Herr Präsident! Ich möchte Sie heute Morgen alle begrüßen. Sie haben ja bereits ein Blatt erhalten oder sollten eines bekommen haben. Dieses Blatt soll dabei helfen, einige Parallelen im Kolosserbrief zu erkennen.
Falls noch Blätter fehlen, habe ich heute Morgen noch zwei oder drei hier. Ich habe auch noch ein wenig an der Gliederung gearbeitet. Die Gliederung wird nicht genau der groben Gliederung entsprechen, die Sie auf Ihrem Blatt in der unteren Hälfte sehen, aber das werden Sie gleich feststellen.
Wir steigen am besten gleich ein. Wenn Sie Fragen haben, stellen Sie diese bitte einfach. Das ist kein Problem.
Geographische und historische Einordnung des Kolosserbriefes
Der Kolosserbrief
Zuerst möchte ich etwas über Kolosse selbst sagen. Wir haben hier eine Karte, bevor ich beginne. Kolosse liegt in der rosaroten Provinz Asia, der römischen Provinz. Auf der roten Linie sieht man Kolosse, Hierapolis und Laodizea (Laodikeia, wenn man es auf Griechisch ausspricht).
Wenn man näher herangeht, sieht man, dass die Stadt Ephesus nicht weit entfernt ist. Laodizea, Hierapolis und Kolosse liegen zusammen. Noch etwas näher betrachtet, erkennt man, dass diese drei Städte an einem Flusstal liegen, dem Lycos-Fluss. Hier sieht man die drei Städte Hierapolis, Laodizea und Kolosse.
Wenn man noch näher herangeht, erkennt man weitere Städte. Die Entfernungen zwischen Hierapolis, Laodizea und Kolosse sind nicht groß. Ich nenne immer diese drei, weil der Kolosserbrief ja an alle drei Gemeinden gerichtet ist. Jedenfalls werden sie in Kapitel 4 erwähnt.
Man sieht, dass Laodizea und Kolosse keine zwanzig Kilometer voneinander entfernt sind. Hierapolis ist etwas weiter von Kolosse entfernt, aber dennoch gut erreichbar. Paulus hatte mehrere Missionsreisen unternommen.
Die erste Missionsreise führte ihn nicht nach Kolosse, sondern nach Galatien. Auf der zweiten Missionsreise kam er nach Ephesus. Er reiste zuerst in den Norden, dann in den Westen, danach nach Philippi, Thessaloniki, Beröa, Athen und Korinth. Von Korinth aus ging es nach Ephesus.
In Ephesus war er mit Aquila und Priscilla (manchmal Bessila genannt). Aquila und Priscilla waren ebenfalls nach Korinth gekommen, und Paulus lernte sie dort kennen. Gemeinsam reisten sie nach Ephesus. Das steht in Apostelgeschichte Kapitel 18 und Kapitel 19.
In Ephesus verbrachte Paulus jedoch nicht lange Zeit, sondern zog weiter nach Jerusalem. Auf der dritten Missionsreise kam er direkt nach Ephesus. Auf dem Weg dorthin muss er durch Kolosse gekommen sein. Die Karte zeigt das etwas unglücklich, denn der Weg sollte durch Kolosse führen.
Ob Paulus in Kolosse Zeit verbrachte oder dort schon evangelisierte, wissen wir nicht. Jedenfalls ging von Ephesus aus, wo er fast drei Jahre blieb, das Evangelium in die ganze Provinz Asia hinaus. So wurden auch Kolosse, Hierapolis und Laodizea erreicht.
Im Kolosserbrief erfahren wir, dass Paulus die meisten Christen in Kolosse nicht persönlich kannte. Einige kannte er jedoch, zum Beispiel Epaphras und Philemon. Wo Paulus Philemon kennengelernt hat, wissen wir nicht. Es kann gut sein, dass Paulus früher einmal in Kolosse war, aber die meisten Christen dort nicht kannte.
Auf der dritten Missionsreise, etwa zwischen 52 und 57, war Paulus in Ephesus. Wahrscheinlich entstand die Kolossergemeinde um diese Zeit. Später kam Paulus nach Rom und war dort zwei Jahre lang, von 60 bis Anfang 62.
Von Rom aus schrieb er den Kolosserbrief und den Epheserbrief. Der Epheserbrief und der Kolosserbrief sind sozusagen Geschwisterbriefe, das kann man hier feststellen.
Verbindungen zwischen Epheserbrief, Kolosserbrief und Philemonbrief
Ich habe hier gerade noch eine Bibelstelle, die ich zeigen möchte. Im Epheserbrief, Kapitel 6, heißt es am Ende: „Damit auch ihr um meine Angelegenheit wisst und um das, was ich tue, wird euch Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, von allem in Kenntnis setzen. Ich habe ihn eben deshalb zu euch geschickt, damit ihr erfahrt, wie es um uns steht, und er eure Herzen aufrichtet.“
Da ist von Tychikus die Rede. Dann in Kolosser 4,7 steht: „Über alles, was mich angeht, wird Tychikus euch in Kenntnis setzen, der geliebte Bruder und treue Diener und leibeigene Mitknecht im Herrn, den ich eben deshalb zu euch geschickt habe, damit er eure Umstände erfahre und eure Herzen aufrichte.“
Zusammen mit Tychikus wird auch Onesimus erwähnt. Er war ein Sklave des Philemon, der in Kolosse oder in der Nähe von Kolosse wohnte. In Kolosser 4,9 wird er als „treuer und geliebter Bruder, der einer von euch ist“ bezeichnet. Sie werden euch über alles in Kenntnis setzen. Außerdem grüßt euch Aristarchus.
