Einführung und Kontextualisierung des Bibeltextes
Ja, wenn jemand Bibeln braucht, haben wir in unseren Schränken auch hier vorne Bibeln. Sie sind zwar nicht besonders schick, aber man kann sie sich einfach nehmen und anschauen. Auch unten im Schrank liegen welche, wenn man dort vorbeigeht.
Ich lese jetzt die zwei Verse vom vorigen Kapitel dazu, weil sie eigentlich mit hineingehören. Sie wissen, dass die Einteilung der Verse sehr spät erfolgt ist, auch in den Urtexten. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Einteilung vielleicht erst im neunten Jahrhundert entstanden ist. Sie hat also mit den ursprünglichen Schriftstellern nichts zu tun, sondern diente als Hilfe.
Die jüdischen Gelehrten haben im Mittelalter sogar die ganzen Silben und Buchstaben gezählt und das alles vermerkt, damit am Bibeltext nichts geändert wird. Für uns ist es also immer wichtig, den Zusammenhang zu sehen, der den ursprünglichen Schreibern sehr wichtig war – wie hier Paulus. Und da ist zweifellos der Eingang:
„Wenn wir im Geist leben, lasst uns auch im Geist wandeln!“
Das Leben im Geist als Grundlage christlichen Handelns
Wir sagten bereits, dass der Heilige Geist das Zentrum des neuen Lebens ist. Der Heilige Geist ist Christus selbst, der in uns Wohnung nimmt.
Wenn man Christus sieht, dann ist eine neue Schöpfung entstanden. Das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden.
Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten. Fordert einander nicht heraus und beneidet euch nicht. Liebe Brüder, wenn jemand von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid.
Sieh dabei auf dich selbst, damit du nicht auch versucht wirst.
Praktische Ratschläge für das christliche Miteinander
Es ist interessant, dass jetzt plötzlich ganz praktische Ratschläge kommen. So habe ich das heute überschrieben: praktische Ratschläge. Dabei merken wir, dass dies ganz eng mit dem zusammenhängt, was wir zuvor gehört haben.
Es geht um die Überwindung des Gesetzes. Nun widerspricht es plötzlich doch, wenn jemand die Last eines anderen trägt. „So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ – hier wird das Wort „Gesetz“ gebraucht.
Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, obwohl er nichts ist, bedrückt er sich selbst. Jeder soll sein eigenes Werk prüfen. Dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben und nicht gegenüber anderen.
Denn jeder wird seine eigene Last, seine eigene Bürde tragen. Wir werden erkennen, was für eine Bürde das ist, die jeder tragen muss.
Wer aber im Wort unterrichtet wird, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allem Guten.
Die Bedeutung von Eigenverantwortung und gegenseitiger Unterstützung
Irrt euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.
Wer auf sein Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten. Wer aber auf den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.
Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden. Denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.
Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.
Die Lasten des Lebens gemeinsam tragen
Was ganz besonders schön ist, ist, wenn man miteinander Lasten trägt. Erinnern Sie sich einmal daran, wie Sie das erlebt haben in einer schwierigen Zeit – sei es bei Krankheitsnöten oder seelischem Druck. Dann haben Sie jemanden gefunden, der mit Ihnen diese Last mitgetragen hat.
Es ist herrlich, wenn einer die Last des anderen trägt. Wenn man das teilen kann, wird es einem schon leichter. Man findet jemanden, dem man davon erzählen kann, und das ist ganz wichtig.
Es ist wunderbar, dass Paulus uns auf diese ganz einfache Sache hinweist und sagt: Das ist doch etwas ganz Großes, wenn man mit anderen seine Lasten tragen kann. Es erfordert ja immer auch ein Stückchen Mut, wenn man vor anderen sagt: „Ich schaffe das allein nicht. Ich brauche deine Hilfe.“
Die Herausforderung des Vertrauens und der Offenheit in der Gemeinde
Manche Menschen beißen die Zähne zusammen und lassen nie etwas heraus. Sie sind so verschlossen, was immer schade ist. Denn so weiß man gar nicht, was sie Schweres oft durchmachen. Man kann auch keine Anteilnahme zeigen.
Es wird wahrscheinlich immer häufiger vorkommen, dass auf Todesanzeigen steht: „Bitte keine Anteilnahme zeigen.“ Viele sagen das vielleicht, weil in aller Stille schon Anteilnahme stattgefunden hat. Das ist sicher richtig, denn man hat auch oft leidige Tröster erlebt.
Dennoch ist es schade, weil man sich dadurch vielleicht auch von manchen netten und hilfreichen Tröstern abgeschieden hat.
Bei uns als Gemeinde sollte das anders sein. Wir wollen einander Anteil nehmen und einander die Möglichkeit geben, zu sprechen.
