Einführung: Die Bedeutung der biblischen Gemeinde
Biblische Gemeinde – was ist das?
Ich möchte dazu gerne einen kurzen Abschnitt aus der Heiligen Schrift vorlesen, und zwar aus dem ersten Timotheusbrief, Kapitel 3, die Verse 14 und 15:
„Dies schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen. Wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes. Das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit.“
Heute Morgen weihen wir Gemeinderäume ein. In den letzten zwei Jahren haben wir uns fast hundertmal im Wohnzimmer der Familie Wunschik getroffen. Ab heute aber sind wir hier in diesem schönen Raum, wo früher Mannequins über den Laufsteg getippelt sind. Nun sitzen wir hier und hören auf das Wort Gottes.
So können sich Räume verändern, so können sich Menschenleben verändern. Unser Gott kann wirklich große Veränderungen herbeiführen. Für uns als kleine, junge Gemeinde ist diese Einweihung natürlich ein ganz großes Geschenk. Ihm sei allein die Ehre dafür.
Vielleicht fragen sich aber auch einige heute Morgen: Wozu dieser ganze Aufwand? Warum noch eine Gemeinde hier in Käfertal? Es gibt doch schon zwei große Kirchen, in denen vielleicht mehr Plätze frei sind, als besetzt. Da würden wir doch alle gut noch reinpassen.
Warum also noch eine Gemeinde? Warum gehen wir nicht einfach dorthin? Wozu eine neue Gruppe? Dann gibt es vielleicht noch mehr Verwirrung im religiösen Lager. Und warum nennt ihr euch dann auch noch „biblische Gemeinde“? Was ist das überhaupt?
Das ist unser Thema heute Morgen: Biblische Gemeinde – was ist das? Ich möchte gerne ein paar Punkte dazu sagen.
Die Bibel als unverrückbares Fundament
Erstens: In einer biblischen Gemeinde wird nicht die Schrift kritisiert, sondern Menschen werden durch das Wort überführt.
Wir leben in einer Welt, in der alles relativ ist. Seit der deutsche Philosoph Hegel seinen Lehrsatz aufstellte: These und Antithese ergeben Synthese. Das bedeutet, eine Behauptung und eine Gegenbehauptung führen zu einer neuen Wahrheit, die von beiden etwas enthält. Dann wieder: These und Antithese ergeben erneut eine Synthese. Dieses Prinzip prägt unsere Gesellschaft und das Denken aller modernen Menschen. Seitdem gibt es keine absolute Wahrheit mehr. Alles ist relativ und relativierbar.
Die Theologie übernahm diese Sichtweise aus der Philosophie und wandte sie auf die Bibel an. Jahrhundertelang war die Bibel ein Fixum, ein fester Punkt, an dem man sich orientieren konnte, ein stabiles Fundament. Doch nun wurde anders mit der Bibel umgegangen, und das Ergebnis war verheerend. Die Heilige Schrift wurde so lange geschält wie eine Apfelsine oder eine Nuss, bis man den angeblich historischen Kern fand. Den Rest warf man als Ballast über Bord.
Heute wird an den theologischen Fakultäten fast durchgängig bibelkritische und feministische Theologie gelehrt. Die Theologen, die von dort kommen, prägen langfristig die Gemeinden im Land. Deshalb sieht es heute in den Kirchen weitgehend trostlos aus. Nur noch etwa fünf Prozent der westdeutschen Bevölkerung besuchen überhaupt den Gottesdienst. Mehr als 95 Prozent der Pfarrer und Priester wissen nicht, wie sie Menschen den Weg zum Glauben an Jesus Christus weisen könnten. Jährlich verlassen über 300 Menschen die Kirchen, und die Heilige Schrift ist schon lange nicht mehr der absolute Maßstab für Lehre und Leben.
Das Fundament ist ausgehöhlt. Der tragende Pfeiler ist brüchig geworden, und das schmerzt uns. Wir leiden unter diesen Nöten in unseren Kirchen. Wir wollen das nicht richtend oder von oben herab sagen, sondern unser Leid darüber ausdrücken. Archimedes hat einmal gesagt: „Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln.“ Hier ist der feste Punkt die Bibel, das von Gott inspirierte Wort, die Heilige Schrift, die absolute Wahrheit.
