Jeder von Ihnen hat die Ausgabe von IDEA erhalten. Auf der Rückseite befindet sich ein Beitrag von Helmut Mathis. Ich habe ihm gleich geschrieben: „Danke, das ist das Allerwichtigste, was in diesem Jahr in IDEA veröffentlicht wurde.“
Ein lieber geistlicher Bruder, Helmut Müller aus Siegen-Seelbach, hat unheimlich viele Krankheitsnöte durchlitten. Er war ein Lobsänger des Herrn – das müssen Sie unbedingt noch einmal lesen. Wie er in seinen dunklen Wegen, die er ging – ich weiß gar nicht mehr, wie viele Krebsarten er durchlitten hat – ein Lobsänger Gottes war, erfüllt von großer Freude.
Wir haben ihn auch in einer Bibelfreizeit kennengelernt, wo er als Zuhörer dabei war. Es hat uns immer wieder tief bewegt. Ich habe ihn immer wieder getroffen und wir haben telefoniert, um zu erfahren, wie es ihm mit den Schmerzen ging. Es war ihm so klar: Der Herr führt mich durch, obwohl es manchmal kaum zum Aushalten war.
Das ist so wichtig, dass wir das wissen. Darum geht es auch heute bei unserem Thema.
Einführung: Die Bedeutung der göttlichen Führung
Wie erkenne ich Gottes Führung?
Sarah, Abrahams Frau, gebar ihm kein Kind (1. Mose 16). Sie hatte jedoch eine ägyptische Magd namens Hagar. Sarah sprach zu Abraham: „Siehe, der Herr hat mich verschlossen, sodass ich nicht gebären kann. Gehe doch zu meiner Magd, vielleicht bekomme ich durch sie einen Sohn.“ Abraham gehorchte der Stimme Saras.
So nahm Sarah, Abrahams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar und gab sie Abraham, ihrem Mann, zur Frau, nachdem sie zehn Jahre im Land Kanaan gewohnt hatten. Abraham ging zu Hagar, und sie wurde schwanger.
Als Hagar sah, dass sie schwanger war, achtete sie ihre Herrin gering. Darauf sprach Sarah zu Abraham: „Das Unrecht, das mir geschieht, komme über dich! Ich habe meine Magd in deine Arme gegeben. Nun aber sieht sie, dass sie schwanger geworden ist, und ich werde gering geachtet in ihren Augen. Sei daher Richter zwischen mir und dir!“
Abraham aber antwortete Sarah: „Siehe, deine Macht ist unter deiner Gewalt. Tu mit ihr, wie es dir gefällt.“ Als Sarah Hagar demütigen wollte, floh diese von ihm.
Doch der Engel des Herrn fand Hagar bei einer Wasserquelle in der Wüste, nämlich bei der Quelle am Weg nach Schur. Der Engel sprach zu ihr: „Hagar, Magd Saras, wo kommst du her und wohin willst du gehen?“ Sie antwortete: „Ich bin von Sarai, meiner Herrin, geflohen.“
Der Engel des Herrn sprach zu ihr: „Kehre zurück zu deiner Herrin und demütige dich unter ihre Hand!“
Weiter sagte der Engel des Herrn zu ihr: „Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.“
Der Engel sprach zudem: „Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären. Seinen Namen sollst du Ismael nennen, denn der Herr hat dein Elend erhört. Er wird ein wilder Mensch sein. Seine Hand wird gegen jedermann sein, und jedermanns Hand gegen ihn. Er wird allen seinen Brüdern zum Trotz wohnen.“
Dies sind die Nachkommen Ismaels, die Israel bis heute bedrängen. Es ist bemerkenswert, dass Ismael und Isaak beide am Grab von Sarah und Abraham standen. Dies erklärt den tiefen, ungelösten Konflikt, der auch die Stadt Jerusalem und die großen Verheißungen betrifft.
Trotzdem hat der Herr auch eine Geschichte mit den Arabern.
Hagar nannte den Namen des Herrn, der mit ihr redete, „Gott, der mich sieht“, denn sie sprach: „Gewiss habe ich hier hinterhergesehen, der mich angesehen hat.“ Darum nannte man den Brunnen „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht“. Er liegt zwischen Kadesch und Bered.
Hagar gebar Abraham einen Sohn, und Abraham nannte den Sohn, den Hagar ihm gebar, Ismael. Abraham war sechsundachtzig Jahre alt, als ihm Hagar Ismael gebar.
Die Erfahrung der Führung Gottes im Leben
Die schöne Erfahrung, die Sie alle aus Ihrem Leben kennen, ist es, um die Führung Gottes zu wissen. Der Herr führt mich – sei es, dass Sie es aus dem 23. Psalm bekennen, „Er führt mich auf rechter Straße“, oder ob Sie es mit dem Liedvers ausdrücken: „So nimm denn meine Hände und führe mich“. Für uns ist das das Allerwunderbarste in dieser Welt, in der so viel schwierig ist: Ich darf mich der Führung meines Herrn ganz überlassen.
In dieser Welt, in der so viel Unheimliches geschieht, in der man oft Angst hat, der Tod wütet und es so viele Nöte gibt, darf ich wissen: Er führt mich. Natürlich nur, wenn ich ihm das Steuer meines Lebens überlasse. Das Allerwichtigste ist: Er muss mich an seiner Hand führen.
