Herr Präsident!
Ich möchte Sie ebenfalls herzlich begrüßen und danke für alle Gebete sowie für das Vertrauen, zu einem so umstrittenen Thema wie Römer 9–11 sprechen zu dürfen. Dieses Thema wird in der Christenheit viel diskutiert, und wir wollen heute mit der Hilfe des Herrn den Text betrachten.
Es geht, wie bereits gesagt wurde, um die Zukunft Israels und um die Frage der Verwerfung des Volkes Israel, beziehungsweise der teilweisen Verwerfung.
Der Römerbrief ist das Buch über das Heil, über die Rettung. Paulus legt darin dar, dass der Mensch nur durch Gnade gerettet wird, nur durch Glauben. Dabei werden Heiden und Juden auf die gleiche Weise errettet. Dies wird in den ersten acht Kapiteln des Römerbriefes sehr deutlich beschrieben.
Hintergrund und Anliegen des Apostels Paulus
In den Kapiteln 9 bis 11 greift der Apostel Paulus verschiedene Fragen auf, weil er seine Freunde in Rom gut kennt. Er weiß, dass es dort sowohl Judenchristen als auch Heidenchristen gibt. Der Brief richtet sich nicht an eine einzelne Gemeinde, sondern an die Heiligen in Rom. Diese haben sich an verschiedenen Orten getroffen, und es gab unterschiedliche Ebenen der Gemeinschaft.
Die Menschen hatten verschiedene Hintergründe: Die einen stammten aus heidnischem, die anderen aus jüdischem Umfeld. Dadurch entstanden auch Probleme untereinander. Die Christen standen in engem Kontakt, auch wenn sie sich nicht immer im gleichen Raum versammeln konnten. Rom war eine viel zu große Stadt. Es gab immer wieder Diskussionen und Fragen. Sicherlich existierten auch Gruppen, in denen Heiden- und Judenchristen gemeinsam versammelt waren.
Der Apostel Paulus geht auf diese Fragen ein. Er kennt die Denkweise der Juden und auch die der Heidenchristen. Ein Jude könnte denken, dass durch die Botschaft des Paulus das Alte Testament und seine Verheißungen beiseitegeschoben werden, weil nun auch die Heiden auf dieselbe Weise wie die Juden gerettet werden. Daraus könnte man schließen, dass Gott das jüdische Gottesvolk abwerten möchte.
Wenn die Gerechtigkeit Gottes und das Heil für alle Menschen gleichermaßen gelten – für Juden und Heiden –, dann würde die besondere Stellung Israels aufgehoben. Das wäre ein großes Problem für die Juden, denn sie wussten, dass Israel eine ganz besondere Stellung hat. Noch schlimmer ist, dass Paulus lehrte, dass Israeliten genauso Sünder sind wie die Heiden. Es gibt keinen Unterschied: Alle haben gesündigt und sind der Herrlichkeit Gottes beraubt.
Dadurch wird das Volk Israel auf dieselbe Stufe gestellt wie die Heiden. Was bedeutet das für die Erwählung Israels? Und was geschieht mit den Verheißungen Israels für die Zukunft? Diese Fragen beschäftigten die Geschwister in Rom, und Paulus möchte darauf eingehen.
In den Kapiteln 9, 10 und 11 spricht er darüber. Kapitel 9 behandelt das Problem der teilweisen Verwerfung Israels. Gott hat Israel zwar viele Verheißungen gegeben, aber es gab eine teilweise Verwerfung. Kapitel 10 erklärt die Ursache, warum Gott Israel teilweise verworfen hat. Kapitel 11 schließlich beschäftigt sich mit der Zukunft Israels. Die Verwerfung bedeutet nicht, dass Israel keine Zukunft hat.
Wir wollen uns also diese Kapitel genauer anschauen.