Wir glauben an die Wahrheit der Bibel nicht, weil wir unseren Verstand an der Garderobe abgegeben hätten, sondern weil wir den Inhalt dieses Buchs geprüft haben und von seiner Botschaft überwältigt sind. Dort, wo eine Gemeinde an der Wahrheit der Bibel festhält, wird diese Gemeinde selbst ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit mitten in dem Relativismus, der uns umgibt.
Die Gemeinde wird selbst eine Grundfeste, ein Pfeiler der Wahrheit, an dem andere Menschen Orientierung finden können. Sie wird wie ein Leuchtturm, der weit in die dunkle Nacht hinausleuchtet. Das möchten wir gerne sein hier im Nordosten von Mannheim.
Darum halten wir fest an der Wahrheit des biblischen Schöpfungsberichts. Wir haben gute Gründe dafür. Wir halten fest an der Wahrheit und Geschichtlichkeit des Alten Testaments. Wir halten fest an der Lehre von der natürlichen Verderbtheit und Verlorenheit des Menschen. Wir lehnen den Humanismus mit seinen Gedankengängen ab, dass der Mensch einen guten Kern habe.
Wir halten fest an der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Wir halten fest an der Jungfrauengeburt, an den Wundern Jesu, an Kreuz und Tod und Auferstehung, an seiner Himmelfahrt und an der Wiederkunft Jesu. Wir halten fest an seiner Einzigartigkeit, auch weit über alle Religionsstifter hinaus.
Wenn alle Religionen gleichgültig sind, dann sind sie uns alle gleichgültig. Dann können wir darauf verzichten. Jesus hat gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Das ist ein Absolutheitsanspruch, an dem wir festhalten.
Wir halten fest daran, dass es ein gerechtes Gericht Gottes geben wird und eine ewige Verdammnis der Verlorenen, aber auch eine vollkommene Erlösung durch das Opfer Jesu Christi und eine ewige Errettung der Glaubenden. Wir halten daran fest, weil es die Bibel bezeugt und weil uns der Heilige Geist von diesen Wahrheiten überzeugt hat.
Was andere tun, können wir nicht ändern. Aber in einer biblischen Gemeinde wird nicht die Schrift kritisiert, sondern Menschen werden vom Wort überführt.
Der Umgang mit Sündern in der Gemeinde
Das führt uns zum zweiten Punkt heute Morgen. Eine biblische Gemeinde wird Sünder aushalten, ohne sie loswerden zu wollen. Aber Sünder werden die Gemeinde nicht aushalten, ohne ihre Sünde loswerden zu wollen.
Vor kurzem hatten wir einen interessanten Bibelabend. Wir haben uns mit der Person Jesu Christi beschäftigt. Das Johannesevangelium sagt von Jesus, dass er voller Gnade und Wahrheit war. Und genau das wünschen wir uns auch hier für die Gemeinde.
Jesus war voller Gnade. Das heißt, er war einladend. Menschen fühlten sich wohl in seiner Nähe. Sie spürten, dass sie in ihrer Person angenommen wurden. Selbst die Zöllner und Dirnen, die Ausgestoßenen der damaligen Gesellschaft, sammelten sich um ihn. Jesus hatte und hat ein Herz für Sünder.
Ich hatte mal einen Stempel, da stand darunter: Jesus – ein Herz für Sünder. Jesus liebt die Sünder, aber er hasst die Sünde. Das ist eine Spannung: Er liebt die Sünder, aber er hasst die Sünde. Und wir sollten auch lernen, Sünde zu hassen, zu verabscheuen. Denn Sünde entehrt Gott und zerstört nicht nur das irdische, sondern vor allem auch das ewige Leben.
Sünde trennt von Gott. Jesus hasste die Sünde, aber er liebte die Sünder. Darum ging er, der von keiner Sünde wusste, dem Sünde völlig fremd war, der nie gelogen und nie gestohlen hatte, der nie eine Frau mit unreinen Gedanken angeschaut hatte, der nie stolz gewesen war und nie unbarmherzig gegen andere, freiwillig den Weg ans Kreuz. Dort wurde er von Gott zur Sünde gemacht.
