Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 461: Die Heilung des Blindgeborenen, Teil 3.
Einführung in die Heilung des Blindgeborenen als Gegenstandslektion
Gott schickt einen Blindgeborenen, der durch den Herrn Jesus sein Augenlicht zurückbekommen hat, als Gegenstandslektion zu den Pharisäern. Diese wollen jedoch nicht auf Gott hören.
Beginnen wir mit dem, was der geheilte Blinde über Jesus zu sagen hat. Was weiß er von ihm? Er kennt den Namen des Rabbis, der den Teig aus Spucke und Dreck bereitet hat. Außerdem hält er ihn für einen Propheten.
In Johannes 9,17 heißt es: „Sie sagen nun wieder zu dem Blinden: ‚Was sagst du von ihm, weil er deine Augen geöffnet hat?‘ Er aber sprach: ‚Er ist ein Prophet.‘“
Reaktionen der Pharisäer auf das Zeugnis des Geheilten
Nun betrachten wir, wie die Pharisäer vorgehen, um das Reden Gottes zum Schweigen zu bringen.
Tipp eins: Fällt zuerst ein Urteil und fang dann erst an zu denken.
Tipp eins: Urteil fällen vor dem Nachdenken
Diesen Tipp haben wir bereits in der letzten Episode besprochen.
Tipp zwei lautet: Erst einmal alles anzweifeln.
Tipp zwei: Alles anzweifeln
Johannes Kapitel 9, Verse 18 bis 21:
Die Juden glaubten nicht, dass er blind geboren war und nun sehen konnte. Deshalb riefen sie die Eltern desjenigen, der sehen konnte, zu sich. Sie fragten sie: „Ist dieser euer Sohn, von dem ihr sagt, dass er blind geboren wurde? Wie sieht er jetzt?“
Die Eltern antworteten: „Wir wissen, dass dies unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. Wie er jetzt sieht, wissen wir aber nicht, und wer seine Augen geöffnet hat, wissen wir ebenfalls nicht. Fragt ihn selbst!“
Das ist also Tipp Nummer zwei: Erst einmal alles anzuzweifeln.
Das Problem ist nur, dass dieser Einwand nicht einmal die erste Zeugenbefragung übersteht. Die Eltern bestätigen lediglich, was ohnehin bekannt war: Ja, das ist unser Sohn, ja, er sieht jetzt, und ja, er wurde blind geboren.
Man könnte einwenden, dass es etwas Gutes ist, nicht sofort alles zu glauben und der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Das stimmt auch: Besonnenheit und das Überprüfen von Fakten sind wichtig. Doch hier handelt es sich nicht um Besonnenheit, sondern um Unglauben.
Es ist Unglauben, weil es bereits genügend Zeugen gibt: Da sind die Leute, die den Blindgeborenen zu den Pharisäern brachten. Und da ist der ehemals Blinde selbst, der bereits befragt wurde. Wer sich angesichts dieser Fakten auf die Position „Ich glaube nicht“ zurückzieht, ignoriert die Wahrheit. Das ist nicht besonnen, sondern ignorant.
Ignoranz ist leider ein Zeichen von Unglauben – das heißt, jemand will nur das für wahr halten, was in sein Weltbild passt.
Tipp Nummer drei: Benutze Machtmittel und bringe Menschen zum Schweigen.
Tipp drei: Machtmittel einsetzen, um Menschen zum Schweigen zu bringen
Wie er aber sieht, wissen wir nicht, und auch nicht, wer seine Augen geöffnet hat. Fragt ihn, er ist mündig und wird selbst über sich reden. Dies sagten seine Eltern, weil sie die Juden fürchteten. Denn die Juden waren bereits übereingekommen, dass, wenn jemand ihn als Christus bekennen würde, er aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte.
Deshalb sagten seine Eltern: „Er ist mündig, fragt ihn.“ Glauben wir wirklich, dass seine Eltern nicht wussten, wie ihr Sohn wieder sehend wurde? Wäre nicht jeder ehemals Blinde zuerst zu seinen Eltern gerannt, um ihnen die freudige Nachricht von der wundersamen Heilung zu berichten? Wahrscheinlich ja, aber der Grund für die Zurückhaltung der Eltern ist ein anderer.
Sie sagten dies, weil sie die Juden fürchteten. Die Juden hatten sich schon darauf geeinigt, dass jeder, der Jesus als Christus bekennt, aus der Synagoge ausgeschlossen wird. Das ist der Grund, warum sie nicht sagen wollten, wer die Augen ihres Sohnes geöffnet hat. Sie hatten Angst - Angst davor, aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden.
Sie wussten also, was sie nicht sagen durften. Sie kannten die Wahrheit. Und wofür wurde man aus der Synagoge ausgeschlossen? Dafür, dass man diesen Jesus aus Nazaret für den Christus hielt.
