Die große Prophetie vom Gottesknecht und das Leid der Welt
Wie? Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte! So stark wird dieser Satz angeführt.
Der Text, den wir gerade gehört haben, ist eine der ganz großen Prophetien. Prophetien bedeuten, dass Gott einem Menschen offenbart, was wirklich voranführt. Die Prophetie vom Gottesknecht, die in Jesaja 53 zu finden ist, beschreibt denjenigen, der tut, was niemand sonst in dieser Welt tun kann. Er nimmt die Last, die Krankheit und das Leid dieser Welt auf sich und verstummt vor Schmerz.
Wenn wir heute Abend über das Leid sprechen, möchte ich gleich sagen, worüber ich nicht reden werde. Ich werde nicht auf jene geschwätzigen Argumente eingehen, die das Leid der Welt, die ungelösten Fragen und die großen Schmerzen von Körper und Seele nur dazu benutzen, um ein billiges Argument gegen Gott zu haben. Diese Menschen lassen sich die Schmerzen und Leiden dieser Welt nicht wirklich zu Herzen gehen. Dafür habe ich keine Minute Zeit, um mich damit auseinanderzusetzen.
Was auch immer man zum Leid dieser Welt sagen kann, es ist kein Argument, das Sie oder ich missbrauchen könnten, um Gott abzuschießen. Täuschen Sie sich da nicht.
Aber ich möchte mit denen sprechen, die verwundet sind. Über allem, was wir heute Abend gehört haben oder gedacht haben, über das, was ihr ausstrahlt, scheint zu viel zu sein, als dass ich glauben könnte, es erreiche auch mich.
Du hast keine Vorstellung davon, wie viel Ratlosigkeit und Dunkelheit in meinem Leben herrscht, seit ich mit diesem Leid umgehen muss.
Die Bedeutung des Gottesknechts in Jesaja 53
Was ist das für ein Knecht Gottes, der vor Schmerz stumm bleibt und alles auf sich zieht und an sich nimmt? Fürwahr, er trug unsere Krankheit.
Zuvor heißt es, er war der Allerverachtetste, der Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg. Darum haben wir ihn für nichts geachtet.
Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt, von Gott geschlagen und gemartert wäre. Doch er ist um unserer Missetat willen verwundet, um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen eigenen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.
Als er gemartert war, litt er, doch willig tat er seinen Mund nicht auf – wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer. So tat er seinen Mund nicht auf.
Jesus ist die Erfüllung dieses Wortes.
Jesus und der Umgang mit Leid: Eine neue Perspektive
Angesichts der großen Not des Leids werden Sie verstehen, dass ich Ihnen heute Abend nicht „Little Tips for Happy Days“ vortragen möchte. Stattdessen möchte ich nur einem einzigen Geheimnis nachgehen: Wer ist dieser Jesus? Gibt es ihn wirklich? Trägt er die Last, die mich erdrückt? Kann ich ihn kennen? Können Sie ihn kennen?
Ist er stark genug für die Lasten unseres Lebens? Hat er genügend Widerstandskraft gegen diese unendlich nach unten ziehende Dunkelheit? Ist das wahr? Reicht das zum Leben? Reicht das zum Sterben? Wer war er, wer ist dieser Jesus? Wie geht er mit dem Leid um?
Ich möchte Ihnen eine Anregung geben, mit eigenen Augen zu lesen, was die Bibel sagt. Ob Sie es glauben oder nicht – die Bibel bildet Sie in jedem Fall. Selbst wenn Sie dagegen sind, sollten Sie wenigstens wissen, wogegen Sie sind.
Es nervt mich langsam, wie selbst gebildete Menschen in Deutschland ein abschließend negatives Urteil über den christlichen Glauben fällen, ohne jemals die Bibel selbst gelesen zu haben. Was auch immer das ist, es ist intellektuell jedenfalls nicht vorzeigefähig. Wenn man schon aus Glaubensgründen die Bibel nicht liest, sollte man sie wenigstens aus Bildungsgründen lesen.
Die Frage nach dem Warum des Leids im Lukasevangelium
Wie geht Jesus mit dem Leid um? Im Lukasevangelium wird berichtet, dass Menschen zu ihm kommen und von einer entsetzlichen Geschichte erzählen.
Eine Gruppe jüdischer Pilger war zu einem der drei großen Feste nach Jerusalem gezogen. Sie hatten ein Opfer dargebracht, wie es üblich war. Die Priester hatten das Tier geschlachtet – ein Versöhnungsopfer, das Erkenntnis der Schuld bringen sollte, und anschließend ein Lob- und Dankopfer. Während sie diesen Opfergottesdienst feierten und das Opfer dargebracht wurde, schickte der römische Gouverneur Pilatus eine Truppe Soldaten hinein. Aus welchen Gründen genau, ist nicht ganz klar. Diese Soldaten ließen mitten im Gottesdienst in der Nähe des Altars Menschen niedermetzeln.
Die Leute kommen zu Jesus und fragen: Wie kann Gott so etwas zulassen? Ein Mensch feiert den Gottesdienst, und Gott sieht zu, wie ein solcher Mörder und Tyrann sie einfach im Gottesdienst niedermetzeln lässt.
Jesus antwortet ihnen: „Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle anderen Galiläer, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch: Nein. Sondern wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle auch so umkommen.
Oder meint ihr, dass die Achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel – ein schreckliches Unglück, das alle kannten und über das noch gesprochen wurde – schuldiger gewesen sind als alle anderen Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: Nein. Sondern wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle auch so umkommen.“ (Lukas 13,1-5)
Die Hinterfragung des Leidens als Strafe und die Antwort Jesu
Es ist merkwürdig, dass hinter der Frage nach dem Warum – Arno hat das vorhin ja schon angedeutet – in der Regel der Gedanke steht: Mir geht es gut, weil ich gut bin. Und wenn es mir schlecht geht, wenn ich zu leiden habe, dann frage ich mich: Womit habe ich das verdient? Was ist falsch an mir, dass mir so etwas passiert?