Die Bibel sagt, dass Jesus Christus, als er am Kreuz hing, Sünde in Person war. Martin Luther konnte sagen: Als Christus dort am Kreuz hing, da war er der größte Mörder, Ehebrecher und Heiligtumsschänder, der je gelebt hat. Dann hat sich der heilige Gott von diesem unsagbar Beschmutzten, der mit unserer Sünde beladen war, abgewandt.
Jesus hat aufgeschrien: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und er ist hinabgestürzt in die tiefste Tiefe, in das Bodenlose, in die Hölle – dahin, wo wir sonst alle hinmüssten. Damit wir nicht dahin müssen, ging Jesus dorthin. Als der Verurteilte, als der Gerichtete.
Martin Luther sagte: Zwei Orte hat die Sünde, entweder sie liegt auf Christus oder sie hängt an deinem Hals – eins von beidem. Warum quälst du dich mit der Schuld deines Lebens?
Darf ich einmal so ganz persönlich fragen: Willst du deine Sünde nicht loswerden? Wir haben eben in der Erzählung von Andrea gehört, dass eines Tages diese Frage brennend wurde in ihrem Leben. Sie konnte nicht mehr so weiterleben. Ihr wurde klar, dass ein Neuanfang geschehen muss. Sie durfte Christus ihre Sünde abgeben, ganz konkret bekennen, aussprechen, auf ihn abwälzen und glauben, dass er sie am Kreuz getragen hat. So durfte sie die Vergebung glaubend annehmen.
Willst du es nicht auch so machen? Oder bist du noch gar kein Sünder in deinen Augen?
In den dreißiger Jahren fuhren einmal ein paar Männer in einem Zugabteil zu einer wichtigen Konferenz, zu einer Sitzung. Sie wollten das noch ein bisschen vorbereiten. Da war noch ein freier Platz im Abteil, und sie hofften, dass niemand mehr einsteigt, sonst könnten sie nicht so offen sprechen.
Sie überlegten, wie sie das lösen könnten. Sie fragten den Schaffner, ob sie die Karte für den freien Platz noch bezahlen könnten. Er ließ es nicht zu. Dann hatte einer eine rettende Idee: Sie brachten ein Schild außen an dem Abteil an mit der Aufschrift „Nur für Sünder“.
Sie blieben die ganze Zeit ungestört. Überall stiegen Leute ein und aus, aber keiner betrat das Abteil. „Nur für Sünder“ – da wollte keiner einsteigen.
Ist es nicht so, dass es uns auch grundsätzlich im Leben so geht? In dieses Abteil „Nur für Sünder“ wollen wir nicht rein. Wir wollen bei den Anständigen und Gerechten sitzen, bei denen, die sagen: „Du, ich bin recht und scheue niemand.“ Da sitzen wir alle, bis sich ein Mensch aufmacht und in das Abteil „Nur für Sünder“ hineingeht.
Da muss etwas geschehen. Da muss die größte Kraft des Universums wirken: der Heilige Geist, der Menschen davon überzeugt, dass sie in Gottes Augen schmutzige Sünder sind, verloren für Zeit und Ewigkeit. Und dann können sie kommen.
Ach, ich möchte heute Morgen einladen. Wir wünschen uns, dass Menschen, die hier in die Gemeinde kommen, die Liebe Jesu Christi spüren. Dass sie so angenommen werden, wie Andrea angenommen wurde. Aber wir wünschen auch, dass sie die Wahrheit Jesu Christi erleben.
Dass der Heilige Geist in ihr Leben hineinscheint, sie auf ihr Angesicht fallen und Gott anbeten lässt. Dass sie bekennen, dass Gott wahrhaftig in uns ist, wie Paulus den Korinthern schreibt (1. Korinther 3,16).
