Der Wendepunkt im Leben des Petrus
Es gab einen Tag im Leben von Petrus, an dem er nicht arbeitete, um Geld zu verdienen, sondern einfach deshalb, weil der Herr Jesus gesagt hatte: „Geh arbeiten.“
Damals, als der Bruder uns gerade das vorgelesen hat, sagte der Herr Jesus: „Fahr hinaus.“ Petrus wusste, dass Jesus kein Fachmann im Fischen war, aber er sagte: „Na gut, wenn der Herr es sagt, dann gehe ich arbeiten.“ Nicht, um Fische zu fangen, sondern einfach, weil der Herr es so wollte.
Also ging er arbeiten und verdiente so viel Geld wie nie zuvor in seinem Leben. An diesem Tag begann sein Leben mit dem Herrn. Er erkannte, dass derjenige, der im Boot stand, der Sohn Gottes war. Daraufhin beugte er sich vor ihm nieder, fiel auf die Knie und sagte: „Geh weg von mir, Herr, ich bin ein sündiger Mensch!“
Später schrieb er den Brief, den wir in den letzten Tagen gelesen haben. Man spürt darin, welche tiefen Einsichten dieser Mann über das Leben hatte. Damals war er sicher schon über sechzig Jahre alt, also älter als der Herr Jesus es zu diesem Zeitpunkt gewesen wäre.
Hätte Jesus noch gelebt, wäre er mindestens 65 Jahre alt gewesen. Petrus hingegen war zu diesem Zeitpunkt ganz sicher über sechzig. Es war nicht mehr lange bis zu seinem Tod. Der Brief wurde in den sechziger Jahren geschrieben, und Petrus starb Mitte der sechziger Jahre, also nur vier oder fünf Jahre nach dem Verfassen des Briefes.
Die Taufe als Zeichen der Rettung und Verpflichtung
Wenn man diesen Brief liest, denkt man sich: Was für eine Sicht auf das Leben hat dieser Mann? Das habe ich mir heute gedacht, als ich Kapitel vier ein wenig gelesen und darüber nachgedacht habe.
Wir sind bis Kapitel drei gekommen und hatten dort noch einen Vers, Kapitel 3, Vers 21, in dem es um die Taufe geht. Ich erinnere daran, dass Petrus davon spricht, dass Christen leiden müssen. Er zeigt, wie der Herr Jesus gelitten hat. Wenn er vom Leiden spricht, meint er damit auch das Sterben, also Leiden bis zum Tod. In Vers 18 heißt es: Christus hat ein für allemal gelitten.
Er zeigt, dass Jesus Christus im Geist schon früher hingegangen war, nämlich zu Noah und den Geistern der Menschen, die damals in einem Gefängnis lebten. Er verkündete ihnen eine Botschaft. Diese Botschaft ging vom Geist zu Geist in jener Zeit – vom Geist Noahs, also dem Geist Christi in Noah, zu den Geistern der Menschen damals.
Diese Geister waren in einem Gefängnis, und Jesus verkündete ihnen das Evangelium. Doch sie waren ungehorsam. Gott aber war geduldig und wartete. In Vers 20 heißt es, dass diese Menschen einst im Unglauben ungehorsam waren, als Gottes Geduld ein für allemal am Warten war – in den Tagen Noahs, während die Arche zubereitet wurde. In die Arche gingen wenige, nämlich acht Seelen, und sie wurden durchs Wasser hindurch gerettet.
Dieses Wasser ist ein Abbild dessen, was uns heute rettet oder bewahrt – die Taufe. Die Taufe ist nicht das Entfernen von Schmutz am Fleisch, sondern eine verpflichtende Erklärung eines guten Gewissens gegenüber Gott. Das geschieht durch die Auferstehung Jesu Christi, der zur Rechten Gottes ist, nachdem er in den Himmel gegangen ist. Engel, Autoritäten und Kräfte sind ihm untergeordnet.
Petrus sagt seinen Lesern, dass die Taufe uns hindurch rettet. Er spricht hier von einem Gericht, das in der Zukunft kommen wird. So wie zur Zeit Noahs ein Gericht kam, wird auch in der Zukunft ein Gericht kommen. Wie wird man vor diesem Gericht gerettet? Man muss in die Arche gehen. Das Wasser trennte die alte Welt von der neuen Welt. Wenn man heil durchs Wasser kommt, hat man gewonnen, ist gerettet und gelangt in eine neue Welt.
Hier sagt Petrus auch, dass die Zeit, in der die Christen lebten, ähnlich ist wie die Zeit Noahs. Jetzt gibt es eine Botschaft, die durch den Geist Christi verkündigt wird. Wir sind die Boten und sprechen durch den Geist Christi zu den Menschen, die ebenfalls Geister sind und in einem Gefängnis leben. Wir sagen ihnen die Botschaft von einem zukünftigen Gericht und wie man davor gerettet werden kann.
Er nimmt das Bild des Wassers auf. So wie das Wasser damals eine Trennung zwischen der alten und der neuen Welt setzte, ist es heute ähnlich. Wir gehen auch durch ein Wasser hindurch. Wenn wir uns bekehren, durchlaufen wir dieses Wasser – die Taufe. Sie ist nicht das Entfernen des Schmutzes am Fleisch.
Die Bedeutung der Taufe als öffentliches Bekenntnis
Er meint hier, dass die Taufe nicht den Fleischsschmutz entfernt. Mit „Fleisch“ ist hier nicht das irdische Fleisch gemeint. Er spricht nicht von einem Bad am Samstagabend. Den Leuten war ohnehin klar, dass die Taufe kein einfaches Waschen ist, bei dem man hinterher eine schönere Haut hat. Das ist nicht das Thema.
Nein, er sagt nicht, dass durch die Taufe der Schmutz am Fleisch, also am sündigen Wesen, entfernt wird. Es geht hier nicht um die Reinigung des sündigen Wesens. Die Taufe bewirkt keine Sündenvergebung. Das ist nicht das Thema.
Die Taufe ist nicht das Entfernen des Sündenschmutzes am Fleisch, sondern – und jetzt kommt es – eine … und jetzt steht bei Ihnen wahrscheinlich etwas anderes als bei mir. Die einen haben in ihrer Bibel „sondern eine Bitte“, die anderen „eine Antwort“, wieder andere „einen Bund“ oder „ein Zeugnis“. Hier wird ein Wort verwendet, das all das bedeuten kann, was ich gerade genannt habe. Es kann auch „ein Versprechen“ bedeuten.
Die russische Übersetzung, falls Sie sie kennen, verwendet hier „Versprechen“. Wahrscheinlich ist die russische Übersetzung in diesem Fall die beste von allen. Sie hat den Sinn sehr gut getroffen.
