Herzlich willkommen bei der Christusgemeinde Emmending!
Einführung und Begrüßung zum Gottesdienst
Guten Morgen und herzlich willkommen zu unserem Podcast-Gottesdienst hier in der Christusgemeinde Emmendingen am heutigen Muttertag. Schön, dass ihr dabei seid! Auch alle Kinder sind herzlich willkommen.
Vielleicht hat manche Mutter heute Morgen schon etwas Schönes erlebt, vielleicht auch noch nicht. Aber das kann ja noch kommen, denn der Tag ist ja noch lang. Lasst euch einfach überraschen.
Ich möchte euch mit einem Wort aus Psalm 98, Vers 1 grüßen: Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder, er siegt mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
So ist unser Gott: Er tut Wunder. Und wie wir auch gesungen haben, bittet, so wird euch gegeben. Gott hört – Gott ist ein persönlicher Gott. Das glauben wir, und darum sind wir auch hier. Wir möchten gemeinsam Gott anbeten und hören, was er uns zu sagen hat. Wir wollen ihn anbeten im Zuhören und im Lied.
Herzlich willkommen, seid dabei und macht einfach mit!
Wir werden wieder zuhören. Die Nehemia-Reihe setzt sich fort mit Nehemia 6. In der Predigtreihe wird Waldemar Justus, unser Pastor, heute Morgen die Predigt halten. Das Thema lautet: Liegt deine Berufung auf Eis? Wir sind gespannt, was Gott uns durch Waldemar zu sagen hat.
Auch die Kinder dürfen sich freuen. Die Gottesdienstmitarbeiter haben wieder einen Kinder-Podcast für euch vorbereitet. Seid dabei, habt Spaß und macht mit! Heute werdet ihr eine Geschichte hören zum Thema „Du bist einmalig“. Das ist ziemlich schwierig, denn Gott hat so viele Menschen und so viele Kinder gemacht – wie das überhaupt so geht.
Hinweise zu Angeboten und Veranstaltungen
Ich möchte darauf hinweisen, dass wieder ein Taufkurs beginnt. Er findet digital und online statt, und zwar am kommenden Donnerstag. Es werden drei Abende sein, an denen man noch mitmachen und sich anmelden kann.
Der Taufkurs richtet sich wie immer an alle, die sich für das Thema Taufe, Erwachsenentaufe oder Glaubenstaufe interessieren. Zum Beispiel, wenn man sich fragt, warum es überhaupt eine Glaubenstaufe gibt oder ob nicht die Kindertaufe ausreicht. Wenn ihr Fragen habt oder Interesse besteht, ist die Teilnahme zunächst verpflichtend. Meldet euch also bitte noch an.
Die Treffen finden jeweils donnerstags am 14., 21. und 28. Mai um 20:30 Uhr statt. Bei Interesse könnt ihr euch gerne bei Waldemar melden.
Wie bereits angekündigt, wird am 24. Mai wieder eine digitale Mitgliederversammlung stattfinden. Alle Informationen dazu findet ihr ebenfalls auf unserer Homepage. Dort gibt es auch Angaben zum Spendenkonto, falls ihr spenden möchtet. Die Adresse lautet www.cgem.de.
Demnächst werden auch wieder Treffen in kleinen Gruppen möglich sein. Alles, was ihr dazu wissen müsst, könnt ihr ebenfalls auf der Homepage nachlesen. Dort findet ihr auch Informationen zu den einzuhaltenden Hygienemaßnahmen.
Muttertagsaktion und Quiz
Ja, heute ist Muttertag. Normalerweise bekommen unsere Mütter immer eine Blume geschenkt. Das ist jetzt allerdings schwierig und nicht so einfach möglich.
Dennoch erhalten die Mütter heute etwas, und zwar eine Quizfrage. Wer die Quizfrage richtig beantwortet, kann die Antwort auf unserer Homepage im Bereich „Kontakte“ eingeben. Unter allen richtigen Einsendungen besteht die Chance, ein kleines Muttertagsgeschenk zu gewinnen.
Also macht mit! Vielleicht habt ihr Glück und bekommt diese Überraschung.
Die Frage lautet: Es gibt viele Länder, in denen Muttertag gefeiert wird – fast auf der ganzen Welt, allerdings an verschiedenen Tagen. Muttertag ist sehr weit verbreitet. Dabei gibt es auch fremde Sitten und Bräuche.
Von einem Land erzählt man sich Folgendes: Dort werden manche harte Jungs ganz weich. Polizei und Geheimdienste sollen schon mehrfach Verbrechern auf die Spur gekommen sein, weil diese am Muttertag etwas Bestimmtes gemacht haben.
Was haben sie gemacht, und um welches Land handelt es sich? Das ist die Frage.
Die Frage ist eigentlich recht einfach. Man kann ja heute alles googeln. Es sind nur leichte Fragen, umso einfacher ist es für euch.
Also macht mit! Die Antwort sollte heute Abend bis 20 Uhr bei uns eingehen. Dann habt ihr mit etwas Glück die Chance, die Überraschung zu gewinnen.
Jetzt freuen wir uns auf das Kinderlied zum Mitmachen und Mitsingen: „Geschaffen und geformt nach deinem Bild, durch die schwere Zeit getragen und …“ Da fangt ihr an!