In einem Psalm heißt es, wie wunderbar der Herr die Seinen führt. Ich hoffe, dass Sie das in Ihrem Leben erkennen können. Aber wie erkennt man es?
Ich muss gestehen, in meinem Leben habe ich oft aufbegehrt und gedacht, böse Menschen würden mit mir „kegeln“. Wissen Sie, bei uns ist es so, dass wir den Weisungen des evangelischen Oberkirchenrats untergeben sind. Da fragt man sich manchmal, ob das wirklich noch Gottes Führung ist, was sie mit einem machen.
Und plötzlich, nach vielen Jahren, merkt man: Das war der größte Segensweg, wie Gott dich geführt hat. Das ist nicht leicht.
Abraham als Beispiel für Gottes Führung
Wie kann man Gottes Führung erkennen? Am besten lässt sich das am Leben Abrahams studieren, dessen Leben sehr zerrüttet und durcheinander war und der schwer geführt wurde. Deshalb wollen wir zuerst einmal seine Wege betrachten: Führung, Irrweg, Führung.
Eine große Not bei Abraham war, dass er kein Kind hatte. Diese Not ist bis heute bei vielen Gläubigen groß. Ich habe es nicht statistisch ausgerechnet, aber ich schätze, dass etwa zehn Prozent aller Ehepaare, die sich Kinder wünschen, keins bekommen. Oft fühlen sie sich auch diskriminiert, und manche werden in der Gemeinde sogar unbedacht angesprochen. Das ist eine Wunde, und ich möchte heute noch einmal betonen, wie groß diese Wunde ist.
Obwohl die Situation heute nicht mehr so ist wie zu Abrahams Zeiten, als Nachkommenschaft und Vererbung im Beduinenstamm eine große Rolle spielten, war es für Abraham eine besonders schwere Not. Denn es ging um den Segen Gottes. Gottes Plan war, dass durch Abrahams Nachkommen ein Segen in die Welt kommen sollte.
Sehen Sie, wir haben diese Verheißung nicht in dieser Form, deshalb ist es bei uns nicht so schlimm, wenn Kinder ausbleiben – obwohl das menschlich oft schwierig ist. Aber das Wichtige ist: Gott hat Abraham gesagt: „Durch deinen Nachkommen will ich alle Völker der Erde segnen.“ Und Abraham wartet auf diese Segnung Gottes, auf den Nachkommen, durch den sie kommen soll.
Gott sagt, es sollen so viele Nachkommen werden wie der Sand am Meer. Abraham braucht also nicht nur einen Nachkommen. In Kapitel 17 wird das weiter ausgeführt. Abraham war damals 99 Jahre alt und hatte immer noch keinen Sohn. Deshalb ist das mit dem Glauben so schwierig: Keiner kann aus seinem Verstand heraus glauben, das ist unmöglich, weil es unbegreiflich ist.
Manche sagen: „Du glaubst? Das verstehe ich gut, aber wie soll ich glauben können?“ Wissen Sie, dass noch nie ein Mensch durch Überlegung oder Argumente zum Glauben gekommen ist? Ich höre oft in Hauskreisen, wie bis spät in die Nacht debattiert wird, aber niemand ist so durch Argumente zum Glauben gekommen.
Durch was kommt man zum Glauben? Durch eine Erleuchtung des Heiligen Geistes. Anders hat es noch nie funktioniert. Der Heilige Geist erleuchtet uns, weil unsere natürliche Vernunft, wie sie uns von Geburt an gegeben ist, Gottes Stimme nicht wahrnehmen kann. Dann muss Gott ein Wunder tun, uns ein Licht anzünden, uns mit seinen Gaben erleuchten.
Das Wunderbare ist: Wie geschieht das? Wo wirkt der Heilige Geist? Durch das Wort Gottes. Unter dem Wort Gottes sind alle zum Glauben gekommen. Das Wort Gottes gibt ihnen die Zusage, und sie können sie glauben und erfassen.
Für Abraham war es genauso: Alles, was Gott ihm gesagt hatte, stimmte nicht mit dem überein, was er erlebte und sah. Das ist ganz natürlich und so ist es allen Glaubenden ergangen. Das widerspricht dem Verstand. Deshalb muss ich immer lachen, wenn jemand sagt: „In der Bibel kann ich das nicht glauben.“ Es wäre schlimm, wenn wir das glauben könnten!
Die Bibel erzählt uns ja keine Alltagsgeschichten, wie sie in der Zeitung stehen. Es ist unfassbar, was Gott uns sagt: dass er die Macht der Sünde durchbricht, dass er uns zu Gottes Kindern macht. Können Sie das verstehen? Uns, fehlbaren Menschen, ist jedes Wort der Bibel unglaublich. Es geht gegen den Strich unseres Denkens.
Wenn man anfängt zu glauben, staunt man. Abraham hielt das irgendwann nicht mehr aus. Und wissen Sie, so ist es allen Glaubenden ergangen: Sie müssen lange auf Gott harren. Das Warten fällt uns sehr schwer. Gott kann uns lange warten lassen.
Bei Abraham waren es zum Beispiel 13 Jahre, obwohl Gott ihm die Zusage für einen Sohn schon viel früher gegeben hatte. Er wartet und wartet. Sicher kann man nicht einfach die Hände in den Schoß legen, man muss auch etwas tun. Es gibt schöne Sprüche wie: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Aber dieser Spruch steht nicht in der Bibel und ist deshalb falsch, genau grottenfalsch.