Dahinter steckt oft ein Denkmuster, das sagt: Es ist unfair, etwas zu erleiden, wenn ich es nicht verdient habe, wenn es nicht nachweisbar eine berechtigte Strafe für etwas ist, was ich Böses getan habe. So kamen die Leute auch und sagten: Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Warum lässt Gott so etwas zu? Das muss doch eine Ursache haben. Leid muss doch Strafe für Unrecht sein.
Jesus wischt diese ganze Argumentation weg und antwortet darauf überhaupt nicht. Er geht nicht auf die Warum-Frage ein, sondern dreht das ganze schreckliche Geschehen um. Er sagt, was es bedeutet und wozu es da ist: Es soll dazu führen, dass ihr endlich aufwacht, dass ihr endlich umkehrt. Sonst werdet ihr alle umkommen.
Das Karma-Prinzip und die westliche Perspektive auf Leid
Das war nicht nur damals so, damals war dieses Denken sehr stark ausgeprägt: Es muss doch eigentlich irgendwie eine Ursache geben. Heute ist das weltweit ähnlich. In Gesprächen mit Menschen, die vom Leid betroffen sind, begegnet mir oft die Frage: „Was habe ich getan, dass ich das erleiden muss?“
Die heute den Westen Europas am meisten prägende Religion und der Einfluss der asiatischen Religionen haben hier genau ihren Kern. In den indischen Religionen gibt es das Gesetz des Karma. Karma ist etwas, das ein Mensch in seinem Leben erwirbt. Man kann gutes und schlechtes Karma erwerben, indem man Gutes oder Schlechtes tut.
Karma bedeutet, dass man die Folgen dessen erleben muss, was man tut. Wenn ich durch Böses, das ich tue, schlechtes Karma erwerbe, werde ich dieses Karma auch erleben. Ich werde folglich erleiden, was ich verdient habe. Jeder erlebt das, was er verdient hat – so sagt die indische Karma-Lehre.
Wer im Elend geboren ist, befindet sich in dieser Situation, weil er möglicherweise in einem früheren Leben schlechtes Karma gesammelt hat und nun die Konsequenzen tragen muss. Dieses Karma kann man nur überwinden oder beseitigen, indem man die Konsequenzen erlebt. Erlösung gibt es nur durch das Erleben dieser Folgen.
Das heißt: Jeder erlebt das, was er verdient hat in seinem Leben. Indem er sich in das, was er zu erleben hat, hineinfügt, hat er vielleicht die Chance, in einer nächsten Existenz auf einem höheren Niveau Besseres zu erfahren.
Damit ist die Warum-Frage widerspruchsfrei und lückenlos beantwortet. Wenn man also eine Antwort auf die Warum-Frage des Leids sucht, haben die indischen Religionen sie sehr konsequent: Jeder erleidet, was er verdient hat. Und nur durch das Erleiden kann man vielleicht auf eine andere Ebene gelangen.
Dieses Denken ist sehr tief verwurzelt. Es ist nicht überall so konsequent ausgeprägt. Wir sind nicht wie in den indischen Religionen, die heute in Europa populär sind. Aber dieses Denken steckt tief in uns drin. Deshalb wirkt es so fremd, wie Jesus damit umgeht.
Jesus heilt den Blindgeborenen: Fokus auf das Wirken Gottes
Eines Tages kommen seine Jünger mit ihm in Jerusalem an einem Blindgeborenen vorbei. Man weiß davon, man redet darüber, man hat von ihm gehört. Dieser Mann ist nicht im Laufe seines Lebens erblindet, sondern er ist blind geboren. Das ist ein Problem.
Wer ist denn jetzt schuld? Fragen sie. Wer hat gesündigt? Hat er gesündigt? Das kann doch eigentlich nicht sein, denn er ist ja schon blind geboren. Oder seine Eltern? Das ist die Frage, die die Begleiter von Jesus an ihn richten.
Irgendwie wollen sie, wenn sie schon die Not der Welt nicht lindern oder beheben können, sie wenigstens irgendwie erklären. Warum eigentlich? Es ändert sich dadurch überhaupt nichts. Aber man kann sich vielleicht leichter damit abfinden. Man muss nichts dagegen tun, man kann nichts dagegen tun, vielleicht will man noch gar nichts dagegen tun. Aber eine Erklärung, eine philosophische oder theologische Erklärung macht die Sache so, dass man die Arme verschränken und sich ruhig ins Sofa setzen kann.
Jesus sagt: Sollen die Werke Gottes an ihm offenbar werden. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
Jesus weist nach vorne und sagt nicht die Warum-Frage. Er lässt sie völlig offen und wischt sie einfach vom Tisch. Er sagt, was jetzt interessiert, ist, was Gott an diesem Menschen tut und was Gott durch mich, sagt Jesus, an diesem Menschen tut.
Er sagt noch mehr: Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat. Er nimmt seine Jünger gleich mit hinein. Er sagt, was jetzt interessiert, ist, was Gott durch mich, durch Jesus und euch zusammen für diesen Menschen tut. Das ist das Einzige, was jetzt interessiert.
Jetzt ist das Licht in der Welt, und jetzt muss diesem Blinden das Licht aufgehen. Er heilt ihn. Auf sehr merkwürdige Weise schmiert er ihm Brei auf die Augen und schickt ihn in einen Teich. Sieh nur, er kommt zurück und kann sehen.
Die Warum-Frage und die biblische Haltung zum Leid
Wie geht Jesus mit dem Leid um? Wer in der Bibel nach einer Antwort auf die Frage sucht, warum es Leid gibt, wird keine direkte Antwort finden. Das bedeutet jedoch nicht, dass man diese Frage nicht stellen darf. Man muss sie sogar herausrufen. Niemand kann einem verbieten, diese Frage zu stellen.
Wenn das Wort brennt, wenn die Schmerzen da sind, dann muss man sie aussprechen. Lesen Sie einmal die Psalmen. Dort wird auf eine Weise gebetet, wie es niemand von uns wagen würde, Gott anzureden. Auch der Prophet Jeremia betet in einer Tonart, die wir uns kaum vorstellen können. Er spricht mit Gott auf eine ganz unfeierliche Weise.
