Einführung: Die Sehnsucht nach besseren Zeiten
Ja, vielen Dank für dieses wunderbare Lied. „Früher war alles besser.“ Ich glaube, diesen Satz kennen viele von uns. Er fällt in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen.
Wenn es zum Beispiel um die Reparatur eines Autos geht, sagen wir Männer: Früher konnte man noch selbst Hand anlegen. Heute, bei der Technik, muss man wegen jedem kleinen Defekt zum Autohändler oder zur Reparaturwerkstatt. Früher war alles besser, weil man die Autos noch selbst reparieren konnte.
Oder es geht um die Jugend von heute. Da sagt man, damals hatten die jungen Leute noch Anstand, damals haben sie uns noch gegrüßt. Heutzutage haben sie alle einen Stöpsel im Ohr, schauen auf ihr Smartphone und grüßen nicht einmal freundlich. Früher war alles besser.
Und es geht dann immer so weiter: Früher war das Buch noch aus Papier, früher hat man in der Schule noch etwas gelernt, früher war die Rente sicher, selbst die Zukunft war früher besser.
„Früher war alles besser.“ Diesen Satz sprechen nicht nur ältere Menschen aus, auch junge Menschen sagen ihn. Deswegen will ich hier nicht auf eine bestimmte Generation eingehen. Dieser Satz ist aber ein bisschen pauschal. War früher wirklich alles besser?
Wir neigen manchmal dazu, die Vergangenheit zu glorifizieren. Ich denke, früher war längst nicht alles gut, und heute ist längst nicht alles schlecht. Dennoch möchte ich jetzt, in diesem zweiten Vortrag, in eine Zeit zurückschauen, in der wirklich alles besser war.
Wir werfen jetzt einen Blick ins Paradies, und das Thema lautet: Es gab mal bessere Zeiten – Lektionen aus dem Paradies.
Wir müssen ganz nüchtern festhalten: Wir leben nicht mehr im Paradies. Wir leben in einer Welt, die gefallen ist. Wir leben in einer Welt, in der es Leid gibt. Darüber werden wir morgen auch noch einmal mehr sprechen und wie wir Leid in unserem Leben einordnen können.
Wir werfen jetzt einen Blick auf etwas, das wir in dieser Perfektion nicht mehr erleben. Dennoch ist es mein Wunsch, auch für den heutigen Abend, dass wir nicht nur in einer gewissen Nostalgie zurückschauen und sagen: „Ach, war das schön im Paradies“, sondern dass wir Lektionen lernen.
Was hat Gott damals im Paradies eingesetzt? Was war in Gottes Gedanken dahinter? Und was lehrt uns das, wenn wir morgen in die neue Woche gehen?
Wir sprechen heute Abend über vier Lektionen, vier Lektionen aus dem Paradies. Es sind an sich abgeschlossene Einzelthemen, über die man jeden Abend ein Thema machen könnte. Wir machen das hier etwas kompakt: vier Lektionen aus dem Paradies.
Ich hoffe, dass sich der eine oder andere vielleicht bei einem Thema besonders wiederfinden wird. Es ist auch gut, die anderen drei Lektionen waren auch wichtig, aber das war die Lektion, die ich heute hören musste.
Gottes Versorgung im Garten Eden
Wir schauen uns vier Lektionen an. Bei der ersten Lektion geht es um Gottes Versorgung. Wir werfen einen Blick in den Garten Eden und sehen Gottes überreiche Versorgung. Ich lese mal die Verse 4 bis 7:
Es folgt die Fortsetzung der Geschichte vom Himmel und der Erde, wie Gott sie geschaffen hat. Als Jahwe Gott Himmel und Erde machte, gab es zunächst weder Sträucher noch Feldpflanzen auf dem Erdboden, denn Jahwe Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Es gab auch noch keinen Menschen, der das Land bearbeiten konnte. Grundwasser stieg in der Erde auf und befeuchtete den Boden. Dann formte Jahwe Gott den Menschen aus loser Erde vom Ackerboden und hauchte Lebensatem in sein Gesicht. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen.
In den Versen 5 und 6 wird hier erst einmal wieder der Zustand der Erde vor der Erschaffung des Menschen beschrieben. Wir stellen fest, es ist noch nicht alles optimal – das sagt der Text auch –, weil es den Menschen noch nicht gab. Das heißt: Der Mensch ist die Krone der Schöpfung. Es braucht den Menschen, der das Land bewässert. Wir kommen gleich zum Auftrag des Menschen im Garten. Es braucht den Menschen, der den Garten bearbeitet, der war noch nicht da.
Aber dann, in Vers 7, wird hier noch einmal die Erschaffung des Menschen geschildert. Gott formt den Menschen aus Erde. Wenn ein Mensch stirbt, geht er wieder zu Erde zurück und wird wieder zu Erde, sein leiblicher Überrest. Interessant ist das Wort „formen“, denn es wird oft für einen Töpfer verwendet, der kunstvoll mit seinen eigenen Händen einen Topf formt. Gott ist hier in gewisser Weise wie ein Töpfer. Er formt den Menschen kunstvoll, aber der Mensch wird erst ein lebendiges Wesen, wenn Gott ihm den Lebensodem einhaucht.
Ich weiß, dass gerade in der Theologie – und vielleicht habt ihr davon auch schon mitbekommen – viel diskutiert wird über das Verhältnis von 1. Mose 1 und 1. Mose 2. Liberale Religionslehrer sagen, es seien zwei verschiedene Schöpfungsberichte, die sich widersprechen. Wer so eine Aussage trifft, kennt sich wahrscheinlich wenig mit der hebräischen Erzählweise aus. Denn der Hebräer denkt anders als wir. Wir denken sehr stark zeitlich und logisch: Das passiert, das ist die Abfolge.
Der Hebräer denkt viel stärker zyklenhaft und in Wiederholungen, nicht unbedingt im Sinne von Logik, wie wir sie verstehen. Häufig nennt der Hebräer eine Sache überblicksmäßig und greift dann einfach noch einmal einen Punkt auf und erzählt diesen ausführlicher. Das ist hier bei 1. Mose 2 der Fall. Der Mensch war die Krone der Schöpfung, und seine Erschaffung wird jetzt hier noch einmal ausführlicher geschildert.
