Einführung: Die Bedeutung guter Werke im christlichen Leben
Gute Werke in der heutigen Predigt – gute Werke. Welche Rolle sollten gute Werke im Leben eines Christen eigentlich spielen? Manche halten gute Werke für die zwingende Voraussetzung dafür, dass wir mit Gott versöhnt leben können. Andere lehnen das ab und meinen, gute Werke seien eher optional. Unsere Erlösung, unsere Rettung, unsere Verbindung mit Gott beruht doch allein auf seiner freien Gnade.
Wieder andere finden solche theologischen Diskussionen gar nicht hilfreich. Sie betonen, dass wir das eigentlich gar nicht brauchen – diese ganzen Diskussionen, diese theologische Auseinandersetzungen. Wir sollten einfach handeln. Das macht doch das christliche Leben aus.
Dann gibt es noch andere, die viel darüber reden, aber nichts tun. Wie sollten wir Christen also über gute Werke denken? Welche Rolle spielen gute Werke im Hinblick auf unsere Annahme bei Gott? In welchem Verhältnis stehen die guten Werke zur Lehre in der Gemeinde? Was konkret sollten wir denn tun?
Um genau diese Fragen geht es in dem heutigen Predigttext, der das Ende des Briefs bildet, den der Apostel Paulus an seinen treuen Weggefährten Titus geschrieben hat. Es sind die letzten sieben Verse, die wir gerade gehört haben.
Bevor ich uns jetzt diese letzten Verse vorlese, möchte ich noch einmal ganz kurz durch diesen Text, durch diesen Brief hindurchgehen und zeigen, dass gute Werke eigentlich ein ganz großes Thema sind, das sich durch den ganzen Brief zieht. Vielleicht ist es Ihnen beim Hören der Abschnitte der ersten zweieinhalb Kapitel schon aufgefallen.
Die Rolle guter Werke im Titusbrief
Eigentlich kommt das Gleiche schon am Anfang vor. In der Luther-Übersetzung wird es nicht ganz so deutlich, wenn Paulus dort beschreibt, was seinen Dienst als Apostel ausmacht – was im Prinzip auch der Auftrag für Titus ist.
Er erwähnt dort drei Dinge: Erstens, dass die erwähnten Menschen zum Glauben kommen. Zweitens – das klingt ein bisschen seltsam – geht es darum, dass sie in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen. Eigentlich ist hier aber die tätige Erkenntnis der Wahrheit gemeint. In anderen Übersetzungen heißt es auch: eine Erkenntnis, die zur Frömmigkeit führt. Also sind hier schon gute Werke gemeint.
Das heißt: Zuerst zum Glauben kommen, dann in der Erkenntnis wachsen und tätig werden. Drittens hat das Ganze das Ziel, eines Tages das ewige Leben zu haben – jetzt schon, aber eines Tages in der herrlichen Gegenwart Gottes. So fängt Paulus an.
Dann erklärt er: Deshalb habe ich dich, Titus, auf Kreta zurückgelassen. Das Wichtigste, was du tun sollst, ist, Älteste einzusetzen. Diese Ältesten sollen untadelig sein. Das sollen sie unter anderem durch das zeigen, was sie tun – durch ihre Werke.
Gott will die Ältesten gebrauchen, um die Gemeinde zu lehren, aber auch, um diejenigen zurechtzuweisen, die der guten Lehre widersprechen. Denn auf Kreta gibt es viele Verführer und Schwätzer. Man erkennt sie daran, dass sie Gott mit ihren Werken verleugnen, wie es dort heißt, und zu allem guten Werk untüchtig sind. Das soll bekämpft und dagegen vorgegangen werden.
In Kapitel 2 sagt Paulus dann positiv zu Titus: Du sollst verschiedene Gruppen in der Gemeinde lehren, wie sie leben sollen. Auch hier geht es wieder stark um die Werke. In Vers 7 spricht Paulus Titus ganz persönlich an und sagt: „Dich selbst aber mache zum Vorbild guter Werke.“
Dann spricht er auch noch die Sklaven an, die sich in allem als gut und treu erweisen sollen. Sie sollen treu ihre Werke tun und so ihren Herren Zeugnis geben von ihrem Glauben. Kapitel 2 endet mit einer Verkündigung des Evangeliums und dem Aufruf, dass wir Christen, die wir durch das gnädige Werk Gottes zu seinem Eigentumsvolk gemacht wurden, eifrig seien zu guten Werken.
In Kapitel 3 erklärt Paulus Titus, dass er die Gläubigen auf Kreta daran erinnern soll, der Gewalt und den Obrigkeiten untertan und gehorsam zu sein sowie zu allem guten Werk bereit.
Ich glaube, man kann feststellen: Der Titusbrief hat ganz viel mit guten Werken zu tun. Das kommt zum Abschluss noch einmal besonders in den Vordergrund. Deshalb möchte ich uns jetzt diese Verse 8 bis 15 vorlesen.
Es ist immer interessant, einen Briefanfang und einen Briefschluss zu lesen, weil das meist der Schlüssel zum Verständnis ist. Wenn etwas im Briefanfang oder -schluss besonders betont wird, hat das wahrscheinlich eine Bedeutung für den ganzen Brief. Hier kommen wir also zum Briefschluss.
Das Verhältnis von Glauben und guten Werken
Das ist gewisslich wahr, und ich will, dass du dies mit Ernst lehrst, damit alle, die zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich mit guten Werken hervorzutun. Das ist gut und nützt den Menschen.
Von törichten Fragen, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern, denn sie sind unnütz und nichtig. Einen ketzerischen Menschen meide, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist, und wisse, dass ein solcher ganz verkehrt ist, sündigt und sich selbst damit das Urteil spricht.
Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so komm eilends zu mir nach Nikopolis; denn ich habe beschlossen, dort den Winter über zu bleiben. Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos rüste gut aus zur Reise, damit ihnen nichts fehlt. Lass aber auch die unseren lernen, sich hervorzutun mit guten Werken, wo sie nötig sind, damit sie kein fruchtloses Leben führen.
Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße alle, die uns lieben im Glauben. Die Gnade sei mit euch allen.
Wir wollen diesen Text anhand von drei Fragen durchdenken. Diese Fragen habe ich bereits aufgeworfen:
Erstens: Wie ist das Verhältnis von guten Werken und Glauben, von Rettung und Annahme bei Gott?
Zweitens: Wie verhält es sich mit guten Werken und der Lehre in der Gemeinde?
Drittens: Wie sieht es ganz praktisch mit den guten Werken aus?
Wir werden das tun, indem wir einfach durch den Text gehen. Vers 8 zeigt uns die Antwort auf die erste Frage: Wie ist das Verhältnis von guten Werken zur Erlösung, die Jesus Christus bewirkt hat? Ich lese noch einmal Vers 8:
„Das ist gewisslich wahr, und ich will, dass du dies mit Ernst lehrst, damit alle, die zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich mit guten Werken hervorzutun.“
Diese gewisse Wahrheit, die Titus mit großer Ernsthaftigkeit lehren soll, ist offensichtlich das, was er zuvor gesagt und beschrieben hat, in den Versen unmittelbar vor Vers 8. Das ist die große Wende im Leben von Menschen, die zum Glauben gekommen sind.
In Kapitel 3, Vers 3 macht Paulus deutlich, dass alle Menschen diese Wende nötig haben. Dort heißt es: Wir waren früher unverständlich, ungehorsam, gingen in die Irre, waren verloren, voller Bosheit, Neid und Hass. Das war der Zustand, den Paulus selbst erlebt hatte. Das traf auf Titus zu, auf die Menschen in der Gemeinde auf Kreta und auf jeden von uns.
Unser Naturzustand ist, dass wir unverständlich sind, ungehorsam und in die Irre gehen. Deshalb bedarf es des Eingreifens Gottes. Paulus betont, wie Gott das getan hat, in seiner großen Liebe, in den Versen 4 bis 7. Ich möchte uns nur die Verse 4 und 5 lesen.
Robin hat letzte Woche wunderbar ausgelegt, und wer die Predigt nicht gehört hat, kann sie sich gerne noch einmal anhören. Es ist hilfreich, darüber nachzudenken, was Gott für uns getan hat.
Da heißt es: „Als aber das Wort ‚aber‘ ist immer ein herrliches Wort in der Bibel, oder fast immer, als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands. Er machte uns selig oder rettete uns, nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist.“
Ich lese einfach noch weiter, weil es so schön ist: „Denn den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland, damit wir durch dessen Gnade gerecht geworden Erben des ewigen Lebens würden nach unserer Hoffnung.“
Das ist gewisslich wahr. Was Paulus hier beschreibt, ist die Basis unseres Lebens, unseres neuen Lebens, zu dem wir wiedergeboren wurden. Das ist die Grundlage eines Lebens als Christ. Es beschreibt die große Wende: Gott hat eingegriffen.
Die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes ist erschienen, als Jesus Christus in diese Welt kam. Sie erschien, als Jesus Christus Mensch wurde und die Freundlichkeit Gottes vorlebte, die Menschenliebe sichtbar machte in seinem persönlichen Leben, so wie er mit uns Menschen lebte – voller Liebe und voller guter Werke.
Sie wurde noch sichtbarer, als er das tat, was notwendig war, damit wir selig sein können, wie es hier bei Luther heißt, damit wir gerettet und versöhnt sein können mit Gott. Denn wir hatten ein Problem: Aufgrund unseres Irrtums und unseres Abwendens von Gott waren wir unter seinem gerechten Zorn.
Aber dann kam Gott selbst in Jesus Christus. Die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes ist erschienen. Jesus Christus ging den Weg, den wir verdient hätten – den Weg ans Kreuz. Er starb den Tod, den du und ich verdient hatten. Er gab sein Leben als Lösegeld für viele.
Jeder, der das erkennen darf, jeder, der Jesus Christus im Glauben als seinen Retter und Herrn anerkennt, darf wissen, dass seine Schuld, all das Böse in seinem Leben, all das, wofür Gottes gerechte Strafe gestanden hätte, von Jesus schon bezahlt wurde. Er hat die Schuld am Kreuz von Golgatha bezahlt.
Wir sind befreit von aller Schuld, gerettet vor dem Gericht Gottes, hineingeliebt in sein Volk, versöhnt auf alle Zeit. Wir haben ein Erbe bekommen, von dem wir hier lesen: ein Erbe, das in der Ewigkeit sichtbar wird. Wir werden Miterben mit Christus sein und in einer heilen Welt leben – für alle Ewigkeit, ohne Leid und Tränen.
Das ist die sichere Zukunft aller, die diese große Wende erlebt haben. Paulus sagt: Das ist gewisslich wahr, und das soll mit allem Ernst gelehrt werden. Das ist die Botschaft schlechthin, die ich in jeder Predigt verkünde, weil sie so wichtig und fundamental für unser Leben ist.
Wenn ich heute über gute Werke rede, dann immer nur auf dieser Grundlage. Unsere guten Werke können uns niemals das verdienen, was Gott uns schenkt. Nicht um der Werke willen, die wir getan haben, heißt es hier.
Nein, das Werk Gottes in Jesus Christus ist das gute Werk, das uns befreit hat – befreit zu einem neuen Leben, das uns ein neues Leben gegeben hat. Dieses neue Leben leben wir nun, erfüllt mit dem Heiligen Geist, sodass durch uns die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes auch für andere sichtbar wird.
So kam Gott in das Leben der meisten von uns. Menschen, die selbst diese große Wende erlebt hatten, gaben Zeugnis davon und sagten weiter: Diese gute Botschaft der Rettung allein aus Gnade, allein durch den Glauben an Jesus Christus.
Wir haben diese Botschaft oft gerade deshalb geglaubt, weil wir nicht nur die Worte gehört, sondern auch gesehen haben, dass diese Botschaft wirklich Leben verändert.