Wenn ein Wort verschiedene Bedeutungen haben kann, sind die Bibelübersetzer gefordert. Sie sind zwar keine Bibelübersetzer, aber wir haben verschiedene Bibeln und schauen in der einen und dann in einer anderen Übersetzung nach. Dabei findet man verschiedene Begriffe. Die Übersetzer haben eine sehr große Aufgabe: Sie müssen so übersetzen, dass es nicht im Widerspruch zu anderen Stellen steht, wenn mehrere Möglichkeiten bestehen. Hier gibt es tatsächlich mehrere Möglichkeiten.
Aber es kann hier nicht „Bitte“ heißen. Die Elberfelder Übersetzung, die sonst gut ist, hat hier einfach einen Fehler gemacht. Das Wort kann zwar in gewissen Zusammenhängen „Bitte“ bedeuten, aber im Lexikon sieht man, dass es auch andere Bedeutungen haben kann: Antwort, Zeugnis, Versprechen, eine verpflichtende Erklärung. Genau so sollte es hier übersetzt werden.
Die Taufe ist ja keine Bitte um ein gutes Gewissen. Geht man mit schlechtem Gewissen zur Taufe und kommt danach mit gutem Gewissen heraus? Lehrt die Bibel irgendwo, dass man ungerettet mit schlechtem Gewissen in die Taufe steigt und gerettet mit gutem Gewissen wieder herauskommt? Das kann nicht sein, das würde im Widerspruch zu allen Stellen der Schrift über die Taufe stehen.
Nein, wir steigen mit gutem Gewissen in die Taufe. Hier müsste man also so übersetzen: Die Taufe ist eine Antwort oder ein Versprechen, eine verpflichtende Erklärung eines Menschen, der ein gutes Gewissen hat. Es ist die verpflichtende Erklärung eines guten Gewissens, die an Gott gerichtet ist.
Man gibt Gott eine Erklärung ab und sagt: Herr, ich habe mich entschieden. Die Welt liegt hinter mir, und dein Kreuz steht vor mir – niemals zurück! Das ist ein schönes Lied, kennen Sie das? Es passt ideal zur Taufe.
Ich habe Schluss gemacht! Ich habe die Vergebung in Anspruch genommen, mich bekehrt, Buße getan und glaube an den Herrn Jesus Christus. Aufgrund der Buße und des Glaubens steige ich jetzt in die Taufe. Da geschieht ein Bruch mit der Welt. Die Welt hat mich verloren, ich stehe jetzt auf der anderen Seite.
Das ist so wie bei den Spöttern unter dem Kreuz. Stellen wir uns vor: Da ist das Kreuz Jesu Christi, und die Leute spotten. „Steig doch vom Kreuz herunter, wenn du der Sohn Gottes bist“, und so weiter. Einer, der da unten steht, bleibt still und denkt: Nein, das ist wirklich der Sohn Gottes. Er schreit nicht mehr, sondern bleibt einfach still. Die anderen schreien weiter, aber er bleibt noch in der Reihe der Spötter – nur sagt er nichts mehr. Jetzt hat er sich bekehrt.
Wenn er sich nun aus dem Kreis der Spötter löst und sich unter das Kreuz zum Herrn Jesus stellt, und der Spott von Herrn Jesus auch ihn trifft, dann hat er einen ganz klaren Bruch gemacht. Er hat sich losgelöst von der Gruppe und auf die andere Seite gestellt.
Das ist, was man bei der Taufe tut. Man bricht mit der Welt und stellt sich ganz klar auf die Seite Jesu Christi. Man gibt dem Herrn Jesus ein Versprechen ab und sagt: Herr, nicht mehr die Welt! Die Welt hat mich verloren, ich gehöre dir.
Das sagt man natürlich auch bei der Bekehrung, klar. Aber in der Taufe drückt man das öffentlich aus. Wer sich taufen lässt, macht etwas sichtbar. Wer sich nicht taufen lässt, ist wie ein geheimer Jünger. Es gab immer wieder geheime Jünger, zum Beispiel Nikodemus und Joseph von Arimathäa.
Aber wer sich jetzt taufen lässt, tritt heraus. Petrus sagt, dass uns die Taufe hindurch retten wird – oder besser vielleicht übersetzt: hindurch bewahren wird – in die neue Welt. Petrus weiß, dass es eine neue Welt gibt. Dazwischen kommt ein Feuergericht, ein schreckliches Gericht, aber danach kommt ein neuer Himmel und eine neue Erde. Dann landet man in einer neuen Welt.
Dazwischen steht das Wasser der Taufe, dazwischen steht ein Akt, den ich setze: Ich stelle mich auf die Seite von Jesus Christus.
Also ist die beste Übersetzung hier wohl: eine verpflichtende Erklärung oder ein Versprechen eines guten Gewissens an Gott, eine antwortende Verpflichtung. In diesem Sinne rettet die Taufe – oder das Wort für retten heißt auch bewahren. Sie rettet und bewahrt mich aus der alten Welt in die neue.
Hier spricht er nicht von der Rettung im Sinne von „Ich bin jetzt gerettet“. Sondern er spricht von der zukünftigen Rettung, vom Ziel. Die Taufe hilft mir, ans Ziel zu kommen. Warum? Weil ich durch sie einen klaren Bruch setze.
Die Taufe im Neuen Testament und ihre praktische Bedeutung
In Markus 16 sagt der Herr Jesus zu den Jüngern ganz am Ende des Evangeliums: „Geht hinaus in alle Welt“ (Vers 15). Er fordert sie auf, in die ganze Welt zu gehen und die gute Botschaft der ganzen Schöpfung zu verkündigen. Wer geglaubt hat und getauft worden ist – also wer glaubte und sich taufen ließ – der wird gerettet werden.
Hier spricht Jesus rückblickend. Wenn man am Ziel steht, schaut er auf die Menschen, die geglaubt haben, die also geglaubt und sich taufen ließen. Diese Menschen werden gerettet, vor dem Zorn Gottes bewahrt und in die neue Welt hineingeführt. Wer jedoch nicht geglaubt hat, wird verurteilt werden.
In diesem Zusammenhang ist die Rede davon, dass Menschen einen Strich gezogen haben. Sie haben geglaubt, also Buße getan und geglaubt, und sie haben öffentlich einen Strich gezogen. In diesem Sinne hat die Taufe tatsächlich eine Wirkung – eine Wirkung auf unser Leben.
Für die Welt der Leser wird eines Tages ein großes Gericht hereinbrechen. Die entscheidende Frage ist, wie man davor bewahrt wird. Das Wort „retten“ bedeutet „vor dem Umkommen bewahren“. Das ist die eigentliche, ursprüngliche Bedeutung: vor dem Umkommen bewahrt zu werden. Es geht darum, einen heilen Zustand zu erhalten und vor dem Verderben bewahrt zu bleiben.
