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Im finstern Tal

21.04.1996Hebräer 13,20-21

Begrüßung und Einstieg in den Gottesdienst

Dieser Sonntag, 14 Tage nach Ostern, trägt den Namen „Sonntag der Barmherzigkeit Gottes“ und ist auch bekannt als „Sonntag vom guten Hirten“.

Ich darf Ihnen heute diesen Gruß überbringen und Ihnen wünschen, dass Jesus als der gute Hirte Ihnen begegnet. Er sagt: „Ich bin der gute Hirte, meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie. Sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Wir wollen mit einem Loblied beginnen. Ich lade Sie ein, freudig mitzusingen. Der Liederdichter dieses Liedes, Nummer 235, ist Joachim Neander. Er wurde nur dreißig Jahre alt, hat uns aber einige der schönsten Loblieder hinterlassen.

Wir singen alle vier Verse des Liedes „Wunderbarer König, Herrscher von uns allen, lass dir unser Lob gefallen!“

Anschließend wollen wir beten:

Du, unser barmherziger Herr, unser guter Hirte, wir danken dir an diesem Morgen und freuen uns über die Schönheit dieses Frühlingssonntags. Über all die Freude, die wir draußen sehen, in der Schönheit der Schöpfung, die du gemacht hast, aber auch über das Wunder unseres Lebens.

Wir danken dir, dass du heute Morgen jeden von uns suchst, bei uns anklopfst und bei uns einkehren willst. Dafür bitten wir dich, Herr, erneuere uns von Grund auf. Du siehst, was in unserem Leben verkehrt und falsch ist. Bring uns wieder auf den richtigen Weg und führe uns.

Gib uns jetzt auch durch dein Wort Leitung und Erkenntnis deiner Liebe. Bring alles zur Ruhe und zum Frieden, was uns belastet und umtreibt.

Wir wollen dir das jetzt in der Stille sagen: Wir danken dir, dass uns nichts aus deiner Hand reißen kann. Amen.

Psalmgebet und persönliche Erfahrungen

Wir wollen gemeinsam den 23. Psalm beten. Sie können ihn sicher auswendig, aber Sie dürfen ihn auch in Ihrer Bibel nachschlagen. In den ausgelegten Bibeln finden Sie ihn auf Seite 562 im Alten Testament.

Wir beten miteinander:

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.
Dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen.

Auch hier wird etwas erzählt, was jemand mit seinem Herrn erlebt hat. Ich freue mich, dass Gunter Kiene von christlichen Fachkräften uns nun etwas berichtet.

Was ich Ihnen mit großer innerer Beteiligung sagen möchte, sind Erfahrungen, die nicht so sehr direkt aus dem Studium des Wortes Gottes kommen. Sie wissen, ich predige sehr viel, aber ich musste eine Lektion lernen: Wenn man eine gewisse Belastungsgrenze erreicht hat, kann man vielleicht nicht mehr so stressig leben, und der Körper macht nicht mehr ganz mit.

Immer stolz auf meine Gesundheit und meine festen Termine musste ich Anfang des Jahres feststellen, dass nach einer kurzen Untersuchung drei Krankenhausaufenthalte folgten. Da musste ich für mich das Wort lernen, das wir so oft anderen weitergeben, aber vielleicht nicht selbst beherzigen: Unsere Verlegenheiten sind Gottes Gelegenheiten.

Ich war sehr verlegen, etwa zwölf Verkündigungstermine absagen zu müssen. Ich war verlegen, weil ich andere in die Verlegenheit brachte und nicht wusste, wie sie damit fertig werden würden, zumal manches vielleicht sogar schon publiziert war. Noch mehr verlegen war ich, wenn ich gefragt wurde, was los sei, und ich nicht unbedingt darüber sprechen wollte oder konnte. Auch wusste ich nicht, wie die ganze Sache ausgehen würde. In dieser Unsicherheit zu leben, war schwer.

Ja, ich war sehr verlegen. Doch Gott gebraucht diese Dinge, und das musste ich lernen. Statt zwölf Termine wahrzunehmen, durfte ich in dieser Zeit etwa zwölf einzelnen Menschen sehr nahekommen. Ich konnte die Gelegenheit wahrnehmen, ihnen etwas zu sagen, was ich in der Predigt allgemein sagen kann, hier aber ganz individuell mit Menschen über den Glauben zu reden, die Bibel mit ihnen zu lesen, zu beten und tiefe Nachtgespräche zu führen.

