Fortsetzung der Predigtserie und Einführung in das Thema Ehe und Enthaltsamkeit
Letzte Woche haben wir unsere Predigtreihe durch den ersten Korintherbrief wieder aufgenommen. Nach eineinhalb Jahren Pause sind wir bei Kapitel sieben weitergemacht. In diesem Kapitel sind wir tatsächlich auf ein sehr spannendes Thema gestoßen. Paulus gibt hier eine lange Antwort auf eine Frage, die uns zwar nicht direkt überliefert ist, die wir aber gut nachvollziehen können anhand dessen, was er sagt.
In Korinth gab es offenbar große Probleme in der Stadt und auch in der Gemeinde. Ein zentrales Problem war, dass die Menschen mit ihrem Körper und ihrer Sexualität nicht so umgingen, wie es Gott gefällt. Es gab eine Frage zu Sex und Enthaltsamkeit. Wahrscheinlich haben einige sehr fromme Christen angesichts der schwierigen Situation in Korinth gefragt, ob es für Christen nicht richtig und geboten sei, komplett enthaltsam zu leben.
Diese Frage stellen sich die meisten von uns nicht unbedingt. Doch das, was Paulus dazu sagt, spricht sehr in unser Leben hinein. Wir haben letzte Woche darüber nachgedacht, dass Paulus in den ersten sieben Versen eine allgemeine Antwort gibt. Er macht deutlich, dass Christen sehr wohl heiraten können. Er sagt, dass es gut ist, alleine zu bleiben und ein heilsames Leben zu führen. Das hat einen Wert, und er selbst lebt so. Er empfiehlt das auch.
Aber Heiraten ist eine ganz legitime Option. Denn das oberste Ziel ist nicht, dass Christen enthaltsam leben sollen, sondern dass sie Unzucht meiden – also jede Form von Sexualität außerhalb des von Gott vorgesehenen Schutzraums der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau.
Deshalb sagt Paulus auch, dass die, die verheiratet sind, nicht nach Enthaltsamkeit streben sollen. Ganz im Gegenteil: Sie sollen ihre Sexualität ausleben, um einander nicht in Gefahr zu bringen, vielleicht aus der Ehe auszubrechen oder anderswo sexuell aktiv zu werden. Enthaltsamkeit in der Ehe ist also nur erlaubt, wenn überhaupt, für eine begrenzte Zeit und wenn beide es wollen – zum Beispiel zu einem konkreten Zweck. Paulus nennt hier ausdrücklich das Gebet.
Ab Vers acht spricht Paulus dann einzelne Gruppen gezielt an. Letzte Woche haben wir auch die Verse acht und neun betrachtet. Dort spricht Paulus die Ledigen und Witwen noch einmal ganz gezielt an. Er sagt ihnen, dass es durchaus gut ist, alleine zu bleiben. Doch wenn das sexuelle Verlangen sehr groß ist, kann es besser sein, eine Ehe anzustreben.
Die Ansprache der Verheirateten und das Scheidungsverbot
In unserem heutigen Predigttext ab Vers 10, den Versen 10 bis 16, spricht Paulus die Verheirateten ganz konkret an. Tatsächlich gab es wohl unter den Verfechtern der absoluten Enthaltsamkeit sogar solche, die behaupteten, man solle nicht nur in der Ehe enthaltsam leben, sondern es wäre vielleicht besser, Ehen ganz aufzugeben. Jeder solle alleine leben, ein komplettes Zölibat.
Paulus gibt darauf eine sehr klare Antwort: Nein, du sollst dich nicht scheiden lassen. Das ist eine deutliche Botschaft, die auch für heute gilt. Er spricht dabei zwei unterschiedliche Szenarien an, die wir uns genauer anschauen wollen.
Zuerst, in den Versen 10 und 11, wendet er sich an christliche Ehepaare, also an Ehemann und Ehefrau, die beide Christen sind. Ihnen hat er einiges zu dieser Thematik zu sagen. In den Versen 12 bis 16 spricht er dann eine besondere Situation an: Ein Ehepartner ist zum Glauben gekommen, der andere nicht. Auch zu dieser Situation hat er eine Botschaft.
In beiden Fällen ist seine Kernbotschaft dieselbe: Du sollst dich nicht scheiden lassen.
Ich lese uns den Predigttext, 1. Korinther 7, Verse 10 bis 16:
„Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Mann scheiden soll. Hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Mann bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen. Und der Mann soll seine Frau nicht verstoßen.
Den anderen aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und es ihr gefällt, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr scheiden. Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und es ihm gefällt, bei ihr zu wohnen, so soll sie sich nicht von ihm scheiden.
Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig.
Wenn aber der Ungläubige sich scheiden will, so lass ihn sich scheiden. Der Bruder oder die Schwester ist in solchen Fällen nicht gebunden.
Zum Frieden hat euch Gott berufen, denn was weißt du, Frau, ob du den Mann retten wirst? Oder du, Mann, was weißt du, ob du die Frau retten wirst?“
Mir ist völlig klar, dass diese Predigt, wie auch schon die letzte Woche, manche Menschen herausfordern wird. Sie spricht Themen an, die im Leben mancher von uns sehr schmerzhaft sind.
Daher möchte ich heute wieder Mut machen: Wenn du betroffen bist und an der einen oder anderen Stelle etwas dich piekst, dann suche das Gespräch mit anderen Geschwistern. Ich werde heute nur allgemeine Dinge ansprechen können, denn jede Situation ist ein bisschen anders.
Deshalb ist es so wertvoll, dass Gott uns als Christen in einer Gemeinde zusammenruft, wo wir einander mit Rat und Tat zur Seite stehen können.
Gebet und Einstimmung auf den Predigtext
Bevor wir den Text weiter anschauen, möchte ich mit uns beten.
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Danke, dass dein Wort auch ein ganz praktisches Wort ist, das in unser Leben hineinspricht.