Wenn hier von Rettung die Rede ist, dann ist damit die zukünftige Rettung gemeint. Das zeigt sich auch im Petrusbrief. Schauen Sie dort nach, wo von Rettung die Rede ist – es kommt zwar nur ein paarmal vor, aber immer spricht Petrus von der zukünftigen Rettung, von der Bewahrung vor dem Verderben.
Wie wird der Mensch also vor dem Verderben bewahrt? Indem er Buße tut, sich auf das Werk Jesu Christi verlässt und sich taufen lässt. Durch die Taufe bekennt er seinen Glauben.
Die Taufe und ihre Bedeutung in verschiedenen Kulturen
Wie ist es bei den Moslems? Wenn ein Moslem sich bekehrt, was geschieht dann? Nichts. Er hat sich bekehrt, aber er bleibt noch geheim.
Aber was passiert, wenn ein Moslem sich taufen lässt? Dann muss er dafür sorgen, dass er möglichst schnell untertaucht – je nachdem, in welchem Land er sich gerade befindet. Wenn er zum Beispiel im Iran ist, muss er untertauchen, denn er wird umgebracht, und zwar von seinen eigenen Verwandten. Wer sich auf Christus taufen lässt, der ist in muslimischen Ländern, in denen man es streng nimmt, seines Lebens nicht mehr sicher.
Ein Bruder erzählte mir, dass er in einem kleinen muslimischen Land schon seit vielen Jahren arbeitet. Er sagte uns: „Wir bauen Gemeinde Jesu im Himmel.“ Was meint er damit? Er erklärt, dass, wenn sich bei ihnen jemand bekehrt, die Moslems ihn umbringen. Dann haben sie einen mehr im Himmel. Die Gemeinde Jesu haben sie also nicht auf der Erde, denn dort werden sie gleich getötet. Deshalb bauen sie die Gemeinde im Himmel. So schlimm ist die Situation dort.
Die Taufe hat also eine gewaltige Auswirkung. Sie hilft ganz praktisch als verpflichtende Erklärung. Damit sage ich zu Gott, dass ich nie mehr hinter diesen Punkt zurückwill – nie mehr zurück. In diesem Bewusstsein bewahrt mich die Taufe vor dem Verderben, davor, dass ich wieder zurückgehe in die Welt und dann mit der Welt ins Verderben laufe. Die Taufe war damals ein entscheidender Faktor im Gerettetwerden und ist es immer noch.
Heute wird viel Falsches über die Taufe gelehrt. Aber wenn wir richtig über die Taufe lehren, wird es jedem Menschen klar, der das hört: Wenn er sich bekehrt, muss er sich auch taufen lassen. Wenn er zu Christus kommen will, hat er sich bekehrt. Wenn er den Herrn Jesus annimmt, dann ist das eine vollständige Bekehrung. Aber nachdem er bekehrt ist, muss er sich auch taufen lassen.
Die Taufe ist kein Teil der Bekehrung – verstehen Sie mich nicht falsch. Die Taufe ist von der Bekehrung getrennt. Sie ist sein eigener Schritt nach der Bekehrung, aber im direkten Anschluss daran.
Im Neuen Testament ließen sich die Menschen, die sich bekehrt hatten, sofort taufen. Bei manchen lagen ein paar Tage dazwischen, manche wurden sofort getauft – sogar in der gleichen Nacht, wie bei Paulus, als der Kerkermeister sich bekehrt hatte. Paulus wollte am nächsten Tag weiterreisen und musste schnell handeln. Er konnte nicht bis zum nächsten Sonntag warten, um dann eine öffentliche Taufe zu organisieren. Nein, er musste am nächsten Morgen früh weiter. Also wurden die Leute noch in der Nacht getauft – und zwar die ganze Familie, weil die ganze Familie sich bekehrt hatte.
Bei so einem Erdbeben und einem Wunder bekehrt man sich vielleicht schneller, wenn man so etwas erlebt wie der Kerkermeister und seine Familie. Er war sehr besorgt um seine Seele. Dann heißt es, seine ganze Familie hat sich gefreut. Sein ganzes Haus hat sich gefreut. Warum? Weil sie gläubig geworden waren.
Manche sagen, da waren Babys dabei. Wie können sich Babys freuen, wenn sie gläubig geworden sind? Das kann nicht sein. Aber es heißt, sie freuten sich alle, weil sie gläubig an den Herrn Jesus geworden waren.
Zur Taufe habe ich mir hier notiert: Die Taufe bildet die persönliche Lebenswende ab – also symbolisch, bildhaft. Sie stellt äußerlich dar, was innerlich geschehen ist. Sie ist somit eine Erinnerungshilfe, die zur Bewahrung des Glaubens dienen kann. Ich habe vor Gott und Menschen einen Strich gezogen, hinter den ich nie mehr zurück darf.
Wenn sich jemand bekehrt hat und sich nicht taufen lassen will, dann stimmt etwas nicht. Irgendetwas ist nicht richtig im Leben. Wer sich bekehrt hat und richtig über die Taufe informiert ist, der weiß, dass der Herr Jesus das will, und er wird gehorchen.
Da können wir schon große Fragezeichen setzen, wenn sich jemand bekehrt hat, die richtige Lehre über die Taufe kennt, aber sich nicht taufen lässt. Da stimmt doch etwas nicht ganz.
Leben im Blick auf das Ende
Das war jetzt zur Taufe. Kapitel vier. In diesem Kapitel haben wir den vierten großen Teil des ersten Petrusbriefes vor uns. Es geht weiterhin um Hilfen für Pilger, um Unterstützung für Wanderer zwischen zwei Welten. Allerdings sind diese Wanderer hier nicht als Außenseiter gemeint, sondern als Menschen, die im Blick auf das Ende unterwegs sind.
Ab jetzt rückt das Ende ins Blickfeld: Wie wandert man im Hinblick auf das Ende? Dabei geht es einerseits um das Ende des eigenen Lebens, andererseits um das Ende der Welt.
Mit Golgatha hat Gott ein Ende gesetzt. Mit Golgatha kam das Ende ins Blickfeld, und mit Golgatha beginnt die Endzeit. Wissen Sie, dass wir schon lange in der Endzeit leben? Nicht erst seit 1889 oder 1898 oder einem anderen Zeitpunkt, sondern seitdem der Herr Jesus gestorben ist. Seitdem der Herr Jesus gekommen ist, leben wir in der Endzeit. Wir leben in den letzten Tagen.
Petrus selbst hat das in Apostelgeschichte 2,17 gepredigt. Dort heißt es: „Es wird sein in den letzten Tagen“, sagt Gott, „ich werde ausgießen von meinem Geist.“ Zu Pfingsten begann Gott, seinen Geist auszugießen. Diese Ausgießung begann zu Pfingsten und dauert bis zur Wiederkunft Jesu Christi an. Es ist eine ganz lange Geistausgießung, die von Joel vorausgesagt wurde. Petrus hat gesagt, dass dies in den letzten Tagen geschieht.