Wisst ihr, ich darf denen sagen, die in unsere Gemeinde gehören oder auch in andere Gemeinden: Wenn sich unbekehrte Menschen jahrelang in frommen Kreisen aufhalten können, ist das kein gutes Zeugnis für eine Gemeinde. Es ist ein Grund, Buße zu tun. Da stimmt etwas nicht.
Wir sehen: Eine biblische Gemeinde wird Sünder aushalten, ohne sie loswerden zu wollen. Aber Sünder werden die Gemeinde nicht aushalten, ohne ihre Sünde loswerden zu wollen. Vielleicht nicht gleich beim ersten Besuch, das dauert vielleicht eine Weile. Aber irgendwann sollte das dran sein.
Das gilt auch für uns als Gemeindeglieder. Lasst uns ablegen, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt. Und lasst uns laufen in dem Kampf, der uns verordnet ist.
Ich darf euch sagen: Gestern habe ich einen Freund im Ruhrgebiet angerufen, mit dem ich eine ganz enge Verbindung habe. Früher, als wir zusammen waren, haben wir uns oft gegenseitig unsere Sünden gebeichtet. Wir haben unser Herz ausgeschüttet.
Das habe ich gestern auch am Telefon getan – nicht nur, weil heute Einweihung ist. Das war mir schon seit einiger Zeit ein Bedürfnis. Ich habe ihm einfach gesagt, was in meinem Leben falschgelaufen ist. Nicht weil er mir die Sünde vergibt – das hat mir Gott schon vergeben – aber es tut gut, das auszusprechen. Das ist biblisch. Dazu möchte ich ermutigen.
Der englische Prediger Spurgeon ruft den Christen zu: Seid rein im Herzen, im Leben und mit den Lippen. Erlaubt euch keine unreinen Gedanken und Bilder, noch weniger unreine Worte. Vermeidet mit allem Ernst jeden unzüchtigen Blick, jedes zweideutige Wort, jede unreine Tat.
Alles, was an der Grenze der Unkeuschheit liegt, muss abgetan werden. Nur die reinen Herzen sind, werden Gott schauen. Macht einen Bund mit euren Augen, dass ihr nicht seht, was euch befleckt. Verstopft eure Ohren, damit sie nicht schmutzigen Reden zuhören.
Bittet Gott, dass ihr euer Herz rein und heilig erhaltet. Bitte bewahrt eure Lippen, dass ihr nicht durch sündige Reden andere verderbt.
Die Gefahr, dass ihr in grobe, offene Sünde fallt, fürchte ich nicht so sehr wie die Gefahr, dass ihr etwas tut, was euch dem Weg der Sünde ein klein wenig näherbringt.
Die Vielfalt der Dienste in der Gemeinde
Drittens: Eine biblische Gemeinde braucht nicht nur einen Pastor, der bis zur Erschöpfung arbeitet, sondern viele Begabte, die ihre Aufgaben erfüllen. Ich glaube, wir kennen alle die Prediger mit der hängenden Zunge. Ich muss gestehen, dass ich auch schon zu ihnen gehörte. Dabei habe ich festgestellt, dass ich zum großen Teil selbst schuld bin.
Wenn der Pastor alles an sich zieht und alles macht, bleiben nicht nur die Gemeindeglieder träge, sondern der Pastor setzt sich auch der meisten Kritik aus. Wenn er alles macht, steht er immer im Rampenlicht der Kritik.
Manche Gemeinden wünschen sich gerne perfekte Leute vorne – perfekte Prediger, Pastoren oder was auch immer. Sie möchten, ich darf es mal salopp sagen, eine eierlegende Wollmilchsau. Kennt ihr so etwas? Also ein Tier, das eben alles kann und bietet. Und das kann keiner sein.
Eine eierlegende Wollmilchsau ist lebhaft – dann nennt man sie nervös. Ist sie ruhig, fehlt ihr das geistliche Feuer. Hat sie graue Haare, ist sie zu alt für die Jugend. Ist sie noch jung, mangelt es ihr an Erfahrung. Verändert sie den alten Trott, ist sie ein Modernist. Wahrt sie die Tradition, hat sie keine Ideen. Spricht sie mit Konzept, fehlt der Predigt der Geist. Redet sie frei, war es wieder einmal Schüttelobst. Hebt sie die Stimme, hat sie geschrien und geschimpft. Spricht sie leise, ist das ein Grund einzuschlafen.
