Einführung in die Leitlinie des Glaubens
Die Leitlinie für unsere Tage hier ist durch das Wort aus 1. Petrus 5 gegeben: „Der Gott aller Gnade, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wolle euch, die eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen und durch seine Macht bewahren zur ewigen Seligkeit.“
Heute wollen wir uns besonders dem Wort „kräftigen“ widmen. Am ersten Abend haben wir darüber gesprochen, wie der Gott aller Gnade berufen kann. Wir haben uns dies anschaulich machen lassen an der Berufung des Petrus. Gestern haben wir einiges aus der Bibel gelesen, wie Gott schwache Menschen auf festem Grund gründet. Jesus ist der von Gott eingesetzte Sohn, daran ist nichts zu rütteln. Das wirft niemand mehr um. Es ist der ewig gültige Plan Gottes, dass Jesus der feste Grund ist.
Da Jesus Christus der Eckstein ist, können höchstens wir wanken. Deshalb ist uns heute eine Geschichte gegeben, die deutlich macht, wie der Gott aller Gnade kräftigen kann, damit wir nicht aus unserem festen Stand herausfallen. Im Griechischen steht hier das Wort „stenosai“, was „er wird kräftigen“ bedeutet. Das Gegenwort dazu ist „astenes“, was „der Schwache“ oder „der Kraftlose“ heißt. Als Pfarrer müssen wir ja immer wieder beweisen, dass wir auch Griechisch gelernt haben.
Das Bild der Kräftigung und menschliche Schwäche
Stellen Sie sich einmal vor, wie es ist, wenn man nach einer Operation oder nach langem Krankenlager zum ersten Mal wieder aufsteht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Achtjähriger nach Scharlach das erste Mal wieder aufgestanden bin und gesagt habe, mir wird schlecht – nur von der Anstrengung, das erste Mal wieder auf die Beine zu kommen.
Wenn die Muskeln überhaupt nicht mehr an Belastung gewöhnt sind und jemand, der lange nicht mehr gegangen ist, die ersten Schritte macht, braucht es gar nichts zum Stolpern auf dem Weg. Man stolpert über die eigenen Füße. In solchen Momenten ist es gut, wenn jemand da ist, der hilft.
Denken Sie an die Krankenhausflure, wo wir es oft sehen: Ein Pfleger, eine medizinisch-technische Assistentin oder eine Schwester nimmt den Kranken unter den Arm. Dabei hält sie nicht nur leicht fest, sondern gibt richtig Halt – unter der Schulter. So wird der Patient gestärkt und kann die ersten Schritte wieder wagen.
Der Gott aller Gnade wird auch euch, die ihr schwach seid und schnell zusammensackt, kräftigen. Dieses Bild stellt der Apostel Petrus hier vor uns. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie schlecht unser Augenmaß und unsere Eigenbeurteilung sind.
Ähnlich wie ein Kranker, der solange im Bett liegt und sagt: „Ha, ich kann aufstehen, lass es mich doch versuchen“, obwohl er noch gar nicht weiß, wie schwach er wirklich ist.
Die Selbstüberschätzung und Gottes Fürsorge
Wie oft hat er zu Petrus gesagt: Ich kann’s! Wenn Jesus seinen Jüngern sagt, dass sie sich alle an ihm ärgern werden – in Lukas 22, dieser große Abschnitt –, spricht Jesus direkt Simon an.
In Lukas 22, Vers 31 heißt es: „Siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du einst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.“
Simon aber antwortete ihm: „Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.“ Jesus aber sagte zu Petrus: „Ich sage dir, morgen früh, bevor der erste Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben.“
Das ist ja der Sinn der Geschichte. Wir wissen heute kaum noch, wie das mit dem Krähen der Hähne ist. Es gibt ja kaum noch Hähne, nicht wahr? Aber früh morgens krähen die Hähne, meistens so gegen drei Uhr. Selbst mit der Sommerzeit weiß man oft nicht genau, wann sie anfangen. Die Hähne wissen es eben auch nicht genau. Aber sehr früh am Morgen.
Und da sagt Jesus: Morgen früh, in ein paar Stunden, wirst du schon dreimal gesagt haben: Nein, ich gehöre nicht zu Jesus. Du weißt gar nicht, wie schwach du bist. Du meinst, du könntest mit mir ins Gefängnis und in den Tod gehen.
O Petrus, ich bete für dich, dass dein Glaube nicht aufhört, wenn du in die Bewährung kommst. Wir unterschätzen uns leicht, so wie Petrus es getan hat.
Die falsche Vorstellung von Jesu Bedürftigkeit
Bei uns war es ein kleines Traktat, das mir in den Briefkasten geworfen wurde. Ich war froh, dass es von der katholischen Kirchgemeinde stammte, doch es enthielt einen Spruch, den man heute überall lesen kann. Dieser Spruch ist so unsinnig, dass er offenbar vielen Leuten einleuchtet.