Wichtig ist: Die Einleitung in Apostelgeschichte 2,17 stammt von Petrus, das, was er danach zitiert, stammt von Joel. Die ersten sieben Wörter, „Es wird sein in den letzten Tagen“, kommen von Petrus. Joel hat diese Worte nicht selbst gesagt, sondern Petrus verwendet sie als Einleitung.
Auch Jakobus spricht von den letzten Tagen. Er ist der Bote des Herrn Jesus. In Jakobus 5,3 heißt es: „Euer Gold und Silber ist von Rost zerfressen, und euer Rost wird gegen euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze angehäuft in den letzten Tagen.“ Hier spricht Jakobus ziemlich scharf zu den Gläubigen. Er tadelt sie nicht direkt, aber er warnt sie eindringlich.
Diese Gläubigen, an die Jakobus schreibt, lebten im ersten Jahrhundert. Sie waren also ebenfalls in den letzten Tagen. Und wir leben heute immer noch in den letzten Tagen, vielleicht sogar schon in den letzten von den letzten Tagen. Das wissen wir nicht.
Aufforderung zur Gesinnung im Blick auf das Ende
Hilfen im Blick auf das Ende
Lesen wir einen Text: „Nachdem also Christus für uns am Fleisch gelitten hat, wappnet auch ihr euch mit derselben Denkweise; denn der, der am Fleisch gelitten hat, hat mit der Sünde abgeschlossen.“
Hier handelt es sich um einen Klammersatz. Ich lese den Satz nochmals ohne Klammer: „Nachdem also Christus für uns am Fleisch gelitten hat, wappnet auch ihr euch mit derselben Denkweise.“
2 Um die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben, sondern dem Willen Gottes. Denn es ist für uns genug, dass wir die vergangene Zeit dieses Lebens den Willen derer, die von den Völkern sind, den Willen der Heiden, ausgeführt haben.
Als man sich erging in Ausschweifungen und Lüsten und übermäßigem Trinken von Wein und Schlemmereien und Trinkgelagen und sittenlosen Götzendiensten, wobei es sie befremdet, dass ihr nicht mit ihnen zusammenlauft, in demselben Erguss eines heillosen Wesens, so dass sie lästern, sie, die dem Rechenschaft geben, der in Bereitschaft steht, Lebende und Verstorbene zu richten.
Er gibt jetzt Hilfen im Blick auf das Ende, zuerst einmal im Blick auf das Ende unseres Lebens. Er sagt: Nachdem Jesus Christus so viel gelitten hat, und zwar so gelitten, dass es bis zum Sterben ging, so sollt ihr euch mit derselben Gesinnung wappnen, mit derselben Denkweise.
Petrus fordert uns auf, wir sollten auch so denken wie Jesus. Wenn Jesus gesagt hat, mir ist es nicht zu schade zu leiden und sogar zu leiden bis zum Tod, dann sollten wir auch so denken. Denn wenn jemand gelitten hat, und zwar bis zum Tode gelitten hat, dann hat er Schluss gemacht mit der Sünde.
Dann ist es fertig mit der Sünde. Er sagt: Denkt mal daran, Sterben ist gar nicht so schlecht, gar nicht so schlecht. Da hast du kein Problem mehr mit der Sünde, das ist abgeschlossen. Wer gestorben ist, der hat abgeschlossen mit der Sünde.
Wappnet also euch mit derselben Gesinnung. Der Herr Jesus hat auch gelitten, und zwar bis zum Sterben. Wappnet euch jetzt mit derselben Gesinnung, um die übrige Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben. Also solange wir noch weiterleben, wollen wir nicht nach den Lüsten der Menschen leben. Wir wollen bereit sein zu sterben, denn wenn wir sterben, dann haben wir mit Sünde abgeschlossen.
Ich habe mir heute gedacht, es ist schon interessant, wie Petrus über Sünde denkt. Ist das nicht eigenartig? Er sagt, Sünde ist so etwas Schlimmes, dass ich lieber sterben möchte als sündigen. Petrus hat eine ganz starke Ehrfurcht vor dem Sündigen. „Lieber sterben als sündigen“, sagt er.
Also, um die übrige Zeit im Fleisch, das heißt in der restlichen Lebenszeit, die wir noch zu leben haben, nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben. Wir leben nicht mehr für unsere eigene Lust und Laune. Mensch, ich habe das meinen Kindern sehr oft gesagt: Wir leben nicht nach dem Prinzip von Lust und Laune. Da heißt es: Ich habe keine Lust.
Wir leben nicht nach diesem Prinzip. Wir leben nach ganz anderen Prinzipien. Einer fragt: Hast du Lust, bei uns zu predigen? Lust zum Predigen? Es geht doch gar nicht um die Frage, ob ich Lust habe zu predigen. Wir leben nicht nach dem Lustprinzip.
Aber wenn ich einen Dienst tun darf, wenn das hineinpasst und der Herr sagt, und der Herr gibt das grüne Licht dazu, gerne. Wir sollten nicht so reden, man soll sich das abgewöhnen. In der Welt redet man, also bei uns sagt man ja nicht „lustig“, wie sagt man hier? „Bock“: Ich habe keinen Bock oder so ähnlich.
Aber diese Redensart ist eigentlich von der Welt übernommen. Wir leben nicht nach diesem Bockprinzip, sondern nach dem Willen Gottes, sagt er. Also er sagt, ich möchte bereit sein zu sterben, lieber sterben. Und die restliche Lebenszeit, die ich noch zu leben habe, die möchte ich nicht mehr für die Lüste der Menschen leben.
Ich denke hier an Bhaksing, missionarischen Indien. Ich habe da jetzt seine Biografie gelesen, und da sagt er etwa so: Die ersten Jahre seines Christenlebens hat er Kompromisse eingegangen und so, und da hat er gemerkt, er hat sich da gehen lassen.
Oder vielleicht war er noch gar nicht richtig Christ, oder er war in Amerika damals. Er kam von Indien und dann hat er sich in Amerika bekehrt und dann hat er sich entschieden. Er hat gesagt: Nein, was mache ich eigentlich? Ich lebe für meinen Leib, ich lebe für die Lust meines Leibes. Genug, sagt er, ich habe genug für meinen Leib gelebt, ich möchte jetzt für Gott leben.
Und weiß Gott, was Gott gemacht hat? Gott hat diesen Mann gebraucht, um mindestens sechshundert Gemeinden zu gründen. Er ist nach Indien zurückgekehrt. Seine Frau hat ihn verlassen, weil er Christ geworden ist. Seine Eltern haben ihn verlassen, weil er Christ geworden ist. Er stand ohne niemanden da.
