Einführung und Kontext des Gleichnisses
Ja, ich werde morgen unterwegs sein und dort einen Tag im Teen Camp verbringen. Das ist ein größeres Zeltlager für Jugendliche im Sauerland. Dort werde ich morgen früh und auch am Abend eine Bibelarbeit halten.
Ich hoffe, dass das Wetter ganz gut wird, nicht zu heiß. Denn mitten in einem großen Zelt könnte es ziemlich warm werden. Es wäre wichtig, dass die Jugendlichen sich gut konzentrieren können. Dafür könnt ihr gerne beten.
Ich hoffe, am Samstagabend oder spätestens am frühen Sonntagmorgen wieder zurückzukommen, um hier mit euch Gottesdienst feiern zu können.
Was wir heute Abend tun wollen, ist in erster Linie, uns noch einmal mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Dabei geht es insbesondere um ein weiteres Gleichnis. Ich habe eines ausgesucht, das wir im Matthäusevangelium finden, und zwar ziemlich am Ende, in Kapitel 25, Verse 1 bis 13.
Es handelt sich um das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen. Wenn wir die Geschichte betrachten, ist es eines der am häufigsten ausgelegten Gleichnisse in der Kirchengeschichte und wahrscheinlich auch das am häufigsten dargestellte in der Kunst.
Viele Gemälde in Kirchen zeigen dieses Gleichnis, oft im Zusammenhang mit dem Endgericht. Dabei sieht man auf der einen Seite die klugen Jungfrauen mit brennenden Lampen in der Hand. Auf der anderen Seite stehen die törichten Jungfrauen, die frustriert mit leeren Händen dastehen.
Dieses Gleichnis deutet darauf hin, dass es ein Gericht Gottes geben wird. Hier auf der Erde können wir Entscheidungen treffen, die darüber entscheiden, wo wir in der Ewigkeit sein werden.
Das Gleichnis im Wortlaut und seine Grundstruktur
Ich lese zunächst den Text: Das Himmelreich wird zehn Jungfrauen ähnlich sein, die ihre Fackeln nahmen und hinausgingen, um dem Bräutigam zu begegnen. Fünf von ihnen waren dumm, und fünf waren klug. Die Dummen nahmen zwar ihre Fackeln, aber sie nahmen kein Öl mit sich. Die Klugen hingegen nahmen Öl in die Gefäße mit ihren Fackeln.
Als der Bräutigam sich Zeit ließ, nickten alle ein und schliefen. Mitten in der Nacht ertönte jedoch ein Geschrei: „Siehe, der Bräutigam kommt hinaus, um ihm zu begegnen!“ Da wachten alle jungen Frauen auf und brachten ihre Fackeln in Ordnung.
Die Dummen sagten zu den Klugen: „Gebt uns von eurem Öl, sonst verlöschen unsere Fackeln.“ Die Klugen antworteten: „Dann wird es kaum für euch und uns reichen. Geht lieber zu den Händlern und kauft es für euch selbst.“ Als sie weggingen, um einzukaufen, kamen der Bräutigam und die Brautjungfern und gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest. Die Tür wurde geschlossen.
Später kamen auch die übrigen jungen Frauen und riefen: „Herr, Herr, mach uns auf!“ Er aber antwortete und sprach: „Amen, ich sage euch, ich kenne euch nicht.“
Seid also wach, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde.
Wenn wir uns den Zusammenhang anschauen, erkennen wir, dass dies das dritte Gleichnis ist, das auf unser richtiges Verhalten und unsere Wachsamkeit hinweist – darauf, dass Jesus einmal wiederkommen wird. Das ganze Kapitel 24 im Matthäusevangelium kündigt an, dass Jesus wiederkommen wird, und wir sollen dafür bereit sein.
Für diese Wiederkunft werden Kennzeichen genannt. In verschiedenen Gleichnissen wird darauf hingewiesen, dass wir erwarten sollen, dass Jesus zurückkehrt. Dieses Augenmerk ist wichtig, wenn wir das Gleichnis näher betrachten.
Ich habe mehrfach betont: Gleichnisse sollen nicht bis ins kleinste Detail ausgelegt werden, denn das kann leicht zu Fehlinterpretationen führen. Gleichnisse haben einen Hauptgesichtspunkt, ein zentrales Ziel, das sie zum Ausdruck bringen wollen. Darauf sollen wir achten. Im Kontext ist das eigentlich vollkommen klar.
Das Hauptziel ist – und so kommentiert Jesus es auch am Ende: Sei bereit! Jesus kann jederzeit wiederkommen. Oder ich könnte es anders formulieren: Sei bereit, denn du kannst jederzeit vor Jesus stehen.
Das beinhaltet auch den Aspekt, dass du sterben kannst und dann vor Jesus stehst. Das muss nicht das absolute Ende der Welt sein, sondern es ist dein persönliches Ende. Das Ergebnis ist hier dasselbe: Dein Leben ist zu Ende, und je nachdem, wie du hier gehandelt hast, hat das Auswirkungen für die Ewigkeit. Das ist das, was dahintersteht.
Aufbau und Rahmenbedingungen des Gleichnisses
Die Erzählungen hier finden sich in mehreren Etappen. So wie das häufig ist, gibt es einen Dreischritt: Erst wird die Ausgangssituation beschrieben, dann folgt ein überraschendes Ereignis, und schließlich wird das Ergebnis dargestellt.
Die Ausgangssituation sind diese jungen Frauen. Das überraschende Ereignis ist, dass plötzlich der Bräutigam kommt. Das Endergebnis ist, dass einige bei der Feier sind und andere nicht. So gibt es also drei Schritte, um der Geschichte näherzukommen.
Die Rahmenbedingung wird nur ganz knapp erzählt, und zwar nur so weit, wie sie für die Aussage, die Jesus beabsichtigt, nötig ist. Es bleiben manche Fragen offen, die in der Geschichte gar nicht erklärt werden. Beispielsweise wird nicht gesagt, wer heiratet, es wird nicht erklärt, wo geheiratet wird, und die Braut taucht nicht einmal in der ganzen Geschichte auf.
Man könnte noch mehr Fragen stellen und feststellen, dass hier sehr viel offen gelassen wird. Wahrscheinlich ist das für die Aussage, die Jesus trifft, nicht von Bedeutung, und deshalb erwähnt er diese Details nicht.
Es ist die Geschichte einer Hochzeit, wie sie schon ähnlich in Matthäus 22 erwähnt wird. Dort ist sie ebenfalls ein Zeichen dafür, die Ewigkeit bei Gott zu verbringen. Dieses Ereignis wird wie ein endloses Hochzeitsfest beschrieben. Hier wird auch das Reich Gottes mit dieser Hochzeit veranschaulicht.
Die Hauptpersonen sind zum einen der Bräutigam. Er ist derjenige, der die Aktion ausführt und handelt. Auf der anderen Seite stehen die zehn jungen Frauen, die dabei sind.
Die Ausgangssituation und kulturelle Hintergründe
Nun möchte ich das Stück für Stück durchgehen. Wir fangen mit Vers 1 an:
Dann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen ähnlich sein, die ihre Fackeln nahmen und hinausgingen, um dem Bräutigam zu begegnen.
Ich habe die starke Vermutung – und das lässt sich durchaus aus dem Gesamtzusammenhang der Geschichte erklären –, dass dieser erste Vers noch nicht zur direkten Handlung gehört, sondern eigentlich eine Überschrift ist. Denn hier steht ja: die zehn Jungfrauen, die hinausgingen, um dem Bräutigam zu begegnen.
Die Frage ist nun, wann gehen sie eigentlich heraus? Nämlich noch gar nicht in Vers 1, sondern erst in Vers 6 und 7. Das heißt, sie sind so lange noch im Haus und warten darauf.
Wir dürfen uns hier nicht das Bild vorstellen, dass die Frauen draußen herumirren, irgendwo in der Nacht in die Ecke fallen und dann schlafen, und zufälligerweise gerade der Bräutigam vorbeikommt. Stattdessen sind sie hier zuhause. Das ist die Überschrift, die das Gleichnis beschreibt. Es handelt davon, dass die Jungfrauen dann herausgingen mit dem Bräutigam, und dass die einen vorbereitet waren, die anderen aber nicht auf das, was da kommt.
