Einführung in die Passionsgeschichte und der Umgang mit der eigenen Identifikation
In diesem Jahr wird in unseren württembergischen Gemeinden nach der Ordnung über die Passionsgeschichte nach dem Johannesevangelium gepredigt. Wir haben heute aus dem neunzehnten Kapitel des Johannesevangeliums die Verse eins bis elf vor uns.
Johannes 19,1-11: Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Die Kriegsknechte flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an. Dann traten sie zu ihm und sprachen: „Sei gegrüßt, lieber Judenkönig!“ und gaben ihm Backenstreiche.
Pilatus ging wieder hinaus und sprach zu ihnen: „Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde.“ Da ging Jesus heraus, trug die Dornenkrone und das Purpurkleid. Pilatus sagte zu ihnen: „Seht, welch ein Mensch!“
Als die Hohenpriester und die Diener ihn sahen, schrien sie: „Kreuzige, kreuzige!“ Pilatus antwortete ihnen: „Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.“ Die Juden erwiderten: „Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.“
Als Pilatus das hörte, fürchtete er sich noch mehr. Er ging wieder hinein in das Richthaus und sprach zu Jesus: „Woher bist du?“ Doch Jesus gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: „Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht, dich zu kreuzigen?“
Jesus antwortete: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben hergegeben wäre. Darum hat der, der mich dir überantwortet hat, größere Sünde.“
Liebe Gemeinde, es ist Ihnen sicher auch schon passiert, dass Sie irgendwo in der Innenstadt, in der Fußgängerzone, entlanggelaufen sind und dann vor einem Radiogeschäft stehen geblieben sind, um die Auslagen anzuschauen. Vielleicht haben Sie günstige Preise oder schöne Dinge entdeckt.
Im Hintergrund läuft ein Fernsehbildschirm, auf dem ein Programm zu sehen ist. Man sieht Leute, die dort stehen. Wenn Sie ein wenig hinschauen, vielleicht nicht genau, dann merken Sie plötzlich: „Halt, das bin ja ich!“ Am Schaufenster ist eine Kamera, die auf die Leute gerichtet ist, die vorübergehen.
Zuerst nimmt man das gar nicht wahr. Doch dann macht man es wie Kinder: Man geht ein paar Mal vorwärts und rückwärts, um zu sehen, wie man aussieht, bevor man weitergeht. Es geht wirklich um mich.
Und genauso muss es uns in der Passionsgeschichte gehen. Wenn wir die einzelnen Gestalten beobachten, bin ich immer wieder traurig, wie in diesen Passionstagen viel gelesen und auch im Radio gehört wird, dass die Passionsgeschichte schlimm missbraucht wird.
Man nimmt diese Worte und redet über andere. Man spricht über das Unrecht der Welt, über die unschuldig Leidenden, über die Gefolterten, über die, die ein schweres Leben haben. Aber die Passionsgeschichte, das Leiden Jesu, ist doch für mich – für mich!
Man darf die Passionsgeschichte nicht anders lesen als so, dass man plötzlich sucht: Wo bin ich denn da drin? Machen Sie auch so ein paar Bewegungen, um zu sehen, wo bin ich denn da drin, wo komme ich denn da vor, wo bin ich denn da gemeint?
Die grausamen Misshandlungen und die Abgrenzung von persönlicher Schuld
Zuerst wollen wir uns die grausamen Misshandlungen anschauen. Nein, nein, nein, jetzt würden wir sagen, das passt wirklich nicht. Glücklicherweise wurde keiner von Ihnen so misshandelt. Einige haben vielleicht schon manche Leiden ertragen, und vielleicht ist bei dem einen oder anderen die Ehe nicht ganz ideal. Aber wissen Sie, so gefoltert, so gequält wurde noch niemand.
Und erst recht haben wir mit den Henkern nichts zu tun. Sie müssen sich einmal anschaulich vorstellen, was hier geschah: An einem Pfahl wurde der angeklagte Delinquent festgebunden. Und dann hat man nicht einfach nur zugeschlagen. Vielleicht ist Ihnen auch schon einmal die Hand in der Erziehung Ihres Kindes ausgerutscht, so sagt man ja dann. Aber hier geht es um viel mehr – um systematische, brutale Folter.