Dann hat er angefangen zu evangelisieren, dann hat er gebetet: Herr, führe mich zu Gläubigen. Dann hat er Verbindungen geschenkt bekommen, und dann hat er angefangen weiter zu evangelisieren. Und er hat viel gebetet.
Dann hat er den Herrn erlebt. Er hat erzählt, also in dem Buch steht das so geschrieben: Er hat so zum Herrn gefleht: Herr, ich möchte dir dienen, ich möchte für dich gehorsam sein, und ich möchte, dass du mich gebrauchen willst.
Dann hat er lange Zeit gebetet, und dann hat ihm der Herr irgendwas klargemacht. Dann packte er seine Bibel, ging raus, ging da hin zu den Leuten und predigte das Evangelium.
Einmal war es so: Er kommt todmüde nach Hause, kniet sich nieder, will schlafen. Und bevor er schlafen geht, es ist um ein Uhr in der Nacht, betet er noch und betet und betet. Während er so betet, kommt der Gedanke: Geh noch mal raus.
Da sagt der Herr: Diesmal nicht, diesmal gehe ich schlafen. Aber innerlich war es: Nein, geh nochmals raus, geh nach außen vor deine Kammer. Er hat ein ganz kleines Zimmer, einen Tisch, einen Stuhl und ein Bett. Er hat ganz wenig Sachen besessen.
Geh noch mal raus aus deiner Kammer und geh nach links. Also, Herr! Dann geht er raus, geht nach links, sieht er zwei Moslems vor sich laufen. Er läuft ihnen nach, sagt: Wartet, wartet, wartet, ich muss euch was Dringendes sagen.
Dann bleiben sie stehen, dann sagen sie: Was ist? Er sagt: Ich muss euch sagen, dass Jesus Christus euch liebt, und ich muss euch sagen, wie Jesus Christus mein Leben verändert hat. Man hat ihnen einfach Christus bezeugt.
Und der eine hat abgewunken, und der andere hat gesagt: Nein, lass ihn weiterreden. Und er hat sich mit dem anderen einen Termin abgemacht für den nächsten Morgen.
Und dann haben sie weiter gesprochen, und in den nächsten Tagen hat sich der Mann bekehrt. So hat der Herr ihn immer wieder geführt.
Einmal ist ihm klar geworden: Wir gehen 240 Kilometer als Missionsteam in die und die Stadt, und wir nehmen eine Bibel mit in einer Sprache, die man dort nicht spricht. Da gibt es ja mehrere Sprachen in Indien.
Und er nimmt eine Bibel mit. Seine Mitarbeiter haben gesagt: Das ist unsinnig, wir können nicht eine Bibel mitnehmen, die man dort nicht spricht. Und er hat gesagt: Doch, wir nehmen die Bibel mit.
Dann gehen sie dorthin, zweihundertvierzig Kilometer. Dort geht man zu Fuß, bei uns fährt man sowas mit dem Auto, aber dort geht man zu Fuß.
Dann kommen sie dort an und treffen einen Mann, der ihnen zuhört. Dann fragen sie ihn, und er sagt: Oh, ich hätte so gern eine Bibel, aber in meiner Sprache gibt es das nicht.
Dann fragen sie: Welche Sprache denn? Dann sagt er: Genau die Sprache, von der sie die Bibel mitgenommen haben. Wir haben ihm die Bibel gegeben.
So hat der Herr das geführt. Der hat gewaltige Dinge erlebt. Sie haben sehr viel gebetet, zusammen und alleine.
Er hat gesagt: Den Rest meines Lebens möchte ich nicht für die Lüsten der Menschen leben, sondern den Rest meines Lebens möchte ich für Gott leben, nach dem Willen Gottes leben.
Vers 3: „Denn es ist genug, die vergangene Zeit unseres Lebens dem Willen derer, die von den Völkern sind, ausgeführt zu haben.“ Es reicht, die restliche Kraft soll Gott gehören.
Als wir einhergingen in Ausschweifungen, Zügellosigkeiten, Lüsten, übermäßigem Trinken von Wein und so weiter und so weiter. Götzendienst, das will ich nicht mehr.
Wobei es sie befremdet, dass er nicht mehr mit ihnen zusammen in demselben Ausguss von ausschweifenden Wesen läuft, und sie lästern. Sie lästern. Sie lästern sowieso.
Dann will ich, sagt er, jetzt für den Herrn leben, auch wenn sie sagen: Ich bin weltfremd geworden. Mensch, bist du weltfremd, sagen sie, du bist weltfremd geworden.
Manche denken sich dann: Aha, wenn die sagen, ich bin weltfremd geworden, dann muss ich Kompromisse machen, und dann lebe ich halt ein bisschen wie die Welt.
Und dann spurten sie noch mehr. Warum? Weil ein halber Christ ist noch mehr. Die merken das, der lebt nicht wirklich dieses Leben.
Wenn du schon wirklich so wie die Welt leben willst, dann leb anständig mit der Welt, dann sündige mit ihnen mit und mach die Erfahrung, welche Erfahrung? Dass nichts drin ist in der Welt, nichts!
Die haben nichts wirklich zu bieten. Man denkt, wie leer sind die Menschen.
Wir zogen vor acht Jahren in so einen Wohnblock ein, so Reihenhäuser. Wir haben da ein gemietetes Objekt, ein gemietetes Haus, und da zogen mit uns etwa 15 Parteien ein, gleichzeitig, alle zum gleichen Zeitpunkt, es wurde alles zusammengebaut.
Nach sieben Jahren waren vier von den fünfzehn geschieden, leer. Dabei muss ich sagen, von diesen fünfzehn sind drei Familien gläubig gewesen, die muss man abziehen.
Also zwölf, von den zwölf waren vier geschieden nach vier Jahren.
Die Welt hat nichts zu bieten, leer, leerer, am leersten, und dann suchen sich irgendwas anderes.
Die Reaktion der Welt auf den Christen
Nichts Beständiges, weltfremd geworden. In Vers 4 wird beschrieben, dass sie befremdet sind, weil er nicht mehr mit ihnen geht, als weltfremd gilt und sie lästern. Sie lästern, das heißt, sie reden Schlechtes. Sie tun das gegen uns, weil wir ihnen ein schlechtes Gewissen machen. Sie merken, dass man so, wie wir leben, nicht leben sollte. Und der, der eigentlich richtig lebt, wird deshalb als weltfremd angesehen. Als Reaktion darauf lästern sie.
