Zuerst möchte ich noch für die Gaben danken, die ihr für Frankreich gegeben habt. Damit ihr Bescheid wisst: Das Geld wird dringend für die jungen Missionare benötigt, die noch keine Unterstützung haben. Sie brauchen es, um leben und evangelisieren zu können.
Alles Geld, das der Herr mir unterwegs durch die Brüder und Schwestern in meinem Dienst gibt, geht immer an junge Missionare, damit wir Frankreich erreichen können.
Eines meiner Gebetsanliegen ist, dass wir für das Jahr 2005 tausend Missionare brauchen. Ihr habt richtig gehört: tausend Missionare. Diese sollen die ersetzen, die in Frankreich im Jahr 2005 über siebzig Jahre alt sind und noch im Dienst stehen. Tausend nur, um diese zu ersetzen. Außerdem gibt es Städte mit bis zu hunderttausend Einwohnern, in denen keine Gemeinde ist. Das ist ebenfalls ein Gebetsanliegen.
Aber der Herr hat eine andere Mathematik als wir. Er kann all diese Fallschirmspringer senden.
Gestern Abend, als wir noch im Zimmer nach Gesprächen beieinandersassen, kam ein Gedanke in mir auf – ein nicht sehr positiver Gedanke. Er war so: „Jetzt hast du ihnen viele Ideen gegeben, jetzt hast du sie zusammengeschlagen, jetzt können sie alle nach Hause gehen.“
Dann lag eine Last im Raum, und ich sagte zum Herrn: „Herr, dann schenke ihnen bitte etwas, das sie brauchen und das brauchbar ist, damit sie nach Hause gehen und weitergehen können.“
Da kam mir wieder der Text aus Hesekiel 47 neu ins Licht. Man kann also auch im Bett vorbereiten, beim Liegen. Das gilt besonders für diejenigen, die kein Büro haben und denken, man könne nicht vorbereiten.
Die Liebe als Quelle für Gemeindebau
Ich wollte zunächst mit diesem Text beginnen, bevor ich später auf verschiedene Methoden für den Gemeindebau eingehe, was die Gemeinde betrifft.
Es geht um die Lehre, wie Gottes Wort in der Gemeinde wirken kann, wie der Aufbau und die interne Arbeit in der Gemeinde gestaltet sein können. Dabei soll die Evangelisation nicht als ein Herausdrücken von Menschen verstanden werden. Vielmehr soll die Liebe Jesu so groß werden, dass das Glas überläuft. Die Evangelisation der Gemeinde wird dadurch zu einem Überlaufen der Liebe Gottes, weil man ihn kennt.
Das ist immer mein Anliegen in der Gemeinde: dass es so weit kommt, dass die Liebe Gottes überläuft und die Menschen um die Gemeinde herum etwas davon empfangen.
Am Ende dieser Tage möchte ich auch danken, dass ihr so viel Verständnis für mich habt. Meine Notizen sind auf Französisch, und normalerweise mache ich zumindest alle Notizen auf Deutsch, wenn ich Zeit habe. Oft finde ich aber nicht sofort die passenden Worte.
Wir sind bei Hesediel 47, wo wir uns im Tempel befinden, beim Tempelbesichtigen des Neuen Tempels. Hesediel wird von einem Gottesmann durch den Tempel geführt, und Gott zeigt ihm verschiedene Aspekte dieses Neuen Tempels.
Ich werde jetzt nicht näher auf die Details eingehen. Dafür müssten wir noch eine Woche zusammenbleiben.
Der Fluss des Lebens im Neuen Tempel
Das Interessante hier, das ich einfach herausnehmen möchte, ist Hesekiel 47. Wir werden die ersten zwölf Verse betrachten.
Ich möchte einfach den Text vorlesen oder einen deutschen Bruder bitten, hierher zu kommen, mit seiner Bibel und den Text zu lesen. So ist es wenigstens auf Deutsch und deutlich.
Hesekiel 47,1-12:
Und er führte mich zurück zum Eingang des Hauses. Siehe, Wasser floss unter der Schwelle des Hauses hervor nach Osten, denn die Vorderseite des Hauses war nach Osten gerichtet. Das Wasser floss unten herab an der rechten Seite des Hauses, südlich vom Altar.
Er führte mich hinaus durch das Nordtor und ließ mich den Weg außen herum gehen zum äußeren Tor, auf dem Weg, der sich nach Osten wendet. Siehe, Wasser rieselte auf der rechten Seite hervor.
Als der Mann gegen Osten hinausging, die Messschnur in seiner Hand, maß er tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen – Wasser bis an die Knöchel.
Er maß tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen – Wasser bis an die Knie.