Ich bitte dich, dass sich dein Wort auch heute in jedem von uns als ein heilsames Wort erweist – auch dort, wo es Dinge anspricht, die erst einmal wehtun. Bitte gib uns Trost und Hoffnung durch dein Wort, damit wir durch es auf dich schauen.
Ich bitte dich, dass du uns durch dein heiliges Wort ausrüstest, damit wir mehr so leben können, wie es dir gefällt. So wirke du und gebrauche die Verkündigung deines Wortes, damit Gutes entsteht.
Amen.
Das Scheidungsverbot bei christlichen Ehepaaren
Unser Predigttext beginnt in Vers 10 mit einer sehr klaren Aussage, nicht wahr?
„Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Mann scheiden soll.“ Am Ende von Vers 11 setzt Paulus den Satz fort: „Und dass der Mann seine Frau nicht verstoßen soll.“ Paulus macht deutlich, dass dies nicht etwas ist, was er einfach so sagt, sondern dass es von Jesus selbst kommt. Jesus hat das einst gesagt.
Er wurde gefragt, ob es in Ordnung sei, wann ein Mann sich von seiner Frau scheiden lassen darf. Darauf antwortete Jesus: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang schuf als Mann und Frau und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein? So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
So lesen wir das in Matthäus 19,14-16.
Diese Aussage von Jesus hat es in sich. Da steckt manches drin, was wirklich spannend ist. Nur ganz kurz und am Rande: Ich finde es hochspannend, dass zwei Menschen sich finden, sich entscheiden zu heiraten und jetzt in der Ehe verbunden sind. In dem Moment, in dem sie einander das Ja-Wort geben, sagt Jesus, dass Gott sie zusammengefügt hat. Allein darüber können wir ein bisschen nachdenken.
Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es um Scheidung. Jesus sagt, dass Scheidung keine Option ist. An anderer Stelle nennt Jesus Ehebruch als den einen Grund für eine legitime Scheidung. Dabei gilt: Ehebruch kann ein Grund für Scheidung sein, muss es aber nicht. Ehebruch ist etwas, das vergeben werden kann.
Aber gerade dort, wo fortgesetzter Ehebruch herrscht, kann es so weit kommen, dass eine Ehe nicht mehr weitergeführt wird. Doch das ist nicht das Thema hier. Hier geht es um das grundsätzliche Prinzip.
Das grundsätzliche Prinzip, die grundsätzliche Lehre ist, dass Gott Scheidung hasst. So hat es der Prophet Maleachi im Auftrag Gottes selbst einst verkündet, bereits im Alten Testament.
Lieber Christ, mir ist wichtig, dass du diese grundsätzliche Wahrheit tief in deinem Herzen verankerst: Scheidung ist keine Option. Es gibt Entscheidungen im Leben, die kannst du nicht revidieren, die darfst du nicht revidieren. Wenn du vor dem Traualtar Ja gesagt hast, dann gilt das – und zwar für immer.
Auch in der größten Krise, auch in der größten Not denke niemals, dass Scheidung eventuell doch eine Option sein könnte. Das sollte ein absolutes No-Go in allen Ehen sein. Wenn das bisher vorgekommen ist, dann hoffe ich, dass du dir das heute fest ins Herz schreibst und es nie wieder tust.
Was es überhaupt nicht geben darf in einer christlichen Ehe, ist die Drohung mit Scheidung. Scheidung ist ein Tabu. Gott hasst die Scheidung.
Vergebung als Grundlage für das Fortbestehen der Ehe
Manchmal kann es in Ehen sehr schwer sein, miteinander unterwegs zu sein, weil es große Konflikte, schwere Verletzungen oder schlimme Sünden gegeben hat. Im ersten Moment kann es uns extrem herausfordern, darüber nachzudenken, jetzt soll ich hier noch vergeben.
Als Christen in einer christlichen Ehe sollten wir jedoch immer dazu in der Lage sein. Warum? Weil wir viel mehr Vergebung empfangen haben, als wir jemals unserem Ehepartner oder irgendwem sonst zukommen lassen müssen. Jesus war überzeugt davon, dass jeder Christ ein freudiges Ja zur Vergebung haben sollte. Deshalb hat er in einem Gebet, das er uns gelehrt hat, eine wichtige Aussage eingefügt.
Im Vaterunser sind viele Bitten enthalten: Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, unser täglich Brot gib uns heute. Und dann heißt es: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Hast du das schon einmal gebetet? Dann tue es auch.
Lieber Christ, ist dir bewusst, dass Gott dir viel, viel mehr vergeben hat, als du jemals deinem Ehepartner vergeben könntest? Es ist gut, sich daran zu erinnern: Gott, der uns geschaffen hat, hat uns geschaffen, damit wir unter seiner guten Herrschaft leben, uns an ihm erfreuen und ihm dienen. Gott hat uns quasi für eine Beziehung mit sich selbst geschaffen.
Schon unsere ersten Vorfahren wurden Gott untreu, obwohl er ihnen alles gab im Garten Eden. Er gab ihnen nur ein einziges Verbot: Nicht von der Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Unsere ersten Eltern entschieden sich dennoch, Gott untreu zu werden und ihm zu misstrauen. Und wir tun es ihnen gleich. Wir rebellieren immer wieder gegen Gottes gutes Wort, gehen unsere eigenen Wege und sind ihm untreu – immer und immer wieder.
Im Alten Testament vergleicht Gott sein erwähltes Volk Israel mit einer Braut und sich selbst als den Bräutigam, den Ehemann. Er zeigt immer wieder auf, wie untreu diese Frau, Israel, ihm ist. Gleichzeitig zeigt er, wie geduldig, treu und vergebungsbereit er ist.
Gott beauftragte dann den Propheten Hosea, etwas zu veranschaulichen, damit wir besser verstehen, wie Gott ist. Hosea sollte eine Hurenfrau heiraten, die bereits untreu war. Diese Frau wurde ihm erneut untreu, ging wieder der Hurerei nach und warf sich anderen Männern an den Hals. Sie wurde dem Mann, der sie aus großer Not gerettet hatte, so untreu.