Nach damaliger Sitte war das, was Abraham tat, erlaubt. Wir kennen es ja von den Söhnen Jakobs, dass Mägde in das Kinderkriegen einbezogen wurden. Aber wir wissen auch, dass das ein schrecklicher Brauch war, ein scheußlicher Brauch, der damals zu furchtbaren Spannungen führte.
Das war damals üblich bei der Leibeigenschaft, einem großen Verbrechen verbunden mit Sklaventum. Und so erging es auch Hagar. Abraham dachte vielleicht, Gott hätte es so gewollt, dass er das Kind von seiner Magd bekommt und dass es der verheißene Sohn sei.
Aber Gott sagt: Nein, das ist nicht der Weg des Segens. Wie klar sagt Gott, dass wenn du selbst handelst und versuchst, einen Weg zu finden, das nicht der richtige Weg ist. Kennen Sie das Bild vom Holzweg? Wenn wir spazieren gehen und plötzlich in Brombeeren oder Dornen stehen, weil der Weg nur für die Holzabfuhr da ist und kein Wanderweg zum Ziel führt.
Es gibt solche Holzwege in unserem Leben, die wir gehen, weil wir meinen, jetzt müssen wir handeln, irgendwo muss es weitergehen. In der Verzweiflung wollen wir Gott nachhelfen. Aber das ist Sünde, Ungehorsam.
Wir sehnen uns heute auch sehr danach, dass Gott uns noch einmal segnet. Es ist ja trostlos, wie es im Reich Gottes in unserem Land aussieht. Da wünscht man sich, der Herr würde seine großen Verheißungen noch einmal wahrmachen, Wasserströme auf das Durstige gießen und eine Erweckung schenken.
Ich beobachte heute, dass die Christenheit sich rührend bemüht, so wie Abraham bei seinem Baby: „Wir müssen irgendwas tun!“ Dann werden Aktionen gestartet, die viel Geld kosten, es wird ein großer Rummel gemacht, und am Ende ist es nur fleißiges Machwerk – und Gott hat nicht gehandelt.
Das ist eine große Gefahr. Wir machen irgendetwas, handeln selbst, und Gott sagt: Nein, das kommt nicht von mir. Es sind nicht die Wirkungen Gottes, weil Gottes Wirken im Verborgenen geschieht.
Deshalb ist die Geschichte für uns so wichtig: Was ist Gottes Führung? Wir sagen gern, wenn etwas in unserem Leben glatt und gut läuft, dann hat uns der Herr geführt. Vor ein paar Jahren hatten wir eine erhoffte Idee und haben uns eine Wohnung in Cannstatt am Kurpark angesehen – wunderschön. Bis heute gibt es keinen schöneren Platz, wir haben noch nie so schön gewohnt wie in dieser Drei-Zimmer-Wohnung am Kurpark. Da hat Gott uns geführt.
So sagt man immer gern, wenn etwas klappt. Aber dass wir auch sagen: Wenn Gott uns etwas durchstreicht, das müssen wir im Glauben lernen. Darum steht in der Bibel oft, dass auch scheinbar erlaubte Wege bei Gläubigen von Gott nicht durchgelassen werden.
Gott will nicht durch das Fleisch wirken, durch fleischliche Dinge, unser Handeln, unsere Klugheit oder Weisheit. Dem Herrn gefiel es, durch den sterbenden Jesus am Kreuz seinen größten Sieg zu machen. Er nahm einen Apostel Paulus in großer Schwachheit, und Jesus sprach vom Weizenkorn, das in die Erde stirbt.
Gott braucht keine Macht. Oft meint man heute, es bräuchte große Namen, berühmte Fußballspieler, damit die Evangelisation starten kann. Oder bekannte Schlagersänger. Gott braucht das nicht. Gott kann in der Schwachheit deines Lebens ganz große Dinge vollbringen. Er hat die Verheißung gegeben.
Bei mir lag an meinem Bett ein schönes Blumenkärtchen mit einem Bibelwort: „Ich will mit dir sein und dich segnen.“ Das will ich von dieser Freizeit mitnehmen. Gott will etwas tun, aber nicht durch großes Machen, sondern auf geheimnisvolle Weise.
Er will, dass wir warten, warten. Wenn die Stunde gekommen ist, bricht seine Hilfe mit Macht herein. Um deine Krämer zu beschämen, wird es unverhofft geschehen. Ich habe das Lied von Herrn Schmidt so gern, es ist so schön. Er war ein Württemberger aus Popfingen beim Ipf, der dann in Halle bei August Hermann Francke ein großer Professor und Bibellehrer wurde.
Das ist eine schöne Glaubensweise: Gott hat Methode. Er will es nicht wie die Manager und so. Man sagt immer, wir können viel von der Welt lernen – das stimmt – aber bei der Führung Gottes nicht.
Gott kann seine Leute manchmal lange warten lassen, auch heute. Gott hat große Segnungen für unser Land vor, aber sie werden nicht durch menschliches Machen, Schaffen, Wurschteln oder Organisieren kommen.
Der Herr wird noch einmal wirken. Schauen Sie sich das Geheimnis großer Erweckungen an: Sie waren immer verborgen. Bei der großen ostafrikanischen Erweckung, wie sie aufgebrochen ist, war ein Evangelist namens Blasio Kigesi, der sich wochenlang zurückzog und die Bibel las.