Da werden Fäuste geballt, das ganze Elend, die Empörung, der Zorn und die Wut werden laut herausgeschrien – all das wegen der Ungerechtigkeit. Das „Warum“ wird Gott entgegengeschleudert. Es muss einfach heraus! Es gibt sogar ein ganzes großes Buch, das diesen Schrei des „Warum“ enthält, aber keine Antwort darauf gibt.
Warum eigentlich? Warum gibt es keine Antwort? Weil eine Erklärung des Leids nichts ändert. Sie beruhigt uns nur und lässt uns in einem Zustand verharren, in dem wir das Leid einfach hinnehmen. Gott mutet uns zu, dass die offenen Wunden brennen und die offenen Fragen quälen. Doch er zeigt uns auch einen Weg, der nach vorne führt.
Deshalb kann nur Jesus dieser Weg sein. Er sagt: „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ Nur er ist der Weg.
Jesus als der Mensch gewordene Gott und die Ohnmacht der Liebe
Die Frage ist: Wieso kann er uns in der Leitfrage helfen? Wer ist er?
Er ist derjenige, in dem Gott selbst kommt. Gott wird Mensch. Jesus ist der Weltherr und Weltrichter. Er ist gewissermaßen der Generalbevollmächtigte Gottes. Gott hat ihm alles in die Hand gegeben.
Das Schicksal dieser Welt entscheidet sich an der Gestalt von Jesus Christus, an seiner Person, an dem, was er sagt und tut. Und was tut er? Er kommt in diese Welt. Was er tut, ist nichts anderes, als das zu tun, was kein Mensch tun kann.
Wir möchten es zwar sehr gerne tun, wenn wir einen anderen Menschen lieben. Aber niemand von uns kann es wirklich tun. Man kann es kaum richtig in Deutsch ausdrücken. Wir sagen oft mit einem Fremdwort, man müsse sich mit einem anderen Menschen identifizieren. Das heißt, derselbe sein wie der andere, ganz hineingehen in das Leben des Anderen.
Das ist es, was man möchte, wenn man einen anderen Menschen herzlich liebt – eine Mutter, einen Vater, ein Kind. Und dieses Kind ist schwer krank. Die Liebe hat nur eine einzige Leidenschaft: „Wenn ich doch deine Krankheit mir nehmen könnte und sie erleiden könnte, um sie dir wegzunehmen. Wenn ich in dein Leid hineingehen könnte.“
Das will die Liebe. Und das Schreckliche ist die Ohnmacht der Liebe. Wir können vielleicht sehr, sehr nah herankommen, aber niemand kann wirklich in das Leben eines anderen Menschen hinein. Niemand. Jeder stirbt seinen eigenen Tod.
Es ist ein Unterschied, ob ich einsam im Leiden bin oder ob Menschen mir die Hand halten, dazustehen und mich spüren lassen, dass sie den Weg mit mir gehen. Aber abnehmen kann es mir keiner, abnehmen kann es mir keiner.
Das wissen alle Eltern. Es ist das größte Leid, das unsere Herzen bewegt, wenn wir sehen, wie unsere Kinder leidvolle Wege gehen. Unser Herz schreit danach, dass wir ihnen diese Wege ersparen und sie abnehmen könnten. Doch wir können es nicht.
Persönliche Erfahrungen mit Leid und die Nähe Gottes
Wie oft habe ich das in meinem Leben wirklich erlebt?
Wir haben zwei Jungs, die etwas brauner sind, als Deutsche normalerweise sind. Nie werde ich jene Nacht vergessen, in der der Anruf kam. Der Jüngere, Mitte zwanzig, rief mich mit Tränen an und sagte, dass sie ihn irgendwo hassen, weil er in der Diskothek rausgeworfen wurde und „leger Schwein“ gesagt hat.
Er hat geschrien und gesagt: Wenn ich nur in das Leben dieses Jungen hineinsehen könnte, wenn ich ihm das abnehmen könnte. Aber ich kann es nicht. Ich kann ihm die Arme umlegen, ich kann mit ihm weinen, ich kann ihn trösten und versuchen, ihn aufzurichten. Aber ich kann ihm sein Leben nicht abnehmen.
Sie kennen das nicht. Das ist die größte Traurigkeit unseres Lebens, das schlimmste Leid.
Der Einzige, der keine Grenzen hat, der nicht an Raum und Zeit gebunden ist, der nicht draußen bleiben muss vor meinem Leben, der in meine Haut, in meine Seele, in Raum und Zeit meines Daseins hinein kann – in meine Vergangenheit, in meine Gegenwart, in meine Zukunft – ist der Schöpfer des Universums, der Schöpfer meines Lebens.
Er wird Mensch in Jesus, zieht sich unser Leben an, geht unsere Straßen, sieht unser Leiden, leidet unser Leiden, trägt unsere Krankheit, lädt auf sich unsere Schmerzen, zieht sich das ganze Elend an.
Gott wirft auch all das, wofür wir schuldig geworden sind, wo wir andere verletzt und zerstört haben, auf ihn. Und er geht bis zum bittersten Ende am Kreuz.
Dort bricht er zusammen auf dem Weg, dort nageln sie ihn an, dort stirbt er mit dem Schrei der Gottverlassenheit. Er geht in die Hölle der Gottverlassenheit, damit niemand von uns mehr dorthin muss.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – so stöhnt und stirbt er mit dem Satz: „Es ist vollbracht!“
Die Gemeinschaft mit Christus als Quelle des Lebens
Und dann sagt Paulus: Ich bin mit Christus gekreuzigt, ich hänge mich an ihn und bin mit hineingezogen in sein Sterben. Ich lebe, weil Christus auferstanden ist. Doch nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Das soll einer verstehen.