Gotteslob und Gebet zum Beginn
Was für ein Gott, dass du deinen Sohn gesandt hast! Was für einem Gott dienen wir heute Morgen? Vor was für einem Gott stehen wir heute Morgen?
Du bist ein Gott, der zu bestaunen ist, weil du ein Gott bist, der liebt. Du bist ein Gott, der barmherzig ist, ein Gott, der gnädig ist und die Schuld vergibt. Du bist ein Gott, der uns hilft, in deinem Licht zu leben.
Ich danke dir jetzt. Ich danke dir, dass wir jetzt mit dir rechnen dürfen, wenn wir dein Wort hören. Ich möchte dich einfach bitten: Lass uns mit einem rechten Ohr hinhören. Lass uns hören, wie rechte Jünger hören.
Wir möchten heute Morgen mit einem dienenden, fangsbereiten Herzen vor dir stehen. Segne du Waldemar, der dein Wort bringt. Amen.
Einführung in das Predigtthema: Berufung und ihre Herausforderungen
Unser Bibeltext heute ist Nehemia Kapitel 6, und das Thema lautet: Liegt deine Berufung auf Eis?
Es gibt Christen, die ein sehr mittelmäßiges Glaubensleben führen, weil ihre Berufung auf Eis liegt. Sie leben ihre Berufung nicht aus und haben vergessen, wozu Gott sie in diesem Augenblick bestimmt hat.
Wenn wir in diese Predigt hineingehen, dann frage dich selbst: Weiß ich eigentlich, wozu Gott mich bestimmt hat? Wozu hat er mich berufen? Was ist meine Bestimmung für den Augenblick, in dem ich lebe?
Viele Menschen leben nicht das Potenzial, das sie haben könnten, weil sie ihre ganze Energie, ihr Talent, Geld, Zeit und alle ihre Kraft überall investieren – nur nicht in die Hauptsache, nämlich in das Reich Gottes.
Wenn wir vom Reich Gottes sprechen, müssen wir einen wichtigen Fehler vermeiden. Das Reich Gottes ist nicht eins zu eins das, was auf dem Sportfeld oder in diesem Raum hier passiert. Einige denken: „Wir haben jetzt Corona-Zeit, ich kann nicht in der Gemeinde mitarbeiten, deswegen liegt auch meine Berufung brach.“ Das ist auf gar keinen Fall richtig.
Das Reich Gottes ist viel größer als das, was wir hier in der Gemeinde tun. Im besten Fall ist das, was wir hier in der Gemeinde tun, Arbeit im Reich Gottes – aber das ist längst nicht alles. Die Dimensionen sind viel größer.
Überall dort, wo du Jesus Christus bekannt machst und wo Jesus Christus besser kennengelernt wird, dort wächst das Reich Gottes. Dort wird im Reich Gottes gearbeitet – und das kann in deiner eigenen Familie beginnen.
Wenn du deine Kinder erziehst, arbeitest du im Reich Gottes. Wenn du ihnen Jesu Liebe nahebringst, wenn du mit deinen Nachbarn und Freunden unterwegs bist – auch wenn es nur am Telefon ist –, wenn du mit deinen Kollegen sprichst, eine Kleingruppe führst oder in der Gemeinde in Gruppen arbeitest, wenn du einen Dienst am Menschen tust oder für andere dienst, dann ist das alles Arbeit im Reich Gottes. So hat man das früher schön genannt.
Viele leben nicht in dieser Berufung. Sie haben sie vergessen oder sind noch gar nicht eingestiegen.
Die Bedrohung der Berufung Nehemiahs in drei Phasen
Heute, in Kapitel 6 von Nehemia, sehen wir, dass auch die Berufung von Nehemia bedroht ist – und zwar in drei Phasen.
Wir betrachten diese drei Phasen, in denen Nehemias Berufung gefährdet wird. Die erste Phase erstreckt sich über die Verse 1 bis 9. Sie ist zugleich die längste und der Abschnitt, auf den wir uns am meisten konzentrieren werden.
Erste Phase: Ablenkung durch diplomatische Manöver
Und es geschah, als Sanballat, Tobija, Geschem der Araber und der Rest unserer Feinde hörten, dass ich die Mauer gebaut hatte und dass kein Riss mehr darin war – doch bis zu dieser Zeit hatte ich die Torflügel noch nicht in die Tore eingesetzt –, da sandten Sanballat und Geschem zu mir und ließen mir sagen: „Komm, wir wollen uns in Kefirim im Tal von Ono treffen.“
Sie beabsichtigten aber, mir Böses anzutun. Ich sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: „Ich führe gerade ein großes Werk aus und kann nicht hinabkommen. Warum sollte das Werk ruhen, wenn ich es zurückließse und zu euch hinabkäme?“
Sie sandten auf diese Weise viermal zu mir, ich aber erwiderte ihnen viermal auf dieselbe Weise. Da sandte Sanballat zum fünften Mal seinen Diener zu mir, der einen offenen Brief in der Hand hatte, in dem stand geschrieben: „Unter den Nationen verlautet – und Geschem sagt es auch – du und die Juden, ihr beabsichtigt, euch zu empören. Darum baust du die Mauer auf, und du willst nach diesem Gerücht ihr König werden. Sogar Propheten sollst du eingesetzt haben, damit sie in Jerusalem über dich ausrufen: ‚Er ist König in Juda.‘ Nun, solche Gerüchte werden dem König zu Ohren kommen. So mach dich nun auf, dass wir miteinander beraten.“
Da sandte ich zu ihm und ließ ihm sagen: „Es ist nichts geschehen von diesen Dingen, die du behauptest, sondern aus deinem Herzen hast du sie frei erfunden.“ Denn sie alle wollten uns in Furcht versetzen, indem sie sich sagten, ihre Hände würden von dem Werk ablassen, und es würde nicht ausgeführt werden.
