Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 364: Jesus seufzt ein zweites Mal.
Herausforderung durch religiöse Führer
Wir waren an der Stelle stehen geblieben, an der Pharisäer und Sadduzeer versuchen, den Herrn Jesus zu prüfen. Sie tun dies, indem sie von ihm etwas verlangen, von dem sie glauben, dass Jesus es nicht tun kann.
In Matthäus 16,1 heißt es: Die Pharisäer und Sadduzeer kamen herbei und baten ihn, um ihn zu versuchen, er möge ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen.
Natürlich ist der Herr Jesus kein dressierter Affe, der auf Befehl ein Kunststück vorführt. Vielmehr konfrontiert er seine Gegner zunächst mit ihrem eigentlichen Problem.
In Matthäus 16,2-3 antwortete er ihnen: Wenn es Abend geworden ist, sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot. Und am frühen Morgen: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerrot und trübe. Das Aussehen des Himmels könnt ihr zwar beurteilen, aber die Zeichen der Zeit könnt ihr nicht erkennen.
Die Blindheit gegenüber geistlichen Zeichen
Das ist ihr Problem: Sie können das Aussehen des Himmels beurteilen, aber nicht die Zeichen der Zeit. Wenn der Abendhimmel feuerrot ist, erwarten sie heiteres Wetter. Und wenn der Himmel am Morgen feuerrot und trübe ist, erwarten sie einen Sturm. Jesus widerspricht ihnen nicht.
Mit dem Wetter kennen sie sich aus, doch die Zeichen der Zeit können sie nicht deuten. Was sind diese Zeichen der Zeit? Welche Zeit meint Jesus, wenn er davon spricht? Wir wissen natürlich, dass es die Zeit der Erfüllung messianischer Prophezeiungen ist.
Die religiösen Führer können das natürliche Geschehen beobachten und interpretieren. Aber wenn es darum geht, die geistliche Bedeutung der Ereignisse um sie herum zu verstehen, sind sie blind für die Erfüllung alttestamentlicher Verheißungen durch Jesus. Sie fordern ein Zeichen aus dem Himmel, während das größte Zeichen aus dem Himmel – Jesus selbst, Gott als Mensch – direkt vor ihnen steht.
Sie verlangen nach einem spektakulären Wunder, doch sie ignorieren die vielen Wunder, die Jesus bereits getan hat. Man muss es so deutlich sagen: Sie sind nicht bereit, ihr Herz für die Wahrheit zu öffnen. In Wirklichkeit geht es ihnen nur um Ausreden.
Selbstreflexion im Umgang mit geistlichen Wahrheiten
Und bevor wir uns fragen, woran das liegt, dürfen wir uns selbst die Frage stellen, wo wir uns auf die gleiche Weise verhalten. Wo sind wir im Blick auf die alltäglichen Dinge und Abläufe schlau, aber im Blick auf das, was uns geistlich guttun würde, dumm?
Ich frage das, weil weder der Teufel noch unser Fleisch noch der Zeitgeist ein Interesse daran haben, dass wir für uns persönlich die Zeichen der Zeit erkennen. Mit Zeichen der Zeit meine ich natürlich nicht die Erfüllung messianischer Prophetien. Ich meine das, was Jesus uns persönlich an Input in unser Leben hineinsprechen möchte.
Ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass viele Christen ihr Leben mit Jesus sehr routiniert abspulen und kaum damit rechnen, dass der Herr Jesus tatsächlich „als Herr“ in ihr Leben hineinsprechen könnte. Wenn ich Christen danach frage, welche Themen sie gerade durchdenken, an welchen Aspekten der Heiligung sie arbeiten, inwiefern sich ihr Gebetsleben im letzten Jahr verändert hat oder welche Bibelstellen ihnen gerade Not machen, weil sie nicht genau verstehen, was Gott damit meint, dann sind das Fragen, mit denen viele Christen wenig anfangen können.
Die Dynamik des geistlichen Lebens
Sie können damit wenig anfangen, weil ihr Leben mit Jesus einer Routine folgt. Es fehlt ihnen die Dramatik in der Beziehung, das Fordernde in der Begegnung mit Gott, aber auch die Leidenschaft.
Mir persönlich geht es häufig genau anders herum. Mir ist mein Leben mit Gott öfter mal zu dynamisch.
Es ist doch so: Wir sind, im Bild gesprochen, auf dem Weg durch die Wüste. Wir sind noch nicht am Ziel. Wir folgen dem guten Hirten, wir müssen auf seine Stimme hören und dürfen uns ihm nicht widersetzen. Es ist sein Geist, der in uns wirkt, um uns charakterlich dem Herrn Jesus immer ähnlicher zu machen.