Er maß tausend Ellen und ließ mich hindurchgehen – Wasser bis an die Hüften.
Dann maß er tausend Ellen einen Fluss, den ich nicht durchschreiten konnte, denn die Wasser waren tief, Wasser zum Schwimmen, ein Fluss, der nicht mehr durchschritten werden kann.
Er sprach zu mir: „Hast du gesehen, Menschensohn?“ Und er führte mich wieder zurück am Ufer des Flusses entlang.
Als ich zurückkehrte, siehe, da standen am Ufer des Flusses sehr viele Bäume auf dieser und auf jener Seite.
Er sprach zu mir: „Dieses Wasser fließt hinaus in den östlichen Bezirk, fließt in die Ebene hinab und gelangt ins Meer, in das salzige Wasser. Und das Wasser wird gesund werden.“
„Es wird geschehen, jedes Lebewesen, das da wimmelt, überall, wohin der Fluss kommt, wird leben. Es wird sehr viele Fische geben, wenn dieses Wasser dorthin kommt. Dann wird das Salzwasser gesund werden, und alles wird leben, wohin der Fluss kommt.“
„Es wird geschehen, dass Fischer an ihm stehen werden. Von Engedi bis Engladim werden Trockenplätze für Netze sein. Fischer von jeder Art werden in ihm sein, sehr zahlreich, wie die Fische des großen Meeres.“
„Seine Sümpfe und seine Lachnaber werden nicht gesund werden. Zur Salzgewinnung sind sie bestimmt. An dem Fluss aber, an seinem Ufer, werden auf dieser und auf jener Seite allerlei Bäume wachsen, von denen man isst, deren Blätter nicht welken und deren Früchte nicht ausgehen werden.“
„Monat für Monat werden sie frische Früchte tragen, denn sein Wasser fließt aus dem Heiligtum hervor. Ihre Früchte werden als Speise dienen und ihre Blätter als Heilmittel.“
Herzlichen Dank!
Zurück zur Tür: Die zentrale Orientierung im Dienst
Du bist in der Gemeindebauarbeit, ich auch. Wir sind miteinander so verbunden, wie bei der Arbeit am Tempelbau, wenn wir uns anschauen, was Gott tun will. Wenn du nach Hause kommst – und ich auch –, wird der Herr uns zuerst wieder an die Tür führen. Der Heilige Geist führt uns im Dienst immer wieder an die Tür.
Du kennst Johannes 10: Jesus ist die Tür. An dieser Tür will Gott uns immer wieder begegnen. Mir scheint es sehr wichtig, dass wir uns ganz bewusst als Diener im Gemeindebau miteinander verbinden und wissen, dass wir einen Ort haben, an den wir immer wieder zurückgeführt werden in allem, was wir tun. Ein Ort, an dem der Heilige Geist uns zurückführt – das ist die Tür, um wieder zu Jesus zu kommen.
In Johannes 10, Vers 9 steht, dass Jesus die Tür ist und dass man durch sie hinein- und hinausgeht. Es gibt immer wieder ein Zurückkommen an diese Tür. Bei der Besichtigung des neuen Tempels hat der Engel oder Gottesmann Hesekiel immer wieder an die Tür geführt, immer wieder zurück an diese Tür.
Wenn du nach Hause kommst, musst du nicht zuerst einen großen Plan machen mit einer neuen, schönen Strategie, wie du alles in der Gemeinde ändern willst. Du musst einfach zuhause auch zuerst wieder an die Tür kommen. Lass dich leiten von Gott, von seinem Geist, vom Tröster. Er will dich zurückführen an die Tür.
Natürlich sieht man in der Bibel, wenn man genauer hinschaut, verschiedene Türen. Ich denke zum Beispiel an 2. Mose 21. Du kennst den Text, in dem es um die Sklaven geht, die sechs Jahre lang Sklaven waren und dann frei wurden. Wenn sie frei waren, konnten sie entscheiden: „Ich liebe meinen Meister, ich liebe meine Frau und meine Kinder, ich bleibe bei ihm.“ Dann wurde der Sklave an die Tür geführt. Dort bekam er ein Loch in den Ohrenlappen – an den Türpfosten – gestochen. So wurde er als freiwilliger Sklave anerkannt.
Ich sage manchmal in der Gemeinde, man sollte die Möglichkeit haben, nach sechs Jahren Bekehrung vom Gemeindevorsteher zu hören: „Jetzt könnt ihr gehen, ihr müsst Jesus nicht mehr nachfolgen, ihr seid frei, lebt ohne ihn.“ Ich habe das mal in einer Gemeinde gemacht. Die Leute haben mich sehr erstaunt angeschaut. Die Gebetsstunden, Bibelstunden und Gottesdienste sollten einfach aufhören. Ich habe dann nur verlangt, dass wir zehn Minuten Stille machen und uns unser Leben ohne Jesus vorstellen. Mach mal diese Übung! Du wirst merken, wie der Boden unter deinen Füßen weggeht, wie alles finster wird. Du wirst merken, wie du öfter bei Ehebrechern wärst, bei Mördern, wie alles zusammenbricht und wie dir absolut nichts mehr bleibt.