Einführung in den Text und Ausdruck der Sorge für Israel
Wir lesen zuerst die Verse eins bis sechs:
Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, mein Gewissen bezeugt es zusammen mit mir im Heiligen Geist. Ich bin in großer Betrübnis und habe unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen. Denn ich wünschte, ich selbst wäre verflucht, von Christus entfernt, für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch, welche Israeliten sind. Deren die Sohnesstellung ist, und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der aufgetragene verehrende Dienst und die Verheißungen. Deren die Väter sind, aus denen nach dem Fleisch der Christus ist, der über allem ist, Gott, gelobt in Ewigkeit. Amen.
Das heißt aber nicht, dass das Wort Gottes hinfällig geworden wäre, denn nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel.
In den ersten fünf Versen gibt Paulus seiner Sorge Ausdruck, die er für Israel hat. Er möchte, dass die Israeliten gerettet werden. Das ist ein ganz großes Anliegen.
Gründe für die teilweise Verwerfung Israels
Und in den Versen 6 bis 13 werden wir uns jetzt näher beschäftigen. In diesen Versen geht es um die Frage, warum der teilweise Ausschluss von Israeliten vom Heil möglich ist. Warum können Israeliten vom Heil ausgeschlossen werden, obwohl sie so große Vorrechte haben?
Wir haben in Vers 6 gelesen, dass das nicht bedeutet, dass das Wort Gottes hinfällig geworden sei. Israel war dem Evangelium ungehorsam und hat den Messias verworfen. Doch dieser Ungehorsam hat die Verheißungen Gottes nicht vollständig wirkungslos gemacht. Diese Verheißungen bleiben weiterhin bestehen.
Paulus möchte von Anfang an ganz klarstellen: Obwohl Israel sich zum Teil vom Messias abgewandt hat, heißt das nicht, dass das Wort Gottes ungültig geworden ist oder die Verheißungen nicht mehr gelten. Das verneint er ausdrücklich.
Er sagt weiter: „Denn nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel.“ Das bedeutet, dass das Verheißungswort nicht allen Israeliten gilt. Nicht alle, die Israel sind, sind wirklich Israel.
Hier verwendet Paulus das Wort „Israel“ im doppelten Sinn. Nicht alle, die äußerlich zum Volk Israel gehören, sind wahre, treue Israeliten. Davon hat er im Römerbrief bereits gesprochen, in Kapitel 2, Verse 28 und 29.
Dort hatte der Apostel Paulus über die Juden gesprochen und geschrieben: „Denn nicht der, der es äußerlich ist, ist ein Jude.“ Es geht also um die Juden, und Paulus sagt, nicht jeder Jude, der äußerlich ein Jude ist, ist es auch wirklich.
Noch ist die Beschneidung, wie sie äußerlich im Fleisch sichtbar ist, eine wahre Beschneidung. Nicht jeder Beschnittene ist wirklich beschnitten. Der wahre Jude ist derjenige, der es im Verborgenen ist.
Es gibt also mehr als nur das äußere Judesein. Es geht um das Innere. Man muss im Innern ein Jude sein, nicht nur äußerlich dazugehören.
Das bedeutet: Äußerlich ein Jude zu sein, reicht nicht aus. Die wahre Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im Buchstaben oder nach dem Gesetz.
Die Juden ließen sich äußerlich beschneiden, aber Paulus sagt, das ist zu wenig. Um ein echter Jude zu sein, muss man auch im Geist beschnitten sein.
Die Bedeutung der Erwählung und Beispiele aus der Geschichte Israels
Aber gehen wir zurück zu unserem neunten Kapitel. Für Paulus ist es wichtig festzustellen, dass, wenn nicht alle Israeliten gerettet werden, dies nicht daran liegt, dass Gott sein Wort gebrochen hätte. Wenn irgendwelche Israeliten verloren gehen, dann ist nicht Gott schuld. Es gibt Juden, die nur äußerlich Juden sind, und das reicht nicht aus.
Es ist also möglich, dass Israeliten trotz ihrer großen Vorrechte vom Heil ausgeschlossen werden. Der Apostel Paulus möchte das nun etwas näher erläutern. Er verwendet hier zwei Beispiele. Das erste lesen wir in Vers 7 bis 9. Er sagt: Es sind nicht alle Kinder, weil sie Abrahams Same sind, sondern in Isaak wird dir ein Same genannt werden.