Im Philemonbrief werden dann Onesimus und Aristarchus ebenfalls erwähnt. Offensichtlich war Tychikus der Briefträger, der den Epheserbrief, den Kolosserbrief und den Philemonbrief bei sich hatte – alles Briefe, die etwa gleichzeitig geschrieben wurden.
Der Philemonbrief war ein Privatbrief. Wenn Tychikus schon nach Kolosse kam, sollte er ihn direkt bei Philemon abliefern. Den Onesimus, den entlaufenen Sklaven, der sich bekehrt hatte, nahm er ebenfalls mit.
So waren Tychikus und Onesimus zusammen auf der Reise nach Ephesus und kamen dann von Ephesus nach Kolosse zu Philemon. Dort wurden diese Briefe vorgelesen und überreicht – ein Drillingsbrief: Epheser, Kolosser und Philemon.
Der Epheserbrief ist, wie manche meinen, ein Rundbrief gewesen. Das heißt, er wurde an Ephesus geschrieben, aber dann abgeschrieben und weitergereicht.
Im Kolosserbrief lesen wir am Ende, in Kolosser 4,15: „Grüßt die Brüder in Laodizea, auch Nymphas und die Gemeinde in seinem Hause. Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde der Laodizea gelesen werde und dass auch ihr den aus Laodizea lest.“
Hier soll also ein Briefaustausch stattfinden. Ein Brief kommt nach Laodizea und soll von dort weitergereicht werden – ebenfalls ein Paulusbrief.
Viele haben gerätselt, wo denn der Laodizeabrief geblieben ist. Der Laodizeabrief kann ganz einfach der Epheserbrief sein, der zuerst nach Ephesus kam, dann die Runde machte und schließlich in Laodizea ankam.
Wir haben da mehrere Gemeinden. Ich habe schon vorher gezeigt, wo sie liegen: Ephesus, dann etwas nördlich Smyrna, Thyatira, Pergam (diese Gemeinden aus Offenbarung 2 und 3), Sardis, Philadelphia, und nicht weit von Philadelphia Hierapolis, sowie Laodizea und Kolosse.
Es kann also sehr gut sein, dass der Epheserbrief die Runde machte – entweder rauf nach Smyrna und Sardis oder rüber nach Hierapolis und schließlich auch in Laodizea landete.
Dann ist also der Epheserbrief der Brief, der aus Laodizea kommen sollte. Das heißt, er wurde von Laodizea weitergereicht bis schließlich nach Kolosse.
Im Kolosserbrief schreibt Paulus an die Kolosser, sie sollen auch den Brief lesen, der aus Laodizea kommen würde, von Paulus, der in Laodizea landen und von dort weitergereicht werden würde.
Es ist also gut möglich, dass der Laodizeabrief der Epheserbrief ist.
Verfasser und Anlass des Kolosserbriefes
Ja, über die anderen Fragen, wer der Verfasser ist, besteht eigentlich Klarheit. Dazu müssen wir nicht viel Zeit verbringen.
Die Kolosser, von denen wir gerade gesprochen haben, und der Anlass des Schreibens zeigen, dass der Kolosserbrief anders als der Epheserbrief in eine ganz konkrete Situation hineinspricht. Trotzdem gibt es sehr viele Parallelen zwischen dem Epheserbrief und dem Kolosserbrief.
Ich habe hier einige Beispiele notiert. Die Einleitung und der Schluss sind sehr ähnlich. Auch das Dankgebet im Epheserbrief und der Bericht über das Dankgebet im Kolosserbrief weisen zahlreiche Ähnlichkeiten auf. Ebenso findet sich die Formulierung „euch, die ihr tot wart“ in Epheser 2,1 und Epheser 2,11-22. Die Parallele dazu steht in Kolosser 1,21-23. Ich kann das jetzt nicht alles mit Ihnen lesen, aber hier sind nur Beispiele genannt, die zeigen, dass diese Briefe einen sehr parallelen Inhalt haben.
Zum Beispiel spricht Paulus in Kapitel 3 über seinen Dienst und seine Leiden. Im Epheserbrief ist das im Kapitel 3 ebenfalls Thema, und in Kolosser 1,24-29 spricht er auch über seinen Dienst und seine Leiden.
In Epheser 4,16, eigentlich schon davor, spricht er vom Leib und vom Haupt des Leibes. In Kolosser 2,19 findet sich dieselbe Metapher vom Leib und vom Haupt des Leibes.
In Epheser 4,17 bis 5,20 behandelt Paulus das große Thema des alten und neuen Wandels – also den alten Menschen und den neuen Menschen. In Kolosser 3,5-17 findet sich dasselbe Thema. Der alte Mensch und der neue Mensch werden dort buchstäblich erwähnt, ebenso in Kolosser 3,9-11.
In Epheser 1,23 spricht Paulus davon, dass Christus alles in allen ist. In Kolosser 3,11 heißt es ähnlich: Christus ist alles und in allen.
Epheser 5,21 bis 6,9 enthält die berühmte Haustafel – das Verhalten in Ehe, Familie und im Verhältnis von Sklaven und Herren. In Kolosser 3,18 bis 4,1 finden sich ganz parallele Gedanken.