Das konnte ich vom Krankenbett aus tun, später, als ich wieder einigermaßen humpeln konnte, und auch, indem ich einfach auf den Fluren über diese Brücke des gemeinsamen Leidens mit diesen Menschen sprach. Ich merkte, wenn ich gefragt wurde – etwa bei Patienten, die gefragt wurden: „Wollen Sie einen Pastorenbesuch?“ – oder wenn die grünen Damen hereinkamen und alles so unter die Decke ging, wie schwer es ist, solchen Menschen zu helfen.

Dennoch durfte ich erleben, dass gerade dadurch, dass ich dasselbe erleiden musste und mein Leiden vergleichbar war mit dem der anderen, ich eine Brücke zu diesen Menschen bauen konnte. Ich stellte fest, dass es gerade in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Missionsländern oft schwer ist, das Evangelium weiterzugeben. Hier aber war es ganz einfach.

Ich konnte plötzlich begreifen, dass es nötig ist, dem anderen auf seiner Ebene zur Seite zu stehen. Dann hat man die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Ich verstand ein Wort von C. S. Lewis besser. Er schrieb einmal: Gott flüstert zu uns in unseren Segnungen und Vergnügungen, aber er gebraucht ein Megaphon, wenn wir leiden. Er spricht durchs Leiden.

Diese Gelegenheit habe ich wahrgenommen. Trotz der Absage und der Verlegenheit, alle Termine abzusagen, war es doch eine Gelegenheit – eigentlich Gottes Gelegenheit –, hier über das Evangelium und den Glauben zu sprechen. Ich stellte fest, dass Menschen weit offen sind, wenn wir den richtigen Schlüssel benutzen und zur richtigen Zeit das richtige Wort zum richtigen Menschen sagen.

Darüber freue ich mich und möchte Mut machen: Wenn man so einen besonderen Auftrag bekommt, eine Sendung als Kranker, sollte man das wahrnehmen. Vielleicht war das auch die Brücke, warum ich Menschen ansprach und diese Gelegenheit hatte.

Wir können ja ganz zuversichtlich gehen mit diesem Wort, das heute ideal passt: Der Herr ist mein Hirte, niemand wird mich aus seiner Hand reißen.

Ich hatte so viele Gebete für mich, so viele gute Verheißungen, die mir gegeben wurden und die ich mitnahm in seinem Wort. Ich hatte den Herrn Jesus Christus mit mir und in mir, den guten Hirten. Diese Zuversicht gab mir die Gelegenheit, von ihm Zeugnis zu geben. Und es wurde akzeptiert.

Ich danke Gott für diese besondere Lektion in meinem Leben.

Es war ein ganz wichtiger Dienst, den Sie tun. Ich habe vorhin noch jemanden angesprochen und gesagt, dass sie einer älteren Dame neben sich erzählen soll, was sie in 17 Operationen erlebt hat. Ich hoffe, dass sie danach nicht auseinandergehen, ohne dass einer persönlich erzählt und sagt: „Das habe ich erlebt und erfahren.“

Dankeschön.

Segenswort aus dem Hebräerbrief und die Bedeutung des Glaubens

Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl. Hebräer 13,20-21 enthält in einem kurzen Abschnitt ein Segenswort, ein Grußwort am Ende dieses Hebräerbriefs (Seite 282 in den Bibeln im Neuen Testament). Das Wort ist so dicht komprimiert wie ein Extrakt.

Ich habe immer Schwierigkeiten, das beim Lesen so zu verstehen und zu begreifen in der ganzen dichten Fülle. Es ist schön, dass wir das in die Breite auslegen dürfen.

Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unseren Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat, durch das Blut des ewigen Bundes – in den alten Lutherbibeln Standardtestamentes – das ist ein Wort, das man in der Übersetzung austauschen kann: der mache euch tüchtig, in allem Guten zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Man kann es ja oft beklagen, dass in den Nachrichten und in den Zeitungen immer so viele negative Schlagzeilen zu finden sind und dass so viel Schreckliches passiert. Mich erschüttert, dass das nicht bloß in der Welt so ist, in der Welt der Nachrichten, sondern bei ganz vielen Menschen ebenso.

Viele gehen über viele Jahre hinweg durch schreckliche Krankheitsnöte. Andere erleben furchtbare Schläge des Todes, und liebe Menschen werden weggerissen. Wieder andere haben jeden Tag die Hölle, weil die lieben Mitmenschen ihnen das Zusammenleben, ob im Geschäft oder daheim, zur Hölle machen.

