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Warum wir nicht sündlos sind

Was wir über Sünde wissen müssen, Teil 1/7

Warum wir nicht sündlos sind

Reihe: Was wir über Sünde wissen müssen (1/7)

Einleitende Gedanken

Im August letzten Jahres schrieb Hugo Stamm in seinem Sektenblog über die Sünde: Sünde – ein antiquierter Begriff. Er wirft Sekten und vielen Freikirchen vor, sie würden die Sünde als Disziplinierungsinstrument benützen. Die Prediger würden den Gläubigen mit der Versuchung durch Satan drohen, der sie zum Abfall und somit von Gott wegführen würde. Auch den konservativen katholischen Geistlichen wirft er vor, in Lehre und Seelsorge den Begriff Sünde zu missbrauchen. Gläubige, die solchem Einfluss ausgesetzt seien, würden Opfer struktureller Gewalt. Es sei gar nicht möglich, den Anforderungen der Gebote und Dogmen zu genügen. Seine Schlussfolgerung lautet: „Da die Welt heute komplexer ist als zu Zeiten von Adam und Eva oder den Evangelisten, sollten wir den Begriff der Sünde in der Mottenkiste versenken.“ Wenn Hugo Stamm den Begriff der Sünde in die Mottenkiste versenken will, mit welchem Begriff würde er dann all die Verbrechen bezeichnen? Wenn z.B. Mord keine Sünde ist, was ist es dann? Okay, man könnte von Schuld, Missetat, Verstoss, Übertretung usw. sprechen. Das wären einfach Synonyme für Sünde. Wenn wir den Begriff Sünde in die Mottenkiste versenken, haben wir damit das Problem menschlicher Abgründe nicht gelöst. Das schockierende Attentat in Paris und die unzähligen Verbrechen führen uns deutlich genug vor Augen, dass Sünde nach wie vor aktuell ist. Wenn wir den Begriff Sünde tatsächlich in der Mottenkiste verstauen könnten, dann bräuchten wir weder Polizei, Gerichte noch Gefängnisse. Aber davon sind wir weit entfernt. Sünde beeinflusst unser Leben mehr als es uns lieb ist. Natürlich besteht die Gefahr, dass mit dem Wort Sünde Unfug getrieben wird. Es ist möglich, dass damit Menschen unnötig unter Druck gesetzt werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns in dieser Predigtreihe mit diesem Thema einmal gründlich auseinandersetzen. Die Reihe lautet: Was wir über die Sünde wissen müssen. Im ersten Teil will ich aufzuzeigen, warum kein Mensch sündlos ist.