Zum Schluss ruft Epheser 6,18 zum Gebet auf. In Kolosser 4,2-4 gibt es ebenfalls einen Aufruf zum Gebet am Ende.
Dann noch das mit Tychikus. Jetzt fällt mir ein, ich habe noch etwas vergessen: Der Aufruf „Singet und spielet dem Herrn in eurem Herzen“ in Epheser 5,18-20 hat eine Parallele in Kolosser 3,16-17, vor allem in Vers 16. Kolosser 3,16 ist parallel zu Epheser 5,18-20. Dabei geht es darum, sich gegenseitig zu ermahnen und mittels Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern in Gnade dem Herrn in den Herzen zu singen. Das ist sowohl in Epheser 5 als auch in Kolosser 3 zu finden.
Man sieht also viele Parallelen.
Den Schluss habe ich schon gelesen: Die Empfehlung des Tychikus, die Mitteilungen und Grüße, sowie die Erinnerung an Paulus’ Fesseln am Ende von Epheser 6 und am Ende von Kolosser 4. Die Parallelen sind unverkennbar. Man kann sie gar nicht übersehen.
Der besondere Unterschied: Die Irrlehre im Kolosserbrief
Es gibt einen großen Unterschied, und dieser zeigt sich besonders in Kolosser 2. Dort gibt es ein ganzes Kapitel, in dem der Apostel konkret auf einen Missstand in Kolossä eingeht, der ihm Sorge bereitet. Er berichtet von seinem Ringen mit dieser Situation. Es gab dort offenbar eine besondere Irrlehre.
Man weiß nicht genau, durch wen diese Irrlehre entstanden ist. Auch ist nicht klar, was genau gelehrt wurde. Wenn man Kommentare liest, erfährt man manchmal mehr, als der Bibeltext selbst sagt. Das überrascht, denn solche Details kann man eigentlich nicht wissen. Es ist unbekannt, wo und durch wen diese Lehre entstanden ist, wie sie sich entwickelt hat und wie weit sie schon verbreitet war.
Wahrscheinlich stammt diese Irrlehre aus dem Judentum, denn es finden sich starke jüdische Elemente darin. Wir werden das noch lesen. Gleichzeitig sind aber auch heidnische Gedanken darin eingestreut. Jedenfalls stellte diese Lehre ein Problem dar.
Der Apostel geht auf diese Sache ein, spricht aber sehr allgemein darüber. Die Formulierungen in Kapitel 2 sind so gehalten, dass man sie zu allen Zeiten anwenden kann. Das ist für uns heute sehr nützlich. Die Irrlehrer werden nie direkt angesprochen. Der Brief richtet sich an die Gemeinde, nicht an die Irrlehrer.
Der Gemeinde soll geholfen werden, damit diese Irrlehrer keinen Fuß fassen. Es scheint noch nicht so zu sein, dass die ganze Gemeinde infiziert ist, aber eine gewisse Gefahr besteht. Auch die anderen Gemeinden in Laodizea und Hierapolis sollten davon erfahren, damit die Irrlehre sich dort nicht ausbreitet.
Um dieser Irrlehre zu begegnen, stellt der Apostel den Herrn Jesus ganz groß in den Mittelpunkt. Er hebt Jesus hervor und erklärt das Evangelium. Die Wahrheit ist das beste Mittel, um Irrlehren zu bekämpfen: eine gute Kenntnis der Wahrheit.
Er spricht von Anfang bis Ende immer wieder vom Glauben, vom Glauben an das Evangelium. Das Thema wird immer wieder betont. Außerdem spricht er vom Wachstum – dass Wachstum möglich und wichtig ist. Man muss etwas ablegen und etwas anziehen. Dafür verwendet er Bilder von Kleidern: Kleider ablegen, Kleider anziehen.
Das ist anders als im Epheserbrief, besonders im Kapitel 2. Dort wird der Leib des Hauptes betont, während im Kolosserbrief mehr das Haupt des Leibes hervorgehoben wird. Im Epheserbrief liegt die Betonung stärker auf dem Leib und der Beziehung der Glieder zueinander, vor allem in Epheser 4, wo es um den Leib Christi und seine Glieder geht.
Im Kolosserbrief wird ebenfalls vom Leib Christi gesprochen, aber vor allem das Haupt wird betont und hervorgehoben.
Das zentrale Thema des Kolosserbriefes: Christus
Ich habe mich oft gefragt, welches Thema wir für den Kolosserbrief wählen könnten. Mir fällt kein besseres Thema ein als Christus. Denn wenn man den Brief liest, geht es von Anfang bis Ende um Christus. Er stellt die Größe des Herrn Jesus Christus besonders im ersten Kapitel stark vor Augen, aber auch im zweiten und dritten Kapitel. Er spricht die ganze Zeit von Christus, bis hinein ins vierte Kapitel. Christus ist alles und in allem. Christus soll in allem den Vorrang haben.
Ich habe Ihnen ein Blatt gegeben, das in Anlehnung an einen Bruder namens David Gooding entstanden ist. Er hat die Parallelen in den drei Abschnitten des Kolosserbriefs gegenübergestellt. Gooding teilt den Brief in drei große Abschnitte ein: Das erste ist Persönliches im Kapitel eins, das zweite Gefährliches im Kapitel zwei und das dritte Praktisches in den Kapiteln drei und vier.