Und ich fühle mich immer so hilflos. Was soll ich denn da sagen? Wie soll ich da einen Menschen aufrichten? Das kann ich nicht.

Es steht in meinem Evangelium in einem Osterbericht: Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Ach, das war es – dass plötzlich Jesus Menschen vor die Augen tritt, Menschen anspricht in ihrer Traurigkeit, und dann bricht eine Freude an.

Jetzt ist so wichtig: Ich brauche keine Freude machen, ich kann es auch gar nicht. Aber Jesus, der Auferstandene, lebt! Er begegnet verzweifelten Menschen, er richtet sie auf, er macht sie fröhlich, er gibt ihnen neue Zuversicht, neuen Mut.

Also deshalb sind wir heute Morgen zusammen. Mich können sie vergessen, ihren Nebenmann dürfen sie vergessen – wir wollen Jesus entdecken. Größeres gibt es nicht, das Einzige, was uns im Glauben aufrichtet: Jesus, der Herr. Es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, es gibt nichts Vergleichbares.

Wir sind hier nicht zusammen, weil wir zu einer Organisation gehören oder weil wir den Einfluss der Religion für wichtig halten. Nein, gar nicht! Wir wollen Jesus entdecken, wollen fröhlich werden, weil wir ihn sehen und weil wir ihn erkennen.

Das ist die Mitte unseres Gottesdienstes, die Mitte unseres Glaubens.

Einführung in den Hebräerbrief und seine Botschaft

Beim Hebräerbrief, den wir hier vor uns haben, geht es Ihnen sicher auch so, dass er insgesamt etwas schwierig zu verstehen ist. Woher das kommt? Das liegt an den Menschen, an die er gerichtet ist.

An wen ist er denn gerichtet? An Hebräer. Wer sind Hebräer? Das sind Juden. Also Menschen, die das Alte Testament fast auswendig kennen. Deshalb enthält der Hebräerbrief viele Bezüge und Anspielungen auf das Alte Testament.

Nun wollen wir gemeinsam den Hebräerbrief durchgehen. Ich könnte fast sagen: Kein Brief oder Buch in der Bibel ist so konsequent auf eine Aussage ausgerichtet wie der Hebräerbrief. Wie eine Magnetnadel, die immer auf den Nordpol zeigt, weist er stets auf einen Punkt hin.

Schon in den ersten Versen wird immer nur ein Thema behandelt: Jesus Christus. Er allein ist das Wort des Vaters. Durch ihn ist die Welt geschaffen. Er ist der einzige Weg zu Gott. Kein Opfer kann unser Leben erlösen – nur er.

Bis zum Schluss fordert der Brief dazu auf, auf Jesus zu schauen. Gerade das ist das Zentrum des Glaubens. Die Sprache des Briefes mag uns auf den ersten Blick vielleicht nicht mehr so vertraut sein. Doch das Thema bleibt immer das Wichtigste unseres Lebens und Glaubens: Jesus Christus.

Ihn muss man erkennen, ihn muss man finden. Durch ihn finden wir Freude und Frieden, Ermutigung und Stärkung. Jesus Christus ist gestern, heute und derselbe in alle Ewigkeit.

Auch der Hebräerbrief entfaltet immer wieder dieses wunderbare Thema. Ein Evangelist aus Sri Lanka hat vor Jahren einmal ein schönes Bild geprägt, das man nicht so leicht vergisst. Er sagte: Wenn wir von Jesus reden, ist es, als würde ein Bettler einem anderen zurufen, wo es Brot gibt. „Komm, da, da musst du hingehen!“

Und so erzählen wir weiter, was wir selbst dort gefunden haben – in ihm, in diesem Wort.

Gottes Frieden als Lebensanker in bewegten Zeiten

Das Erste, was ich herausgreifen möchte, ist: Gott will in unser wild bewegtes Leben Frieden bringen. In unseren Tagen ist das eine große Not, denn wir erleben viel Schweres und viel Leid, und dadurch fehlt uns der Frieden.

Hinzu kommt, dass es in unserer Zeit nicht zufällig ist, dass die Erschütterungen so rapide zunehmen. Auch Depressionen und Verzweiflung nehmen auffallend bei vielen jungen Menschen zu. Sie haben Schwierigkeiten, mit dem Leben zurechtzukommen. Warum ist das so? Wahrscheinlich haben wir uns alle zu viel zugemutet und zu viele Pläne gemacht. Wir denken, wir können alles schaffen, packen Dinge an und sind überzeugt von unserer Geschicklichkeit.