Studiert sie noch viel nebenher, ist sie ein Theoretiker. Geht sie mal spazieren, sollte sie besser die Alten besuchen. Redet sie von Tagesereignissen, ist sie politisch. Bleibt sie beim Text, fehlt ihr die Zivilcourage. Feiert sie einmal mit Bekannten, ist sie ein Weltmensch. Gebraucht sie Fremdwörter, hängt sie gleich den Akademiker raus.
Ihr seht also, es ist schwer für jemanden, der vorne steht. Darum ist es gar nicht gut, wenn nur einer vorne steht und alles sein will für alle. Das schafft niemand, er ist permanent überfordert und andere sind unterfordert.
Lasst uns lieber einen besseren Weg einschlagen – nicht wegen der möglichen Kritik, die ich nicht scheuen würde, sondern weil die Bibel einen anderen Gemeindeaufbau zeigt. Nicht einer, der bis zur Erschöpfung arbeitet, nicht eine Ein- oder Zwei-Mann-Show vorne, sondern viele, die ihre Gaben und Kräfte einsetzen.
Die Gemeinde ist der Leib Jesu Christi, und der Leib hat viele Glieder. Nicht benötigte Glieder werden steif und träge. Darum will Gott, dass alle Gläubigen für ihn tätig sind.
Wir haben das in den letzten Wochen hier in der Bauzeit erlebt. Es gab auch mal ein paar Tage, da war es still auf der Baustelle. Aber an manchen Tagen hat es gewimmelt. Der eine hat gesägt, der andere gehämmert, die nächsten haben gestrichen. Andere, die handwerklich nichts tun konnten, haben wenigstens mit dem Kehrblech und dem Handfeger gefegt oder gewischt.
Selbst die Jungs, die hier vorne sitzen, haben mitgeholfen. Irgendjemand und irgendetwas konnte jeder tun. Liebe Hände im Hintergrund, die uns mit Nahrung versorgt haben, und liebe Hände im Hintergrund, die für uns gebetet haben, gefaltet waren in der Zeit, in der wir hier am Werk waren.
Das ist auch wichtig: In einer biblischen Gemeinde wird beim Gebet viel gearbeitet und beim Arbeiten viel gebetet. Ich denke, das war auch in der letzten Zeit so. Da wurde bei der Arbeit viel gebetet.
Unser Ziel, wenn meine Frau und ich einmal von hier weggehen, ist ein sehr hohes Ziel. Wir möchten gerne eine Gemeinde zurücklassen, die bibeltreu ist, die sich selbst multipliziert und in der jeder dem Herrn dient. Alle Glieder sollen auf die Wiederkunft Jesu Christi ausgerichtet sein.
Gott kann es schenken, dass dieses hohe Ziel erreicht wird – zu seiner Ehre. Wir haben es uns auf jeden Fall fest vorgenommen.
Der Alltag als Ort gelebten Glaubens
Lasst mich noch einen letzten Punkt anführen. Viertens: Eine biblische Gemeinde erkennt man nicht in erster Linie am Sonntag im Gemeindehaus, sondern von Montag bis Samstag – in der Schule, im Büro, am Fließband, in der Küche, beim Feiern und so weiter.
Jesus Christus ist kein Sonntagsgott, er ist ein Alltags- und Lebensgott. Was nützt es, wenn ich im Gottesdienst fromme Gedanken habe, aber danach meine Frau und die Kinder anschreie, den Staat um Steuern betrüge oder andere krumme Dinge tue? Was nützt das? Die Bibel nennt das Heuchelei, und Heuchelei ist Gott ein Gräuel.
Nein, wir wollen echte Christen sein. Wir wollen fröhliche Christen sein, und wir wollen bekennende Christen sein, denn wir sind den vielen sinnentleerten und schuldverhafteten Menschen in unserer Umgebung das Zeugnis des rettenden Evangeliums schuldig.