Das heißt, es sind nicht die Kinder des Fleisches, die Kinder Gottes sind, sondern die Kinder der Verheißung werden als Same, als Nachkommen gerechnet. Denn dies ist ein Wort der Verheißung: „Um diese Zeit werde ich kommen, und Sarah wird einen Sohn haben.“ Gott hatte also nicht gesagt, dass alle Nachkommen Abrahams Kinder Gottes sind. Das hat er nicht gesagt.
Zu der Zeit, als Paulus das schrieb, waren nicht alle Israeliten wirklich Israeliten. Der Apostel Paulus verwendet ein Beispiel und sagt: Geht einmal zurück in die Geschichte und schaut, wie das damals bei Abraham war. Sind denn alle Nachkommen Abrahams wirklich Kinder der Verheißung? Gehören also alle Nachkommen Abrahams zum Volk Gottes?
Er bringt folgendes Beispiel: Abraham hatte zwei Frauen, Hagar und Sarah. Von beiden gab es Kinder, eins von Hagar und eins von Sarah. Paulus gebraucht das als Beispiel. Schaut her: Hagar hatte einen Sohn, der hieß Ismael. Gehört er zum Volk Gottes? Nein. War er aber ein Nachkomme Abrahams? Ja. Wir haben also einen Nachkommen Abrahams, der nicht zum Volk Gottes gehört.
Nur die Kinder von Sarah, also Isaak, sind diejenigen, denen die Verheißung gilt. Das heißt: Nicht die Kinder des Fleisches sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung.
Jetzt wendet Paulus diese Aussage an und zieht die Parallele zu seiner Zeit, als er den Brief schrieb. Er sagt: Schaut, heute ist es genauso. Heute, wo ich diesen Brief schreibe, gibt es äußerlich ein Volk Gottes, aber nicht alle, die äußerlich dazugehören, gehören wirklich zum Volk Gottes. Ein Teil gehört nicht dazu.
Die Israeliten, die nicht an den Messias glauben, gehören nicht zum Volk Gottes. Sie gehören zwar äußerlich zum Volk Gottes, zum historischen Israel, aber innerlich gehören sie nicht dazu. Das will Paulus hier einfach einmal erklären und darlegen.
Also die Israeliten, die nicht an den Messias, an Jesus Christus, glauben, sind in diesem Sinne nicht Kinder Gottes. Sie sind nur äußerlich Gottes Volk.
Die Bedeutung von Abstammung und Leistung für die Zugehörigkeit zum Gottesvolk
Also, was kann man jetzt daraus lernen? Die Lektion ist ganz einfach: Man kann sich nicht auf die Abstammung berufen. Es reicht nicht, dass man von Abraham abstammt.
Die Israeliten damals, zur Zeit, als Paulus diesen Brief schrieb, sagten alle: „Wir stammen doch alle von Abraham ab, wir sind in der richtigen Nachkommenschaft, wir sind Israeliten.“ Paulus zeigt ihnen jedoch, dass das nichts nützt. Auf die Nachkommenschaft, also auf die Abstammung, kann man sich nicht berufen.
Was bestimmt also, ob man zum Volk Gottes gehört oder nicht? Die Verheißung bestimmt es. Man muss ein Kind der Verheißung sein. Gott hat verheißen, dass in Isaak der Same sein sollte. Gott hat gesagt, nur die von Isaak zählen.
Paulus wendet das auf seine Zeit an und sagt: „Schaut, genauso ist es heute. Gott zählt nur die, die an den Messias glauben, als sein Volk. Die anderen gehören nicht dazu.“ Sie gehören zum geistlichen Volk Gottes, und die anderen nicht.
Die Erwählung zu diesem geistlichen Volk Gottes erfolgt also nicht einfach nur nach Abstammung. Abstammung allein genügt nicht.
