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Ehe nach Gottes Vorstellung

Kolosser 3,18-19

Einleitung

Die Ehe ist harten Zerreissproben ausgesetzt. Das zeigen nicht zuletzt die hohen Scheidungsraten. Viele vermeiden sogar eine Heirat, weil sie die spätere Scheidung umgehen wollen. Martin Walser schreibt in seiner Dichtung Zimmerschlacht" über die Ehe: Ehe, das ist, wie wenn zwei Chirurgen ständig aneinander herumoperieren an den Stellen, wo es am wehesten tut. Bsp.949. Viele Ehen beginnen vielversprechend und enden in Verbitterung und Hass. Wie soll man Ehe leben? Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Es gibt keine Patentrezepte, die für alle gelten und leicht zu befolgen sind. Jedes Paar ist eben anders. Zudem wurden die alten Rollenmodelle aufgebrochen. Unserer Gesellschaft fehlt es je länger je mehr an Modellen, auf die man zurückgreifen und an denen man sich orientieren könnte. Jeder muss sich selbst zurechtfinden. Die deutsche Buchautorin und Psychoanalytikerin Maja Storch wird in Bezug auf das Rollenverständnis von Mann und Frau befragt, sie sagt: Man muss sich bewusst machen, dass es keine gültigen Rollenmodelle mehr gibt. Die muss man heutzutage selber basteln. Jeder Mensch, der sich mit einem anderen zusammentun will, muss sein eigenes Liebes- und Lebensmodell entwickeln.[1]

Da gibt es wirklich viel Verunsicherung. Wie soll Ehe gelebt werden? Der Antwort können wir uns nur annähern, wenn wir uns klar darüber werden, wie sich Gott die Ehe vorstellt. Welche Rollen er für Mann und Frau vorsah. Er als Konstrukteur des Lebens weiss am besten wie es funktioniert, damit Frau wie Mann ihrer Bestimmung entsprechend Leben und ihr Leben so zur Entfaltung bringen. Betrachten wir nun, was Paulus den Kolossern diesbezüglich sagt: Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter! So ist es der Gemeinschaft mit dem Herrn angemessen. (Kol 3,18) Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht rücksichtslos gegen sie. (Kol 3,19)

I. Drei Vorbemerkungen

Erstens: Betrifft die Ehe

Diese Verse beziehen sich auf die Ehe. Wenn hier von Unterordnung die Rede ist, so meint das nicht, dass sich die Frau grundsätzlich jedem Mann unterordnen soll, sondern lediglich ihrem eigenen Mann. In unserer Gesellschaft kann sie sich diesen Mann sogar selber auswählen. Der Mann muss auch nicht jeder Frau diese Liebe erweisen, sondern in erster Linie seiner eigenen Frau.

Zweitens: Unterordnung gehört zum Leben

Wenn wir von Unterordnung sprechen, dann sprechen wir von einer ureigenen christlichen Tugend. Paulus fasste dies einmal so zusammen. Ordnet euch einander unter, wie es die Ehrfurcht vor Christus verlangt. (Eph 5,21)Jeder soll sich unterordnen und den anderen höher achten als sich selbst, ganz unabhängig ob Mann oder Frau. Ich würde es sogar so sagen: Wer sich selbst nicht unterordnen kann, der kann nie wirklich im guten Sinn übergeordnet sein. Oder an einem anderen Beispiel: Wer sich nicht leiten lassen kann, der kann nie ein guter Leiter sein.

Drittens: Das Modell für die Ehe

Wir könnten uns jetzt zerfleischen, indem wir mit viel Raffinesse herausfinden, was das nun exakt und praktisch bedeutet, wie sich die Frau unterzuordnen hat. Und wie der Mann zu lieben hat. Das haben schon unzählige Bücher getan und es werden noch unzählige geschrieben werden. Viel wichtiger ist es die Gesinnung zu verstehen und sie zu verinnerlichen. Paulus hilft uns mit einer interessanten Aussage gegenüber den Ephesern. Das sagt er, nachdem er sich viel ausführlicher über das Verhalten der Eheleute äusserte als gegenüber den Kolossern. Er schreibt: In diesem Wort liegt ein tiefes Geheimnis. Ich beziehe die Aussage auf Christus und die Gemeinde. (Eph 5,32)Mit anderen Worten soll sich das Verhältnis von Mann und Frau so gestalten wie das Verhältnis von Christus und der Gemeinde. Das ist der eigentliche Leitgedanke, der uns hilft, die Herausforderung Ehe zu verstehen.