Weil Sünde unser Schicksal ist

Wir sind nicht sündlos, weil Sünde unser Schicksal ist. Ein Schicksal von dem jeder Mensch betroffen ist. Niemand kann sich entscheiden, ob er etwas mit der Sünde zu tun haben möchte. Genauso wenig, wie wir bestimmen konnten, ob wir leben möchten. Es ist einfach wie es ist: eine unausweichliche Tatsache. Der Ursprung unseres Schicksals in Bezug zur Sünde liegt zu Beginn der Menschheitsgeschichte. Gott schuf die Welt und als Krönung der Schöpfung den Menschen. Alles war perfekt, was Gott geschaffen hatte. Zwischen den Menschen, Adam und Eva, und Gott bestand ein intaktes, offenes und vertrautes Verhältnis. Niemand hatte vor Gott Angst. Scham war nicht vorhanden. „Adam und Eva waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.“ Gen.2,25. Der Mensch wurde als ein Ebenbild Gottes geschaffen. Die Ähnlichkeit des Menschen zu Gott zeigt sich besonders in seiner schöpferischen Innovationskraft. Seine Kreativität und sein Erfindergeist unterscheiden den Menschen um Welten von allen anderen Lebewesen. Ein weiterer Aspekt der Ebenbildlichkeit des Menschen zu Gott ist seine Unabhängigkeit. Wir sind keine Roboter, die von Gott ferngesteuert werden. Gott schuf sich ein Gegenüber, das partnerschaftlich mit ihm Gemeinschaft pflegt. Damit diese Unabhängigkeit echt ist, musste der Mensch eine Möglichkeit haben, sich der Gemeinschaft mit Gott zu entziehen. Diese Möglichkeit gab Gott durch einen einzigen Baum im Paradies. Er sagte zu Adam: „Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, nur nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Sonst musst du sterben.“ Gen.2,16-17. Viele sehr schöne Bäume mit wunderbaren Früchten standen in diesem Garten. Von allen Früchten durften sie hemmungslos essen, nur von den Früchten dieses einen Baumes durften sie nicht essen. Dadurch bewiesen sie ihre Loyalität zu ihrem Schöpfer. Nun, die meisten von uns werden wissen was passierte. Eine listige Schlange, hinter der sich der Widersacher Gottes versteckte, verwickelte Eva in ein Gespräch. Ziemlich offen bezweifelte sie die Folgen, die eine Missachtung dieser Anweisung Gottes hätte. Sie behauptete sogar das Gegenteil: „Ihr werdet bestimmt nicht sterben!“ Gen.3,4. Und dann unterstellt die Schlange Gott, er wolle ihnen durch sein Verbot etwas Grossartiges vorenthalten: „Gott weiss: Sobald ihr davon esst, werden euch die Augen aufgehen; ihr werdet wie Gott sein und wissen, was gut und was schlecht ist. Dann werdet ihr euer Leben selbst in die Hand nehmen können.“ Gen.3,5. Eva, Gott möchte mit seinem Verbot verhindern, dass du selbständig wirst. Er möchte, dass du von ihm abhängig bleibst und ihm nicht auf Augenhöhe begegnen kannst, denn sobald du von dieser Frucht essen wirst, werdet ihr wie Gott sein. Daran hatte Eva Gefallen. Nicht die Frucht reizte sie, sondern das, was diese Frucht bewirken wird: Sie werden wie Gott sein! „Eva sah den Baum an: Seine Früchte mussten köstlich schmecken, sie anzusehen war eine Augenweide und es war verlockend, dass man davon klug werden sollte! Sie nahm von den Früchten und ass. Dann gab sie auch ihrem Mann davon und er ass ebenso.“ Gen.3,6. Adam und Eva vertrauten offensichtlich den Versprechungen der Schlange mehr als der Warnung Gottes – sehr schade! Sie hätten ja alle Zeit der Welt gehabt. Sie hätten mit Gott über die Argumente der Schlange sprechen können. Aber weil sie Gott gleich werden wollten, dachten sie wohl, es sei nicht so schlau mit Gott darüber zu sprechen. Kaum hatten sie die Frucht gegessen, veränderte sich ihr Leben dramatisch. „Da gingen den beiden die Augen auf und sie merkten, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze.