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Du kannst nur vorwärts leben!

Versöhnung mit meiner Vergangenheit, Teil 4/4
07.03.2010

Du kannst nur vorwärts leben!

Reihe: Versöhnung mit meiner Vergangenheit (4/4)

Einleitende Gedanken

Im April 2004 starb eine Frau auf der Autobahn. Ihr Tod war besonders tragisch, weil sie ihn durch eine falsche Entscheidung verursachte. Ihr Auto blieb nachts, bei Regen, auf der Autobahn stehen. Es gelang ihr ihren Wagen zu verlassen und sich auf den Pannenstreifen zu retten. Dort bemerkte sie, dass sie ihre Handtasche im Auto vergessen hat. Sie lief zum Auto zurück und während sie nach ihrer Handtasche suchte, wurde ihr Auto gerammt und sie starb am Unfallort. Im Nachhinein kann man sich fragen: Warum hat sie die Gefahr nicht erkannt? Ich weiss, dass für Frauen Handtaschen ganz wichtig sind, aber musste sie deshalb wirklich ihr Leben riskieren? Hätte Sie die Gefahr erkannt, sie wäre bestimmt nicht mehr zu ihrem Auto zurück gegangen. Das kann ein Bild für unser Leben sein. Wir können gedanklich in unserer Vergangenheit hängen bleiben. Das kann aber sehr verhängnisvoll sein, denn Leben können wir nur vorwärts. Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder gestalten wir unser Leben, oder wir werden zum Spielball unserer Vergangenheit. In der Bibel gibt es auch eine Frau die zurückblickte. Ihr wurde gesagt, sie soll vorwärts laufen und ja nicht zurückschauen. Doch sie tat es doch, sie schaute zurück. Es war die Frau Lots. „Lots Frau aber schaute zurück; da erstarrte sie zu einer Salzsäule.“ 1. Mose 19, 26Wer zurückschaut, dessen Leben kann komplett erstarren. Man wird zu einer lebenden Salzsäule, die durch den Blick zurück in der Gegenwart erstarrt ist. Ein Mann der Jesus nachfolgen wollte, bat darum, dass er vorher noch einiges erledigen kann. Jesus antwortet: „Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.“ (Lukas 9, 62)Natürlich ist das schneller gesagt als getan. Wer schweres Erlebt hat, der wird innerlich sagen: du kannst gut reden, wenn Du wüsstest, was ich mit mir herumschleppe. Das mag sein. Aber welche Möglichkeiten haben wir sonst? Wir können uns mit unserer Vergangenheit versöhnen und unser Leben gestalten, oder wir lassen es zu, dass meine Vergangenheit, die Kontrolle über mein Leben behält. Eines ist klar: das Rad der Zeit kann niemand zurückdrehen. Wir können nur vorwärts leben. Wie wir trotz allem, was wir in unserem Leben durchmachen mussten, vorwärts leben, und zwar so, dass wir unser Leben selber gestalte, möchte ich anhand von zwei Tipps aufzeigen. Mir ist natürlich bewusst, dass es zu diesem Thema noch weitere Tipps gäbe. Ich kann in dieser kurzen Zeit einfach Grundsätzliches sagen. Das wird bestimmt noch viele Fragen offen lassen und neue Fragen aufbringen. Ich hoffe trotzdem, dass das, was ich sage hilfreich ist.

