Gut, dann darf ich Ihnen noch eine neue Folie zeigen.
Wir kommen jetzt zu Kapitel 9. Gleich danach lesen wir heute Abend dieses wichtige Kapitel 9.
Einleitung und historischer Kontext
Im ersten Jahr von Darius, des Sohnes Ahasverus aus dem Samen der Meder, der König über das Reich der Chaldäer geworden war – das war im Jahr 539 –,
beachtete ich, Daniel, in den Schriften die Anzahl der Jahre, die das Wort des Herrn an den Propheten Jeremia betraf. Es war die Zeitspanne von siebzig Jahren, während der Jerusalem verwüstet sein sollte.
Daraufhin richtete ich mein Angesicht zu Gott, meinem Herrn, um ihn zu suchen. Ich tat dies mit Gebet und Flehen, mit dem Wunsch nach Gnade, außerdem mit Fasten und in Sackkleidung und Asche.
Das Gebet Daniels und die prophetische Verheißung
Und dann hören wir ein ergreifendes Gebet. Heute werden wir nicht die Zeit haben, alles zu lesen, da wir uns auf die letzten Verse dieses Kapitels konzentrieren. Es ist jedoch ein bewegendes Gebet, das Daniel betete.
Daniel hatte ein Bibelstudium gemacht und den Propheten Jeremia gelesen. Wissen Sie, was er dort gelesen hat? Den Text in Jeremia 29, Vers 10 bis 14 sowie einen weiteren Text in Jeremia 25, Vers 14. Diese beiden Textstellen aus Jeremia zeigen ganz deutlich, dass die siebzig Jahre für Babel voll werden sollen und dass Gott danach das Volk zurückbringen wird.
Ich lese den Text aus Jeremia 29, Vers 10: So sagt Yahweh: Sobald siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch hege, sagt Yahweh: Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren.
Ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören. Ihr werdet mich suchen und finden, denn ihr werdet nach mir fragen von eurem ganzen Herzen.
„Ich werde mich von euch finden lassen“, sagt Yahweh, „und ich werde eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch vertrieben habe“, sagt Yahweh. „Und ich werde euch an den Ort zurückbringen, von wo ich euch weggeführt habe.“
Daniels Reaktion und Bußgebet
Daniel hat sich gefreut, denn er wusste, dass Gott das Gebet erhören wird. Er sagte: „Ich werde jetzt beten.“ Daraufhin begab er sich ins Gebet.
Dabei stellte er sich unter die Schuld des Volkes und sprach: „O Gott, wir haben gesündigt, wir haben gesündigt.“ Immer wieder bekannte er die Schuld des Volkes.
Wir lesen in Kapitel 9, etwa in der Mitte oder am Ende, Vers 19: „Mein Herr, höre! Mein Herr, vergib! Mein Herr, merke auf und handle! Zögere nicht um deinetwillen, mein Gott, denn dein Name ist genannt über deiner Stadt und deinem Volke.“
Weitere prophetische Texte und die Bedeutung der siebzig Jahre
Die zweite Stelle, die Daniel im Buch Jeremia las, ist Jeremia 25,11. Sie können diese Stelle auch auf der Folie mitlesen, wenn Sie möchten, oder in Ihrer Bibel nachschlagen: „Dieses ganze Land wird zur Einöde und zur Wüste werden, und diese Völker werden dem König von Babel siebzig Jahre dienen. Und es wird geschehen, wenn siebzig Jahre voll sind, werde ich an dem König von Babel und an jenem Volk ihre Schuld heimsuchen, und an dem Land der Chaldäa, und ich werde es zur ewigen Wüste machen.“
Was wir hier sehen, ist wieder die Zahl siebzig. Siebzig Jahre dauerte die babylonische Gefangenschaft des Volkes Gottes. Nun, es waren nicht genau siebzig Jahre, das haben wir bereits am ersten Abend besprochen. Es waren eigentlich 67 Jahre, denn von Jahr 605 bis zum Jahr 539 – wenn Sie 605 minus 538 rechnen, kommen Sie auf 67 Jahre.
Aber wissen Sie, in der Bibel ist es so: Wir dürfen nie vergessen, dass Prophetie auch Poesie ist. Es gibt eine Vorliebe für die Siebenerzahl. Die Siebenerzahl ist eine wichtige Zahl; sie steht für Fülle. Am siebten Tag hat Gott alles fertig gemacht, das ist die Zahl der Vollendung.