Martin Luther, der Reformator des sechzehnten Jahrhunderts, der in Europa so viel bewirkt hat, weil er das Evangelium neu entdeckte – diese enorme verändernde Gewalt, die im Wort Gottes steht und in der Person Jesu Christi steckt –, hat das einmal so beschrieben. Er sagte: Wenn ein Mensch diesem Jesus Christus glaubt und sich mit seinem Leben ihm anvertraut, dann wird er mit Christus ein Kuchen.
Das ist eine etwas verrückte Ausdrucksweise. So wie man all die Zutaten zusammenrührt zu einem Teig – das Mehl, die Eier und was da sonst noch drin ist –, zum Schluss ist ein Teig daraus geworden. Er wird gebacken, und dann haben sie einen Kuchen. Danach können sie nicht mehr sagen: „Ich möchte gern das zweite Ei jetzt haben.“ Alles ist jetzt untrennbar ein neues Ganzes.
Dieses unerhörte Wunder, das kaum mit Worten zu beschreiben ist, darf unser Lebensgeheimnis werden – auch euer, ja, auch euer. Mit Christus ein Kuchen sein bedeutet, dass ich in diese Gemeinschaft alles einbringe, was ich mitzubringen habe: meine ganze Ohnmacht, meine ganze Sorge, auch den ganzen Mist, den ich gebaut habe. Auch das, wo ich andere verletzt habe, wo ich vor Gott und vor Menschen schuldig geworden bin, wo meine Gleichgültigkeit, meine Kälte, meine Unwahrhaftigkeit zum Vorschein kamen – all das bringe ich mit.
Meine Schwäche, mein Unvermögen, mit dem Tod fertig zu werden, und mit dem Leib – all das bringe ich mit. Und er bringt alles hinein: seine Reinheit, seine Heiligkeit Gottes, die Kraft, die stärker ist als der Tod. Er bringt diese Liebe, die nicht zurückstehen muss, die nicht ohnmächtig ist an der Grenze, sondern die hineingeht bis in die tiefsten Tiefen meines Lebens. Diese Liebe wird bestätigt in der Auferweckung, als Gott Jesus, den Gekreuzigten, auferweckt.
Er sagt, Jesus ist die Schlüsselfigur. Und diese Liebe besiegt den Tod. Am Ostermorgen bricht sie dem Tod das Genick. Hier ist keine ohnmächtige Liebe, hier ist die Liebe stark. Er bringt all das ein, und daraus entsteht eine unlösbare Verbindung, eine Gemeinschaft.
Ich lebe in Christus, ich bin mit ihm gestorben. Er ist meinen Tod gestorben, und alles, was mich kaputt macht, ist begraben in seinem Grab.
Die Kraft der Vergebung und die Bedeutung des Glaubens
Vergebung – alles Trennende, alles Tötende und Zerstörende überwindend – Vergebung der Sünden, das ist der stärkste Ausdruck, den die Weltgeschichte kennt.
Für Menschen, die nicht wissen, wo die Probleme der Welt liegen, mag dieser Begriff ein Fremdwort sein. Doch er ist der stärkste Ausdruck, weil darin die stärkste Wirklichkeit beschrieben wird. Nichts Wichtigeres geschieht in dieser Welt, als dass Menschen Vergebung der Sünden erfahren durch den gekreuzigten und auferstandenen Christus.
Nichts ist stärker und zugleich gut. So verbindet er uns miteinander. Und jetzt lebt er mit uns.
Verstehen Sie: Ich habe nur ein einziges Ziel in diesen Tagen, das möchte ich völlig offen, frank und frei erklären. Ich möchte Ihnen anhand der vielfältigen Problemlagen unseres Lebens zeigen, warum alles davon abhängt, dass unser Leben – unser persönliches Leben und unser gemeinschaftliches Leben – sich an der Person Jesu Christi orientiert und wir mit ihm eine Lebensverbindung eingehen.
Missverstehen Sie mich nicht: Ich rede hier nicht davon, dass wir nur ein paar Gedanken über ihn nachdenken oder dass Sie einen Haufen Theologie aufnehmen und dann ein paar Sätze aufsagen. Vielmehr geht es darum, dass Sie mit dem lebendigen, auferstandenen Jesus Christus eine Lebensgemeinschaft führen.
Ihn kennenlernen, seine Kraft spüren, mit ihm reden lernen im Gebet und im Hören auf sein Wort. Dass Sie mit ihm die Kämpfe des Lebens kämpfen und teilhaben an seiner Kraft, die durchbricht.
Das heißt, Christ sein – so wie die Bibel es versteht. Das heißt, Christ sein als Menschen, die so total mit Christus verbunden sind, ihm ihr Leben verdanken und ganz und gar an ihn hängen.
Die Haltung zum Leid im christlichen Glauben
Und was bedeutet das nun für das Leid? Manchmal beobachte ich, dass Menschen es für christlich oder fromm halten, sich schicksalsergeben hineinzufügen. Nein, Gott hat sich mit dem Leid der Welt nicht abgefunden. Er hat sich damit nicht abgefunden.
Deshalb macht es keinen Sinn, Erklärungen zu suchen, um alles irgendwie gerade sein zu lassen und die Dinge einfach laufen zu lassen, weil man angeblich sowieso nichts ändern kann. Gott hat sich nicht mit dem Leid abgefunden, denn er hat ein Ziel.
Das Ziel der Weltgeschichte ist, dass er eines Tages kommen wird und den neuen Himmel und die neue Erde schafft. So wahr Christus auferstanden ist, so wahr wird er kommen und die Toten aus den Gräbern rufen. Er wird das Weltgericht halten, und wir werden alle vor ihm verantwortlich sein müssen – alle, die je gelebt haben, egal ob sie an ihn geglaubt haben oder nicht.
Dann heißt es in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel: „Siehe, da die Hütte Gottes bei den Menschen!“ Das bedeutet, Gott wird bei den Menschen wohnen, sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott, wird ihr Gott sein. Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, auch kein Leid, kein Geschrei und kein Schmerz mehr, denn das Erste ist vergangen.