Und nun stärke meine Hände!
Nehemia ist also schon recht weit vorangeschritten im Bau der Stadtmauer von Jerusalem, um seinen Auftrag und seine Berufung auszuführen. Wir sehen hier, dass wieder die Feinde auftauchen – wir kennen diese Namen: Sanballat, Geschem und Tobija. Das sind Feinde von Nehemia und den Juden.
Was haben sie vor? Wir wissen nicht genau, was sie planen. Einige gehen davon aus, und in einigen Bibeln steht es auch, dass sie Mordpläne schmieden. Sie wollen ihn irgendwie in einen Hinterhalt locken und ihn dann zur Strecke bringen und umbringen. Vielleicht hatten sie das vor, man kann davon ausgehen, dass es so sein könnte.
Vom Text allein wissen wir in Vers 7, dass sie darauf drängten, miteinander zu beraten. Sie wollen unbedingt mit Nehemia sprechen. Wenn es wirklich ihr Ziel war, mit Nehemia zu sprechen – er als Statthalter und sie als feindliche Mächte um Jerusalem, um Juda und Israel –, dann sehen wir hier, dass sie in diesem Gespräch, das sie führen wollten, mindestens ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen ihm entgegengebracht hätten.
Das, was sie auf dem Herzen hatten, sollte Eindruck bei ihm machen und seinen persönlichen Eifer für den Dienst in Jerusalem verringern. Die umliegenden Nationen wollten mit ihren eigenen Anliegen kommen und sozusagen Eindruck schinden bei Nehemia.
So funktioniert Diplomatie: Ich komme mit meinen Gesetzen, meinen Wünschen und Forderungen und schmäler dadurch durch diplomatische Kraft deine Interessen. So verringere ich deine Leidenschaft durch fremde Ansprüche.
Und das hat Nehemia gesehen: Wenn er sich darauf einlässt auf dieses Miteinander, dann wird er von seiner Leidenschaft, von seinem Eifer, sich ganz und gar in Israel einzusetzen, von den umliegenden Nationen abgelenkt.
Die Bedrohung geschieht hier durch Ablenkungsmanöver – und hier in erster Linie am Anfang durch diplomatische Bemühungen.
Vielleicht denkt ihr, okay, wir sind jetzt keine Politiker, was haben wir mit Diplomatie zu tun? Aber das passiert auch in unserem Leben.
Ich weiß selbst von mir: Als Jugendlicher in einer Gemeinde, wo ich Kinderarbeit gemacht habe, wusste ich, dass Gott möchte, dass ich diesen Kindern diene. Dass ich diese Kindergruppe leite und meine Zeit und Kraft in dieses Werk hineinstecke – das wusste ich. Ich habe es gern gemacht und alles dort hineininvestiert.
Parallel dazu habe ich angefangen, Sport zu treiben. Das wurde dann auch immer aufwendiger. Man hat Turniere veranstaltet, und wir mussten uns als Team recht häufig treffen. Als die ganze Turnierphase hochging, musste ich teilweise dreimal die Woche zum Training gehen, um mit dem Team zu trainieren und auf Turnieren bestehen zu können.
Jetzt fragt ihr euch, welchen Sport ich betrieben habe – das lasse ich mal in eurer Fantasie.
Ich habe irgendwann gemerkt, hier wird von außen Anspruch an mich herangetragen und um mich geworben, mit eigenen Wünschen. Ich habe gemerkt, meine Arbeit im Reich Gottes, mein Dienst, mein Werk, das Gott mir aufs Herz gelegt hat, muss ich hier in einen Kompromiss bringen. Es lenkt mich ab von meiner Hauptsache.
Ich wurde vor die Herausforderung gestellt, an einen Punkt zu kommen, wo ich mich entscheiden muss.
Als ich an diesem Punkt war – ich habe beide Dinge gern gemacht – ist es nicht so, dass wir als Christen keinen Sport treiben dürfen. Einige täte es vielleicht sogar ganz gut oder auch mir wieder mehr zu machen.
Aber ich habe gemerkt: Ich komme an einen Punkt, wo ich diplomatisch werden muss, wo ich Kompromisse schließen muss, die mich ablenken von der Hauptsache, die Gott mir ganz klar aufs Herz gelegt hat.
Doch Diplomatie hat keinen Platz im Reich Gottes.
Wenn du merkst, da kommen auf einmal Ansprüche von außen – so wie bei Nehemia auch: „Lass uns beraten, wie wir das Miteinander schaffen.“ –, dann kommst du an einen Punkt, wo ein Miteinander nicht mehr geht.
Diplomatie hat keinen Raum, ich muss mich jetzt entscheiden.