“ Gen.3,7. Sie verloren sofort ihre Unschuld. Plötzlich waren sie mit Scham und Angst konfrontiert, denn als Gott sie besuchte, versteckten sie sich. Die Schuld an diesem Vorfall wiesen sie vehement von sich. Adam beschuldigte Gott und Eva. Eva beschuldigte die Schlange. Wie auch immer. Mit diesem Vergehen zerstörten Adam und Eva die Gemeinschaft mit Gott. Sie missbrauchten ihre Unabhängigkeit. Nun sind sie von Gott getrennt und dieser Zustand wird als Sünde bezeichnet. Diese Sünde wirkt sich auf uns aus, denn wir sind von dieser Sünde betroffen – das ist unser Schicksal. Paulus schreibt: „Durch einen einzigen Menschen – Adam – hielt die Sünde in der Welt Einzug und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise ist der Tod zu allen Menschen gekommen.“ Röm.5,12. Jeder Mensch ist somit von der Sünde betroffen, ob er das möchte oder nicht, ob er damit einverstanden ist oder nicht. Die Schlange behauptete, sie würden nicht sterben, wenn sie von dieser Frucht essen würden. Sie starben nicht gleich, doch seit jenem Tag sind wir dem Tod geweiht. Wir werden einmal sterben. Interessant wie Gott die Folgen des Ungehorsams deutet, denn er sagt: „Nun ist der Mensch wie einer von uns geworden und weiss, was gut und was schlecht ist.“ Gen.3,22. Die Schlange sagte doch, sie würden sein wie Gott und Gott scheint das jetzt zu bestätigen. Was die Schlange sagte war nur die halbe Wahrheit. Adam und Eva sind geschaffene Wesen und konnten schon deshalb nicht wie Gott werden, der ein ewiges Wesen ist. Sie wurden aber insofern wie Gott, weil sie sich von Gott gelöst haben und somit ihre eigenen Herren geworden sind. Sie ordnen sich jetzt nicht mehr Gott unter. Sie sind sich jetzt selbst zur Autorität geworden. Oder anders gesagt: Sie haben sich sozusagen freiwillig der Autorität des Teufels unterstellt. Sie sind jetzt schutzlos den Ränkespielen des Teufels ausgeliefert und müssen sich selbst Regeln fürs Leben geben. Dieses Leben, losgelöst von Gott, ist die Sünde. Das ist unser Schicksal, dass wir wohl Geschöpfe Gottes sind, aber unabhängig von Gott leben. Das heisst nicht, dass wir nicht religiös leben könnten, aber die Beziehung zum Schöpfer ist zerstört. In der Theologie spricht man in diesem Zusammenhang von der Erbsünde. Die Sünde ist deshalb kein primär moralischer Begriff. Die Sünde beschreibt einen Zustand: Wir sind als Sünder geboren. Wir haben dieses Erbe oder dieses Schicksal mit auf den Weg bekommen. Mir ist bewusst, dass viele Leute das nicht glauben können oder wollen. Der Gedanke, dass der Mensch im Grunde seines Herzens gut ist, ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt. Doch das ist kein neuer Gedanke. Menschen taten sich immer schwer, die Ernsthaftigkeit ihrer Verlorenheit zu akzeptieren. Johannes schreibt in seinem Brief: „Wenn wir behaupten, ohne Sünde zu sein, betrügen wir uns selbst und verschliessen uns der Wahrheit.“ 1.Joh.1,8. Johannes spricht hier von der Erbsünde. Wer meint, er sei von dem Schicksal der Sünde verschont geblieben, der kann die Wahrheit nicht erkennen. Es gibt nur jemand, der ohne diese Sünde geboren wurde: Jesus. Und Jesus definierte die Sünde sehr präzise und zwar als er sagte, wie der Heilige Geist wirken wird: „Er wird den Menschen die Augen für die Sünde öffnen. Er wird ihnen zeigen, worin ihre Sünde besteht: darin, dass sie nicht an mich glauben.“ Joh.16,8-9. Die Sünde ist also nicht ein moralisches Problem, sondern ein Beziehungsproblem. Sünde ist die Ablehnung des Schöpfer und damit verbunden die Verweigerung sein Angebot zur Versöhnung anzunehmen. Oder wie Johannes die Sünde charakterisiert: „Wer sündigt, lehnt sich damit gegen Gottes Ordnungen auf; Sünde ist ihrem Wesen nach Auflehnung gegen Gott.“ 1.Johannes 3,4