Wir werden uns nicht ganz an diese Gliederung halten, aber ich finde sie trotzdem sehr nützlich, weil sie zeigt, wie Christus in jedem Kapitel großgemacht wird. Auf dem Blatt sehen Sie im ersten Kapitel Christus als die Hoffnung der Herrlichkeit. Dieser Ausdruck kommt in Kapitel 1, Vers 27 vor: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Im ganzen ersten Kapitel ist das Thema Hoffnung präsent. In Kapitel 1, Vers 5 spricht Paulus von der Hoffnung, ebenso in Vers 23 und Vers 28. Im zweiten Kapitel geht es um Weisheit – um richtige und falsche Weisheit. Alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis sind in Christus verborgen. Christus ist unsere Weisheit. Die Gläubigen sollen sich nicht von falscher Weisheit, von einer falschen Philosophie, der „Liebe zur Weisheit“, wegführen lassen.
In Kapitel 2, Vers 8 heißt es: „Seht zu, dass euch niemand als Beute wegführe durch Philosophie und leeren Betrug.“ Von dieser falschen Weisheit ist auch gegen Ende von Kapitel 2 noch einmal die Rede, in den Versen 22 und 23, wo Paulus von einem Schein von Weisheit spricht.
Kapitel 3 behandelt den praktischen Lebenswandel in Christus. Unser Leben ist mit Christus in Gott verborgen. Christus ist unser Leben, und es heißt dort: „Christus alles und in allen“ (Kapitel 3, Vers 11).
Wenn man die Gegenüberstellung betrachtet, sieht man bei den Abschnitten, die auf Ihrem Blatt mit „B“ bezeichnet sind, dass Christus vor allem steht: Kapitel 1, Verse 15 bis 19 zeigen den Vorrang Christi, in Kapitel 2, Vers 10 heißt es: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit“, und in Kapitel 3, Vers 11: „Christus alles und in allen“ – der Herr und Meister in allen Beziehungen und im praktischen Wandel.
Im Teil, der auf Ihrem Blatt mit „C“ bezeichnet ist, geht es im ersten Abschnitt um das Ringen des Apostels und sein Dienen. Im zweiten Kapitel, im letzten Teil, geht es um das falsche Ringen und den falschen Gottesdienst der falschen Lehrer. Ganz zum Schluss, im Kolosserbrief Kapitel 4, Vers 12, spricht Paulus von einem Ringen des Epaphras, der für die Gemeinde in Gebeten ringt, und vom Dienen des Apostels.
Diese parallelen Gedanken ziehen sich durch den Brief. Sie können eine Hilfe sein, wenn man sie sich so gegenüberstellt.
Gliederung und Beginn der Textbesprechung
Beginnen wir. Wir haben heute nicht so viel Zeit, daher starten wir direkt mit der Textbesprechung. Bevor ich damit beginne, noch einmal das Blatt, das Sie vor sich haben.
Ich habe es übersichtlich aufgeschrieben: Auf der einen Seite finden Sie in Kapitel 1 das Persönliche – Christus, die Hoffnung. Kapitel 2 enthält die Warnung, und Kapitel 3 das Praktische, das Ziel. In Kapitel 1 geht es darum, dass sie tadellos sein sollen und sich nicht von der Hoffnung des Evangeliums abbringen lassen. Das steht in Kapitel 1, Vers 23. All das finden Sie auf dem Blatt.
In Kapitel 1 ist der C-Teil das Ringen des Apostels. In der zweiten, mittleren Spalte steht: „Niemand fange euch durch Philosophie.“ Christus ist unsere Weisheit. Niemand soll euch durch Philosophie oder falsche Weisheit fangen, also durch eine falsche Liebe zur Weisheit, die weltlich ist und nicht auf dem Wort Gottes basiert. Das Ziel ist, dass wir in Christus erfüllt sind. Daher sollen wir am Haupt festhalten. Niemand soll euch durch falsche Religionen richten.
In der letzten Spalte geht es um das praktische Leben: Christus ist unser Leben, er ist alles und in allem. Das Ziel ist, dass wir innerlich erneuert werden, das heißt, ihm ähnlich werden. Deshalb sollen wir etwas anziehen, zum Beispiel herzliches Erbarmen und so weiter.
Was das Grüne in der Mitte jeweils bedeutet: Christus steht vor allen. In Kapitel 1 heißt es, dass in Christus alle Fülle wohnt (Kapitel 1, Vers 19). In Kapitel 2, Vers 9, steht: „Wie ihr in ihm zur Fülle gebracht seid.“ Und in Kapitel 3, Vers 11, heißt es: Christus ist alles und in allen. Diese Parallelen sind gut zu erkennen und Sie haben das auf dem Blatt.
Nun kommen wir zur Textbesprechung. Ich orientiere mich an einer Gliederung, die stärker am Text selbst anlehnt. Sie können gerne mitschreiben.
Zuerst der Briefeingang: Die Grüßenden sind Paulus und Timotheus. Sie grüßen, sind aber auch die Verfasser des Briefes. Paulus ist der Hauptverfasser, aber er bezieht Timotheus mit ein, der ebenfalls grüßt.
Paulus bezeichnet sich als Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes. Er betont, dass er ein Sendbote ist, den der Herr Jesus Christus gesandt hat – nicht Menschen. Und es geschieht durch Gottes Willen, nicht durch den Willen von Menschen.