Wer auf dem Thron saß, sprach: „Siehe, ich mache alles neu.“
Die Sehnsucht nach einem leidfreien Leben und die Realität
Das ist das Ziel: die Vollendung der Weltgeschichte und der Anbruch der neuen Welt, in der Gott in der Gerechtigkeit wohnt, wie es an einer anderen Stelle im Neuen Testament heißt. Dort steht, dass Gott alle Tränen abwischen wird.
Es ist merkwürdig, wie im Augenblick dieses Lied wieder hochkocht. Viele denken: Naja, die Gentechnik wird das möglich machen, um die Krankheiten auszuschalten. Wenn man da ein bisschen herummanipuliert, dann werden wir das Leid aus dieser Welt herausbekommen. Die Sehnsucht bricht wieder ganz neu auf. Viele sind bereit, diesem Traum so nachzuhängen, dass sie sagen, dafür können wir ruhig ein bisschen riskante Manipulation in Kauf nehmen.
Man kann schon mal ein paar Züchtungsexemplare haben, die man nachher wegwirft. Es ist ja klar, dass man sich irgendwie mal versuchen muss, und mit Schrottproduktion muss man schon rechnen. Die Sehnsucht dahinter ist ein leidfreies Leben.
Die Schere geht im Augenblick auseinander. Wenn wir morgen Abend noch einmal gründlicher darüber sprechen, sehen wir auf der einen Seite die Versprechen, dass wir selbst das ewige Leben, die ewige Gesundheit und das leidfreie Leben schaffen können. Auf der anderen Seite haben wir nicht mal mehr die Freiheit, im Augenblick eine Rindsroulade zu essen.
Die Allergiekrankheiten sind die Pest unserer Zeit, und das Land stirbt an seinen Depressionen. Wir wissen überhaupt nicht, wie wir gerade ausgehen sollen, was Gesundheit angeht, und träumen davon, dass wir übermorgen die Welt frei vom Leid gemacht haben. Spüren Sie nicht, wie wir belogen werden?
Im letzten Jahrhundert wurde uns weißgemacht, dass wir fähig werden, politisch und militärisch so zu organisieren, dass man das Paradies der Gerechtigkeit auf Erden schaffen könnte – mal braun, mal rot organisiert. Diese Paradiese auf Erden sind alle erstickt, ersoffen in einem Strom von Blut und Tränen.
Jetzt träumen wir davon, dass Gentechnik und die fantastischen Möglichkeiten, die wir haben, übermorgen mit einem Fingerschnipsen das leidfreie, krankheitsfreie Leben machen. Die Lüge vom Leben ohne Leid ist immer das programmierte Leid.
Wir werden die bittere Wahrheit auf eine bittere Weise erleben müssen. Nein, diese Welt ist nicht ohne Leid. Die Frage ist: Wie kann ich in dieser Welt leben, ohne zu zerbrechen?
Die Bibel verspricht uns nicht, dass diese Welt ohne Leid sein wird. Gott wird die Tränen abwischen, wenn er den neuen Himmel und die neue Erde schafft. Aber von dieser Zukunft und durch den Rückenfreien, den gekreuzigten und im Auferstandenen Jesus werden die Signale des neuen Lebens heute und hier, mitten in einer Welt des Leides, sichtbar und erkennbar.
Persönliche Erfahrungen mit Leid und Trost durch den Glauben
Zu den schlimmsten und zugleich zu den größten Stunden des letzten Jahres für mich gehörten die Stunden am Totenbett eines zwanzigjährigen jungen Mannes. Er war morgens zur Arbeit gefahren und wurde dann auf seinem Fahrrad von einem zu schnell fahrenden Auto erfasst. Er war sofort tot.
Es war eine schwere Situation: künstliche Beatmung, die Frage, wann jemand wirklich tot ist, und wann die Maschinen abgestellt werden dürfen. Wir standen um das Totenbett dieses jungen Mannes, lasen die Heilige Schrift und spürten die Kraft des Wortes Gottes. Gemeinsam beteten wir unter Tränen – die Eltern und drei Geschwister.
Dann herrschte für einen Moment völlige Stille, während wir um das Bett standen. Plötzlich begann Christoph, der jüngere Bruder, neunzehn Jahre alt, zu singen: „Bis ans Ende der Welt, bis ans Ende der Zeit, Deine Liebe bleibt bis in Ewigkeit.“ Es sind wunderschöne neue Lieder, Hunderte, Tausende, die jetzt entstanden sind. Mit gebrochener Stimme sang er dieses Lied.
Wir anderen lernten es, während er sang, und stimmten mit ein. Der Arzt schaute herein, die Krankenschwester ebenfalls. Was passiert hier? Am Bett eines toten Jungen singt eine Familie: „Bis ans Ende der Welt, bis ans Ende der Zeit, Jesus, Deine Liebe bleibt bis in Ewigkeit.“
Dieser trotzige Triumph ist der Sieg, den Sie im Römerbrief Kapitel 8 nachlesen können. Paulus fragt dort herausfordernd: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Not oder Verfolgung oder Tod?“ Er antwortet: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Das meine ich, wenn ich sage: Wir brauchen in einer Welt, die vom Leid gepeinigt ist – und die es ohne Leid nicht gibt – ein Licht aus Gottes Auferstehungswirklichkeit. Ein Licht, das von hinten und von vorne kommt, das vom Kreuz leuchtet und den Schein einer Liebe in unser Leben hineinleuchten lässt.
Es ist der Schein einer Liebe, die nicht kapituliert am Sterben, weil Christus auferstanden ist. Dort bricht mitten hinein in diese Welt das gleißende Licht der neuen Welt Gottes, die Auferstehungsherrlichkeit.
Von vorne sehen wir das Ziel: Er kommt, er kommt in Herrlichkeit, der die Toten aus den Gräbern rufen wird. Er wird alle Tränen abwischen, und es wird keinen Schmerz, kein Leid und kein Geschrei mehr geben. Der Tod wird nicht mehr sein, denn: „Siehe, ich mache alles neu.“
Die Erfahrung von Gottes Nähe in Leid und Sterben
Wissen Sie, was das in der Erfahrung bedeutet? Es bedeutet, dass man auf eine unbeschreibliche Weise das Lob Gottes aus der Tiefe singen kann – De profundis – aus der Tiefe der Not anbeten, den, der nicht loslässt.