Deshalb war für mich die einzige Konsequenz: Ich kann keine halben Sachen machen. Ich kann mich nicht auf dieses Spiel einlassen. Ich muss hier einen Schlussstrich ziehen, damit ich mich der Hauptsache widmen kann.
Und diese Hauptsache hat auch Frucht getragen – preist den Herrn dafür!
Also: Ablenkung, Berufung wird bedroht durch Ablenkung, und hier Ablenkung durch Diplomatie, also fremde Ansprüche, die dich und mich auch erreichen können, wenn wir im Reich Gottes dienen.
Einschüchterung und negativer Einfluss als weitere Ablenkung
Gehen wir weiter. Die Treffen sind nicht nur diplomatischer Art, sie sind auch unverhältnismäßig. Denn wir haben hier eine Situation, in der ein Nehemia, ein kleiner Nehemia, plötzlich kommen soll. Mehrere Feinde versammeln sich gegen ihn. Mehrere Feinde gegen Nehemia.
Und was passiert dann? Das schüchtert einen ein. Denn ich bin nur dieser kleine Israelit, ich bin nur in dieser winzigen Stadt im Vergleich zu den ganzen Mächten, die um mich herum sind. Dieses Verhältnis war ungesund. Durch Einschüchterung sollte er auch wieder faule Kompromisse eingehen.
Warum sollte sich Nehemia wirklich diesen einschüchternden Dynamiken aussetzen? Das lenkt nämlich auch wieder ab von seiner Berufung. Denn auf einmal dreht sich in seinem Kopf die ganze Zeit: „Oh, ich habe diese Begegnung mit diesen eindrücklichen Personen. Sie hinterlassen irgendwie auch eine Furcht in mir durch ihr Auftreten, durch ihre Kraft.“
Nehemia hat das Einzige getan, was hier sinnvoll war, nämlich den Kontakt zu meiden. Er hat sich erst gar nicht auf eine Begegnung mit Menschen eingelassen, die einen Eindruck auf ihn machen können und später seine Gedanken beherrschen. Versteht ihr?
Deshalb sagt uns auch das Neue Testament in 1. Korinther 15,33: Paulus, der Herr den Christen in Korinth schreibt: „Irrt euch nicht! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.“ Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.
Deswegen müssen wir uns auch fragen: Dort, wo wir mit Menschen konfrontiert sind, müssen wir uns fragen, ob mir diese Menschen helfen, dass ich mich konzentriert auf das tun kann, was Gott mir aufs Herz gelegt hat. Wenn ich merke, die Begegnung mit Menschen ist ein schlechter Umgang für mich und meine Gedanken besetzt, sodass diese Gesichter von diesen Menschen die ganze Zeit in meinem Kopf herumkreisen und mich von der Hauptsache ablenken, dann ist es nötig zu sagen: Ich meide diesen Kontakt, ich gehe nicht darauf ein wie Nehemia und ich mache mein Ding mit meinem Gott weiter. So werde ich nicht abgelenkt durch Einschüchterung oder angstmachende Präsenz.
Das können wir auch heutzutage erleben.
Ablenkung durch Gerüchte und Verleumdungen
Wir sehen uns weiterhin den Text an; wir sind immer noch bei den Versen 1 bis 9. Die Feinde denken sich plötzlich falsche Vorwürfe aus, um Nehemias Gedanken gefangen zu nehmen. Was sagen sie in Vers 5? Da sandte Samballa zum fünften Mal auf diese Weise seine Diener zu mir. Nehemia hatte einen offenen Brief, keinen persönlichen Brief mehr, sondern einen, den jeder lesen konnte – einen offenen Brief. Das erzeugt natürlich enormen Druck.
Er hielt einen offenen Brief in der Hand, in dem stand: „Unter den Nationen verlautet“, also werden es jetzt alle lesen, was hier steht. Du und die Juden beabsichtigt, euch zu empören. Israel war ja nicht autonom, sondern Nehemia hatte die Gelegenheit bekommen, von einer Fremdbesetzung zurück in sein Land zu gehen, um dort Aufbauarbeiten zu leisten.
Es gab einen König, König Atasasta. Darum baust du die Mauer auf, weil du dich empören möchtest. Und du willst nach diesem Gerücht ihr König werden. Plötzlich bringt er hier eine Vokabel ein: Nehemia hätte überhaupt keine Veranlassung, die Königsherrschaft an sich zu reißen. Denn Nehemia weiß, dass das Königtum nicht selbst gewählt wird, sondern Gott jemanden in ein Königsamt beruft.
Sogar Propheten sollen eingesetzt worden sein, damit sie in Jerusalem ausrufen: „Er ist König in Juda.“ Nun, solche Gerüchte werden dem König zu Ohren kommen. Das ist eine sehr perfide Taktik, die die Feinde hier anwenden – falsche Vorwürfe, damit Nehemia, der gerade an seiner Mauer baut und diese komplett fertigstellen will, die Tore endlich einsetzen möchte, ständig darüber nachdenkt, was der König denkt und ob er in Probleme geraten wird.
