Nachklang und Sehnsucht nach der Wiederkunft Jesu
Seid ihr auch noch dabei, das Lied zu verdauen? Ich hoffe jedenfalls, dass ihr das Mittagessen schon verdaut habt. Beim Singen des Liedes habe ich daran gedacht, dass wir das gerne mit nach Saarbrücken nehmen würden – diesen Gesang. Wir probieren auf der Rückfahrt mal, ob wir das ansatzweise hinkriegen.
Zwischendrin habe ich gedacht: Herr Jesus, jetzt wäre doch ein schöner Moment, um wiederzukommen, oder? Wer weiß, wann du uns noch einmal, zumindest uns hier zusammen, so entschlussfreudig singen hören wirst. Lasst uns das Irdische vergessen und geistlich weiterleben. Dabei sollen wir auch an andere denken und die Wahrheit weitergeben.
Für den, der sich für mich selbst gegeben hat, will ich keinen Moment mehr ruhen. Steffen, hast du das eben wirklich gesungen? Herr, ich glaube, es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, wiederzukommen, weil ich mir nicht sicher bin, wie meine Umsetzung gelingen wird.
Ich erzähle euch das ehrlich: In den letzten ein, zwei Wochen habe ich oft darüber nachgedacht, ob ich mich bei meinem Herrn für mein Gebetsleben entschuldigt habe. Denn Tage lang bestand mein Gebet nur noch aus den Worten: Herr, hilf mir! Freude war da kaum.
Dann singe ich hier so ein Lied und denke: Herr, das hast du eher verdient – Instrumente, lauten Gesang, Freude, Jubel. Ich habe gesungen, dass mein Bräutigam und König wiederkommt. Und ich habe gedacht: Herr, du verdienst so viel mehr! Wie oft habe ich schon darüber nachgedacht, wie ein Gebet schön aufgebaut sein könnte.
Du fängst mit dem Lobpreis Gottes an. Du schaust weg von dir und deinen Problemen hin zu deinem großen Gott. Und ehrlicherweise reichen drei Worte: Herr, hilf mir. Ja, nur drei Worte. Keine Ahnung wie genau, aber ich will gar nicht an Übermorgen denken. Ich habe mit heute genug zu tun.
Was ich genial finde: Trotz der Größe deines Herrn, den wir eben besungen haben – der als König wiederkommt, der mit seinen Feinden das macht, was wir in der Geschichte gelesen haben, und der Sieger über alles ist – akzeptiert er meine drei Worte „Herr, hilf mir“ als Anbetung. Warum? Weil ich meinem Herrn damit auf andere Weise, quasi als Dank, gesagt habe: Du musst mal wieder übernehmen. Und ich kenne keinen anderen, den ich darum bitten könnte.
Ist das nicht genial, dass du so einen Herrn hast, der sich anbeten lässt durch einen Gesang wie eben gerade, durch so ein Lied? Und der es auch zu schätzen weiß, wenn du mit „Herr, hilf mir“ zu ihm kommst? Das ist vielleicht nicht perfekt formuliert, aber mir fällt gerade nichts Besseres ein.
Komm mit deinen Emotionen, mit dem, wie du dich fühlst und wie es dir geht. Mach das nicht mit dir selbst aus, sondern komm damit vor deinen Gott.
Ehrlichkeit im Gebet und Gottes Größe
In der Familie meiner Frau gibt es eine schöne Tradition: Zum Geburtstag wird der Psalm vorgelesen, der der Zahl des neuen Lebensjahres entspricht.
Das klingt vielleicht kompliziert, deshalb ein Beispiel zur Verdeutlichung: Wenn du 18 Jahre alt wirst, wird Psalm 18 vorgelesen.
Beim letzten oder vorletzten Geburtstag meiner Frau habe ich diesen Psalm vorgelesen. Dabei stellte ich mir vor, wie jemand in unserer Gemeinde in Saarbrücken diese Worte an Gott gerichtet hätte.
In dem Psalm gibt es Stellen, in denen Gott gefragt wird: Warum reagierst du nicht? Warum hilfst du nicht? Warum geschieht nichts? Bist du etwa eingeschlafen? Warum schläfst du? Warum schlummerst du?