Dann kam er in die ersten Versammlungen, in atemloser Stille. Er hatte die Botschaft der Bibel ausgegeben, und der Geist Gottes wirkte. Festo Kiventschre, der Bischof aus Uganda, der 1975 im Neckarstadion die Hauptansprache beim Gemeindetag hielt, erzählte, dass das Leben in einer kirchlichen Schule erstarrt war.
Die Christlichkeit war nur Tradition. Einige junge Leute waren erweckt, und er fragte sie im Gebetskreis, ob sie die Morgenandacht halten wollten. Sie sprachen eine halbe Stunde, und danach herrschte atemlose Stille. Anschließend bekehrten sich reihenweise Schüler.
Wenn Gottes Geist wirkt, ist es kein menschliches Machen. Wenn Gott wirkt, so wie bei Abraham, wenn er den verheißenden Sohn gibt, heißt es: warten, warten, warten.
Die Gefahr eigener Wege und der Fluch des Ungehorsams
Der Fluch der eigenen Wege
Der Fluch der eigenen Wege soll uns zu denken geben. Deshalb ist es immer wieder gut, mit Mitchristen zu sprechen und zu fragen: Kannst du mir raten, ob das ein Weg ist, den ich gehen soll? Es ist hilfreich, jemanden zu haben, der mit dir betet und dir auch auf Grundlage des Wortes Gottes einen Rat geben kann. Oft weiß man selbst nicht, ob es nur ein selbstgewählter Weg ist.
Wir haben das schon bei Abraham erlebt. Als er nach Ägypten zog, war das ein falscher Weg. Er war davon überzeugt, dass alles klar sei, doch Gott sagte Nein. Auch bei der Geburt Ismails ging Abraham wieder einen eigenen Weg. Deshalb ist uns das Wort Gottes so wichtig: Sei skeptisch bei deinen Entscheidungen.
Selbstgewählte, eigenmächtige Wege können gefährlich sein. Sie werden plötzlich zu großem Übel, und das Problem löst sich nicht. Warum? Weil Sünde niemals Probleme beseitigt, sondern im Gegenteil Neues schafft. Noch nie hat Sünde einen Menschen wirklich befriedigt. Gläubige Menschen sind auch nie glücklich geworden, wenn sie vorschnell einen falschen Weg gegangen sind, den Gott nicht gewiesen hat.
Woran kann man sich denn orientieren? Nur am Wort Gottes. Ob ein Weg mit dem Wort Gottes übereinstimmt, ist immer die entscheidende Prüfung.
Heißt das für mich jetzt, was soll ich tun? Das muss uns vorsichtig machen. Wir wollen prüfen, warum so viel Schlimmes herausgekommen ist. Warum? Sofort, so sagen wir, war der Teufel los im Haus Abrahams. Kaum war Hagar, die ägyptische Magd, schwanger, wurde sie überheblich, und Sarah wurde eifersüchtig. Dann kamen viele böse Dinge ans Licht: Streit im Haus, und Abraham traf eine furchtbare Entscheidung. Er schickte die schwangere Frau einfach in die Wüste. Stellen Sie sich das vor: Sie war der Beute der Schakale ausgeliefert.
Und das war doch der große Glaubensmann! Glaubensleute können so leicht fallen, wenn sie eigenmächtige Wege gehen und daran festhalten. Das ist sehr gefährlich!
Abraham hätte sich herausreden können und sagen: Der Vorschlag stammte von Sarah. Sie sagte, nimm doch die Magd! Aber er konnte sich nicht herausreden. Er war trotzdem verantwortlich und konnte die Schuld nicht auf andere abschieben.
Misstrauen gegen Gottes Führung und seine Macht ist Sünde. Deshalb wissen wir: Der Herr wird noch Großes tun. Er wird seine Gemeinde nicht im Stich lassen. Wir haben herrliche Verheißungen, was Gott noch tun wird. Da bin ich fest überzeugt.
Wir hätten nie erwartet – das sage ich immer wieder –, dass in China einmal so eine Erweckung ausbrechen würde. Das ist die größte Erweckung, die es in der Christenheit je gegeben hat, und das nach der schlimmsten Christenverfolgung unter Mao Zedong.
Gott kann das in überwältigender Weise tun. Er tut es heute in all den Verfolgungsländern der Erde. Aber Herr, tu das doch auch bei uns! Wenn wir wieder anfangen, auf uns selbst zu vertrauen, sagt Gott: „Herr, ich halte deine Verheißungen fest.“
Wir geben unsere Großstädte nicht frei. Wir wollen im Gebet eindringen und sagen: Herr, tue du es durch deine schwachen Zeugen. Wirke du große Frucht! Deshalb: Keine eigenmächtigen Wege gehen.
Die Geduldsprobe des Glaubens
Mein nächster Punkt ist eine schier unglaubliche, brutale Geduldsprobe. Ja, man muss sich das vorstellen: Abraham wusste, dass Gott ihm Nachkommen geben will. Aber er wusste auch, dass Kinder nur durch Zeugung entstehen. Deshalb musste es eben so gehen. Wie sollte es denn anders sein?
Seine Frau Sarah lachte, als die Boten kamen, die vom Untergang Sodom berichteten. Es war sehr lächerlich für sie, denn wie sollte sie noch ein Kind gebären? Gott aber wird alles erfüllen, was er in seinem Wort verheißen hat. Wann er es tut, das überlassen wir ihm.