In Kapitel 1 war nur die Rede davon, dass Gott den Menschen schuf. In Kapitel 2 wird konkreter erwähnt, wie er geschaffen wurde: aus Erde, er wurde geformt, Gott ließ ihn den Lebensodem einhauchen. Das müssen wir einfach verstehen, damit wir nicht durcheinanderkommen und denken, es seien zwei völlig unterschiedliche Schöpfungsberichte.
Für Gott gehen die Erschaffung des Menschen und die Versorgung des Menschen Hand in Hand. Gott ist wirklich ein Versorger, das sehen wir von Anfang bis zum Ende der Bibel. Schaut mal ab Vers 8:
Nun hatte Jahwe Gott im Osten in Eden einen Garten angelegt. Dorthin versetzte er den von ihm gebildeten Menschen, also das, was wir heute Vormittag gesehen haben: Gott schafft erst den Raum, und dann kommt der Mensch hinein. Aus dem Erdboden hatte er verschiedenartige Bäume wachsen lassen. Sie sahen prachtvoll aus und trugen wohlschmeckende Früchte. Mitten im Garten stand der Baum des Lebens und der Baum, der Gut und Böse erkennen ließ.
Das heißt, Gott wird hier in diesen Versen als Gärtner aktiv. Er pflanzt einen wunderschönen Raum für den Menschen. In diesem Garten stehen ganz viele Bäume in großer Vielfalt. Wenn wir in die Schöpfung schauen, sehen wir bis heute, dass Gott die Vielfalt liebt. Es gibt nicht nur Apfelbäume, sondern ganz verschiedene Bäume – und einiges ist vielleicht auch noch nicht entdeckt worden.
Gott ließ hier verschiedenartige Bäume wachsen, von denen der Mensch essen durfte. Er sorgt sich um die Nahrung des Menschen. Es gab nicht jeden Tag dasselbe. Der Mensch hatte eine Vielfalt, die er im Garten Eden genießen konnte.
Aber Gott stellt auch die Wasserversorgung im Garten sicher. Ab Vers 10 heißt es:
In Eden entsprang auch ein Strom, der den Garten bewässerte und sich dann in vier Arme teilte. Der erste davon hieß Pischon, er umfloss das ganze Land Habila, wo das Gold vorkommt. Das Gold dieses Landes ist besonders rein, ebenso das Bedulachaz und der Schoschamstein. Der zweite Strom hieß Gihon, er umfloss das Land Kusch. Der dritte Strom heißt Tigris, er fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat.
Also in Eden entspringt ein Strom, der für die Bewässerung des Gartens sehr wichtig ist. Dieser Strom hat vier Arme, das schildert uns der Text. Zwei Flüsse kennen wir: Euphrat und Tigris. Die beiden anderen sind heutzutage geografisch nicht mehr zu lokalisieren.
Interessant ist auch, wenn wir den Text aufmerksam gelesen haben: Der erste Flussarm führt zu Gold und Edelstein. Hier ist also nicht nur von Dingen die Rede, die der Mensch dringend braucht. Das zeigt uns einiges über Gottes Wesen: Gott versorgt überreich. Gott gibt uns nicht immer nur das, was wir brauchen, sondern auch viel mehr, denn in ihm ist alle Fülle.
Eine Versorgung, die wir heute vielleicht „all inclusive“ nennen würden – besser geht es nicht. Gott kümmert sich um alles.
Ihr kennt sicherlich die Supermarktkette Real, oder? Die gibt es nicht nur in Köln, glaube ich, sondern deutschlandweit. Real wirbt mit dem Satz „Einmal hin, alles drin.“ Vielleicht habt ihr das auch schon mal gehört. Das bedeutet im Klartext: Alles, was der Kunde braucht, findet er angeblich bei Real. Er muss danach nicht noch zu Aldi oder Rewe. Alles, was er braucht, findet er bei Real.
„Einmal hin, alles drin“ ist natürlich übertrieben. Kein Geschäft kann wirklich alles bieten. Aber das trifft auch auf den Garten Eden zu: Alles ist da drin. Gott versorgt reichlich, er lässt es dem Menschen an nichts fehlen.
Was lehrt uns das über Gott? Mir ist es wichtig, dass wir diese Frage immer wieder stellen: Was lehrt uns das über unseren Gott? Es lehrt uns, dass Gott ein liebevoller Versorger ist.
Jetzt kommt die gute Nachricht: Das ist ja auch noch nach dem Sündenfall. Das sehen wir nämlich in Kapitel 8, da sind die Menschen schon raus aus dem Garten Eden. Dort heißt es in Kapitel 8, Vers 22:
Von jetzt an, solange die Erde besteht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Das heißt, obwohl sich der Mensch gegen Gott auflehnt, bleibt Gott immer noch der liebevolle Versorger. Wenn wir untreu sind, ist er doch treu. Das ist das, was wir über Gott lernen.
Gott sorgt sich um Noah, um seine Nachkommen, und weißt du was? Gott sorgt sich auch um dich. Wir machen uns so viele Sorgen, vielleicht gerade auch wir Deutschen. Wir sind weltweit bekannt dafür, dass wir als Deutsche Sorgen haben, Zukunftsängste.
Vielleicht sitzt du heute auch hier und hast Sorgen und Nöte. Weißt du, Gott lässt dich nicht allein. Das sehen wir durchweg in der Bibel. Gott ist der liebevolle Versorger.
Was steht in Psalm 23? Der Herr ist mein Hirte, wie geht es weiter? Mir wird nichts mangeln. Das ist unser Gott, an den wir glauben. Und das ist nicht nur Theorie, das dürfen wir praktisch erleben: Nichts wird uns mangeln. Aber daran müssen wir glauben.
Jesus sagt im Matthäus 6, im Neuen Testament, das gleiche Prinzip: Sorgt euch um nichts, ich versorge selbst die Vögel. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie?
So sehen wir das: Das ist eine Lektion aus dem Paradies, aber eine Lektion, die sich auch heute noch zeigt. Wir glauben an einen Gott, der uns nicht nur geschaffen hat und uns dann auf uns selbst gestellt lässt. Wir glauben an einen Gott, der uns geschaffen hat und uns beständig versorgt.