In 2. Mose 21 sehen wir außerdem, dass der Sklave, wenn er nach sechs Jahren weggehen will, seine Frau und seine Kinder beim Meister lassen muss. Denn die hat er von ihm bekommen. Stell dir vor, wenn du von Jesus weggehen würdest: Du müsstest deine Frau und deine Kinder ihm lassen. Sie gehören nicht dir, sie gehören dem Heiland. Er hat sie nur neben dich gestellt, damit du besser leben kannst, damit du die Liebe und das Leben kennenlernst. All das müsstest du zurücklassen, wenn du ohne ihn leben willst.
Es gab also Sklaven, die sagten: „Ich liebe meinen Meister, meine Frau, meine Kinder, ich will mein Leben lang Sklave sein.“ Jetzt kommt eine Allegorie, damit ihr wisst, worin ihr euch beim Nachdenken über Bibelabschnitte bewegen sollt.
Ich war auf dem Dorfplatz, da in 2. Mose 21, und es kamen ein paar Sklaven zusammen. Einige fragten: „Wie viele Tage hast du noch, bis die sechs Jahre vorbei sind?“ – „Noch zweihundert Tage.“ – „Mensch, das ist noch lang.“ Ein anderer hatte ein Loch im Ohr. „Was ist mit dir los?“ – „Ich bin freiwillig Sklave.“ – „Spinnst du?“ – „Nein, Mann, freiwillig Sklave! Würdet ihr meinen Meister kennen! Er hat mir eine so gute Frau und Kinder geschenkt. Er liebt mich, und ich bin so dankbar, bei ihm zu sein.“
Vielleicht muss uns der Herr beim Zurückkommen nach Hause zuerst an den Pfosten führen. Man könnte sagen, dass der Pfosten auch das Kreuz sein könnte. Zurück zu ihm, und dass wir unser Ohr wieder dorthin legen. Das ist ja das Schlimmste im Dienst – dass wir so wenig hören können. Zumindest ist das bei mir so. Ich wünsche mir, dass er mein Ohr wieder nimmt, es an das Kreuz legt und wieder ein Loch durchschlägt, damit ich sagen kann: „Ja, Meister, ich bin bereit, auf dich zu hören.“
Die Bedeutung von Gehorsam und Hingabe im Dienst
Die Strategie wird die Gemeinde nicht bauen. Ich möchte keine Illusionen wecken. Natürlich braucht es einen Plan, wenn man baut. Vielleicht hast du schon einmal ein Haus gebaut und hoffentlich einen Plan gehabt. Du bist sicher nicht jeden Tag losgegangen, um nur einen Stein zu kaufen, damit du überhaupt einen hast.
Der Gemeindebau ist ähnlich. Wir haben Pläne, aber in diesen Plänen liegt kein Leben. Die Gemeinde aber ist Leben. Und das Leben – du kennst den Unterschied im Neuen Testament – wird mit zwei verschiedenen Worten beschrieben: Zoe und Psyche. Zoe steht für das ewige Leben, Psyche für das Leben unserer Seele.
Zoe können wir nicht selbst machen. Es ist das Leben, das von Gott gegeben wird. Dieses Leben bekommen wir immer wieder, wenn wir zurückkommen an die Tür. An der Tür erhält Zoe einen neuen Impuls. Das geistliche Leben bekommt neuen Schwung, um weiterzugehen.
Wenn ich an die Tür denke, geht es dir vielleicht genauso, wenn du in der Bibel darüber nachdenkst. Der Geist führt uns zurück an die Tür. Dabei muss ich natürlich auch an die Tür denken, als wir aus Ägypten auszogen. Erinnerst du dich? Dort hatte die Tür eine besondere Bedeutung.
Damals mussten wir das Blut des Lammes an die Türpfosten streichen, damit das Gericht nicht über uns kommt, sondern vom Blut des Lammes aufgehalten wird. Wenn wir zu dieser Tür zurückkehren – der Tür des Auszugs aus Ägypten – werden wir immer wieder barmherzig behandelt. Denn das Gericht, das über uns kommen sollte, konnten wir nicht von uns selbst abwenden. Nur das Blut des Lammes konnte uns vom Gericht Gottes trennen. Nur deshalb leben wir noch.