Auf dem Traktat war ein gekreuzigter Jesus abgebildet, ein altes Altarkreuz im gotischen Stil. An diesem Kreuz fehlten Jesus die Hände und die Füße. Als Begleittext stand dort – ich möchte unseren katholischen Brüdern und Schwestern nicht zu nahe treten, denn ich habe Ähnliches auch schon in evangelischen Schaukästen gesehen – ein sogenanntes Gebet, das eigentlich keines ist. Es wird Jesus in den Mund gelegt: „Ich bin ein armer, hilfloser Krüppel. Wenn ihr mir nicht eure Hände und Füße leiht, kann ich in dieser Welt nichts tun. Ihr müsst meine Hände und meine Füße sein, dann bin ich kein hilfloser Krüppel mehr.“
Als ob der Herr Jesus auch unsere Hände bräuchte! Gottes Hände sind unendlich. Und Jesus hat gesagt: „Niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“ Er ist doch kein Krüppel. Es ist seine Gnade, dass er uns armselige, schwache Menschen beteiligt und uns als kleine Helfer mitmachen lässt – aber doch nicht als seine Hände. Das wäre eine Vermessenheit.
Es ist eine große Verwechslung zu glauben, Gott könne nichts ohne uns tun. Das hat der Herr Jesus seinen Jüngern schon gesagt: „Wenn ihr schweigt, werden die Steine schreien.“ Er braucht uns nicht. Gottes Hände sind unendlich. Er kann mit seiner Hand kommen und uns unter die Schulter fassen.
Wir sind oft arme, schwache Menschen, die manchmal keinen Finger mehr bewegen können – sei es aus Schwermut oder weil wir geistlich, menschlich und körperlich am Ende sind. Es ist eine Vermessenheit, wenn wir uns für stark halten. Ein Vers aus dem Gesangbuch sagt: Wir sind schwach, der Herr ist stark. Wir sind arm, der Herr ist reich. Unser Königreich ist der Herr, der Wunderwerke tut.
Die Bedeutung der guten Hand Gottes in der Schrift
Ich möchte Sie auf eine Spur bringen, wenn Sie in der Bibel nachlesen, wie oft von der guten Hand Gottes die Rede ist. Im Buch Esra und Nehemia ist dieser Ausdruck fast ein fester Begriff. Aber auch beim Apostel Paulus ist das Thema für mich sehr wichtig geworden.
Wenn wir in diesen Tagen über Petrus sprechen, dürfen wir an dieser Stelle auch Paulus erwähnen. Im zweiten Petrusbrief, am Schluss, heißt es in Kapitel 3, Vers 14:
„Meine Lieben, weil ihr auf diesen neuen Himmel und diese neue Erde wartet, so tut Fleiß, dass ihr vor Gott unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet und die Geduld unseres Herrn achtet für eure Rettung, wie auch unser lieber Bruder Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, euch geschrieben hat. Er redet in allen Briefen davon, in denen viele Dinge schwer zu verstehen sind. Diese verdrehen die Ungelehrten und Ungefestigten, wie sie es auch bei den anderen Schriften tun, zu ihrer eigenen Verdammnis.“
Petrus sagt also, dass manches von Paulus schwer zu verstehen ist – harte Kost. Aber lesen Sie einmal, was Paulus über die Geduld schreibt.
Eine dieser Stellen findet sich in Römer 3, Vers 25. Dort heißt es, dass Gott in göttlicher Geduld die Sünden vergangener Zeiten getragen hat. Was für ein Bild! Oft fragen wir uns: Wo ist Gott? Warum greift er nicht ein bei so viel Ungerechtigkeit, Krieg und Hunger? Lässt Gott alles einfach laufen?
Nein, Paulus sagt: Gott trägt unsere Welt. Die wäre doch längst explodiert oder in Scherben gefallen, wenn nicht Gottes Hände in göttlicher Geduld unsere Erde und Menschheit Tag für Tag tragen würden. Das tut Gott mit seiner starken Hand – der erhaltenden, guten Hand Gottes.
Auch Petrus war es sehr wichtig, wenn wir dem Wort „Hand“ nachgehen. Er sagt: „Als du jung warst, hast du selbst dich gegürtet. Nun, da du alt wirst, wird ein anderer dich führen und leiten, bei der Hand nehmen.“ Komm, Petrus, die gute Hand Gottes führt dich dorthin, wo du nicht hinwillst.
Ich stehe in der Hand meines Herrn und will darin bleiben.
Denken Sie einmal nach: Wie viele Lieder reden von der Hand Gottes? Schreiben Sie sie sich auf. Die stillen Zeiten in der Freizeit helfen auch dabei, einmal nachzugehen, was einem zu der guten Hand Gottes einfällt.
Die Geschichte vom Wandel auf dem Meer als Beispiel göttlicher Kräftigung
Aber nun wollen wir eine Geschichte aus dem Leben des Petrus hören, an der deutlich wird, dass der Gott aller Gnade kräftigt. Wir wollen dazu Matthäus 14,22-33 betrachten.
Als ich gestern ankündigte, dass wir die Geschichte vom Wandel Jesu auf dem Meer und vom sinkenden Petrus gemeinsam ansehen wollen, wusste ich noch nicht, was die Losung für heute ist. Doch heute Morgen hat es mich gefreut. Wenn Jesus auf dem Meer wandelt, haben wir als Losung: „Der Herr macht im Meer einen Weg, er macht Bahn in starken Wassern.“ Der Lehrtext lautet: „Bei Gott ist nichts unmöglich.“
Wenn Trost und Hilfe fehlen, die alle Welt erweist, wenn die Jünger vor Angst auf dem Meer schreien, so hilft ihnen der Schöpfer selbst im Überfluss. Und neigen die Vateraugen sich denen zu, die sonst nirgendwo Ruhe finden, gebt unserem Gott die Ehre.