Ich möchte ein paar Momente darauf verwenden, euch etwas über Hochzeitsbräuche in Israel zu erzählen. Denn das, was hier stattfindet, wird bei den Hochzeiten, die ihr vielleicht erlebt habt, so nicht passiert sein. Ich weiß nicht, ob ihr auch zehn Jungfrauen hattet, die mit Fackeln herumgelaufen sind, um den Bräutigam zu begleiten – wahrscheinlich eher nicht.
In Israel gab es diesen Brauch tatsächlich, und zwar besonders in Galiläa. Jesus stammte aus Galiläa, und viele seiner Zuhörer kamen daher. Insgesamt gab es in Israel unterschiedliche lokale Hochzeitsbräuche; es war nicht alles ganz einheitlich.
Im Normalfall lief es so: Der Bräutigam holte vor der eigentlichen Hochzeitsfeier, die in seinem eigenen Haus stattfand – wohin er auch die Braut bringen sollte –, die Braut von ihrem Elternhaus ab. Dieser Weg vom Elternhaus der Braut zum zukünftigen Haus des Paares wurde von einem Festumzug begleitet.
Zu diesem Festumzug gehörten beispielsweise die Jungfrauen mit ihren Fackeln. Das war eine feierliche Angelegenheit, und so ähnlich müssen wir uns das vorstellen.
Wahrscheinlich ist die Szene, die wir hier vor Augen haben, folgende: Die Jungfrauen sind im Haus der Braut und warten darauf, dass der Bräutigam kommt. Wir wissen nicht genau, warum er sich dort verzögert. Dann wollen sie gemeinsam zum Haus des Bräutigams gehen.
Das Ende der Geschichte spielt dann im Haus des Bräutigams beziehungsweise bei der zukünftigen Familie, die dort entsteht.
Bedeutung der Fackeln und Korrektur von Missverständnissen
Ihr habt sicherlich bemerkt, dass ich beim Vorlesen nicht von Öllampen gesprochen habe, sondern von Fackeln. Ich weiß nicht, wie das in eurer Bibelübersetzung wiedergegeben wird. Im griechischen Original steht nämlich das Wort Lampas. Das klingt zwar ähnlich wie unser Wort „Lampen“, meint aber gerade keine Öllampe.
Wenn ihr in den griechischen Wörterbüchern nachschaut, ist klar, dass mit Lampas normalerweise keine Öllampen bezeichnet werden. Übrigens ist die Vorstellung, dass es sich um Öllampen handelt, erst etwa um das Jahrtausend in der Theologie aufgekommen. Damals begann man, die Jungfrau immer öfter mit Öllampen darzustellen. Das hing vielleicht auch damit zusammen, dass die Menschen zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung mehr von den Lampen der damaligen Zeit hatten.
Mit den Lampen gab es nämlich ein Problem: Öllampen waren kleine, flackernde Lichter, etwa wie Kerzen. Sie erleuchteten nur den unmittelbaren Bereich um einen herum, also eher eine kleine Funzel, die Orientierung in einem engen Raum gab. Draußen im Freien hat damals in Israel niemand eine solche Öllampe angezündet. Erstens, weil sie nicht weit genug leuchtete und somit nichts brachte. Zweitens, weil sie durch den kleineren Flammenkopf sofort vom ersten Windstoß ausgeblasen wurde.
Wenn man draußen etwas erleuchten wollte, nahm man Fackeln. Und genau dieses Wort Lampas wird im Griechischen tatsächlich für Fackeln benutzt. Das heißt, was die Frauen hier bei sich hatten, war keine kleine Öllampe, die vor sich hin brannte, sondern eine relativ große Fackel.
Es gab zwei Formen von Fackeln, die man benutzte. Die eine war ein Stock oder Stab, der mit Lumpen oder Wachs umwickelt war. Dieser wurde angezündet und brannte relativ hell. Er brannte auch draußen, allerdings nicht so lange wie eine Öllampe – maximal zwei Stunden, dann war das Feuer aus.
Die andere Form war eine Art Gefäßfackel. Das ist ein langer Stock, auf dem oben eine Blechbüchse befestigt ist. In dieser Blechbüchse befindet sich Öl, in das ein Lappen gesteckt wird. Der Lappen saugt das Öl auf und brennt dann richtig hell. Das ist anders als eine Öllampe, die nur einen langen Docht hat und kleiner brennt. Hier brennt der große Lappen im Ölgefäß hell, aber eben auch nur maximal zwei Stunden.
Das ist der Ausgangspunkt, den wir uns vorstellen müssen. Und was die Frauen natürlich nicht gemacht haben – was manchmal fälschlich angenommen wird – ist, dass sie ihre Fackeln erst gar nicht angezündet haben. Das steht hier auch nicht. In dieser Stelle heißt es nur, sie hatten ihre Lampen dabei. Angebrannt werden sie erst, wenn der Bräutigam kommt. Das wäre ja auch unsinnig vorher.
Erstens, es wäre unsinnig, weil die zwei Stunden Brenndauer sonst vorbei wären, und dann hätten auch die klugen Jungfrauen nichts mehr. Zweitens, wozu sollte das Öl vorher verbraucht werden? Das wäre Energieverschwendung. Drittens, sie schlafen ja jetzt – warum sollten sie dann alles hell erleuchten? Viertens, sie sind ja noch zuhause, und zuhause würde niemand eine Fackel anzünden. Probiert das mal in eurem Wohnzimmer aus – da würde gleich die ganze Wohnung brennen. Fackeln zündet man nur draußen an.
Das heißt also, sie hatten ihre Fackeln dabei und warteten, bis der Bräutigam kommt. Dann gingen sie nach draußen und zündeten die Fackeln an. Dieses Bild müssen wir vor Augen haben.
Es korrigiert auch manche Fehlauslegungen, die manchmal hineingelegt werden. Zum Beispiel die Vorstellung, dass sie ihr ganzes Öl schon vorher verbrannt hätten und dann keines mehr gehabt hätten. So eine Geschichte steht hier gar nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass die törichten Jungfrauen von Anfang an gar kein Öl dabei hatten. Sie hatten nur ihre leere Büchse, ihre leere Fackel, und sie hatten sich keine Gedanken gemacht, was jetzt weiterkommt.
Das ist dann auch ihr eigentliches Problem, das sie plötzlich trifft, wenn der Bräutigam kommt. Zusammengefasst handelt es sich hier wahrscheinlich nicht, auch vom Wort her, vom Umfeld und von der Logik der Geschichte, um eine Öllampe, sondern um eine Fackel.
Realistische Einordnung der Situation und Schutz der Jungfrauen
Das andere, was ich auch schon kurz erwähnt habe, ist, dass manchmal im Kopf eine Szene entsteht, in der zehn weiß gekleidete junge Frauen durch eine dunkle Stadt wandern und irgendwo einschlafen. Das ist jedoch weder damals noch heute real vorstellbar.
Stellen wir uns eine orientalische Stadt vor: Es ist dunkel, und irgendwo in einer Ecke liegen zehn Jungfrauen. Das ist unvorstellbar. Junge Frauen mussten geschützt werden. Das war viel wichtiger, als man oft denkt. Man sagte, sie könnten ihre Ehre verlieren, wenn sie mitten im Freien oder auf dem Feld schlafen – das wäre besonders gefährlich. Wilde Tiere und andere Gefahren gab es damals in Israel.
Auch diese Vorstellung entspricht nicht der Realität. Sie weicht sowohl von den Hochzeitsbräuchen damals ab als auch von dem, was genau in der Geschichte beschrieben wird. Dort steht, dass sie hinausgingen – erst in Vers 7 und 8. Das heißt, vorher sind sie scheinbar noch nicht hinausgegangen, sondern haben das getan, was alle Jungfrauen damals bei Hochzeiten taten: Sie warteten zusammen mit der Braut darauf, dass der Bräutigam kommt und den Hochzeitszug beginnen kann.
Diese Ausgangssituation müssen wir uns vorstellen. Übrigens gab es ähnliche Bräuche auch bei den Römern. Sie hatten einen Fackelzug, bei dem das Feuer vom Herd der Eltern zum Herd des Brautpaares gebracht wurde. Dadurch sollte die Kontinuität und Verbindung zu den Eltern hergestellt werden.
Bei den Juden war dieser Brauch nicht so verbreitet, aber sie kannten ihn sicherlich. Im Römischen Reich waren solche Traditionen üblich, und es gab ja auch römische Bewohner in Israel.
Hier handelt es sich jedoch nicht um Römer, sondern sehr wahrscheinlich um eine jüdische Hochzeit, die beschrieben wird.