Die Folterer hatten Peitschen, in die spitze Knochenstücke eingelegt waren, damit der Rücken des Gefolterten zerschunden wurde und das Blut herunterfloss. Außerdem waren Bleistücke eingebettet, um die Schläge umso schwerer zu machen. Nein, mit diesen Henkern haben wir ganz bestimmt nichts zu tun. Sicher, wir haben im Leben manche Fehler gemacht, wir sind auch keine Engel, aber mit denen haben wir nichts zu tun. Da komme ich nicht drin vor.
Kein Wunder, dass uns die Passionsgeschichte verführt, schöne Predigten über die Unrechtsgebiete der Welt und über Folterregimes zu halten. Da kann man mit dem Finger auf andere zeigen. Es war ja nicht bloß das Schlagen. Man hat Jesus auch entehrt. Einen Menschen ins Gesicht zu schlagen, einen erwachsenen Menschen, vielleicht auch ein Kind, ist entehrend. Und dann spuckten sie ihm ins Gesicht.
Nein, nein, also was hat das noch mit uns zu tun? Ich möchte jetzt einmal versuchen, ein kleines Plädoyer eines Verteidigers für diese Folterleute zu machen. Wenn wir sie jetzt unter uns hätten, wissen Sie, was sie sagen würden? „Nein, ihr seht uns ganz falsch!“ Pilatus würde sagen: „Ich hatte mit der Sache sowieso nichts zu tun. Ich habe meine Hände in Unschuld gewaschen. Ich habe vor allen Leuten klar gesagt, ich finde keine Schuld an ihm. Mich könnt ihr nicht haftbar machen für das, was geschehen ist.“
Und die Soldaten würden mit Recht sagen: „Wir haben doch nur Befehle ausgeführt, wir müssen gehorchen. Bei uns ist das nicht beschlossen worden. Wir konnten uns nicht wehren. Wenn ein Soldat nicht folgt, wird er standrechtlich erschossen. Also folglich mussten wir handeln.“
Und das Volk würde sagen: „Bitteschön, wir haben doch noch nichts damit zu tun. Wir haben mit solchen Taten wirklich nichts gemein. Wir sind rechte Leute, anständige Familienväter. Fragen Sie mal meine Frau, meine Kinder. Bei uns geht es nicht so zu. Sie bekommen jedes Mal etwas Schönes zu Weihnachten. Wir machen nie jemandem etwas, keinem Tier lassen wir etwas zustoßen, ganz bestimmt nicht. Wir kümmern uns um alles Recht in dieser Welt. Wir treten ein für die unschuldig Verfolgten. Mit dieser Sache wollen wir nichts zu tun haben. Das haben die Römer gemacht, jawohl, jawohl, die Römer, die waren es.“
Interessant ist, dass Schuld nie bei uns gesehen wird. Wir sehen die Schuld immer sehr klar beim anderen. Mindestens zehnmal so stark sehen wir die Schuld bei anderen. Unser Hut geht hoch, wenn wir Zeitung lesen: „Was da geschieht, schau dir mal an, was sich da einer erlaubt hat, wie gemein Menschen sind, oh, wie fies!“ Wir sehen uns selbst nie.
Aber warum denn? Warum steht das alles in der Passionsgeschichte? Warum musste Jesus das alles erleiden? Weil das, was hier in der Passionsgeschichte offenbar wird, nicht die Geschichte von ein paar besonders schlechten Menschen ist, sondern das Wort Gottes uns das Menschenherz, mein Menschenherz, offenbart.
Denn das, was da drinsteckt, steckt sonst nirgendwo drin. Ich sage noch einmal: Das waren Leute, die ganz nett im Umgang miteinander waren. Die Nachbarn konnten nur das Beste über sie sagen. Aber es war eine Feindschaft gegen Gott. Und sie verstehen die Passionsgeschichte nur, wenn sie das begreifen.
Die ganze Empörung richtet sich gegen Jesus, weil er gesagt hat, er sei Gottes Sohn. „Wir wollen ihn nicht hören.“
Die tiefere Bedeutung der Passionsgeschichte: Das Nein zum Wort Gottes
Aber wir, wir haben doch damit nichts zu tun. Wir sind heute eine Gemeinde, die sich zum Gottesdienst versammelt. Wir suchen Gottes Wort. Und doch hat der Heidelberger Katechismus Recht, der in der Reformationszeit dieses Wort prägte: Wir sind von Natur geneigt, Gott zu hassen, liebe Schwestern und Brüder.
Jetzt geht es in der Passionsgeschichte um diese tiefe Wahrheit: In uns allen lebt eine Macht, die uns nicht einwilligen lässt in Gottes Gebot. Wenn wir sündigen, wenn wir Nein sagen zum Wort Jesu Christi und zu seinem Leiden, dann ist es diese unheimliche Macht, die mich immer wieder bestimmt.