Ich bin mir sicher, wenn jemand in unserer Gemeinde so gebetet hätte, wären wir wahrscheinlich zu ihm gegangen und hätten gesagt: „So kannst du nicht beten.“ Vielleicht war das sogar so.
Was ich damit sagen möchte, ist: Gott hat die Größe, nicht nur solche Gebete zuzulassen, sondern sie sogar in sein ewiges Wort aufzunehmen.
Deshalb lade ich ein: Komm mit dem, wie es dir geht und wie du bist, vor deinen Herrn. Er weiß es sowieso. Mach es nicht mit dir selbst aus, sondern komm zu ihm.
Paulus’ Lebensrückblick und seine Zuversicht
Paulus befindet sich auf der Zielgeraden seines Lebens. Auch er hat, und das finde ich sehr mutmachend, Zeiten erlebt, in denen er offenbar nicht weiterwusste. Er schreibt zum Beispiel, dass sie bedrängt oder eingeengt waren und keinen Ausweg sahen. Dennoch betont er, dass sie nicht ohne Ausweg waren. Paulus hat also auch ganz schwere Zeiten in seinem Leben durchlebt.
Schlagen Sie bitte einmal Zweite Timotheus 4 auf. Auf der Zielgeraden seines Lebens, die er genau kennt, schreibt Paulus Folgendes:
„Denn ich werde schon als Trankopfer ausgeschüttet; die Zeit meines Abscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tag zur Vergeltung geben wird – nicht allein mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.
Beeile dich, bald zu mir zu kommen! Denn Demas hat mich verlassen, weil er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen. Grischenz ist nach Galatien gezogen, Titus nach Dalmatien. Lukas ist allein bei mir. Nimm Markus und bring ihn mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.“
Man merkt, dass wir mit Riesenschritten auf das Jahresende zugehen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis man mit Jahresrückblicken überhäuft wird. Wahrscheinlich wird der eine frustrierender sein als der andere, wenn man sich die Welt um uns herum anschaut.
Paulus blickt hier nicht nur auf ein Jahr oder ein Dienstjubiläum zurück, sondern auf sein ganzes Leben. Und das sind seine zusammenfassenden Worte über sein Leben: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt.“
Paulus schaut zurück auf das, was war, und zugleich nach vorne: „Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tag zur Vergeltung geben wird.“
Zum Schluss nennt Paulus noch einige Personen.
Die Lebenskurven von Lukas, Markus und Demas
Und was ich interessant finde, ist, wenn wir uns mal kurz diese Personen anschauen: Demas, Lukas und Markus. Wenn du dir das Leben dieser Personen wie eine christliche Kurve vorstellst – ich bin verheiratet mit einer Mathematiklehrerin, da wird gerne mit Kurven und Koordinatensystemen gearbeitet – dann kannst du das Leben dieser drei, so wie es in der Bibel beschrieben wird, immer wieder mal lesen und dir vorstellen, wie ihre Kurven verlaufen.
Von Lukas könnte man sagen, dass er sehr, sehr stabil unterwegs war. Im Philemonbrief wird von ihm geschrieben, im Kolosserbrief wird von ihm berichtet, und hier am Ende ist er einer der wenigen, die bei Paulus geblieben sind bis zum Schluss. Also sehr stabil.
Wenn du dir Markus anschaust, war er auch jemand, der super gestartet ist. Er war sogar mit auf einer Missionsreise. Doch dann ist er irgendwie in ein Loch gefallen. Wahrscheinlich kann man daraus lesen, dass ihm der Dienst auf dieser Missionsreise zu viel wurde. Das führte dazu, dass Paulus irgendwann sagte: „Okay, den nehmen wir nicht mehr mit.“ Markus ging dann weg. Also nochmal eine Kurve: sehr gut angefangen, dann irgendwie müde geworden – vielleicht zu viel Dienst, zu viele Schwierigkeiten oder Enttäuschungen von Geschwistern, was auch immer. Auf jeden Fall ging Markus einen anderen Weg. Mit guten Vorsätzen gestartet, als Missionsreisebegleiter.