Diese Ablenkung geschieht durch Gerüchte und Sprüche. In Vers 8 heißt es: Verleumdungen, also falsche Rede, verschlingt man wie Leckerbissen und behält sie für immer tief im Gedächtnis. So weit sind wir davon nicht entfernt. Auch wir kennen das, wenn Falsches über uns gesprochen wird. Wenn Gerüchte und Verleumdungen unser Ohr erreichen, sind wir alle geneigt, sie wie einen Leckerbissen aufzunehmen, als ob sie gut schmecken.
Diese Gerüchte haben eine starke Anziehungskraft, sodass wir sie aufnehmen. Gottes Wort sagt, dass sie im Gedächtnis bleiben. Wenn sie im Inneren bleiben, sind wir abgelenkt und völlig vereinnahmt von dieser Gerüchteküche. Dann können wir nicht mehr das tun, wozu Gott uns berufen hat. Statt uns konzentriert auf das zu besinnen und in Freude das zu tun, was Gott uns aufs Herz gelegt hat, verlieren wir die Kraft dazu.
Das wird bei jedem anders aussehen. Aber wenn wir uns ständig mit Gerüchten beschäftigen, haben wir keine Zeit, keine Kraft und keine Freude mehr, das zu tun, was Gott von uns möchte. Deshalb müssen Gerüchte und Verleumdungen ignoriert werden. Wir dürfen nicht darauf eingehen. Und genau das tut Nehemia hier. Er sagt ihnen einfach: Das habt ihr euch in eurem Herzen erfunden. Spielt dieses Spiel, erzählt es allen, aber mich wird es nicht aufhalten.
Sie wollen seine Aufmerksamkeit ganz und gar vereinnahmen. Sie machen das nicht nur einmal, sondern bis zum fünften Mal. Durch hartnäckige Wiederholung versuchen sie, Nehemias Widerstand zu brechen. Darauf sollten wir uns einstellen: Wenn wir unsere Berufung leben wollen, dürfen wir nicht von einem ruhigen Leben ausgehen.
Wenn du Christsein so vorgestellt bekommen hast, dass du auf einer rosa Wolke schwebst, für den Herrn lebst und alles immer schön und nett ist, dann hat das nichts mit der biblischen Realität im Alten und Neuen Testament zu tun. Beständige Angriffe bedrohen unsere Berufung, und feindliche Angriffe sind ständige Begleiter. Der nächste Angriff wird kommen – es ist nur die Frage, wann.
Das sehen wir im Nehemia-Buch immer wieder. Wie oft wurden Nehemia und die Juden schon angegriffen? Amen? Ich höre hier Amen, hoffentlich auch von den Sofas. Jesus hat dasselbe erlebt. Wohin ging er zu Beginn seines Dienstes? In eine Oase? Nein, er ging in die Wüste und wurde vom Feind angegriffen.
In Lukas 4,13 lesen wir, dass, nachdem Jesus die Versuchung überstanden und abgewehrt hatte, der Satan eine Zeitlang von ihm wich. Einige denken, Jesus hätte triumphiert und dann war es vorbei. Aber er war eine ganze Weile in der Wüste, und der Satan kam immer wieder. Angriffe sind eine ständige Begleitung, und diese Begleitung will uns ablenken. Deshalb müssen wir wachsam bleiben.
Die Bedrohung unserer Berufung erfolgt durch Ablenkung: durch Diplomatie, also fremde Ansprüche an uns, durch Einschüchterung, durch negativen Einfluss von Personen, die sich in unsere Köpfe festsetzen, und durch die Gerüchteküche. All das kann uns von unserer Berufung ablenken. Beständige Angriffe können unsere Berufung bedrohen.
Doch Nehemia hat sich trotz alledem kompromisslos seiner Berufung gewidmet. Es ist nicht so, dass Nehemia ein Übermensch ist, den diese Dinge nicht berühren. Im Gegenteil – und das liebe ich am Buch Nehemia – ist Nehemia ein Mann des Gebets. Und Nehemia ist ein Mann der kurzen Gebete. Für diejenigen, die eher Kurzbeter sind und sich schlecht fühlen, ist Nehemia euer Mann. Halleluja!
In Nehemia 6,8 steht: „Da sandte ich zu ihm und ließ ihm sagen: Es ist nichts geschehen von diesen Dingen, die du behauptest, sondern aus deinem Herzen hast du sie frei erfunden. Denn sie alle wollten uns in Furcht versetzen, indem sie dachten, wir würden die Arbeit aufgeben und sie würde nicht ausgeführt werden.“
Daraufhin weiß Nehemia, und jetzt bringt er ein kurzes Gebet ein: „Nun stärke meine Hände.“ Das bedeutet, Nehemia weiß, dass er bei all diesen Ablenkungsmanövern nicht stark genug in sich selbst ist, um die Ablenkungen auszublenden und fokussiert zu bleiben. Seine Widerstandskraft, sich nicht ablenken zu lassen, beruht auf seiner Kraftquelle: dem Gebet.
Er sagt: Herr, du hast genau das vor. Wenn ich nicht zu dir komme, wird genau das passieren – meine Hände werden erschlaffen, und ich werde nicht mehr tun können, wozu du mich berufen hast. Deshalb, wenn du Ablenkung merkst und deine Gedanken nicht mehr ganz auf Gottes Sache konzentriert sind, dann ist das Gebet für dich: Herr, ich wurde abgelenkt, stärke meine Hände wieder!