Irgendwann hatte sie sich so sehr verkauft, dass sie fast zur Leibeigenen von Männern geworden war. Hosea kaufte sie wieder frei und nahm sie zurück. Gott verwendet dieses Bild, um zu zeigen, wie er mit uns umgeht: Er ist ein Gott, der bereit ist, immer und immer wieder zu vergeben. Ein Gott, der so viel Untreue erfährt, sich aber nie abwendet.
Obwohl wir immer wieder gegen ihn rebellieren, geht er nicht von uns weg. Ganz im Gegenteil: In Jesus Christus kam er uns noch näher, er kam zu uns. Und obwohl wir ihm selbst dann nicht treu waren, sondern er sogar von seinem besten Freund verraten wurde und alle ihn verließen, nahm er die gerechte Strafe für unsere Untreue auf sich, damit wir mit Gott versöhnt sein können.
Dann überwand er den Tod und ruft uns in seine Nachfolge. Wir, die wir als Christen hier sind, haben diesen Ruf gehört. Was tun wir? Wir geben uns ihm nun in aller Treue in allen Dingen hin, weil er uns so sehr liebt und so wunderbar ist.
Schön wäre es. Die Realität sieht oft anders aus, nicht wahr? Jede einzelne Sünde, jeder sündige Gedanke, jedes sündige Wort und jede sündige Tat allein der letzten Woche zeigt, dass wir untreu sind. Doch Gott sagt uns: Komm zu mir, bekenne deine Sünde, und ich vergebe dir.
So ist Gott. So groß ist die Gnade Gottes. Diese große Gnade, seine Bereitschaft, uns immer und immer wieder zu vergeben, sollte uns bereit machen, da wo wir jemandem etwas zu vergeben haben, auch zu vergeben. Das beten wir im Vaterunser.
Paulus sagt an anderer Stelle in seinem Brief an die Kolosser noch einmal mit wunderbaren Worten, die wir uns als Christen wirklich zu Herzen nehmen sollten: Kolosser 3,12-13. Dieser Text wird oft als Predigttext bei Trauungen verwendet und war auch mein eigener Trautext. Dort heißt es:
„So zieht nun an, als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Ertragt einer den anderen und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage gegen den anderen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.“
Amen!
Als Christen haben wir eine erstaunliche Vergebung erfahren, und diese sollte uns befähigen, einander zu vergeben. Wenn du heute hier bist und diese Vergebung noch nicht erfahren hast, wenn du noch nicht weißt, was es wirklich bedeutet, dass Gott dich so sehr liebt, dass er gekommen ist, um dich von aller Schuld freizumachen, damit du versöhnt mit deinem Schöpfer und dem ewigen Herrn leben kannst, dann ist das meine Hoffnung: Dass du hier Jesus Christus so kennenlernst, dass du erkennst, bei ihm ist diese Vergebung zu finden.
Dafür sind wir vor allem hier.
Die christliche Ehe als Spiegelbild der Beziehung Christi zur Gemeinde
Ja, all das, was wir über Sexualität und Enthaltsamkeit sagen, sind letztendlich nachgeordnete Fragen hinter diesem ersten großen Thema. Paulus spricht hier Christen an, das heißt Menschen, die diese erste große Vergebung erfahren haben.
Wenn du diese Vergebung noch nicht erfahren hast, dann ist das mein größter Wunsch für dich an diesem Tag: dass du Jesus Christus als den Herrn kennenlernst, der gekommen ist, damit du mit Gott versöhnt leben kannst – für alle Ewigkeit. Bei ihm allein findest du die Vergebung, die du wirklich brauchst. Und bei ihm findest du die Liebe, nach der du dich sehnst.
Die christliche Ehe soll etwas widerspiegeln von dem, was Christus für uns getan hat. Paulus beschreibt das im Epheserbrief, Kapitel 5, Verse 22 bis 33. Dort erklärt er, dass ein Ehemann seine Frau so hingebungsvoll, so aufopferungsbereit und selbstlos lieben soll, wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Christus hat sich für sie dahingegeben.
Er beschreibt auch, dass die Frau ihren Mann ehren, lieben und auf ihn ausgerichtet sein soll – so wie die Gemeinde auf Christus schaut.
Wenn du noch kein Christ bist, hoffe ich, dass die christlichen Ehen, die du erlebst – vielleicht die Ehen hier in der Gemeinde, die du wahrnimmst – dir ein wenig von dieser selbstlosen, hingebungsvollen und aufopferungsbereiten Liebe zeigen.
Wenn du Fragen zum christlichen Glauben hast, kannst du gerne mit uns ins Gespräch kommen.
Liebe christliche Eheleute, ich hoffe, uns ist bewusst, dass Gott unsere Ehe gebrauchen will. Die Ehe ist kein Selbstzweck, sondern Gott hat damit etwas vor. Er will unser Miteinander in der Ehe gebrauchen, damit andere durch unser Zusammenleben etwas von der Liebe verstehen, die Christus für die Gemeinde hat, und von der Anbetung, die die Gemeinde für Christus hat.
Von daher vielleicht als Ehepaar heute Nachmittag einfach mal Epheser 5,22-33 lesen. Die Ermutigung an die Ehemänner: Ihr könnt die Stellen, in denen es um die Ehefrauen geht, gerne überspringen. Und ihr Frauen könnt die Stellen, in denen es um die Ehemänner geht, gerne überspringen.
Lasst Gott mit euch reden und seid nicht nur Zuhörer bei dem, was er eurem Ehepartner zu sagen hat. Lasst ihn vor allem zu euch sprechen. Strebt danach, das, was Gott euch sagt, für eure Position danach zu leben und zu tun. Nehmt euch das zu Herzen.