Ich stelle mir vor: Ich werde nie vergessen, als ich jung war und ein bekannter Bruder mich auf eine Missionsreise mitgenommen hat. Da dachte ich: „Der fragt mich.“ Also Steffen, jetzt hast du es endgültig geschafft. Er war mit Paulus unterwegs.
Und Demas? Auch von Demas liest du im Kolosserbrief zum Beispiel. Dort ist er bei den Grüßen mit dabei, also er ist bei Paulus und Lukas mit dabei. Aber was ist hier mit Demas? Demas hat den Zeitlauf, die Welt oder was auch immer liebgewonnen, denn er hat den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen und ist nach Thessalonich gegangen.
Es gab einen Moment, wo alle zusammen waren – im Kolosserbrief scheinen Lukas und Demas auf Augenhöhe unterwegs gewesen zu sein. Doch ein paar Jahre später waren sie ziemlich unterschiedlich unterwegs.
Sag mal, auf welcher Kurve würdest du dich gerade einsortieren? Oder noch einen Schritt zurück: Heute haben wir etwas gemeinsam. Wir sind hier in diesem Raum an diesem Tag. Aber es wird höchstwahrscheinlich sehr unterschiedlich für uns weitergehen.
Vielleicht bin ich in Kürze auf der Demas-Linie unterwegs. Aber ganz gewiss werden manche von uns auf der Demas-Kurve sein – den Zeitlauf liebgewinnend, die Welt liebgewinnend.
Wo würdest du dich gerade einsortieren in deinem Leben? Auf welcher dieser Kurven? Stabil unterwegs wie Lukas? Irgendwie in einem Loch wie Markus – warum auch immer: Enttäuschung, Frustration, Müdigkeit oder was auch immer? Oder würdest du ehrlicherweise sagen: „Eigentlich ist mir der Demas hier schon recht nah“? Paulus nennt diesen Namen hier und vergleicht sie.
Ehrlicherweise hat mir das ein bisschen Angst gemacht. Angst ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber es hat mir Respekt eingeflößt. Denn wenn du wegdriften willst von deinem Herrn, brauchst du einfach nur nichts zu tun. Du brauchst einfach nur nichts zu tun.
Der gute Kampf und das Ziel vor Augen
Paulus’ Resümee lautet: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt.“ Ist das nicht eine wunderschöne Zusammenfassung? Stell dir vor, du könntest das sagen, entweder wenn der König wiederkommt oder wenn du noch lebst.
Ich hoffe, beim Singen hast du dir das bildlich vorgestellt: Eines Tages wirst du ihm in die Augen sehen. Wenn ich nur weiß, dass mein Chef aus dem Urlaub zurückkommt und ich ihm in die Augen sehen werde, löst das schon etwas in mir aus. Aber was hat es bei dir ausgelöst, dieses Singen „Ich werde ihm in die Augen sehen“?
Bei mir hat es zumindest einen neuen Wunsch geweckt. Entweder weil mein Lebensweg zu Ende ist und ich ihn sehe, oder weil er wiederkommt, würde ich total gerne sagen wollen: Ich habe den guten Kampf gekämpft. Oft genug verloren, aber ich habe gekämpft. Ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt.
Ist es dein Wunsch, irgendwann wirklich mit Paulus sagen zu können, dass dein Leben auf einem festen Fundament stand? Dass du, wenn du ihm in die Augen schaust, so wie Petrus sagen kannst: „Herr, du weißt alles. Du weißt, wie schwach meine Liebe oft war, du weißt, wie viele Kämpfe daneben gingen, aber du weißt, dass ich dich lieb habe, dass ich für dich gekämpft habe, mit dir und durch dich, dass ich den Lauf vollendet habe.“
Sag mal, was ist das für ein Triumph! Was für ein Triumph über den Teufel, wenn ich dorthin komme und sagen kann: Herr, du hast mich ans Ziel gebracht! Das ist gewaltig. Nicht im Sinne von: „Herr, wenn ich du wäre, mich hätte ich auch errettet, weil ich es drauf habe und alles richtig mache.“ Im Gegenteil: „Herr, du hast mich ans Ziel gebracht.“
Stell dir vor, was für ein Triumph deutlich wird, wenn der König wiederkommt und du und ich bei ihm sein werden. Da war einer, der mit Jesus am Kreuz hing. Warum hing der andere am Kreuz? Das Leben war total vermasselt, oder? Wirklich vermasselt.