Unser täglich Brot gib uns heute – und oft gibt Gott noch viel mehr als das, was wir brauchen.
Arbeit als gottgegebener Auftrag
Bei der nächsten Lektion aus dem Paradies geht es um die Arbeit als Gottes sinngebender Auftrag. Ich lese Vers 15: Jahwe, Gott „brachte also den Menschen in den Garten Eden, damit er diesen bearbeite und beschütze.“
Der Mensch ist also geschaffen worden und bekommt sofort einen Arbeitsauftrag von Gott. Er soll sich um den Garten Eden kümmern. Das heißt, die Gabe des Gartens ist verbunden mit einer Aufgabe – er soll jetzt auch arbeiten.
Wir haben in den Versen 5 und 6 gesehen, dass der Zustand im Garten noch nicht optimal war, weil der Mensch noch nicht da war. Jetzt ist der Mensch da, und er soll sich um diesen Garten kümmern, ihn bebauen. Der Mensch hat die Aufgabe, das Wasser in die richtige Bahn zu lenken, die Agrarwirtschaft fruchtbar zu machen. Er soll sich um den Garten kümmern.
Wisst ihr, was ich an Vers 15 interessant finde? Es ist noch alles vor dem Sündenfall. Es gibt Leute, die glauben, Arbeit sei eine Folge des Sündenfalls. Das ist falsch! Vor dem Sündenfall hat Gott bereits dem Menschen gesagt: Du sollst arbeiten.
Die erschwerten Umstände, „im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot verdienen“, sind eine Folge des Sündenfalls. Aber nicht die Arbeit an sich. Ich glaube, wir werden auch im Himmel arbeiten, aber unter den Bedingungen, wie sie im Paradies waren – nicht erschwert. Arbeit ist sinnvoll.
Im Deutschen gibt es das Sprichwort: „Arbeit macht das Leben süß.“ Psychologische Studien zeigen, dass Menschen, die nicht arbeiten, viel eher zu Depressionen neigen. Arbeit ist wichtig, und Arbeit ist auch unser Auftrag.
Man verbrachte im Paradies den Tag nicht in der Hängematte, sondern man hat gearbeitet. Einige denken vielleicht, es sei anders, und manche glauben, im Himmel würden wir nur auf Wolken sitzen und Harfe spielen. Nein, wir werden arbeiten, zu Gottes Ehre, und wir werden Freude daran haben, am Montag wieder zur Arbeit zu gehen.
Ich weiß nicht, wie du über Arbeit denkst. Reflektiere das einmal selbst. Denkst du über Arbeit nur so: „Ich gehe hin, um Geld zu verdienen, das war’s.“ Das ist nicht grundsätzlich verkehrt, denn es zeugt von Pflichtbewusstsein. Man muss seine Familie versorgen, das Geld muss nun mal irgendwoher kommen.
Deshalb sage ich, das ist kein komplett falsches Motiv – je nachdem. Wenn wir aber nur reich werden wollen, sagt die Bibel etwas anderes dazu, denn das darf nicht unser einziges Motiv sein. Arbeit ist so viel mehr: Arbeit ist Dienst für Gott.
Wisst ihr, diese Unterteilung in geistliche und säkulare Arbeit gibt es bei Gott eigentlich nicht. Jede Arbeit sollte für einen Christen geistliche Arbeit sein – ob man vollzeitig in der Gemeinde arbeitet oder am Montag am Fließband steht. Alles machen wir für Gott.
Schaut mal: Wenn nur das, was wir in der Gemeinde tun, Dienst für Gott wäre, dann würden wir ja mindestens acht Stunden am Tag etwas völlig anderes tun, oder? Deshalb ist es so wichtig, dass wir Arbeit wertschätzen.
Ich bin sehr dankbar für meinen Schwiegervater. Ich habe bei ihm eine Zeit lang gearbeitet. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann im Vertrieb und hat mir eine geistliche Sicht auf Arbeit beigebracht: Arbeit als Dienst für Gott zu sehen, den wir tun, weil es unsere Bestimmung als Menschen ist, zu arbeiten.
Wenn wir das verstehen, wird auch immer deutlicher, warum sich die Bibel so stark gegen Faulheit ausspricht. Das Buch der Sprüche ist voll davon. Faulheit ist Sünde – lasst es mich mal so deutlich sagen: Faulheit ist Sünde.
Wir als Menschen sind dazu beauftragt, Gottes Wesen widerzuspiegeln, und Gott hat gearbeitet. Er hat bei der Schöpfung gearbeitet, und wir sollten als Christen arbeiten. Das heißt im Klartext: sich dauernd vor Arbeit zu drücken, Zeit sinnlos zu vertreiben – zum Beispiel stundenlang vor den Medien –, viel länger zu schlafen als nötig oder auf Kosten anderer zu leben oder dauerhaft auf Kosten des Staates, obwohl man die Möglichkeit hätte zu arbeiten, entspricht nicht unserer Bestimmung als Menschen.
Wir sind dazu bestimmt, zu arbeiten, etwas zu schaffen, etwas herzustellen. Das ist eine Lektion aus dem Paradies. Gott möchte, dass der Mensch produktiv ist. Dieser Bibeltext lädt uns ein, Arbeit als einen Akt der Anbetung gegenüber Gott zu sehen.
Ich bin sehr dankbar für das Vorbild meines Vaters. Mein Vater ist kein Prediger, aber mittlerweile ist er etwa 31 Jahre bei der Firma, in der er arbeitet. Wenn ich mir vorstelle, wie selten er krank gefeiert hat, wie er morgens um vier Uhr aufsteht und arbeitet – das habe ich über ein ganzes Leben beobachten können.
Er hat einen Wert in Arbeit gesehen, weil er als Christ immer auch für Gott arbeitet. Es gibt die Geschichte von einem Christen, der von seinem Arbeitskollegen angesprochen wird: „Hey, mach mal langsamer, der Chef ist nicht da.“ Der Christ antwortet: „Nein, mein Chef ist noch da.“
Unser Chef ist immer da, denn wir arbeiten letztlich nicht für unseren Arbeitgeber, wir arbeiten für Gott. Das ist ein biblisches Prinzip, das sehen wir auch im Neuen Testament.