Auch heute führt uns der Heilige Geist immer wieder zu dieser Tür. Er sagt: Geh zu der Tür, schau dir die Pfosten an, die voll Blut sind. Erinnere dich daran, dass Jesus alles bezahlt hat. Deshalb bist du aus Ägypten herausgegangen.
Vielleicht hast du in deinem Dienst noch die eine oder andere Sünde im Herzen, mit der du kämpfst und von der du dich nicht frei fühlst. Der Heilige Geist will dich an diese Tür zurückführen, an den Moment, als du aus Ägypten gingst, um dich frei zu machen.
Warum konnte Gott seinem Volk die Zehn Gebote geben, und war Gehorsam normal? Die Zehn Gebote beginnen mit den Worten: „Ich bin dein Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat.“ Das heißt, Gott hat zuerst alles bezahlt, damit du frei bist. Er hat dich aus der Gefangenschaft der Sünde herausgenommen, von den Schlägen des Teufels – des Ägypters – weggerissen und das mit seinem Blut bezahlt.
Darum gibt er dir die Zehn Gebote. Darum hat er ein Ziel mit dir und will mit dir weitergehen und leben. Der Heilige Geist führt uns immer wieder zurück an die Tür. Das ist sein Auftrag: uns Jesus groß machen, die Tür groß machen und uns verstehen lassen, was diese Tür für uns bedeutet.
Für uns Älteste in der Gemeinde ist es ebenfalls wichtig, an die Tür zurückzugehen – wie Boas, der an die Tür der Stadt Rudburg zurückkehrte. Dort rief er die zwölf Ältesten zusammen, und es wurde eine Entscheidung getroffen.
Vielleicht musst auch du, wenn du nach Hause kommst, wegen dem, was du in diesen Tagen erlebt hast, zuerst an die Tür gehen. Dort kannst du die anderen Brüder zusammenrufen und sagen: „Brüder, ich möchte euch etwas sagen, mich beschäftigt das, ich habe das und das vielleicht falsch gemacht oder gesündigt. Vergibt mir.“
Es gibt viele Segenstüren in der Bibel, wunderbare Stationen in unserem Leben, an denen wir neu gereinigt werden und mit Freude im Dienst weitergehen können. Was uns im Dienst am meisten lähmt, ist, wenn wir immer nur Korrekturen vornehmen wollen, ohne zurück an die Tür zu gehen.
Man verbessert hier und da etwas, lehrt ein wenig besser, evangelisiert mehr, aber eigentlich sollten wir gemeinsam zur Tür zurückkehren. Das ist unser Weg.
Man könnte noch von vielen weiteren Türen sprechen, auch im Neuen Testament. Du kannst diese Arbeit gerne selbst fortsetzen. Ich habe letzte Nacht im Bett ein wenig die Türen in der Bibel durchdacht.
Ich muss auch an die Tür des Tempels denken, wo Petrus zur Gebetszeit ging. Dort sah er einen Kranken vor der Tür sitzen. Er sagte zu ihm: „Ich habe kein Geld, um dir etwas zu geben, aber vor der Tür des Tempels gebe ich dir, was ich habe: einen Heiland, der alles geben kann.“
Wenn wir zurückkommen an die Tür, erhalten wir bei Jesus eine neue Orientierung. Weißt du, wie in manchen Ländern eine Tür für Schafe aussieht? Eine Schafstür ist nicht zwei Meter hoch, sondern nur so hoch wie ein Schaf. So stoßen Giraffen sich nicht den Kopf an.
Wenn wir zurückkommen an die Tür, die Jesus ist, gelangen wir gut in den Stall – nein, in den Bereich, wo die Schafe sind. Der Stall ist so gebaut, dass man gut hineinkommt, wenn man auf die Knie geht. So schlägt man sich nicht den Kopf an.
Die Tür weiß, was gut ist. Sie ist genau auf Bodenniveau. Es gibt keine Stufe, die man hochsteigen muss, um hineinzukommen. Für die Schafe bedeutet das: Du brauchst nicht besser zu werden.
Genau so, wie wir sind, können wir durch die Tür hineingehen – aber auf die Knie, sonst bringt unser Wissen und Verständnis uns nicht weiter. Wir schlagen uns den Kopf an. Wir brauchen die Knie, um wieder hineinzukommen.
Bei Jesus haben wir wieder Frieden und die nötige innere Kraft, um erneuert aus der Tür hinauszugehen – gestärkt durch seine Gegenwart.