Deshalb sagt man statt 67 einfach siebzig, um auszudrücken, dass die Jahre für Babylon voll sein werden. Das ist also nicht mathematisch genau zu rechnen, sondern man muss verstehen, wie biblische Prophetie funktioniert. Man rechnet nicht exakt, sondern gibt ungefähre Zeiten an. Vor allem hat die Prophetie eine Vorliebe für gewisse symbolische Zahlen. Deshalb wird siebzig genannt – zehnmal sieben –, obwohl es nur siebenundsechzig Jahre waren.
Die Offenbarung Gabriels und die Bedeutung der siebzig Wochen
Jetzt zurück zu unserem Text: Was geschieht also im Jahre, was geschah dann?
Kapitel 9, Vers 20:
Während ich noch redete und betete, meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen vor Yahweh, meinem Gott, für den Berg der Heiligkeit meines Gottes niederlegte, während ich noch im Gebet redete, da kam der Mann Gabriel zu mir. Ich hatte ihn am Anfang im Gesicht gesehen, als ich ganz ermattet war. Er kam zu mir zur Zeit des Abendopfers und rührte mich an.
Er brachte mir Verständnis, redete mit mir und sprach: „Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um dir Verständnis zu lehren. Am Anfang deines Flehens um Gnade erging ein Wort, und ich bin gekommen, es dir kundzutun, denn du bist ein Wohlgefallen. So achte auf das Wort und verstehe das Gesehene.“
Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt, um die Abtrünnigkeit zu verschließen, die Sünde zu versiegeln, die Schuld zu sühnen, ewige Gerechtigkeit zu bringen, das Gesicht und den Propheten zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.
Die symbolische Bedeutung der siebzig Wochen und die Zukunft Jerusalems
Was lesen wir hier? Der Engel sagt zu Daniel, es geht nicht um siebzig Jahre, sondern um siebenmal siebzig. Er verwendet hier das Wort "Wochen", das ein poetischer Ausdruck ist. Es steht eigentlich für eine Siebenereinheit, also siebzig mal sieben, siebzig Siebenereinheiten.
Es geht dabei nicht um Tage, sondern um Jahre. Das heißt, es ist nicht eine Woche von Tagen, sondern eine Woche von Jahren. Er spricht hier von siebzig Siebenereinheiten. Wenn wir das ausrechnen, wären das 490 Jahre.
Vergessen wir jedoch nicht, dass dies auch Poesie ist. Wir müssen also nicht hundertprozentig genau mit 490 Jahren rechnen, sondern ungefähr von einer solchen Zeitspanne ausgehen – eine lange Zeit.
Die 70 Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt, um die Abtrünnigkeit zu verschließen. Was bedeutet das? Es wird Daniel gesagt: Damit Jerusalem zu dieser wunderschönen Herrlichkeit kommen kann, wird noch eine Zeit vergehen.
Ich habe gestern gesagt, und wir werden heute noch lesen, dass die Propheten vorausgesagt hatten, dass Jerusalem zu einer ungeahnten Herrlichkeit kommen wird. Es ist etwas Wunderbares diesem Jerusalem verheißen worden, und der Tempel sollte ein ewiger Tempel werden, in dem Gott ewig wohnen wird.
Aber wann kommt diese Zeit? Es wird ihm gesagt: Es ist nicht nur so, dass Jerusalem 70 Jahre wüst liegt, sondern es wird auch weiterhin eine schwere Zeit geben. Insgesamt sind es nicht nur 70 Jahre, sondern siebenmal siebzig.
Die Strafe Jerusalems wird also siebenfach verlängert, ehe sich etwas ändert und ehe es so weit kommt, dass Jerusalem zu der Herrlichkeit gelangt, zu der es bestimmt wurde. Bevor die Abtrünnigkeit verschlossen wird – das heißt, dass kein Frevel mehr existiert und die Sünde versiegelt wird –, vergeht diese Zeit.
Das bedeutet, dass die Sünde zum Abschluss gebracht wird, dass die Schuld gesühnt wird, also dass alles abgebüßt wird. Das sind drei negative Dinge. Nun folgen drei positive Dinge:
Erstens wird ewige Gerechtigkeit gebracht – die ewige Gerechtigkeit im Reich Gottes. Zweitens werden Gesicht und Prophet versiegelt, das heißt, dass die Visionen und Prophezeiungen alle erfüllt und abgeschlossen werden. Drittens wird ein Allerheiligstes gesalbt.
Dieses Allerheiligste war das, wovon Hesekiel gesprochen hatte. Die Juden hatten diese Prophetie von Hesekiel während ihrer Gefangenschaft erhalten. Dort war geschrieben, dass Gott in alle Ewigkeit bei seinem Volk in einem Heiligtum wohnen wird – eine herrliche Zukunft.
Ich suche gerade die Folie, dann kann ich Ihnen das vorlesen.