Wir wollen die Geschichte zuerst einfach einmal lesen:
Matthäus 14,22-33:
Und alsbald trieb Jesus seine Jünger, dass sie in das Schiff traten und vor ihm hinüberfuhren, bis er das Volk von sich ließ. Als er das Volk von sich gelassen hatte, stieg er auf einen Berg, allein, um zu beten. Am Abend war er allein dort.
Das Schiff aber war schon mitten auf dem Meer und litt Not durch die Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer.
Als die Jünger ihn auf dem Meer gehen sahen, erschraken sie und sprachen: „Ist ein Gespenst!“ Und sie schrien vor Furcht. Aber alsbald redete Jesus mit ihnen und sprach: „Seid getrost, ich bin’s! Fürchtet euch nicht!“
Petrus aber antwortete ihm und sprach: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, dass ich zu dir komme auf dem Wasser.“ Jesus sprach: „Komm her!“
Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem Wasser und kam zu Jesus. Als er aber den Wind sah, erschrak er, begann zu sinken, schrie und sprach: „Herr, hilf mir!“
Jesus aber reckte alsbald die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: „O du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“
Sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich. Die aber im Schiff waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: „Du bist wirklich Gottes Sohn!“
Die Bedeutung des Gebets für Jesus und seine Jünger
Wir müssen den Text in mehrere Abschnitte gliedern und einige Stellen besonders hervorheben.
Alsbald trieb Jesus seine Jünger von sich und war allein auf dem Berg, weil er betete. Jesus kämpft um die Stille des Gebets, da er selbst Kräftigung braucht. Oft wird erzählt, dass der Herr Jesus ganze Tage, ja sogar vierzig Tage, und ganze Nächte im Gebet mit dem Vater verbrachte, weil er es nötig hatte.
Er sagt: „Das ist meine Speise, dass ich tue den Willen des Vaters und sein Werk erfülle.“ Im Gespräch mit dem Vater ist er verbunden und braucht diese Verbindung besonders in schwierigen Zeiten.
Im Johannes-Evangelium, Kapitel 14, hören wir, dass Johannes der Täufer, sein Vorläufer und Herold, durch Herodes hingerichtet wurde. Als Jesus das erfuhr, wich er von dannen auf einem Schiff in eine einsame Gegend. Er verließ Kapernaum und zog sich in die Wüstengegend östlich des Sees Genezareth zurück. Dort will er mit dem Vater sprechen.
Glauben wir eigentlich, dass Jesus das alles leicht verdaut hat? Der Jesus, der im Garten Gethsemane rang, bis der Schweiß ihm auf der Stirn stand – wie Blutstropfen, als hätte er eine klaffende Wunde – und betete: „Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!“ Er rang im Gebet mit dem Vater über seinen eigenen Leidensweg. Er fragte, ob es notwendig sei, und bat um die Kraft des Vaters für diesen Gang.
Diesem Jesus ist es nicht leichtgefallen, zu hören, dass sein Vorläufer, der angekündigt hatte, dass jetzt der Messias komme, der die Tenne fegt, die Spreu verbrennt und den Weizen sammelt, schamlos hingerichtet worden war. Johannes war ein großer Bußprediger, mehr als alle Propheten. Jesus fragte: „Vater, ist das nötig?“
Als Jesus das hörte, wich er von dannen auf einem Schiff in eine einsame Gegend, ganz allein. Zwar lässt er sich später wieder von den Menschen finden, die mit all ihrer Bedürftigkeit zu ihm kommen und ihn aus dem Gebet reißen. Doch Jesus verlangt nach dem Gebet die Stille. Er sagt nicht: „Na ja, jetzt wurde ich unterbrochen, jetzt mache ich weiter.“ Stattdessen treibt er die Jünger und das Volk von sich, damit er allein auf dem Berg sein und beten kann.
Die Quelle der Kraft im lebendigen Gott
Friedrich von Schiller hat doch gesagt: „Ans Vaterland, ans Teure schließ dich an, hier sind die starken Quellen deiner Kraft.“ Das ist Ersatzreligion, wenn wir uns ans Vaterland anschließen müssen, um dort die Quellen der Kraft zu entdecken. Das Vaterland kann uns lieb sein, aber die starken Quellen der Kraft sind für normale Menschen nach Gottes Schöpfungs- und Erlösungsplan im lebendigen Gott, im Brunnquell guter Gaben.
„Alle meine Quellen sind in dir.“ „In dir, Herr, ist die Quelle des Lebens.“ Und wenn der Herr Jesus wahrlich der Sohn Gottes ist, an dem Gott Wohlgefallen hat, dann zeigt sich das vor allem darin, dass er uns vorlebt, wie man mit dem Vater verbunden sein kann. Selbst ein Christenleben mit ausgezeichnetem Gebetsleben ist erst eine stümperhafte Begegnung mit dem Vater.