Der Fluss der Gnade als Weg der Heiligung
Hier in Hesekiel 47 fließt unter der Tür ein Fluss weg. Ich möchte sagen, das ist der Fluss der Gnade, der Fluss, der aus dem Heiligtum hinauskommt. Ezekiel muss diesem Fluss folgen, und es ist ein Fluss, der ganz, ganz langsam immer tiefer wird. Hast du das bemerkt? Nach 500 Metern hast du Wasser bis zu den Knöcheln.
500 Meter – welch ein Strand! Das ist besser als das Mittelmeer, 500 Meter. Dann geht es weiter, wieder 500 Meter, und das Wasser reicht bis zu den Knien. Noch einmal 500 Meter, und das Wasser steht bis zur Hüfte. Der Fluss der Gnade ist der Fluss, in dem wir Heiligung in unserem Leben mitleben und mitlernen.
Heiligung ist kein schwerer Weg, der bergauf führt. Es ist ein Weg, der ganz langsam bergab geht. Ich möchte die Gemeinde niemals zum Sinai führen. Dort geht es steil nach oben, man braucht Kraft, es gibt schwierige Stellen, man muss möglichst Bergsteiger sein. Führe die Gemeinde bitte nicht nach Sinai, sondern nach Golgatha. Dort gibt es einen Hügel, den auch der Schwächste erreichen kann.
Die Gemeinde braucht Leiter, die verstanden haben, was Heiligung bedeutet. Heiligung ist ein langsames Heruntergehen von meiner eigenen Natur, bis sie zum Sterben kommt. Es ist ein langsames Abnehmen, kein Sturz. Nach 500 Metern merkst du: Ich dachte, ich könnte ohne Sünde gehen, aber bitte, Herr, reinige meine Knöchel, wasche meinen Gang.
Ich dachte, ich könnte mit der Gemeinde vorwärtsgehen, mit meinen Möglichkeiten und meiner Strategie, aber bitte, Herr, reinige meine Zielsetzung, reinige meinen Gang, hilf mir weiter. Heiligung ist der schönste Weg für Schwache, weil es so langsam bergab geht.
In deinem Dienst kennst du sicher auch das Gebetsleben, wie ich. Das ist die große Schwachstelle. Ich rede nicht gerne über das Gebet, denn eine Stunde predigen ist leichter als zehn Minuten beten. Das ist das Problem. Darum predige ich nicht gern über das Gebet, denn ich habe das Gefühl, während des Predigens fragt mich jemand: Betest du denn schon? Was redest du da? Du kannst doch nicht einmal beten!
Wir alle wissen, weil wir den Heiligen Geist empfangen haben, wie wichtig Gebet ist. Und wir alle kämpfen damit. Jeden Tag haben wir Mühe und Not und brauchen, dass unsere Knie täglich von der Gnade Gottes gewaschen werden. Herr, ich möchte beten, aber bitte, Herr, reinige auch mein Gebetsleben. Reinige mein Gebetsleben so, dass ich in deinen Zielen beten kann, dass ich mit deiner Liebe beten kann.
Manchmal dient das Gebet auch dazu, unseren kritischen, negativen Geist vor den Tempel Gottes zu bringen. Dann meinen wir, wir haben Recht und müssen sagen, dass Gott den anderen zurechtweisen soll. "Jetzt, Herr, sag es ihm mal so richtig, damit er gerade wird, der andere." Aber das Gebet ist nicht dafür da.
Das Gebet ist dazu da, dass ich meine Gemeinschaft mit Gott erneuern kann und ihm meine Lasten bringe. Beten lernt man dort, wo man keine Lösungen mehr hat. Hast du das bemerkt? Dort fängt der Glaube an.
Es gibt Gebete, die nichts mit Glauben zu tun haben, weil wir ja doch selbst weitermachen. Nur wenn wir gut zuhören, sagt uns der Herr: Warum betest du denn? Du machst doch, wie du willst. Am Ende redet er mit mir persönlich. Da kann ich nur zustimmen, oder?
Wir müssen gut zuhören, mit dem Loch im Ohr, was er uns sagen will. Wir hören nicht nur mit dem Ohr, sondern mit dem Loch, weil wir an ihn gebunden sind. Weil er uns daran erinnert, dass die alte Natur ans Kreuz genagelt wird. Dieses Loch erinnert uns daran.
Wir müssen gekreuzigt sein, wir müssen bei ihm hängen. Aber behalte deine Bibel dabei, wenn du betest. Das ist so wichtig. Ich möchte dich ermutigen, die Bibel dabei zu haben. Rede mit Gott durch sein Wort, gib ihm Antwort, wenn du liest.
Ich glaube, nur das Bibellesen zusammen mit dem Gebet bringt uns weiter. Durch den Heiligen Geist erhalten wir das richtige Verständnis von Gottes Wort, damit wir auch die Zusammenhänge erkennen, die Gott uns schenkt. Es ist ein Reden Gottes und eine Antwort.