Merkt ihr, wie eng im Denken der Leute die Heilung eines Blinden und der Anspruch auf das Messiasamt miteinander verknüpft waren? Wenn du nicht möchtest, dass Gott in dein Leben hineinspricht, dann sorge dafür, dass niemand in deiner Umgebung sich traut, die Wahrheit auszusprechen.
Leider ist die Kirchengeschichte voll von Kirchenoberen und Klerikern, die diesen Tipp bis zur Perfektion weiterentwickelt haben. Sie verfolgten gläubige Jünger Jesu im Namen der christlichen Religion aufs Grausamste und brachten sie um.
Tipp Nummer vier: Übe mehr oder weniger subtilen Druck aus.
Tipp vier: Subtilen Druck ausüben
Johannes 9,24
Sie riefen nun zum zweiten Mal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: „Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.“
Aha, und woher? War es nicht so, dass sie sich genau über diesen Punkt kurz vorher noch gestritten hatten? Hier kommt das Argument aus Tipp Nummer eins wieder, nur mit viel mehr Wucht.
Jetzt geht es darum, die eigene Autorität und Deutungshoheit einzusetzen, um Druck aufzubauen. Wie kannst du es als Laie wagen, dich mit deiner Meinung gegen die theologischen Autoritäten zu stellen? Willst du Gott nicht die Ehre geben?
Und natürlich erwarten sie, dass der ehemals Blinde jetzt einknickt. Im besten Fall soll er sogar zugeben, dass er gar nicht blind war. Darauf hoffen sie.
Nur der lässt sich auf das Spiel nicht ein.
Johannes 9,25
Da antwortete er: „Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eins weiß ich: Ich war blind und jetzt sehe ich.“
Das Kreuzverhör und die Reaktion der Pharisäer
So wird es für die Pharisäer jetzt ganz eng. Ihnen bleibt nur noch, ihn erneut nach dem Hergang zu befragen – vielleicht in der Hoffnung, dass er sich in Widersprüche verstrickt.
In Johannes 9,26-28 heißt es:
Und sie sprachen wieder zu ihm: „Was hat er dir getan? Wie öffnete er deine Augen?“
Er antwortete ihnen: „Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt ihr etwa auch seine Jünger werden?“
Daraufhin schmähten sie ihn und sagten: „Du bist sein Jünger, wir aber sind Moses’ Jünger.“
Tipp fünf: Gegner diskreditieren statt argumentieren
Da haben wir Tipp Nummer fünf: Wenn dir die Argumentation einer Person nicht passt, dann sag nichts zur Sache, sondern mach die Person schlecht. Das ist ein argumentum ad hominem – man greift den Menschen an und diskreditiert den Gegner. So muss man sich nicht mehr mit seinen Argumenten beschäftigen.
Beispiele dafür sind Aussagen wie: „Du bist nur ein Jesusjünger, weißt du das? Wir sind Mosesjünger, du bist ein Nichts.“ Eine solche Vorgehensweise ist natürlich absoluter Blödsinn. Lasst uns bloß nicht vergessen, dass die Wahrheit nicht davon abhängt, wer sie ausspricht.
Noch etwas ist hier ganz interessant: Der ehemals Blinde formuliert „Wollt ihr etwa auch seine Jünger werden?“ Er weiß zwar noch nicht viel über Jesus, kennt eigentlich nur seinen Namen und hält ihn für einen Propheten. Aber hier wird deutlich, dass er sich irgendwie schon für einen Jesusjünger hält.
Ich finde das deshalb so interessant, weil das auch in der Gemeinde immer wieder passiert. Menschen machen Erfahrungen mit Gott und fühlen sich ihm schon zugehörig – lange bevor sie den Glauben wirklich ganz verstanden haben.
Genau das ist eben auch der Unterschied zwischen dem Blindgeborenen und den Pharisäern. Die Pharisäer wehren sich mit aller Macht dagegen, die Wahrheit zu sehen. Sie haben ihren Standpunkt, und kein anderer Standpunkt gilt.
Ganz anders der ehemals Blinde: Er lässt sich auf Jesus ein, lässt sich zu dem Teich schicken und wird sehend. Er steht im Kreuzverhör zu diesem Rabbi, von dem er fast nichts weiß, und wächst auf diese Weise immer tiefer hinein in eine Beziehung mit Gott.
Folge der Wahrheit, und du wirst Gott finden.
Schlussgedanken und Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Denke noch ein wenig über die Tipps nach. Kommen sie dir vielleicht vertraut vor?
Das war's für heute.
Mein Tipp an alle jungen Leute: Achtet darauf, dass euer Umgang mit sozialen Medien nicht eure Konzentrationsspanne beeinträchtigt. Sonst wird es mit dem Bibelstudium schwierig.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.