So habe ich das ganze Konzept Ehe nach Gottes Plan an zwei Fragen kristallisiert. Eine Frage für die Frauen: Würde ich Jesus so begegnen? Und eine Frage für die Männer: Würde Jesus so handeln?

II. Würde ich Jesus so begegnen? (18)

Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter! So ist es der Gemeinschaft mit dem Herrn angemessen. (Kol 3,18)Diese Unterordnung der Frau unter ihren eigenen Mann entspricht der Idee Gottes, als er Mann und Frau geschaffen hatte. Paulus wendet sich mit dieser Aufforderung an die Frauen. Er apelliert an ihre Einsicht. Er verlangt nicht von den Männern, dass sie dafür sorgen müssen, dass sich die Frauen unterordnen. Paulus denkt an Jesus, den Erstgeborenen aller Schöpfung", der doch selber den Weg der Unterordnung ging und seine einzigartige Herrlichkeit dadurch nicht verloren, sondern gerade empfing. Unterordnung ist für Paulus keine Herabwürdigung dessen, der sich unterordnet. Wenn auf einem Schiff zwei gleichtüchtige und gleichrangige Seeoffiziere sind – Kapitän" kann immer nur einer sein! Jede Gemeinschaft hat solche Ordnungen ob sie bezeichnet werden oder nicht. Wenn in einer Gruppe gesagt wird, dass es keine Leitung gibt, so sagt man eigentlich nur, dass man sie nicht bezeichnet hat.

So ist es auch in Beziehungen. Wenn in einer Beziehung nicht geregelt ist, wer sich wem unterordnet, dort wird es ohne es zu bezeichnen irgendwie passieren. Entweder ordnet sich der Mann der Frau oder umgekehrt unter. Oder keiner ordnet sich dem andern unter, dann wird die Beziehung eher auseinanderdriften. Paulus meint aber, dass es richtig ist, dass sich die Frau dem Mann unterordnet. Wir könnten jetzt hin und her verschiedene Gesichtspunkte zur Unterordnung betrachten. Wer trifft wann den letztgültigen Entscheid usw. Man könnte ein ausgeklügeltes Reglement erstellen, das sicher im Ernstfall" versagen wird. Es geht eben um eine Haltung und Haltungen lassen sich bekanntlich nicht reglementieren. Reglemente und Gesetze braucht es da, wo die Haltung fehlt. Da Paulus die Ehe als ein Abbild der Beziehung von Jesus zur Gemeinde sieh, gibt es eine Frage, die in jeder Situation der Beziehung hilft. Sie lautet: Würde ich Jesus so begegnen?

Wenn wir uns diese Frage stellen, dann müssen wir uns nicht mehr gross detailliert über die verschiedenen Aspekte der Unterordnung unterhalten. Jesus würde ich keinesfalls respektlos begegnen. Jesus will ich Ehre erweisen und dankbar sein für alles, was er getan hat und tut. Jesus hat in meinem Herzen einen besonderen Ehrenplatz.

III. Würde Jesus so handeln? (19)

Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht rücksichtslos gegen sie. (Kol 3,19)Nun werden auch die Männer ganz deutlich herausgefordert. Nicht, dass Sie sich über die Frauen stellen sollen. Sie sollen ihre Frauen lieben. Hier ist nicht von der erotischen Liebe die Rede. Dazu müssten die meisten Männer nicht aufgefordert werden, das läuft in der Regel automatisch. Paulus spricht von der selbstlosen Liebe. Er verbietet den Männern, rücksichtslos mit ihren Frauen umzugehen. Auch wenn sie der Frau kräftemässig überlegen sind, ist es ihnen nicht erlaubt diese Kraft zu Missbrauchen. Wie wichtig diese Ermahnung ist zeigt uns, dass wir heute verschiedene Häuser für geschlagene Frauen benötigen.