Doch dann wagen wir uns an Aufgaben und wundern uns, wenn plötzlich unsere Schwäche, unsere Armseligkeit und unser Versagen offenbar werden. Wir brechen ein – in erschreckende Tiefen. Dann kommen Ängste und das Gefühl des Versagens. Man hat keinen Mut mehr und fragt sich: Wo finde ich etwas Festes? Wo habe ich Halt?

Es ist nicht überraschend, dass heute viele Menschen, die auf der Suche nach etwas Festem sind, sich an Unsinniges klammern. Sie halten an Aberglauben oder abstrusen Sekten fest, um ein Stück Geborgenheit zu finden. Sie sagen: Das gibt mir wenigstens noch etwas Frieden. Aber das kann keine wirkliche Hilfe sein, wenn es nur ein Strohhalm ist, an den man sich klammert.

Wo kann ich mich also bergen in der Unsicherheit meines Lebens? Ich werde bedroht durch Erlebnisse, die mich hin und her werfen. Im Erschrecken über das eigene Versagen ist es besonders erschütternd, wenn man merkt: Ich bin nicht der, der ich sein wollte. Nicht so, wie ich dachte, dass ich wäre. Das kann sehr belastend sein.

Der Hebräerbrief spricht vom Gott des Friedens. Kennen Sie diesen Gott des Friedens, in dem Sie sich bergen können? Er ist der Gott, der Ihr Leben zum Frieden führt – in den Schalom, in die ganze Geborgenheit.

Viele Menschen haben Angst, wenn von Gott die Rede ist, weil sie wissen: Gott ist der Träger meines Lebens. Er kann in die Tiefe meines Herzens blicken. Er kennt alle Versäumnisse und Fehler und weiß, wo ich versagt habe. Er ist Richter der Gedanken und der Sinne des Herzens. Das Innerste ist vor ihm offenbar. Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer. Viele Menschen wollen deshalb vor Gott davonlaufen.

Umso schöner ist es, wenn man erkennt: Gott will ein Gott des Friedens in meinem Leben sein. Ein Gott des Friedens, der mir in meinen Ängsten Bergung bietet, Schutz unter dem Schatten seiner Flügel. Ich kenne keinen anderen Zufluchtsort als den Frieden Gottes.

Es gibt gerade einen Werbespot, den Sie vielleicht kennen. In der Redaktionskonferenz einer großen deutschen Zeitschrift sitzt der Chefredakteur mit seinen Journalisten am Tisch und spricht über die neue Ausgabe. Er sagt: „Ich will Fakten, Fakten, Fakten.“

Das möchte ich auch sagen. Wenn das schon bei einer Zeitschrift gilt, die nach einer Woche im Müll landet, dass Fakten entscheidend sind, wie viel mehr gilt das im Glauben. Hier geht es um Fakten, nicht um religiöse Gefühle oder irgendwelche Träume.

Der Gott des Friedens – wie kann ich das sagen – ist wirklich ein Gott des Friedens. Wie kann ich das entdecken? In diesem Wort heißt es so schön: Der Gott des Friedens hat das mit Fakten untermauert. Mit welchem Faktum? Mit dem vergossenen Blut seines Sohnes Jesus Christus, mit dem Blut des neuen Bundes.

Man erlebt es immer wieder: Wenn Politiker Verträge unterschreiben, setzen sie sich an einen Tisch mit einem schönen Füllfederhalter. Gott hat einen Vertrag mit uns nicht mit Tinte gemacht, sondern mit dem Blut seines Sohnes verbürgt.

Sie wissen, was ein Testament ist. Darin kann man aufschreiben, dass zum Beispiel die kleine Kommode im Wohnzimmer meinem Neffen gehören soll. Wenn man stirbt, wird das Fakt. Dann wird das rechtlich umgesetzt und vom Testamentsvollstrecker eingelöst.

Jesus sprach schon beim Abendmahl vom Testament. Er sagte: Mein Blut ist der Vertrag, das Testament, das gültig ist und nun eingelöst wird.

Es ist Sonntag vor Ostern passiert, in Bietigheim. Ein Kollege von mir schrieb in der Zeitung: „Das Kreuz muss weg.“ Eine verrückte Vorstellung, dass jemand anderes für meine Schuld büßt. Wir sind alle Menschen, gut und ohne Schuld, und brauchen kein Kreuz mehr.

Das führte zu großer Empörung. Die Kirche wird zum Tollhaus erklärt. Aber es wird nichts daran ändern, dass weiterhin gepredigt wird: Sie müssen wissen, auf welchem Fakt Ihr Glaube ruht.