Das ist die Bilanz von Senioren, wenn sie das überblicken: Sie sagen, wir werden immer wieder beschämt von der Größe Gottes. Er wirkt mächtig und erfüllt buchstäblich sein Wort. Deshalb stehen seine Gebote und Verheißungen fest.
Für uns ist die Kritik an irgendeiner Stelle der Bibel, die aus menschlichem Verstand heraus kommt, absurd. Wie soll das möglich sein? Die Leute dürfen reden, was sie wollen, aber klar bleibt: Gottes Wort ist wahr, trägt und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und auch im Leben.
Abraham ist nur gesegnet, wenn er Gott die Ehre gibt, auch wenn er vieles nicht versteht. Wie Gott das machen will, weiß er nicht. Er kann nur ein Segensträger sein, wenn er Gott an die erste Stelle seines Lebens setzt. Das ist für uns als Glaubende wichtig.
So will ich meinen Weg gehen – auch durch die ganze Not mit Sarah, die nichts gelöst hat, sondern alles nur schlimmer gemacht hat. Uns muss es bang werden und Angst werden vor den Gedanken der Menschen. Da müssen wir Misstrauen gegenüber unseren menschlichen Vorstellungen haben.
Es ist ja bei Jesus einmal passiert, als er vom Leidensweg sprach, dass ausgerechnet einer seiner treuesten Jünger sagte: „Herr, das widerfahre dir nur nicht!“ Menschlich ganz richtig, wer will schon leiden? Und was sagt Jesus ihm? „Satan, Satan, du meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich ist.“
Das ist bei uns immer eine Not: Wir meinen, das sei die größte Größe unseres Glaubens, wenn wir nur Gott alle Siege zutrauen. Wir wollen Gott viel zutrauen, aber es ist schwer. Ich habe es Ihnen vorher von Helmut Müller auf der Rückseite der Ideanummer gesagt: Wenn man schwere Wege geht und trotzdem sagt, der Herr kommt zum Ziel, auch mit mir, und er wird sich offenbaren in seiner ganzen Herrlichkeit.
Wie oft haben Christen immer mit der Gemeinde zu kämpfen: Sie müssen sich der Welt anbieten oder Kompromisse machen, oder sie meinen, das Wort Gottes anpassen zu müssen. Ich habe heute oft die Sorge, dass in vielen Evangelisationen das Ärgernis des Evangeliums totgeschwiegen wird. Man will nicht vom Gericht reden, nicht von der Buße. Und so kann Gott gar nicht wirken, weil man es verfälscht.
Jemand hat neulich gesagt: „Heute Abend muss man niederschwellig reden, damit keiner darüber stolpert.“ Aber das Evangelium ist nicht niederschwellig. Da stolpert man. Deshalb ist es so wichtig, das Wort nicht dem Menschen anzupassen, sondern so zu verkündigen, wie der Herr es will.
Abraham hätte ja sagen können – und ich sage mir das manchmal auch als Entschuldigung: „Ich habe es doch gut gemeint.“ Aber was gut gemeint ist, ist nie wirklich gut. Bei Gott ist es eindeutig.
Ich wünsche Ihnen eine klare Lebensführung, bei der Sie sagen: Ich weiß, dass der Herr mich führt, auch wenn ich seine Wege nicht verstehe. Und ich darf darauf vertrauen, auch wenn ich mit meinem Verstand nicht zurechtkomme, allein auf die Zusage Gottes bauen.
Hagar als Symbol für Gottes Fürsorge und Demut
Jetzt möchte ich noch ein Wort zur Saga sagen. Das war ja schon eine schwere Sache, wie diese Hagar in die Wüste hinausgewiesen wurde. Es ist Abraham sicher auch nicht leicht gefallen, aber er musste es tun, weil der Haussegen schief hing und Sarah tobte. Es war eine schwierige, knifflige Situation.
Doch man sieht die Herrlichkeit unseres Herrn, dass er dieser Hagar nachgeht. Sie war ja ein armes Opfer in der ganzen Geschichte. Es hat niemand gefragt, was sie eigentlich wollte. Sie war eine Sklavin aus Ägypten. Was war ihr Leben? Sie wurde aus ihrem Elternhaus herausgerissen, in die Fremde verkauft wie eine Ware und wie eine Ware behandelt.
Jetzt erwartet sie ein Baby, das nicht der Segensträger sein wird, der Verheißene. Ismael kann nicht Isaak werden, das geht nicht. Trotzdem erlebt sie die Herrlichkeit der Liebe Gottes, und Gott begegnet ihr in der Wüste. Ach, das ist so etwas Wunderbares!
In unserer Zeit gibt es so viel Einsamkeit, das wissen Sie. Einsamkeit kann man ganz schlecht aushalten. Wer von Ihnen als Single durchs Leben geht, kennt das. Die Witwen kennen das auch. Wenn man allein durchs Leben geht, ist das schwer. Wenn man abends heimkommt und niemand da ist, mit dem man reden kann, ist das eine große Last.
In unserem deutschen Volk heute ist Einsamkeit eine ganz, ganz große Not. In Stuttgart gibt es 60 Prozent Ein-Personen-Haushalte. Unglaublich, wie stark das ist! Die Leute sind furchtbar allein. Sie gehen aufs Volksfest, ins Kino und zu großen Versammlungen, doch am Ende sind sie allein mit ihrer Not.