Ermutigung an Alleinstehende und die Bedeutung der Gemeinde für Ehen
Vielleicht noch ein kurzes Wort an die Alleinstehenden unter uns. Ich weiß, dass es für viele von euch schwer ist, allein zu sein. Oft ist dies keine bewusste Entscheidung, und manche leiden sehr darunter, alleine zu sein.
Ich kann verstehen, dass in einer Gemeinde, in der viele verheiratete Paare sind, manchmal Enttäuschung aufkommen kann. Diese Enttäuschung kann sich in eine gewisse Eifersucht verwandeln. Ich möchte dich bitten, diesen Gefühlen keinen Raum zu geben. Sei stattdessen ein Cheerleader für die Ehen, die es in dieser Gemeinde gibt.
Die Ehepaare brauchen auch dein Gebet. Ehen sind umkämpft. Der Teufel liebt es, Ehen zu zerstören. Wenn die Ehe etwas vom Evangelium widerspiegeln soll, dann ist eine christliche Ehe, die das vorlebt, dem Teufel ein Dorn im Auge. Er wird alles daran setzen, christliche Ehen kaputtzumachen.
Deshalb brauchen christliche Ehen Unterstützung. Wir als Gemeinde sollten eine Gemeinschaft sein, die einander in den Ehen stärkt. Wir sollten füreinander beten, füreinander da sein, einander ermutigen und, wenn nötig, auch mal ermahnen.
Denn Gott hasst die Scheidung. Gott will nicht, dass sich Menschen scheiden lassen.
Umgang mit getrennten christlichen Ehepaaren
In Vers 11 spricht Paulus Fälle von Christen an, die sich bereits getrennt haben. Es ist dabei völlig unklar, ob die Trennung darauf zurückzuführen war, dass beide Ehepartner gesagt haben, sie wollen sich ganz Gott hingeben, oder ob niedere, sündige Motive zur Trennung einer christlichen Ehe geführt hatten.
Wie dem auch sei, Paulus nennt nur zwei Optionen für Christen, die verheiratet sind, aber getrennt leben. Hat sie sich geschieden, oder andersherum hat er sich geschieden, so soll die Person ohne Ehe bleiben oder sich mit dem Ehepartner versöhnen.
Tatsächlich hängen beide Optionen eng miteinander zusammen. Eine Versöhnung und Wiederaufnahme der Ehe ist nur möglich, wenn die Ehepartner sich nicht anderweitig neu gebunden haben und nicht in eine neue Ehe gegangen sind. Hier wird nicht über den Fall des Ehebruchs gesprochen. Das könnte eine andere Situation sein, aber darum geht es hier nicht.
Hier geht es um den Regelfall. Das heißt, wenn es dazu gekommen ist, warum auch immer, dass man gerade nicht in Harmonie mit dem Ehepartner lebt. Manchmal beginnt die Trennung noch unter einem Dach, es entsteht eher eine innere Distanz, und dann geht sie manchmal weiter.
Gib dem Verlangen nach einem anderen Partner keinen Raum. Denke nie darüber nach, „na ja, dann suche ich mir halt wen anders“. Gottes Wort ist klar: Bleib allein oder versöhne dich.
Man könnte auch sagen: Bleib allein, damit du dich wieder versöhnen kannst mit deinem Ehepartner. Mir ist klar, dass in dem Moment, in dem alles auseinandergeht, der Gedanke an Versöhnung völlig unrealistisch erscheint.
In der Regel sagen Paare: „Solange ich noch Hoffnung auf Versöhnung habe, bleiben wir zusammen.“ Und dann haben sie irgendwann keine Hoffnung mehr, und dann gehen sie auseinander. Dann klingen Worte nach wie: „Was weiß der schon von mir, von meinem Fall?“ Mehr, als du denkst.
Gottes Fähigkeit, Menschenherzen zu verändern, übersteigt bei weitem die engen Grenzen unserer Vorstellungskraft. Das klingt vielleicht komisch, wenn ich frage: Kannst du dir das vorstellen? Gottes Fähigkeit, Menschenherzen zu verändern, Ehen komplett zu verändern, übersteigt bei weitem die engen Grenzen unserer Vorstellungskraft.
Ich durfte das sehr praktisch erleben, als ich vor etwas mehr als siebzehn Jahren zum Pastor dieser Gemeinde berufen wurde. In der Mitgliederversammlung, bei der ich selbst nicht anwesend war – natürlich als noch nicht berufener Pastor – wurde auch ein anderer Bruder aus dieser Gemeinde zum Ältestendienst berufen.
Als ich meinen Dienst aufnahm, habe ich diesen Bruder irgendwann besucht. Er hatte leider kurz nach seiner Berufung eine Krebsdiagnose erhalten und lebt inzwischen auch nicht mehr. Aber ich habe ihn besucht, wir haben geredet, und er hat mir verschmitzt erzählt, dass er der erste wiederverheiratete Älteste dieser Gemeinde sei.
Das hat mich leicht irritiert, und dann erklärte er mir: „Ja, ich war verheiratet, meine Frau hat sich von mir getrennt und sich scheiden lassen. Viele Jahre später kam meine Frau zu mir zurück, und wir haben wieder geheiratet.“ Das war für ihn unvorstellbar gewesen, aber Gott hatte das bewirkt.
Was für ein starkes Zeugnis! Man darf es Gott tun, nicht wahr? Wie wunderbar, was für ein Segen, was für eine Freude. Und das war nur möglich, weil die beiden nach der ersten Sünde, nämlich der Scheidung, Gott gehorsam waren und allein geblieben sind. So war es möglich, dass sie sich versöhnen konnten.
Rat an Singles und Umgang mit Wiederverheirateten
Liebe, eheinteressierte Singles,
deshalb möchte ich euch einen Rat geben – gerade wenn du vielleicht schon ein bisschen älter bist und das Gefühl hast, dass sich das Feld derjenigen, die man noch heiraten könnte, ein wenig gelichtet hat. Das ist keineswegs witzig, sondern sehr real und manchmal auch schmerzhaft.