Wir können gar nicht genug beten. Meine Großmutter Busch hat im Alter einen Satz gesagt, den ich jahrelang nicht begriffen habe. Sie sagte: „Ich kann nicht einmal einen Pfannkuchen backen ohne den Herrn Jesus.“ Ich habe das nicht verstanden und dachte, einen Pfannkuchen kann man doch backen, meine Großmutter erst recht. Aber das muss unser Ziel sein: dass wir angewiesen und abhängig werden von Jesus in jedem Augenblick.
Wir müssen merken: Wenn ich einen Augenblick aus seiner Gnade falle, dann kann es Millionen Menschen gelingen, mir nicht mehr zu helfen. Und wenn das Ziel eines Menschenlebens ist, selbständig zu werden – wenn schon ein kleiner Kerl sagt „nehme Hand heben“ – dann muss unser Ziel sein, in die Hand Gottes hinein zu wachsen, immer abhängiger zu werden und zu sagen: „Ich kann gar nichts mehr ohne Gott.“
Was war denn das letzte Wort Jesu am Kreuz? „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Abhängig werden – ich möchte in der Hand Gottes geborgen sein. Und wie sind eigentlich all die Worte am Kreuz Gebetsworte: „Vater, vergib ihnen!“ Wenn der Herr Jesus das schon braucht, wie viel mehr wir.
Mir ist jetzt gerade wieder in der Passionszeit wichtig, wie Jesus sich durchs Gebet bestimmen ließ. Es heißt ja in der Leidensgeschichte, Matthäus 26,30: Nach dem Abendmahl nehmen sie es als ein kleines Ausflüglein am Rand, so wie man beim Albrand, wenn man spazieren geht, auch mal wieder auf den Fels hinausgeht und dann wieder zurück auf den normalen Weg. So machen wir jetzt einen kleinen Umweg.
Als sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie an den Ölberg. Der Lobgesang war Psalm 118. Lesen Sie jetzt in der Passionszeit immer wieder Psalm 118, den großen Jesuspsalm. Und denken Sie daran: Mit diesem Psalm auf den Lippen, eigentlich hat dieser Psalm nachgeklungen, sind die Jünger und Herr Jesus in den Garten Gethsemane und ins Leiden hineingegangen. Das haben sie noch gesummt, als sie über den Kidron gingen.
„In der Angst rief ich den Herrn an, und der Herr erhörte mich und tröstete mich. Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht, was können mir Menschen tun? Der Herr ist mit mir, mir zu helfen, und ich werde herabsehen auf meine Feinde. Es ist gut, auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht auf Menschen zu verlassen.“
Es ist gut, auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht auf Fürsten zu verlassen. Die Jünger hatten es auch gebetet. Und ein paar Stunden später waren sie aus Angst vor Menschen alle geflohen. Jesus aber hat es bewährt, als er den Häscher entgegentrat: „Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht, was können mir Menschen tun?“ Besucht Jesus, ja, ich bin’s.
In diesem Gebet ist er dem Pilatus und dem Herodes entgegengetreten. „Gut auf den Herrn vertrauen und sich nicht auf Fürsten verlassen.“ Als Pilatus sagte, er könne Jesus freigeben, um dafür die Wahrheit zu zeugen – „Ich bin ein König“ – sagte Jesus: „Ich verlasse mich doch nicht auf deine Winkelkünste.“ Bis zum Kreuz: „Der Herr ist mit mir, und ich werde herabsehen auf meine Feinde.“
Der, der dieses Gebet bis zum letzten Buchstaben bewährt hat, ist in diesem Gebet gestorben in der Gewissheit: „Man stößt mich, dass ich fallen soll, aber der Herr hilft mir. Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen. Der Herr züchtigt mich schwer, aber er gibt mich nicht dem Tod preis. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Du bist mein Gott, ich danke dir.“
Das hat Jesus bewährt. Da ist das fleischgewordene Wort Gottes, Jesus, in das biblische Gebetswort hineingekrochen und hat es bis zum letzten Buchstaben erfüllt. So ernst hat Jesus die Gebete der Schrift genommen.
Gib, dass wir leben in deinem Wort, dass unsere Gebetssätze nicht bloß jetzt geschwind Notschreie sind, sondern dass sie unser Leben bestimmen. So hat Jesus das Gebet gebraucht. Er ließ sich selbst im Gebet kräftigen: „Man stößt mich, dass ich fallen soll.“ Hier ist wieder das Bild vom Straucheln, vom Schwachsein. Aber der Herr hilft mir, der Herr ist meine Macht.
Die Not der Jünger und die Nähe Jesu
Jesus selbst lässt sich vom Vater im Gebet stärken. Kehren wir nun zu unserer Geschichte zurück. Jesus braucht die Kräftigung des Vaters durch das Gebet. Doch er wird auch wieder aus diesem Gebet herausgerissen, als er sieht, wie seine Jünger auf dem galiläischen Meer, erfahrene Fischer, in Not geraten.