Jesus hat vom Fürsten dieser Welt gesprochen, von der Macht des Satans. Es ist die Frage, ob Menschen das heute noch anerkennen. Wahrscheinlich haben Sie das damals genauso wenig verstanden, dass wir im Augenblick, in dem Christus vor uns steht, so entsetzlich schwer tun, ein Ja zu ihm zu sagen. Denn in uns sträubt sich alles. Wir wollen ihn nicht! Ich will sein Wort nicht hören, ich will mich ihm nicht untergeben. Ich will mein eigenes Leben führen, nach meinen Gedanken, nach meiner Lust, nach meinem Willen leben. Ich will mich ihm nicht unterstellen.
Verstehen wir, was da aus dem Leben dieser Leute sichtbar wurde? Dieses Nein zu Jesus! Wenn man von Sünde spricht, dann denken wir oft an ein paar schlüpfrige Dinge, an moralische Entgleisungen. Dabei verstehen wir so wenig, dass hinter der Sünde eine satanische Macht steht, die uns aus dem Gehorsam gegenüber Gott herauszieht. Diese Macht lässt uns Nein sagen zu seinem Wort. Sie macht uns so widerspenstig, dass wir unser Leben ohne Gott führen.
Schauen Sie noch einmal auf die ersten Menschen: Das ist das Urproblem dieser Welt. Nicht, dass es da ein paar miese Typen gibt, die man ins Gefängnis stecken muss. Sondern dass das Menschenherz von Jugend an böse ist – so heißt es am Anfang. Ein Adam läuft von Gott davon und sagt: „Ich sehe doch Gott nicht, wo ist denn Gott?“ Er versteckt sich. Und dann sagt er nicht stolz oder heldenhaft: „Ich muss mit meiner Schuld leben, meine Schuld ist größer, als sie mir vergeben werden könnte.“ Stattdessen zieht er trotzig davon.
Seitdem ist das Leben in dieser Welt verflucht, fern von Gott. Gott ist uns verborgen. Wir erkennen uns wieder in der Passionsgeschichte, in diesem grauenhaften Geschehen. Dort wird mein Herz offengelegt und bloßgelegt.
Pilatus als Beispiel für menschliche Schwäche und das Versagen, Jesus zu bekennen
Ich möchte noch einmal beim Pilatus stehenbleiben. Er war ein sympathischer Mann, wirklich. Er fühlte viel für Jesus und gehörte zu denen, die bis zum Schluss versuchten, sich für Jesus einzusetzen. Er war ganz nah daran, Jesus zu vertrauen.
Man spürt immer wieder, besonders im Johannesevangelium, wie fein erzählt wird, wie er versucht, Jesus freizubekommen und seine Sympathie für ihn auszudrücken. Doch er konnte nicht Ja zu Jesus sagen, aus Furcht vor dem Volk. Als man ihm sagte, dass er dann seinen Posten verlieren würde, sagte er Nein zu Jesus.
Wie viele Menschen kommen in die Hölle, nur weil sie in ihrer Stellung aus Rücksicht nicht wagen, ein klares Ja zu Jesus zu sagen, seinem Wort zu folgen und ihr Leben ihm zu übergeben. Wie Pilatus sind sie gebunden. Sie wollen, aber sie können nicht, aus Rücksicht auf die Menschen. „Ach, die anderen, was sagen die dazu?“
Sag doch ein fröhliches Ja zu Jesus und gib ihm dein Herz.
Das war das Krönende, was wir uns anschauen wollten: die Misshandlungen. Jetzt müssen wir einmal das anhaltende Schweigen Jesu betrachten.
Das Schweigen Jesu als Ausdruck von Ertragen und Annahme der Schuld
Das anhaltende Schweigen Jesu – warum schweigt Jesus eigentlich? Es ist die Ehre eines jeden Verurteilten, der vor einem Gerichtshof steht, der noch irgendwie einen Menschen achtet, ein letztes Wort zu haben. Warum gibt man das letzte Wort? Damit der Verurteilte sich noch einmal von der Seele reden kann, auch wenn er zum Tod verurteilt ist.
