Rückblick
Habakuk steht vor Gott und bittet ihn um Rettung. Gott lehnt diese Bitte ab und zeigt ihm stattdessen, was kommen wird: Die Babylonier (o. Chaldäer). Sie werden als neue Supermacht alles erobern, was sich ihnen in den Weg stellt und Gottes Gericht auch über das Volk Israel bringen (Habakuk 1,12).
Habakuk ist entsetzt und fragt dann: "Soll er deshalb sein Netz ausleeren, und beständig darauf ausgehen, Nationen schonungslos hinzumorden?" Mit meinen Worten: Findet das Morden auch mal ein Ende?
Die Frage steht im Raum und Gott antwortet (Hab2,2b-5a):
"Schreibe das Gesicht auf, und grabe es in Tafeln ein, damit der, der es verkündigt, laufen kann; (...) Siehe, der Stolze, aufgeblasen, nicht aufrichtig ist in ihm seine Seele. Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben. Und überdies: Der Wein ist treulos; der übermütige Mann, der bleibt nicht."
Habakuk ist dafür zuständig, dass diese Botschaft verkündet wird:
- Die Babylonier haben keine Zukunft und
- Haltet im Glauben als Gerechte an Gott fest!
Warum „der übermütige Mann“ – sprich die Babylonier - nicht bleiben haben wir uns im 2. Teil dieser Serie angeschaut.
Hoffnung trotz hoffnungsloser Umstände?
Heute stellen wir uns die Frage: Wie macht man das, dass man einem Volk Hoffnung auf Rettung gibt, das kurz davor steht, erobert und deportiert zu werden? Und wie ermutigt man zum Glauben, wenn man zum Zeitpunkt der Erfüllung der Verheißung selbst schon tot sein wird?
Die Antwort ist so simpel wie effektiv: Man schreibt ein Lied, in dem man drei Dinge thematisiert:
- Die eigene Angst
- Gottes mächtiges Eingreifen
- die eigene Zuversicht.
Man muss die Realität nicht beschönigen, aber man darf Gott auch nicht klein machen (kein Problem ist für Gott zu groß!) und man muss zeigen, was Glaube tut: Nämlich glauben! Gott vertrauen!
Du möchtest jemanden ermutigen? Tipp 1: Sei ehrlich – verweise auf Gott – und sei ihm ein Vorbild in der Freude und der Zuversicht.
Habakuk 3,1
„Gebet“ = es handelt sich um ein Gebet, das man singen soll. Vers 19 ergänzt: dem Vorsänger mit meinem Saitenspiel.
Diese Formulierung („Gebet“) findet sich auch am Anfang anderer Psalmen (Psalm
17.86.90.102.142).
Mit dem Gebet schließt Habakuk für sich die Auseinandersetzung mit Gott ab und
als Lied gibt er sein poetisches Gebet an die nächste Generation weiter. Ähnlich hat
Mose gehandelt. Auch er hinterlässt dem Volk als Vermächtnis (5Mose 31) ein Lied.
Habakuk 3,2
Habakuks Reaktion auf Gottes Nachricht über all das Schlimme, was noch kommen
soll, ist Furcht. Glaube und Furcht sind keine zwingenden Gegensätze. Furcht kann
ein Ausdruck von Unglauben sein, weshalb Gott sein Volk des Öfteren auffordert
„fürchte dich nicht“, aber Furcht ist eine völlig verständliche und auf keine Weise
ungeistliche Reaktion, wenn man als Prophet hört, dass das eigene Volk zerstört
wird.
Gottes Gericht macht Angst, nicht nur den Feinden! Und Habakuks Furcht ist
auch ein Ausdruck dafür, dass er Gottes Entscheidung ernst und annimmt. Sie ist
letztlich ein Beleg für seinen Glauben.
Welche Zeitspanne ist mit der Formulierung inmitten der Jahre gemeint? Wir
wissen es nicht genau. Naheliegend ist es, die Zeit zwischen der Eroberung Israels
durch die Babylonier und dem Fall Babylons zu sehen. 605 – 539 v.Chr. – knapp 70
Jahre.
Was erbittet Habakuk für die Zeit in der Fremde? Der Prophet hat eine Person im
Blick, für die er sich in dieser Zeit (1) Belebung, (2) Verständnis und (3)
Barmherzigkeit wünscht. Ich denke dieser „jemand“ ist niemand anderes als der
„Gerechte“ aus Habakuk 2,4.
Habakuk betet für den einzelnen Gerechten, der mit
seinem Leben für einen gläubigen Überrest des Volkes steht. Habakuk betet, weil
er weiß, dass nur Gott einen Menschen durch solch schlimme Zeiten leiten kann.
Du möchtest jemanden ermutigen?
Tipp 2: Bete für ihn um Belebung, um Verständnis und um Gottes Erbarmen. Was könnte mehr beleben als Gott vor Augen gemalt zu bekommen, wie er kommt und die Feinde vernichten wird?
Habakuk 3,3
Habakuk will, dass die Israeliten in der Zeit der Niedergeschlagenheit
kein falsches Bild von Gott haben. Deshalb beschreibt er, dass Gott kommt wie ein
Heerführer mit Pracht und Ruhm.
Habakuk 3,4
Dieser Gott ist ehrfurchteinflößend, strahlend herrlich und voller Schönheit. So
übermächtig, dass alles, was Habakuk sieht und beschreibt, nicht mehr als die
Verhüllung seiner Macht ist. Alles ist Glanz und Licht.
... aber er ist unglaublich gefährlich:
Habakuk 3,5 Vor ihm die Pest und wo er hintritt wird das Land von Feuer versengt. Krankheit und Feuersbrunst lassen seinen Feinden keine Chance. Aus der Ferne gebietet Gottes Erscheinen Ehrfurcht, aus der Nähe betrachtet, wird daraus Panik und Verzweiflung.