Umgang mit Fehlern und Verfehlungen in der Gemeinschaft
Wenn Paulus schreibt, dass einer des anderen Last tragen soll, denkt er dabei natürlich nicht nur an Krankheit, obwohl das auch dazugehört. Er hat nicht nur an Sorgen mit Kindern gedacht.
Es ist immer sehr schön, wenn man sagen kann: Ich habe Probleme mit meinen Kindern, ich habe Probleme in der Ehe, ich habe Probleme im Beruf.
Aber woran hat Paulus wahrscheinlich am meisten gedacht? Wenn ein Mensch von einem Fehler ereilt wird, wenn jemand einem Fehler verfällt – also wenn man etwas ganz, sagen wir, unüberlegt oder dumm gemacht hat. Und genau dabei schämen wir uns meist.
Haben wir Freunde auch in der Gemeinde, denen wir ehrlich sagen dürfen: „Du, ich habe in meinem Leben etwas ganz Neues, etwas Blödes gemacht.“ Paulus sagt: Wenn jemand von einem Fehler ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist. Und dann fügt er hinzu: Trag doch die Last mit.
Die Bedeutung von Sanftmut und geistlicher Hilfe
Was ist das eigentlich? Es sind die Momente, in denen wir versündigen, in denen wir in ganz blöde, hässliche und schmutzige Dinge hineingeraten sind.
Die Sorge ist oft, dass wir alle denken: Das darf ich niemandem in der Gemeinde erzählen. Natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit, denn wir wollen es ja nicht verbreiten. Aber die Frage bleibt: Darf ich das einer Schwester oder einem Bruder anvertrauen? Einen Fehltritt?
Wissen Sie, dass Christen sehr viele Sünden begehen? Und zwar dumme, blöde, hässliche und unbegreifliche Sünden. Deshalb entsteht oft dieser falsche Eindruck, dass wir alle vollkommen wären. Paulus sagt: Wenn jemand von einer Verfehlung ereilt wird – was kann das sein? Es kann eine schmutzige Sache sein, es kann ein Unrecht sein.
Wir erleben heute immer wieder, wie schnell solche Dinge in den Zeitungen landen und wie jemand dadurch kaputtgemacht wird. Wie ist das aber in einer Gemeinde? Haben Sie Menschen, denen Sie so etwas anvertrauen können? Die sagen: Du hast einen ganz schlimmen Fehltritt gemacht, und ich will dir helfen, da wieder herauszukommen?
Paulus fordert uns auf: Helft einander mit sanftmütigem Geist. Stell dich unter die Verfehlung deines Bruders.
Verurteilung vermeiden und Vergebung fördern
Das heißt natürlich nicht, dass das ein Dauerzustand sein soll oder dass man einfach ein Amen dazu sagt. Vielmehr soll man ihm helfen, wieder herauszukommen aus dem Fehler, in den er hineingeraten ist.
Es kann eine Lüge sein, ein gebrochenes Vertrauen, das einen anderen tief verletzt hat, oder eine andere Form von Verfehlung – die ganze Palette menschlicher Fehler ist möglich. Das Schlimmste daran ist, dass man versagt und enttäuscht, und das kommt unter Christen ganz häufig vor.
Jetzt geht es einfach darum: Helft ihm zu Recht. Was ist eigentlich in einer Gemeinde so schlimm? Es ist bemerkenswert, dass Paulus das gleich hier im Galaterbrief versteht. Was machen wir oft? Wir verurteilen. Wir verurteilen. Wenn wir in der Gemeinde von einem hören, dass etwas passiert ist, dann urteilen wir. In uns lebt der Staatsanwalt, der unbestechliche Staatsanwalt, der in den entscheidenden Punkten zuerst feststellen muss, dass jemand etwas getan hat, was nicht recht ist.
Dieser Staatsanwalt in uns will gleichzeitig zum Ausdruck bringen: Ich mache das natürlich nicht. Das ist der Schaden einer Christengemeinde. In der Welt passiert so etwas, klar, aber bei Christen darf es nicht vorkommen. Das Aburteilen erlaubt uns Paulus gar nicht. Stattdessen sagt er: Helft ihm zu Recht, mit sanftmütigem Geist. Ihr seid doch geistliche Leute, vom Heiligen Geist erfüllte Menschen.
Das Vorbild Jesu für den Umgang mit Fehlern
Ich sage immer wieder: Es ist ganz einfach, wenn man statt des Wortes „Heiliger Geist“ oder „geistlich“ einfach „im Geist Jesu“ sagt.
Wie hätte Jesus in dieser Situation gehandelt? Wie hätte sich Jesus erregen können – er, der reine und vollkommene – wenn er Menschen traf, die mit krimineller Energie, damals das Steuersystem, zu ihrem eigenen Nutzen umdeuteten? Wenn Jesus eine Prostituierte traf, ging er mit ihr um. Er, der so völlig rein war bis ins Herz, begegnete den Menschen mit einer unendlichen Liebe und dem Wunsch, ihnen zu helfen.