In Vers 5 heißt es, dass jene, die Rechenschaft ablegen müssen, der bereitsteht, Lebende und Verstorbene zu richten, gerichtet werden. Warum also ihren Willen tun? Das bringt nichts, denn sie werden gerichtet werden, sagt Petrus. Deshalb brauchen wir nicht auf ihrer Seite zu stehen. Zu diesem Zweck wurde auch den Toten, das heißt den Verstorbenen, das Evangelium verkündigt: damit sie einerseits menschengemäß am Fleisch gerichtet würden, andererseits aber am Geist gottgemäß leben möchten.
Petrus sagt: Denkt daran, dass einige von uns bereits verstorben sind. Wie sie gestorben sind, weiß man nicht genau. Einige sind vielleicht sogar getötet worden. Es gab damals schon eine Leidenszeit in Kleinasien. Jedenfalls waren einige der Gläubigen verstorben. Petrus fordert nun dazu auf, sich das einmal bewusst zu machen: Warum haben wir ihnen das Evangelium verkündet? Einige von ihnen sind nicht mehr da, sie sind weg. Warum haben wir ihnen das Evangelium verkündet? Damit sie, nachdem sie gestorben sind, für Gott leben.
Petrus hat einen Blick über den Tod hinaus. Den Verstorbenen, also hier natürlich um Christen geht, wurde das Evangelium verkündigt, damals, als sie noch lebten. Damit sie, auch wenn sie umgebracht werden oder am Fleisch gerichtet werden müssen – das heißt, den Tod erdulden – andererseits am Geist weiterleben. Und zwar gottgemäß, so wie es Gott entspricht.
Wie entspricht es Gott? Ganz für ihn. Es gibt eine Zeit, in der wir ganz für Gott leben werden, und zwar ohne Hindernisse. Ich weiß nicht, wie weit wir daran denken. Oft denken wir so: In dieser Welt muss ich ganz für Gott leben, und dann habe ich es geschafft. Dann bin ich im Himmel, in der Herrlichkeit, und lege mich auf den Liegestuhl dort oder auf die Wolken, oder ich weiß nicht, wie man sich das vorstellt, und schlafe dann eine Zeit lang in der Ewigkeit.
Nein, wir haben uns bekehrt, um in der Ewigkeit ganz für Gott da zu sein, sagt Petrus. Um dort Gott entsprechend zu leben, im Geist. Das heißt, der Geist lebt weiter. Er wird dann auch mit einem Leib wieder vereint werden bei der Auferstehung, damit wir am Geist gottgemäß leben. Das ist das Ziel des Evangeliums, das Ziel der Evangelisation gewesen: dass Menschen weiterhin für Gott da sind.
Sterben werden wir alle, alle Menschen werden sterben. Aber uns ist das Evangelium verkündigt worden, damit wir am Geist leben und zwar gottgemäß, gottentsprechend leben. Die gute Botschaft wurde also im Blick auf die andere Welt verkündigt.
Denken wir daran: Warum evangelisieren wir? Warum gehen wir hinaus oder bezeugen dem Herrn Jesus? Warum sprechen wir mit Menschen über das Evangelium? Man sagt ja oft: Damit sie nicht in die Hölle kommen. Ja, aber Petrus denkt weiter. Bitte sag nicht nur: Damit sie nicht in die Hölle kommen, sondern auch, damit Gott in der Ewigkeit einen mehr hat, der ihm die ganze Ewigkeit lang dient.
Zahlt sich das aus? Zahlt es sich aus, sich für einen Menschen abzuplagen, damit er gerettet wird, wenn Gott dadurch eine Ewigkeit lang jemanden bekommt, der ihm dient und den Ruhm des Herrn vermehrt? Das ist eine Motivation.
Petrus denkt viel weiter, er denkt über den Tod hinaus. Er schreibt hier an Christen, die leiden müssen, und richtet deshalb ihr Augenmerk ganz auf das Jenseits des Todes. Vielleicht verstehen wir das nicht. Wir leben so gut auf dieser Erde und denken: Herr, wir haben eigentlich den Himmel schon fast auf Erden. Bitte komm noch lange nicht, damit ich den Himmel auf Erden noch lange genießen kann. Aber so denkt Petrus nicht.
Die Endzeit und geistliche Wachsamkeit
Man sieht, dass das Leben schwer ist, wenn man so stark unter Druck steht. Vielleicht ist es gut, dass wir uns in Friedens- und ruhigen Zeiten mit dem Petrusbrief beschäftigen. So können wir uns später, wenn es stürmisch wird, daran erinnern: „Ah, da war doch einmal der Petrusbrief. Was hat Petrus gesagt? Welche Einstellung sollten wir zum Leben haben?“ Das hilft uns, wenn wir uns daran erinnern, wofür wir eigentlich da sind.
Wir sind nicht dazu da, uns ein schönes Leben zu machen, nett zu sein, freundlich und ein bisschen christlich zu wirken oder Gemeinde zu spielen. Wir sind nicht da, um Gemeinde zu spielen. Wir sind da, um dem Herrn zu dienen, um Menschen zu retten, damit nicht so viele verloren gehen und Gott mehr bekommt.
Manche Leute denken manchmal: „Der Herr wird sowieso die retten, die er retten will.“ Aber wen will er denn retten? Wen will er denn retten? Vielleicht den oder den? Nein, Gott will jeden Menschen retten. Gott möchte, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Das heißt, wir müssen lernen zu beten: „Herr, Du möchtest etwas tun. Hilf mir, dass ich jetzt erkenne, was Du tun möchtest. Ich möchte das beten, was Du möchtest. Was möchtest Du, dass der Nachbar zum Glauben kommt?“ Also bete ich jetzt. Ich fange an, für den Nachbarn zu beten. Dann bete ich regelmäßig für ihn.
Vielleicht sollte ich aber etwas konkreter beten. Ein sehr allgemeines Gebet wie „Der Nachbar soll zum Glauben kommen“ finden wir in der Bibel kaum. Aber wir finden zum Beispiel Gebete wie: „Herr, führe mich! Herr, schenke mir die Gelegenheit zu einem Gespräch! Herr, gib mir Weisheit, wenn ich das nächste Mal mit ihm rede und ihm einen guten Morgen wünsche oder wenn ich ihn sehe und wir auf der Treppe stehen und reden! Herr, führe mich, wenn ich mit meinen Arbeitskollegen spreche!“
Ich kann mich erinnern: Ich war in einer Firma und arbeitete in einem Rohwarenlager. Ich hatte ein Anliegen. Der junge Mann, mit dem ich zusammenarbeitete, war zwanzig Jahre alt. Irgendwie bedrückte mich das, und ich wollte ein Gespräch mit ihm führen. Ich hatte Schwierigkeiten, Gespräche zu beginnen, und habe gebetet.