Charakterisierung der Jungfrauen und ihre Bedeutung
In Vers 2 heißt es, fünf von ihnen waren dumm und fünf klug. Eigentlich ist das eine etwas seltsame Vorstellung der Personen, meine ich. Es wird hier zunächst gar nicht gesagt, was sie getan haben – das kommt alles erst später –, sondern wer von vornherein darauf eingestimmt war. Es gibt also ein paar Dumme und ein paar Kluge.
Für die Zuhörer damals wie auch für uns heute ist die Sache natürlich klar: Keiner wäre so dumm, sich mit den Dummen zu identifizieren. Deshalb wird man im weiteren Verlauf der Geschichte genau darauf achten, was die Dummen zum Dummen macht. Sofort weiß man: Das würde ich natürlich nicht tun. Hier wird also nicht erst die Handlung beschrieben und danach beurteilt, sondern von vornherein klar, dass sie dumm sind. Vielleicht könnte man sogar sagen: Weil sie dumm sind, tun sie nicht das, was sie hätten tun sollen – im Gegensatz zu den Klugen.
Rein äußerlich sieht die Sache erst einmal gleich aus. Denn noch ist es ja nicht so weit, dass man die Fackel anzünden muss. Beide haben noch die Fackel, das sieht äußerlich genau gleich aus. Alle sind schön gewandet, stehen im Haus und warten. Das heißt, äußerlich sieht alles ähnlich aus. Nur ein wichtiger Faktor fehlt: das Öl, das sie für den Fackelzug brauchen. Dieses Öl dient hier also zur Identifikation.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wen wir damit verstehen können und wer damit eigentlich gemeint ist. Das müssen wir später noch deuten. Eine Deutung, die sich hier nahelegt, ist, dass diese zehn Jungfrauen in gewisser Weise für die Gemeinde stehen oder für diejenigen, die sich Gemeinde nennen – für die Kirche. Für diejenigen, die auf den Bräutigam warten. Der Bräutigam ist hier ein Begriff, den Jesus auch für sich selbst verwendet, als den Bräutigam der Gemeinde.
Häufig wird die Gemeinde als Braut bezeichnet. Die Braut taucht hier aber nicht auf, stattdessen diese zehn Frauen. Das ist auch klar, denn was Jesus ausdrücken will, lässt sich durch eine Braut nicht ausdrücken. Wenn er sagen will, ein Teil kommt wirklich zum Bräutigam und der andere nicht, wie will man das mit einer Braut erklären? Wenn da eine Braut wäre, könnte man sagen, ein Teil der Braut kommt zur Hochzeit und der andere Teil bleibt draußen – das geht nicht.
Deshalb steht in dieser Geschichte nicht die Braut im Mittelpunkt, sondern die Brautjungfern, die Jungfrauen. Bei ihnen wird die Sache klar: Ein Teil der Leute, die auf den Bräutigam warten – und wer wartet auf Jesus Christus? Diejenigen, die sich Christen nennen. Diejenigen, die sich nicht Christen nennen, haben damit erst einmal gar nichts zu tun. Sie warten zwar darauf, aber wenn es so weit ist, wird nur ein Teil wirklich zu Jesus kommen, wird nur ein Teil wirklich zu Gott kommen.
Das ist übrigens das, was Jesus auch ein Kapitel vorher erklärt, wo er von der Auferstehung spricht. Dort sagt er, dass es so sein wird, dass die einen auferstehen und die anderen nicht. Hier wird nicht automatisch gesagt, dass es immer Ehen sind, bei denen einer nicht gläubig ist. Es könnte durchaus sein, dass einer sich für den Gläubigen hält, aber bei Jesus nicht dabei sein wird.
Möglicherweise steckt hier etwas dahinter, was Jesus an anderer Stelle auch sagt: Manche kommen zu ihm und sagen: „Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen das und das getan?“ Sie haben sich scheinbar herausgedrückt, meinen, Christen zu sein und an ihn zu glauben. Doch wenn sie vor Jesus stehen, sagt er: „Ich kenne euch nicht.“ Das scheint ganz ähnlich zu sein wie hier in der Geschichte. Es gibt Leute, die meinen, dazu zu gehören, aber ein wesentliches Element des Glaubens fehlt.
Das ist das, was wir im Hinterkopf behalten müssen. In Vers 3 heißt es: „Die Dummen nahmen ihre Fackeln, aber sie nahmen kein Öl mit.“ Hier wird erklärt, warum sie dumm sind. Das ist eigentlich offensichtlich. Jeder von uns würde daran denken: Wenn man nachts irgendwo unterwegs ist, braucht man Licht. Heute hat man keine Fackel, sondern eine Taschenlampe. Wenn man die Taschenlampe ohne Batterien oder mit leeren Batterien hat, hilft das nichts.
Genauso ist es hier: Die Dummen sind zwar äußerlich ausgerüstet, aber das Wesentliche, das sie brauchen, haben sie nicht bedacht – nämlich das Öl. Was genau das Öl ist, wird hier in der Geschichte nicht näher erklärt. Es gibt verschiedene Auslegungen. Manche sagen, das Öl sei der Heilige Geist oder Ähnliches. Die Geschichte selbst gibt das aber nicht direkt her.
Es gäbe Probleme bei dieser Deutung: Wenn das Öl der Heilige Geist wäre, würde das bedeuten, man könnte den Heiligen Geist bei Händlern kaufen, denn später sollen die Jungfrauen ja zum Kauf gehen. Das wäre problematisch. Außerdem würde der Heilige Geist plötzlich verbrennen und nicht mehr da sein, was ebenfalls schwierig ist. Oder man müsste den Heiligen Geist teilen, was ebenfalls nicht geht.
Deshalb klingt „Heiliger Geist“ zwar gut, ist aber wahrscheinlich nicht gemeint. Es wird nicht im Detail ausgedrückt, was das Öl genau bedeutet. Sicherlich ist es nichts, was man kaufen oder sich einfach aneignen kann. Es muss sich um etwas Innerliches handeln, sehr wahrscheinlich um die Stellung zu Gott, die Echtheit des Glaubens oder Ähnliches.
Die Klugen nahmen Öl in den Gefäßen mit ihren Fackeln mit. In Vers 5 heißt es: „Als aber der Bräutigam sich Zeit ließ, nickten sie alle ein und schliefen.“ Warum der Bräutigam sich verzögert, erfahren wir nicht. Für eine Hochzeit ist das ungewöhnlich, denn normalerweise ist alles vorbereitet. Wir können spekulieren, dass er aufgehalten wurde oder die Vorbereitung länger dauerte. Das ist für die Geschichte aber nicht wichtig, deshalb erwähnt Jesus es auch nicht.
Wichtig ist, dass alle einschlafen. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen den Dummen und den Klugen – alle schlafen ein. Manchmal wird Schlafen als Unaufmerksamkeit oder Unvorbereitetsein gedeutet. Das scheint hier aber keine Rolle zu spielen. Man kann das unterschiedlich deuten: Vielleicht steht das für die Länge der Kirchengeschichte, in der manche vergessen, dass Jesus wiederkommt.
Das Entscheidende ist nicht, dass man vergisst, dass Jesus wiederkommt, sondern ob man innerlich bereit ist, wenn er plötzlich kommt. Jesus selbst sagt, dass er kommen wird wie ein Dieb in der Nacht – ganz plötzlich. Dann kann es sein, dass man es nicht erwartet, aber jederzeit bereit sein muss.
Das Einschlafen wurde auch als Sterben gedeutet. Im ersten Korintherbrief gibt es Hinweise darauf, dass alle entschlafen, die Guten wie die Bösen, und dann plötzlich die Stunde der Wahrheit kommt, wenn sie vor Jesus stehen. Auch das wäre möglich: Das Sterben ist Teil des Lebens.
Das Kommen Jesu ist unvorhersehbar. Wir finden das auch in Matthäus 24, wo Jesus sagt, dass niemand Tag und Stunde kennt. Dann, in Vers 6, heißt es: „Mitten in der Nacht gab es ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam geht hinaus, um ihm zu begegnen.“ Nun ist der Bräutigam da, und alle wachen auf.
Nebenbei wird erwähnt, dass es auch andere Menschen im Haus gibt, die das Geschrei verursacht haben, denn die Jungfrauen rufen nicht selbst. Im nächsten Vers heißt es, die Frauen erwachten. Das Geschrei kommt also von anderen – vielleicht vom Gefolge des Bräutigams oder von Hausbewohnern, die aufgepasst haben.