Ist dieser Geist des Zurechthelfens bei uns vorhanden? Wir hören immer wieder das Wort und sagen: Das will ein Christ sein.
Warnung vor Selbstgerechtigkeit und Versuchung
Ja, warum? Wo steht geschrieben, dass Christen nicht versucht werden? Paulus sagt: „Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest.“ Keiner von uns kann auch nur für einen Tag garantieren, dass er nicht für unzählige schlimme Verfehlungen verführbar ist, wenn die Situation entsprechend kommt.
Wir kennen die Macht der Verführung und die dunklen Mächte, die in unserem Leben wirksam sein können. Es ist ein Wunder der Gnade Gottes, wenn wir standhaft bleiben. Das können wir nicht auf unsere eigene Kraft zurückführen.
So wäre es ja einfach, wenn man sündlos sein könnte. Aber denke immer wieder daran: Man erlebt Enttäuschungen an Mitchristen. Sie haben das Vertrauen gebrochen, ein Geheimnis, das man anvertraut hat, weiter erzählt. Sie haben verlogen und hinterhältig gehandelt. Sie haben sich gegen uns gestellt und Schlechtes über uns geredet.
Dann kommt bei uns der Hass hoch und die Bitterkeit. Das kommt immer wieder aus dem Gesetz heraus.
Unterschiedliche Ebenen von Recht und Gnade
Der Rat sagt, das ist ein übles Gesetz. Es will immer verurteilen, überführen, nennen und sagen: Das ist nicht recht. Das müssen ja unsere Juristen tun.
Es ist jedoch immer etwas Wahres daran, dass es zwei verschiedene Ebenen gibt. Luther hat ja von zwei Reichen gesprochen. Im öffentlichen Leben muss ich darauf achten, dass das Unrecht beim Namen genannt und verurteilt wird.
Doch es geht um die Christengemeinde. In der Christengemeinde soll ein anderer Raum sein, in dem Menschen mit ihren Verfehlungen zu Recht geholfen wird. Dort soll ihnen ein Geist Jesu entgegenschlagen, der Liebe zeigt. Denn ihr seid doch geistlich – der Wandel im Heiligen Geist ist entscheidend.
Jetzt merkt man, dass das ganz eng zusammengehört. Er sagt, dieses in der Gemeinschaft zu praktizieren, ist ganz wunderbar umgesetzt, wenn wir nicht nach dem Gesetz leben, sondern aus dem Geist Jesu heraus, in seiner Liebe, und das umsetzen wollen.
Selbstprüfung statt Verurteilung
Paulus sagt nicht, dass unser Staatsanwaltschaftsdenken grundsätzlich falsch sei, nur weil wir die Fehler so genau erkennen. Wir sehen ja bei anderen glasklar die Fehler. Wir können jeden um uns herum genau einschätzen und sagen: „Ha, der ist auch nicht so, und der ist so und so.“
Er sagt nicht, dass das falsch sei. Er sagt nur: Wer bist du, dass du über einen anderen richtest? Wir haben das oft bei Paulus gesehen, dass er uns das Richten verbietet. Schon bei Jesus finden wir, dass er uns das Richten verwehrt.
Darum gibt es hier zwei Ebenen: Ein Richter oder ein Polizist muss richten, sonst fällt die öffentliche Ordnung auseinander. Auf dem Feld der öffentlichen Ordnung ist das notwendig.
In der Gemeinde hingegen geht es darum, Menschen zu retten und herauszuführen. Dort wird nicht gesagt, dass alles egal ist oder jede Übeltat gerechtfertigt sei. Vielmehr geht es darum, demjenigen zu helfen, wieder auf den rechten Weg zu kommen.
Aus diesem krummen Weg sollt ihr ihm helfen, zurück zur Gerechtigkeit zu finden – denn ihr seid doch selbst geistlich.
Die Bedeutung des geistlichen Lebens für das Miteinander
Und was ist das Geistliche bei uns? Was ist der Geist Jesu in uns, der uns hoffentlich in jedem Augenblick unsere eigenen Verfehlungen zeigt?
Je länger man im Heiligen Geist lebt, desto mehr wird man mit zunehmendem Alter die eigenen Verstrickungen erkennen. Plötzlich sagt man sich, man hätte nie geahnt, welche bösen Gedanken im eigenen Herzen verborgen sein können.
Bis ins hohe Alter wird man tatsächlich oft mehr darunter leiden. Wir haben kein reines Herz, sondern ein Herz, in dem sich allerlei Bosheit sammelt. Dabei sind wir manchmal erschüttert, welchen Schmutz und welche hässliche, brutale Art sich in uns Raum verschaffen kann.
Ihr seid doch geistlich. Helft ihm bitte mit einem sanftmütigen Geist zurecht.