Dann tauchen manchmal auf dem Tableau derjenigen, die nicht verheiratet sind, auch Personen auf, die nicht mehr verheiratet sind. In der Regel möchte ich dir dringend abraten, dich auf jemanden einzulassen, der einer anderen Person ewige Treue versprochen hat. Wir haben zwar über den Ausnahmefall gesprochen, aber normalerweise ist das keine gute Idee.
Und selbst dort, wo Ehebruch vorgefallen ist, haben wir doch die Hoffnung, dass Vergebung und Versöhnung geschehen können. Ich möchte dich bitten: Komm nicht dazwischen. Mir ist klar, dass das die Sache nicht einfacher macht, aber nimm das ernst und gib der Versöhnung zwischen getrennten Eheleuten Raum.
Nun ist mir bewusst, dass es Geschwister gibt, die sich für eine neue Ehe entschieden haben. Wenn das auf dich zutrifft, möchte ich dir sagen: Was auch immer wahr ist, Gottes Gnade ist größer als deine Schuld.
Wenn du dich in deiner Ehe versündigt hast, wenn Dinge falsch gelaufen sind und du jetzt vielleicht auch verstehst, dass du manches anders hättest machen sollen, dann kann ich nur sagen: Willkommen im Club! Wir alle versagen, wir alle sündigen, wir alle brauchen Gnade. Und Gottes Gnade gilt dir genauso wie jedem anderen.
Wenn du zu Christus kommst und ihm deine Schuld bekennst, ist dir vergeben. Und wenn du dann eine neue Ehe eingegangen bist, dann lebe jetzt in dieser Ehe zur Ehre Gottes. Das ist Gottes Wille für dein Leben.
Die Situation von Mischehen: Ein Ehepartner gläubig, der andere nicht
Ab Vers 12, und damit kommen wir zum zweiten Punkt dieser Predigt, spricht Paulus die Situation an, dass in einer bestehenden Ehe ein Ehepartner zum Glauben kommt und der andere nicht.
Die Gemeinde in Korinth war nur einige Jahre vorher entstanden. Vorher gab es in Korinth keine Christen, das heißt, alle Christen waren erst seit wenigen Jahren Christen. Natürlich gab es die Ehe auch schon davor. Das bedeutet, neben Ehepaaren, bei denen beide Partner zum Glauben gekommen waren – und das war der Fall, den wir gerade betrachtet haben –, gab es auch Situationen, in denen nur ein Ehepartner zum Glauben gekommen war.
Gott hat in seiner großen Gnade einen zum Glauben gebracht, während der andere nicht gläubig war. Es ist nachvollziehbar, dass mancher frisch Bekehrte dachte: Auch nach allem, was Gott zuvor durch sein Wort gesagt hatte, sollte ich wahrscheinlich meinen nichtchristlichen Partner verlassen. Was hat der Tempel Gottes zu tun, was kann der für eine Gemeinschaft haben mit einem Ungläubigen?
Dieses Denken ist genau richtig im Hinblick auf unverheiratete Leute. Die Bibel ist klar: Ein Christ sollte niemals einen Nichtchristen heiraten. Das war übrigens auch schon im jüdischen Glauben so. Für die Juden war das völlig klar. 5. Mose 7 verbietet strikt, dass ein Jude einen Ungläubigen oder eine Ungläubige heiratet.
Von daher ist der Gedanke, glaube ich, nachvollziehbar: Wenn ich Christ bin, soll ich dann wirklich mit einem Nichtchristen weiter verbunden sein in der Ehe? Für diesen Fall gab es keine Anordnung von Jesus selbst. Das heißt noch lange nicht, dass jeder machen kann, was er will. Jesus hatte die Apostel, unter anderem Paulus, eingesetzt und ihnen Autorität gegeben, in seinem Namen und durch seinen Heiligen Geist autoritativ in das Leben der Gemeinde hineinzusprechen und Anordnungen zu geben. Diese haben den gleichen Stellenwert, die gleiche Bedeutung und die gleiche Autorität wie Jesu Worte selbst.
Dennoch war es Paulus wichtig, deutlich zu machen, dass das, was er jetzt schreibt, nicht direkt von Jesus kommt. Während er in Vers 10 gesagt hat: „Nicht ich sage, sondern der Herr“, schreibt er hier: „Den anderen aber sage ich, nicht der Herr.“
Ich finde das ein ganz starkes Zeugnis dafür, wie glaubwürdig die Bibel tatsächlich ist. Es wäre ein Leichtes gewesen, wenn Paulus einfach gesagt hätte: „Und auch das hat der Herr noch gesagt“ und seiner Rede ein bisschen Nachdruck verliehen hätte. Das kann man schwer nachprüfen, denn der Herr ist inzwischen aufgefahren in den Himmel. Aber Paulus hatte eine solche Ehrfurcht vor Gott, dass so etwas für ihn natürlich nicht in Frage kam.
Deshalb sagte er: Das sind jetzt Worte, die sage ich in meiner apostolischen Autorität. Diese habe ich nicht von Jesus, aber das, was ich sage, hat auch Autorität. Das betont er in Vers 25 im Fortgang, wo er sagt, dass seine Worte auch genauso verlässlich sind.
An die Gemeinde in Thessaloniki schreibt er, dass er die Christen dort lobt, weil sie seine Worte angenommen haben – nicht einfach als Menschenworte, sondern als das, was sie wahrhaftig sind: Wort Gottes.
Eigentlich sollte ich das gar nicht erwähnen müssen, aber wir sind umgeben von Kirchen und Gemeinden, in denen liberale Theologen erklären, dass bestimmte biblische Lehren nicht wirklich Kraft haben und nicht wirklich zu befolgen sind, weil sie ja nicht von Jesus selbst stammen, sondern nur von Paulus.
Ich hoffe, uns ist das klar: Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben. Auch das, was Paulus sagt, ist Wort Gottes. So spricht Gott nun auch zu diesem besonderen Fall.