Vielleicht denkst du kurz zurück: Wie bist du zum Glauben gekommen? Wer hat dir diese Botschaft gebracht? Warum war sie für dich glaubwürdig? Klar, weil Gott dir diese Erkenntnis geschenkt hat, weil er den Glauben in deinem Herzen gewirkt hat. Aber auch, weil diese Botschaft uns oft vorgelebt wurde.
So soll uns diese große Lebenswende dazu führen, dass wir nun unseren Glauben den Menschen durch gute Werke vorleben.
Vers 8 endet mit den Worten: „Das ist gut und nützt den Menschen.“ Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe zeigt sich darin, dass wir, die wir zu Jesus Christus gekommen sind, nicht nur von ihm reden, sondern auch seine Werke tun.
Das ist gut – gut für die Menschen, gut für die Gemeinde. Es nützt der Gemeinde, weil wir uns mit den von Gott gegebenen Fähigkeiten einbringen, um einander zu ergänzen, zu ermutigen, zu erbauen und zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird.
Es ist gut und nützlich, wenn unser Glaube nicht rein intellektuell ist. Ein Glaube, der nicht tätig wird, ist kein echter Glaube.
Ich bin dankbar, dass sich so viele mit ihren Gaben einbringen. Nur so können wir miteinander funktionieren.
Aber es ist nicht nur gut für die Gemeinde, sondern vor allem auch für die Ungläubigen, die sehen, dass wir anders leben. Wir geben Zeugnis nicht nur dadurch, dass wir ihnen vielleicht ein Traktat geben – das ist eine gute Sache und sollten wir tun – oder ihnen das Evangelium weitersagen.
Wenn unsere Nachbarn in unserem Leben nichts sehen, was attraktiv oder anders ist, wenn wir von der großen Liebe Gottes reden, sie aber überhaupt nicht mit Liebe behandeln, dann ist unsere Botschaft nichtig.
Wenn wir diese guten Werke tun, die Botschaft bringen und vorleben, wenn wir hilfreich sind und gute Werke tun, dann empfiehlt das unsere Botschaft. Das ist gut und nützlich für die Menschen um uns herum. So können sie etwas von der Liebe und Fürsorge Gottes erfahren.
Letztlich ist es natürlich auch gut und nützlich für uns selbst. Ganz egoistisch gedacht: Ich hoffe, niemand braucht so eine Motivation, aber wenn ich daran denke, dass sich Engagement irgendwo lohnt und ich dafür belohnt werde, dann bin ich eher bereit, etwas zu tun.
Gott hat gesagt, wir sollen Schätze im Himmel sammeln. Diese werden nicht gestohlen oder verrotten. Wenn du in anderen Dingen keine Motivation findest, dann wenigstens darin: Sammle Schätze im Himmel. Das lohnt sich, denn diese Schätze kannst du deine ganze Ewigkeit lang gebrauchen.
Alles hier auf Erden, das bisschen Geld, das man verdienen kann, ist bestenfalls für 80 oder 90 Jahre gut. Das braucht man nicht so dringend wie das, was für die Ewigkeit gilt.
Das ist der erste Punkt: Die Rettung ist die Grundlage für die guten Werke, nicht andersherum. Die guten Werke sind die logische Konsequenz unseres Glaubens an Gott, der uns verändert hat und der uns ein ewiges Leben versprochen hat, der uns in seine Nachfolge hineingerufen hat.
Gute Werke sind die logische Konsequenz des Glaubens. Möge das in unserer Gemeinde, im Leben eines jeden von uns so deutlich und sichtbar werden, dass die Menschen uns an unseren guten Werken erkennen und dann unseren Vater im Himmel preisen.
In den Versen 9 bis 11 lesen wir von Dingen, die im Gegensatz zu den guten Werken unnütz und nichtig sind. Ich lese die Verse 9 bis 11:
„Von törichten Fragen aber, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern, denn sie sind unnütz und nichtig. Einen ketzerischen Menschen meide, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist, und wisse, dass ein solcher ganz verkehrt ist, sündigt und sich selbst damit das Urteil spricht.“
Hier werfen wir die Frage auf: In welchem Verhältnis stehen eigentlich gute Werke und Lehre? Sagt Paulus hier nicht, dass wir nicht so viel über Glaubensfragen reden sollen, sondern etwas tun sollen? Sagt er nicht, diese ganzen theologischen Diskussionen seien unnütz? „Just do something“, oder wie es in der Werbung heißt: Einfach etwas tun.
Das ist eine Frage, über die man nachdenken sollte. Ich gebe nicht gleich die Antwort. Paulus ermahnt, sich nicht törichten Fragen auszusetzen. Aber natürlich meint er nicht, dass wir gute Werke gegen die Lehre ausspielen sollen.
Es geht ihm nicht darum, dass nicht gelehrt werden soll oder keine theologischen Diskussionen stattfinden sollen. Diese sollen sein. Wenn wir den Brief lesen, steht neben den guten Werken noch eine Sache im Zentrum: Lehre!
„Lehre sie, lehre die Gruppe, sag dieser Gruppe, erkläre sie, erinnere sie daran, lehre sie.“ Die Lehre ist wichtig.
Das Problem ist nicht, dass gelehrt wird, sondern was gelehrt wird. Was die Leute hier lehren, ist das Problem. Denn das ist unnütz, törichte Fragen, nichts Vernünftiges, nichts, über das es sich nachzudenken lohnt, und wozu die Bibel wirklich Antworten gibt.
Es sind törichte Fragen, und die Konsequenz sind Zank und Streit. Die Leute, die Paulus hier anspricht, sind die gleichen, von denen schon in Kapitel 1 die Rede ist.
Dort heißt es in Vers 10 und 11: Es gibt viele freche und unnütze Schwätzer und Verführer, besonders aus den Juden. Das war auf Kreta das Problem.
Man muss ihnen das Maul stopfen, weil sie ganze Häuser verwirren und lehren, was nicht sein darf. Sie lehren Dinge, die nicht sein dürfen. Das sind Verführer, die jüdische Fabeln und Gebote von Menschen lehren.
Das sind die törichten Fragen, die Dinge von Geschlechtsregistern, die zu Zank und Streit über das Gesetz führen.