Dann, während wir so zusammenarbeiteten, habe ich ihn einfach mal gefragt: „Kennst du die Bibel?“ Er antwortete: „Nein, aber das würde mich schon mal interessieren.“ Ich dachte: „Was hat er jetzt gesagt? ‚Würde mich schon mal interessieren‘?“ Ich arbeitete ständig mit ihm zusammen und sagte schließlich: „Dann lesen wir doch die Bibel.“ Ich gab ihm ein paar Bücher und ermutigte ihn.
Er wurde sehr interessiert. Leider kam er nicht zum Glauben. Seine Verwandten bremsten ihn aus, die Eltern verboten ihm, zu uns zu kommen, und so weiter. Leider gab er dann nach. Er hatte gemerkt, dass Christsein viel von ihm fordert. Aber immerhin hat er das Evangelium gehört.
Es gibt viele, die den Schritt dann wagen. Beten wir dafür. Wir sollen das beten, was der Herr Jesus tun möchte. Ich bin da, ihr betet, ich handle.
Aufforderungen für das Zusammenleben in der Gemeinde
Kapitel 4, Verse 7 bis 11: Aufforderungen an diejenigen, die mit anderen Christen zusammenleben, im Blick auf das Ende.
In Vers 7 erfahren wir, dass das Ende sehr, sehr nahe ist – und zwar bereits im ersten Jahrhundert. In den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts war das Ende tatsächlich sehr nahe. Es heißt hier: „Das Ende aller Dinge ist nahe gekommen.“ Seid also gesund im Denken und seid nüchtern für die Gebete.
Die Endzeit ist schon weit vorangeschritten, sagt Petrus. Das Ende ist schon sehr, sehr nahe. Doch warum ist das Ende nahe? Seit Pfingsten ist das Ende nahe. Wenn der Schöpfer gekommen ist und sein Leben am Kreuz für uns gegeben hat, dann hat er das Ende der Welt eingeläutet. Jetzt beginnt die letzte Phase.
Die Tatsache, dass der Schöpfer für diese Schöpfung gestorben ist, zeigt, dass die alte Schöpfung dem Tode geweiht ist, dem Gericht geweiht. Er kommt, er stirbt, er steht auf von den Toten, er setzt sich auf den Thron Davids, zur Rechten Gottes. Jetzt baut er sein Königreich auf. Bald werden alle Feinde ihm zu Füßen liegen, und dann wird sein Königreich vollendet sein.
„Das Ende aller Dinge ist nahe herbeigekommen.“ Seid also gesund im Denken! Es ist interessant, wie Petrus denkt. Er sagt: „Denkt einmal an die Zeit, wir leben in der Endzeit.“ Wenn wir in der Endzeit leben, dann müssen wir scharf denken können. Wir müssen gesund denken. Seid gesunden Sinnes!
Das griechische Wort bedeutet, dass wir einen gesunden Denksinn haben sollen, dass unser Denken diszipliniert sein soll. Man kann es auch mit „besonnen sein“ übersetzen. Wenn wir nicht gesund denken, was passiert dann? Dann denken wir krank.
Die Welt denkt krank, die Welt ist krank und sie denkt krank. Wenn wir weltlich gesinnt sind, denken auch wir krank. Der Blick darf nicht bei den irdischen Dingen hängenbleiben. Die Gedanken dürfen nicht bei den diesseitigen, irdischen Dingen verweilen. Stattdessen müssen die Gedanken dorthin gehen, wo sie laut Petrus hingehören.
Wo waren Petrus’ Gedanken? In der neuen Welt. Er sieht sein Leben in der Perspektive der neuen Welt. Ich muss mich fragen – und ich möchte mich auch wirklich fragen: Was fesselt mich? Was packt mich? Was haut mich vom Hocker, wenn ich so reden darf wie die Welt oder wie die Jugendlichen reden?
Was packt mich wirklich? Woran denke ich, wenn ich ganz allein bin, wenn mich niemand sieht? Wenn ich ganz allein bin – was beseelt mich? Was ist mein Herzensanliegen? Da kann ich mich prüfen: Welche Gesinnung habe ich? Was ist mir wichtig?
Manchen Leuten ist es wichtig, möglichst viele Kinofilme zu sehen. Sie denken, sie verpassen etwas, wenn sie einen Kinofilm nicht gesehen haben. Doch ich denke mir: Das Leben ist doch mehr als Kinofilme sehen. Dann geht man aus dem Kino und denkt sich: Das war’s, jetzt bin ich wieder zehn Euro ärmer. Oder wie viel kostet das bei euch? Ich weiß es ja nicht.
Jedenfalls kann es doch nicht das sein. Der andere denkt sich: „Aber das Fußballspiel, jetzt kommt ja Fußball, oder?“ Irgendwann im Sommer. Fußball – das muss ich sehen, das ist es, das ist Fußball! Dann schaut man zwei Stunden Fußball und denkt: „Ja, das war gewaltig, das war gewaltig.“ Und übermorgen redet niemand mehr davon. Schon längst vergessen.
Ich weiß gar nicht mehr, wer wann Weltmeister geworden ist und so weiter. Wieso ist es so wichtig, wenn 22 Millionäre hinter einem Ball herlaufen und schauen, wann sie die nächste Million bekommen? Ist das so gewaltig? Ist das das Leben?
Habt eine gesunde Gesinnung, ein gesundes Denken. Seid nüchtern für die Gebete!
Nüchternheit und Gebet
Was heißt denn nüchtern? Nüchtern ist man, wenn man nichts gegessen hat. Im Magen ist man dann nüchtern. Nüchtern im Geistlichen bedeutet, dass man nicht so stark belegt ist. Wenn die Sinne schon voll sind – Sie kennen das: Sie kommen in eine Versammlung und denken nur noch an die Arbeit. Ihr Kopf ist noch voll davon, Sie können nicht richtig abschalten. Dann sind Sie nicht nüchtern.
Dann sind Sie voll, dann sind Sie satt gegessen von den Sorgen der Arbeit. Oder vielleicht denken Sie an etwas anderes. Dann ist der Geist belegt. Wenn man belegt ist, dann geht nichts Weiteres hinein.
Mir geht es manchmal so: Ich fahre mit dem Auto und höre mir einen Bibeltext an. Aber manchmal geschieht es, dass der Bibeltext läuft und läuft und läuft, und meine Gedanken sind immer noch ganz woanders. Warum höre ich nichts vom Bibeltext? Ich bin belegt. Dann ist es besser, ich schalte ab und muss zuerst einmal das, was da jetzt alles im Gehirn läuft, verarbeiten. Ich bin belegt.
Und es heißt, wir sollen nüchtern sein für die Gebete. Das heißt, nicht zu sehr mit den Dingen beschäftigt sein, die die fünf Sinne aufnehmen. Nicht beschlagnahmt von den Dingen dieser Welt, nicht total gesättigt, mit vollem Bauch von den Dingen dieser Welt. Ich rede jetzt nicht nur vom Essen, sondern auch von allem anderen.