Und er hört von Jesus Christus: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Was für ein Triumph! Was für ein Triumph über meine Fehler, über mein Versagen, über meine Schwächen, über meine Schwermut, über meine Lustlosigkeit, über meine Müdigkeit!
Wenn ich eines Tages meinem Retter und Bräutigam in die Augen sehe und sagen kann: Du hast mich ans Ziel gebracht. Das, worauf ich mein Leben gebaut habe, hat getragen! Du weißt, wie zittrig ich vorangegangen bin, du weißt, wie mutlos ich oft war, aber ich bin ans Ziel gekommen – durch dich, meinen Herrn.
Vertrauen auf das tragfähige Fundament
Hans-Peter Reuer erzählte einmal die folgende Geschichte: Zwei Personen stehen vor einem zugefrorenen See. Die eine hat riesigen Glauben, doch man kann nicht genau erkennen, wie dick das Eis tatsächlich ist. Diese Person mit großem Glauben stapft voller Zuversicht auf das Eis. Das Problem ist jedoch, dass das Eis sehr dünn ist und nicht trägt.
Worauf auch immer du dein Leben setzt – vielleicht voller Kraft und Energie auf die Karriere oder auf etwas anderes – wirst du spätestens dann erkennen, wenn der König wiederkommt, dass das Fundament, das du für dein Leben gewählt hast, nicht trägt. Die Person mit dem großen Glauben geht mutig auf das Eis, doch es bricht unter ihr ein.
Am anderen See steht eine andere Person mit nur wenig Glauben, einem kleinen Glauben. Sie fragt sich, ob sie den nächsten Schritt wagen kann. Trotz ihrer Zweifel geht sie diesen Schritt und erlebt, dass das Fundament trägt.
So kommt die Person mit riesigem Glauben, aber brüchigem Fundament nicht an, während die Person, die in ihrem kleinen Glauben den nächsten Schritt gewagt hat, vorankommt.
Es gibt diesen schönen Vers: „Und er gewann Mut in den Wegen des Herrn.“ Du machst den nächsten, vielleicht noch etwas zittrigen Schritt auf dieses Fundament und merkst, dass es trägt. Der übernächste Schritt fällt schon mutiger, dann noch mutiger. Du merkst, das Fundament trägt. Nicht, weil deine Schritte perfekt gesetzt sind oder absolut im Lot, sondern weil das Fundament trägt.
Wenn du deinem König, deinem Bräutigam, in die Augen schaust, ist das ein Triumph über den Teufel. Was hat er nicht alles versucht, um dich von Jesus Christus wegzuziehen! Wie oft hat er dir gesagt, es lohne sich nicht, an diesem Fundament festzuhalten? Tausende Male.
Doch siehe, Jesus Christus hat dich ans Ziel gebracht. Du kannst zurückblicken und sagen: Ja, es war ein Kampf – schlechte Nachricht. Paulus blickt nicht zurück und sagt, er hätte einen „Gemats Wiesle“ gehabt, also einen schönen Spaziergang im Park. Nein, Paulus sagt: Es war ein Kampf, aber was für ein Triumph!
Kürzlich dachte ich daran, dass die Christen, die bereits bei ihrem Herrn Jesus sind, uns wahrscheinlich zurufen würden: „Steffen, du hast keine Ahnung, wie groß der Triumph wirklich ist, den Jesus Christus errungen hat. Du musst dich noch ein bisschen gedulden.“
Bis dahin ist es möglich, weil du mit dem Sieger lebst, weil der Sieger dein Herr ist. Bis dorthin ist es möglich, in deinem Leben zu triumphieren – über dein altes Ich, über deine Natur, über die Sünde in deinem Leben, über den Teufel. Was für ein Triumph!