Der Fakt ist das vergossene Blut Jesu, der Gott des Friedens. Das ist kein fauler Frieden, so wie es gerade ist. Gott hat Frieden gemacht, indem er meine Schuld getragen hat.

Ich darf mich in diesem Gott des Friedens bergen, ein für allemal. Der Gott des Friedens will mir diese Geborgenheit geben, und ich darf aufatmen.

Lassen Sie den Frieden Gottes in Ihr Leben. Lassen Sie den Frieden Gottes in Ihr Leben, den Gott des Friedens, der den großen Hirten der Schafe, unseren Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat – durch das Blut des ewigen Bundes.

Der gute Hirte als Schutz und Führung

Aber es steht noch etwas darin: Wir werden alle wunderbar betreut, wir werden alle wunderbar betreut.

Am heutigen Sonntag wurde dieser Abschnitt in unserer Kirche gewählt, weil dort vom Hirten der Schafe die Rede ist. Dieses Bild hat Sie sicherlich schon angesprochen. Jesus hat gerne über dieses Bild gesprochen. Es ist jedoch nicht erst bei Jesus entstanden, sondern geht weit zurück. Gott hat immer wieder davon gesprochen, dass er ein Hirte sein will.

Es war auch kein Zufall, dass Abraham Hirte war, ebenso Jakob und die großen Väter. Dann folgen die Hirtengeschichten bei den Propheten. Immer wieder spricht dieses Bild für sich: der wunderbare Friede des Hirten, der vor seiner Herde steht und sie führt.

Dieses Bild soll nun auch bei Ihnen Wirklichkeit werden. Sie sollen nicht mehr in der Unruhe leben. Jesus will Ihr Hirte sein, Ihr Hirte sein.

In diesem Wort heißt es so groß: Gott hat Jesus von den Toten heraufgeführt, und jetzt ist er erst recht der Hirte. Da steht das Wort vom großen Hirten, das in Gemeinden oft verwendet wird. Er ist jetzt als der erhöhte Herr noch viel mehr als zuvor zu seinen Lebzeiten derjenige, der seinen Schafen nachgeht und sie mit seiner unendlichen Liebe sucht.

Er lässt die 99 Schafe in der Wüste zurück und sucht das eine, das sich verlaufen hat. Als Kinder haben wir diese Geschichte gern gehört: Wie der Hirte durch die Dörfer zieht und die Schafe herausholt, die sich verirrt haben oder verletzt sind. Er verbindet ihre Wunden und trägt sie zurück.

Er wird seine Schafe tragen und den Bausch seines Gewandes haben. Er wird sie so bergen – eine ganz wunderbare Zusage. Sie dürfen erleben, wie bergend und schützend die Nähe Jesu in der Heillosigkeit unseres Lebens ist.

Die Christen in der Verfolgung und im Martyrium, bereits im ersten Jahrhundert in Rom, flohen in die Katakomben, in die toten Gemäuer. Das verbreitetste Motiv, das sie dort an die Mauern malten und eingemeißelt haben, war immer wieder das Bild des guten Hirten.

Die frühchristlichen Maler stellten diesen Hirten jedoch immer als König dar, nicht als weichen Hirten, sondern als König und Herr. Er ist der große, starke Hirte, der vor den Todesmächten steht und seine Schafe schützt. Er birgt in Angst und Not seine bedrohte Herde und kämpft für sie.

Wenn Sie einmal Jesaja 63 aufschlagen – viele von Ihnen haben eine Bibel dabei – dann sehen Sie, wie der Hebräerbrief immer wieder auf alttestamentliche Worte zurückgeht.

Dort ist eine Klage geschrieben, Jesaja 63, Vers 11: Als Israel durch so viel Not hindurchging und Gott sein Volk strafte, da gedachte sein Volk wieder an die früheren Zeiten, an Mose. Wo ist denn nun der, der aus dem Wasser zog, der Hirte seiner Herde? Wo ist der, der seinen heiligen Geist in ihn gab, der seinen herrlichen Arm zu Rechten des Mose gehen ließ, der das Wasser vor ihnen spaltete, damit er sich einen Namen, einen ewigen Namen macht, der sie durch die Fluten führte wie Rosse, die in der Wüste nicht straucheln?

Herr, zerreiß doch den Himmel, wo bist du denn mit deiner Hirtenliebe?

Der Hebräerbrief sagt: Da ist er doch! Gott hat ihn aus den Toten heraufgeführt, damit er sie durch die Fluten trägt und durch die Wüsten führt.