Timotheus wird als „der Bruder“ bezeichnet. Er ist ein Mitarbeiter und mit Paulus zusammen unterwegs. Er wird hier wie ein Mitapostel behandelt. Timotheus ist auch ein geistlicher Sohn des Apostels Paulus, aber Paulus nennt ihn einfach einen Bruder. Eigentlich wäre Timotheus sein Sohn im Glauben, doch Paulus möchte, dass er reift und lässt ihn deshalb mitgrüßen.
Das bedeutet auch, dass Timotheus bei Paulus in Rom war, als der Brief geschrieben wurde. Paulus schrieb den Brief, als er im Gefängnis in Rom war, und Timotheus war bei ihm. Paulus durfte sich in Rom relativ frei bewegen, er war nur an einen Soldaten gekettet. Es handelte sich also um eine leichte Gefangenschaft.
Die Empfänger des Briefes und ihre geistliche Situation
Dann die Gegrüßten – wer sind die Gegrüßten? Sie sind Heilige. Wahrscheinlich haben Sie hier eine etwas andere Übersetzung als ich. Bei mir steht „die Heiligen“ großgeschrieben und „treue Brüder in Christus“ in Kolosse. Eigentlich steht es im Griechischen „Kolasse“. Die meisten Handschriften haben „Kolasse“ statt „Kolosse“, einige wenige Handschriften haben „Kolosse“. Also eigentlich ist das der Kolasserbrief und nicht der Kolosserbrief. Das ist jetzt aber nicht so wichtig.
Sie sind Heilige – das ist das Erste – und sie sind treue Brüder. Manche übersetzen „gläubige Brüder“, aber das ist ein bisschen überflüssig, wenn sie Heilige sind. Gläubige Brüder sind ja Brüder. Aber „treu“ – das Wort für „gläubig“ heißt auch „treu“, und deshalb kann man hier wirklich „treue Brüder“ übersetzen.
Er schreibt an die Kolosse, und da sind sie erstens einmal Heilige. Gott hat sie geheiligt durch das Blut Jesu Christi. Sie gehören ihm, sie sind gereinigt. Gott zugeordnet heißt heilig, Gott zugeordnet. Und sie sind treu. Grundsätzlich ist jeder Christ ein treuer Bruder oder eine treue Schwester. Die Schwestern sind in einem gewissen Sinn auch Brüder, weil sie ja Söhne sind, Söhne Gottes.
Treu ist jeder, und warum? Weil er Christus die Treue geschworen hat. Er hat sich Christus anvertraut. Jeder Christ ist ein treuer Bruder. Treu heißt, dass man sich jemandem verschrieben hat. Er sagt: „Du bist mein Herr.“ Das ist so wie bei der Hochzeit: Ich habe meiner Frau versprochen, ich bin ihr treu. Und sie ist meine einzige Frau.
Nun, manchmal in meinem Leben bin ich ihr nicht so treu, wie ich sollte. Sie sagt: „Ich soll den Müll rausstellen“, und dann war der Müll da – und mein Müll steht immer noch drinnen. Da war ich nicht treu. Aber das stört jetzt nicht unsere grundsätzliche Treue.
Wir müssen unterscheiden zwischen einer Kleinigkeit, die jetzt vielleicht unsere Beziehung ein bisschen stören könnte, und der eigentlichen Treue. Die eigentliche Treue heißt, dass sie meine einzige Frau ist und es keine andere Frau in meinem Leben gibt als sie. Das ist die grundsätzliche Treue.
Jeder Christ ist so ein grundsätzlich Treuer und soll es hoffentlich auch bleiben. Er soll sich nicht mit jemand anderem verheiraten, geistlich gesehen. Das ist das Normale: Jeder Christ ist treu, jeder Christ gehört dem Herrn Jesus.
Deshalb schreibt er hier an die Kolosse und nennt sie treue Brüder. Sie sind in Kolosse – dort wohnen sie. Aber sie wohnen nicht nur in Kolosse, sie sind auch in Christus. Ich habe jetzt vergessen, das noch aufzuschreiben: Hier müssen sie noch hinschreiben, sie sind in Kolosse und sie sind in Christus.
Es gibt also hier zwei Lokalitäten: Diese Geschwister, an die der Brief geschrieben ist, wohnen in Kolosse und sie wohnen in Christus – an zwei Orten. Sie sind gewissermaßen im Himmel und zusätzlich auf der Erde. Weil sie in Christus versetzt sind, sind sie im Himmel.
Ich habe hier eine Folie, die möchte ich Ihnen gerade noch zeigen. Wo habe ich die? Jeder Christ lebt gewissermaßen zwischen zwei Welten und eigentlich auch in zwei Welten.
Die eine Welt ist die irdische Welt. Dort leben wir mit unseren zwei Beinen auf dieser Welt, aber wir sind nicht mehr ganz daheim. Die andere Welt ist die jenseitige Welt. Dort hat er uns hinversetzt – in Christus.
In Epheser 2,6 heißt es: „Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt, in Christus Jesus.“ Also jeder Gläubige, jeder Mensch, der an Christus glaubt, ist in Christus schon im Himmel, sitzt dort in der himmlischen Welt.