Im 2. Korinther 2,14 heißt es: „Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus.“
Der Glaube als Sieg und Herausforderung
Wer triumphiert gerade in deinem Leben als Christ und in meinem? Ist es wirklich der Glaube an Jesus Christus? Oder ist es etwas anderes, das dir Mühe macht: Mutlosigkeit, Kraftlosigkeit, das Gefühl, allein zu sein, Enttäuschung – sei es von Geschwistern oder von Menschen um dich herum – oder dass du dem Teufel wieder einmal auf den Leim gegangen bist?
Paulus sagt, dass er den Glauben bewahrt hat, diesen Glauben an eine Person: Jesus Christus. Dieser Glaube bedeutet, ihm die Führung über dein Leben komplett anzuvertrauen – mit allem, was dazugehört, mit Haut und Haar. Dich auf diesen Christus zu stützen.
Er kann triumphieren über Sorge, über komplizierte Umstände, über unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte. Was triumphierte bei Demas? Die Attraktivität der Welt. Was triumphierte bei Markus? Enttäuschung – zumindest zeitweise – viele Dienste und die Ungewissheit, wie es weitergehen soll.
Paulus sagt zu Timotheus: Lass dir das Ziel vor Augen stehen, zu dem ich dich berufen habe. Lass dich nicht von deinem Weg abbringen, weder von der Länge noch von der Last, bis du versuchst, nur auf dich zu sehen.
Wie oft sagt dir der Teufel: „Guck auf dich!“? Das macht mich irre. Dann schau auf Christus.
Blick auf Jesus als Kraftquelle
Die Verse, die eben zu einem Lied vorgelesen wurden, möchte ich noch mit dem nächsten Vers ergänzen. Ich weiß zu meiner Schande nicht mehr, zu welchem Lied genau es gehört, aber es ging darum, auf Jesus hinzuschauen.
Deshalb lese ich das noch einmal vor. Denkt an die Kabel, an die leicht verstrickenden Kabel – das war der Zusammenhang. Es stammt aus Hebräer 12.
Lasst auch uns, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, mit Ausharren den vor uns liegenden Wettlauf laufen, hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Er achtete die Schande nicht, sondern erduldete für die vor ihm liegende Freude das Kreuz und hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes.
Und jetzt kommt ein wunderschöner Vers dazu:
Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat. Warum? Damit ihr nicht ermüdet und in euren Seelen nicht ermattet.
Also, wenn du etwas suchst, das dir hilft, wenn du müde wirst auf deinem Weg – etwas wie Traubenzucker für die Seele –, dann ist es genau das hier: Schaue den Herrn Jesus an, wie er Widerspruch erduldet hat.
Warum hat er Widerspruch erduldet? Von Sündern. Um dich zu retten, um mich zu retten.
Dein Herr weiß, wie es sich anfühlt, Not zu haben, denkt man an den Garten Gethsemane. Dein Herr weiß, wie es ist, wenn man nicht weiß, woher die Kraft für den nächsten Schritt kommen soll, außer aus dem Himmel.
Realismus im Glaubenskampf
Paulus ist hier sehr realistisch. Er sagt, es ist ein Kampf und es ist ein Lauf.
Ich habe eben in der Pause kurz mit einem passionierten Läufer gesprochen, der als Ziel die Olympiateilnahme 2028 oder 2032 hat. Wenn du dem sagst, Christsein ist ein Lauf, freut er sich, weil er gerne läuft.
Wenn du mir sagst, Christsein ist ein Lauf, denke ich: Muss das sein? Ich schwitze so schon, geschweige denn, wenn es ums Laufen geht.
Oder wenn du einem Boxer sagst, Christsein ist ein Kampf, freut er sich vermutlich, weil er gerne kämpft. Paulus ist hier total realistisch.
Er sagt, es ist ein Kampf. Und kämpfen heißt, es gibt einen Gegner, mindestens einen, der dich beständig davon abhalten will, diesen nächsten Schritt hinter Jesus Christus herzumachen – in aller Konsequenz.
Und laufen heißt, es ist anstrengend. Du brauchst Ausdauer. Das Wort hier ist kein Sprint, es ist ein langer Lauf. Und genau das ist es. Paulus ist hier einfach total realistisch.