Beispiel der Vergebung: Walter Rathenau und seine Mutter
Ich habe Ihnen einmal von dem Außenminister Walter Rathenau in der Weimarer Republik erzählt. Er war Vorsitzender der AEG, saß in 85 Aufsichtsräten, bevor er deutscher Außenminister wurde. Er war ein Junggeselle und ein Jude.
Rathenau wurde ermordet. Er war ein genialer Außenminister, der es fertigbrachte, nach dem Ersten Weltkrieg zum ersten Mal wieder eine Brücke zu schlagen. Diplomatisch betrieb er in Rapallo eine Aussöhnung mit Russland.
Nationalisten hassten diesen Mann natürlich. Antisemitismus kam hinzu, und schließlich wurde Rathenau erschossen.
Die Mutter von Walter Rathenau, die ihren Sohn sehr liebte und mit ihm sehr eng verbunden war, reagierte auf den Mord mit großer Größe. Sie hatten oft eine halbe Stunde täglich miteinander vierhändig Klavier gespielt, Bach oder Beethoven. Diese gebeugte Mutter schrieb nach dem Mord an die Mutter des Mörders:
„In namenlosem Schmerz reiche ich Ihnen, der Ärmsten aller Frauen, die Hand. Sagen Sie ihrem Sohn, dass ich ihm im Namen und Geist des Ermordeten verzeihe. Wie Gott ihm verzeihen möge, wenn er vor der irdischen Gerechtigkeit ein volles, offenes Bekenntnis ablegt und vor der göttlichen Gerechtigkeit bereut. Mögen diese Worte ihrer Seele Frieden geben.“
Dass das eine jüdische Frau sagt, sollte uns Christen beschämen. Wenn der geliebte Sohn, mit dem man zusammenlebt, durch eine so furchtbare und sinnlose Tat ermordet wird, ist das schwer zu ertragen.
Der Geist des Verzeihens ist der Geist Jesu – der Geist des Verzeihens und zugleich der Gerechtigkeit. Dabei wird nicht beschönigt, was Grässliches passiert ist. Mord bleibt Mord. Aber es ist ein Geist der Versöhnung.
Und diesen Geist gibt es in unserer Welt so wenig. Am allerwenigsten gibt es ihn oft unter Christen, wo so viel abgerechnet und verurteilt wird. Helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist. Du bist doch geistlich!
Denk doch einmal daran, wie Jesus in seinem Erdenleben mit Menschen umgegangen ist und wie er es gesagt hat.
Das Gesetz Christi als neue Lebensordnung
Paulus fordert dazu auf, die Last des anderen zu tragen. Dabei geht es um die Bürde, die aus den Versäumnissen und der Verschuldung des Mitbruders entsteht.
Bei fremden Menschen fällt es oft nicht schwer, solche Lasten zu ertragen. Zum Beispiel nehmen viele Menschen das Unrecht, das auf dem Balkan geschieht, gelassen hin. Schwieriger wird es jedoch, wenn sich der Ehegatte an einem versündigt, wenn ein Freund oder der Pfarrer einem Unrecht tut. Es gibt viele solcher Situationen.
In solchen Fällen soll man dem anderen mit einem sanftmütigen Geist helfen, ihn wieder zurechtzufinden. Diese Haltung ist eine wunderbare Ordnung, die Jesus vorgibt.
Paulus spricht hier von einer geistlichen Lebensweise und sagt, dass man durch sie das Gesetz Christi erfüllt. Dabei verwendet er das Wort „Gesetz“ in einem neuen Sinn. Es ist nicht mehr ein strenger Katalog mit unzähligen Geboten und Verboten, sondern eine neue Lebensordnung, die sich durch Liebe und gegenseitige Fürsorge auszeichnet.
Beispiele aus der Bibel zur Umsetzung des Gesetzes Christi
Kennen Sie noch Innenminister Höchel? Es gab damals einen Skandal im Bund, und die Opposition kritisierte, dass Höchel nicht ganz sauber gehandelt habe. Höchel entschuldigte sich daraufhin und sagte sinngemäß, man könne ja nicht immer ganz genau nach dem Gesetz leben. Er drückte es so aus: Man könne ja nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unterm Arm herumlaufen. Er meinte, er könne nicht so genau nach den Paragraphen leben, sondern lebe so der Spur nach.
Für Christen gilt das jedoch nicht. Das Gesetz Christi ist verpflichtend und geht weit über das mosaische Gesetz hinaus. Ich möchte Ihnen einige Bibelstellen zeigen, in denen das deutlich wird.
Im Jakobusbrief, Kapitel 1, Vers 25, sagt Jakobus im Grunde dasselbe wie Paulus, auch wenn seine Formulierungen so gewählt sind, dass es fast wie ein Gegensatz wirkt. Ihm geht es sehr um das Tun des Christen. Dort heißt es: „Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineinschaut und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.“
Wenn ich das einfach umsetze: Die Liebe Jesu verpflichtet uns zum Recht. Das Unrecht bleibt trotzdem Unrecht. Aber ich helfe einem Menschen, helfe ihm zur Gerechtigkeit.