Ich glaube, wir kennen solche Leute. Als Pastor habe ich das Privileg, jeden Sonntag nach dem Gottesdienst an der Tür zu stehen. Ich würde sagen, 80 Prozent von euch schütteln mir die Hand und wünschen mir einen schönen Tag.
Zehn Prozent sagen etwas zur Predigt, die meisten bedanken sich. Dann gibt es ein paar, die mir am liebsten sind – die geben mir echtes Feedback, sagen: „Das war besonders hilfreich“ oder „Kannst du mir das nochmal erklären?“
Der Allerliebste ist der, der sagt: „Kannst du mir das Evangelium nochmal erklären?“
Aber es gibt auch die, die gefangen sind in Diskussionen und Fragen, und bei manchen weiß man schon, was jetzt kommt. Zum Beispiel: „Warum hast du aus der Luther 84 gepredigt? Was hältst du vom Textus receptus?“
Da weiß ich schon, dass ich eigentlich verloren habe. Egal, was ich sage, es gibt Streit.
Solche Diskussionen können Ärger bringen. Um solche Sachen geht es.
Wenn du eine besondere Vorliebe für einen Grundtext hast, sprich das mit deinem Nachbarn in Liebe durch. Ich habe da keine Aktien in der Diskussion. Ich will nicht sagen, dass sie völlig unwichtig ist, aber ihr versteht das Prinzip.
Es gibt Leute, die wollen nicht wirklich etwas verstehen. Ihnen geht es nicht um Erkenntnis, nicht darum, in der Nachfolge zu wachsen, den Herrn besser bezeugen oder ihn mehr lieben zu können.
Ihnen geht es nur darum, Recht zu haben, sie haben eine persönliche Motivation.
Paulus gibt hier ein Beispiel, worum es solchen Leuten manchmal geht. In Kapitel 1, Vers 11 heißt es, ihnen geht es um schändlichen Gewinn, sie wollen Recht haben.
Dort steht auch, dass man sie scharf zurechtweisen soll, damit sie gesund werden im Glauben. Die Ermahnung kam also schon: scharfe Zurechtweisung ist der richtige Umgang.
Nicht diskutieren, du kannst nicht gewinnen, sondern scharfe Zurechtweisung.
Hier heißt es sogar, dass man sie zweimal ermahnen soll. Wenn das nicht fruchtet, distanziere dich von ihnen. Meide einen ketzerischen Menschen, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist.
Es hat keinen Sinn, zieh dich zurück.
Paulus betont, dass gute Lehre in der Gemeinde viel Raum haben muss und nicht durcheinandergebracht werden darf durch Verführer, die Dinge lehren, die nicht sein dürfen.
Falsche Lehre darf keinen Raum haben, denn sie ist zerstörerisch. Deshalb soll man solche Leute meiden.
Das Ziel ist, dass sie gesund werden im Glauben, erkennen, dass sie auf dem falschen Weg sind und zurückgewonnen werden.
Es geht auch um die Gemeinde: Gute Lehre bringt Frucht, falsche Lehre schadet.
Falsche Lehre führt zu Zank, Streit und Spaltung. Dagegen soll man vorgehen.
Das sehen wir nicht nur hier, sondern in der ganzen Bibel.
Gute Lehre bringt Frucht. Wo die Lehre klar ist und biblische Lehre viel Raum bekommt, geschehen gute Werke, entsteht Frucht.
In der Apostelgeschichte sehen wir das gleich nach der Pfingstpredigt des Petrus: Viele kommen zum Glauben.
Es heißt, sie trafen sich täglich unter dem Wort Gottes. Einige Verse später: „Alle, die gläubig geworden waren, waren beieinander, hatten alle Dinge gemeinsam, verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem, wer es nötig hatte.“
Der Glaube an Gott und die gute Lehre von Gott verändern Menschen, sodass sie gute Werke tun.
Das sehen wir im Fortgang der Apostelgeschichte immer wieder. Christen fallen durch ihre guten Werke auf.
Auch in der Kirchengeschichte ist das so. Viele große Lehrer waren Menschen der Tat.
Ich möchte nur ein Beispiel geben: Charles Haddon Spurgeon, der „Prinz der Prediger“.
Wahrscheinlich ist keiner aus den letzten Jahrhunderten bekannter als guter biblischer Lehrer als Spurgeon.
Er war ein englischer Prediger, durch den Tausende zum Glauben kamen, der Generationen prägte und großen Einfluss auf den deutschen Baptismus und die Freie evangelische Gemeinde hatte.
Spurgeon predigte ständig, aber er setzte sich auch für die Nöte der Stadt ein.
Er lebte in London und sorgte dafür, dass viele Armenhäuser, Waisenhäuser und Schulen gegründet wurden, weil er das Elend der Kinder sah.
Die gute Lehre Gottes, die ihn so erfüllte und aus ihm heraus sprudelte, veränderte ihn, sodass er ein Mann der Tat war, nicht nur des Redens.
Irrlehrer bringen keine Frucht, sie bringen Spaltung in der Gemeinde, schaden dem Zeugnis nach außen und sich selbst, denn sie werden gerichtet, wie Paulus am Ende von Vers 11 deutlich macht.
Das ist also der zweite Punkt dieser Predigt, die letzte scharfe Ermahnung in diesem Brief, der einige scharfe Ermahnungen enthält.
Nun kommen wir zum wirklichen Briefschluss in den Versen 12 bis 15.
Er beginnt mit zwei konkreten Aufträgen an Titus, die Paulus ihm gibt. Diese klingen für uns vielleicht nicht ganz so praktisch.
Vers 12: „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so komm eilends zu mir nach Nikopolis, denn ich habe beschlossen, dort den Winter über zu bleiben.“
Paulus hatte Titus auf Kreta zurückgelassen, weil dort noch Wichtiges geschehen musste: Älteste einsetzen, die Gemeinde lehren.
Aber Paulus hatte offensichtlich noch mehr mit Titus vor.
Das war keine Entsendung für den Rest seines Lebens, sondern ein kurzer Auftrag, bei dem Titus mit apostolischer Autorität in der Gemeinde Dinge ordnen sollte.