Das ist der zweite Punkt. Plötzlich wird geschildert, wie kraftlos die Jünger sind. Einige Ausleger meinen, dass die Jünger bei der Bevölkerung sehr angesehen waren. Wenn Jesus seine Jünger von sich weist und danach das Volk entlässt, sagen die Leute vielleicht: „Na ja, schau mal, das Boot mit den Jüngern, mit den zwölf Männern, mit Petrus und Johannes, die sind ja schon unterwegs. Dann gehen wir auch nach Kapernaum.“ Das war fast ein Lockreiz für die Leute, es war attraktiv, denn die Jünger stellten etwas dar.
Wir wissen aus der Geschichte mit dem mondsüchtigen Knaben, dass Jesus dem Vater den Vorwurf machte: „Warum hast du ihn nicht zu mir gebracht?“ Der Vater hatte den Knaben zuerst zu den Jüngern gebracht, doch sie konnten nicht helfen. Die Jünger waren angesehen, und jetzt zeigt sich, was sie wirklich sind. Nicht einmal in ihrem eigenen erlernten Beruf – als Leute, die den See und seine Tücken beherrschten – sind sie stark.
Als der Wind entgegenblies, litten sie Not auf dem Boot. Fischer, die mit dem Wind nicht zurechtkamen, die ihr Boot nicht beherrschten. Und als Jesus, ihr Meister, zu ihnen kam, schrien sie vor Furcht, weil sie meinten, es sei ein Gespenst.
So war es auch nach der Auferstehung Jesu. In Lukas 24 treten Jesus die Jünger entgegen, und sie schreien, weil sie glauben, ein Gespenst zu sehen. Ein Gespenst schien ihnen eher auf der Mitte des Sees eine denkbare Möglichkeit zu sein, als dass Jesus wirklich da ist. Das lag ganz außerhalb ihres Denkens – eher ein Gespenst als Jesus.
So schwach sind die Jünger, und doch ist der Herr nahe, näher, als sie es denken.
Die Nähe Gottes in der Verzweiflung und das Zeugnis aus Äthiopien
Wir hatten in diesem Jahr hier im Bremstal eine Abendbibelschulreihe über Römer Kapitel 1 bis 3. Es war sehr eindrücklich, so habe ich es noch nie gehört – besonders über das Gericht Gottes und wie Gottes Zorn über unserer Welt liegt.
Dabei habe ich gemerkt, wie in Urbach, als Dekan Kurt Hennig uns Römer 1,18 und folgende ausgelegt hat, plötzlich einigen im Saal das Herz zusammengekrampft ist. Manche haben Schweres erlebt, etwa wenn ein Kind gestorben ist. Es gibt ja viele, die Kinder hergeben müssen, wenn ein schwaches Kind geboren wird. Als am Abend vom Zorn Gottes die Rede war, hat jemand gesagt: „Der Zorn Gottes ist über mir! Hat Gott nicht verstossen, dass wir das erleben?“
Ich habe dann Kurt Hennig in der Aussprache gefragt: Wenn ich an den Saal denke, wie viel Schweres in einzelnen Menschenleben liegt, müssen diese Menschen das, was sie Schweres erleben, auch als Zorn Gottes ansehen? Daraufhin sagte Kurt Hennig nur einen wichtigen Satz: „Es kann sein, dass das finstere Tal gleich aussieht. Aber der große Unterschied ist, ob es im finsteren Tal heißt: ‚Du bist bei mir‘ – oder ob ich das finstere Tal ohne oder gegen Gott durchleben muss. Das ist der Unterschied.“
Die Jünger meinten, sie seien allein in der Verzweiflung, im Sturm. Doch der Herr war nahe, selbst dort, wo sie meinten, es sei ein Gespenst. Wir sollten nicht so schnell verzweifelt schreien.
Gestern Abend hörte ich auf dem Weg zu meinen Konfirmandenbesuchen immer wieder Brocken aus einem Vortrag, den irgendein großer Psychotherapeut in Wien gehalten hat. Ich weiß gar nicht mehr, wer es war. Es war hochinteressant, denn der Redner war ein Atheist. Er sagte, man könne auch ohne Gott im Leben einen Sinn finden – durch die Tat, durch die Liebe und im Leiden.
Er betonte, dass im Leiden der Triumph des menschlichen Lebens liege, weil man selbst im Leiden einen Sinn finde und stärker werde als das Leiden.
Dann habe ich gedacht: Wenn das schon Menschen ohne Gott sagen können, dann sollten wir nicht immer so schnell verzweifelt schreien, wenn Leid und Leiden über uns kommen. Wir sollen es für möglich halten, wie es hier bezeugt ist: Der Herr ist nahe, wo wir nur Gespenster sehen und Ängste haben. Der Herr hat längst unsere Not gesehen und will seinen Leuten nahe sein.
Zum Bewegendsten, was wir auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland im letzten Herbst in Osnabrück im November erlebt haben, gehörte das Grußwort von Emanuel Abraham, dem Generalsekretär der äthiopischen Mekane-Jesus-Kirche. Er hat eigentlich nur Bibelworte aneinandergereiht, denn wenn er nach Hause kommt in sein sozialistisches Land, wird ihm jedes Wort vorgehalten.