Dort ist von Sklaven die Rede. Im Römischen Reich waren Sklaven auch Finanz- und Buchhalter oder sogar Ärzte. Wir können hier also auch das Wort Arbeitnehmer einfügen.
Im Kolosserbrief heißt es: „Ihr Sklaven, seid gehorsam in allen Dingen euren irdischen Herren, nicht mit Dienst vor Augen, um den Menschen zu gefallen, sondern im Einfall des Herzens und in der Furcht des Herrn. Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, denn ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn.“
Wisst ihr, was das bedeutet, liebe Geschwister? Wenn du morgen um sieben Uhr auf der Matte stehst, machst du das für den Herrn. Siehst du das so? Ich finde, das ist eine ganz andere Perspektive als „Ich gehe zur Arbeit, weil ich muss.“ Nein, ich gehe zur Arbeit, weil ich darf.
Ich diene nicht meinem Arbeitgeber, ich diene ihm. Gott schaut zu, was ich am Fließband mache. Gott schaut zu, wenn der Chef nicht da ist. Und ich will Gott ehren. Ich will Gott ehren.
Bevor ich auf die Bibelschule gegangen bin, war ich im Vertrieb tätig für Krananlagen. Ich bin so dankbar, dass ich diese Zeit in einem normalen Beruf hatte. Jetzt bin ich im vollzeitlichen Gemeindedienst.
Ich bin so dankbar. Ich bin zum Kunden nach Freiburg im ICE gefahren. Ich hatte Zeit und habe gemerkt, es geht, dass du einfach mit dem Herrn zum Kunden fährst, dass du im ständigen Gebet deine Arbeit erledigst.
Dazu möchte ich dich ermutigen: Wenn du morgen in die nächste Woche gehst, geh mit dem Herrn auf die Arbeit. Erledige deine Arbeit, weil es dein Auftrag ist, als Mensch zu arbeiten.
In Amerika gibt es viel mehr Fast-Food-Restaurants als hier in Deutschland. Ein Fast-Food-Restaurant trägt den Namen „Thank God it’s Friday“ – das heißt übersetzt: „Gott sei Dank, es ist Freitag.“ Das ist der Name des Restaurants. Das ist natürlich beliebt, denn jeder freut sich auf Freitag, das Wochenende, wenn man nicht arbeiten muss.
Ihr Lieben, für uns Christen sollten wir etwas anderes sagen. Wir sollten nicht sagen: „Gott sei Dank, es ist Freitag.“ Wir sollten sagen: „Gott sei Dank, es ist Montag, und wir gehen zur Arbeit.“
Wie schön, dass das Thema auf einen Sonntagabend fällt, oder? Wir gehen morgen zur Arbeit und sagen: „Gott sei Dank, wir dürfen arbeiten, wir dürfen etwas tun, und wir tun es für den Herrn.“
Dein Arbeitsplatz ist ein Ort der Anbetung – übrigens auch, wenn du Hausfrau bist. Eine Hausfrau hatte über der Spüle ein Schild hängen: „Hier geschieht dreimal am Tag Gottesdienst.“ Sieh das so.
Ich weiß, dass es gerade für junge Mütter oft frustrierend sein kann, ständig dasselbe zu tun. Man hat gerade aufgeräumt, die Kinder kommen, es ist wieder schmutzig, man muss wieder dasselbe machen. Das kann frustrierend sein.
Sieh das nicht einfach nur als eine Aufgabe, die du für deine Kinder tust – das ist natürlich auch Motivation. Sieh das als eine Aufgabe, die du Gott gegenüber tust. Es ist Anbetung, Mutter zu sein. Es ist Anbetung, auch zum xten Mal hinter den Kindern aufzuräumen.
Es ist Anbetung, wenn wir nach der Arbeit den Rasen mähen, wenn wir ein Haus bauen und alles zur Ehre Gottes tun – etwas Produktives tun zu seiner Ehre.
Wir handeln damit gemäß unserer Bestimmung als Menschen und gemäß des Wesens Gottes, denn Gott ist Arbeiter.
Gebote als Rahmen für wahre Freiheit
Wir kommen zur dritten Lektion für heute Abend, und das ist die vorletzte: das Gebot Gottes als freiheitsgewährende Grenze. Das klingt vielleicht wie ein Widerspruch, oder? Freiheit und Grenze. Doch wir werden sehen, dass diese Grenzen eigentlich Freiheit ermöglichen.
Im Vers 16 heißt es: „Und er wies ihn an, also dem Menschen: Von allen Bäumen im Garten darfst du nach Belieben essen, nur nicht von dem Baum, der dich Gutes und Böses erkennen lässt. Sobald du davon isst, musst du sterben.“
Wisst ihr, was Interessantes ist? In diesem Vers sehen wir zum ersten Mal, dass Gott mit dem Menschen so richtig kommuniziert. Meistens geht die Initiative von Gott aus. Hier redet nicht der Mensch mit Gott, sondern Gott redet mit dem Menschen. Er will mit dem Menschen reden.
Wenn wir diese Sätze lesen, habe ich keine Ahnung, wie es euch geht – meistens haben wir direkt das Verbot vor Augen, oder? Aber diese Verse sind nicht in erster Linie ein Verbot, sie sind in erster Linie eine Freigabe. Schaut mal: Liegt die Betonung auf dem Verbot, also auf dem, was sie nicht dürfen? Oder liegt die Betonung auf dem, was sie alles dürfen?
Im Text heißt es, von allen Bäumen im Garten darfst du nach Belieben essen. Das klingt für mich nicht nach einer Einschränkung. Für euch eigentlich auch nicht, oder? Gott sagt: Du darfst, ich gebe es dir, genieße es! Und dann kommt das Aber: von einem Baum darfst du nicht essen.
Interessant ist zum Thema gerade noch, dass die Betonung auf der Freigabe liegt. Im Hebräischen ist das besonders betont, als ob Gott sagt: Du darfst wirklich von allem essen. Und dann gibt es eine Eingrenzung. Diese Eingrenzung ist eigentlich minimal – nur ein einziger Baum unter so vielen Bäumen soll dem Menschen verwehrt bleiben. Das klingt doch nicht wirklich nach einer Entbehrung, oder?