Der gute Hirte geht mit ihnen, und er ist mächtiger als alles, was sie bedrohen mag.

Die Kraft des Gottesfriedens im Leben

Er will mächtig in ihrem Leben wirken – der Gott des Friedens durch den guten Hirten will mächtig in ihrem Leben wirken. Es geht um Fakten, Fakten, Fakten, wirklich immer um Fakten. Der Gottesfrieden ist kein Spruch. Dass er der Hirte ist, ist kein Spruch. Er ist auferweckt von den Toten als der Hirte, und er will jetzt ihr Leben mächtig umgestalten, mächtig umgestalten.

Ich bin so richtig erquickt durch den aufbrechenden Frühling. Man spürt die Kraft der Sonne und jetzt wunderbar, wie die Blüten treiben und die Blätter sprossen. Was ist das? Da war gerade noch das Dürre, Dreckige, Gestrüpp da draußen, diese Büsche – und dann treiben sie aus. Gehen Sie durch den Wald: Da liegt das Laub grau, wüst und unansehnlich. Jetzt sprießen die Anemonen in Fülle, und es blüht. Was ist das für eine Kraft? Sie sagen, Natur – was ist Natur? Woher nimmt die Natur ihre Kraft? Dahinter steht der Gott des Friedens, der uns beschenken will, der Gott, der schaffende Gott, der uns mit seiner Liebe nachgeht.

Aber wenn Sie es bloß am Blütenstrauch erleben, dann muss in Ihrem Leben, in Ihrer Persönlichkeit auch sprossen wie die Frühlingskraft. Das muss Blüten treiben, aber nicht bloß Blüten ohne Frucht. Da muss etwas hervorkommen. Sie haben einen ganz mächtigen Hebel. Wissen Sie, was so ein Hebel ist? Das ist das Gebet, mit dem Sie diese Kräfte in Ihr Leben einlassen können.

Es muss sich zuerst noch einmal klarstellen, weil unter Christen eine schreckliche Unsicherheit herrscht, was eigentlich ein Segenswort ist. Manche Leute meinen, Segen sei etwas Magisches, Simsalabim, das wird am Ende gesprochen wie eine magische Kulthandlung am Gottesdienst. Wenn wir am Ende ein Segenswort sagen, wissen wir, dass es ein Gebet ist: Herr, jetzt gib uns deine Gegenwart. Aber was sie beten, das ist Realität.

Lassen Sie mal im Losungsbüchlein den Lehrtext von heutigen Sonntag nachlesen, dass Gott das tun will, worum wir ihn bitten. Ja genau, im Segen liegt Realität, weil es Gebet ist. Es gibt auch eine Reihe Christen, die meinen, die Handauflegung wäre es nicht. Nein, es liegt doch in den Händen. Es liegt im Gebet. Ich darf den Kranken die Hände auflegen, aber das kann nur ein Symbol sein. Wir legen auch dem Konfirmanden die Hände auf oder reichen dem Brautpaar die Hand. Aber die Hände sind doch nicht das Entscheidende, sondern das Gebet.

Hier ist ein Gebetswort: „Herr, der Gott des Friedens, der gebe euch jetzt dies, und zwar real in eurem Leben, dass die ungeheuren Kräfte Gottes euch erfüllen. Der schaffe in euch etwas, der mache euch tüchtig.“ Kann das Gott? Gott kann ein Leben, das wirklich zerstört ist und nur noch ein Wrack ist, so erfüllen mit seiner Kraft.

Ich war letzte Woche wieder bei einer 97-jährigen Frau im Altenheim, die ein Segensträger für ihr ganzes Heim ist. Da kann der Leib zerfallen, aber die Kraft des Gottesfriedens treibt einen Menschen, schafft und wirkt etwas. Es ist gar nicht wichtig, welche Worte wir reden. Der Herr legt die Worte in den Mund, der Herr gibt die Gedanken, der Herr schenkt das Vollbringen.

Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen: Wir dürfen beten, dass der Hebel umgelegt wird, damit die Kräfte in Bewegung kommen. Ich darf darum bitten: Herr, jetzt erfülle mich mit deiner Gegenwart, du Gott des Friedens, der du Jesus von den Toten aufgeweckt hast. Wirke in meinem müden Leben noch einmal etwas, vollbringe etwas!