Die Männlichkeit, die Paulus uns hier zeigt, ist nicht dadurch bestimmt, dass die Männer ihre körperliche Überlegenheit ausspielen. Es ist eine andere Männlichkeit. Eine Männlichkeit, die Jesus selbst zum Vorbild hat. Männer die sich für Ihre Frauen aufopfern, Männer denen es wichtig ist, dass es ihren Frauen gut geht. Männer die eben nicht nur das eine von ihren Frauen wollen, sondern die sich um sie sorgen, die Verantwortung übernehmen, wie Paulus das ganz praktisch ausdrückt: So müssen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Körper. Denn ein Mann, der seine Frau liebt, liebt sich selbst. (Eph 5,28) Niemand hasst doch seinen Körper; im Gegenteil, er ernährt und pflegt ihn. So tut es auch Christus mit der Gemeinde. (Eph 5,29)

Für die Männer habe ich eine Frage, die immer beschäftigen sollte: Würde Jesus so handeln? Stellen sich Männer diese Frage, so werden sie Ihre Frauen weder schlagen noch ihnen irgendwelches Leid zufügen. Sie werden ihre Frauen als Persönlichkeiten wahr- und ernstnehmen.

IV. Wie das Funktioniert?

Ehe, so wie sich Gott das vorstellt kann nur funktionieren, wenn beide in der Abhängigkeit von Jesus leben und sich Jesus unterordnen. Funktionieren kann das nur, wenn jeder seine Frage ernst nimmt. Wenn sich jeder auf seinen Teil konzentriert. Wir werden in unserer Zeit gelernt, dass wir für uns schauen müssen, dass wir nicht zu kurz kommen. Im Vordergrund steht die Frage, was der Partner mir bringt. Wenn er mir nicht mehr das bringen kann, was ich erwarte und was ich zu brauchen meine, dann wird es schwierig. So ist es für uns Christen manchmal gar nicht so einfach uns diesem Sog zu entziehen. Die Frage muss aber lauten, was kann ich in die Beziehung einbringen. Die verheiratet sind können sich selber testen, indem ihr euch fragt, was hat mich am meisten beschäftigt, als ich bei diesen Gedanken zuhörte? Wenn Dich das, was Dein Partner beachten sollte mehr beschäftigte, als das, was Du zu beachten hast, dann musst Du Deine Haltung ernsthaft überprüfen, vielleicht gibt es Punkte bei denen Du Busse tun musst. Seien wir nicht vorschnell im sagen: Wenn der andere sich so verhalten würde, dann wäre es für mich einfach mich anders zu verhalten. Es könnte ja sein, dass sich Dein Partner nicht so verhält wie Du Dir vorstellst, weil Du Dich nicht so verhältst, wie es sein müsste.

Schluss

Die Frauen müssen sich dessen bewusst sein, dass ihre Unterordnung unter die Männer der Grundidee entspricht, die Gott bei der Schöpfung hatte. Egal wie unsere Gesellschaft das beurteilt, in Gottes Augen ist das keineswegs altmodisch. Zudem ist es wirklich sehr fraglich, ob das heutige Rollenwirrwarr wirklich besser ist. Im Anbetracht der vielen zerbrochenen Beziehungen eher nicht. Ordnet euch so unter, dass es für den Mann eine Freude ist euch zu lieben. Die Männer sollen ihre Frauen lieben. Haltet nicht an einer männlichen Arroganz gegenüber den Frauen fest. Liebt Eure Frauen und nur eure. Tragt die Verantwortung für die Frau so, dass es für die Frau eine Freude ist, sich euch unterzuordnen. Bringen wir es mit Paulus auf einen Nenner: Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. (Röm 12,10)

----------------------- [1] FACTS, Nr. 23, 8. Juni 2000, S. 109.