Dort, wo Christus sitzt, sitzt er auch, weil er, wenn Christus sitzt, dann sitzen wir auch, weil wir mit Christus verbunden sind, vereinigt sind. Wenn Christus steht, dann stehen wir, wenn er sitzt, sitzen wir. Aber die Bibel sagt, er sitzt, also sitzen wir auch.
Wir haben hier nicht eine bleibende Stadt, sondern die kommende suchen wir. Wir sind noch unterwegs, wir sind noch nicht ganz dort. Insofern lebt der Christ in einer Spannung.
Er lebt eigentlich zwischen zwei Welten. In der einen ist er nicht mehr ganz zu Hause, und in der anderen ist er noch nicht ganz dort. Aber in Christus ist er doch dort, und in Christus gehört er nicht mehr zur alten Welt. Es ist eine Spannung.
Der christliche Gruss: Gnade und Friede
Das Grußwort „Gnade und Friede“ lautet: „Gnade sei euch zuteil und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
Gnade hat mit einem Geschenk zu tun. Gnade ist das, was Gott uns schenkt, und zwar etwas Unverdientes. In der Bibel steht Gnade entweder für die Vergebung oder für die Kraft, die Zurüstung, die Befähigung oder die Hilfe. Gnade bedeutet also, dass Gott uns unverdient beschenkt – einerseits mit Vergebung, andererseits mit aller Hilfe und Kraft, die wir brauchen.
Das wünscht er Ihnen. Er verwendet hier den griechischen Gruß „Cheirein“ und formt ihn um zu „Charis“. Der normale griechische Gruß heißt „Cheirein“, was „Freut euch!“ bedeutet. Paulus verwendet dieses Wort, in dem auch das Wort Gnade („Charis“) steckt, und wandelt es um zu „Charis“. So macht er daraus einen christlichen Gruß.
Das andere Wort, „Friede“, stammt aus dem Hebräischen und bedeutet „Schalom“. Die Hebräer haben sich mit „Schalom“ begrüßt. Paulus verwendet hier das Wort „Friede“ im Sinne von „Friede Gottes“.
„Gnade und Friede sei mit euch, Friede von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus.“ Jesus Christus und Gott, der Vater, sind die Quelle jeder Gnade und jedes Friedens.
Der hebräische Gruß „Schalom“ bedeutet „Friede“, der griechische Gruß „Cheirein“ bedeutet „Gnade“ beziehungsweise „Freut euch!“ – „Charis“. Paulus verwendet oft solche Grußformen.
Gliederung des Kolosserbriefes und Beginn der Textbesprechung
Und jetzt kommen wir gerade zum Hauptteil. Ich habe mir heute Morgen überlegt, den ersten Teil ein bisschen zu erweitern. Bei Ihnen steht 1,3 bis 29; das dürfen Sie auf 1,3 bis 2,5 korrigieren. Der erste Teil geht also von 1,3 bis 2,5, der zweite Teil von 2,6 bis 4,6. Danach folgt der Schluss. Unsere Gliederung wird also so sein, wie sie hier auf dem Blatt steht. Sie dürfen das bei Ihnen gerne ein wenig anpassen.
Zuerst haben wir Persönliches und Grundlegendes, in dem Paulus von sich selbst spricht. Das umfasst bis Kapitel 2, Vers 5 zunächst sein Gebet für die Kolosser und dann seine Freude und seinen Dienst für die Kolosser, Kapitel 1,24 bis 2,5. Der erste Teil, also 1,3 bis 2,5, gliedert sich in zwei Abschnitte:
a) 1,3 bis 29 – sein Einsatz im Gebet für die Kolosser
b) 1,24 bis 2,5 – seine Freude in seinem leidensvollen Dienst.
Dann folgen seelsorgerliche Aufforderungen, die von Kapitel 2, Vers 6 bis Kapitel 4, Vers 6 reichen. Zuerst geht es um die Ehelehre mit einem Aufruf zur Treue, Kapitel 2, Vers 6 bis 15. Danach folgt eine Warnung vor falscher Abhängigkeit, Kapitel 2, Vers 16 bis 23, und schließlich Aufforderungen zu einer Lebensweise, die dem Evangelium entspricht, Kapitel 3, Vers 1 bis 4, Vers 6.
Zum Schluss kommen die Schlussgrüße ab Kapitel 4, Vers 7. Ich lasse jetzt einmal den Briefeingang und den Briefschluss weg, sodass wir zwei große Abschnitte haben. Wir gehen das jetzt langsam durch, und Sie können es in Ruhe mitschreiben.
Also: Kapitel 1, Vers 3 bis Kapitel 2, Vers 5. Groß A: Sein Einsatz im Gebet für die Kolosser. Paulus berichtet von seinem Gebet. Dabei bringt er viele Themen unter – das ist typisch für den Apostel Paulus. Er packt vieles in sein Gebet hinein. Ich hätte ihn sehr gern einmal beten hören. Das muss ein Genuss gewesen sein, wenn der Apostel Paulus betet und was er alles sagt. Das ist kolossal. Davon könnten wir uns vielleicht etwas für unsere eigenen Gebete abschauen. Meine Gebete sind im Vergleich zu denen des Apostels Paulus ziemlich erbärmlich, wenn man bedenkt, was er alles in einem Gebet sagen kann.