Dann sollte er weiterziehen.
Paulus wollte sogar jemanden senden, der die Arbeit dort weiter begleiten konnte.
Wenn also Artemas oder Tychikus kommen, sollte Titus zu Paulus kommen.
Paulus hatte ein besonderes Anliegen. Er verbringt seinen Winter in Nikopolis und möchte Titus bei sich haben. Vielleicht hat er weitere Aufgaben für ihn.
Titus war nicht nur ein guter Lehrer für die Gemeinde Kreta, sondern auch ein treuer Diener des Herrn und ein treuer Weggefährte des Apostels.
So machte er sich sicherlich auf den Weg zu Paulus.
Doch vorher hatte Titus noch einen Auftrag: Nicht nur zu Paulus kommen, sondern auch praktische Hilfe leisten.
Vers 13: „Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos rüste gut aus zur Reise, damit ihnen nichts fehlt.“
Diese beiden Männer waren wahrscheinlich diejenigen, die den Brief überbrachten.
Damals konnte man Briefe nicht einfach per E-Mail schicken. Typischerweise wurden Briefe mit Leuten mitgeschickt.
Es ist sehr gut vorstellbar, dass Zenas und Apollos durch Kreta reisten und den Brief mitnahmen.
Titus bekam den konkreten Auftrag, sie für ihre Reise auszustatten und ihnen praktische Hilfe zu leisten.
So sollte Titus das tun, wozu Paulus ihn schon in Kapitel 2, Vers 7 aufgerufen hatte: „Dich selbst aber mache zum Vorbild guter Werke.“
Titus ist nicht nur Lehrer, sondern hat auch eine Vorbildfunktion und soll tätig werden.
Bevor er Paulus weiter dient, soll er diesen beiden Durchreisenden praktische Hilfe leisten.
Vers 15, der abschließende Vers, macht deutlich, dass dies nicht nur eine praktische Anweisung von einem Mann zum anderen war.
Man könnte sagen: Was hat das mit uns zu tun? Paulus schreibt seinem Freund Titus, und uns geht das nichts an.
Aber es geht offensichtlich andere etwas an.
Dieser Auftrag steht direkt bevor, bevor Paulus sagt: „Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße alle, die uns lieben im Glauben. Die Gnade sei mit euch allen.“
Scheinbar ist da eine breitere Zuhörerschaft, die mitliest oder mithört.
Es ist gut, wenn wir auch mithören.
Titus hat konkrete Aufträge von Paulus bekommen: Zenas und Apollos versorgen, zu Paulus kommen.
Was hat das mit dir zu tun?
Die Reise zu Paulus nach Nikopolis können wir uns heute sparen. Zenas und Apollos sind heute nicht hier.
Was hat das konkret mit dir zu tun?
Wie so oft in der Bibel illustriert eine konkrete Anweisung ein biblisches Prinzip.
Nur über gute Werke reden, Titus, taugt nichts. Lebe den Leuten das vor (allgemeiner Aufruf in Kapitel 2, Vers 7).
Und dann ganz praktisch (Kapitel 3, Verse 12 und 13) sollst du tätig werden.
Ich möchte dieses Prinzip auch auf uns übertragen.
Schön, wenn wir über gute Werke nachgedacht haben und nach Hause gehen und sagen: Gute Werke sind eine gute Sache.
Noch besser ist es, wenn wir erkennen, dass es auch hier in München ganz praktisch Dinge gibt, die wir tun können.
Nicht, um uns dadurch bei Gott etwas zu verdienen – nein, unsere Erlösung kommt aus Gnade allein.
Nicht, um die gute Lehre zu verdrängen, indem wir sagen: „Wir gehen nicht mehr zum Gottesdienst, sondern tun jetzt einfach was.“
Nein, gerade aus der guten Lehre heraus Frucht zu bringen.
Winfried hat vorhin schon zwei Aufrufe genannt.
Machen wir das mal ganz praktisch.
Vielleicht können wir es noch praktischer machen, als nur zu sagen: Es wäre gut, wenn jemand nachher die Kinderbetreuung übernehmen könnte, damit Eltern mit Kindern an der Mitgliederversammlung teilnehmen können.
Noch besser ist es, wenn jetzt jemand sagt: „Okay, das könnte ich heute mal machen.“
Ist jemand kein Mitglied dieser Gemeinde und bereit, sich nachher zu engagieren, gute Werke zu tun, damit Eltern in Ruhe an der Mitgliederversammlung teilnehmen können?
Einfach kurz die Hand heben tut nicht weh. Die Kinder sind lieb.
Danke schön, da hinten Marianne Kieslich, Traudel Rosin und Maria Marielle. Danke euch dreien, hinten im Mehrzweckraum.
Ich werde jetzt keine weiteren Freiwilligen aufrufen. Ihr könnt eure Arme entspannen.
Vielleicht sagt ihr: „Hey, das ist ein gutes Werk. Das kann ich heute tun.“
Ich bin hier zum Essen eingeladen und wasche nachher ein paar Teller ab. Das hilft denen, die sich treu darum kümmern, dass das Ganze stattfindet.
Noch allgemeiner: Wir haben Bedürfnisse in der Gemeinde, praktische Not.
Die Leute heißen nicht Zenas und Apollos, aber sie sind oft präsent.
Wir haben einige Senioren, die jemanden brauchen, der sie zum Gottesdienst fährt.
Wir brauchen Leute, die Besucher aus unserer Gemeinde besuchen, die nicht mehr am Gottesdienst teilnehmen können.
Damit sie wissen, dass wir an sie denken, jemand, der ihnen aus der Bibel vorliest, vielleicht jemand, der für sie einkauft.
Stephan Hartmann koordiniert das treu. Er ist in der Gemeindegründung in München im Südwesten engagiert.
Wir brauchen jemanden, der sagt: „Das Thema Diakonie in der Gemeinde ist mir wichtig, da kümmere ich mich darum.“
Wir brauchen viele Hände, denn viele Hände machen die Arbeit leicht.
Vielleicht ist das etwas, was du tun magst – nicht, um dir etwas bei Gott zu verdienen, sondern weil du von Gott errettet bist und ihm in deinen Werken nachfolgen willst.