Im zweiten Kapitel des Jakobusbriefs, Vers 8, spricht Jakobus vom königlichen Gesetz, das erfüllt wird mit der Liebe zum Nächsten. Er sagt: „Liebe deinen Nächsten, so tust du Recht.“ Dieses Gesetz ist nicht etwas, das mich zerbricht oder nur in eine Form zwingt. Es ist eine Lebensordnung für die, die Christus lieben.
Das ist vergleichbar mit dem Verliebtsein: Wenn man verliebt ist, ist es ganz selbstverständlich, dass man so handelt.
Im Johannes-Evangelium, Kapitel 13, Vers 34, sagt Jesus: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander!“ Das ist ein Gebot, aber Liebe lässt sich nicht auf Kommando befehlen. Liebe auf Kommando funktioniert nicht.
Jesus erklärt, dass diese neue Lebensordnung darin besteht, dass wir uns untereinander lieben. Und ich kann nur lieben, wenn ich selbst Liebe empfangen habe, wenn ich aus der Christusliebe komme und der Geist Gottes mir das Geheimnis der Liebe Christi erschlossen hat. Nur so kann ich lieben, damit auch ihr einander liebt.
Die Herausforderung der Demut und Sanftmut
Das ist 1. Korinther Kapitel 9, Vers 21. Ist da etwas falsch? Nein, das ist richtig. Und denen, die ohne Gesetz sind, damit ich die Schwachen gewinne – das passt nicht ganz. Entschuldigung, da habe ich einen Fehler gemacht. Aber es genügt, oder?
Ich möchte noch einmal betonen: Der Punkt, auf den ich hinauswill, ist, dass Paulus von diesem neuen Gesetz Christi spricht. Dieses Gesetz kommt nicht als eine Forderung zu mir, sondern als ein Geschenk, eine Lebensordnung, in der ich leben darf. Es ist das Erbarmen Jesu, das Leben, die Sanftmut und die Demut Jesu.
Es tut mir besonders weh, dass in unseren Tagen auch unter Christen das Wort „Demut“ selten gebraucht wird. Man sagt dann, das sei eine „Hundetugend“ und würde meine Würde zerstören. Nein! Jesus sagt: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“
Wir leben in einer Zeit, die ganz besonders großmäulig ist. Und die Christen machen da ganz arg mit in dieser großmäuligen Welt, in der jeder sagt: „Ich bin der Beste, ich bin der Größte, ich kann alles besser und ich habe mir nichts vorzuwerfen.“
Man meint, man geht darunter, und vergisst dabei, dass gerade diese Demut Jesu und diese Sanftmut Jesu die wunderbarsten Eigenschaften sind – gerade heute. Sie überwältigen die meisten Menschen, wenn sie diese Eigenschaften bei einem Menschen spüren.
Praktisches Beispiel für gelebte Sanftmut
Mir hat es, als ich selbst noch ein junger Kerl war, sehr imponiert. Auf einem großen Jugendlager hatten sich einige Burschen etwas zu Schulden kommen lassen. Man suchte damals auf dem Zeltlager eine Strafe für sie aus.
Die Bestrafung bestand darin, dass sie eine neue Latrinengrube ausheben mussten. Beim Ausheben der Latrinengrube war der Erste, der mit ihnen dabei war, der Jugendpfarrer. Bis zum letzten Spatenstich hat er gemeinsam mit den bestraften Jungen ausgegraben.
Das hat mich damals ungemein beeindruckt. Einer, der die Last mitträgt, wenn eine Sache gerichtet und verurteilt werden muss – aber einer, der sich darunter stellt.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Unterstützung in schwierigen Zeiten
Ich habe in unserer Zeit entdeckt, wie schnell Menschen heute in der Medienwelt isoliert werden, wenn auch nur irgendwelche Namen oft in der Zeitung genannt werden. Viele wagen es dann nicht mehr, auf die Straße zu gehen, nur weil Familienangehörige in der Zeitung groß herauskommen.
Es ist etwas ganz Wunderbares, wenn sie in diesen Augenblicken trotzdem schreiben, Liebe zeigen, anrufen und Menschen spüren: Wir verurteilen dich nicht, sondern wir stellen uns mit darunter.
Gott ist bei denen, die zerschlagene Herzen haben und ein zerbrochenes Gemüt. In Jesaja 57,15 ist beschrieben, dass Gott ganz besonders nahe ist, wenn Menschen leiden. Das ist ein Dienst.
Umgang mit Eiferern und Selbstgerechtigkeit
Und jetzt zu den Gesetzlichen, zu den Eiferern. Denken Sie bitte auch an Menschen, die glauben, alles richtig zu machen. Sie urteilen oft über andere, die ihrer Meinung nach an äußeren Dingen scheitern. Diese Menschen verurteilen andere, die ihrer Ansicht nach alles falsch machen und Unrecht tun. Sie wollen nicht einmal das Gesetz lockern, nur um dieses strenge, harte Urteil zu mildern.