Geistliches Leben ist ein unglaublich dynamischer Prozess. Dabei geht es darum, anders zu werden und ein neues Denken zu erlernen, sodass wir Sünde erkennen und lassen können. Wir gewinnen Glaubensfestigkeit, sodass unser Umgang mit Gott immer authentischer und tiefer wird.
Wir lernen dabei vor allem eines: das Lieben – Liebe zu den Glaubensgeschwistern, Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen in der Welt um uns herum.
Gottes Wirken in unserem Leben
Und was tut Gott, um diese Dynamik zu fördern? Ganz einfach: Er spricht in unser Leben hinein. Erinnert euch an das Seemannsgleichnis. Unser Umgang mit dem Wort ist entscheidend. Wir müssen es hören, wir müssen es bewahren und wir müssen es tun.
Also lass mich dich ganz konkret fragen: Wo spricht Gott gerade in dein Leben hinein? Und lass mich das auch klar sagen: Der Geist Gottes benutzt das Wort Gottes, um zu dir zu reden.
Ich sage das so klar, weil wir das tun müssen, was die Pharisäer und Sadduzeer nicht getan haben. Sie hatten die Predigten des Herrn Jesus, aber sie haben nicht hingehört. Sie haben nicht nachgefragt, sie haben nicht bewahrt und sie haben nicht danach gehandelt. Stattdessen wollten sie diesen Rabbi aus Nazaret loswerden und gleich noch dafür sorgen, dass niemand sonst auf ihn hört.
Markus 8,12: Und er seufzte auf in seinem Geist und sprach: „Was begehrt dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch, nimmermehr wird diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden.“
Die Bedeutung des Seufzens Jesu
Wir merken, wie es Jesus geht. Er seufzt schon wieder.
Im Neuen Testament gibt es zwei Gründe, warum Jesus seufzt. Zum einen ist da die Not der Menschen. Zum anderen sind es die Begriffsstutzigkeit beziehungsweise die Verschlagenheit seiner Gegner.
Ein Aufruf zur Bruderliebe
Ein Hinweis
Als Christen sollen wir nicht über andere Christen seufzen. Jakobus schreibt dazu: „Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür“ (Jakobus 5,9).
Wir müssen uns davor hüten, über andere Christen zu seufzen, weil sie uns zur Last werden. Wir dürfen gern für sie beten, auch um sie trauern, ihnen helfen oder sie auf Sünde ansprechen. Aber was nicht geht, ist das Seufzen.
Wir dürfen als Christen seufzen. Wir dürfen seufzen, wie die Schöpfung seufzt und sich nach dem neuen Leben sehnt, für das wir eigentlich gemacht sind. Das sehen wir bei Jesus, wenn er die Tauben und Faststummen heilt. Er ist konfrontiert mit einer nichtigen Schöpfung, in der Leid, Sünde, Krankheiten, Kriege und Schmerz völlig normal sind.
Daher dürfen wir uns auf einen neuen Himmel und eine neue Erde freuen. Eine Welt, in der Gerechtigkeit an der Tagesordnung ist und in der es keine Tränen, keinen Tod, keine Trauer und keinen Schmerz mehr gibt.
Wir dürfen heute in dieser Welt über ihre Verlorenheit seufzen und uns nach einer besseren Welt sehnen. Aber wir dürfen in der Gemeinde nicht aneinander irre werden und dann anfangen, übereinander den Kopf zu schütteln. Das dürfen wir nicht, weil wir uns damit als Richter aufspielen.
Wir dürfen seufzen über eine Welt, die uns ablehnt, obwohl zweitausend Jahre Christenheit ihr mehr Gutes gebracht haben, als der moderne Atheismus sich eingestehen will. Aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass es eine Grenze fürs Seufzen gibt. Diese Grenze hat mit Bruderliebe zu tun.
Wer seufzt, der liebt nicht. Er liebt nicht, weil er nicht mehr geduldig ist, weil er sich erbittern lässt, Böses zurechnet und wenigstens für den Moment aufhört, an den Bruder zu glauben beziehungsweise daran zu glauben, dass Gott ihn noch verändern kann.
Ich sage nicht, dass Geschwister uns keinen Anlass zum Seufzen geben. Aber lasst uns wenigstens ab heute das Seufzen über Geschwister ächten, es als Sünde bekennen und dann daran arbeiten, es ganz abzulegen.
Fang lieber an, dich an den Geschwistern bewusst zu freuen, für sie zu danken, sie zu segnen und ihnen ganz viel Gutes zu tun.
Einladung zur geistlichen Erneuerung
Was könntest du jetzt tun? Denke darüber nach, wie du dein geistliches Leben erlebst – als Stillstand oder als einen dynamischen Prozess.
Das war's für heute. Überlege dir für dieses Jahr ein Thema, das du gern studieren möchtest. Wie willst du dabei vorgehen?
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.