Gott sagt hier durch den Apostel Paulus, dass das Scheidungsverbot eben auch für den Fall von Mischehen gilt (1. Korinther 7,12-13):
„Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und es gefällt ihr, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr scheiden. Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und es gefällt ihm, bei ihr zu wohnen, so soll sie sich nicht von ihm scheiden.“
Das heißt: Während ein Christ niemals einen Nichtchristen heiraten sollte, erklärt Gott uns hier, dass wenn aber innerhalb einer nichtchristlichen Ehe ein Ehepartner zum Glauben gerufen wird, es sein Wille ist, dass diese Ehe weiter bestehen soll.
Tatsächlich beruft er den Christen quasi zu einer Aufgabe. Dieser Christ soll jetzt in die Ehe hineinwirken – mit dem Glauben, mit der Gnade, die Gott diesem Menschen verliehen hat.
So erklärt er in Vers 14: „Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann; sonst wären eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig.“
Die Heiligung heißt nicht, dass sie gerettet sind. Ich hoffe, das ist uns klar. Keiner ist einfach gerettet durch den gläubigen Partner. Man kann einen Christen nehmen, ihn irgendwo anders dazu stellen – und dann sind alle gerettet. So funktioniert das nicht.
Das kann aber genau dazu führen. Vor allem kommt mit dem Christen in diese Ehe nun das Aroma Christi. Gott bekehrt einen Nichtchristen zum Christen und stellt ihn oder belässt ihn in einer ungläubigen Familie.
Was ist die Konsequenz? Auf einmal hat diese Familie einen Evangeliumsbotschafter, einen Zeugen des Evangeliums, der mit seinen Worten und mit seinem Leben Zeugnis geben kann von Christus.
Das hat einen heiligenden Effekt für die Familie, für den ungläubigen Ehepartner und für die Kinder, die in einem solchen Elternhaus aufwachsen dürfen.
Darum geht es.
Wenn du als Christ in einer solchen Ehe bist, dann ist es deine, dir von Gott gegebene Aufgabe, Zeuge des Evangeliums in deiner Familie zu sein.
Ich weiß, es ist schwer. Ich weiß, es kann sehr, sehr schwer sein, wenn du zum Glauben gekommen bist und einen Ehepartner hast, der vielleicht dich und deinen Herrn verspottet. Es ist schwer, in einer solchen Ehe auszuharren.
Wir haben Geschwister in der Gemeinde, die genau in einer solchen Situation sind. Es ist eine ganz schwierige Lage.
Wir tun gut daran, diese Geschwister in besonderer Weise zu ermutigen, für sie zu beten und auch dafür, dass die Ehepartner sich bekehren.
Aber noch einmal: Wenn das deine Situation ist, dann sagt Gott dir: Bleib! Bleib zum Segen für deinen Ehepartner und für deine Kinder in dieser Ehe!
Christen sollen niemals eine Scheidung initiieren. Christen sollen niemals eine Scheidung initiieren.
Als Christen sollten wir alles tun, was in unserer Macht steht, damit die Ehe gehalten wird.
Ausnahmefall: Wenn der ungläubige Partner die Scheidung will
Paulus erkennt an, dass es einen Fall geben kann, in dem das absolute Scheidungsverbot für Christen nicht greift. Das lesen wir in den letzten beiden Versen unseres Predigttextes, Vers 15 und 16: „Wenn aber der Ungläubige sich scheiden will, so lass ihn sich scheiden. Der Bruder oder die Schwester ist nicht gebunden in solchen Fällen. Zum Frieden hat euch Gott berufen, denn was weißt du, Frau, ob du den Mann retten wirst, oder du, Mann, was weißt du, ob du die Frau retten wirst?“
Wir dürfen hoffen, dass Gott einen Christen in einer Mischehe gebraucht, um den Ehepartner zu retten. Deshalb soll der Christ in der Ehe bleiben. Aber wir haben keine Verheißung, dass das geschehen wird.
Wenn der Nichtchrist jedoch sagt: „Ich habe genug mit dir und deinem Gott, geh!“, dann sollte der Christ auch bereit sein zu gehen – so schwer das auch ist. Denn die oberste Berufung ist die zum Frieden. Paulus sagt hier: „Wir sind zum Frieden berufen. Zum Frieden hat euch Gott berufen.“
Nichtsdestotrotz sollen wir in unseren Ehen danach streben, im Frieden miteinander zu leben. Wo in Ehen der Frieden nicht mehr herrscht, sollten beide Ehepartner alles in ihrer Macht Stehende tun, damit Frieden wieder entstehen kann.
Wo der Frieden durch eine Trennung zerstört wurde, sollen wir dem Frieden eine Chance geben, indem wir uns nicht anderweitig binden. So kann doch wieder Frieden kommen.
Um des Friedens willen sollen frisch bekehrte Christen bei ihren Ehepartnern bleiben. Aber um des Friedens willen sollen sie eine Scheidung akzeptieren, wenn der Nichtchrist die Ehe nach der Bekehrung des Ehepartners nicht mehr weiterführen will. In diesem Fall ist der Christ nicht gebunden an das göttliche Scheidungsgebot.
Das ist es, was Gott uns durch unseren Predigttext zum Thema Scheidung hier sagen will. Wie gesagt, Jesus selbst hatte diesen Punkt sehr deutlich gemacht und erklärt, dass Christen sich nicht scheiden sollen und dass Gott die Scheidung hasst.
Die Reaktion der Jünger auf das Scheidungsverbot und die Bedeutung der Eheentscheidung
Es ist ganz interessant, noch für einen Moment darüber nachzudenken, wie die Jünger darauf reagiert haben. In Matthäus 19 lesen wir, dass die Jünger entsetzt waren, als Jesus erklärte, dass Scheidung keine Option ist.
Da sprachen seine Jünger zu ihm: „Steht die Sache eines Mannes mit seiner Frau so, dann ist es nicht gut zu heiraten.“ Jesus widersprach ihnen zwar, aber ich glaube, es ist gut anzuerkennen, dass das, was die Jünger hier erkennen, tatsächlich real ist.