Konkret im Kinderbereich: Wir brauchen Mitarbeiter, die sich sonntags früh während des Gottesdienstes im Kindergottesdienst engagieren.
Eine tolle Gelegenheit!
Die gleiche Predigt kannst du auch im Abendgottesdienst noch einmal hören.
Das heißt, du kommst morgen, kümmerst dich um die Kinder und kommst abends nochmal zur guten Lehre.
Das rüstet dich zu, damit du nächste Woche wieder mit Freude im Kinderdienst dabei bist.
Mittwochs früh brauchen wir eine oder zwei Personen, die Zeit haben.
Wir haben hier den Mutter-Kind-Kreis, den Schmetterlingskreis.
Ich glaube, es gibt Dienstag und Mittwoch Gelegenheiten, aber Mittwoch brauchen wir dringend Hilfe.
Ich sehe jeden Mittwoch hier viele Frauen, die die Gemeinde besuchen, oft auch Frauen, die noch nicht gläubig sind.
Sie kommen wegen des Mutter-Kind-Kreises.
Junge Mütter, die wir mit dem Evangelium erreichen können.
Die Frauen, die das koordinieren und leiten, müssen sich teilweise auch um die Kinder kümmern.
Dadurch wird die Lehre gestört, weil die Kinder nicht betreut werden.
Vielleicht magst du dich engagieren und bei der Kinderbetreuung helfen.
Es gibt auch gute Werke außerhalb der Gemeinde, die wir tun können.
Der Gebetsspaziergang, ursprünglich am 28.11., findet nicht nächsten Freitag, sondern übernächsten Freitag statt.
Es ist kein reiner Gebetsspaziergang, sondern eine Möglichkeit, ins Rotlichtviertel, ins Bahnhofsviertel zu gehen.
Dort leben Frauen, die oft gegen ihren Willen hergebracht wurden, um ihren Körper zu verkaufen.
Diesen Frauen wollen wir die Liebe Jesu bezeugen – durch kleine Geschenke, Gespräche und die Weitergabe des Evangeliums.
Wer Interesse hat, kann sich bei meiner Frau Sarah melden, die hinten sitzt und den Spaziergang koordiniert.
Oder kommt auf mich zu.
Wir können immer noch Leute gebrauchen, die mitarbeiten und mitbeten.
Peter Burkhard sitzt vorne rechts. Peter, stell dich mal kurz vor, damit dich jeder sieht.
Peter hat sich bereit erklärt, sich zu engagieren, damit wir in München ein Licht unter den Flüchtlingen sein können.
Zurzeit kommen viele Flüchtlinge nach München aus Eritrea, Syrien und anderen Ländern.
Sie brauchen dringend Hilfe, vor allem Kinder ohne Eltern.
Peter koordiniert das.
Es gibt schon einige, die engagiert sind.
Wer mitmachen will, um die Liebe Gottes weiterzugeben, ganz praktisch mit Kindern Ausflüge zu machen und Dinge zu tun, kann Peter ansprechen.
Ich wünsche mir auch jemanden, der die Diakonie außerhalb der Gemeinde übernimmt.
Jemand, der das zu seiner Aufgabe macht.
Schließlich wollen wir die Liebe Gottes so bezeugen, dass Worte und Taten Hand in Hand gehen.
Evangelisation ist immer wichtig.
Diakonie ist nie Ersatz für Evangelisation, sondern immer eine hilfreiche Ergänzung.
Ich möchte uns ermutigen, uns gerade in diesem Bereich einzubringen, wo Uli Hees, Jens Kretschmar und Thomas Giebel sehr aktiv sind.
Lasst uns in unseren guten Werken den Menschen unseren Glauben bezeugen, auf dass die Menschen unseren Vater im Himmel preisen am Tag, wenn er wiederkommt.
Zum Abschluss dieser Predigt wollen wir beten:
Lieber himmlischer Vater, danke, dass du das gute Werk vollbracht hast, das wir nie hätten vollbringen können.
Dass wir mit dir versöhnt sein können, weil du in deiner Freundlichkeit und Menschenliebe zu uns Menschen gekommen bist und dich für uns dahingegeben hast.
Du hast dein ganzes Leben am Kreuz von Golgatha aufgeopfert, damit wir von unserer Schuld befreit mit dir leben können.
Danke, dass du uns mit deinem Heiligen Geist ausgerüstet hast, durch den du deine Liebe in unsere Herzen gegossen hast, sodass auch wir dich und Menschen lieben können.
Herr, wir bitten dich, dass du uns zeigst, wie wir unsere Liebe ganz praktisch zum Ausdruck bringen können.
Wir wollen dich bitten, dass du uns immer mehr ausrüstest – nicht aufgrund von Druck oder Zwang, sondern aus einem frohen Herzen – dich zu bezeugen in guten Werken.
Herr, wir bitten dich, dass du in allen Dingen die Ehre bekommst und wir frohen Herzens dich bezeugen in allen Dingen.
So segne uns dazu. Amen.
Praktische Anweisungen und der Abschluss des Briefes
Und dann kommen wir zum wirklichen Briefschluss in den Versen 12 bis 15. Dieser Abschnitt beginnt mit zwei konkreten Aufträgen, die Paulus an Titus richtet. Für uns klingen diese vielleicht nicht sofort ganz praktisch.
In Vers 12 heißt es: „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir sende, so komm zu mir nach Nikopolis, denn ich habe beschlossen, dort den Winter über zu bleiben.“ Paulus hatte Titus auf Kreta zurückgelassen, weil dort noch wichtige Aufgaben zu erledigen waren. Er sollte Älteste einsetzen und die Gemeinde weiter unterweisen. Doch Paulus hatte offensichtlich noch mehr mit Titus vor. Es handelte sich nicht um eine dauerhafte Entsendung, sondern um einen kurzen Auftrag. Titus sollte mit apostolischer Autorität die Gemeinde ordnen und dann weiterziehen.