Mit dem Gebet wollen wir uns zuerst beschäftigen. Das ist im ersten Kapitel, also sein Bericht über sein Gebet bis Vers 23. Ich glaube, ich habe gerade einen Moment einen Fehler gemacht – Entschuldigung. Ich habe hier 1,3 bis 23 geschrieben. Haben Sie das schon korrigiert? Sein Einsatz im Gebet für die Kolosser umfasst also 1, Kapitel 1, Vers 3 bis 23.
Das Dankgebet des Paulus für die Kolosser
Also zuerst der Dank: Wir danken allezeit dem Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, wenn wir für euch beten. Wer ist klar? Wir. Wem? Dem Gott und Vater. Wann? Immer, wenn wir für euch beten.
Wofür betet er? In Vers 4 heißt es: "Nachdem wir gehört haben" – das gehört noch zu wann – "nachdem wir gehört haben von eurem Glauben in Christus Jesus und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt." Er hat von ihnen gehört, vielleicht über Epaphras, der ihn in Rom besucht hat. Epaphras war von Kolosse nach Rom gekommen und hat ihm berichtet, was in Kolosse geschieht. Seit er das erfahren hat, betet er immer wieder und dankt für die Kolosser.
Wenn hier steht, wir danken allezeit, dann ist nicht gemeint, dass er 24 Stunden am Tag für die Kolosser dankt. Das heißt allezeit, wenn wir beten. Immer wenn wir ins Gebet gehen, denke ich auch an euch, an die Kolosser, freue mich und danke dem Herrn.
Das Erste ist: Er stöhnt nicht vor Gott und sagt: "Oh Herr, du siehst die Kolosser, da gibt es Schwierigkeiten, bitte bewahre sie." Das Erste ist Dank, er ist positiv. Wenn wir über andere Menschen reden, sollten wir positiv reden. Und wenn wir zu Gott über andere reden, sollten wir auch positiv reden. Wir sollten nicht negativ über andere zu Gott sprechen. Das Positive herausstellen – das tut der Apostel Paulus auch.
Das ist eine gute Gewohnheit, auch für unsere Gebete: positiv sein im Gebet, ob laut oder leise, persönlich oder gemeinsam.
Was hat er gehört? Er hat gehört von dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung. Diese drei sind die Haupttugenden des Christen: Glaube, Liebe, Hoffnung. Wir tun es wegen der Hoffnung. Also hört er vom Glauben und von der Liebe, und betet wegen der Hoffnung.
Wenn Glaube und Liebe vorhanden sind, dann ist das Christentum gesund. Denn wenn der Glaube gesund ist und die Liebe gesund ist, dann ist alles gesund. Glaube ist der Schlüssel, wie man in die Beziehung kommt, und Liebe ist der Inhalt der Beziehung zu Gott. Durch Glauben kommt man hin, und im Glauben bleibt man. Liebe ist das Wesen der Beziehung, die Substanz.
Interessant ist, dass in Vers 4 bei meiner Übersetzung steht: "von dem Glauben in Christus Jesus". Im Griechischen steht tatsächlich "Der Glaube in Christus Jesus", nicht "der Glaube an Christus Jesus". Dass sie an Christus Jesus glauben, ist klar, aber wichtiger ist, dass sie in Christus Jesus sind. Als solche, die in Christus Jesus sind, glauben sie an ihn.
Es ist also ein Glaube, den sie haben – eine Glaubensbeziehung, eine Glaubensgemeinschaft in Christus Jesus, in diesem Rahmen, in diesem Verhältnis, in diesem Stand, in dem sie stehen. Christus ist das neue Leben, und sie sind jetzt in Christus. Dort, in Christus, glauben sie.
Man sollte also übersetzen: "Der Glaube in Christus Jesus und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt." Wir tun es wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln hinterlegt ist.
Was heißt es, dass die Hoffnung hinterlegt ist? Das können wir nur verstehen, wenn wir wissen, dass das Wort Hoffnung als Hoffnungsgut steht – das, was wir hoffen, nennt man in der Bibel die Hoffnung. Zum Beispiel heißt es: Jesus Christus ist unsere Hoffnung. Das heißt, er ist der, auf den wir unsere Hoffnung gesetzt haben, er ist das Hoffnungsgut (1. Timotheus 1,1).
Hier sagt er, diese Hoffnung ist hinterlegt im Himmel, also liegt sie bereit. Das Hoffnungsgut, das heißt, das ist das, worauf wir hoffen – unsere zukünftige Herrlichkeit – und das liegt dort in den Himmeln.
Die Hoffnung, die euch in den Himmeln hinterlegt ist, von der ihr zuvor gehört habt im Wort der Wahrheit. Also ist es etwas, das schon gegenwärtig dort ist und auf das sie warten. Das werden sie bekommen.
Nachher heißt es: Die Hoffnung, von der ihr zuvor gehört habt im Wort der Wahrheit, der guten Botschaft. Von dieser Hoffnung haben sie gehört. Das war Teil der Verkündigung, dass das Ziel ihres Lebens Christus ist und was sie mit ihm dort in der Herrlichkeit haben werden. Das ist unsere Hoffnung.
Bei den Kolossern war es auch so. Das war ein Teil des Evangeliums. Die Hoffnung, von der ihr gehört habt, von der ihr hörtet im Wort der Wahrheit, der guten Botschaft, die zu euch kam und gegenwärtig wurde, so wie auch in aller Welt. Sie bringt von sich aus Frucht, so wie auch unter euch, von dem Tage an, als ihr sie hörtet und die Gnade Gottes in Wahrheit erkanntet.