Ich möchte das mal vergleichen. Ich habe hier etwas mitgebracht: einen ganzen Eimer voller Haribos und eine kleine Tüte. So ähnlich müssen wir uns das Verhältnis vorstellen. Gott sagt, es gibt so viele verschiedene Bäume – das sind jetzt keine Bäume, und das ist auch nicht gesund, aber nur um den Punkt zu verdeutlichen. Die Kinder werden es besonders verstehen: Wenn man einem Kind sagt, ich gebe dir diesen Eimer voller Haribos, du darfst nach Belieben essen, aber diese kleine Packung darfst du nicht anrühren.
Das Verhältnis ist doch eindeutig eine Freigabe. Gott gibt gerne die fruchtbaren Bäume im Garten. Aber leider gehört es auch zum Wesen des Menschen – und das werden wir morgen sehen –, dass er seinen Blick auf das Bisschen richtet, was nicht erlaubt ist. Das Verbotene wird so schnell attraktiv. Mehr dazu morgen.
Hier entsteht natürlich die Frage: Warum hat Gott diesen Baum in den Garten gestellt? Vielleicht hört ihr diese Frage auch immer mal wieder. Ich bekomme sie jedenfalls immer wieder zu hören. Warum hat Gott diesen Baum in den Garten gestellt, von dem sie nicht essen durften?
Man kann da jetzt sehr philosophisch werden, das möchte ich nicht und kann ich auch nicht, weil ich nicht so philosophisch begabt bin. Aber was ich einfach aus diesem Vers erkenne, ist doch: Gott wollte keine Marionetten. Gott wollte dem Menschen die Möglichkeit geben, sich zu entscheiden.
Ich glaube, wir sind uns alle darin einig: Liebe ist immer eine Entscheidung, oder? Liebe ist nicht nur ein Gefühl, Liebe ist eine Entscheidung. Aber Liebe muss immer freiwillig sein. Man muss sich entscheiden – entweder dafür oder dagegen.
Gott gibt dieses Gebot, damit der Mensch sich für ihn oder gegen ihn entscheiden kann. Wenn es kein Gebot gäbe, stellt euch das mal vor, dann hätte der Mensch weder die Möglichkeit, gehorsam zu sein, noch ungehorsam zu sein. Verstehen wir das logisch?
Wenn es ein Gebot gibt, hat der Mensch die Möglichkeit, entweder zu gehorchen und damit Gott seine Liebe zu zeigen oder nicht zu gehorchen und damit seine Rebellion zu zeigen. Aber es braucht ein Gebot, damit der Mensch sich gegenüber Gott überhaupt verhalten kann.
Gott wollte keine Marionetten. Er gibt diese eine Grenze, und diese eine Grenze gibt er mit einer guten Absicht: nämlich um den Menschen vor dem Tod zu bewahren. Diese Grenze ermöglicht dem Menschen eigentlich Freiheit.
Stellt euch mal vor, ein Fisch sagt sich: Ich möchte frei sein, ich mag diese H2O-Grenze nicht. Er springt aus dem Aquarium. Er hat die Freiheit – aber nicht wirklich, denn er ist bald tot.
Wahre Freiheit, ihr Lieben, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt: Wahre Freiheit ist nie die Abwesenheit von Grenzen. Wahre Freiheit findet in einem Rahmen statt, in dem wir unserer Bestimmung gemäß leben können.
Der Politikwissenschaftler Abdel Samad – er ist kein Christ, das möchte ich von vornherein sagen – schreibt in seiner Autobiografie über unser Land Folgendes: Wie hat er Deutschland als Ausländer erlebt? Die Gesellschaft übte einen ungeheuren Zwang auf die Bürger aus – keinen Zwang der Gebote, sondern einen Zwang der Angebote.
Und so habe ich wirklich freie Menschen im Land von Nietzsche nur selten getroffen. Die meisten sind gleichgültige Gestalten. Nietzsche hat ja gesagt: „Gott ist tot.“ Und Deutschland ist das Land von Nietzsche. Deutschland ist das Land, in dem immer mehr Menschen sagen, es gibt keinen Gott.
Wir predigen Freiheit und Toleranz in unserem Land, und ein Nichtchrist kommt zu diesem Ergebnis: Das ist da eigentlich überhaupt keine Freiheit, das ist einfach Gleichgültigkeit, das ist ein Zwang von Angeboten, aber keine wirkliche Freiheit.
Mir ist wichtig, dass wir das wirklich von Herzen verstehen: Wenn Gott uns ein Gebot gibt, dann gibt er uns Gebote, weil sie gut für uns sind – nicht um uns irgendwie einzugrenzen.
Warum gibt Gott das Gebot: „Du sollst nicht töten“? Weil Gott für das Leben ist. Warum gibt Gott das Gebot: „Du sollst nicht Ehe brechen“? Weil es das Beste für den Menschen ist, in einer Ehe zu leben, in der man sich gegenseitig treu ist und Liebe erlebt.
Gottes Gebot ist doch nicht eingrenzend. Gottes Gebot ermöglicht echte Freiheit.
Und Jesus sagt: „Ihr werdet frei sein, wenn ihr die Wahrheit erkennt.“ Gebote zu halten macht uns nicht unfrei. Sondern nach Gottes Gebot zu leben schenkt wahre Freiheit, weil wir dann in einer geordneten Beziehung mit ihm leben und ihn verherrlichen können.
Das ist unsere Bestimmung als Mensch.
Die Ehe als göttliches Geschenk der Gemeinschaft
Die vierte und letzte Lektion behandelt das Thema Ehe. Heute sprechen wir über Gottes Idee von Zweisamkeit.
Zunächst sehen wir, dass Einsamkeit hier als ein unguter Zustand beschrieben wird. Ich lese die Verse 18 bis 20: Dann sagt Jahwe Gott: „Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm genau entspricht.“ Jahwe Gott hatte nämlich alle Landtiere und alle Vögel, die er aus dem Erdboden geformt hatte, zum Menschen gebracht, um zu sehen, wie er sie nennen würde. So sollten all die Lebewesen dann heißen. Der Mensch gab also dem Herdenvieh, den Vögeln und allen Landtieren Namen, aber für sich selbst fand er nichts, was ihm als Hilfe entsprochen hätte.