Ich möchte mich nicht von Diplomatie, Einschüchterung, Gerüchten oder beständigen Angriffen so vereinnahmen lassen, dass ich nicht das tun kann, wozu du mich erwählt hast.
Zweite Phase: Bedrohung durch Ungehorsam
Wir gehen in die zweite Phase: Bedrohung durch Ungehorsam (Verse 10 bis 14).
Und ich kam in das Haus Shemajas, des Sohnes Delayas, des Sohnes Mehetabels, der sich eingeschlossen hatte. Er sagte: „Wir wollen uns im Haus Gottes treffen, im Innern des Tempelraums, und die Türen des Tempelraums verschließen. Denn sie wollen kommen, um dich umzubringen, und zwar in der Nacht.“
Ich aber sagte: „Ein Mann wie ich sollte davonlaufen? Und wer von meinesgleichen könnte in den Tempel hineingehen und am Leben bleiben? Ich gehe nicht mit hinein.“
Ich merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte, sondern dass er die Prophezeiung über mich redete, weil Tobija und Samballat ihn angeheuert hatten. Übrigens sehen wir hier, dass Tobija und Samballat vorher noch gesagt hatten: „Du heuerst dir Propheten an.“ Sie machten genau dasselbe.
Dazu war er angeheuert worden, damit ich aus Furcht so handeln und mich versündigen sollte. So hätten sie einen Anlass zur üblen Nachrede gehabt, damit man mich schmähen könnte.
Ich sprach: „Rechne es, mein Gott, Tobija und Samballat nach diesen ihren Taten an, und auch der Prophetin Noatja und dem Rest der Propheten, die mich in Furcht versetzen wollten.“
Es ist ganz interessant, dass in Randbemerkungen plötzlich Namen auftauchen, mit denen wir vielfach gar nichts anfangen können. Aber wir sehen hier, dass eine ganze Prophetenmannschaft zusammengekommen ist, um sich gegen Nehemia zu verschwören.
Also wieder Angriffe aus dem Innern, aber inspiriert von außen, vom äußeren Feind.
Was ist das Problem? Er wird dazu ermutigt: „Komm, wir gehen in das Innere des Tempels.“ Die alttestamentlichen Bestimmungen zu dieser Zeit erlaubten es mir aber gar nicht, in den Tempel hineinzudringen.
Und da kommt diese Aufforderung: „Hey, sichere dein Leben, sichere dein Leben, komm in diesen Tempel hinein.“ Wir sagen dir natürlich nicht, dass es eigentlich verboten ist, aber komm hinein, komm hinein.
Nehemia hört hier eine geistlich betrügerische Weisung, die seine Berufung zu Fall bringen soll. Er wehrt sich dagegen. Er weiß, wer er ist, und er weiß auch, was Gott gesagt hat.
Darin liegt das Geheimnis des geistlichen Unterscheidungsvermögens von Nehemia: Er wusste, diese Bedrohung führt mich in Ungehorsam und macht meine Berufung zunichte.
Das konnte er nur erkennen, weil er Gottes Wort kannte und wusste, dass das ganze Prophetenteam, das jetzt hier auf ihn einschrie, nichts mit dem zu tun hatte, was Gott schon gesagt und offenbart hatte.
Weil er das wusste, konnte er sagen: „Ich merke, hier ist keine geistliche Offenbarung, kein spirituelles Erlebnis neben mir, das irgendeine offene Vision ist oder das Geheimnis des Herzens der Propheten sehen kann. Das ist eine nüchterne Geschichte: Ich erkenne, Gott hat gesprochen, und was sie sagen, stimmt nicht überein mit dem, was Gott mir gesagt hat und was er uns allen offenbart hat.“
Jetzt kommt hier jemand mit einer geistlichen Weisung. Auf diese Falle lasse ich mich nicht ein. Deswegen konnte er sagen: „Ich gehe nicht mit hinein.“
Ich merke: Nein, nicht Gott hat ihn gesandt, sondern er redet die Prophezeiung über mich, weil Tobija und Sanballat ihn angeheuert hatten.
Ungehorsam beeinträchtigt deine Glaubwürdigkeit. Ungehorsam beeinträchtigt deine Glaubwürdigkeit, und Unglaubwürdigkeit bedroht unsere Berufung.
Das ist genau das, was er sagt: Sie wollten mich in diesen Hinterhalt locken, damit schlecht über mich geredet wird und mein Ruf dahin ist.
Aber ich bin doch derjenige, der einen Auftrag hat. Ich möchte hier Gott und den Menschen dienen. Das kann ich nur tun, wenn ich integer und glaubwürdig bin, wenn ich wahrhaftig bin.
Wenn ich mich auf diesen Pfad einlasse, der so fromm klingt, aber nichts mit dem zu tun hat, was Gottes Wort mir sagt, dann wird Ungehorsam mich unglaubwürdig machen. Und Unglaubwürdigkeit wird meine Berufung beenden.
Versteht ihr diesen Ablauf?
In 1. Timotheus 3,7 sehen wir dasselbe Prinzip. Personen, die als Älteste berufen wurden, also Leitungsfunktionen haben, stehen in derselben Spannung. Sie sollen auf ihre Glaubwürdigkeit achten und gehorsam leben, damit sie ihre Berufung ausleben können.