Doch es passiert noch viel mehr, als dass man selbst getröstet wird. Ich stehe selbst staunend da, wenn ich mein Leben betrachte, vor der Tatsache, dass die tiefsten und wichtigsten Stunden der größten Dichte und Nähe Gottes die Stunden sind, die ich durchkämpfen musste, fast gestorben bin.
Ich war lange Jugendfahrer, und mein Schicksal war es, viele junge Menschen auf ihrem Weg ins Sterben zu begleiten und zu beerdigen. Das ist etwas Schreckliches, das möchte man nie ein zweites Mal erleben.
Aber ich sage Ihnen: Wenn Gott erlebt wird, heißt das Motto dieser Woche, dass ich schöne Dinge mit Gott erlebt habe – Freude, wirkliches Fest und Feier. Wo Tiefe war, da war Wirklichkeit Gottes, Nähe Gottes unter Tränen.
Die Sterbewelt meiner Mutter und meines Vaters, von einigen jungen Menschen – so dicht habe ich Gott nie wieder in meinem Leben erfahren, so dicht nie wieder. Es war immer, als ob ich neben mir stünde und dachte: Das kann doch nicht wahr sein. Das geht doch nicht. Das ist einfach nur furchtbar, was du hier erlebst. Und hier ist Gott, hier ist Gott gegen das Dunkel.
Wenn Sie jetzt den Eindruck haben, das kann man nicht verstehen, dann habe ich volles Verständnis dafür, dass Sie das so sehen. Gott ist keine mathematische Formel, die ich Ihnen erkläre, damit Sie sie nachrechnen können.
Aber ich sage Ihnen: Wenn Sie mit ihm leben, werden Sie diese unerklärlichen Wirklichkeiten spüren und erfahren, wie er mit Ihnen durch die Dunkelheit geht.
Die Kraft der Gemeinschaft und das Tragen der Lasten
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück; du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. So heißt es im 23. Psalm vom guten Hirten. So ist es, so ist es.
Diese Erfahrung befähigt uns zu etwas, das in dieser Welt dringend notwendig wird: Wir werden belastbar. Man sehnt sich plötzlich nicht mehr nach der Lüge. Man hat keine Lust mehr, in dieser Welt belogen zu werden und so zu tun, als ob alles eine schöne, fröhliche Party wäre, bei der es schmerzfrei zugeht und immer fröhlich und locker bergab geht. Das mag zwar möglich sein, aber man möchte die Wahrheit wissen – auch wenn sie wehtut. Man möchte die Wahrheit wissen.
„Was für ein Lied, das Arno vor ihm gesungen hat von dem Kind, was für ein Lied!“ Man möchte die Wahrheit wissen und nicht mehr belogen werden. Und es ist dann nötig, dass man Lasten trägt. „Einer trage des anderen Last“, sagt die Heilige Schrift, so werde die Lebensregel Christi erfüllt.
Einer trage des anderen Last – Schulter an Schulter, nicht weglaufen. Wenn die Mutter stirbt, nicht weglaufen, sondern Schulter an Schulter. Unsere Sterbenden brauchen keine Schläuche und keine elektronischen Apparate mehr. Sie brauchen vertraute Gesichter ganz nah und Hände, die sie halten. Nicht weglaufen, Schulter an Schulter. Einer trage des anderen Last.
Man sagte mir jetzt, nachdem seine Frau am Krebs gestorben war: „Du glaubst gar nicht, wie einsam man wird, wenn das Leid kommt. Keiner ruft mehr an.“ Warum ruft keiner mehr an? Die Leute sind doch voller Mitleid. Aber irgendwie hat man den Eindruck: Über die Bundesliga kann man jetzt nicht so gut reden, über das Wetter ist es auch ein bisschen bescheuert, und über Wetten das ist noch blöder. Worüber soll man eigentlich noch reden?
Angesichts des Sterbens kann man doch über irgendeinen Schwachsinn nicht mehr reden. Aber was Vernünftiges, was Richtiges, was hier noch gilt, was hier noch zählt, fällt einem nicht mehr ein. Also ruft man nicht an. Aus Hilflosigkeit, nicht aus Lieblosigkeit, aus Hilflosigkeit! Und Menschen im Leid werden plötzlich einsam. Sie brauchen die Nähe, die die Lasten mitträgt.
Ach ja, nein, dann zerbrechen wir ihn. Sie brauchen nicht viele Worte, keine Erklärungen, schon gar keine frommen Sprüche. Sie müssen schweigend dabei sein und sagen: „Ich gehe mit dir den Weg, ich weine mit dir.“
Vergessen Sie nicht: Als Hiob in seinem unsäglichen Leid war, war das Beste, was seine Freunde getan haben, zu ihm zu kommen und sieben Tage dabei schweigend den Mund zu halten. Als sie den Mund auftaten, war nur Schwachsinn – dreißig Kapitel lang nur Schwachsinn. Gott streicht zum Schluss alles durch. Das Schweigen dabei war das Beste. Schulter an Schulter, einer trage des anderen Last.
Es ist die Tiefe des Lebens, ja, es ist auch die Schönheit des Lebens. Sie sagte, Johannes, vorhin: Das ist das Bild, hast du das gesagt? Dieses Bild braucht auch diese dunklen, tiefen Farben. Ja, man braucht sie. Eine große Melodie hat die Höhen und hat die Tiefen. So wird unser Leben zu einer großen, strahlenden, majestätischen Melodie.
Es wird zu einem Bild, das wir eines Tages von oben betrachten können, nachdem wir so lange von unten nur die wirrenden Fäden gesehen haben. Jetzt sehen wir, wie die leuchtenden, hellen Lichtfarben und die tiefen Farben des Blutes und der Nacht ein großes Bild der Herrlichkeit Gottes, unseres Lebens, bringen. Was für ein lebendiges Format! Was für ein lebendiges Format!