Darum ist es für uns so wichtig, dass wir ein Herz für Einzelne haben, dass wir Besuche machen, anrufen, uns kümmern und in unseren Gemeinden Gemeinschaft pflegen. Nicht nur mit den Bekannten, sondern auch mit Fremden auf sie zugehen. Das ist in der Gemeinde ganz wichtig.
Wie ist Jesus durch die Häuser gegangen und hat die Leute besucht? Vor Jahren war ich in Ostafrika, und unsere Freunde von der Afrika Inland Kirche nahmen mich mit an den Strand von Mombasa. Das ist so der große Touristenstrand, wo die mondänen Hotels stehen. Man kann sich kaum vorstellen, wie viele Deutsche sich dort das Leben nehmen. Sie sitzen bis nachts um vier oder fünf Uhr in der Bar, betrinken sich, und ihr Leben hat keinen Sinn mehr.
Sie reisen groß und wollen etwas erleben, aber die Not, die Einsamkeit und die Sinnlosigkeit ihres Lebens sind eine ganz furchtbare Sache unserer Zeit. Darum ist es so herrlich, dass unser Herr, der lebendige Gott, sich um einsame Menschen kümmert und ihnen nachgeht. Erst dort wird die große Sehnsucht überwunden, die große Sehnsucht.
Menschen können das nicht füllen, aber in der Liebe Gottes können einsame Menschen Geborgenheit und Frieden finden. Hagar ist dort in der Wüste, im Sonnenbrand, und denkt: „Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr.“ Doch Gott sieht sie. Das wäre für sie das Überwältigende: Der Herr sieht mich. Auch das ist eine Führung. Der Herr geht einsamen Menschen nach, plötzlich ist Gott da, der Herr.
Das ist so wunderbar, und überall ist die Botschaft, die uns von Jesus gesagt wird: Jesus kümmert sich um die Einsamen. Wir dürfen diese Botschaft weitersagen zu den Menschen, die verzweifelt sind. Aber dann sagt Gott noch etwas anderes: „Demütige dich unter die Sarah.“
Aha, es steht ja viel in der Bibel von der Demut. Aber das kommt heute auch ganz selten vor. Das Wort ist ein altmodisches Wort? Nein, die Sache ist altmodisch. Wir wollen immer herrschen, unser Ich soll herrschen.
Von Jesus wurde gesagt, er selbst sagte: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Jesus konnte warten, bis Gott gehandelt hat. Er hat nie getan, was er wollte, sondern wartete auf das Ja des Vaters: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Er war so demütig, dass er den untersten Weg ging.
Und das wird auch Hagar nun gesagt: „Du, Hagar, der Weg Gottes geht zurück. Demütige dich!“ Auch das ist eine herrliche Botschaft für uns. Die Demütigung ist nie etwas Schlimmes, sondern ein herrlicher Weg.
Wir leben heute in einer Kultur, in einer Generation, die sich zum größten Ziel gemacht hat, dass das Ich, man sagt emanzipiert, sich befreit. Sie kennt die Emanzipation der Frau. Die jungen Leute wollen aus den Strukturen ausbrechen.
Als wir 1985 unsere christlichen Fachkräfte begannen zu entsenden – da gibt es ja vom Bund Entwicklungshilfemittel-Zuschüsse – war das ein großer Dienst an den jungen Gemeinden der Dritten Welt. Über tausend Leute sind inzwischen in großen mehrjährigen Verträgen draußen gewesen.
Wir schicken jetzt einen Mitarbeiter nach Nordkorea an die Staatsuniversität. Die Regierung weiß, dass er bekennender Christ ist. Das ist genehmigt worden. Wunderbar, was da möglich ist.
Als wir unsere Statuten veröffentlichten, stand darin: Wir suchen demütige Leute. Dann haben die Grünen in der Fragestunde des Bundestags gefragt, was das soll und warum die Bundesregierung so etwas unterstützen würde. Das könne doch nicht wahr sein.
Herr Minister Warnke hat sich damals herausgeredet und gesagt: „Das ist ja Ihre Sache als Christen, wie Sie das verstehen.“ Aber es ist ganz wichtig: Wir können in der Dritten Welt nur demütige Leute brauchen, die nicht rausgehen und sagen: „Ich sage, wo es langgeht.“ Sondern die zuhören, was die Einheimischen wollen, sich anpassen und auf die Weisung Gottes warten.
Wir wollen keine Machertypen haben, keine Scharfmacher, sondern Leute, die die Stimme des Herrn hören und demütig hören können. Und das ist bei Hagar so: Gott will uns nur segnen, wenn wir demütige Leute sind.
Heute werden so viele Sprüche gemacht: „Wir sind eine tolle Gemeinde, eine große Gemeinde.“ Warte doch mal, lass die Nachwelt über dein Werk urteilen und ob es Gnade findet bei Gott. Das macht uns sehr, sehr demütig.
Noch nie hat ein Mensch durch sein Können einen anderen zum Glauben führen können, noch nie. Auch Billy Graham nicht und die Korrekte in Boom nicht. Es war immer der Geist Gottes, der es getan hat. Und das macht uns sehr, sehr demütig.
Herr, ich will in deinem Dienst dann auch über der Hagar erstehen, dass das arabische Volk, die Nachkommen von Ismael, ein großes Wort haben, wenn sie da bleiben. Ich habe oft mit arabischen Christen darüber gesprochen, im Libanon oder in Bethlehem, wo wir zu tun haben, auch in den Bibelschulen. Die Araber finden es ganz arg schwierig, die Segenslinie Gottes über Israel zu verstehen.