Der Satan hat es so geschafft: Mit dem Internet, mit den Filmen und mit den vielen Monitoren überall, so dass man in der Hosentasche schon einen Monitor mit sich trägt. Der Satan hat es geschafft, dass man ständig belegt ist. Seid nüchtern für die Gebete!
Wenn ich da ein bisschen abschalten kann, dann kann ich mich auf Gott ausrichten. Dann kann ich beten. Und was werde ich dann beten? Das ist auch wichtig.
Herr, schenk mir, dass mein Kopf frei wird von den Gedanken, dass ich meine Bauchschmerzen loswerde, dass der Bruder oder die Schwester, die krank sind, in deiner Hand sind. Das sind alles wichtige Gebete, keine Frage. Aber die wichtigsten Gebete sind doch andere.
Vater, dein Name soll geheiligt werden. Dein Königreich, dein Wille soll auf der Erde geschehen, so wie er im Himmel geschieht. Vater, ich möchte, dass du mich verwendest, damit auf dieser Erde dein Wille geschieht – und zwar so, wie er im Himmel geschieht. Gibt es jemanden, für den du mich gebrauchen kannst? Wirke du in dieser Welt, stell mich in diese Welt und gebrauche mich, damit in dieser Welt dein Wille geschieht, so wie er im Himmel geschieht.
Wie geschieht er im Himmel? Gern, ganz, gut und genau. Dann beten wir die Dinge, die Gott beschäftigen. Dann sind wir nicht mehr belegt.
Betet, seid nüchtern für die Gebete! Das soll so sein, dass man in Verbindung steht.
Petrus hat etwas gelernt in seinem Leben. Er weiß, dass er damals nicht nüchtern zum Beten im Garten war. Dort waren sie schlafend, alles andere als nüchtern. Sie haben geschlafen. Nüchtern für die Gebete!
Die zentrale Bedeutung der Liebe
Ja, die Zeit läuft mir davon, ich habe noch zwei oder drei Minuten.
Vers 8: „Vor allen Dingen aber habt untereinander eine inbrünstige Liebe.“ Jetzt kommt eine sehr wichtige Aussage. Er sagt: „Vor allen Dingen, vor allen Dingen.“ Die Liebe, also die Liebe unter Christen, steht an erster Stelle, vor allem anderem. Egal, was wir tun, wenn nicht die Liebe uns treibt und motiviert, dann hat das nicht viel Wert.
Während wir dem Ende entgegengehen, sagt Petrus: Die Hauptsache im Leben des Christen ist nicht nur das Bibellesen – das ist zwar wichtig –, sondern vor allem die Liebe. Bibellesen ist ebenfalls wichtig, aber es muss aus der richtigen Haltung geschehen: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten.
Dann werde ich die Bibel lesen, wenn ich die Liebe habe – die Liebe zu Gott. Nicht einfach Bibel lesen, weil man es muss. Es heißt ja: „Ich muss die Bibel lesen.“ Nein, ich lese die Bibel, weil ich Gott liebe. „Vater, ich möchte dich besser kennenlernen, und ich lese jetzt die Bibel, weil ich dich liebe und von dir lernen möchte.“
Bibel lesen mit Gewinn heißt: Wenn die Haltung stimmt, dann hat das Lesen einen echten Wert. Was war die Hauptsache im Garten Eden? Was war das Wichtigste? Die Liebe. Warum hat Gott den Baum hingestellt? Warum steht der Baum dort, an dem man nicht essen darf? Er wollte prüfen, ob der Mensch Gott liebt. Wenn er Gott liebt, wird er das nicht tun.
Was war das Wichtigste im Gesetzbuch des Mose? Was war das erste Gebot? „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.“ Das erste Gebot kann entweder negativ formuliert sein: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Oder positiv: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, ganzer Seele, mit all deiner Kraft und allem, was du hast.“ Positiv oder negativ formuliert – die Hauptsache bleibt die Liebe.
Was ist die Hauptsache unter dem Evangelium, unter der Gnade? Was ist das wichtigste Gebot, das Jesus den Jüngern gegeben hat? Dass sie lieben. Siehe Johannes 13 und Johannes 15.
Eine inbrünstige Liebe untereinander. „Habt dabei“ – ich weiß nicht, wie das bei Ihnen steht, aber bei mir steht: „Habt dabei eine inbrünstige Liebe.“ Dabei bezieht sich auf das, was er vorher gesagt hat. Was hat er vorher gesagt? „Seid nüchtern für die Gebete, seid gesund im Denken, und dabei, beim Gesunddenken und beim Beten, habt eine inbrünstige Liebe untereinander!“
Also begleitet die Liebe unsere gesunde Gesinnung, unser gesundes Denken, und die Liebe begleitet unser Gebet. Wenn wir uns von der Liebe leiten lassen, werden wir auch gesünder denken und nüchtern sein für das Gebet. Dann werden wir mehr zum Vater reden. Das Gebet wird ein Anliegen untereinander.
Habt untereinander eine inbrünstige Liebe – eine nachhaltige Liebe, eine Liebe, die sich ausstreckt. Du sagst: „Ich kann ja nicht mit jedem Gemeinschaft haben, es sind zu viele.“ Gemeinschaft haben können wir nicht mit jedem, das ist klar. Aber ausstrecken können wir uns. Sehnsucht haben können wir nach jedem. Beten können wir für jeden in der Gemeinde.
Denn die Liebe wird eine Menge von Sünden zudecken. Das heißt nicht, dass wir nie auf Sünde hinweisen sollen. Manchmal ist es die Aufgabe der Liebe, jemanden aufmerksam zu machen. Aber dann wird die Haltung die richtige sein. Man zeigt jemandem seine Sünde nicht, um ihn anzuklagen, sondern weil man ihm wirklich helfen möchte. Und dann geschieht das auch im richtigen Ton.
Oft ermahnen wir einander in der Ehe. Die Ehe ist ja der engste Raum, da werden wir richtig auf die Probe gestellt, oder? Der engste Raum von zwei Menschen, die miteinander leben. Dann will der eine Partner den anderen verändern und zählt ihm alle seine Sünden auf. Das geht nicht. Das ist nicht aus Liebe. „Du musst dich verändern, damit es mir besser geht.“ Das ist Egoismus.
Ich weiß, ich habe diesen Fehler oft genug mit meiner Frau gemacht. Also, die Liebe deckt eine Menge von Sünden zu. Ja, oft muss man einfach loslassen und zudecken. Später kann es dann einmal ein Gespräch geben. Aber vielleicht ist es zuerst besser, zuzudecken und nicht alles aufzurühren.
Ich selbst muss mich ja auch prüfen und ändern. Wenn ich dann wirklich merke, dass es mir um das Wohl des Anderen geht, kann ich ihm helfen.