Dann bringt Paulus noch ein zweites Beispiel in den Versen 10 bis 13. Er sagt: „Das ist nicht nur bei dem einen Beispiel so, sondern auch bei Rebekka, als sie von Isaak schwanger war, unserem Vater. Denn noch bevor sie geboren waren, weder Gutes noch Schlechtes getan hatten, damit der Vorsatz Gottes nach Erwählung bestehen bliebe – nicht aus Werken, sondern aus dem Rufenden –, wurde zu ihr gesagt: Der Größere wird dem Kleineren dienen, so wie geschrieben steht: ‚Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.‘“
Paulus diskutiert also weiter und bringt ein zweites Beispiel. Er sagt: „Schau dir mal an: Da sind ein Vater und eine Mutter. Der Vater heißt Isaak, die Mutter heißt Rebekka. Sie haben zwei Söhne, Zwillinge sogar. Noch bevor sie geboren wurden, hat Gott schon bestimmt: Jakob soll es sein, nicht Esau. Durch Jakob soll die Linie gehen, er gehört zum Gottesvolk. Esau gehört nicht zum Gottesvolk.“
Das hat Gott beschlossen, als sie noch gar nichts Gutes oder Schlechtes getan hatten, also ohne Leistung. Nicht weil Jakob gute Dinge getan hat und Esau schlechte Dinge, hat Gott gesagt: „Na gut, dann nehme ich halt Jakob.“ Jakobs Nachkommen werden das Volk Gottes, Esaus Nachkommen nicht – nicht wegen Leistung.
Also, was bestimmt, wer von den Kindern Isaaks als Erwählter gilt? Nicht die Leistung, sondern die Verheißung. Gott hat es so gewählt und gesagt: „Ich will, dass die Verheißung über Jakob läuft.“ Das hat er einfach so beschlossen.
Die Verheißung bestimmt also, wer der Nachkomme ist, dem die Verheißung gilt. Niemand kann sich auf Leistung berufen.
Die richtige Interpretation von „Jakob habe ich geliebt, Esau habe ich gehasst“
Die Lektion, die wir hier lernen, ist: Die Erwählung zum Gottesvolk erfolgt nicht nach Leistung. Denn die Erwählung erfolgte in diesem Fall ja schon lange vor der Geburt.
Wir können aus diesen beiden Beispielen eine Schlussfolgerung ziehen. Man ist nicht Kind Gottes, weil man von jemandem abstammt. Die Abstammung zählt nicht, das ist nicht das Entscheidende. Zweitens ist man nicht Kind Gottes, weil man Gutes getan hat oder gute Leistungen erbracht hat.
Interessant ist, dass die Juden der damaligen Zeit sagten: „Wir stammen von Abraham ab, wir sind das irdische Gottesvolk, und wir haben das Gesetz.“ Im Gesetz steht geschrieben, wer das Gesetz hält, der gehört dazu. Wenn jemand den Sabbat nicht hält, dann wird er ausgerottet, dann ist er verloren. Aber wir haben den Sabbat gehalten, also sind wir das Gottesvolk. Und es gibt noch weitere Gesetze, nicht nur den Sabbat.
Doch es geht nicht nach Leistungen, sondern auf eine andere Weise. Gott hat beschlossen, dass es anders gehen soll – nicht nach Leistung. An den zwei Beispielen, die er gebracht hat, hat er das deutlich gemacht: Es geht nicht nach Leistung und es geht nicht nach Abstammung.
Aber was heißt dann hier in Vers 13: „Den Esau habe ich gehasst, den Jakob habe ich geliebt, den Esau habe ich gehasst“? Vergessen wir nicht, es geht hier nicht um den Jakob persönlich und den Esau persönlich. Denn zu dem Zeitpunkt, als Gott den Jakob erwählte, waren sie noch im Bauch der Mutter.
Es geht nicht um etwas Persönliches, sondern um eine Verheißungslinie. Es geht um die Linie des Gottesvolkes, um die Linie des alttestamentlichen Volkes bei Esau und bei Jakob. Wem gilt jetzt die Verheißungslinie? Das heißt, wer wird erwählt, damit das Gottesvolk durch seine Linie geht? Gott hat gesagt: Nicht Esau, sondern Jakob.