Er sagte: „Es hat uns getröstet in den letzten Jahren, als wir so viel Schweres erlebten, dass die Bibel uns versteht und der Gott der Bibel auch. Wenn da steht, wir sind geachtet wie Schlachtopfer täglich, dann weiß man, wie es zugeht in Äthiopien.“
Aber dass es im Wort Gottes steht und wahr ist, was wir erlebt haben, das hat uns geholfen, in all dem weit zu überwinden – um des Willens willen, der uns geliebt hat. Denn Christus ist hier.
Die Kirche hat sich in den letzten Jahren der Verfolgung verfünffacht, ohne Missionare, bei geschlossenen Kirchengebäuden. Wenn das jemand bezeugt, der aus dem Leiden kommt: Christus ist hier, mitten im Leiden, mitten in den furchtbaren Anfechtungen.
Das sollten wir uns sagen lassen, auch wenn die Ängste über uns kommen: Der Herr ist nahe.
Da war der Morgenwart, als Jesus am Ufer stand und der Wind ihnen entgegenblies. Der Wind blies noch, das heißt, erst danach hörte er auf – und Jesus war da.
Die Herausforderung des Glaubens und die Demut vor Gottes Hand
Das Dritte, und nun entdeckt Petrus als Erster, dass es wirklich der Herr ist: „Ich bin’s, fürchtet euch nicht, seid getrost.“ Dieses „Ich bin’s“ ist für jeden, der die Bibel kennt, das Grundwort, das den Gottesnamen Yahweh aufnimmt: „Ich bin“. Jedes Mal, wenn Jesus sagt, „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ oder „Ich bin das Brot des Lebens“, dann ist der Anspruch, „Ich bin Gott persönlich, ich bin der Yahweh, der Jehova, der Ich Bin, der Schöpfer“, bei euch.
Da sagt Petrus: „Ja, wenn du wirklich der Herr bist, der Kyrios, dem alle Mächte zu Gebote stehen, dann befiehl doch, dass ich zu dir auf dem Wasser komme.“ Das ist ein vermessenes Zeichen. Es ist schon öfter aufgefallen, dass Christen sehr schnell übermütig werden und Vermessenes von Jesus erwarten – und das gilt nicht nur für Petrus.
Wenn Gott uns ein Zeichen anbietet, wie er es dem Ahas gemacht hat (Jesaja 7), „fordere dir ein Zeichen, damit du sicher weißt, dass Gott mit dir ist“, und man sagt: „Ich will Gott nicht versuchen“, dann muss der Prophet Jesaja antworten: „Wollt ihr auch noch Gott ermüden, der dir jetzt ein Zeichen anbietet?“
Jesus reagiert auf die Herausforderung des Teufels (Matthäus 4), als dieser sagt: „Spring doch von des Tempels Zinne! Was denkst du, wenn die Leute sehen, dass Gott dich auf den Händen trägt?“ Jesus antwortet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ Das ist kein Zeichen, das Gott mir angeboten hat, sondern eine Versuchung, die mir der Teufel anbietet. Man soll Gott nicht herausfordern und ihm keine Bedingungen stellen, was alles durch seine Hand und Kraft möglich sein soll.
Ludwig Hofacker schrieb in einem eindrücklichen Brief an die Missionskandidaten in Basel: Manche Leute, auch in unserem Land, machen Kunststückchen und wollen frommer sein, als unser Herr es von uns verlangt. „Wir wollen nicht frommer sein, als der Herr uns haben will.“ Ich stelle mir vor, das ist ein hartes Wort. Wir sollten nicht selbst Kunststückchen machen wollen.
Hofacker erkannte, dass es Leute gibt, die den Schein eines gottseligen Wesens haben. Ich habe schon große Zeugen Jesu erlebt, die große Theorien über ein Siegerleben aufgestellt haben, obwohl in der Bibel steht, dass solche Enthaltsamkeit bis hin zur geschlechtlichen Enthaltsamkeit in der Ehe eine Vermessenheit ist. Trotzdem sagten sie: „Der Herr hat mich freigemacht.“ Wenige Monate später hörte man, dass sie mit der Sekretärin durchgebrannt sind.
Wir sollten uns nicht selbst die Bedingungen stellen, wie der Herr seine Kraft erweisen muss. Das vermessene Zeichen, auch wenn der Herr uns ruft und sagt: „Dann komm doch!“, hat Petrus später am besten verstanden. In 1. Petrus 5 schreibt er: „Allesamt haltet untereinander fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes.“
Als Jesus die Hand ausstreckte und sagte: „Dann komm!“, war es die Hand, die Petrus zeigte, wo er wirklich steht – nämlich die Hand, die den sinkenden Petrus ergriff. Es gibt die demütigende Hand Gottes, wenn wir zu vermessen sind.
Spurgeon sagte einmal das große Wort: Wenn wir innerlich erhoben sind vom Gewinnen der Seelen nach seinen großen Evangelisationsfeldzügen in London und England, dann wären wir wie Spreu, die der Wind zerstreut, wenn der Herr nicht unser stolz dahinfahrendes Schiff des Ruhmes nehmen und auf das Riff werfen würde, wo wir arm und nackt schiffbrüchig zurückbleiben.
Es ist die Gnade Gottes, dass er uns wieder demütigt und sagt: „Charles Haddon Spurgeon, was du kannst, das zeige ich dir, wenn du arm und nackt auf dem Riff zurückbleibst und das Schiff deines Ruhmes längst zerschlagen ist.“ Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes!