Ich sage ihm oft, wenn ich Stellen lese: „Du, Heiner, das habe ich jetzt nicht gut verstanden, das ist schwierig. Man hätte es vielleicht einfacher schreiben können. Aber ja, so hast du es geschrieben. Ich möchte es besser verstehen.“ Lebe das, ich möchte dich ermutigen, lebe das in deiner Gebetszeit zusammen mit der Bibel.
Suche ihn, suche ihn immer wieder. Das ist unser Mut.
Reinigung und Erneuerung durch das Wort Gottes
Es gab einmal eine Großmutter, die am Meeresstrand in einer kleinen Hütte wohnte. Sie hatte ein Kleinkind und war immer am Bibellesen – mit einer großen, alten Bibel. Das Kind fragte sie oft: "Großmutter, warum liest du denn die Bibel? Du kannst sie doch bestimmt schon auswendig, oder? Du liest dein ganzes Leben lang nur die Bibel, hast du kein anderes Buch?"
Die Großmutter antwortete: "Nimm mal den Korb draußen vor der Tür, dort, wo ich die Kartoffeln hole, und geh ein wenig Wasser aus dem Meer holen." Das Kind ging mit dem Korb zum Wasser, kam zurück – aber der Korb war leer. "Ich habe dir doch gesagt, du musst Wasser holen. Versuch es noch einmal."
Wieder ging das Kind los, doch der Korb war erneut leer. Ein drittes Mal versuchte es das Kind, aber wieder kein Wasser darin. Die Großmutter erkannte jedoch, dass der Korb jetzt sauber war.
"So ist es auch mit meinem Herzen", sagte sie. "Mein Herz ist immer wieder dreckig von der Sünde. Wenn ich lese, behalte ich nicht viel, aber der Heilige Geist reinigt mein Herz."
Das ist auch bei uns so: Wenn wir beim Wort Gottes bleiben, geschieht eine Reinigung in unserem Denken, in unserer Sicht und Orientierung. Da finden Reinigungen statt, und es kommen reine Gedanken, auch Ideen für den Gemeindebau. Solche Ideen entstehen, wenn du in Gemeinschaft mit Gott bleibst.
Dann ging die Großmutter noch 500 Meter weiter ins Wasser, und es kam bis an ihre Hüften. In der Bibel sind Hüften und Nieren der Sitz der Kraft und der Motive. Es gibt verschiedene Texte dazu, die ich jetzt nicht alle durchgehen will, das würde zu lange dauern.
Du bist sicher einverstanden, dass wir dem Herrn für seine Ehre dienen. Doch wenn wir in der Heiligung weitergehen, habe ich manchmal gemerkt: Ich diene dem Herrn für seine Ehre, aber oft auch mir selbst. Wenn wir tiefer in der Heiligung voranschreiten, kommt das Wasser der Gnade und reinigt uns an den tiefsten Motiven unseres Lebens.
Ich bin dem Heiligen Geist so dankbar, dass er mir Sünden gezeigt hat, die ich früher nicht gesehen habe – auch in letzter Zeit. Dinge, die er mir nicht gezeigt hat, als ich neunzehn Jahre alt war und mich bekehrt habe. Ich wäre damals gestorben, wenn ich sie gekannt hätte.
Nach meiner Bekehrung verstand ich endlich durch den Heiligen Geist, dass man mit Menschen reden kann, ohne sie zu schlagen. Das war ein erster Schritt, denn wegen Schlägen war ich im Gefängnis – das war wirklich schlimm, aber so war es eben. Der Heilige Geist gab mir zuerst zu verstehen, dass man auch reden kann.
Jetzt zeigt mir der Heilige Geist immer wieder meine tiefen Motive. Manchmal kommen Dinge hoch, die du auch kennst. Du sagst: "Ich liebe Ursula", doch eigentlich solltest du sagen: "Ich liebe mich." Hast du das schon einmal innerlich gehört? Vielleicht nicht, weil du ehrlich liebst. Aber ich liebe sie manchmal auch für mich selbst.
Und Gott ist so treu. Ich finde kaum Worte dafür, es gibt keinen Gott, der so liebt wie er. Mit so viel Liebe blendet der Heilige Geist hinein und zeigt an meinen Hüften, an meinen Nieren, in den Motiven meines Lebens, in der Kraft meines Lebens: "Schau mal, Danny, da möchte ich noch etwas verändern. Ich bin nicht hier, um dich anzuklagen, sondern um das Wasser durchfließen zu lassen, damit dieser Ort in deinem Leben rein wird."