Bibelstellen zum Nachschlagen:1. Mose 19, 17-26; Lukas 9,62

I. Tipp 1: Sag JA zu Deinem Schicksal

Das ist mein erster Tipp: Sag JA zu Deinem Schicksal. Jeder von uns hat ein Schicksal zu tragen. Mit Schicksalen bezeichne ich Erlebnisse und Situationen, die wir selber nicht beeinflussen konnten und können. Wir sind dem Schicksal sozusagen ausgeliefert. So kann ich z.B. nichts dafür, in welches Land und in welche Familie ich hineingeboren werde. Wäre ich z.B. in einem armen Land geboren, so hätte sich mein Leben komplett anders entwickelt. Mir wäre es nicht möglich gewesen eine Ausbildung zu machen, selbst wenn ich hochintelligent wäre. Krankheit und Behinderung kann auch ein solches Schicksal sein. Niemand kann dafür zur Verantwortung gezogen werden. Ich muss, wenn ich davon betroffen bin, damit leben, ob es mir gefällt oder nicht. Wir können nun mit unserem Schicksal hadern. Wir können ständig darüber nachdenken, was aus mir geworden wäre, wenn ich andere Voraussetzungen für’s Leben gehabt hätte. Ich kann mich darüber ärgern, dass mich dieses Schicksal getroffen hat, kann auf die eifersüchtig sein, die es besser haben als ich. Ich kann über Jahre im Selbstmitleid versinken. Das hat zur Folgen, dass mein Denken und Handeln immer mit meinem Frust über mein Schicksal verbunden bleibt. Wie kann ich aus meinem Selbstmitleid herausfinden? In der Bibel finden wir dafür hervorragende Vorbilder. Ein beeindruckendes Vorbild ist der Kronprinz Jonathan, der Sohn von König Saul. Wenn das Leben von Jonathan bilderbuchmässig verlaufen wäre, dann wäre er früher oder später König geworden. Doch sein Vater verhinderte seine Karriere, denn Saul versündigte sich dermassen gegenüber Gott, dass Gott das Königtum vom Haus Sauls wegnahm. Aus der Traum. Jonathan hatte keine Chance mehr König zu werden, obwohl er selber ein gottesfürchtiger Mann war, ein richtiger Glaubensheld. Anstelle von Jonathan, berief Gott den Hirtenjungen David zum neuen König. Wie reagierte Jonathan? Viele von uns wissen, wie der Vater Jonathans reagierte. Er versuchte David zu töten, um dadurch zu verhindern, dass ein anderes Geschlecht den Thron Israels besteigen wird. Jonathan hätte die Mordabsichten seines Vaters aktiv unterstützen können. Er hätte sich auch ärgern und in Selbstmitleid versinken können. Warum muss gerade mein Vater so was tun? Warum hat Gott das zugelassen?! Doch Jonathan sagte JA zu seinem Schicksal. Er akzeptierte, dass er nicht König werden wird und er anerkannte dass David zurecht König wird. Jonatan und David wurden sogar dicke Freunde. Jonathan wusste, dass es nicht hilfreich ist, wenn er bei dem stehen bleibt: was wäre wenn. Ihm war klar, ich kann mich meinem Schicksal nicht entgegenstellen, ich kann nur vorwärts leben. Er war entschlossen sein Leben, so wie es jetzt eben ist zu gestalten. Deshalb bat er David: „Wenn ich es noch erlebe, dass du König wirst, dann denk an die Güte, die der Herr dir erwiesen hat, und schenke mir das Leben.“ 1. Samuel 20, 14„Schone auch meine Nachkommen! Entzieh ihnen nicht deine Gunst, selbst dann nicht, wenn der Herr alle deine Feinde beseitigt.“ 1. Samuel 20, 15David versprach Jonathan sich an diese Abmachung zu halten, was er später auch tatsächlich tat. Auch David musste verschiedentlich zu seinem Schicksal JA sagen. Er wollte z.B. einen Tempel bauen, doch Gott liess es mit folgender Begründung nicht zu: „Du hast ständig Kriege geführt und viel Blut vergossen. Darum sollst du kein Haus für mich bauen.“ 1. Chronik 22, 8David akzeptierte diese Entscheidung Gottes und beschränkte sich auf die Beschaffung des Material für den Tempel und überliess den Bau des Tempels seinem Sohn. Mir ist bewusst, dass es nicht immer leicht ist, zu seinem Schickal ein JA zu finden. Aber, was nützt es Dir, wenn Du mit Deinem Schicksal haderst? Wird Dein Leben dadurch besser? Macht Dich das glücklicher? Nein, Du wirst verbittert und mit den Jahren für Deine Umwelt ungeniessbar. Integriere Dein Schicksal in Dein Leben. Nur so kannst Du vorwärts leben. Nur so kannst Du Dein Leben gestalten. Wenn Du das nicht tust, wird das Schicksal Dein Leben bestimmen. Du wirst zum Spielball Deiner Vergangenheit.