Die Frage ist: Lohnt sich das? Wenn Paulus zurückblickt, sagt er – ich habe das heute Morgen schon gesagt – ich weiß, wem ich geglaubt habe. Er blickt realistisch auf sein Leben und sagt, es ist ein Kampf.
Dann blickt er nach vorne und sagt: Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag.
Die Liebe zur Erscheinung Christi als Schlüssel
Was scheint in diesem Text der Schlüssel dafür zu sein, dass Paulus sagen kann, er habe dieses Ziel erreicht?
Am Anfang dachte ich, Paulus redet hier ziemlich viel vom Ich: Ich habe gekämpft, ich habe vollendet, ich habe bewahrt. Doch wenn man sich anschaut, was für Paulus der Schlüssel ist, um an diesem Ziel anzukommen, dann ist es, glaube ich, der nächste Vers, Vers 8, zweiter Teil: „nicht allein aber mir“.
Diese Krone liegt bereit für alle, die sich auf das Wiedersehen mit ihrem König, mit ihrem Bräutigam freuen. Paulus sagt: „nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“ Das finde ich einen schönen Ausdruck.
Paulus meint, der Schlüssel ist, die Erscheinung des Herrn Jesus Christus zu lieben. Ja, es ist ein Kampf. Aber das Leben ist eigentlich immer ein Kampf. Man kämpft immer um irgendetwas: um Anerkennung, um den nächsten Karriereschritt, um Ausbildung, um Freundschaft – um irgendetwas kämpft man immer.
Paulus sagt: Wenn das Leben schon ein Kampf ist, dann lass es doch dieser gute Kampf sein. Und der Schlüssel dazu ist für ihn, dass alle, die seine Erscheinung – also die Erscheinung des Herrn Jesus Christus – lieben.
Paulus’ Erfahrung mit dem Erscheinen Jesu
Was meint Paulus wohl damit? Ganz sicher meint er, dass Jesus Christus wiederkommen wird. Aber stell dir vor, wie Paulus das Erscheinen von Jesus Christus selbst erlebt hat.
Welches Erscheinen des Herrn Jesus Christus liebte Paulus? Wie hat Paulus Jesus Christus erfahren? Bei seiner Bekehrung zum Beispiel ist der Herr Jesus ihm erschienen, und es war für Paulus niederschmetternd. Es hat Paulus zu Boden geworfen und ein klares Stoppschild in sein Leben gesetzt (Apostelgeschichte 9).
Paulus beschreibt seine Bekehrungsgeschichte immer wieder und schildert, wie das Licht, das Jesus Christus ihm erschien, für ihn immer größer, wichtiger und wertvoller wurde. In Apostelgeschichte 9 ist es ein Licht. In Apostelgeschichte 22 wird es ein großes Licht genannt. In Apostelgeschichte 26 hat Paulus dieses Stoppschild von Jesus Christus so lieb gewonnen, dass er schreibt: Ein Licht, das den Glanz der Sonne übersteigt.
Zunächst war dieses Erscheinen einfach nur niederschmetternd. In Titus 2 schreibt Paulus davon, dass der Heiland erschienen ist, erlösend und errettend.
In 2. Korinther 12 kämpft Paulus mit einem „Stachel im Fleisch“, was auch immer das gewesen sein mag. Er erlebt, dass Jesus Christus in seiner Situation zu ihm spricht. Jesus nimmt ihm das Problem nicht weg, aber er sagt: „Meine Gnade genügt dir.“
In 2. Timotheus 4 erlebt Paulus das Erscheinen von Jesus Christus erneut. Er spürt, dass Jesus Christus bei ihm ist und ihn durch Not, Enttäuschung und alles, was ihn bewegt, hindurchhilft. Er schreibt: „Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich. Es werde ihnen nicht zugerechnet, der Herr aber stand mir bei und stärkte mich“ (2. Timotheus 4,16).
Natürlich war das Wissen um die Wiederkunft von Jesus Christus für Paulus auch eine große Motivation.