Das plötzliche Aufbrechen mitten in der Nacht erinnert an Jesu Aussage, dass er kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Keiner erwartet es, alle schlafen, plötzlich ist es so weit und man muss spontan reagieren. Jesus will damit sagen, dass er jederzeit kommen kann. Es gibt keinen festen Zeitpunkt.
Jetzt entsteht Unruhe. Wahrscheinlich wird der Bräutigam begrüßt, alle fallen sich um den Hals. Die Frauen müssen sich orientieren, ihre Taschen packen, die Fackeln in Ordnung bringen, vielleicht den Mantel anlegen, weil es draußen kühl ist. Diese Details werden nicht erwähnt, aber wir können sie uns vorstellen.
Während dieser Unruhe bringen die Frauen ihre Fackeln in Ordnung, weil sie ins Dunkel hinausgehen wollen. In israelischen Städten gab es keine Straßenbeleuchtung, deshalb war Licht nötig. Dann sagt die Dumme zu den Klugen: „Gebt uns von eurem Öl, sonst verlöschen unsere Fackeln.“ Sie merken also erst jetzt, dass sie ein Problem haben.
Das Verlöschen bedeutet nicht, dass die Fackeln vorher gebrannt haben, sondern dass sie nicht brennen werden, wenn sie jetzt angezündet werden. Wenn eine Fackel nur aus Lumpen besteht, aber kein Öl hat, wird sie sofort verlöschen.
Die Frage ist: Warum teilen die Klugen ihr Öl nicht? Man könnte denken, sie könnten das Öl aufteilen oder zusammengehen. Aber solche Varianten werden nicht betrachtet, weil sie für die Geschichte nicht wichtig sind. Jesus will ausdrücken, dass das, was die Klugen haben, nicht teilbar ist.
Es geht hier nicht darum, Nächstenliebe zu loben oder zu fordern. Es geht nicht darum, dass die Klugen geizig sind. Man könnte an die Speisung der Fünftausend denken, wo alle satt wurden. Nein, hier ist das Öl ein Symbol für den Glauben. Entweder hat man es oder nicht. Es kann nicht weitergegeben werden.
Normalerweise hatte jedes israelische Haus eine Flasche Öl, denn man brauchte Olivenöl zum Essen. Die Geschichte will aber nicht eine realistische Situation abbilden, sondern eine geistliche Aussage machen.
In Vers 9 antworteten die Klugen: „Dann wird es kaum für uns und euch reichen. Geht lieber zu den Händlern und kauft es für euch selbst.“ Diesen Rat befolgen die Dummen und gehen los. Allerdings passt das schwer in die Geschichte: Wo will man mitten in der Nacht Händler finden? 24-Stunden-Shops gab es damals nicht.
Wir wissen auch nicht, ob sie überhaupt erfolgreich waren. Später wird nicht berichtet, dass sie Öl oder Fackeln hatten. Sie kommen jedenfalls nicht mit zum Festzug. Wo sie bleiben, ist für die Geschichte nicht wichtig.
Das Öl der Klugen ist offenbar unteilbar. Als die Dummen weggehen, kommt der Bräutigam, und die, die bereit sind, gehen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest. Die Türen werden geschlossen.
Das Hineingehen ist ein Begriff, den Jesus auch benutzt, um das Reich Gottes zu beschreiben (vgl. Matthäus 1,23; 28,20). Hier ist es nicht nur ein Raum, in den man hineingeht, sondern symbolisch das Reich Gottes.
Man kann auch an Matthäus 22,14 denken: „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ Viele sind eingeladen, gehören äußerlich zum Festzug, aber innerlich nicht wirklich dazu. Das ist das Tragische.
Ein weiterer Punkt ist die verschlossene Tür. Bei orientalischen Hochzeitsfeiern war es unüblich, Türen zu verschließen, da das ganze Dorf beteiligt war. Viele Häuser hatten keine Schlösser. Es gab aber in manchen Gegenden das Symbol eines Tuchs vor der Tür, das bedeutete: „Bleibt draußen!“
Später kommen die übrigen Jungfrauen und rufen: „Herr, Herr, mach uns auf!“ Er antwortet: „Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“ Das passt nicht zu einer normalen Hochzeitsfeier, denn die Bräutigamsgesellschaft kannte sich.
Hier verlassen wir das Bild der Hochzeitsfeier und sind plötzlich bei Gott. Wenn Gott sagt: „Ich kenne euch nicht“, meint er nicht, dass er nicht weiß, wer wir sind, sondern dass wir nicht zu ihm gehören.
Das ist nicht intellektuelles Nichtwissen, sondern die Aussage: Ihr seid nicht meine Jünger. Ihr seid Menschen, meine Geschöpfe, aber ich kenne euch nicht als meine Nachfolger.
Das ist das tragische Ende der Geschichte. Die Hauptperson, der Bräutigam, tritt jetzt direkt handelnd auf. Die jungen Frauen sind zu spät. Es wird nicht erwähnt, ob sie Öl kaufen konnten – eigentlich wäre das auch überflüssig.
Im Bild des Hochzeitszuges ist er längst angekommen. Was wollen sie da noch erleuchten? Selbst wenn sie Öl hätten, es wäre zu spät. Das zeigt: Fehlender Glaube kann nicht später nachgereicht werden.
Man kann nicht sagen: „Jetzt, im Jenseits, glaube ich auch.“ Gott sagt dann: „Es ist zu spät.“ Ähnlich wie beim reichen Mann und Lazarus im Jenseits, wo der Reiche sagt, seine Brüder sollen gewarnt werden. Das wird verwehrt.
Hier zeigt sich: Wenn du nicht bereit bist, bevor der Bräutigam kommt, ist alles, was du danach machen willst, zu spät. Es gibt keinen Ausweg mehr.
Das erinnert an das Gleichnis vom Turmbau und vom Kriegszug. Wenn du etwas vorhast, musst du vorher überlegen und handeln. Wenn du es nicht tust, wirst du vor Gott stehen und es kann zu spät sein.
Nun stellt sich die Frage: Was genau wird hier gemeint? Wozu werden wir aufgefordert? In der Kirchengeschichte gab es verschiedene Deutungen.
Tullian zum Beispiel deutete die fünf dummen Frauen als die fünf Sinne – sehen, hören, fühlen und so weiter. Sie seien Menschen, die nur an das Irdische denken, das Übernatürliche aber nicht sehen.
Eine andere Deutung, die oft vertreten wird, sieht die zehn Frauen als alle Getauften in der Kirche. Aber nicht alle werden gerettet. Taufe allein genügt nicht. Die Äußerlichkeit ist da, aber das Innere fehlt.
Im Mittelalter wurde die Jungfräulichkeit wörtlich genommen. Die Jungfrauen symbolisierten diejenigen, die auch innerlich jungfräulich sind, also mit Überzeugung gläubig, nicht nur äußerlich fromm.
In jedem Fall geht es um die Ermahnung, dass ein Teil des Glaubens da ist und ein anderer nicht. Augustinus und viele mittelalterliche Mönche sprachen davon, dass der Glaube da ist, aber die Werke fehlen.
In der Bibel gibt es Stellen, die sagen, Glaube ohne Werke ist tot. Es könnten also die Werke sein, die fehlen. Jemand sagt, er glaubt, aber man sieht nichts davon. Dann ist der Glaube eigentlich nicht da.
Das heißt, es ist nur die äußere Hülle da, nicht das, was Glauben wirklich ausmacht. Das wäre eine Möglichkeit der Deutung.
Wir dürfen aber nicht irrtümlich sagen, die Werke retten. Werke sind nur ein Nachweis, dass der Glaube da ist.
Ein Beispiel: Wenn ich meiner Frau sage, ich liebe sie, aber sie sieht keine Liebe im Alltag, könnte sie sagen, ich erzähle nur. Umgekehrt zeigt nicht jede nette Geste Liebe.
Manche Menschen zeigen äußere Frömmigkeit, gehen regelmäßig zur Kirche, spenden, beten, aber das Innere fehlt. Diese Perspektive hatten die Reformatoren, die die katholische Kirche ihrer Zeit kritisierten.
Damals gab es viel Äußerlichkeit: Wallfahrten, Ablässe, festliche Gottesdienste, Totenmessen. Aber das Wesentliche, die innere Überzeugung, fehlte bei vielen.
Das allein reicht nicht. Vielleicht meint das Gleichnis genau das: Nicht nur Glaube ohne Werke ist tot, sondern auch äußere Werke ohne inneren Glauben sind nicht echt.
