I. Paulus in innerer Aufruhr (Vorgeschichte)
Paulus war sehr bewegt, als er in Athen war. Um das zu verstehen müssen wir zuerst sehen, welchen Hintergrund Paulus hatte. Er als Jude war sich gewohnt einen Gott zu verehren. Von diesem Gott durfte man kein Bild machen. Keine Statue bauen. Die Juden verehrten den Schöpfer des Himmels und der Erde. Selbstverständlich war sich Paulus gewohnt, dass es in der damaligen Welt viele Götter gab. Viele Tempel, die zu Ehren eines Gottes gebaut worden waren.
In Ephesus wurde ihm das fast zum Verhängnis, weil es einen Aufruhr gab, denn die Händler, die die Göttin Artemis verkauften, hatten durch das Wachstum der Gemeinde massive Umsatzeinbussen. Paulus war sich gewohnt, in einer von Göttern beherrschten Welt zu leben. Aber was er hier in Athen sah, übertraf offenbar alles, was er bis dahin gesehen hatte. Petronius, ein bekannter Spötter, schrieb sogar über Athen: in Athen treffe man mehr Götter als Einwohner. (1) Die verschiedensten Götter und Religionen fanden in Athen einen Platz. Nebst den typisch griechischen Göttern, fand man Tiergottheiten aus Ägypten, vorherrschend z.B. der Serapis-Stier, es gab Fruchtbarkeitsdämonen aus dem Nahen Orient, modische Kulte wie etwa den persischen Mithrasglauben und verschiedenste obskure Volkssekten. Daneben gab es verschiedenste philosophische Strömungen.
Man war in Athen auf Neues aus, es heisst: Die Athener und die Fremden in Athen kennen keinen besseren Zeitvertreib, als stets das Allerneueste in Erfahrung zu bringen und es weiterzuerzählen. Apg.17,21. Ob soviel Religiosität wurde Paulus nicht froh. Das traf ihn wirklich sehr tief. Er empörte sich innerlich, ob der Irreführung und Orientierungslosigkeit dieser Menschen. In der Apg steht: Während Paulus in Athen auf die beiden (Silas und Timotheus) wartete, war er im Innersten empört, weil die Stadt voll von Götzenbildern war. Apg.17,16. Als aber Paulus in Athen auf sie warten, ergrimmte sein Geist in ihm, als er die Stadt voller Götzenbilder sah. Apg.17,16. Paulus beginnt nun in den Synagogen und auf dem Markt zu lehrte. Er kommt mit philosophisch gebildeten Leuten ins Gespräch und die fordern ihn auf, auf dem Areopag zu sprechen. Paulus wurde auf den Areopag geführt.
Kahler Kalksteinhügel, der dem Kriegsgott Ares (lat. Mars) geweiht war. Er lag nordwestlich von der Akropolis (Tempel der jungfräulichen Athena). Der Areopag war nicht nur eine geographische Bezeichnung, sondern eine Art Gerichtshof, der sich mit der Aufsicht über Religion und Erziehung beschäftigte.
II. Gott gibt alles (25 + 29)
Ganz geschickt beginnt Paulus mit seiner Rede. Er äussert sich nicht negativ über diese Götterwelt, sondern nimmt das positiv auf, dass die Athener die Religion sehr ernst nähmen. In diesen ganzen Heiligtümern, die Paulus gesehen hatte, fand er einen Altar mit der Aufschrift "dem unbekannten Gott". Nun sagt er, er würde ihnen diesen unbekannten Gott, jetzt bekannt machen. Denn dieser Gott unterscheidet sich sehr von ihren Göttern. Im AT finden wir einen interessanten Gedankengang: Denn ihre Götter sind alle nichts. Man fällt im Walde einen Baum, und der Bildhauer macht daraus mit dem Schnitzmesser ein Werk von Menschenhänden, / und er schmückt es mit Silber und Gold und befestigt es mit Nagel und Hammer, dass es nicht umfalle. / Sie sind ja nichts als Vogelscheuchen im Gurkenfeld. Sie können nicht reden; auch muss man sie tragen, denn sie können nicht gehen. Darum sollt ihr euch nicht vor ihnen fürchten; denn sie können weder helfen noch Schaden tun. Jer.9,3-5.
Aber den unbekannten Gott, den Paulus den Athenern bringen will ist ganz anders. Er ist der Gott, der die Welt geschaffen hat. Darum lässt er sich auch nicht von Menschen dienen. So wie eben die Götter von den Menschen betreut und gepflegt wurden. Im Gegenteil dieser Gott den Paulus verkündigt, gibt das Leben. Er schenkt jedem Menschen das Leben. Jeder Mensch lebt überhaupt nur deshalb, weil er existiert. Paulus hat diesen Gott, Jesus, ganz persönlich erfahren und kennen gelernt. Deshalb weiss er, dass der wahre Gott lebt und nicht in solchen Monumenten und Theorien zu fassen. Darum ist Paulus so eifrig und brennt dafür, den Menschen von dem wahren Gott der Liebe zu erzählen.
Darum fordert Paulus die Athener auf sich diesem Gott zu beugen. Sie sollen ihre Verirrung bekennen und sich dem lebendigen Gott zuwenden.
III. Bleibe Gott treu – es lohnt sich!
Wie in Athen, kann unser Leben voll von solchen Göttern und Philosophien werden. Zürich ist diesbezüglich nicht so weit von Athen entfernt. Sicher, wir haben kaum Götter aus Stein, die bei uns verehrt werden. Auch religiöse Themen sind bei uns nicht gerade an der Tagesordnung. Aber es gibt viele Götter, die wir in Zürich verehren. Es sind: Macht, Geld, Schönheit usw. Du, Alexandra, hast Dein Leben Jesus anvertraut. Von Deiner Familie wurdest und wirst Du stets darin unterstützt diesen Weg weiterzugehen. Doch stehst Du noch am Anfang Deines Lebens. Dein Glaube wird noch manchmal in Frage gestellt werden – sei dies durch Schicksalsschläge, die Dich treffen oder sei es durch Gespött von Menschen, die es vielleicht als altmodisch betrachten, wenn man an Jesus glaubt. Du wirst in solchen Momenten entscheiden müssen, ob Du Jesus treu bleiben willst, oder ob Du ihn aufgibst. Man sagt: Glaube, dem die Tür verschlossen wird, steigt als Aberglaube durchs Fenster. Wenn ihr Gott verjagt, kommen die Gespenster. Lass Dich nicht beirren. Vieles will Dir die Welt bieten oft mit grossen Versprechungen verbunden. Alexandra, ich wünsche Dir, dass Du immer wieder bewegt bist, wenn Menschen Überzeugungen nachrennen, die keinen Bestand haben. Du wirst in wenigen Tagen, wenn wir in Athen sein werden, sehen, was aus diesen Göttern geworden ist. Jesus ist aber nicht eine Statue, sondern der auferstandene Gott. Er lebt und er leitet Dich. Amen
(1) Gustav Faber: Auf den Spuren des Paulus (Basel: Herder, 1992), S. 187.