Wenn wir das Wort „hassen“ lesen, denken wir immer an jemanden, der emotional gegen jemanden ist. „Hassen, ich hasse dich“ – das ist etwas Schreckliches, wenn man das hört. Aber wenn Gott hier sagt „hassen“, dann heißt das nichts anderes als „zurückstellen“. Das Wort „hassen“ wird hier nicht im emotionalen Sinne verwendet, sondern bedeutet nur, jemanden an zweite Stelle zu setzen.
Zum Beispiel finden wir das im Alten Testament öfter in diesem Sinne. Jakob hatte zwei Frauen, eine war geliebt und eine war gehasst. Rahel war geliebt, Lea war gehasst. Hat er sie gehasst im deutschen Sinn? Nein. Er hat sie nicht emotional gehasst, sondern an die zweite Stelle gesetzt. Er hat Rahel vorgezogen und Lea hintangestellt.
So ist das hier zu verstehen: Von Esau nahm ich Abstand, was die Verheißungslinie betrifft. Es geht nicht um die Frage, ob Gott gerne hätte, dass Esau gerettet wird – persönlich war das gar nicht die Frage. Es ging hier um die Erwählung Jakobs auf historischer Ebene, um das historische Gottesvolk, durch das der Messias kommen soll.
Es ging nicht um das persönliche Heil. Gott hat Esau nicht deshalb verurteilt zu ewiger Verdammnis. Nein, das war nicht das Thema. Gott verurteilt niemanden zur ewigen Verdammnis, wenn er noch im Bauch der Mutter ist. Welcher schreckliche Gedanke wäre das?
Es ging um die Erwählung zum irdischen Gottesvolk. Jakob steht also für die Israeliten. Wenn wir das Bild von Jakob und Esau auf die Zeit von Paulus übertragen, wo er dieses Bild benutzt, dann steht Jakob für die Israeliten, die an Christus glauben. Esau steht für die Israeliten, die nicht an den Messias, an den Herrn Jesus, glauben.
Die zwei sind ein Bild. Die Apostel Paulus hat dieses Bild auch im Galaterbrief verwendet. Dort hat er die Kinder von Hagar, also von Abrahams einer Frau, als die irdischen Israeliten bezeichnet, die nicht an den Messias glauben. Die anderen, die Kinder von Sarah, sind die Israeliten, die an den Messias glauben.
In Galater 4 ist davon die Rede, und Paulus sagt, dass das ein Bild für die heutige Zeit ist – also für die Zeit, in der er geschrieben hat. Es geht also um diese zwei Gruppen.
Wir merken uns: Es geht um zwei Gruppen von Israeliten. Die einen sind Israeliten dem Fleische nach, das heißt der Abstammung nach, aber sie glauben nicht an den Messias. Die anderen sind Israeliten dem Geist nach oder der Verheißung nach. Das heißt, sie sind Israeliten und glauben an den Messias.
Sie sind das wahre Gottesvolk, der eigentliche Kern des Gottesvolkes.
Die Unterscheidung zwischen äußerlichem und geistlichem Gottesvolk
Das war übrigens auch im Alten Testament so. Dort gab es häufig neben dem allgemeinen Volk einen treuen Kern. Innerhalb des Volkes gab es eine Gruppe, die treu blieb, während die anderen in den Götzendienst fielen.
Zur Zeit von Elia zum Beispiel gab es sieben Israeliten, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt haben. Das war das wahre Gottesvolk zu jener Zeit. Die anderen Israeliten waren alle dem Götzendienst verfallen und beteten den Baal an. Sie waren zwar äußerlich Juden, äußerliche Israeliten, aber innerlich gehörten sie nicht zu diesem treuen Kern des Gottesvolkes.
Zu der Zeit, als Paulus lebte und diesen Brief schrieb, gab es zwei Gruppen von Juden. Die einen glaubten an den Herrn Jesus, die anderen nicht. Die Juden, die an den Herrn Jesus glaubten, gehörten sozusagen zum geistlichen Gottesvolk. Sie gehörten sowieso zum irdischen Gottesvolk, aber auch zum geistlichen Gottesvolk.