Ein weiteres Bild: Das Gleichnis vom Menschen, der in die Hundehütte geht, Knochen in die Zähne nimmt und bellt. Äußerlich tut er, was ein Hund tut, aber innerlich ist er kein Hund.
So kann es auch mit dem Glauben sein: Äußerlich sieht es aus wie Glaube, innerlich ist er nicht da. Man versucht, sich wie ein Christ zu verhalten, ist aber keiner.
Dann wird man vor Jesus stehen und merken, dass das Innere fehlt: die Hinwendung zu Jesus, die Vergebung der Schuld, die Erneuerung durch den Heiligen Geist.
Das ist eine Herausforderung an alle, die sich Christen nennen. Das Gleichnis richtet sich an Leute, die meinen, dabei zu sein.
Ich wiederhole: Alle waren eingeladen zum Fest, gehörten äußerlich dazu. Aber in der Stunde der Wahrheit zeigt sich, dass sie innerlich nicht bereit sind.
Das ist die wesentliche Herausforderung. Es geht nicht in erster Linie um Gericht. Von Gericht wird hier wenig gesprochen.
Was mit den Jungfrauen draußen passiert, wird nicht erwähnt. Es steht nicht, dass sie gequält werden oder ewig draußen warten.
Im Mittelpunkt steht die Frage: Bist du dabei? Das Positive wird betont – die, die bei der Feier sind, die sich freuen, mit Jesus unterwegs zu sein.
Das scheint hier im Vordergrund zu stehen und soll anspornen. Der Abschluss in Vers 13 lautet: „Seid also wach, denn ihr kennt weder Tag noch Stunde.“
Hier verlässt Jesus das Bild der Hochzeit. Die klugen Jungfrauen schlafen ja auch. Er sagt: Wach auf, mach dir Gedanken, bevor Jesus wiederkommt. Verschlaf dein Leben nicht.
Wenn es so weit ist, ist es zu spät, eine Entscheidung zu treffen. Das ist eine Herausforderung an uns alle: Bin ich bereit? Ist der Glaube da? Ist das Leben nach außen ein Ausdruck des Glaubens?
Beides gehört zusammen. Eines allein genügt nicht.
Ich möchte an dieser Stelle schließen, aber noch eine Rückfrage aufnehmen.
Ein Gedanke zum Wetter zu Lese: Es könnte sein, dass die zehn Jungfrauen, weil das Gleichnis in Israel an die Juden und an die Deutschen gerichtet wird, alle meinen, die vom Wissen um den Messias hören.
Die einen sind die Jünger, die glauben, die anderen sind die Juden, die das Öl, also den Glauben an den Messias, nicht haben.
Wenn Jesus kommt, passiert die Entrückung: Jesus kommt für die Gemeinde in den Himmel, die anderen fünf Jungfrauen, Israel, bleiben zurück und müssen durch die Trübsal.
Diese Deutung gibt es auch in der Kirchengeschichte. Man hat es auf Israel und die Gemeinde gedeutet.
Ich halte das hier aber nicht für die erste Wahl, aus verschiedenen Gründen.
Einer davon ist, dass Jesus die Geschichte seinen Jüngern erzählt. Am Anfang von Kapitel 24 sieht man, dass die Jünger zu ihm kommen.
Das Publikum sind nicht die ungläubigen Juden, sondern die Anhänger Jesu, also die Vorbilder der späteren Christen.
Deshalb glaube ich, dass es hier nicht um Juden und Christen als Gegenüber geht, sondern um die, die sich Christen nennen und wer wirklich dabei ist.
Es geht nicht darum, wer abfällt oder sein Heil verliert. Ich habe mehrfach betont, dass diejenigen, die am Ende nicht dabei sind, von Anfang an das Manko haben.
Es geht nicht darum, dass sie am Anfang gerettet waren und später wegfallen, sondern dass sie von Anfang an dumm sind, weil sie das Öl nicht haben.
Sie sind erwählt, gehören zur Gemeinde, sind aber nie richtig Christen geworden.
Das zeigt sich erst, wenn der Bräutigam kommt. Vorher merkt man es äußerlich nicht.
Das ist das Hauptaugenmerk des Gleichnisses.
Es passt in den Gesamtzusammenhang, in dem Jesus den Jüngern sagt, das sind die Zeichen seiner Wiederkunft. Seid bereit.
Seid bereit für das zweite Kommen Jesu. Es geht nicht darum, vom Judentum umzukehren, sondern darum, bereit zu sein, dass Jesus kommen kann.
Der Glaube muss da sein und lebendig sein, sich im Leben und in Werken zeigen.
Ich möchte mit einem Gebet schließen:
Herr Jesus, vielen Dank für dieses Gleichnis. Danke, dass wir uns als Christen darauf freuen dürfen, einmal in Ewigkeit bei dir zu sein, wie bei einem herrlichen, endlosen Hochzeitsfest.
Wir freuen uns darauf und danken dir, dass du uns dafür ausrüstest, weil wir deine Kinder sind.
Ich bitte dich, gib uns Klarheit, ob wir zu den klugen oder den dummen Jungfrauen gehören, ob unser Glaube echt ist oder nur eine Illusion.
Ob wir uns an Äußerlichkeiten festhalten oder ob wirklicher Glaube da ist.
Öffne unsere Augen, solange noch Zeit ist, damit diejenigen, die diesen Schritt nicht getan haben, deine Kinder werden können.
Damit sie in Ewigkeit bei dir sein dürfen und nicht vor dir stehen müssen und erkennen, dass ihr Glaube nicht echt war.
Ich bitte dich auch um Kraft, andere Menschen darauf hinzuweisen, damit möglichst viele mitgenommen werden können, um in deiner himmlischen Gemeinschaft zu sein.
Amen.
Das plötzliche Kommen des Bräutigams und die Reaktion der Jungfrauen
Dann Vers 6: Mitten in der Nacht gab es ein Geschrei: „Siehe, der Bräutigam kommt, geht hinaus, um ihm zu begegnen.“ Jetzt ist der Bräutigam da, und sie wachen alle auf.
Hier wird uns ganz nebenbei erwähnt, dass es auch noch andere Menschen im Haus gab. Denn diejenigen, die da schrien, sind ja nicht die Jungfrauen. Im nächsten Vers steht nämlich, dass alle jene Frauen erwachten. Das bedeutet, sie haben nicht im Schlaf gerufen, sondern jemand anders hat sie geweckt. Jemand hat gerufen: „Jetzt ist es so weit!“ Möglicherweise waren es Leute aus dem Gefolge des Bräutigams oder Personen im Haus, die aufgepasst haben.
Dieses plötzliche Aufbrechen mitten in der Nacht erinnert uns an die Aussage Jesu: „Siehe, ich komme wie ein Dieb in der Nacht.“ Keiner erwartet es, alle schlafen, plötzlich ist es so weit, und man muss spontan reagieren. Jesus will damit sagen, dass er jederzeit kommen könnte. Wir haben keinen festen Zeitpunkt, an dem wir sagen können: Heute ist es so weit, morgen, in hundert Jahren oder irgendwann. Deshalb soll hier wieder verstärkt zum Ausdruck gebracht werden, was wir auch am Ende des Gleichnisses lesen: Sei jederzeit bereit dafür, dass Jesus kommt. Sei jederzeit bereit, vor Jesus zu stehen.
Es entsteht jetzt eine Unruhe. Wahrscheinlich wird der Bräutigam begrüßt, alle fallen sich um den Hals, und man muss sich orientieren, was jetzt zu tun ist. Die Frauen müssen ihre kleinen Handtaschen packen, um alles mitzunehmen, was sie brauchen. Die Fackeln müssen zusammengepackt werden, vielleicht wird noch der Mantel umgelegt, weil es draußen kühl ist. All diese Dinge werden nicht explizit erwähnt, sondern nur, dass es ein großes Hallo gibt und dass sie langsam aufbrechen.
Aber all diese Dinge müssen wir uns vorstellen: eine große Unruhe im Haus. Während dieser Unruhe sind die Frauen wach geworden und brachten ihre Fackeln in Ordnung, weil sie nach draußen ins Dunkel wollten. Wir wissen, dass es in den israelischen Städten keine Straßenbeleuchtung gab, das Licht war also nötig.
Dann sagt die Dummheit zu den Klugen: „Gebt uns von eurem Öl, sonst verlöschen unsere Fackeln.“ Scheinbar merken sie erst jetzt, dass sie ein Problem haben. Mit dem Verlöschen ist nicht gemeint, dass die Fackeln vorher schon brannten, sondern dass sie, wenn sie jetzt angezündet werden, nicht brennen.