Einladung zur Sehnsucht nach Gottes Gegenwart
Und damit möchte ich zum Schluss kommen und dich bitten, in der kommenden Woche und immer wieder deinen Herrn zu bitten: Mach dich mir sichtbar, zeig dich mir, bring mir bei zu lieben. Wenn du zu mir redest, soll es so sein wie bei Paulus am Anfang, dass du ein klares Stoppschild in mein Leben setzt.
Herr, rede zu mir durch dein Wort, durch die stille Zeit, durch Menschen um mich herum. Ich möchte dein Erscheinen liebgewinnen, weil ich weiß, dass es nur dazu dient, den nächsten Schritt hinter dir hergehen zu können.
Und wenn es bedeutet, dass du ein Stoppschild in mein Leben setzen musst, das mich niederschmettert – so wie Paulus am Anfang –, so dass es mir vielleicht zuerst total unangenehm ist und ich erst nach und nach erkenne, was für ein großes Geschenk das ist, wenn der Herr uns Stoppschilder in unser Leben setzt.
Wieso und wann setzt er Stoppschilder? Wenn ich falsch abgebogen bin. Herr, du siehst, wie es mir geht. Bitte zeig dich mir, mach dich mir – in Anführungszeichen – sichtbar und erlebbar. Sei durch meine Enttäuschungen durchtragend und motivierend. Oder, wenn es sein muss, gib mir noch einmal ein Stoppschild in mein Leben.
Die Filmmusik des Lebens und der Ruf zur Umkehr
Vor einiger Zeit hat mich jemand gefragt, ob ich Filmmusik mag. Da habe ich gedacht: Ja, ein paar Filmmusiken finde ich schon gut. Ich mag einige Filme, also mag ich auch die Filmmusik.
Dann hat er direkt angefangen, darüber zu reden, was es alles für Filmmusik gibt. Musik, die Aufbruchsstimmung vermittelt. Musik, die das Happy End einläutet. Musik, die eine schwierige Situation untermalt und Spannung aufbaut. Und Musik, die die ganze Dramatik unterstützt.
Anschließend hat er mich gefragt: Steffen, was glaubst du – jetzt in der Situation, in der du bist, welche Filmmusik würde Gott über dein Leben spielen? Würde er gerade das Happy End begleiten oder anleiten? Oder stehen vielleicht Entscheidungen an in deinem Leben oder in meinem Leben, sodass es aus Gottes Sicht gerade total spannend wird, wie du dein Leben weiterlebst, wie du dich entscheidest, welchen Weg du gehst?
Vielleicht würde er sehr dramatische Musik spielen, weil du irgendwo falsch abgebogen bist. Vielleicht würde er ein Stoppschild in dein Leben schicken, damit du umkehrst und merkst, was wirklich trägt, was uns wirklich ans Ziel bringt.
Das wünsche ich dir und mir total: Dass wir – keine Ahnung, ob das geht, aber wenn man sich irgendwann mal wieder sieht – ein solches Lebensresümee ziehen können. Das wird schwierig, wenn wir alle wiedersehen und zurückschauen auf unser Leben. Aber was ich dir total wünschen würde, ist, dass du so ein Lebensresümee einmal sagen kannst, aufschreiben kannst und deinen Kindern hinterlassen kannst.
Stell dir das mal vor: Sie kennen dein Leben vielleicht durch und durch, wissen, wo gekämpft wurde. Und du kannst sagen: Weißt du was, ich habe den Kampf gekämpft nach bestem Wissen und Gewissen. Ich durfte den Glauben bewahren – nicht wegen mir, nicht wegen „ich, ich, ich“, sondern weil ich ein tragfähiges Fundament in meinem Leben gefunden habe. Und weil ich oft mit großem Zittern, aber im Vertrauen auf dieses Fundament bereit war, den nächsten Schritt zu gehen.
Frag deinen Herrn, was dieser nächste Schritt ist. Frag deinen Herrn, was du brauchst, ob du ein Stoppschild brauchst oder Ermutigung. Er weiß es. Bitte ihn darum, sich dir zu zeigen, damit du den nächsten Schritt gehen kannst – hinter ihm her.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.