Diese Botschaft kam zu euch durch die Boten, so wie auch in aller Welt. Die damalige ganze Welt bestand aus dem Römischen Reich. Die Botschaft kam ins ganze Römische Reich und bringt von sich aus Frucht.
Die Botschaft bringt Frucht – das ist herrlich. Die Botschaft selbst bringt Frucht, natürlich nur, wenn man daran glaubt. Aber das Wichtige ist, dass sie verkündigt wird. Das ist unsere Verantwortung. Wir müssen sie verkündigen.
Sie bringt von sich aus Frucht, so wie auch unter euch, von dem Tage an, als ihr sie hörtet und die Gnade Gottes in Wahrheit erkanntet. Sie haben die Botschaft gehört, die Wahrheit erkannt und die Gnade Gottes in der Wahrheit erkannt. Das heißt, sie haben erkannt, was Gott ihnen schenken möchte.
So wie ihr auch lerntet von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener Christi ist zu eurem Wohl, der uns auch eure Liebe im Geist darlegte.
Er spricht hier von Epaphras. Epaphras war wahrscheinlich ein Missionar, also ein Apostel mit kleinem A. Apostel sind ja Missionare. Epaphras war auch einer, Timotheus war auch einer, Barnabas war auch einer. Alle diese Leute, die umhergereist sind, das Evangelium verkündigt haben, Christen gesammelt, formiert, gelehrt und gefestigt haben, nennt man Apostel.
Epaphras war wahrscheinlich auch so einer, ein treuer Diener Christi, zu eurem Wohl. Er hat dort gedient. Ob die Gemeinde durch ihn entstanden ist, steht nicht da. Er hat einfach einen wichtigen Dienst getan. Er hat dem Herrn Jesus gedient, zu eurem Wohl. Der Dienst ist ihnen zugutegekommen.
Bei uns soll das auch so sein: Wenn wir dem Herrn Jesus dienen, dienen wir nur ihm. Und das kommt anderen auch zugute, aber in erster Linie dienen wir ihm.
Wenn Sie zum Beispiel einen Lastwagen mit Hilfsgütern für die Ukraine beladen, dann tun Sie das für den Herrn Jesus, nicht für die Ukrainer. Das ist sicher klar. Sie machen das alles für den Herrn. Dass die Ukrainer dann etwas davon haben, ist schön. Aber das ist nicht das Wichtigste.
Das Wichtigste ist, dass dem Herrn Jesus gedient wird. Alles, was wir tun, tun wir für den Herrn Jesus, und nebenbei haben andere etwas Gutes davon.
So ist auch Epaphras ein treuer Diener Christi zu eurem Wohl, sodass ihr davon etwas habt. Er hat uns auch eure Liebe im Geist dargelegt. Das heißt, er hat uns von der Liebe verkündigt, die ihr durch den Heiligen Geist habt.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen: Der Heilige Geist kommt im Kolosserbrief nur hier vor. Das ist interessant. Im Epheserbrief kommt der Heilige Geist sehr oft vor, im Kolosserbrief jedoch nicht. Dafür kommt immer wieder Christus vor.
Es ist, als würde der Heilige Geist sagen: Ich trete jetzt einmal ganz zurück, und Christus, Christus, Christus soll in der Mitte stehen. Die einzige Stelle vom Heiligen Geist ist hier die Liebe im Geist.
Fragen? War das zu schnell? Nein, ist gut.
Apostel mit großem und kleinem A
Es gibt die Zwölf plus Paulus. Das sind besondere Apostel, die das Fundament der Gemeinde ausmachen. Neben diesen besonderen Aposteln gab es jedoch noch weitere Apostel, die nicht zum Fundament der Gemeinde gehören.
Das Fundament der Gemeinde sind die Apostel und Propheten zugleich. Davon spricht Epheser 2,20. Die Gemeinde ist aufgebaut auf der Grundlage derer, die Apostel und Propheten sind – das sind die Zwölf plus Paulus. Ihnen hat Gott eine besondere Offenbarung gegeben. Sie haben eine Sonderstellung, das ist klar.
Das Wort Apostel stammt aus dem Griechischen. Das Wort Missionar ist dasselbe Wort, nur auf Lateinisch ausgesprochen. Ein Apostel ist also ein Missionar, ein Gesandter, ein Sendbote.
Im weiteren Sinne waren auch Timotheus, Titus, Barnabas, Silas, Epaphras und andere Apostel, aber nicht in dem Sinn, wie Paulus und die Zwölf Apostel es waren. Hier müssen wir also einen Unterschied machen. Deshalb unterscheide ich immer zwischen Apostel mit großem A und Apostel mit kleinem a.
In diesem Sinne haben wir heute auch noch Apostel, aber nur mit kleinem a. Wir nennen sie einfach Missionare. Das Apostolat, das Apostelamt, und Apostolos, der Apostel – der Unterschied liegt nur darin, was sie tun. Das, was die Apostel schaffen, unterscheidet sich von dem, was andere Apostel tun. Ansonsten gibt es keinen Unterschied.
Es gab noch eine Frage, die dieselbe war. Gut, dann machen wir hier eine Pause bis viertel vor. Zum Schluss wollen wir noch beten. Einer von uns wird uns leiten, und dann stehen wir dazu auf.