Weil Sünden unsere Tatbeweise sind

Nun könnte jemand anzweifeln, ob das mit der Sünde wirklich so zu verstehen sei. Es könnte sich doch um eine etwas fanatische Sichtweise handeln. Es könnte tatsächlich dazu dienen, Menschen in die Abhängigkeit einer Kirche zu bringen. Den Menschen damit sozusagen Angst einjagen und sie dann mit einer Lösung an die Kirche binden. Die Geschichte zeigt, dass das auch tatsächlich schon so praktiziert wurde, aber das ist in meinen Augen ein Missbrauch dieser Tatsache, dass wir Sünder sind. Den Beweis, dass die Erbsünde existiert, liefert jeder von uns selber: Unsere Taten sind der Beweis. Kein Mensch könnte von sich behaupten, er hätte immer alles richtig gemacht. Niemand kann behaupten, er hätte nie gesündigt oder wenn man das Wort Sünde nicht brauchen will, er hätte sich nie schuldig gemacht. Wären wir sündlos, dann könnten wir uns nicht versündigen. Wir könnten keine Schuld auf uns laden. Wenn wir im Kern gut wären, könnte doch nichts Böses aus uns herauskommen. Paulus sagt: „Durch einen einzigen Menschen – Adam – hielt die Sünde in der Welt Einzug und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise ist der Tod zu allen Menschen gekommen, denn alle haben gesündigt.“ Röm.5,12. Damit macht Paulus deutlich, dass der Zustand der Sünde unweigerlich Taten nach sich zieht: Sünden. Es ist eigentlich nichts anderes zu erwarten. Es ist wie mit einer Zahnpasta Tube. Wenn man auf die Tube drückt kommt Zahnpasta raus. So ist es bei uns. Wenn wir im Zustand der Sünde sind, kommen früher oder später Entscheidungen und Handlungen heraus, mit denen wir Schuld auf uns laden. Das sind die unsere Taten oder die Tatsünden und die haben nun einen moralischen Aspekt. Das ist der Beweis, dass wir im Zustand der Sünde leben, also getrennt von Gott. Deshalb gibt es keinen Menschen, der von sich sagen könnte, er hätte mit Sünde nichts zu tun. Deshalb hält Paulus fest: „Es macht keinen Unterschied, ob jemand Jude oder Nichtjude ist, denn alle haben gesündigt, und in ihrem Leben kommt Gottes Herrlichkeit nicht mehr zum Ausdruck.“ Röm.3,22-23. Die Folge dieser Sünde ist der Tod. „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod.“ Röm.6,23. Damit bezeichnet Paulus den ewigen Tod. Ewiger Tod meint nicht das Sterben eines Menschen, sondern ist eine Bezeichnung für die ewige Verdammnis. Wie gesagt, der Einzige, der nie gesündigt hat ist Jesus. Johannes schreibt: „Ihr wisst, dass Jesus in dieser Welt erschienen ist, um die Sünden der Menschen wegzunehmen, und dass er selbst ohne jede Sünde ist.“ 1.Joh.3,5. Weil Jesus ohne jede Sünde war, konnte er die Strafe für unsere Sünde auf sich nehmen. Paulus meint: „Genauso, wie durch den Ungehorsam eines Einzigen (Adam) alle zu Sündern wurden, werden durch den Gehorsam eines Einzigen (Jesus) alle zu Gerechten.“ Röm.5,19. Gott bietet uns durch Jesus Christus einen Ausweg, damit wir uns dem zwingenden Einfluss der Sünde entziehen können. Paulus schreibt: „Was wir verstehen müssen, ist dies: Der Mensch, der wir waren, als wir noch ohne Christus lebten, ist mit ihm gekreuzigt worden, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir nicht länger der Sünde dienen.“ Römer 6,6

Schlussgedanke

Kein Mensch ist sündlos, denn jeder ist vom Schicksal der Sünde betroffen und wird, ob ihm das gefällt oder nicht, in seinem Leben Schuld auf sich laden. Über die Zerstörungskraft der Sünde werden wir uns in der nächsten Predigt Gedanken machen. Wenn wir als Christen über die Sünde sprechen, dann geht es nicht darum, dass wir Menschen demütigen und sie von einer Kirche abhängig machen wollen. Wir sprechen über die Sünde, weil wir den Menschen sagen möchten, dass sie diese Sünde loswerden und sich mit Gott versöhnen können. Als Petrus mit Jesus zum Fischen auf den See hinausfuhr und er den unglaublichen Fischfang machte, erschrak er plötzlich. Er warf sich vor Jesus nieder und flehte: „Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Lk.5,8. Dabei dachte Petrus nicht an eine einzelne Sünde, die er an diesem Tag begangen hatte. Petrus erkannte, dass er wesensmässig ein sündiger Mensch ist und dass er sich deswegen nicht in der Nähe des Gottes aufhalten kann. Er realisierte nämlich in diesem Moment, dass Jesus Gott ist. Aber Jesus hat durch sein Sterben am Kreuz unsere Schuld auf sich genommen. Deshalb kann Paulus den Christen in Korinth schreiben: „Jesus, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können.“ 2.Kor.5,21. Wenn du deine Sünde noch nicht losgeworden bist, dann kannst du sie heute Morgen loswerden. Du kannst im Gebet die Verbindung zu Jesus aufnehmen. „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.“ Römer 6,23