Das ist dein Herr, mein Herr – so ist er. Er führt dich auch im Dienst weiter. Wenn wir an die Hüften denken, denken wir auch sofort an Jakob, der mit dem Herrn kämpfte und sagte: "Ich lasse dich nicht gehen, bevor du mich segnest."
Es ist schön, wenn du weißt, was deine Motive sind und wenn sie gereinigt werden. Dann kannst du sagen: "Ich bin bereit zum Kampf, aber ich lasse dich nicht los ohne deinen Segen, Herr. Ohne deinen Segen will ich nicht im Dienst bleiben, ohne deine Gegenwart kann ich nicht leben. Ich kann es mir nicht vorstellen."
Dann ging die Großmutter noch einmal 500 Meter weiter ins Wasser, und was geschah? Sie begann zu schwimmen.
Heiligung und Wachstum bedeuten, dass die alte Natur den Halt verliert. Alles, was du sicher wusstest, alles, worauf dein Leben als menschliche Sicherheit aufgebaut war, wird Gott nach und nach wegnehmen. Bis wir in der Haltung des Paulus sind, der alles als Schatten und Atem betrachtet.
Paulus brauchte seine Kenntnisse, das war wichtig. Gott hat alles, was er gelernt hat, später in seinem Dienst gebraucht – sogar als Pharisäer und Zeltmacher. Nichts aus seiner Schulung war unnütz. Aber nichts davon war mehr da, um darauf zu stehen und zu sagen: "Das bin ich." Es war nur noch Wasser.
Er verlor den Halt, die alte Natur verlor den Halt, und er begann zu schwimmen – wie Hesekiel. Das will Gott auch für uns: Dass alles, worauf wir uns menschlich stützen, auch im Gemeindebau, wegfallen kann.
Du kannst von Gott gebraucht werden, eine Gemeinde aufzubauen, und sie wächst über Jahre. Doch eines Tages kann alles zusammenbrechen – an einem einzigen Tag.
Ich habe manchmal zum Herrn gesagt: "Es ist gut, dass Paulus nicht 250 Jahre gelebt hat. Er hätte Enttäuschungen erlebt, denn 150 Jahre später findet man von vielen Gemeinden, die er gegründet hat, keine Spur mehr."
Dann hätte er sagen können: "Was, so ein Einsatz für nichts? Lohnt es sich wirklich?" Wir haben nichts in der Hand, nichts.
Es ist nicht so, dass ein Diener automatisch gut ist, nur weil eine Gemeinde existiert. Die Gemeinde gehört Gott. Du kannst dieselbe Arbeit tun, Gemeindebau leisten, und alles kann auseinanderfallen.
Wichtig ist, dass du weißt und ich auch, dass wir unsere Motive kennen. Dass die Gnade zu unseren Hüften kommt und wir bereit sind zu sagen: "Herr, ich will weitergehen im Fluss der Gnade. Ich möchte lernen, bei dir zu schwimmen."
Dass deine Reinigung, dein Wasser mich trägt und nicht mein Wissen, meine Erfahrung, meine Jahre oder meine Bibelkenntnis. Das trägt mich nicht. Morgen oder heute kann Gott einen Unfall zulassen, und ich habe nichts mehr davon.
Wenn heute mein Wissen die Grundlage ist, auf der ich stehe, bin ich bald ohne Wurzeln und ohne Halt. Wenn ich aber weiß, dass Gott darübersteht und die Gnade mich hält, dass er nie die Kontrolle über mein Leben verliert, dann bleibt immer Gott.
Immer bleibt Gott und seine Treue.
Ich muss aufhören. Die erste Stunde ist schon vorbei, aber gebt mir noch drei Minuten. Niemand sagt etwas, alle schlafen. Es ist gut, ich kann weitermachen.
Die Fruchtbarkeit des Lebens am Fluss der Gnade
Im Text Hesekiel 47 kommt Hesekiel zurück an den Strand. Er muss zurück an den Strand und schaut sich den Fluss an, den Gott ihm gezeigt hat. Entlang des Flusses wachsen überall Bäume, und überall, wo dieses Wasser hinkommt, gibt es Leben. Nicht überall, wo Hesekiel hinging, gab es Leben, aber überall dort, wo das Wasser hinkam, war Leben.
Die Bäume tragen jeden Monat Früchte, also nicht nur einmal im Jahr, sondern jeden Monat. Das ist etwas Besonderes.
Das Wunderbare ist auch, dass dort, wo das Wasser in den verschiedenen Lachen und Tümpeln steht – ich kenne solche Gemeinden, ohne zu richten –, man das Gefühl hat, hier ist das Wasser stehen geblieben. Dort gibt es so viel Salz. Wir sind ja Salzterrierte, aber zu viel Salz ist nicht mehr brauchbar, es verbrennt alles. Siehe das Tote Meer: Dort, wo zu viel Salz ist, gibt es kein Leben mehr. Die Lebewesen können dort nicht mehr leben, weil das Salz alles verbrennt.