Kommt her, auch wenn Petrus meint, er könnte die Kraft Jesu jetzt zeigen und in seiner Freude, dass der Herr da ist, zeigen, was man mit dem Herrn alles machen kann – dass man selbst auf den Fluten gehen kann. „Komm doch!“ In der Kraft des Herrn hat er es gekonnt. Aber er bleibt doch noch Petrus.
Deshalb, als er den Wind sieht, erschrickt er, und dann kommen Kleinglaube und Zweifel, und er sinkt. Dann schreit er: „Herr, hilf mir!“ Und das ist das richtige Gebet zum Herrn der Welt.
Die Bedeutung des Gebets und der Hilferuf im Glaubensleben
Wir müssen in unseren Tagen, in denen es so viel Schwwärmerei gibt – auch bis in unsere Kreise hinein – lernen, dass Gebet ein Bitten des Herzens ist.
Vor zwei Jahren waren wir auf einer Mittelmeerreise. Es war schön, wir hatten Gebetsgemeinschaften neben unseren Bibelarbeiten. Plötzlich sagte ein Mitglied eine Parole: Es wird hier zu viel gebeten. Wir sollten nur danken und Gott preisen.
Daraufhin standen bald die Ersten auf und sagten: Der Herr Jesus hat uns durch das Vaterunser ein Urmodell gegeben. Dort heißt es: „Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel, unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld.“ Ursprünglich ist das ein Lobpreis, aber es ist vor allem Bitte, Bitte, Bitte, Bitte.
Wenn der Apostel Paulus sagt, man solle vor allem tun: Bitte, Gebet, Fürbitte – und dann auch Danksagen – sollten wir das nicht umdrehen. So, als ob wir schon Sieger vor Gottes Thron wären, die zuerst Lob, Preis und Dank sagen dürfen und dann beten. Aber hier sind wir Petrusleute, die in der Last der Arbeit mit ihren Eigenarten versinken, enttäuscht von Mitmenschen und verzweifelt über unsere Welt.
Was denken Sie bei uns in Schorndorf? Jeden Tag erscheint ein Artikel, in dem wieder neu der Oberbürgermeister und das Rathaus beschimpft werden – ebenso die Vereine. Wir sind in einem Durcheinander, in dem man bloß sagen kann: Herr, hilf uns, wir verderben.
Wenn nicht eine bewahrende Geduld da ist, nimmt jeder einen Prügel und schlägt dem anderen auf den Kopf. So ist die Stimmung. Was kann das für ein Ungeist sein, der in einer Stadt herrscht? Was für ein Ungeist kann in mir sein? Herr, hilf, ich verderbe, wenn ich merke, wie manche Seelsorger in diesem Gespräch gerade in die falsche Ecke gelaufen sind, wie Menschen missverstanden wurden. Herr, hilf mir, ich verderbe, was ich anpacke, geht schief.
Das ist das Grundmuster des Betens: Herr, hilf mir, ich bin ganz armselig dran. Wir sind nicht Herrscher über den Teufel, nicht Überwinder des Teufels. Petrus sagt: Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Deshalb werft eure Sorgen auf ihn, denn er sorgt für euch – das hat Petrus gelernt.
Wir sind nicht Herrscher der Natur, die auf den Fluten des Sees Genezareth oder auf den Meeren unseres Lebens dahin spaziert, sondern Leute, die versinken, beherrscht von der Natur.
Ich halte das Gebet immer noch für das Allerwichtigste. Wir sollten es immer wiederholen und variieren: „Ich bin klein, mach mein Herz rein, ich bin armselig, stärke mich, ich kann nichts, du kannst alles.“ Wir sind schreckhafte Leute.
Jesus reckte alsbald die Hand aus und ergriff Petrus und sprach: „O du Kleingläubiger!“ So ging es auch Petrus, als er zusammen mit Johannes vor dem Hohen Rat stand. Sie hatten ihn bedroht, nicht mehr von Jesus, dem Auferstandenen, zu reden.
Das wird uns in Apostelgeschichte 4 berichtet. Petrus und Johannes kommen vom Hohen Rat zurück und teilen mit, dass sie bedroht wurden und dass die Gegner heilig und wild entschlossen sind, die Christen mundtot zu machen. Da fangen sie an mit dem Gebet. Sie erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott:
„Herr, du, der du Himmel und Erde und Meer und alles, was darin ist, gemacht hast, sieh an ihren Thron und gib deinen Knechten Freimut, dein Wort zu reden! Und strecke deine Hand aus!“
Verstehen Sie, warum Petrus das gebetet hat? Weil er einmal erlebt hat, was es bedeutet, wenn Jesus die Hand ausstreckt – zum Beispiel beim Untergehen. Wir gehen unter, der Thron macht uns fertig, aber wenn du deine Hand ausstreckst, dann gehen wir nicht unter.