Eine biblische Gemeinde ist kein Wohlfühlclub und auch kein Vergnügungsdampfer, auf dem die Gläubigen in Liegestühlen liegen, sich von der Sonne des Glaubens bescheinen lassen und der Pastor Speisen und Getränke serviert. Eine biblische Gemeinde ist ein Rettungskreuzer, der versinkenden Menschen Hilfe bringt.
Ich muss zum Schluss kommen: Wir haben in Deutschland mehr als hunderttausend Wahrsager, die steuerlich registriert sind. Jede Woche werden Tausende Kinder im Mutterleib getötet – auch hier in Mannheim. Vielleicht wird bald die Abtreibung auf Krankenschein eingeführt. Wir haben eine Alkohol- und Drogenwelle, Okkultismus und Pornografie sind an der Tagesordnung. Die Volkskirchen zerfallen, während Sekten wie Zeugen Jehovas, Neuapostolische Kirche, Mormonen, Scientology und andere ständig wachsen.
Kurzum: Wir haben in unserer Bevölkerung mittlerweile einen riesigen Prozentsatz, der heidnisch lebt und heidnisch ist. Wilhelm Pahl sagt, Europa sei das größte Missionsfeld der Erde geworden – das ehemalige sogenannte christliche Abendland, das größte Missionsfeld der Erde.
Der amerikanische Missionswissenschaftler Donald McGavern fügt hinzu, was Deutschland heute braucht: Es sind 20 neue Gemeinden. Über die genaue Zahl kann man streiten, da will ich mich nicht festlegen, ob es 20 sind. Aber neue Gemeinden braucht unser Land auf jeden Fall. Man kann nämlich nicht immer neuen Wein in alte Schläuche füllen. Da müssen auch neue Gemeinden her.
Wir sind dankbar, dass eine davon hier entstehen durfte. Wir sind dankbar dafür, dass im Almenhof zurzeit eine weitere Gemeinde entsteht und dass in Neckarau sowie in anderen Stadtteilen weitere Gemeindegründungsarbeiten begonnen wurden. Wir wissen auch, dass es außer uns hier in Käferthal Christen gibt – das ist für uns gar keine Frage.
Aber wir wollen Gott bitten, dass wir als Gemeinde fest werden dürfen, wachsen können und dass wir eine bibeltreue, sich multiplizierende Gemeinde werden, in der jeder dient und mitten im Materialismus alle auf den wiederkommenden Herrn ausgerichtet sind. Das ist unser Anliegen.
Schlussgebet zur Weihe der Gemeinderäume
Lass uns noch einmal gemeinsam aufstehen und beten.
Herr, unser Gott und Vater, wir stehen jetzt in diesen Augenblicken vor dir, vor deinem Angesicht. Du hast dein Wort gebraucht, um uns jetzt anzusprechen und zu uns zu reden. Nun antworten wir dir im Gebet.
Herr, wir wissen, dass wir die Welt nicht daran hindern können, Welt zu sein. Ebenso können wir die Kirchen nicht daran hindern, Kirchen zu sein. Doch Welt und Kirche können uns nicht daran hindern, biblische Gemeinde zu sein und als solche Gemeinde hier zu leben.
Wir danken dir, dass wir äußere Freiheit haben, um hier Gemeinde zu bauen. Wir bitten dich von Herzen, Herr, in diesen Augenblicken, dass wir diese Räume dir allein weihen. Dir, dem lebendigen Gott, für deine Ziele und Zwecke. Dass du hier verherrlicht wirst und dass hier deine Gemeinde gebaut wird – nichts anderes.
Wir bitten, dass Menschen, die dich noch nicht persönlich kennen, zu dir finden dürfen. Wir beten, Herr, dass auch unsere Kinder hier in diesen Räumen dir begegnen und dich finden dürfen.
Herr, wir beten, dass diese Räume eine Stätte sind, an der sich Menschen wirklich angenommen wissen und an der die Liebe Jesu Christi regieren darf. Wir beten einfach, dass diese Gemeinde eine lebendige Gemeinde ist und immer mehr zum Segen für diese Stadt werden darf.
Amen.