Die Jünger haben verstanden: Wenn das Eingehen einer Ehe nicht nur optional ist, vielleicht bis zum Ende aller Tage, sondern ein „Bis der Tod euch scheidet“ bedeutet – definitiv und vorher auf gar keinen Fall –, dann gilt es sehr genau zu überlegen, ob man sich wirklich in eine solche Bindung begeben will.
Ich sage das ganz bewusst vor dem Hintergrund der Predigt von letzter Woche. Dort hatte Paulus Alleinstehenden, die mit sexueller Begierde brennen, gesagt, dass es besser ist zu heiraten, wenn sie diese Begierde verspüren. Aber das sollte eben nicht bedeuten, einfach nur wegen des Wunsches nach Sex vorschnell eine Ehe einzugehen.
Wir haben darüber nachgedacht: Die Ehe ist nicht leicht, sie ist umkämpft. Ja, Ehe kann wunderschön sein, aber das ist nicht immer der Fall. Deshalb möchte ich allen Heiratsinteressierten und vor allem allen Paaren, die auf die Ehe zugehen, wirklich raten: Lernt einander noch besser kennen und nehmt dazu andere mit ins Boot.
Denn das Problem ist ja, dass man, wenn man frisch verliebt ist, ohne es zu merken eine rosarote Brille aufhat. Der andere erscheint einem fantastisch! Und irgendwann nach der Ehe wird einem diese Brille abgenommen.
Es ist daher sehr hilfreich, in der Ehevorbereitung die Brille schon mal abzunehmen. Manchmal ist es gut, andere dabei zu haben, die mit einem in der Ehevorbereitung auch kritische Fragen durchsprechen. So kann man sich wirklich gut kennenlernen und für sich klären, ob das wirklich gut gehen kann.
Ich möchte das auch ganz offen und klar sagen: Wenn du gerade in einer solchen Situation bist, dann geh in die Ehevorbereitung. Sicher mit der Erwartung, dass die Ehe beginnt, aber mit der Offenheit, dass, wenn Gott Dinge zeigt, die es ratsam erscheinen lassen, vielleicht doch nicht zu heiraten, du auch dementsprechend handeln kannst.
Ganz deutlich: Vor dem Jawort kann man sich noch trennen, nach dem Jawort nicht.
Deshalb möchte ich auch ein Wort an die Ehepaare unter uns richten, vor allem an diejenigen, die in Schwierigkeiten geraten sind. Es ist keine Schande, wenn eine Ehe in eine Schieflage gerät. Ich würde behaupten, wahrscheinlich kennt jede Ehe, die einige Jahre besteht, solche Phasen.
Ehe ist umkämpft. Es ist erstaunlich, wenn es gut läuft. Mit Gottes Gnade tut es das immer mal wieder. Aber Ehe ist Belastungen ausgesetzt, und daher kann es zu Schwierigkeiten kommen.
Die wirkliche Schande, das wirkliche Problem, das wirklich Schlimme ist, wenn Ehepaare, die in eine solche Situation gekommen sind, es einfach laufen lassen.
Wenn ein Ehemann so voller Groll gegenüber seiner Frau ist, dass er sagt: „Wenn die jetzt nicht erst mal Staub frisst und mir zu Füßen kriecht, dann kann die mir gleich ganz gestohlen bleiben.“
Wenn eine Ehefrau sagt: „Der Typ ist so das Letzte, der muss gar nicht mehr kommen, der muss sich wirklich was einfallen lassen, wenn ich den noch mal wieder anschaue.“
Es gibt das – lass das nicht zu in deinem Herzen! Du bist zum Frieden berufen. Dein Auftrag ist Vergebung. Dir ist mehr vergeben worden, als du dem schlimmsten Ehemann oder der schlimmsten Ehefrau jemals vergeben müsstest.
Praktische Ermutigung für Ehepaare und Hilfsangebote der Gemeinde
Ein Wort an die Ehepartner: Ein kleines Spiel für euch, ein Wettstreit. Macht es euch zur Ambition, in eurer Ehe immer der Erste zu sein, der nach einem Streit wieder auf den anderen zugeht. Mach das zu deinem Ziel.
Ich möchte nicht, dass mein Ehepartner nach einem Streit der Erste ist, der wieder auf mich zugeht. Ich will der Erste sein. Ich versuche so schnell zu sein, dass ich dem anderen keine Chance gebe. Ich kann dir versprechen, dass das deiner Ehe richtig guttun wird. Vielleicht spornt es deinen Ehepartner an, und vielleicht hat der Streit dann noch viel weniger Raum.
Wenn ihr merkt, dass ihr das selbst gerade nicht mehr schafft, dann nehmt Hilfe in Anspruch. Wir sind als Gemeinde dafür da. Wir haben Seelsorger hier in dieser Gemeinde, die euch helfen wollen. Sie wollen, dass eure Ehe, die in einer Krise ist, nicht scheitern muss.
Dort, wo ein Mangel an Vergebungsbereitschaft herrscht, wo sich Groll tief festsetzt und man keinen Schritt mehr aufeinander zugeht, ist oft die Scheidung der nächste logische Schritt. Bitte lass nicht zu, dass das in deiner Ehe so geschieht.
Umgang mit Geschiedenen in der Gemeinde
Schließlich noch ein Wort an diejenigen, bei denen das Geschehen ist – an die Geschiedenen. Ich weiß, eine Scheidung ist niemals etwas, das man leichtfertig tut. Jede Scheidung hat eine lange Leidens- und Notgeschichte. Das möchte ich anerkennen.
Was du in deiner Not brauchst, ist Trost. Du darfst wissen: Gottes Gnade gilt. Ich hoffe, dass wir als Gemeinde dir mit Trost und Hilfe zur Seite stehen.