Wer den Unterschied zwischen dem See Genezareth und dem Toten Meer kennt, zum Beispiel durch Ralf Schallis, der weiß: Der See Genezareth hat Wasserein- und -ausgang, deshalb gibt es dort Leben. Das Tote Meer hingegen hat nur Wassereingang, deshalb ist es das Tote Meer.
Eine Gemeinde, die nur empfängt, wird zu einem Tümpel. Eine Gemeinde, die empfängt und weitergibt, behält das Leben. Das gilt auch für unser Leben. Wir als Diener haben die Gefahr, dass wir zu einem Tümpel werden, weil wir immer geben, aber nicht mehr merken, dass es nur noch Sumpf ist und kein Wasser mehr da ist.
Wir sind in der Gefahr, dass wir durch das viele Geben immer weniger Wasser und immer mehr Salz in uns haben. Denn es kommt kein frisches Wasser mehr von der Gnade, von der Quelle, in unser persönliches Leben. Doch dann kommt der Fluss der Gnade in diese Tümpel und Lachen hinein, und alles wird wieder lebendig.
Das ist ein Wunder, ein Wunder Gottes: Wasser kann in ein Sumpfgebiet hineinkommen, und alles lebt wieder auf. Alles kommt wieder ins Gleichgewicht – das ist das Wirken der Gnade in unserem Leben. Bei diesem Wasser werden die Früchte zur Nahrung dienen und die Blätter zu Heilszwecken.
Es ist wunderbar, wenn wir gemeinsam an diesem Wasser sind. Ich möchte Mut machen, dass wir uns in diesem Wasser nicht verlieren. Beim Zurückgehen in deinen Dienst lass dich vom Heiligen Geist zurückleiten an die Tür. Ich weiß nicht, an welche Tür er dich leitet, ganz gewiss aber zu ihm, zu Jesus zuerst.
Vielleicht führt er dich dann an eine andere Tür, an die Tür, wo du mit den Ältesten bist, vielleicht an den Türpfosten von 2. Mose 21. Dort wird dir vielleicht erneut gesagt: „Hast du mich lieb?“ Du weißt ja, dass das die Hauptfrage am Ende der dreijährigen Bibelschule mit Jesus ist.
Das Haupt-Examen, die drei höchsten Fragen, die es gibt, hat Jesus am Ende der Bibelschule Petrus gestellt: „Hast du mich lieb?“ Das war das Abschluss-Examen der Bibelschule. Da wurde Petrus fast zum Doktor.
Die erste Frage war: „Hast du mich lieb?“ Die zweite Frage ist viel schwieriger zu beantworten. Mehr als bei der ersten habe ich Angst, bei der zweiten zu versagen. Manchmal würde ich bei der zweiten Frage mein Examen nicht bestehen. Mehr als bei der Kritik am Bruder, scheinbar sogar mehr als bei dem, den du kritisiert hast. Für mich ist die zweite Frage: „Liebst du mich mehr als Herr?“ Du weißt es ja, Petrus ist nicht gefallen. Ich hätte, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, ihm die Hand geschüttelt und gesagt: „Mensch, dass du da nicht gefallen bist mit deinem Temperament – super!“
Nach der dritten Frage, der sogenannten Triletrus, wollte Jesus wissen, wie es dem anderen Apostel geht. Doch Petrus musste ihm sagen: „Das ist egal, folge du mir nach! Kümmere dich nicht darum.“
Jetzt heißt es: „Folge mir nach!“ Du hast das Examen bestanden, jetzt geht es weiter. Jetzt folge mir nach! Ich fange schon an zu philosophieren, was mit den anderen ist, aber jetzt gehe mal hopp, komm mit!
Im Dienst lernen wir, dass unsere Blickrichtung auf ihn gerichtet sein muss. Die Hauptfrage wird immer wieder vor ihm, vor der Tür, beantwortet: „Hast du mich lieb?“ Jesus antwortet: „Ja, mehr als die anderen, Herr, du kennst mich ja.“
„Hast du mich lieb? Dann kümmere dich um die Schafe, nimm die Scham um meine Schafe, weide sie jetzt!“ Ja, aber der andere Apostel da, lass ihn doch. Was wird mit ihm? Das ist doch kein Problem, oder? Folge mir nach, liebe mich, und geh jetzt zu den Schafen, hilf ihnen.
So weit. Ich mache eine Pause – oder wir machen eine Pause. Danke für das Zuhören.