So müssen wir es hören, wenn Petrus in 1. Petrus 5 sagt: „Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.“ Er wird mich herausreißen und zu Ehren bringen. „In deine Hände befehle ich meinen Geist; meine Zeit steht in deinen Händen.“
In vielen Häusern steht das in Brandmalerei: eine Hand, die nicht loslässt – „halte mich fest“. Aber mir ist im Zusammenhang mit Apostelgeschichte 4 am wichtigsten, dass wir das für uns in allen Lagen erbitten dürfen. Wir Kleingläubigen, Zweifler, ängstliche Leute, die wir so leicht untergehen: Herr, streck deine Hand aus!
Wenn sie in der Küche stehen und nicht wissen, wie es weitergeht – in meine Küche hinein! Wenn sie nachts nicht schlafen können – Herr, streck deine Hand aus! „Lass mich ruhen unter dem Schutz deiner guten Hand, streck deine Hand aus!“ Er ergreift.
Und dann sagt Jesus: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich. Die, die im Schiff waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: „Du bist wahrlich der Sohn Gottes!“ Wahrscheinlich fielen sie nieder, weil er es fertigbrachte, die Wogen zu stillen und den Wind zu bedrohen – und haben vielleicht gar nicht gemerkt, was sie gesagt haben: „Du bist wirklich der Sohn Gottes.“
Gottes Wesen und die Rettung der Auserwählten
Der Herr Jesus hat versucht, seinen Jüngern nahezubringen, was das Wesen Gottes ist. Wenn schon ein ungerechter Richter in der Stadt eine bittende Witwe erhört und ihr Recht schafft, weil sie ihm in den Ohren liegt, dann sagt Jesus, sollte Gott nicht noch viel mehr seine Auserwählten retten, die zu ihm ob Tag oder Nacht rufen?
Ich sage euch, er wird sie in Kürze erretten. So ist Gott. Er hat Tag- und Nachtdienst. Er lässt sie nicht so lange betteln, wie die bittende Witwe vor den Richter gehen musste. In Kürze wird er sie erretten, in Eile.
Du bist wahrlich der Sohn Gottes, du machst das. Wie Gott ist, wenn Petrus ruft, bist du da mit deiner Hand und rettest. Lesen Sie die ganzen Kapitel Lukas 15 und 16, wo das kommt. Jesus sieht heute, beim Bibellesen, den Zöllner. Jesus sieht die Kinder, die Armseligen, da streckt er seine Hand aus. Das ist Gottes Wesen, nicht der Pharisäer, der „Lobe den Herren“ singt, weil Gott so alles herrlich regiert hat.
Vor Gott ist ein Sünder, der Buße tut, etwas wert – einer, der schreit: „Herr, hilf mir, Jesus, du bist wahrlich der Sohn Gottes.“ In unserer Welt zählen noch nicht einmal Divisionen, höchstens Armeekorps, Panzerverbände und Aufmarschzahlen. Vor dem Herrn der Welt und seinem Sohn zählen einzelne, ein Petruslein. Ein Zweifler, ein Gläubiger, einer, um den Jesus ringen muss, bis er ihn gründet, kräftigt und festmacht.
Jetzt würde ich am liebsten den ganzen ersten Petrusbrief mit Ihnen durchlesen, weil das immer wieder durchklingt, was Petrus hier erlebt hat in der Rettung. Wenn 1. Petrus 3,18 heißt, dass Jesus uns zu Gott führte, dann greift er uns nicht bloß im Augenblick aus der Misere heraus, sondern bis er uns zu dem Ziel bringt, dass wir einmal bei Gott sind – wo doch kaum der Gerechte errettet wird.
In 1. Petrus 4,18 steht, dass der Gerechte kaum gerettet wird – bloß noch durch die Hilfe Jesu hineingebracht wird. Die Geduld unseres Herrn achtet auf eure Seligkeit. Er will, dass jedermann gerettet wird, und der einzelnen helfen durch seine gute Hand.
Der Gott aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit, dahin will er uns führen. Er will uns helfen, dass wir nicht straucheln müssen.
Im zweiten Petrusbrief 1,10 heißt es darum: „Liebe Brüder, wenn ihr das tut, werdet ihr nicht straucheln.“ Das ist doch die Gefahr, dass wir stolpern und umfallen – wir schwachen Leute –, dass wir untergehen wie in den Tagen Noahs, als Gott durchs Wasser hindurch rettete.
Da dürfen wir bitten, nicht um die großen Siege, dass wir über die Wasser laufen können, sondern dass, wenn wir Zweifler und Kleingläubigen untergehen, der Herr uns hilft, seine Hand ausstreckt und uns ganz nah zu sich nimmt. So können wir in seiner Kraft die nächsten Schritte tun.
So werdet ihr nicht straucheln, wenn er, der Gott aller Gnade, uns kräftigt und auf seinem Grund stehen lässt.
Schlussgebet um Gottes Kraft und Führung
Wir wollen beten, Herr Jesus. Nun strecke du deine Hand aus zu jedem hier.
Du weißt, wie es in uns aussieht und um uns herum. Oft haben wir kaum noch den Kopf über Wasser, sondern sind schon längst untergegangen.
Hilf uns jetzt, du Gott voller Gnade, der du uns den großen Weg zu deiner herrlichen Ewigkeit zeigen willst. Du hast uns berufen zu deinem ewigen Reich und möchtest uns zum Vater führen.
Strecke deine Hand aus und nimm uns mit, damit wir sicher voranschreiten können.
Amen.