Bibelstellen zum Nachschlagen:1.Samuel 20,14-17; 1.Chronik 22,7-10

II. Tipp 2: Sag JA zu Deiner Originalität

Mein zweiter Tipp lautet: Sag JA zu Deiner Originalität. Kein Mensch ist wie Du! Du hast einen einzigartigen Charakter, Deine Empfindungen sind einzigartig, Deine Art auf verschiedene Situationen zu reagieren ist einzigartig. Dein Aussehen ist einzigartig. Kurz: Du bist ein Original! Das hängt zunächst einmal damit zusammen, dass Gott keine Kopien geschaffen hat, sondern nur Originale. Das ist schon bei den Schneeflocken der Fall, wie viel mehr trifft das auf uns Menschen zu. Zum anderen ist es unsere Lebensgeschichte, die uns zu einzigartigen Originalen werden lässt. Da gibt es Menschen, die reagieren viel empfindlicher als andere. Das hat oft damit zu tun, dass sie an einem Punkt sehr verletzt wurden. Ich bin z.B. sehr sensibel, um nicht zu sagen allergisch, auf Doppelzüngigkeit. Verschiedene Erlebnisse in meiner Vergangenheit führten dazu. Eines der prägensten war vermutlich meine Primarlehrerin, die mich regelmässig geschlagen und gedemütigt hat, wenn jedoch ein Schulbesuch angesagt war, wurde sie zuckersüss. Was ich damals erlebte, hat Spuren hinterlassen und meine ganz Schulzeit wesentlich und zwar negativ geprägt. Mir ist bewusst, dass ich deshalb in bestimmten Situationen überempfindlich reagieren kann. Doch habe ich zu meiner Originalität JA gesagt. Wir werden an bestimmten Punkten empfindlicher sein als andere. Oder wir können auch härter reagieren als normal. Ich sage nicht, dass sich das nicht ändern kann. Doch manchmal muss ich auch damit leben, dass das ein Teil ist, der zu mir gehört. Ich weiss dann, dass ich meine Gefühle in bestimmten Situationen nicht so ernst nehmen muss, denn sie sind nur so stark, weil sie mit meiner Geschichte zu haben. Ich klage dann nicht innerlich und sage: Ach hätte ich doch eine andere Lehrerin gehabt. Vielmehr staune ich darüber, was Gott trotzdem geschenkt hat. Sagen wir einfach JA zu unserer Originalität. Bedenken wir, dass schwierige Lebensabschnitte für unser Leben nicht nur negativ sind. Solche Erfahrungen helfen uns, Menschen, die schwierige Zeiten durchmachen, besser zu verstehen und ihnen beizustehen. Deshalb können wir schwere Lebenssituationen im Nachhinein durchaus auch als Chancen sehen. Interessanterweise wird von Jesus auch gesagt, dass er durch schwierige Lebensabschnitte gelernt hat denen zu helfen, die der Versuchung ausgesetzt sind. „Weil Jesus selbst gelitten hat und Versuchungen ausgesetzt war, kann er denen helfen, die ebenfalls Versuchungen ausgesetzt sind.“ (Hebräer 2, 18)„Jesus ist ja nicht ein Hoherpriester, der uns in unserer Schwachheit nicht verstehen könnte. Vielmehr war er – genau wie wir – Versuchungen aller Art ausgesetzt, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass er ohne Sünde blieb.“ (Hebräer 4, 15)Sagen wir JA zu unserer Originalität. Das heisst ganz konkret, dass ich mir meiner Schwächen und Empfindlichkeiten bewusst bin. Sie gehören zu meinem Leben, weil ich nun mal so bin und weil ich diese Erfahrungen gemacht habe. Ich muss nicht anders sein. So wie ich bin, kann ich Gott dienen und ich kann als Person wachsen und reifer werden.

Bibelstellen zum Nachschlagen:Johannes 5,14; 8,11; Kol 3,2-4; Hebräer 2,17-18; 4,15; 5,7-10

Schlussgedanke

Wir kommen im Leben nicht weiter, wenn wir uns ständig mit unserer Vergangenheit beschäftigen und herausfinden wollen, was anders gelaufen wäre wenn. Nun, es ist nicht anders gelaufen. Natürlich kann es hilfreich sein, wenn wir uns einmal Zeit nehmen, um zurückzuschauen und Situationen der Vergangenheit geklärt werden, damit wir sie bejahen und vorwärts gehen können. Mir ist das bei den W. Mose Spielen wieder bewusst geworden. Die schweizer Mannschaft hätte gegen Honduras nur zwei Tore schiessen müssen. Sie hatten jedoch jede Chance verspielt, der Ball flog am Tor vorbei. Was für ein Jammer! Sie sind nun nicht mehr im Spiel – aus und fertig. Jetzt können sie jammern und klagen. Sie können die nächsten Jahre damit verbringen über den unfähigen Schiri zu klagen und schimpfen, der im Spiel gegen Chile Behrami vom Feld stellte. Sie können daran glauben, wenn der Schiri die rote Karte nicht gegen Behrami gezückt hätte, hätten sich alles anders entwickelt – sie hätten dann die erste Runde überstanden. Aber das Spiel ist vorbei. Die Zeit kann man nicht zurückdrehen, die Chancen sind verpasst und es gibt keine Wiederholung. Es bleibt eigentlich nur die Flucht nach vorne. Sich aufrappeln, die Niederlage akzeptieren und die Zukunft gestalten. Auch für Paulus war klar, dass das Leben vorwärts gelebt werden muss. Erst recht, weil wir eine wunderbare Zukunft vor uns haben. Vorwärts leben lohnt sich schliesslich nur dann, wenn etwas vorne ist, für das es sich zu leben lohnt. Paulus sagt: „Geschwister, ich bilde mir nicht ein, das Ziel schon erreicht zu haben. Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück, konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt,“ (Philipper 3, 13)„und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen – den Preis, der in der Teilhabe an der himmlischen Welt besteht, zu der uns Gott durch Jesus Christus berufen hat.“ (Philipper 3, 14)Bibelstellen zum Nachschlagen:1.Mose 50, 20; Nehemia 8, 9-12; Lukas 9, 61-62; 1. Korinther 9, 24; Philipper 3, 12-14; 2.Timotheus 4,7-8; 1.Johannes 3,2