Die Araber haben ja eine Lösung gewählt, dass Israel seine Berufung verloren hat, die sogenannte Ersatztheologie. Heute sind die Christen dran, und die Juden sind verstossen. Die Schweiz verbreitet das bei bibeltreuen Leuten, aber es deckt sich nicht mit der Bibel. Gottes Gaben und Berufung kann man ihnen nicht nehmen.
Auch Ismael muss anerkennen, dass der Weg Israels ein besonderer ist und sie trotzdem unter dem Segen Gottes stehen. So wie wir als Deutsche erkennen müssen, dass Gott uns auch den Segen gibt, aber nicht den Segen Israels. Wir sind hineingepflanzt in den großen Segen.
Das ist so wichtig: Der demütige Gott stellt uns in Dienstverhältnisse hinein, in denen wir gehorchen müssen, auch in dieser Welt. Eine Ehegemeinschaft kann nur funktionieren, wenn sich zwei Eheleute gegenseitig demütigen. Sonst geht es nicht gut. Es kann nicht einer regieren.
Darum ist es heute für junge Leute oft ganz schwierig. Ich hatte mal ein Brautpaar, die haben die Trauung abgesagt, weil sie nicht wussten, was es heißt, einander untertan zu sein in der Furcht Christi. Wir wollen ja nicht Untertanen sein, jeder soll sich frei entfalten – das geht nicht.
Kinder müssen auch unter ihren Eltern sein, und Eheleute müssen sich gegenseitig in der Liebe unterordnen, im Gehorsam gegenüber Christus. Das gehört auch zur Gemeinde von Jesus, dass wir untertan sind – nicht im Kadavergehorsam oder am Mundtotmachen, sondern in der ganzen Liebe.
Das lernt eine Hagar: „Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes.“ Gott ist nah, und er will auch dieser Hagar etwas geben.
Gottes Zusagen und das Vertrauen auf seine Verheißungen
Wie erkennt man die Führung Gottes? Gott bleibt beständig und möchte auf ganz unverständliche Weise das Wunder der Nachkommenschaft Abrahams erfüllen. Es geht weiter im Kapitel 17: Als Abraham neunundneunzig Jahre alt war und dreizehn Jahre gewartet hatte, erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: „Ich bin der Allmächtige Gott.“ Dort steht das herrliche Wort El Shaddai, der Gott der Genügsamkeit, der Gott, der alles zum Ende bringt. Paulus sagt später: „Lass dir an meiner Gnade genügen.“ Wenn wir heute Abend nichts weiter merken, so bin ich diesem Herrn eigen, der in meinem Leben noch wunderbar wirken will und der große Segnungen bereithält.
Es ist uns wichtig, dass die Segenslinie bei Kindern und Enkeln weitergeht. Herr, ich vertraue dir, weil du der allmächtige Gott bist, der auf wunderbare Weise wirkt und bei dem es kein Zurück gibt. Du stehst zu deinen Verheißungen. Wir dürfen Gott ehren und wissen, dass er sein herrliches Werk vollenden wird. Er wird sein Ziel hindurchführen, und es wird so laufen, wie er gesagt hat.
So sagt Gott auch: „Ismael ist es nicht. Lass ihn in deinem Hause leben, aber er ist nicht der Verheißene. Warte auf mein großes Tun.“ Führung Gottes heißt, die Augen zu schließen, blind zu glauben und zu sagen: „Herr, danke, dass dein Wort gültig ist.“ Dann wissen wir, dass wir dein Wort, deine Zusage haben. Dieses Wort kann nicht gebrochen werden, und daran können wir uns festhalten.
Das zeigt sich auch in unserem Glaubensleben auf wunderbare und große Weise. In einem Artikel von Helmut Müller steht es so schön: Helmut Mathis wurde noch wenige Tage vor seinem Tod besucht. Er sagte: „Es geht zur Herrlichkeit, der Vater wartet auf mich. Ich weiß alles, sein Wort ist genug. Ich brauche nichts sehen, ich brauche auch nichts fühlen.“ Heute spielt das Gefühl eine so große Rolle, doch ich glaube, es wird völlig überbetont, denn das Gefühl ist etwas Gefährliches.
Wir kennen den Rausch der Begeisterung. Was hat man nicht alles in Begeisterung für gut befunden, wenn man schwärmt? Dem Gefühl muss man misstrauen. Wir wollen nüchterne Menschen sein und auf das Wort Gottes vertrauen. Wir sagen: „Er hat es gesagt, und darauf wagt mein Herz. Es ist froh und unverzagt und lässt sich nicht schrecken.“ Was er mit mir machen will, ist mir recht. Ich halte ihm im Glauben still die Treue und hoffe auf seinen Segen. Rückblickend können wir nur staunen, wie das gegangen ist.
Mir ist bei der Missionsgeschichte etwas Interessantes aufgefallen. Sie können überall in der Missionsgeschichte nachsehen: Die Missionare sahen fast nie eine Frucht ihrer Arbeit. Und was ist herausgekommen? Heute sind in Afrika 61 Prozent der Bevölkerung Christen. Unglaublich! Sie haben zwanzig Jahre lang gearbeitet, ohne sichtbare Frucht. So wirkt Gott im Verborgenen.