Was an dieser Stelle völlig überrascht, ist Folgendes: Bisher, im ersten Kapitel, sehen wir immer, dass alles gut in der Schöpfung ist. Zum ersten Mal treffen wir jetzt in Vers 18 auf die Worte „etwas ist nicht gut“. Was ist denn nicht gut? Alles ist doch gut? Nein, eine Sache ist nicht gut, sagt Gott: Es ist die Tatsache, dass der Mensch alleine ist.
Adam bekommt den Auftrag, allen Tieren Namen zu geben, und er legt los. Ich stelle mir das so vor: Die Paare kommen zu ihm, und er sagt zum Beispiel „Gänselig, Gans, Löwe, Löwin, Bulle, Kuh, Hengst, Stute, Eber, Sau“. Doch irgendwann stellt er fest, dass es nichts gibt, was ihm als Gegenüber entspricht. Jedes Tier hat ein Gegenüber, aber dem Menschen fehlt dieses Gegenüber. Das Tier ist ihm nicht wesensgleich. Er braucht jemanden auf Augenhöhe, jemanden, der kompatibel ist, würden wir heute vielleicht sagen.
Alles im Garten ist so perfekt, aber eine Sache fehlt: der Partner auf Augenhöhe. Gott hat den Menschen – das sehen wir hier im Schöpfungstext – für die Gemeinschaft geschaffen. Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist.
Das sagt auch das Buch Prediger. Dort geht es ebenfalls darum, dass es viel besser ist, zu zweit zu sein als alleine:
„Zwei sind besser dran als ein Einzelner, weil sie einen guten Lohn für ihre Mühe haben. Wenn sie fallen, so richtet der eine seinen Gefährten auf. Wehe aber dem Einzelnen, der fällt, ohne dass ein Zweiter da ist, ihn aufzurichten! Auch wenn zwei beieinander liegen, so wird ihnen warm; dem Einzelnen aber, wie soll ihm warm werden? Und wenn einer den Einzelnen überwältigt, so werden doch die zwei ihm widerstehen. Eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell.“ (Prediger 4,9-12)
Wir müssen festhalten: Dem einsamen Menschen fehlt etwas, weil der Mensch für die Gemeinschaft mit Gott beziehungsweise hier vor allem mit Mitmenschen geschaffen wurde.
Ich möchte an dieser Stelle praktisch über eine Personengruppe sprechen, über die in den Gemeinden nicht häufig gesprochen wird – jedenfalls bei uns nicht, hier vielleicht öfter. Das sind Alleinstehende, also Singles. Sie gibt es in den Gemeinden, sicherlich auch hier. Meistens sind sie die Minderheit, denn die meisten in der Gemeinde sind verheiratet.
Wie geht es diesen Singles? Ich habe mich vor einiger Zeit mehr damit befasst und eine Umfrage unter christlichen Singles gemacht. Das sind Menschen, die etwa dreißig, vierzig Jahre oder älter sind und keinen Ehepartner haben, also alleinstehend sind. Darunter fallen auch Witwer und Witwen, die ebenfalls alleine sind.
Wir als Gemeinde haben einen Auftrag für diese Menschen, denn die Bibel sagt: „Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist.“ Dem Menschen fehlt etwas, wenn er alleine ist – nicht im Wert, auf gar keinen Fall. Er ist genauso viel wert wie ein verheirateter Mensch.
Aber ich denke, jede Gemeinde sollte sich die Frage stellen: Sind wir vielleicht zu sehr auf Ehen und Familien fokussiert? Haben wir auch diese Menschen im Blick, die Teil der Gemeinde sind, aber keinen Partner haben oder deren Partner vielleicht verstorben ist?
Das ist ganz, ganz wichtig.
Ich habe mich, wie gesagt, etwas damit beschäftigt. Es ist ja nicht so, dass Singles oder Alleinstehende in der Gemeinde eine Sonderbehandlung wollen – das wollen sie überhaupt nicht. Aber sie wollen auch nicht immer nur Babysitter sein, wenn Paare ausgehen wollen.
Sie wollen am Sonntag oft keine Einsamkeit spüren, denn gerade da ist das Gefühl häufig am stärksten, weil viele Familien gemeinsam zum Gottesdienst gehen. Sie fragen sich: „Wo verbringe ich heute den Sonntag?“
Ich möchte einfach mal sensibilisieren: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist. Das bedeutet, dass wir diese Menschen ganz natürlich mit einbeziehen und sie zu uns nach Hause einladen – vielleicht gerade auch am Sonntagnachmittag.
Sie wollen nicht, dass sich die ganze Gemeinde um sie dreht, das wollen Singles nicht. Aber sie wollen sich gerne mit der Gemeinde zusammen um Jesus drehen und ganz natürlich mit einbezogen werden.
Liebe Gemeinde, es ist wichtig, dass wir uns auch um Witwen und Waisen kümmern – um Menschen, die einsam sind. Jakobus sagt, daran besteht der wahre Gottesdienst.
Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist.
Gottes Geschenk der Ehe – Partnerschaft, Hilfestellung und Intimität
Wir kommen zum zweiten Unterpunkt. Es bedeutet, dass die Zweisamkeit wirklich ein Geschenk Gottes ist, wenn man sie genießen kann. Darauf möchte ich jetzt etwas ausführlicher eingehen.
Gott reagiert darauf und schenkt Adam eine Frau. Da ließ Yahweh Gott einen Tiefschlaf über den Menschen kommen. Er nahm eine seiner beiden Seiten oder Rippen heraus und verschloss die Stelle mit Fleisch. Aus der Seite baute er eine Frau und brachte sie zum Menschen.
Gott war bereits als Schöpfer und Gärtner tätig, jetzt wird Gott sozusagen zum Anästhesisten: Adam bekommt erst einmal eine Narkose. Er fällt in einen tiefen Schlaf, also quasi Vollnarkose. Dann nimmt Gott etwas aus Adams Seite, wahrscheinlich die Rippe, und baut daraus kunstvoll eine Frau.