Paulus wollte sogar jemanden senden, der die Arbeit dort weiter begleiten konnte. Wenn also Artemas oder Tychikus kommen würden, sollte Titus zu Paulus nach Nikopolis kommen. Paulus hatte ein besonderes Anliegen. Er wollte den Winter in Nikopolis verbringen und Titus bei sich haben. Vielleicht hatte er weitere Aufgaben für ihn vorgesehen. Titus war nicht nur ein guter Lehrer für die Gemeinde auf Kreta, sondern auch ein treuer Diener des Herrn und ein verlässlicher Weggefährte des Apostels. So machte er sich sicherlich auf den Weg zu Paulus.
Doch bevor Titus zu Paulus kam, hatte er noch einen weiteren Auftrag. In Vers 13 heißt es: „Rüste Zenas den Rechtsgelehrten und Apollos gut aus zur Reise, damit ihnen nichts fehle.“ Titus sollte also praktische Hilfe leisten. Wahrscheinlich waren diese beiden Männer die Überbringer des Briefes. Damals konnte man Briefe ja nicht einfach per E-Mail versenden. Typischerweise wurden sie mit Personen mitgeschickt, die auf Reisen waren. Es ist sehr gut vorstellbar, dass Zenas und Apollos durch Kreta reisten und dass Paulus ihnen den Brief an Titus mitgegeben hatte.
Titus erhielt den konkreten Auftrag, diese beiden Männer auszustatten und ihnen die praktische Unterstützung zu geben, die sie für ihre Weiterreise benötigten. So sollte Titus genau das tun, wozu Paulus ihn schon in Kapitel 2, Vers 7, aufgerufen hatte: „Dich selbst aber mache zum Vorbild guter Werke.“ Titus war nicht nur Lehrer, sondern hatte auch eine Vorbildfunktion. Er sollte tätig werden. Und bevor er Paulus weiter diente, sollte er diesen beiden Durchreisenden praktische Hilfe leisten.
Der abschließende Vers 15 macht deutlich, dass es sich hier nicht nur um eine praktische Anweisung von einem Mann zum anderen handelte. Man könnte sagen: „Okay, was hat das in diesem Brief zu tun? Paulus schreibt seinem Freund Titus, und uns geht das nichts an.“ Doch offensichtlich betrifft dieser Auftrag auch andere. Direkt bevor Paulus schreibt: „Es grüßen dich alle, die bei mir sind; grüße alle, die uns lieben im Glauben. Die Gnade sei mit euch allen!“, steht dieser Auftrag. Offensichtlich gibt es eine breitere Zuhörerschaft, die mitliest oder mithört.
Es ist gut, wenn auch wir mithören. Titus hat konkrete Aufträge von Paulus erhalten: Er soll Zenas und Apollos versorgen und zu Paulus kommen. Was hat das nun mit uns zu tun? Die Reise nach Nikopolis können wir uns sparen, Paulus ist nicht mehr dort. Sind Zenas und Apollos heute hier? Nein. Um sie müssen wir uns nicht kümmern. Was hat das konkret mit uns zu tun?
Wie so oft in der Bibel illustriert eine ganz konkrete Anweisung ein biblisches Prinzip. Nur über gute Werke zu reden, reicht nicht. Titus soll sie vorleben – das ist ein allgemeiner Aufruf, den Paulus in Kapitel 2, Vers 7, formuliert hat. Und dann gibt es ganz praktische Anweisungen in Kapitel 3, Verse 12 und 13. Dieses Prinzip möchte ich auch auf uns übertragen.
Es ist schön, wenn wir jetzt hier über gute Werke nachgedacht haben und nach Hause gehen mit dem Gedanken, dass gute Werke eine gute Sache sind. Noch besser ist es, wenn wir erkennen, dass es auch hier in München ganz praktisch Dinge gibt, die wir tun können. Nicht, um uns dadurch etwas bei Gott zu verdienen – unsere Erlösung kommt aus Gnade allein. Nicht, um die gute Lehre zu verdrängen, indem wir sagen: „Wir gehen nicht mehr zum Gottesdienst, sondern tun einfach etwas.“ Nein, wir wollen gerade aus der guten Lehre heraus Frucht bringen.
Winfried hat vorhin schon zwei Aufrufe genannt. Machen wir das mal ganz praktisch. Vielleicht können wir es noch konkreter gestalten, als nur zu sagen, es wäre gut, wenn jemand nachher die Kinderbetreuung übernehmen könnte, damit Mitglieder mit Kindern an der Mitgliederversammlung teilnehmen können. Noch besser ist es, wenn jetzt jemand sagt: „Okay, das könnte ich heute mal machen.“
Gibt es jemanden, der kein Mitglied dieser Gemeinde ist und bereit, sich nachher zu engagieren, um gute Werke zu tun? Damit Eltern in Ruhe an der Mitgliederversammlung teilnehmen können? Einfach kurz die Hand heben tut nicht weh, und die Kinder sind lieb. Super, danke schön! Da hinten Marianne Kieslich und Traudel Rosin, danke euch, und da ist noch jemand – Marielle, danke dir! Ihr seid super, und ihr helft nachher im Mehrzweckraum.
Ich werde jetzt keine weiteren Freiwilligen aufrufen, keine Sorge. Ihr könnt eure Arme entspannen und müsst sie nicht verkrampft hochhalten oder überlegen, ob ihr könntet. Aber wir brauchen nachher Leute, die beim Aufräumen helfen, zum Beispiel beim Abspülen. Ihr müsst jetzt nicht die Hand heben, aber vielleicht sagt ihr: „Hey, das ist ein gutes Werk, das kann ich heute tun.“ Ihr seid zum Essen eingeladen, und dafür helft ihr nachher beim Abwasch. Das unterstützt diejenigen, die sich treu darum kümmern, dass das Ganze überhaupt stattfinden kann.
Wir haben in der Gemeinde praktische Bedürfnisse und Notlagen. Die Menschen heißen nicht Zenas und Apollos, aber sie sind oft auf der Straße. Wir haben einige Senioren, die jemanden brauchen, der sie zum Gottesdienst fährt. Wir brauchen Menschen, die Gemeindemitglieder besuchen, die nicht mehr am Gottesdienst teilnehmen können. Damit sie wissen, dass wir an sie denken. Jemand, der ihnen aus der Bibel vorliest, oder jemand, der für sie einkaufen geht – ganz praktische Dinge.