Paulus meint hier in Galater 6, dass das Ganze letztlich nur der eigenen Ehre dient. In Vers 3 heißt es: Wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist. Wenn ich mir bewusst mache, wie ich vor dem Gericht Gottes stehe, wird mir das sehr klar. Wenn derjenige, der jetzt neben Ihnen sitzt, wüsste, was alles in Ihrem Leben vorgefallen ist, würden Sie vor Scham aus dem Saal rennen. Das gilt für jeden von uns, auch für mich.
Deshalb können wir uns niemals über andere stellen. Stattdessen sollen wir uns als Jünger Jesu im Geist Jesu denjenigen zuwenden, die sich schuldig gemacht haben. Wir sollen ihnen die Liebe spüren lassen. Betrüge dich nicht: Du bist nichts! Du bist Staub und Asche, und du lebst von der Gnade Jesu. Mehr kannst du über dein Leben nicht sagen.
Selbstprüfung und Demut als Weg zur Liebe
Vers 4: Ein jeder prüfe sein eigenes Werk, und dann hat er seinen Ruhm.
Oft prüfen wir unser eigenes Werk jedoch nur sehr oberflächlich. Paulus meint es hier natürlich auch ein Stück weit ironisch: Prüfe dein Werk, dann wirst du still werden und nicht mehr so über andere reden.
Das Problem ist, dass wir immer wieder glauben, mit harten Worten und strengen Gesetzen könne man etwas erreichen. Ich habe es Ihnen schon ein paarmal gesagt: Gerade Menschen, die die ersten Schritte im Glauben tun, neigen dazu, sehr rigoros zu werden.
Es war jedoch immer so, dass reife Christen viel mehr Liebe und Geduld zeigen. Sie kennen sich selbst besser und wissen, dass wir alle versagen.
Wenn wir wirklich im Gesetz Christi leben, dann sind wir in seinem Geist. Dadurch haben wir auch Liebe für Menschen, die gescheitert sind.
Die Balance zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Ich will noch einmal betonen, dass es keineswegs bedeutet, dass heute alles egal ist. Doch! Die Sünde macht keinen Menschen glücklich. Sie führt die Menschen ins Verderben.
Darum können wir niemals eine Lüge gutheißen, niemals Schmutz oder einen Vertrauensbruch. Die Frage ist jedoch: Wie können wir einen Menschen herausführen? Wie können wir ihm gerecht helfen? Das gelingt nur, wenn wir die Schuldgemeinschaft im Geist Jesu deutlich machen.
Es war doch beeindruckend, wie Jesus zu Beginn seiner Wirksamkeit sich zuerst von Johannes dem Täufer taufen ließ. Er brauchte diese Reinigungstaufe des Johannes eigentlich gar nicht. Für Jesus war es wichtig, Bruder zu sein – Bruder der Gefallenen, der Schuldigen.
Das ist ein zentraler Punkt in jeder Geschichte des Evangeliums. Besonders deutlich wird das, wenn die große Sünderin sich bei Jesus ausweint und der Gastgeber sagt: „Na ja, das ist doch jetzt unpassend, gerade diese Frau.“ Doch Jesus antwortet: „Lass sie!“ Die Gemeinde Jesu muss einen Blick für Menschen haben, die in großer Not zu ihr kommen.
Wenn das nicht spürbar ist, dann ist das sehr schlimm. Andere müssen merken: Hier wird nicht gerichtet.
Die Rolle der Gnade im christlichen Leben
Und das ist beim Gesetz so schwierig, auch wenn man über alles redet. Das können auch heute die großen moralischen Themen unserer Zeit sein.
Ich meine, in der Predigt muss die Gnade mittendrin stehen, die empfangene Vergebung. Sonst wird alles falsch verstanden. Wir haben nicht eine neue Lebensordnung oder eine neue Weltordnung zu verkünden. Das ahnt jeder Mensch von selbst.
Sie kennen ja die schöne Geschichte von Werner Bergengruen und der Frau, die für ihren Mann die Fischernetze aufspannt, während er von der Klippe springt. Das kann nur Jesus tun: diese enorme Vergebung für den schuldig Gewordenen haben und mit ihm mitfühlen.
Die persönliche Last und die Kraft der Vergebung
An jeder Vers fünf wird seine eigene Bürde tragen – was ist damit gemeint, seine eigene Bürde zu tragen?
Du trägst schwer an deinen Verfehlungen. Liebe Schwestern und Brüder, obwohl wir die Vergebung Jesu vielfach erfahren haben, wird uns oft bis ins hohe Alter hinein noch einmal bewusst: Rede doch nicht so groß, du hast doch so überwältigend Jesu Liebe erfahren.