Denn die Bedingung für diese Berufung beschreibt Paulus in 1. Timotheus 3,7 so: Ein Ältester muss ein gutes Zeugnis haben, einen guten Ruf.
Genau das sieht Nehemia gerade bei sich bedroht. Er muss ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in übles Gerede und in den Fallstrick des Teufels gerät.
Es kann sein, dass deine Berufung auf Eis liegt, weil du aufgrund falscher Wege deine Glaubwürdigkeit verloren hast.
So mancher kommt nicht in den Genuss, seine Berufung ungehemmt und mit Freude auszuleben, weil er Kompromisse gemacht hat und nicht in der Linie Gottes laufen wollte.
Stattdessen hat er auf seine eigenen Pferde gesetzt, seine eigenen Wege gegangen und damit Glaubwürdigkeit verloren. Deshalb kann er nicht das ausleben, was Gott für ihn bereit hat.
Nehemia hat sich nicht auf die Bedrohung des Ungehorsams eingelassen, sondern sich für den gehorsamen Weg entschieden.
Das bedeutet für dich und mich: Wenn wir merken, dass wir unsere Berufung nicht ausleben, weil wir in Ungehorsam gefallen sind, brauchen wir eine Umkehr.
Wir müssen wieder zu dem Herrn gehen, ihn bitten, dass er uns vergibt. Und der Herr wird uns dann auch wieder einsetzen.
Ist es nicht genau das, was wir bei Petrus sehen? Er hatte eine große Berufung bei dieser kleinen Mannschaft am Anfang und hat wirklich versagt. War es dann vorbei?
War es dann vorbei?
Bei Nehemia ist es dasselbe. Er sieht sich im Land der Gefangenschaft, als er im Königspalast ist. Im ersten Kapitel haben wir schon vor einigen Wochen gesehen, wie er sagt: „Herr, wir haben gesündigt, meine Väter und ich auch.“
Aber er sieht eine Berufung. Was ist der Weg dahin? Raus aus dem Ungehorsam, hin zur Umkehr, hin zur Beugung vor Gott und zur Vergebung von Gott in Anspruch nehmen.
Dann heißt es: Mit Gehorsam volle Fahrt voraus, um die Berufung zu leben.
Dritte Phase: Bedrohung durch Misstrauen und innere Zwistigkeiten
Gehen wir in die dritte Phase, die zugleich die kürzeste sein wird. Wir überspringen einige Verse und betrachten nun die Verse 17 bis 19. Das Alte Testament ist nicht immer streng chronologisch geschrieben, sondern manchmal drehen sich die Ereignisse und es gibt Einfügungen.
In den Versen 17 bis 19 sehen wir eine dritte Bedrohung. Was haben wir hier? Zunächst gab es eine Bedrohung durch Ablenkung, dann eine durch Ungehorsam, und jetzt eine Bedrohung durch Misstrauen.
Vers 17 bis 19:
„In denselben Tagen ließen auch einige der Edlen von Juda viele Briefe an Tobija abgehen. Und solche von Tobija kamen an sie, denn es gab viele in Juda, die sich ihm mit einem Eid verbunden hatten, denn er war ein Schwiegersohn Schechanjas, des Sohnes Arachs, und sein Sohn Johanan hatte die Tochter Meschulams, des Sohnes Berechjas, zur Frau genommen. Auch sprachen sie vor mir von seinen guten Taten und hinterbrachten ihm meine Worte, und Tobija sandte Briefe, um mich in Furcht zu versetzen.“
Die Namen klingen sehr schön, wenn man ein Kind bekommt und auf Namenssuche ist, gibt es hier eine große Palette. Wir können mit diesen Namen nicht viel anfangen, wenn wir uns nicht intensiv in diese Geschlechtsregister vertiefen. Darin bin ich auch kein Profi.
Was Nehemia uns durch diese Auflistung zeigen möchte, ist Folgendes: Der Feind Tobija hat Einfluss in die inneren Reihen genommen – nicht nur durch die Propheten, sondern sogar durch verwandtschaftliche Beziehungen. Am Ende des Nehemia-Buches gibt es noch einen Hinweis, dass Tobija, dieser Feind von Nehemia, sogar mit den Priesterfamilien verwandt ist.
Familie ist Familie, da kommt nicht so schnell etwas dazwischen. Nehemia ist sich bewusst, dass sehr bedeutende Familien in diesem Projekt in Juda existierten, die mit dem Feind vereidigt und verbunden waren. Einflussreiche Menschen in dieser Gesellschaft waren korrupt und hielten sich nicht zu Nehemia, sondern zu Tobija, dem Feind.
Das offensichtliche Misstrauen angesehener Personen kann deine Berufung bedrohen, weil es dich ständig infrage stellt. Das ist keine schöne Sache, wenn Menschen, die von anderen angesehen werden, dir immer wieder vorhalten, wem sie loyal sind – und nicht dir. Sie sprechen vor Nehemia von Tobijas guten Taten. Was habe ich damit zu tun? Was habe ich damit zu tun? Doch sie wollen ihn zermürben durch Misstrauen.
Nehemia hat zu Beginn des Kapitels gesagt, dass Tobija Böses ihm tun will. Jetzt endet das Kapitel damit, dass andere ihm ständig von den guten Taten und Absichten Tobijas berichten. Damit untergraben sie Nehemias Führung und stellen ihn in Frage.