Deshalb möchte ich zum Abschluss noch ein Wort an die Gemeinde richten – im Umgang mit Geschiedenen: Bitte seht niemals auf Geschiedene herab! Sie sind unter uns. Ich hoffe, wir wissen, dass der einzige Grund, warum es in unserer Ehe anders aussieht, die große Gnade Gottes und die große Vergebungsbereitschaft unseres Ehepartners ist.
Wenn du verheiratet bist, lass mich dich fragen: Hast du dich in deiner Ehe schon so an deinem Ehepartner versündigt, dass dein Ehepartner, wenn er nicht vergebungsbereit gewesen wäre, hätte gehen können? Wir alle haben das schon erlebt. Vielleicht bist du erst eine Woche verheiratet, vielleicht aber auch länger. Wir alle versündigen uns an unseren Ehepartnern. Wir sind Sünder, wir können nicht aus unserer Haut heraus, wir brauchen Gnade.
Dass ich heute noch verheiratet bin, und wenn du heute noch verheiratet bist, ist Ausdruck davon, dass meine Frau beziehungsweise dein Ehepartner bereit war, dir zu vergeben, wenn du es mal wieder richtig verbockt hast. Manche unter uns haben diese Gnade nicht erlebt. Wir erheben uns nicht über sie, sondern kommen an ihre Seite – mit Trost und Ermutigung.
Wie das konkret aussieht, wird in jeder Situation ein bisschen anders sein. Aber eines sollten wir niemals tun: Eine große Gefahr, die ich schon oft erlebt habe, ist, dass ein Ehepartner, der unter einer zerbrochenen Ehe gelitten hat, danach andere Menschen findet, denen er einfach sagen kann, was für ein unmöglicher Mensch der andere Ex-Partner war, was für ein fürchterlicher Mensch. Und dann stehen Christen daneben, hören verständnisvoll zu, nicken und trösten.
Tut das nicht! Das ist das Schlechteste, was wir für jemanden tun können, der so etwas erlebt hat. Das bewirkt zwei Dinge: Erstens manifestiert es die Trennung, weil der Groll immer mehr Raum bekommt, wenn ich noch darüber erzähle und andere sagen: „Ja, das ist ja wirklich ganz schlimm, ganz tragisch.“ Zweitens manifestiert es den Groll im Herzen, und der gefällt Gott nicht.
Ja, wir wollen mitleiden mit den Leidenden, wir wollen weinen mit den Weinenden. Aber wir wollen sie nicht in ihrem Groll, Ärger oder Zorn bestärken. Unsere Aufgabe ist es, Friedensstifter zu sein.
Unsere Aufgabe kann auch sein, ganz praktisch zu helfen, dort, wo durch die Abwesenheit des Ehepartners Not entstanden ist. Und ganz oft ist das Beste, was wir für Geschiedene tun können, ihnen einfach Freundschaft und Gemeinschaft zu geben, die sie in der Ehe nicht mehr gefunden haben. Nicht anders als Alleinstehende, wie Witwen und Witwer, brauchen auch Geschiedene Gemeinschaft und Geschwisterliebe.
Wenn du so jemand bist, der das Drama einer Scheidung durchlitten hat, dann ist mein Gebet – und war es auch beim Schreiben dieser Predigt – dass diese Predigt dir nicht den Eindruck gibt, du seist jetzt noch besonders geknechtet oder fühlst dich besonders schuldig.
Ich hoffe, du verstehst, dass Gottes Gnade dir gilt. So wie wir alle bist du gescheitert. Wir alle sind gescheitert, wir alle scheitern regelmäßig, wir alle sündigen regelmäßig, und wir alle brauchen Gottes Gnade. Gottes Gnade gilt dir.
Wo du einfach nur Opfer einer Scheidung warst, hoffe ich, dass du um Gottes Trost weißt und vor allem um den Gott, der dich nicht verlässt. Denn Gott ist treu, auch dort, wo wir untreu sind. Das darf uns allen Hoffnung und Trost geben – egal, ob verheiratet oder nicht.
Die ewige Hoffnung jenseits der Ehe
Eines Tages, wenn wir beim Herrn ankommen, werden wir nicht verheiratet sein. Es wird keine Ehe in der Gegenwart Gottes geben – das macht Jesus deutlich in Matthäus 22. Denn dann haben wir etwas, das viel besser ist: Wir haben den Bräutigam selbst, der uns zu sich einlädt.
Dann wird Frieden regieren, vollkommen. Aller Streit, alle Not und alles Leid werden ein Ende haben. Das ist die gewisse Hoffnung, mit der wir leben können – als Singles, als Verheiratete und auch als Geschiedene.
Ich bete für uns:
Himmlischer Vater, danke, dass dein Wort uns so ganz praktisch und direkt ins Leben spricht. Ich möchte dich bitten, dass dieses Wort, das uns herausfordert und uns vielleicht auch an wunden Punkten reibt, uns letztendlich erbaut. Möge es uns zurüsten und stärken in unserer wahren Hoffnung auf dich, den Bräutigam, der kommen wird, um seine Braut zu sich zu holen.
Herr, stärke bis dahin die Ehen dieser Gemeinde. Gib uns Demut, Sanftmut, Geduld und Vergebungsbereitschaft, damit wir einander mit viel Gnade vergeben, wo es etwas zu vergeben gibt.
Ich bete für die, die sich innerlich oder vielleicht auch räumlich schon getrennt haben, dass du Veränderung schenkst und Versöhnung geschehen kann. Ich bitte für die, bei denen das nicht mehr möglich ist, dass du ihnen mit deinem Trost und deiner Gnade zur Seite stehst und sie sich bei dir geborgen wissen.
Ich bitte für die, die über die Ehe noch nachdenken: Schenk ihnen Weisheit. Schenk uns als Gemeinde, dass wir eine Weggemeinschaft sind, in der wir einander helfen, den Weg der Nachfolge zu gehen – in welchem Stand auch immer du uns hast.
So befehlen wir uns deiner guten Gnade an in Christus Jesus. Amen.