Und wenn man dann sieht, dass diese empfangene Vergebung in der ganzen Geschichte der Christen die Kraft war, die die großen Liebeswerke und die Gemeinde immer wieder belebt hat, dann wird deutlich, wie Menschen so überwältigt waren und wirklich in Demut und Sanftmut anderen dienen konnten.
Sie haben angefangen, die Aussätzlichen zu pflegen und sich aufopferungsvoll um die Bedürftigen zu kümmern.
Beispiel Bodelschwingh: Liebe und Respekt gegenüber Kranken und Schwachen
Und dann war es ein preußischer Ministersohn, der die Verrückten und Geisteskranken in Bethel betreut hat. Die anderen haben gar nicht gemerkt, dass es eine Aufgabe von Gott sein kann – ein Gottesauftrag, vor dem er sich nicht zu wenig scheute. Ich sage noch einmal: Es war der Jugendfreund und Spielkamerad von Kaiser Friedrich in Berlin, mit ihm aufgewachsen. Er wollte sein Leben eigentlich in der Mission verbringen – der alte Bodelschwingh.
Dann übernahm er dieses Heim mit dreizehn Geisteskranken und blickte zu jedem einzelnen von ihnen hinauf. Das hat bei mir einen starken Eindruck hinterlassen. Ich habe ja ein Semester an der Theologischen Hochschule in Bethel studiert. Dort sagte Professor Schorsch, ein Psychotherapeut: „Wir wissen als Ärzte nicht, was Krankheit ist und was eine andere Dimension sein kann.“
Das heißt, er betrachtete jeden Geisteskranken – manisch Kranken und andere – als einen Menschen. Er sagte: Wenn wir die Bilder von Van Gogh ansehen, der geisteskrank war, sagen wir, er sei verrückt gewesen. Aber wissen wir, ob er nicht in einer anderen Dimension war und mehr gesehen hat als wir? Für mich ist jeder Kranke ein Mensch, vor dem ich Hochachtung und Respekt habe. Das war der Geist von Bodelschwingh.
Einen Menschen anzusehen, nicht als Minderwertigen oder als „den Anderen“, sondern in Liebe und Achtung – das war mir damals als jungem Abiturienten sehr wichtig. Dass das eine christliche Haltung ist, gegenüber dem Kranken, aber auch gegenüber dem schuldig Gewordenen.
Die Haltung der Nächstenliebe im Alltag
Dieser Bodelschwing war es, der in Berlin, als er Abgeordneter des Reichstags war, über die Straße lief und einem betrunkenen Obdachlosen half. Er unterhielt sich mit ihm und brachte ihn ein Stück weit nach Hause.
Als er wieder zurückkam, sagte ein Minister, der mit ihm gelaufen war: „Aber jetzt müssen Sie aufpassen, ob Sie keine Läuse von dem Mann gefangen haben.“ Darauf antwortete Bodelschwing: „Eine Laus von diesem Mann ist mehr wert als alle Orden an Ihrer Brust.“
Das war eine Herzenshaltung und eben nicht bloß ein Wort.
Jetzt müssen wir es umsetzen. Wo ist es bei uns, dass jemand uns als Schuhputzer benutzt? Und wo können wir jemanden diese Liebe Jesu spüren lassen?
Das neue Gesetz Christi als verbindliche Ordnung
Plötzlich wird deutlich, wie großartig Paulus den Zusammenhang darstellt, was das neue Gesetz Christi bedeutet. Es ist eine verbindliche Ordnung und zugleich das Recht und die Wahrheit, die weiterhin gültig sind.
Wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden. Dies betont Paulus immer wieder in seinen Briefen.
Ernte und Saat im geistlichen Leben
Irrt euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten. Prüfe dein eigenes Werk. Wo steht das? Das ist auch wieder Verfolgen.
In 2. Korinther 5,10 heißt es: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Es wird alles offenbar, was ich gehandelt habe. Ich kann nichts von meinem Leben verstecken – außer das, was vergeben ist.
Dann gibt es noch die Stelle in Römer 14,12: Wir müssen alle Rechenschaft geben vor dem Richterstuhl. Noch einmal zu Christen gesprochen: In Römer 14,12 steht: So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.
Darum lasst uns nicht mehr den einen den anderen richten, sondern richtet vielmehr euren Sinn darauf, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.
Der neue Geist muss da sein. Du trägst genug an deiner eigenen Sache.
Die Frucht des Lebens im Geist
Und jetzt kommt es noch darauf an: Was ein Mensch sät, das wird er ernten. Das ist ganz klar. Wenn man Petersilie sät, kann man keine gelben Rüben erwarten. Es ist egal, was man sät – was daraus wächst, hängt von der Saat ab.
Pass mal auf: Wenn du auf dein Fleisch säst, auf deine natürliche Menschenkraft, kannst du nicht viel erwarten, außer dass etwas Fleischliches daraus hervorgeht. Aber wenn du im Geist Gottes säst, wirst du etwas Großes ernten.
