auge für Auge, Zahn für Zahn. Ihr seht, hier geht es wieder um das Auge, wie schon beim zweiten Wort. Auch beim vierten Wort steht das Auge im Mittelpunkt. Beim zweiten Wort war die Sache so: Wenn das Auge dich stört, reiß es heraus. Aber was soll ich machen, wenn der Bruder kommt und mir das Auge rausreißt? Auge für Auge, oder? Wie du mir, so ich dir.
Der Herr Jesus zitiert hier das Gesetz, das im Alten Testament so formuliert war: Auge für Auge, Zahn für Zahn. Doch es gibt auch Stellen im Alten Testament, die ganz klar sagen, dass man sich nicht rächen soll. In 3. Mose 19,18 heißt es: Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Jesus korrigiert hier nicht das Gesetz Mose, das er zitiert, sondern einen verkehrten Umgang mit dem Gesetz. Die Menschen sagten: „Ja, Auge für Auge, da steht es.“ Jesus antwortet: „Ja, aber es steht noch mehr. Es steht auch etwas von persönlicher Rache, die verboten ist.“
Ich sage euch – jetzt zeigt er den eigentlichen Sinn – dass sie falsch mit dem Buchstaben des Gesetzes umgehen und den Sinn des Gesetzes nicht wahrnehmen, nämlich die Liebe. Ich sage euch: Leistet dem Bösen keinen Widerstand. Hier ist nicht das Böse im Verhalten eines Menschen gemeint, sondern persönliche Begegnungen mit Ungerechtigkeit, die in irgendeiner Form auf mich zukommen. Wenn ich ungerecht oder böse behandelt werde, wie soll ich reagieren?
Der Herr Jesus gibt klare Richtlinien vor: Leistet dem Bösen keinen Widerstand. Wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, dem kehre auch die andere zu.
Das ist interessant. Im zweiten Gebot hatten wir die rechte Hand, jetzt die rechte Wange – eine Parallele. Wenn du mir eine Ohrfeige gibst, welche Wange wird rot? Meine linke, weil du mit der rechten Hand zuschlägst – normalerweise. Aber hier geschieht es mit der Rückhand. Das ist eine zusätzliche Beleidigung, denn die Knochen liegen dort. Es tut weh, wenn man mit der Rückhand ohrfeigt.
Wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, dem kehre auch die andere zu. Was bedeutet das? Es ist eine große Beleidigung, ins Gesicht geschlagen zu werden, und noch dazu so. Was meint der Herr Jesus mit „dem kehre auch die andere zu“? Soll man einfach sagen: „Schlag zu“? Das meint er nicht. Er selbst hat das nicht so gemacht. Als er geohrfeigt wurde, hat er nicht gesagt: „Bitte, schlag weiter.“
Es geht um eine grundsätzliche Bereitschaft: Wenn dir Unrecht geschieht, sei bereit, noch weiteres Unrecht auf dich zu nehmen, falls es so kommt. Nicht: „Der hat mir Unrecht getan, dem werde ich es jetzt zeigen.“ Oder: „Der hat mich so ungerecht behandelt, der bekommt es heimgezahlt.“ Nein, sei bereit, auch ein zweites Mal Unrecht zu erdulden. Darum geht es: zusätzliches Unrecht ertragen.
Was hat der Herr Jesus getan? Er wurde geschlagen, geohrfeigt. Und er war bereit für weiteres Unrecht. Er wurde nicht nur geohrfeigt, sondern auch gegeißelt – alles unschuldig – und schließlich gekreuzigt. Alles unschuldig. Er war bereit, zusätzliches Unrecht zu erdulden. Das ist das große Vorbild.
Es geht hier um die eigene Ehre. Die rechte Wange zu schlagen ist eine Demütigung. In Vers 40 heißt es: „Und dem, der mit dir rechten und dein Leibhemd nehmen will, überlass auch den Mantel.“ Hier nimmt jemand mehr weg. Der Herr sagt: Das gehört zum Dulden. Du sollst wissen, dass Gott alles in der Hand hat.
Wenn er dir das Hemd auszieht, dann gib ihm auch den Mantel. Das heißt: Sei bereit, weiteres Unrecht zu ertragen. Man nimmt das aus der Hand des Herrn an. In den Sprüchen steht: „Sage nicht: Wie er mir tat, so tue ich ihm; ich vergelte dem Mann nach seinem Tun“ (Sprüche 24,29). Das ist die Haltung: Sage nicht, wie er mir tat, so tue ich ihm.
Der Herr Jesus wird später sagen: „So wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so tut ihr ihnen“ (Matthäus 7,12). Lasst euch also demütigen. Die Ohrfeige ist eine Demütigung, und man muss bereit sein, Demütigungen hinzunehmen, wenn es um die eigene Ehre geht.
Wenn es um das Evangelium geht, wie bei Paulus, als er in Philippi geschlagen wurde – ungerecht – und heimlich weggeschickt wurde, dann darf man auch wiederstehen. Paulus sagte: „Jetzt geht es nicht um unsere persönliche Ehre, sondern um den Ruf des Evangeliums.“ Diese Leute mussten sich öffentlich entschuldigen und uns öffentlich wegschicken.
Was haben sie erreicht? Dadurch hatte die Gemeinde Jesu in Philippi Frieden. Es wurde ganz klar, dass die Statthalter falsch gehandelt hatten. Das war für den Ruf des Evangeliums sehr gut. Das darf man. Aber wenn es um die persönliche Ehre geht, dann sollen wir uns demütigen. Wir brauchen keine Ehre für uns selbst.
Ausblick und Abschluss
Und werde ich ja, ich denke, wir müssen jetzt wirklich schließen, denn wir sind jetzt mittendrin. Aber das macht nichts, ich werde hier morgen fortsetzen, denn es wird hier zu lang.
Wir wollen hier abbrechen. Vielleicht möchte ich zum Schluss nur noch zeigen, dass hier eine Parallele besteht. Wenn wir diese fünf Worte anschauen, seht ihr, dass das Erste und das Letzte parallel sind. Das Zweite und das Vorletzte sind ebenfalls parallel. In der Mitte steht dieses besondere Wort über das Reden.
Darüber möchte ich morgen weitermachen, denn ich bin heute nicht fertig geworden. Aber das macht nichts. Wollen wir hier schließen und wieder aufstehen zum Gebet? Vielleicht kann uns der eine oder andere noch im Gebet leiten.