Stellt euch vor, ihr habt solch eine Fackel, in der nur ein Lumpen steckt, aber kein Öl darunter. Dann passiert genau das, was hier steht: Die Fackel verlöscht. Wenn man sie anzündet, verbrennt nur der Tuchstreifen, und alles ist weg. Deshalb sagen sie: „Gebt uns Öl, wir brauchen auch davon.“
Jetzt stellt sich die Frage, die in der Geschichte nicht beantwortet wird: Warum teilen die Klugen ihr Öl nicht? Man könnte doch rechnen, wie viel Öl man abgeben kann, ohne selbst zu wenig zu haben. Oder warum gehen sie nicht einfach mit denen, die ihre Fackeln angezündet haben, mit? Es gibt doch genug Licht. Könnte nicht eine mit leerer Fackel mit einer anderen gehen, die eine brennende hat?
Diese Varianten werden gar nicht durchdacht, weil sie für den Verlauf der Geschichte nicht wichtig sind. Offenbar will Jesus ausdrücken, dass das, was die klugen Frauen haben, nicht teilbar ist. Es kann nicht weitergegeben werden.
Es geht nicht darum, die Geizigen zu loben oder zu tadeln. Man könnte ja eher erwarten, dass man miteinander teilt, wie bei der Speisung der Fünftausend, wo jeder weitergibt, was er hat, und alle satt werden. Hier könnte man sich eine wunderbare Ölvermehrung vorstellen. Aber das ist nicht der Punkt.
Jesus will nicht zur Nächstenliebe auffordern, sondern zum Ausdruck bringen, dass das Öl den Glauben symbolisiert. Entweder hast du diesen Glauben oder du hast ihn nicht. Er kann nicht von einem zum anderen weitergegeben werden. Das wird in erster Linie damit verdeutlicht.
Sonst könnten wir fragen: Normalerweise hatte jedes israelische Haus irgendwo eine Flasche Öl, denn man brauchte Olivenöl zum Brotaufstrich, zum Backen, Butter oder Margarine gab es nicht. Jeder Haushalt besaß Öl. Diese Geschichte will aber nicht einfach eine realistische Situation darstellen, sondern eine bestimmte geistliche Aussage vermitteln.
Das Ende des Gleichnisses und die Bedeutung der verschlossenen Tür
Dann Vers 9: Die Klugen antworteten und sagten: „Dann wird es kaum für uns und euch reichen. Geht lieber zu den Händlern und kauft es für euch selbst.“
Diesem Ratschlag folgen sie dann auch. Sie machen sich auf den Weg. Dabei müssen wir eigentlich sagen, dass das schwer in die Geschichte passt. Stellt euch mal vor, ihr seid mitten in der Nacht. Wo wollt ihr denn zu Händlern gehen, um etwas einzukaufen? Zur Tankstelle vielleicht? Das wäre die Idee, denn es gibt ja 24-Stunden-Shops, die auch nachts geöffnet haben.
Aber dann müssten sie erst eine kleine Zeitreise unternehmen, um das zu schaffen. Normalerweise haben die Händler ja alle geschlafen. Es gab zu der Zeit gar keinen Händler, der geöffnet hatte. Wir wissen übrigens aus der Geschichte auch nicht, ob sie überhaupt erfolgreich waren. Denn wenn sie hinterher beim Fest ankommen, wird nicht berichtet, dass sie wirklich Fackeln oder Öl dabei hatten.
Ob das also wirklich käuflich war oder ob es einfach nur ein Hinweis war, bleibt offen. Jetzt bleiben sie irgendwo. Was wir wissen: Sie kommen nicht mit dem Zug mit. Wo sie bleiben und was sie machen, spielt für die weitere Geschichte keine große Rolle. Auf jeden Fall können sie nicht von dem haben, was scheinbar unteilbar ist, was die klugen Frauen bei sich haben.
Als sie aber weggingen, um einzukaufen, kam der Bräutigam. Die, die bereit waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest, und die Türen wurden geschlossen. Also die, die bereit waren.
Das „Hineingehen“ ist übrigens ein Begriff, den Jesus auch manchmal benutzt, um zu beschreiben, dass wir in das Reich Gottes hineingehen. In Matthäus 1,23 und Matthäus 28,20 verwendet er genau diesen Begriff. Hier ist es also nicht nur so, dass man in einen Raum hineingeht, sondern derselbe Begriff, der auch für das Reich Gottes benutzt wird.
Vielleicht denken wir dabei auch an die Aussage Jesu in Matthäus 22,14: „Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt.“ Es sieht so aus, als seien erst einmal viele zur Hochzeitsfeier eingeladen worden. Sie hatten die Einladung und gehörten äußerlich zumindest zum Festzug dazu. Aber sie waren eigentlich nicht wirklich mit dabei. Das ist das Tragische daran.
Hier ist wiederum ein Punkt, der zur Geschichte der Hochzeitsfeier nicht so ganz passt, zum Beispiel die verschlossene Tür. Bei orientalischen Hochzeitsfeiern in Israel war eine Tür normalerweise nicht verschlossen, denn das ganze Dorf war daran beteiligt. Viele Häuser hatten nicht einmal Türschlösser, sodass das Verschließen gar nicht möglich war.
Was es allerdings gab – und möglicherweise ist das der Gedanke, den Jesus hier meint oder der einem Zuhörer einfällt – ist, dass in einigen Gegenden Israels, wenn man beim Hauptfestgang war, also richtig gefeiert und gegessen hat, vor die Tür ein Tuch gehängt wurde. Das bedeutete: Weitere Gäste sind nicht willkommen, bleibt draußen! Das war so ein Symbol. Vielleicht meinte Jesus das damit. Die Tür war dann aber nicht fest verschlossen, sondern man gab einfach dieses Signal: Bleibt draußen!
Nun geht die Geschichte noch weiter. Später kommen die übrigen jungen Frauen und sagen: „Herr, Herr, mach uns auf!“ Er antwortete und sagte: „Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“
Auch das passt eigentlich nicht zu einer normalen Hochzeitsfeier. Erstens spricht man einen Bräutigam nicht mit „Herr, Herr“ an. Wir müssen davon ausgehen, dass die Frauen zur Hochzeitsgesellschaft gehörten. Sie kamen aus dem Dorf und kannten den Bräutigam. Er hätte vielleicht gesagt: „Fritz, mach uns auf!“ – Fritz gab es damals nicht, aber zum Beispiel „Joseph, mach uns auf, wir wollen auch mitfeiern.“
Warum sagt er dann „Ich kenne euch nicht“? Das wäre doch eine glatte Lüge. Die Frauen kommen doch aus demselben Dorf, sie sind Freunde seiner Frau oder seiner Familie. Hier merken wir, dass wir langsam das Bild des Hochzeitszuges verlassen. Jetzt geht es nicht mehr darum, bei einer Hochzeitsfeier dabei zu sein, sondern darum, dass wir vor Gott stehen.
Gott meint mit „Ich kenne euch nicht“ nicht, dass er nicht weiß, wer wir sind. Er will damit sagen: „Ich kenne dich nicht als denjenigen, der zu mir gehört.“ So wie diejenigen, die sagen: „Haben wir nicht in deinem Namen …?“ Und dann sagt Jesus: „Ich kenne euch nicht.“ Damit ist nicht gemeint, dass er intellektuell nicht wüsste, wer das ist. Er will sagen: „Ich kenne euch nicht als meine Jünger.“ Ihr seid Menschen, meine Geschöpfe, das schon. Aber ich kenne euch nicht als meine Jünger.
Das ist, was hier gemeint ist. Nicht dieses Kennen im Sinne von „Ich weiß nicht, wer ihr seid“, sondern „Ihr gehört nicht dazu, zu dieser Feier.“ Und das ist natürlich das tragische Ende dieser ganzen Geschichte.
Die Rolle des Bräutigams und die Unumkehrbarkeit der Entscheidung
Hier taucht die Hauptperson erstmals direkt handelnd auf. Zuvor wissen wir nur, dass sie da ist. Hier ergreift sie das Wort und bestimmt, was zu tun ist.
Diese jungen Frauen sind zu spät. Es wird an dieser Stelle nicht erwähnt, ob sie noch Öl kaufen konnten. Eigentlich wäre das auch überflüssig, denn sie brauchen das Öl gar nicht mehr. Im Bild des Hochzeitszugs ist dieser ja bereits lange angekommen. Was wollen sie da noch erleuchten? Höchstens für sich selbst. Aber sie mussten ja sowieso schon im Dunkeln durch das ganze Dorf tappen, um vielleicht Öl zu finden. Das hätte alles nichts gebracht.