Stephan Hartmann hat das in den letzten Jahren treu koordiniert. Er ist in der Gemeindegründung im Münchner Südwesten engagiert. Wir brauchen jemanden, der sagt: „Das Thema Diakonie in der Gemeinde – da kann ich mich kümmern.“ Und wir brauchen Helfer, denn viele Hände machen die Arbeit leichter. Vielleicht ist das etwas, was du tun möchtest. Nicht, um dir etwas bei Gott zu verdienen, sondern weil du von Gott errettet bist und ihm in deinen Werken nachfolgen willst.
Konkret im Kinderbereich brauchen wir Mitarbeiter, die sich sonntags früh während des Gottesdienstes im Kindergottesdienst engagieren. Eine tolle Gelegenheit! Die gleiche Predigt kannst du auch im Abendgottesdienst noch einmal hören. Das heißt, du kommst morgens, kümmerst dich um die Kinder, und abends bekommst du die gute Lehre noch einmal. Das rüstet dich aus, damit du nächste Woche wieder mit Freude im Kinderdienst mitwirken kannst.
Wir können auch am Mittwochvormittag gut ein oder zwei Leute gebrauchen. Wir haben hier in der Gemeinde einen Mutter-Kind-Kreis, den sogenannten Schmetterling-Kreis. Ich glaube, es gibt ihn auch dienstags, aber Mittwoch brauchen wir dringend Unterstützung. Jeden Mittwoch kommen hier viele Frauen, die die Gemeinde verlassen – oft auch solche, die noch nicht gläubig sind. Sie kommen zum Mutter-Kind-Kreis, und hier können wir junge Mütter mit dem Evangelium erreichen.
Die Mütter, die den Kreis koordinieren, müssen sich teilweise selbst um die Kinder kümmern und können sich nicht voll auf die Lehre konzentrieren. Oder die Lehre wird gestört, weil die Kinder nicht betreut werden. Vielleicht magst du dich engagieren und bei der Kinderbetreuung helfen.
Es gibt auch gute Werke außerhalb der Gemeinde, die wir tun können. Am 28.11. findet ein Gebetsspaziergang statt – oder besser gesagt, nicht an diesem Tag, sondern übernächsten Freitag. Es ist kein reiner Gebetsspaziergang, sondern eine Gelegenheit, ins Rotlichtviertel, ins Bahnhofsviertel zu gehen. Dort leben Frauen, die oft gegen ihren Willen hierhergebracht wurden, um ihren Körper zu verkaufen. Wir wollen diesen Frauen die Liebe Jesu bezeugen – durch kleine Geschenke, Gespräche und die Weitergabe des Evangeliums.
Wer Interesse hat, kann sich gerne melden. Meine Frau Sarah, die hinten sitzt, koordiniert das Ganze. Sprecht sie an oder kommt auf mich zu. Wir können immer noch Helfer gebrauchen und freuen uns über jeden, der auch mitbetet.
Peter Burkhard sitzt hier vorne rechts. Peter, stell dich doch kurz, damit dich jeder sieht. Er hat sich bereit erklärt, sich zu engagieren, damit wir hier in München ein Licht sein können für Flüchtlinge. Zurzeit kommen viele Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien und anderen Ländern nach München. Sie brauchen dringend Hilfe und Menschen, die sich um sie kümmern – vor allem um Kinder, oft ohne Eltern.
Peter koordiniert diese Hilfe. Es gibt bereits einige, die sich engagieren. Wer mitmachen möchte, kann Peter ansprechen. Gemeinsam wollen wir die Liebe Gottes praktisch weitergeben, zum Beispiel durch Ausflüge mit den Kindern oder andere Aktivitäten.
Ich würde mir wünschen, dass jemand in der Gemeinde die Verantwortung für die Diakonie außerhalb der Gemeinde übernimmt. Jemand, der sagt: „Das ist mir wichtig, das mache ich zu meiner Aufgabe.“ Also jemanden, der die Diakonie in der Gemeinde koordiniert, und jemanden, der sich um die Arbeit nach außen kümmert.
Schließlich wollen wir die Liebe Gottes so bezeugen, dass unsere Worte und Taten zusammenpassen. Evangelisation ist immer wichtig. Diakonie ist kein Ersatz für Evangelisation, sondern eine hilfreiche Ergänzung. Ich möchte uns ermutigen, uns gerade in diesem Bereich einzubringen. Uli Hees, Jens Kretschmar und jetzt auch Thomas Giebel sind hier sehr aktiv.
Lasst uns in unseren guten Werken den Menschen unseren Glauben bezeugen, damit sie unseren Vater im Himmel preisen am Tag seiner Wiederkunft.
Schlussgebet
Und so möchte ich zum Abschluss dieser Predigt mit uns beten.
Lieber himmlischer Vater, danke, dass du das gute Werk vollbracht hast, das wir nie hätten vollbringen können. Danke, dass wir mit dir versöhnt sein können, weil du in deiner Freundlichkeit und Menschenliebe zu uns Menschen gekommen bist. Du hast dich für uns dahingegeben und dein ganzes Leben am Kreuz von Golgatha aufgeopfert, damit wir von unserer Schuld befreit mit dir leben können.
Danke, dass du uns mit deinem Heiligen Geist ausgerüstet hast, durch den du uns deine Liebe in unsere Herzen gegossen hast. So können auch wir dich und andere Menschen lieben.
Herr, wir bitten dich, dass du uns zeigst, wie wir unsere Liebe ganz praktisch zum Ausdruck bringen können. Wir wollen dich bitten, dass du uns immer mehr ausrüstest. Nicht aufgrund von Druck oder Zwang, sondern aus einem frohen Herzen, um dich durch gute Werke zu bezeugen.
Herr, so wollen wir dich bitten, dass du in allen Dingen die Ehre bekommst und wir frohen Herzens dich in allem bezeugen. So segne uns dazu. Amen.