Da wird direkt deutlich, auch weil sie aus dem Mann genommen wird, dass sie zu ihm passt. Das ist das Bild, das der Text deutlich machen möchte. Adam wird irgendwann wach aus der göttlichen Narkose. Und wen sieht er vor sich? Er sieht Eva.
In Vers 23 heißt es: Da rief der Mensch, also er ruft, er sagt es nicht nur, er ruft. Diesmal ist sie es. Bei den Tieren war nichts zu finden für ihn, diesmal ist sie es. Sie ist genau wie ich und sie gehört zu mir. Sie ist ein Stück von mir, weil sie ja aus ihm entnommen wurde. Sie soll Ischa heißen, Frau, denn sie kam vom Isch, dem Mann.
Die Neue-International-Übersetzung (NI) verwendet hier das hebräische Wortspiel, das wir vor uns haben. Der Mann heißt auf Hebräisch Isch und die Frau Ischa. Luther hat versucht, das zu übertragen und sagt Mann und Männin. Daher kommt das aus dem Hebräischen und soll deutlich machen, dass sie aus ihm kommt.
Aber wisst ihr was? Das kommt in der deutschen Übersetzung nicht so ganz rüber. Dieses Stück, dieser Vers, ist plötzlich Poesie. Es ist wie ein Gedicht, wie ein Lied, ein Ausruf von Adam, als wenn er sagt: „Wow, da ist sie endlich, meine Frau!“
Ich war gestern auf einer Hochzeit und durfte eine Trauung durchführen. Auf Hochzeiten gibt es ja immer den Moment, in dem die Braut hereinkommt und der Bräutigam sie zum ersten Mal sieht. Ich sitze da häufig und schaue nicht so sehr auf die Braut, sondern in dem Moment immer auf den Bräutigam. Ich beobachte, an welchem Zeitpunkt er die Braut zum ersten Mal sieht.
Es war gestern auf der Hochzeit köstlich: Der Bräutigam war fast versunken, er war so überwältigt von seiner Braut, ihm kamen sogar die Tränen. Es ist etwas Schönes, etwas Wunderschönes. Das ist das Szenario, das wir uns hier vorstellen müssen. Adam wird wach und sieht seine Eva genau so, wie Gott sie vor ihm geschaffen hat. Er ist hin und weg und dankt Gott für dieses wunderbare Geschenk.
In Vers 24 heißt es dann: Dieser Vers spricht allgemein über die Ehe, nicht nur über Adam, weil Adam keinen leiblichen Vater hatte. Dieser Text möchte eine Lektion für die Ehe als göttliche Institution insgesamt geben. Da heißt es: „Aus diesem Grund verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter, verbindet sich mit seiner Frau und wird völlig eins mit ihr.“
Die beiden Wörter „verlässt“ und „verbindet“ sind hier sehr entscheidend. Daraus wird ein Bundesschluss deutlich. Hier schließt Adam einen Bund mit Eva, es ist ein Ehebund, eine ganz enge Beziehung.
Aber was bedeutet es, zu verlassen? Es wird deutlich, dass es hier eine neue Priorität in den Beziehungen gibt. Nicht mehr die Eltern sind jetzt die wichtigsten Personen für einen Mann, es gibt eine neue wichtige Person in seinem Leben: die Ehefrau.
Deswegen ist es übrigens immer gut, als Randbemerkung – aber das wisst ihr alle – dass sich die Eltern aus einer junggeschlossenen Ehe und auch später möglichst heraushalten. Es gibt eine neue Priorität in den Beziehungen. Aber es gibt auch einen Autoritätswechsel. Nicht mehr die Eltern, sondern der Ehemann hat jetzt die volle Verantwortung für die Ehe.
Interessant ist das Wort, das mit „anhangen“ oder „verbinden“ übersetzt wird. Wisst ihr, das ist ein sehr starkes Wort. Es wird sonst für Metalle gebraucht. Wir haben hier sicherlich einige Metalle unter uns. Zwei Dinge, die vorher getrennt waren, werden zusammengeschweißt oder gelötet. So wird das hebräische Wort „Dabak“ auch noch im Alten Testament verwendet.
Hier möchte man eine sehr starke Beziehung deutlich machen: Sie werden zusammengeschweißt, zusammengelötet. Das bedeutet, das darf man auch nicht trennen. Jesus benutzt bewusst diesen Vers, um im Neuen Testament über das Scheidungsverbot zu sprechen. Sie werden gelötet zusammen, sie werden zusammengeschweißt.
Das Paradies lehrt uns aber auch, dass Gott die Ehe mit einer konkreten Absicht geschaffen hat und mindestens eine dreifache Absicht mit der Ehe verfolgt.
Zunächst einmal ist es Partnerschaft. In 1. Mose 2,18 heißt es: „Dann sagte Jahwe Gott: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ Das heißt, die Ehe ist ein Geschenk Gottes an den Menschen, damit der Mensch nicht alleine durchs Leben gehen muss. Er hat jemanden, der mit ihm durch Freude und Leid geht, mit dem er alles teilt.
Das ist Gottes Absicht für unsere Ehe. Und jetzt möchte ich die Frage stellen: Wenn du verheiratet bist, ist deine Frau wirklich dein Partner im Leben? Oder heißt sie nur so? Ist dein Mann wirklich dein Partner, mit dem du durch dick und dünn gehst? Führt ihr eine so enge Beziehung, die man nicht trennen kann, nicht nur in der Theorie, sondern auch praktisch?
Ich denke, an uns Männer gerichtet: Unsere Ehefrau sollte auch unser bester Freund sein. Wir sollten mit ihr alles teilen und lieber Zeit mit ihr verbringen als mit anderen Freunden. Sie sollte die wichtigste Person in unserem Leben sein.
Zur Frage, wie man zum Beispiel als Mann seine Frau als wahren Partner behandelt: Indem wir Zeit mit unseren Frauen verbringen. Männer, das ist so wichtig, und die Initiative liegt bei uns. Wir haben die Verantwortung, immer wieder Zeiten einzuplanen, um mit unseren Frauen viel Gemeinschaft zu haben, viel zu reden und uns auszutauschen.