Wir haben also diese drei Bedrohungen: Ablenkung, Ungehorsam und Misstrauen. Alle diese Bedrohungen wollten Nehemia in seiner Berufung schaden. Und das Spannende ist: Alle Attacken hatten ein gemeinsames Ziel – Furcht zu wecken.
Ist euch das beim Lesen aufgefallen? Egal mit welcher Methode sie kamen, sie wollten Nehemia in Furcht versetzen, damit er seine Berufung nicht lebt. In der ersten Phase der Ablenkung heißt es in Vers 9, dass sie „uns in Furcht versetzen“ wollten.
In der zweiten Bedrohung, als es um den Ungehorsam ging und die Prophetenaktion, heißt es in Vers 14: „Und sie wollten mich in Furcht versetzen.“ Und in Vers 19, wo die Bedrohung durch Misstrauen erfolgt, heißt es wieder, Tobija habe Briefe gesandt, um Nehemia in Furcht zu versetzen.
Es ist keine Überraschung, dass Kapitel 6 von Furcht trieft. Auf jeder Ebene soll Nehemia in Furcht versetzt werden. Statt sich auf seine wesentliche Herausforderung zu konzentrieren, soll seine ganze Seele von Menschenfurcht erfüllt sein.
Warum tritt das Thema Menschenfurcht in Kapitel 6 so deutlich hervor? In Kapitel 5 haben wir letzte Woche gehört, dass Gottesfurcht den Unterschied im Leben von Nehemia gemacht hat. Nehemia hatte die Belohnung im Blick und verfolgte zielstrebig seine Berufung. Das gelang ihm, weil er voller Gottesfurcht war – er fürchtete Gott mehr als alle anderen.
Die Angriffe, die auf uns kommen, zielen immer darauf ab, unsere Gottesfurcht zu reduzieren – dass wir Gott weniger fürchten als das, was uns trifft, uns ablenkt, Misstrauen sät oder in Ungehorsam führt. Die Menschenfurcht und Gottesfurcht stechen in den Kapiteln 5 und 6 beim Lesen deutlich ins Auge.
Nehemia macht in Vers 15 und 16 etwas Interessantes, wie er den Abschluss beschreibt:
„Und die Mauer wurde am fünfundzwanzigsten des Monats Elul in zweiundfünfzig Tagen fertiggestellt.“ Er ist dran geblieben und hat an Gottesfurcht festgehalten.
Was passiert dann? „Als alle unsere Feinde es hörten, da fürchteten sich alle Nationen, die rings um uns waren, und unsere Feinde sanken sehr in ihren Augen. Sie erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott aus geschehen war.“
Sie haben versucht, die Gottesfurcht eines Gotteskindes zu zerstören, damit er sein Werk nicht tut und nicht zum Lohn kommt. Doch Nehemia hat sich diesem Spiel nicht hingegeben. Er hat widerstanden und nicht zugelassen, dass Menschen so viel Raum in seinem Leben einnehmen.
So sieht er bereits den ersten Bissen der Belohnung: Er merkt, dass Gott treu ist und die Feinde ihre eigene Furcht ernten. Gott segnet ihn in seiner Berufung.
Nicht jeder von uns ist ein Stadtmauerbauer. Vielleicht machst du Dinge, die dir klein erscheinen. Viele Menschen haben an dieser Mauer gebaut. Wir haben die Namensverzeichnisse schon einmal gelesen – sie waren unbedeutend. Wir würden nie von ihnen erfahren, hätte Nehemia sie nicht aufgeschrieben. Gott aber weiß um die Dinge, die wir tun.
Darum: Egal in welcher Bedrohung du steckst oder welche Phase du gerade durchläufst, bete: „Herr, stärke meine Hände.“ Sei entschlossen, in Gottesfurcht und Gottesfokus zu leben. Gott selbst wird sein Werk durch dich vollenden.
Amen, Amen! In allem, was wir sind, denn alles ist durch dich und wird durch dich geschehen. Nicht ein Bogen.
Abschluss und Segenswünsche
Wir sind am Ende des Gottesdienstes angekommen. Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag. Knuddelt eure Mütter, ruft sie an – oder knuddelt sie nicht, je nachdem, wie ihr das handhaben könnt oder auch nicht handhaben könnt. Segnet eure Mütter.
Ich möchte euch einladen, in die DNA-Telegruppen hineinzugehen, um mit den Geschwistern noch Zeit zu verbringen. Dort könnt ihr auch noch einmal über die Predigt sprechen und füreinander beten.
Den Gottesdienst möchte ich mit Titus 2,14 beenden: Jesus Christus ist es, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von einem Leben der Auflehnung gegen Gottes Ordnungen loszukaufen, von aller Schuld zu reinigen und uns auf diese Weise zu einem Volk zu machen, das ihm allein gehört und das sich voller Eifer bemüht, gute Werke zu tun.
Herr, danke, dass du dieses Ziel hattest und dass du auch dein Ziel erreichst. Gebrauche uns und nimm uns hinein, gute Werke zu tun – aber nicht aus eigener Kraft, sondern aus deiner Kraft. Befähige uns, unsere Berufung zu erkennen, sie in Angriff zu nehmen und mit deiner Kraft auch zu leben. Amen.