Verurteilte haben oft große Worte gesprochen. Freiheitskämpfer etwa, die noch einmal ausbrachen in den Ruf: „Es lebe mein Vaterland!“ So wurden sie hingerichtet, aber ihr Ruf wurde weiter erzählt. Sie starben heroisch, heldenhaft. Ist Ihnen jemals aufgefallen, dass Jesus nicht heldenhaft stirbt? Jesus stirbt peinlich, schmählich, genannt – so stirbt man nicht. Er stirbt lautlos und hält den Mund.
Hätte Jesus nicht noch einmal rufen können, triumphierend, wie später am Kreuz? Warum nicht hier vor diesen Verurteilten? Jesus hätte das letzte Wort gehabt, ein Wort, das die Herzen trifft. Er hätte so reden können, dass es die Menschen überwältigt. Er hätte die Heuchelei der Pharisäer noch einmal durchleuchten können: „Weh euch!“ Er hätte Pilatus noch einmal mit seinem Wort erschüttern können. Die Macht dazu hätte er gehabt.
Und doch schweigt er. Warum schweigt Jesus? Weil er die Schuld und die Sünde, die gegen ihn losprallen, ertragen will – in ihrer ganzen Schwere, in ihrem ganzen unheimlichen Gewicht.
Darf ich ein Beispiel wählen? Wenn Sie noch einmal Zeitung lesen oder Fernsehnachrichten hören, dann kommen immer wieder schreckliche Geschichten darüber, was Menschen heute in der Welt tun. Dann empören Sie sich und sagen: So ein Unrecht! So ein Unrecht! Und wir klagen an.
Und in dem Augenblick, in dem Jesus so unrecht leidet, wie verstehen wir es, wenn er losbrechen würde und rufen würde: Dieses Unrecht! Er ist doch der Heilige, der jede Ungerechtigkeit richtet. Er ist doch der Sohn des ewigen Vaters, der unter jeder Missetat leidet. Er müsste doch aufschreien und die Sünde brandmarken.
Doch Jesus ist gekommen – und das sehen Sie in seinem Schweigen – nicht um zu verurteilen, sondern um zu ertragen und auf sich zu nehmen. Wir stehen hier vor einem Mysterium, das man nicht besser erklären kann. Dieses Geheimnis kann nur angebetet werden.
Ich warne davor, dieses Geheimnis in Gedankenspielen rational erklären oder erhellen zu wollen. Sie können nur noch nachvollziehen, dass in der Weltgeschichte nur einmal eine Möglichkeit geschaffen ist, dass Menschenschuld ausgehalten und erlitten wird – und das ausgerechnet von dem einen, dem man keine Sünde nachweisen kann.
Beobachten Sie unsere Gesellschaft heute, die so oft sagt, Schuld sei nicht die Frage, die den modernen Menschen bewegt. Und dann verfolgen wir gnadenlos Menschen, die sich etwas zu Schulden haben kommen lassen. Wehe, der Chef macht einen Fehler, wehe, ein Politiker kann etwas nicht verschleiern. Wenn man ihm auf der Spur ist, dann sind die Zeitungen da und klopfen solange auf ihm herum, wie er lebt.
Die Gesellschaft wird erst stutzig, wenn einer sich das Leben nimmt – eine gnadenlose Gesellschaft, die nur rächen kann. Man sagt ja mit Recht: Es gibt keine Vergebung. Auch das liest man oft in den Zeitungen, etwa über das Unrecht des Dritten Reichs: Für diese Generation gibt es keine Vergebung.
Es gibt eine Vergebung, die unfassbar ist: Der heilige Gottessohn nimmt Schuld auf sich und vergibt. Und gehen Sie bitte immer, wenn Sie die Passionsgeschichte lesen, in diese große Tiefe hinein, wo Sie merken: Er nahm meine Sünde auf sich und trug sie. Darum schwieg er still.
Obwohl in Jesus gleichzeitig der heilige Gottessohn aufflammen muss, obwohl in Jesus das Gericht des Jüngsten Tages in diese Welt kommt, wird in Jesus Sünde ertragen.
Ich kann es nur noch so sehen: indem ich anbetend vor dem gekreuzigten Jesus stehe und sage: Nicht weil Gott vergibt, sondern weil er seinen Sohn für mich dahingegeben hat, darf ich wissen: Alle meine Schuld ist vergeben und vergessen.