Dann gehen Sie durch ein Leben der Erschütterung, der Angst und des Durcheinanders. Dennoch hält er. Sie werden nicht hin- und hergeschleudert, sondern sind im Frieden. Und mitten im finsteren Tal spüren sie: Der gute Hirte ist da, der mich von allen Seiten umgibt. Es kann mir nichts geschehen. Mein Leben wird zur Ehre Gottes gelebt.

So schließt es ja: Zur Ehre Gottes, zur Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit, dass Christus unserem Leben zum Zug kommt. Lassen Sie ihn doch in Ihr Leben ein. Und wir wollen sagen: Herr, jetzt erfülle mich du mit deiner Gegenwart. Amen!

Gemeinsames Lied und Gebet

Nun singen wir von dem schönen Lied „In allen meinen Tagen“ aus dem Gesangbuch Paul Flemings, Lied 292, die Verse eins, zwei und neun.

Wir wollen beten:

Wir danken dir, lieber Herr Jesus Christ, für dein ewiges Hirtenamt. Du willst es in unseren Ängsten und Bedrängnissen, in unserer Einsamkeit, aber auch in allem Leiden einlösen. Du bist bei uns an herrlich schönen Frühlingstagen und in der Dunkelheit der Nacht.

Herr, geh uns nach, bis du uns als die verlorenen Schafe ganz zu dir gebracht hast, zu dir, dem guten Hirten. So sollen wir uns nicht mehr selber führen, sondern du sollst uns bestimmen und regieren.

Wir möchten jetzt ganz besonders auch für alle bitten, die durch schwere Not gehen, für so viele Menschen um uns her. Wir können keinen Trost und keine Ermutigung bringen, außer auf dich zu verweisen. Du musst dich selbst vor ihnen als der lebendige Herr offenbaren und durch dein Wort beweisen.

Wir bitten dich, dass du wieder kräftig redest, auch zu den Angefochtenen, Bedrängten, Schwermütigen und Mutlosen. Ich möchte dich bitten, dass sich viele junge Menschen von dir finden lassen und dass sie die ganzen Gaben ihres Lebens dir gerne und willig zur Verfügung stellen.

Wir bitten dich für alle, die in deinem Dienst stehen, dass sie nicht aus der Routine ihrer Gaben leben, sondern sich immer neu mit dir verbinden, auf dich blicken und auf dich trauen.

Lasst uns gemeinsam beten:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Jesu, geh voran!

Wir singen das Lied 274.

Hinweise und Gemeindemitteilungen

Wir haben einen neuen Gemeindebrief, der jetzt in die Häuser verteilt wird.

Der Gemeindebrief ist immer für die Menschen gedacht, die in unserem Bezirk wohnen. Wir sind dankbar, wenn die Gemeindediensthelfer die Mappen im Clubzimmer des Gemeindehauses mitnehmen.

Ich möchte auch diejenigen bitten, die den Notizzettel mit den Veranstaltungen bis Juli noch nicht haben, sich diesen mitzunehmen. So behalten Sie immer den Überblick, denn es gibt jetzt einige Änderungen.

Bei der Konfirmation und anderen Veranstaltungen kommt es manchmal zu Verwechslungen. Es gibt zum Beispiel keine Kinderkirche parallel. Das muss man ein wenig studieren und sich dann selbst im Kalender notieren.

Für das Konzert von Esther Hores am nächsten Sonntag liegen die Zettel mit den Platznummern auf Ihren Sitzen. Es wäre mir wichtig, dass Sie auch interessierte Personen dazu einladen.

Das Konzert ist immer wieder beeindruckend. Es erinnert an die Leidensgeschichte der Hebräer, wie im Hebräerbrief beschrieben. Sie erduldeten den Raub ihrer Güter mit Freuden und wurden aus der Synagoge ausgestoßen, weil sie an Jesus glaubten. Diese gläubigen Hebräer waren Christen.

Bis heute ist das eine große Not für die kleine Gemeinschaft der jesusgläubigen messianischen Juden in Israel. Wir freuen uns, dass Esther Hores bei uns davon spricht und erzählt, warum sie Jesus dienen will.

Im Gemeindebrief wurde auch eine neue Übersicht für alle unsere Gruppen, Kreise und Hauskreise erstellt. Diese liegt hinten auf und kann mitgenommen werden.

Die Anmeldeformulare für das Ferienwaldheim liegen ebenfalls hinten auf dem Sims am linken Fenster. Vielleicht hilft Ihnen dort jemand. Es ist praktisch, wenn Sie die Formulare schon zu Hause ausfüllen, falls Sie Kinder für das Waldheim anmelden möchten.