Hier soll also auch zum Ausdruck gebracht werden, dass selbst wenn du jetzt Öl hättest – vielleicht haben sie ja auch keines bekommen – es ist zu spät, es bringt nichts mehr. Das wird dadurch verdeutlicht.
Man kann den fehlenden Glauben, wenn ich es übertragen deute, eben nicht später nachreichen. Ich kann nicht sagen: „Okay, ich habe es mir jetzt überlegt. Ich bin jetzt im Jenseits, ich stehe vor Gott. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich es ja auch getan. Komm, jetzt glaube ich auch.“ Dann sagt Gott: „Nein, es ist zu spät.“
Das ist ähnlich wie beim reichen Mann und dem armen Lazarus. Als der reiche Mann im Jenseits ist, will er plötzlich anerkennen: „Hätte ich das gewusst, hätte ich auch an dich geglaubt.“ Und immerhin hat er noch so viel Mitgefühl, dass er sagt: „Okay, für mich ist es zu spät, aber wenigstens schick doch hin, dass meine Brüder, die auf der Erde sind, gewarnt werden. Sie können jetzt schon auf der Erde entscheiden, mit Gott zu leben und an ihn zu glauben. Dafür wird das Wunder bestimmt werden.“
Das wird ihm aber verwehrt. Genauso ist es hier auch. Das, was wir im Hintergrund sehen, bedeutet: Wenn du nicht in der Situation, bevor der Bräutigam kommt, bereit bist, dann ist alles, was du nachher machen willst, zu spät. Dann gibt es keinen Ausweg mehr.
Eigentlich sollte uns das an das Gleichnis erinnern, das wir schon besprochen haben, nämlich vom Turmbau und vom Kriegszug. Dort wird uns genau dasselbe gesagt: Wenn du etwas vorhast, dann überlege dir vorher, wie du es erreichen kannst. Dann musst du Konsequenzen ziehen und etwas tun. Wenn du es nicht tust, wirst du vor Gott stehen – und dann kann es zu spät sein, wie es hier steht.
Verschiedene Deutungen und die Herausforderung an den Glauben
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist damit nun im Detail gemeint? Wozu genau werden wir aufgefordert?
In der Kirchengeschichte gab es verschiedene Deutungen dazu. So zum Beispiel hat Herr Tullian die fünf Frauen als die fünf körperlichen Sinne gedeutet – sehen, hören, fühlen und so weiter. Damit meinte er, dass diese Menschen nur an ihre körperlichen Bedürfnisse denken, nur an das irdisch Sinnliche, aber das Übernatürliche nicht wahrnehmen, also keinen Kontakt zum Übernatürlichen haben. Das wäre eine mögliche Deutung.
Eine andere Deutung, die in der Kirchengeschichte häufig vertreten wurde, sieht das Ganze stark auf die Endzeit bezogen. Dabei wird gesagt: Die zehn Frauen stehen für all diejenigen, die in der Kirche getauft wurden, aber nicht alle werden gerettet. Manche haben eine gute Voraussetzung, sie könnten das Wort Gottes hören und Christen werden, doch die Taufe allein genügt nicht. Das wären jene, die ihre Fackel dabei haben und sagen: „Ich habe sie doch.“ Wenn sie dann vor Gott stehen, könnten sie sagen: „Ich bin doch auch getauft.“ Einer würde darauf antworten: „Das ist schön und gut, aber das Innere fehlt. Da fehlt etwas Wesentliches.“ Der äußere Schein ist da, du gehörst äußerlich zu einer Kirche, aber das rettet dich nicht. Das wäre eine weitere Deutung.
Im Mittelalter wurde das Bild manchmal auch auf die Askese bezogen, also die Jungfräulichkeit wörtlich genommen. Dort wurde gesagt: Gut sind diejenigen, die Jungfrauen sind, aber hier wurde darauf hingewiesen, dass es die Jungfräulichkeit des Herzens und der Überzeugung sein muss, nicht nur das äußere Verhalten. Die bloße äußerliche Tat würde nicht helfen.
In jedem Fall können wir sagen, dass es sowohl in der Kirchengeschichte als auch im Text selbst um eine Ermahnung geht: Ein Teil des Glaubens ist da, ein anderer nicht. Augustinus und viele mittelalterliche Mönche sprachen davon, dass der Glaube vorhanden ist, also die Leute sagen, sie seien Christen, aber die Werke fehlen. Tatsächlich gibt es in der Bibel einige Stellen, die davon ausgehen, dass Glaube ohne Werke tot ist.
Es könnte also um die Werke gehen. Jemand sagt, er ist gläubig, aber es ist nicht zu sehen, wie er gläubig ist. Deshalb ist der Glaube eigentlich gar nicht da. Es ist nur die äußere Hülle dessen vorhanden, was Glauben ausmacht. Das wäre eine Möglichkeit der Deutung.
Was wir hier aber nicht falsch verstehen dürfen, ist zu sagen, dass die Werke uns retten. Das nicht. Die Werke sind in diesem Fall nur ein Indikator, ein Nachweis dafür, dass der Glaube da ist. Es geht nicht darum, dass die Werke retten, sondern die Werke zeigen uns nach dem Jakobusbrief, dass der Glaube lebendig ist.
Zum Beispiel: Wenn ich zu meiner Frau sage, ich liebe dich, könnte sie sagen, wenn sie das im Alltag gar nicht sieht, dann erzähle ich nur. Umgekehrt ist es aber so: Nicht jede Frau, der ich zum Beispiel die Tür aufhalte oder einen Blumenstrauß schenke, ist diejenige, in die ich verliebt bin. Hier ist es also umgekehrt. Die äußeren Werke zeigen, ob etwas stimmt, aber nur die äußeren Werke sind kein Beweis für die Liebe. Das kann viele Gründe haben, etwa Höflichkeit oder Bestechung. Das muss nicht wirklich Liebe sein. Das ist ein Faktor.
Ich könnte aber auch sagen: Vielleicht ist es gerade umgekehrt, dass bei manchen Menschen die äußeren Werke, also die äußere Frömmigkeit, da sind. Zum Beispiel gehen sie regelmäßig zur Kirche, spenden für Werke, beten ab und zu. Aber das, was fehlt, ist das Innere. Diese Perspektive hatten besonders die Reformatoren. Sie sagten, in der damaligen katholischen Kirche gab es viel äußere Frömmigkeit: Wallfahrten, Ablässe, große festliche Gottesdienste, Totenfeiern, das Beten für die Toten, Totenmessen.
Doch das Wesentliche, das bei vielen Menschen fehlte – nicht bei allen, aber bei vielen –, war nur das Äußerliche. Man tat es, um äußerlich den kirchlichen Vorschriften zu entsprechen, aber die innere Überzeugung, der Glaube, fehlte. Und das reicht nicht aus.
Vielleicht kennt ihr das Beispiel: Ein Mensch kniet sich in eine Hundehütte, nimmt einen Knochen in die Zähne und fängt an zu bellen. Ihr könnt es ja mal probieren: Sucht euch eine Hundehütte, geht hinein und fangt an zu knurren, wenn jemand vorbeikommt. Werdet ihr dadurch zum Hund? Normalerweise nicht.
Das Äußere stimmt – ihr macht genau das, was ein Hund tut. Die äußeren Werke, die Stimme, sind da. Aber das Entscheidende fehlt: das Innere. Du bist eben nicht als Hund geboren. Du kannst dir noch so sehr eine Kuscheldecke reinlegen und ein Halsband umlegen, aber du wirst kein Hund.
Es könnte also sein, dass genau das gemeint ist: Nicht nur, dass der Glaube da ist, aber keine Werke folgen. Sondern umgekehrt: Bei manchen Menschen ist das Äußere da, aber der innere Glaube fehlt. Sie versuchen, sich äußerlich so zu verhalten, wie Christen sich verhalten, aber sie sind eigentlich keine Christen.
Wenn sie dann vor Jesus stehen, merken sie, dass das eigentlich Wichtige fehlt: die innere Hinwendung zu Jesus, die Vergebung der Schuld, die Erneuerung des Geistes, wie die Bibel es beschreibt. Dass der Heilige Geist in dich hineinkommt und dich zu einem neuen Menschen macht – das ist nicht da.