Das Unverständnis der Ankläger und die Bedeutung von Jesu Selbstverständnis als Sohn Gottes
Noch ein letztes Mal bitte ich Sie, auf das Unverständnis zu achten – auf das Unverständnis der Menschen, die Jesus anklagen. Es war ja viel Unverständnis dabei. Und doch wirkt es fast wie eine geheimnisvolle Prophetie, wenn der Judenkönig genannt wird. Oder wenn Pilatus kommt und sagt: „Welch ein Mensch!“ Lassen Sie mich immer wieder versuchen, diesen Pilatus aus einer verkannten Sichtweise herauszuholen.
Pilatus meint es ja gut. Er will an das Mitleid appellieren. Er sagt: „Leute, schaut doch mal, jetzt ist genug. Lasst ihn doch! Welch ein Mensch!“ Die Römer kannten Mitleid, und jetzt ist es, als ob man sagt: „Ach komm, man hat ja mit jedem Tierlein Mitleid, jetzt lass doch, das ist nur ein Mensch!“ Doch die Leute fahren ihn an: „Nein, nein, nein!“
Wenn heute in der Christenheit, besonders in der evangelischen Theologie, umstritten ist, ob Jesus sich als Gottessohn bezeichnet hat, müssen Sie darüber nachdenken. Historisch ist der Bericht exakt, wo die Leute genau sagen: „Nein, nein, nein! Es gibt nur einen Grund. Er wollte Gottessohn sein.“ Jesus hat sich immer als Gottessohn gefühlt. Was ist er denn sonst? Ein sterblicher Mensch wie wir alle?
Und hier machen Sie die Nagelprobe: „Dann lass ihn sterben, dann können wir sehen, er ist auch nicht mehr als wir.“ In seinem Leben war Jesus anders, in seinem Tun war er anders. Aber jetzt wollen sie ihn in seiner leiblichen Existenz vernichten. Sie wissen gar nicht, was sie tun, indem sie dies sagen. Das stimmt ja wirklich: Jesus will Gottes Sohn sein.
Ich bin froh, dass es festgestellt ist. Es ist keine Erfindung von bibeltreuen Pietisten, die sagen, dass Jesus doch Gottes Sohn ist. Das ist das Herzstück des Evangeliums. Und Jesus hat sich lieber totschlagen lassen, als das zu dementieren. Er ist der Sohn Gottes.
Das war Jesus so wichtig. Er hat gar nicht viele große Worte darüber gemacht. Er hat immer nur davon gesprochen, dass es seine Sendung sei, dem Vater gehorsam zu sein und den Willen seines Vaters im Himmel zu erfüllen. Genau dort, wo wir ungehorsam sind, genau dort, wo wir untreu sind – im täglichen Leben, wo es überall bei uns fehlt, den Willen des Vaters zu erfüllen –, dort will Jesus bis ins Letzte hinein alles tun.
Er sagt: „Nur Vater, dein Wille, wenn es möglich ist, Vater, aber dein Wille geschehe. Ich will nur deinen Willen tun.“
Und dann steht am Ende unseres heutigen Abschnittes wunderbar für uns: Jesus, der Sohn Gottes. Wer da stirbt, ist nicht nur ein Mensch.
Die Einzigartigkeit des Kreuzes Jesu und die Botschaft des Friedens
Man kann nicht einfach einen Campesino anstelle von Jesus ans Kreuz schlagen und ihn so darstellen, ohne dass dies eine Gotteslästerung wäre. Jesus war anders, und sein Kreuz ist ein anderes – völlig verschieden von den Kreuzen unserer Welt.
Unsere Kreuze sind schwer und manche Menschen müssen sie tragen. Doch sein Kreuz ist das eine für die Welt, und nur seines ist für die Welt. Der Sohn Gottes kann auf ewig selig machen.
Nun sollst du es wissen: Dieser Jesus ist für dich in den Tod gegangen, damit du Frieden hast und deine Schuld gesühnt wird. Jetzt verstehst du, warum dieses Kreuz ein Siegeszeichen ist.
Wenn wir Menschen auf ihren Sterbebetten noch trösten dürfen, sagen wir: Jesus ist für dich in den Tod gegangen, damit du Leben hast. Niemand kann dich mehr aus der Hand Jesu reißen, weil er der Sohn des Vaters ist, der das Leben hat und dem das Leben gehört.
Dein Kreuz ist unser Sieg, dein Tod ist unser Leben. In deinen Banden ist uns die Freiheit gegeben. Das Kreuz ist nicht bedrückend. Was Menschen tun – und auch ich – das spielt dabei keine Rolle. Ich will nur vor dem Wunder stehen bleiben, das du mir alles schenkst, Gottes Sohn. Amen.