„In dir ist Freude in allem Leide“ ist ein ganz alter Choral, den die Christen singen. Verrückt, aber das darf man sehen: In dir ist Freude in allem Leid.
Die Einladung zur Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus
Verstehen Sie, warum ich heute Abend, wie auch in dieser ganzen Woche, nur einen einzigen Wunsch habe: dass jeder, der zu diesen Veranstaltungen kommt, etwas davon spürt, dass dieser Jesus die Schlüsselfigur ist. Dass alles darauf ankommt, dass wir bei ihm Kontakt finden und sagen: „Ach, wenn das wahr wäre und wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was du sagst und versprichst, dann möchte ich so gerne etwas davon spüren. Aber das ist alles so weit weg, und wie soll ich daran glauben?“
Ich sage Ihnen: Das Leben beginnt damit, dass es geboren wird. Wenn ein Mensch geboren wird, kann er noch nicht sprechen und noch nicht gehen. Alles fängt ganz schwach und einfach an. Aber es ist doch wunderbar, wenn ein Mensch gezeugt wird, wächst und geboren wird.
So hat Jesus es auch gesagt: Ein Mensch wird von Neuem geboren, wenn er die Vergebung der Sünden empfängt. Wenn die Trennung von Gott weggenommen wird und er das Wort in seinem Gewissen hört. Jesus spricht: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Alles, was sich von Gott trennt, wird weggenommen. Wenn Menschen kommen und sagen: „Hier bringe ich mein Leben, ich bitte um Vergebung, ich möchte zu dir gehören“, und er spricht: „Dir sind deine Sünden vergeben“, dann wird der Kontakt hergestellt und das neue Leben beginnt.
Gott kommt hinein. Die Bibel sagt, Gottes heiliger Geist, Gottes Schöpfergeist, kommt in ihr Leben. Er bringt Licht, Vitalität und Bewegung in ihr Leben. Dann fängt es an, dass sie ein Verlangen bekommen, das sie bisher nicht kannten. Sie möchten gerne mit Gott sprechen, mehr über ihn erfahren. Sie spüren plötzlich eine Sehnsucht in sich, die sie bislang nicht kannten.
Vielleicht dachten sie, Christentum sei nur eine Tradition oder eine Pflicht für Leute, die irgendwie fromm sein wollen. Aber plötzlich haben sie einen Hunger – das ist das Leben! So fühlt sich Leben an.
Deshalb möchte ich heute Abend alles auf einen ganz kleinen, praktischen Punkt zurückführen: Ich möchte so gerne, dass Sie diesen Kontakt machen. Alles, was wir getan haben – beim Singen der Lieder, in den Texten, die Sie heute Abend gehört haben, in dem, was ich versucht habe zu sagen – das ist nichts anderes als Gottes persönliche Einladung an Sie. Und nun wartet er sehnsüchtig auf Ihre Antwort.
Vielleicht ist es nicht das erste Mal, dass er zu Ihnen gesprochen hat. Viele von Ihnen haben schon einige Jahre Lebenserfahrung. Wie oft hat Gott Sie berührt durch etwas Gutes, das er getan hat, um Sie zur Umkehr zu locken? Vielleicht hat er Ihnen auch Schweres zugemutet, um eine deutliche Sprache zu sprechen, damit Sie endlich aufhorchen. Aber haben Sie sich verschlossen und verhärtet? Haben Sie die Faust geballt und sind bitter geworden, vielleicht sogar noch verschlossener als zuvor?
Hören Sie: Man geht aus einer solchen Veranstaltung nie wieder so heraus, wie man hineingegangen ist. Sie werden als ein anderer Mensch von hier weggehen. Sie werden sich entweder Gott gegenüber noch härter verschließen oder Sie werden sich ihm öffnen. Aber Sie werden nicht dieselbe Person sein.
Ich flehe Sie an: Öffnen Sie Ihr Leben! Immer dann, wenn Gott uns ruft, wenn er anklopft, wenn er uns lockt, ist das der Augenblick, in dem wir kommen sollten.
Die Einladung Jesu und das Gebet zur Lebensgemeinschaft
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an, sagt Jesus. Er lässt es sogar schriftlich festhalten für Menschen in der vorderen Türkei. Sie können es im Neuen Testament, in der Offenbarung des Johannes, nachlesen: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer die Tür seines Lebenshauses auftut, zu dem will ich hineingehen und mit ihm Mahlgemeinschaft halten.“ Das heißt praktische Alltagslebensgemeinschaft.
Er steht vor der Tür und klopft an. Dieser ganze Abend ist nichts anderes als ein Anklopfen von Jesus an ihr Lebenshaus. Glauben Sie nicht, dass er einbricht. Er respektiert Sie, er liebt Sie. Liebe vergewaltigt nie.
Manche Leute warten darauf, dass sie irgendwie von Gott „plattgefahren“ werden, dass sie gar nichts sehen. Sie werden vergeblich warten. Gott liebt Sie, er klopft an. Aber wenn er anklopft und ruft, hat das eine solche befreiende Kraft, dass in diesem Augenblick keine Macht der Welt Sie davon abhalten kann, ihm zu folgen.
Er schafft Ihnen eine Freiheit, die Sie von sich selbst nie und nimmer haben können und nie haben werden. Aber wenn er Sie ruft, wie an diesem Abend, dann schafft sein Wort, was es sagt, nämlich diesen Bewegungsraum.
Deshalb habe ich die Freiheit, Sie einzuladen. Ich möchte Ihnen konkret ein Gebet anbieten. Ich bitte Sie, gleich aufzustehen und hier nach vorne zu kommen, wenn der Chor das Lied singt. Einfach, ich werde mich auch dorthin stellen, und wir stellen uns dort zusammen, ganz still, und hören, bis das Lied zu Ende gesungen ist.
Dann möchte ich Ihnen ein Gebet vorsprechen, Satz für Satz, und Sie einladen. Ich sage es Ihnen jetzt, damit Sie wissen und überlegen können, ob Sie es beten wollen und ob das heute Abend der Kontakt für Sie sein soll.