Diese Frage richtet sich an alle, die sich für Christen ausgeben. Das Gleichnis richtet sich an Menschen, die meinen, dabei zu sein. Ich wiederhole: Sie waren alle zum Fest eingeladen und gehörten dazu. Aber in der Stunde der Wahrheit, wenn geprüft wird, ob sie bereit sind, zeigt sich: Sie waren zwar äußerlich dabei, aber innerlich nicht.
Das ist die wesentliche Herausforderung. Es geht dabei nicht in erster Linie darum, mit Gericht zu drohen. Interessanterweise wird hier vom Gericht nicht viel gesprochen. Was mit den Jungfrauen passiert, die draußen vor der Tür bleiben, wird nicht erwähnt. Es steht nicht, dass sie gequält werden oder ewig draußen stehen und warten müssen.
Vielmehr steht im Mittelpunkt die Frage: Bist du dabei? Hier wird das Positive betont, nämlich die, die bei der Feier sind, die sich freuen, mit Jesus unterwegs zu sein, also mit Jesus die Hochzeitsfeier feiern zu können. Das scheint hier im Vordergrund zu stehen. Und genau damit wird geworben.
Schlussappell und Ermahnung zur Wachsamkeit
Der Abschluss, den Jesus hier in Vers 13 macht, lautet: „Also seid wach, denn ihr kennt weder Tag noch Stunde.“
Hier merken wir, dass er wieder ein anderes Bild verwendet. Denn auch die klugen Jungfrauen sind nicht durchgehend wach, sie schlafen ebenfalls. Das bedeutet, dass er hier aus dem Bild der Hochzeit herausgeht und sagt: Wach auf! Mach dir jetzt Gedanken, bevor Jesus wiederkommt. Verschlaf dein Leben nicht, denn wenn es so weit ist, dann ist es zu spät, eine Entscheidung zu treffen.
Das ist eine Herausforderung an uns alle: zu prüfen, ob wir bereit sind. Sind beide Aspekte in meinem Leben vorhanden? Sowohl die innere Entscheidung für Jesus Christus, also der Glaube und das Vertrauen auf Gott, als auch das Leben nach außen.
Der Glaube zeigt sich in Taten – in dem, was ich tue, was ich sage und wie ich mit anderen Menschen umgehe. Das haben wir auch in den letzten Tagen besprochen. Beides gehört zusammen. Eines allein genügt nicht.
Rückfrage und alternative Deutung
Nun will ich an dieser Stelle Schluss machen und gerne noch mit euch beten. Aber vorher habe ich doch noch eine Rückfrage.
Mir kommt jetzt noch ein Gedanke zu dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Da es ja zur Zeit Jesu an Israel und die Juden gerichtet ist, könnte es sein, dass hier alle gemeint sind, die von dem Wissen um den Messias hören. Die einen sind die Jünger, die glauben, und die anderen sind die Juden. Das Öl steht dabei für den Glauben, die Erkenntnis, dass Jesus der Messias ist. Die anderen, die dieses Öl nicht haben, also die Erkenntnis nicht besitzen, kennen die Schriften nicht oder leben nicht danach.
Wenn Jesus kommt, passiert die Entrückung: Jesus kommt für die Gemeinde in den Himmel. Die anderen fünf Jungfrauen, die für Israel stehen, bleiben zurück, weil sie ihn nicht als Messias erkennen. Sie müssen dann durch die Trübsal gehen. Wenn ich das so einbaue, könnte es hineinpassen. Theoretisch ist diese Auslegung möglich. Sie gibt es auch in der Kirchengeschichte, wo man es auf Israel und die Gemeinde gedeutet hat.
Ich halte das hier jedoch aus verschiedenen Gründen nicht für die erste Wahl. Ein Grund ist, dass Jesus diese ganze Geschichte seinen Jüngern erzählt. Am Anfang von Kapitel 24 sehen wir, dass Jesus aus dem Tempel geht, seine Jünger zu ihm treten und ihm die Gebäude zeigen. Dann steht dort: „Und als er“, Vers 3, „auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm“, und er hält die ganze Endzeitrede.
Das heißt, das Publikum sind nicht die ungläubigen Juden, die dazugehören, sondern die Jünger, also seine Anhänger. Das sind die Vorbilder der späteren Christen. Deshalb würde ich sagen, dass es hier nicht darum geht, ungläubige Juden und Christen gegeneinanderzustellen. Vielmehr will Jesus die Jünger herausfordern beziehungsweise all diejenigen, die sich später als Jünger Jesu, als Christen betrachten.
Das scheint mir hier der Hauptpunkt zu sein. Wir wissen das im Detail noch nicht, denn je nach Evangelium kommt Judas erst später dazu und verrät ihn. Er ist jetzt gerade unterwegs. Beim Abendmahl trennt er sich ab und kommt später wieder dazu. Deshalb ist nicht ganz klar, ob er bei der Endzeitrede dabei ist. Selbst wenn er dabei wäre, könnte man sagen, Judas ist vielleicht der Prototyp für einen der „Dummen“, der äußerlich dazugehört, innerlich aber nicht wirklich dabei ist und dem der Glaube fehlt.
Deshalb habe ich in erster Linie den Eindruck, dass es hier nicht um Juden und Christen als Gegenüber geht. Es geht vielmehr um diejenigen, die sich Christen nennen, und darum, wer nun wirklich dazugehört und wer nicht.
Es geht nicht darum, wie es manchmal gedeutet wird, wer abfällt oder sein Heil verliert. Darum geht es gar nicht. Deshalb habe ich auch mehrfach betont, dass diejenigen, die am Ende nicht bei der Feier dabei sind, von Anfang an das Manko haben. Es geht nicht darum, dass sie mit der Zeit wegfallen. Von Anfang an sind sie dumm, weil sie das Öl nicht dabei haben.
Es geht also nicht darum, dass Leute am Anfang gerettet sind und am Ende durch etwas Böses, was sie tun, plötzlich nicht mehr gerettet sind. Nein, sie sind erwählt und gehören auch zur Gemeinde, aber sie sind nie wirklich Christen geworden. Das zeigt sich erst, wenn der Bräutigam kommt. Vorher merkt man es äußerlich noch nicht.
Ich glaube, das ist das Hauptaugenmerk, auf das uns das Gleichnis richten will. Dann passt es auch in den Gesamtzusammenhang, in dem Jesus den Jüngern sagt: Das sind die Zeichen, dass ich wiederkomme. Seid bereit dafür! Das ist auch sein Kommentar am Ende: Seid bereit, wartet darauf!
Hier geht es nicht darum, vom Judentum umzukehren, sondern darum, ob ihr jetzt bereit seid, dass ich kommen kann. Er ist ja schon da, aber für sein zweites Wiederkommen. Das heißt: Ist der Glaube da? Und ist der Glaube auch lebendig, sodass er sich durch das Leben und die Werke zeigt?
Schlussgebet
Gut, ich werde jetzt mit euch beten.
Herr Jesus, vielen Dank auch für dieses Gleichnis. Vielen Dank, dass wir uns als Christen darauf freuen dürfen, einmal in der Ewigkeit bei dir zu sein. Dass das sein wird wie ein herrliches, endloses Hochzeitsfest – darauf freuen wir uns.
Vielen Dank auch dafür, dass du uns ausrüstest, da wo wir deine Kinder geworden sind. Ich möchte dich bitten, dass du uns Klarheit darüber gibst, ob wir nun zu der Gruppe der klugen oder der dummen Jungfrauen gehören. Ob unser Glaube tatsächlich da ist oder ob es nur eine Illusion ist, die wir uns selbst einbilden oder vorspielen.
Ob wir uns festhalten an irgendwelchen äußeren Dingen oder ob wirklich innerlich Glaube da ist. Ob wir uns vielleicht nur Glauben einbilden und man davon gar nichts sehen kann.
Dann öffne uns die Augen, jetzt wo noch Zeit ist, so dass diejenigen, die diesen Schritt nicht getan haben, deine Kinder werden können. Damit sie dann auch in Ewigkeit bei dir mit dabei sind und nicht einmal davor stehen müssen, um zu erkennen: Das war alles nichts, ich hatte diesen Glauben eigentlich gar nicht. Ich gehöre nicht dazu, auch wenn es äußerlich so aussah.
Ich möchte dich bitten, dass du uns auch Kraft gibst, andere Menschen darauf hinzuweisen, damit wir möglichst viele Menschen mitnehmen können – einmal in deiner himmlischen Gemeinschaft.