Ich sage ganz ehrlich: Momentan ist es bei uns in der Ehe so, dass ich gerade echt viel um die Ohren habe. Das ist keine Klage, ich mache das alles sehr gerne. Aber wir haben gerade nicht so viel Zeit.
Mir ist es wichtig: Ich habe jetzt schon, weil meine Eltern wieder da sind – sie wohnen für einige Zeit des Monats bei meiner Schwester oben in der Wohnung, weil mein Vater in München stationiert ist –, eine andere Geschichte, was ich sagen will: Da ist wieder die Möglichkeit, einen Babysitter zu haben.
Ich habe jetzt schon mit meiner Mutter geklärt, dass wir Ende November einen freien Tag für uns haben, meine Frau und ich. Die Kinder sind bei euch untergebracht, wir brauchen Zeit zusammen.
Dazu möchte ich uns Männer ermutigen, dass wir uns diese Zeiten immer wieder einbauen und unsere Frauen wirklich als Partner verstehen. Wir sollten sie von der Arbeit aus anrufen, fragen, was sie heute gemacht hat, Gebetsanliegen austauschen und zusammen für uns beten. Das bedeutet es doch, zu zweit durchs Leben zu gehen.
Die zweite Absicht, die der Text uns nennt, ist, dass die Ehe eine Hilfe ist. Es heißt: „Ich will ihm eine Hilfe machen, eine Hilfestellung.“ Was waren Adams Aufgaben? Adam hatte Verantwortung. Er musste den Garten managen, er hatte viel zu tun. Und Gott wusste, dass er Hilfe braucht.
Einige Frauen nehmen diesen Vers und empfinden ihn irgendwie degradierend, als ob sie nur eine Gehilfin wären. Wusstet ihr, dass hier das gleiche Wort steht, mit dem Gott sich selbst nennt? Im Psalm nennt Gott sich selbst „der Helfer“. Und das gleiche Wort, das Gott für sich anwendet, steht hier für die Frau.
Also ist das kein zweiter Grad, sondern Würde. Du bist die Gehilfin des Mannes, das heißt auch, der Mann braucht Hilfe. So müssen wir das sehen. Das ist wirklich so.
Übrigens, das ist auch eine Erkenntnis, und es ist natürlich ein sensibles Thema, aber ich denke, es wird immer wieder deutlich: Ich kenne Männer, die ihre Frau verloren haben, und ich kenne Frauen, die ihren Mann verloren haben. In der Regel kommt die Frau besser klar als der Mann. Der Mann braucht eine Gehilfin.
Deshalb, an die Frauen gerichtet: Es ist eine kostbare Aufgabe, die Gott euch gibt. Ihr dürft Gehilfin des Mannes sein. Gleicher Wert, andere Rolle, aber der Mann braucht euch, er braucht eure Gehilfin.
Ich war so dankbar, als mir meine Frau heute Morgen, als ich mich von ihr verabschiedet habe, einfach noch einmal gesagt hat: „Andre, ich finde es so gut, dass du nach meiner Zagen fährst, ich stehe da voll hinter dir.“ Das war Balsam. Es ist so gut, eine Gehilfin zu haben.
Der dritte und letzte Punkt, die dritte Absicht für die Ehe, lässt sich ebenfalls von diesem Text ableiten, und das ist Intimität. Der Mann soll völlig eins werden mit seiner Frau. Andere Übersetzungen sagen hier „ein Fleisch werden“.
Das schließt ganz sicher den körperlichen Aspekt mit ein, aber es geht hier nicht nur um den körperlichen Aspekt – natürlich auch –, denn danach heißt es: „Der Mann und seine Frau, sie waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.“
Was der Vers hier deutlich machen möchte: Im Garten, eben im Paradies, herrschte eine absolute Vertrautheit. Man hat sich hundertprozentig vertraut, war so eng miteinander verbunden. Das ist mehr als nur der körperliche Akt, es ist viel mehr. Es ist ein Bewusstsein: Wir gehören zusammen, wir sind zusammengeschweißt.
Auch das hat Gott geschaffen, damit wir es in der Ehe genießen können.
Zusammenfassung und Ausblick
Ich möchte am Ende dieses Tages noch einmal kurz zusammenfassen. Wir haben uns heute mit dem Paradies beschäftigt und festgestellt, dass es einmal bessere Zeiten gab. Dennoch können wir daraus vier wichtige Lektionen lernen.
Zunächst haben wir uns den Garten angeschaut und erkannt, dass Gott immer noch Versorger durch und durch ist. Außerdem haben wir festgestellt, dass Arbeit ein wesentlicher Bestandteil des Menschen ist. Wir sind dazu bestimmt, zu arbeiten, und es ist unser Auftrag. Die Arbeit sollten wir auch als einen Akt der Anbetung sehen – selbst wenn es morgen früh wieder zur Arbeit geht.
Weiterhin haben wir uns das Gebot angesehen und bemerkt, dass Gott dem Menschen nur eine minimale Einschränkung auferlegt. Diese Einschränkung ist jedoch gut, denn sie bedeutet Freiheit für den Menschen.
Zum Schluss hat der Text deutlich gemacht, dass Gott den Menschen für Beziehungen geschaffen hat. Deshalb sollten wir uns darum bemühen, dass niemand in der Gemeinde allein ist. Gleichzeitig hat Gott die Ehe als wunderbares Geschenk der Zweisamkeit erfunden. Sie hat eine dreifache Absicht: Partnerschaft, Hilfestellung und Intimität.
Es gab einmal bessere Zeiten – das ist definitiv wahr. Dennoch sollten wir nicht resignieren, sondern die Lektionen für unser Leben mitnehmen und umsetzen. Wir wollen darauf vertrauen, dass Gott uns versorgt. Wir wollen fleißig arbeiten zu seiner Ehre. Wir wollen seine Gebote schätzen und Menschen helfen, die einsam sind. Außerdem möchten wir uns in unsere eigenen Ehen investieren, damit auch von ihnen gesagt werden kann: Sie waren nackt und schämten sich nicht – eine völlige Vertrautheit in unseren Ehen.
Das wollen wir tun, bis der Herr wiederkommt. Amen.
Abschließend möchte ich zu einer Gebetsgemeinschaft einladen. Wer sich daran beteiligen möchte, darf dies gerne tun.