Sie können Gott einfach antworten und sagen:
Jesus, ich danke Dir, dass Du mich so sehr liebst.
Ich habe Deine Einladung gehört und ich öffne Dir mein Leben.
Ich bekenne Dir meine Sünde, also alles, was mich von Dir getrennt hat.
Ich bitte Dich, vergib mir meine Sünde.
Ich danke Dir, dass Du für mich am Kreuz gestorben bist und auferstanden bist.
Mein ganzes Leben soll Dir geöffnet sein und Dir gehören.
Du bist der Herr.
Diese wenigen Sätze können die Antwort sein, die Sie jetzt Jesus sagen. Sein Wort steht fest, seine Einladung ist völlig klar: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer die Tür auftut, zu dem will ich eingehen und Lebensgemeinschaft halten.“
Das Tür-Öffnen besteht darin, dass Sie dieses einfache Gebet mitsprechen. Vielleicht sagen Sie jetzt: Das kann ich auch still für mich in meinem Herzen tun. Man kann vieles machen. Ich ermutige Sie aber, sich zu erkennen zu geben.
Christus ist öffentlich für Sie gestorben, Gott hat öffentlich verbindlich seine Liebe erklärt. Alles, was wirklich entscheidend ist in unserem Leben, tun wir vor Zeugen. Das wird sozusagen urkundlich, notariell, beglaubigt. Alles, was heimlich und verborgen geschieht, was niemand sonst weiß, da weiß man nie, ob man sich irgendwann darauf berufen kann und ob das Konsequenzen für die Lebensgestaltung hat.
Was wirklich entscheidend ist, geschieht vor Zeugen. Suchen Sie Öffentlichkeit!
Deshalb habe ich die Freiheit und ermutige Sie, sich selbst so wichtig zu nehmen, wie Gott Sie nimmt. Nehmen Sie sich selbst ernst. Tun Sie einen Schritt des Mutes, des Freimuts, weil Gott Ihnen die Freiheit schenkt, umzukommen.
Beten Sie mit mir als ersten kleinen Schritt des Beginns des Lebensweges mit Christus. Das ist nicht dramatisch, es macht nicht stark wie eine Rakete, aber es ist so schön wie eine Geburt, so wunderbar.
Kommen Sie im Namen von Jesus, ob Sie achtzig oder achtzehn Jahre alt sind. Ich bitte Sie: Verschließen Sie Ihr Herz nicht.
Das Gebet des Herzens und die Zusage Jesu
Jesus, zu dir kann ich so kommen, darf ich so kommen, wie ich bin – so heißt dieses Lied, das der Chor jetzt singen wird. Es ist ein Gebetslied. Hören Sie, die Einladung gilt: „Komm, so wie du bist.“ Während der Chor dieses Gebet uns zusingt, denken Sie daran: Du hast gesagt, dass jeder kommen darf. Ich muss dir nicht erst beweisen, dass ich besser werden kann.
Was mich vor dir besser macht, hast du längst am Kreuz getan. Und weil du mein Zögern mit deinen Händen berührst, kann ich so zu dir kommen, wie ich will.
Jesus, bei dir darf ich mich geben, wie ich will. Ich muss nicht mehr herrlich sein vor dir. Ich muss nichts vor dir verbergen, so lange du mich kennst. Du siehst, was mich zu dir zieht, und auch was noch schlecht an mir klingt.
So lege ich Licht und Schatten meines Lebens vor dich hin, denn bei dir darf ich mich geben, wie ich will.
Jesus, bei dir muss ich bleiben, wie ich bin. Nimm weg, was mich und andere zerstört. Einen Menschen willst du aus mir machen, wie er dir gefällt, der ein Bild deiner Hand ist, voller Liebe für die Welt.
Du hast schon seit langer Zeit für mich das Beste im Sinn. Darum muss ich nicht so bleiben, wie ich bin.
Jesus hat gesagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken, ich will euch Ruhe geben.“ Ich freue mich, dass wir auf diese Einladung hin gekommen sind.
Lassen Sie uns jetzt miteinander beten. Ich will Ihnen dieses Gebet Satz für Satz vorsprechen. Nehmen Sie es ganz persönlich und ehrlich als Ihr Gebet.
Jesus, ich danke dir, dass du mich so sehr liebst. Ich habe deine Einladung gehört und öffne dir mein Leben. Ich bekenne dir meine Sünden und bitte dich um Vergebung.
Ich danke dir, dass du am Kreuz für mich gestorben bist und dass du mir alle meine Sünden vergeben hast. Mein Leben soll dir gehören, mit allen Freuden und allen Traurigkeiten, mit den Sorgen und den Sehnsüchten.
Du bist der Herr. Ich danke dir, dass du mich angenommen hast. Amen.
Amen heißt: So ist es, das ist ganz gewiss. Jesus sagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht wegstoßen. Es gilt diese Zusage.
Ich wünsche Ihnen, dass aus diesem Beginn jetzt ein Weg wird. Wir möchten Ihnen dabei helfen – mit Literatur, mit Gesprächen, wenn Sie es möchten. Das gilt für uns alle.
Vielleicht haben Sie manche offene Frage, die heute Abend noch brennt wie eine Wunde. Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie heute Abend Gesprächspartner finden. Besonders die Gastgeber hier, die Sie an den Namensschildern erkennen, freuen sich von Herzen, wenn Sie das Gespräch mit ihnen suchen.
Vielleicht können wir miteinander teilen, was wir an guten und an schweren Erfahrungen gemacht haben, und einander etwas ermutigen und weiterhelfen.
Auch Fragen klären – vielleicht ist mancher da, der jetzt denkt: Ich würde das so gerne festmachen an einer Beziehung, aber ich habe noch ein paar ganz schwierige Fragen. Bevor die nicht gelöst sind, will ich das nicht tun.
Gut, aber nun suchen Sie auch das Gespräch, damit das geklärt wird und auch in Ihr Leben Klarheit kommt.