Das gilt auch für die Übertragung, bei der viele Eltern mit ihren Kindern anwesend sind.

Außerdem liegen hinten auf dem Sims die Freizeitprospekte für junge Leute aus. Ich möchte hier nochmals darauf hinweisen.

Bericht von der Missionarin Sabine Kaiser auf den Philippinen

Jetzt haben wir das Wichtigste aus einem Brief erhalten. Unsere Sabine Kaiser ist ja in Tayabas auf den Philippinen als Missionarin der Überseeischen Missionsgemeinschaft tätig. Wenn Sie noch einen Moment Zeit haben, möchte ich Ihnen ein paar Zeilen daraus vorlesen.

Ein angenehmer Wind weht durch die offenen Fenster und die Haustür. Sie sitzt bei ihrer Freundin im Zimmer. Plötzlich bleibt mein Blick an der offenen Tür hängen, und ich sehe es mit meinen eigenen Augen. Doch es braucht ein paar Sekunden, bis es bei mir klick macht.

Was sehe ich da? Eine unterarmdicke Schlange, etwa eineinhalb Meter lang, mit erhobenem Kopf von etwa eineinhalb Metern. Züngelnd und fauchend kriecht sie zur Tür herein – und das nur einen Meter von mir entfernt. Während ich versuche, das Geschehen irgendwie einzuordnen, höre ich Anne, meine Mitmissionarin, sagen: „Im Namen Jesu, geh!“

Die Schlange wird augenblicklich still, schaut ein letztes Mal zurück und verkriecht sich hinter der Tür zu einem langen Schlaf. Wir rufen die Nachbarn, und einer nach dem anderen kommt mit einem Stock. Doch keiner will glauben, dass es eine Kobra sein soll – eine giftige Brillenschlange. Erst als sie sich persönlich davon überzeugt haben, kommen immer mehr Leute, vor allem Kinder.

Schließlich hat jemand die Idee, die Polizei zu rufen. Nach einer halben Stunde treffen drei Beamte ein. Sie brauchen neun Schüsse, um die Schlange zu töten. Für mich war es die erste Schlange, die ich hier sah. Anne, meine Mitmissionarin, ist schon zwanzig Jahre hier, doch für sie war es die erste Kobra. Vor allem war es sehr überraschend, einer solchen Schlange im Haus zu begegnen.

Anne stellt den ganzen Bericht immer unter das Wort: „Auf Gott ist Verlass, auf Gott ist Verlass.“

Dann schreibt sie von ihrer Arbeit: „Tayabas ist eine sehr alte Stadt. Der Katholizismus, der hier praktiziert wird, ist stark mit Animismus und Geisterglauben vermischt und gehört zum täglichen Leben. Zudem ist der Verwandtschaftsdruck recht stark, wodurch es für die jungen Christen sehr schwierig ist, Mut zu haben und sich bei öffentlichen Veranstaltungen mit anderen Christen zu treffen.“

Weiter schreibt sie, dass sie bald wechseln wird. Sie wird nach Botokan gehen, in ein Slumviertel, in das Caroline und ich, wenn sich alles bestätigt, im August ziehen werden. Dort arbeitet ein junger philippinischer Pastor. Die Gemeinde besteht fast nur aus jungen Leuten. Unsere Aufgabe wird es sein, uns um die Frauen und die jungen Männer zu kümmern.

Es gibt noch viel zu klären, doch wir sind guter Zuversicht, weil auf Gott Verlass ist. Das gilt auch trotz der vielen Unsicherheiten um uns herum. Einige Beispiele: Fast jede Woche findet in Manila ein Banküberfall mit mehreren Toten statt. Für Manila wurde ein Erdbeben vorausgesagt, das stärker sein soll als das in Kobe, Japan. Viele größere Gebäude und Brücken zeigen bereits Risse.

Durch die Armut finden sich in den Slums in konzentrierter Form Drogen, Alkohol, Mord, Prostitution, Vergewaltigung und Spielsucht. Doch Gott ist real – auch in solch einer Umgebung – und auf ihn ist Verlass.

Sabine Kaiser war viele Jahre bei den jungen Erwachsenen sehr aktiv. Viele kennen sie vielleicht noch vom Sehen aus den Gemeindefreizeiten. Heute wollen wir unser Opfer für die Arbeit dort geben – mit der Überseeischen Missionsgemeinschaft.

Schlusssegen

Und nun will der Herr sie segnen. Wir dürfen ihn bitten, dass er mit ihnen geht – in seiner ganzen Realität, Größe und Macht.

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.