Die anderen Juden, die nicht an den Herrn Jesus glaubten, gehörten nur zum irdischen Gottesvolk, nicht aber zum geistlichen Gottesvolk. Für den Apostel Paulus war es sehr wichtig, dies den Christen in Rom zu erklären und zu erläutern.
Zusammenfassung der Unterscheidung und Bedeutung der Erwählung
Wir wollen jetzt zusammenfassen. Nicht alle Nachkommen Abrahams sind Erwählte, nicht alle Israeliten der damaligen Zeit gehören zum Erwählten. Nicht jeder Sohn teilt automatisch die Erwählung seines Vaters.
Das zweite Kriterium, das bestimmt, ob man zum wahren geistlichen Gottesvolk gehört, ist weder Abstammung noch Leistung. Denn die Rettung geschieht aus Gnade und durch Glauben.
Für uns ist es wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind: Hier wird zwischen zwei Arten von Erwählung unterschieden. Gott erwählt zum irdischen Volk. Wen hat er zum irdischen Volk erwählt? Abraham, Isaak und Jakob. Diese Linie markiert die Erwählung zum irdischen Volk.
Diese Erwählung ist jedoch nicht gleichzusetzen mit der Erwählung zum geistlichen Gottesvolk. Diese beiden Arten von Erwählung sind also zu unterscheiden.
Die Erwählung zum geistlichen Gottesvolk geschieht auf andere Weise. Sie erfolgt weder nach Abstammung noch nach Leistung, sondern aus Gnade. Wer an den Herrn Jesus Christus glaubt, wird aus Gnade gerettet und dadurch zu einem Erwählten. So gehört er zum geistlichen Gottesvolk.
Das ist die Zusammenfassung: Es gibt also diese beiden Völker, das irdische Gottesvolk und das geistliche Gottesvolk, und sie werden auf unterschiedliche Weise erwählt.
Bei Jakob und Esau geht es nicht um die geistliche Erwählung zum geistlichen Gottesvolk, sondern um die Erwählung zum irdischen Gottesvolk. Wenn man das durcheinanderbringt, wird es schwierig. Man muss genau unterscheiden.
Es geht bei Esau und Jakob nicht um persönliche Errettung. Dann wird der Vers leichter verständlich: „Jakob habe ich geliebt“ bedeutet, ich habe ihn zum irdischen Gottesvolk erwählt. „Esau habe ich gehasst“ heißt, ich habe ihn zurückgestellt und nicht zum irdischen Gottesvolk erwählt. Nur darum geht es in diesem Vers 13.
Paulus sagt: Nicht jeder ist zum irdischen Gottesvolk erwählt. Ismael nicht, Esau nicht. Und somit ist auch nicht jeder zum geistlichen Gottesvolk erwählt.
Wer an den Messias nicht glaubt, der ist draußen. Und das gilt auch dann, wenn er beschnitten ist, von Abraham abstammt, Jude ist, das Gesetz gehalten hat, den Sabbat und andere jüdische Feste gefeiert und Opfer dargebracht hat.
Viele Israeliten waren nicht zum geistlichen Gottesvolk erwählt. Warum? Weil sie nicht an den Messias glaubten. Hätten sie an den Messias geglaubt, wären sie durch Christus zum geistlichen Gottesvolk erwählt worden.
Wer in Christus hineinkommt, gehört zum erwählten geistlichen Gottesvolk. Wer nicht an Christus glaubt, ist draußen. Das ist die Darstellung, die Paulus hier gibt.
Der Segen Abrahams wird nur denen zuteil, die in Christus sind (Galater 3,14). Der Segen Abrahams, den Gott Abraham verheißen hat, wird nur denen zuteil, die Jesus Christus als ihren Messias angenommen haben. Wer das nicht tut, empfängt den Segen Abrahams nicht.
Das führt uns zu Kapitel 9, Verse 14 bis 29. Aber ich denke, wir können hier eine kurze Pause machen. Wir stehen auf und singen ein Lied.