Habakuk 3,6.7
Während die Nationen zittern, kommt Rettung für sein Volk: Gott, der himmlische
Heerführer, kämpft für sein Volk!
Habakuk 3,8
Mit einem Eid hat sich dieser Gott an sein Volk gebunden.
Habakuk 3,9a .... (Sela)
Und wenn er angreift, erinnern die Bilder an die Sintflut mit ihren Erdbeben und
Wassermassen.
Hab 3,9b.10
Dann bekommen selbst Sonne und Mond angst und bleiben zu Hause.
Habakuk 3,11
... denn Gott schlägt die Feinde Israels und rettet sein Volk.
Hab 3,12.13a
Der Gesalbte, mit dem Gott sein Volk rettet, ist kein anderer als der persische König
Kyrus, der namentlich 100 Jahre vorher in Jesaja 45,1 als „Gesalbter“ angekündigt
wird und die Stadt Babylon 539 v.Chr. einnimmt. Das Edikt des Kyrus führt zur
Rückkehr der deportierten Juden.
Hab 3,13b
Der Kampf Gottes wird hier auf eine einzige Auseinandersetzung reduziert. Gott
zerschmettert das Oberhaupt einer bösen Dynastie (Haus des Gesetzlosen) und
macht ihn nackt von Kopf bis Fuß (= den Grund bis zum Hals). Nacktheit steht für
Beschämung, Gericht, Hilflosigkeit und das Aufdecken der Boshaftigkeit (Jesaja
20,4; Hesekiel 16,39; 23,29).
Vor Gott kommt alles ans Licht, keine Sünde bleibt ungesühnt, niemand hat gegen ihn eine Chance.
Hab 3,14a
„Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; und wer einen Stein wälzt, auf den rollt
er zurück.“ (Sprüche 26,27)
Hab 3,14b
ABER es ist ihnen nicht gelungen. Für eine Weile durften sie zum Gericht und zur
Züchtigung sein... aber jetzt ist Schluss damit.
Hab 3,15
Meer hier: Wasserbilder = Klammer zu Vers 8.
... Meer als Böse MACHT = Chaldäer „Die Gottlosen sind wir das aufgewühlte Meer“,
schreibt Jesaja (Jes 57,20). Tier der Offenbarung kommt aus dem „Meer“ Gott wird
siegen. Damals wie heute! Aber das ändert nichts daran, dass wir als Gläubige wie Habakuk in einer Spannung
stehen. Einerseits ist diese Welt eine Welt, die uns Angst machen wird.
Joh 16,33 - Vor uns stehen nicht die Chaldäer, aber es gibt andere Probleme, die in uns eine
Angstattacke auslösen können:
Hab 3,16a
"... erzitterte ich." Was macht ihm Angst?
Hab 3,16b
Angst macht ihm, dass er das Unglück kommen sieht und nichts dagegen tun kann.
Er hat gebetet, aber er kann das Unglück nicht abwenden. Es kommt
unausweichlich auf ihn und das Volk zu.
Er kann förmlich die Not schon vor seinen geistigen Augen sehen:
Hab 3,17
Als Prophet sieht Habakuk, was auf Israel zukommt: die vollständige Vernichtung
der Existenzgrundlage. Gott hatte dem Volk für Ungehorsam Strafe, „siebenmal
wegen eurer Sünden“ (3Mose 26,18), angedroht. Er hatte sie gewarnt: Wenn sie
sich dem Götzendienst hingeben, wird sie der Fluch 1 treffen (5Mose 28,15). Und
nun stand er vor der Tür. Nichts konnte ihn mehr abwenden.
Aber es braucht keinen Fluch... - was, wenn eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird und du weißt, dass du dieses Jahr deinen Ehepartner verlieren wirst? Was wenn dein Arbeitsvertrag nicht verlängert wurde und du deinem letzten Arbeitstag entgegen siehst und noch nicht weißt, wie es weiter geht? Was wenn dir die Hausverwaltung eine Frist für die Nachzahlung der Nebenkosten setzt und du keine Ahnung hast, woher das Geld kommen soll?
Es braucht keinen Fluch, um uns Angst zu machen. Es reicht völlig, in dieser Welt zu leben. Die Angst kommt von allein. Es gibt genau eine Sache, die uns retten kann: Glauben. Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.
Es gibt genau eine Sache, die uns aus der Angst retten kann: Glauben.
Und wenn du hören willst, wie sich dieser Glaube im Angesicht totaler, nationaler Vernichtung anhört, dann geht das so:
Hab 3,18.19
„frohlocken“ und „jubeln“ über den „Gott meiner Rettung“. So und nur so hört sich
Glaube an.
Ja, es gibt Probleme. Und ja, ich werde sie nicht lösen. Und ja, ich habe Angst. Und ja, mir zittern die Knie und ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Und ja, wenn ich an das denke, was vor liegt... mir wird angst und bange und schwindelig.
ABER, Ich aber, im HERRN will ich frohlocken, will jubeln in dem Gott meiner Rettung. ... Er gibt mir Kraft und Stärke (Hirsch).
DAS ist reifer Glaube! Vor mir Unglück, in mir Angst, aber dann übernimmt der Glaube die Regie und sagt. „Schluss! Ich stecke meinen Kopf nicht in den Sand, aber ich lasse mich nicht von den Umständen und nicht von meinen Gefühlen beherrschen!“
Möge der Herr uns diese Einstellung immer schenken und uns immer an Habakuk erinnern, wenn es uns ähnlich geht. AMEN