Diese Frucht sieht man meist nicht sofort. Ich denke an einen gläubigen Christen. Seine Kinder mussten seine Häuser verwalten. Die Kinder haben als Erstes die Miete erhöht und darauf geachtet, dass Geld hereinkommt. Der alte Mann sagte nur: „Es ist furchtbar, wenn die Jungen nie begriffen haben, dass ich Liebe geben will. Ich habe alles nur geschenkt bekommen, und so wollte ich eigentlich auch meine Wohnungen verwalten. Aber die Jungen wollen nur, dass das Finanzamt mehr verdient.“
Die Kraft der Liebe in der Gemeinde
Wie sehen wir, sehen wir in der Liebe Christi? Es ist ja überwältigend, was diese Gemeinde tut, auch durch ihre Gaben. Vielen Dank dafür, auch enorm für das Rumänien-Projekt und alles, was Sie zusammenlegen.
Es ist das Allerherrlichste, wenn der Geist Jesu den Menschen in der Armut Trost und Hoffnung spüren lässt. Wenn man irgendwo etwas umsetzen kann und ich heute weiß, dass ich wirklich etwas bewirken kann – das kann nur der Geist Gottes tun.
Ich selbst kann mit Geld gar nichts bewirken. Aber wenn der Geist Gottes mein Geld benutzt, eine Tat der Liebe, einen Briefschreiber oder irgendeine Hilfe, die ich gebe, dann wird daraus etwas Großes.
Lasst uns im Geist Jesus sehen! Hoffentlich haben Sie das einmal in Ihrem eigenen Leben erlebt – wie Sie empfangen haben und wie Sie beschenkt wurden.
Das Leben als Saatfeld für das Gesetz Christi
Paulus geht davon aus und sagt: „Ein Leben wird ein Saatfeld werden. Benutzt es, verströmt es in der Liebe.“
Es ist schon komisch, dass wir heute nur noch wenige dieser Diakonissen unter uns haben. Ihr Leben verströmt und sagt, es hat mich bereichert. Das Geben und das Nehmen, das Geben aus der Fülle dessen, was Jesus nimmt, und sagt: „Ich will doch etwas weiterleben.“
Das ist doch alles bloß ein Geschenk – das eisern erfüllte Leben, von dem Paulus spricht. Ich lebe im Gesetz Christi, und da geht es nicht mehr darum, welches Gebot jetzt gilt und wie das Gebot aussieht.
Es ist so klar: Ich will noch viel mehr tun, und zwar von innen heraus, vom Herzen heraus. Ich will Gutes tun an jedermann und nicht müde werden, ohne zu rechnen, wann ich es wieder zurückbekomme.
Die Prägung durch gelebte Nächstenliebe
Mich hat als Kind besonders geprägt, welche Hilfe wir durch die Hoover-Speisung und die Care-Pakete bekommen haben. Sogar bis zum Kirchendach in Hofhacker kam Unterstützung aus Amerika. Das hat mich so beeindruckt, dass ich sage: Das ist doch ungeheuerlich! Leider können wir die Menschen, die uns geholfen haben, heute kaum noch treffen. Wir können ihnen nicht mehr sagen, was für ein Zeugnis der Liebe es für uns war, wenn unbekannte Menschen uns Hilfe gaben.
Das Schönste, was man im Leben tun kann, ist, Gutes zu tun – natürlich mit Bedacht. Es ist nicht sehr sinnvoll, wenn man irgendwo einem Menschen einfach nur eine Almosen gibt. Das möchte ich nicht noch einmal betonen, denn darum geht es mir nicht.
Wenn Sie aber sinnvoll helfen wollen, können Sie zum Beispiel sagen: In der Nachbarschaft gibt es ein Kind, dessen Eltern sich nicht kümmern. Dann nehmen Sie sich Zeit für dieses Kind und versuchen, ihm Geborgenheit zu schenken. Es erfordert viel Einsicht, Gutes an jedermann zu tun. Paulus sagt jedoch, es fängt im eigenen Haus an. Das sind die Mitchristen, mit denen man zusammenlebt.
Man soll nicht praktizieren, dass diese Menschen über andere gestellt sind. Es geht in der Gemeinde los, und dann hat es kein Ende – bis an die Grenzen der Welt.
Abschluss: Leben im Geist statt im Gesetz
Es ist ganz wunderbar, wie Paulus sagt: Es gibt eine große Verheißung, wenn wir im Geist leben und im Geist wandeln, im Heiligen Geist wandeln.
Deshalb hat er gesagt, es ist doch so unwichtig, ihr Galater, was ihr mit Reinigungsvorschriften macht und was ihr mit eurem Gesetzes-Eifer wollt. Das neue Leben kommt nur aus dem Geist Jesu.