Gott tut das auch in Verfolgungsländern. Das größte Wachstum der Gemeinde geschieht dort, wo die Gemeinde in Ketten liegt und nichts tun kann. Das Wort wirkt und der Same des Gotteswortes keimt auf einmal auf. Deshalb wollen wir große Erwartung haben, dass Gott uns auch durch diese dürren Zeiten hindurchführt. Es wird einmal ein Staunen geben, wie das sein wird.
In den Sechzigerjahren waren meine Frau und ich bei Licht im Osten tätig. In der Verantwortung fuhren wir nach Bulgarien und besuchten einen alten methodistischen Prediger in der Stadt Schumen, Popow. Ich fragte ihn: „Wie viele Gemeindeglieder hast du noch?“ Er antwortete: „Zwölf, lauter alte Frauen.“ Sie wissen, wie ich als junger Mann dachte: „Ja, was ist das schon?“ Doch er leuchtete in seine Augen und sagte: „Der Tag wird kommen, an dem die Kirche diese Menschen nicht fassen kann.“ Ich dachte, er sei kühn.
In Bulgarien war die Jesusgemeinde damals so schwach, es gab kaum Bibelchristen. Wenn Sie heute nach Schumen gehen, in die methodistische Kirche, können sie die Gläubigen kaum noch fassen. Die große Erweckung, ausgelöst durch den Medizinprofessor Dr. Dezko Swilinow, hat die Zahl der Gläubigen stark wachsen lassen. Wer hätte gedacht, dass der Kommunismus plötzlich wie weggeblasen wird?
Ich habe nie gedacht, dass das möglich ist. Ich dachte, das sei der Antichrist vom Ende. Doch der Herr hat es anders vor, denn er ist der allmächtige Gott. Wir wissen nicht, wie er es machen wird. Deshalb haben wir auch keine Angst vor Muslimen. Wir wissen, dass das Evangelium größer ist und unser Herr sein Reich bauen wird.
Darum geht es: Es geht nicht um unsere Kirchengebäude oder unsere Konfessionen. Es geht darum, dass Gottes Reich wächst und läuft. Das wird der Herr tun. Dabei ist nicht unsere Stärke wichtig, sondern unser Glaubensgehorsam. Wir sollen ihm vertrauen, und so macht uns der Herr zu Boten seines Reiches. Man kann nur staunen, wie er alles macht.
Ich hoffe, dass Sie zu denen gehören, die Gott preisen, weil er sein herrliches Werk vollenden wird – so wie er es bei Abraham getan hat. Abraham konnte es nie ahnen. Er sah nur seinen Sohn Isaak, aber nie, dass das Volk Israel zahlreicher sein würde als der Sand am Meer und unüberschaubar groß. Gott erfüllt sein Wort pünktlich und genau, nicht nur zum Teil. Das ist wahr und gewiss.
So wird er es auch mit seinem Reich tun. Auch wenn in unserer Welt der Teufel noch so sehr triumphiert und die Menschen schreien, der Abfall von Christus sei groß, wird man wissen, dass Christus sein Reich bauen wird – allen Widerständen zum Trotz. Er wird es in Herrlichkeit tun und auch in der Geschichte der Araber und Israels.
Für uns ist es herrlich, dass wir nicht nur die Erfüllung der Sammlung Israels erleben, was uns tief bewegt, wenn wir die biblischen Verheißungen lesen, sondern auch das Wunder der messianischen Gemeinden in Israel. Dort gibt es die Jesusgemeinde. In Stuttgart haben wir eine Jesus-Synagoge, in der sich jede Woche viele jesusgläubige Juden versammeln. Das ist ein großes Zeichen der Endzeit, der letzten bösen Zeit, in der Gott die Binde von den Augen seines Volkes Israel nimmt.
Wir freuen uns daran, wenn wir es auch in Israel erleben dürfen. Das ist das Große: Der Herr wird sein Wort erfüllen. Das ist eine Ermutigung für Irrwege und die Führung Gottes. Wir wollen uns führen lassen, ihm nicht reinreden und nicht meinen, wir müssten selbst „Fünf gerade sein lassen“. Stattdessen wollen wir im Gehorsam bleiben und Gott danken, dass es so sein wird.
Ich kann Ihnen auch sagen, dass die Spur Ihres Lebens viel Frucht bringt. Ich habe manche fromme Frau beerdigt, die bis ans Sterbebett gesäuselt hat: „Herr, lass doch meine Kinder zum Glauben kommen.“ Und ich habe erlebt, wie nach der Beerdigung ihre Kinder zum Glauben kamen. Sie hat es nicht mehr gesehen, aber im Himmel hat sie sich mitgefreut.
Darum wollen wir ganz treu in der Führung Gottes bleiben und sagen: Wie du mich führen willst, gebrauche mich, tot oder lebendig. Ich will dir gehorsam sein, dir blind vertrauen und deinen Wegen und Zusagen fest glauben.
Schlussgebet und Bitte um Erneuerung
Ich möchte noch beten. Lieber Herr, danke, dass du uns an Abraham so eindrücklich zeigst, wie du führst und dass du uns auch dann nicht loslässt, wenn wir in den Ungehorsam gefallen sind und eigenmächtig gehandelt haben.
Du bist da, ob es bei Hagar ist oder bei Abraham. Du suchst jeden von uns und willst uns wieder zurückführen. Wir dürfen staunen, dass du der mächtig wirkende Herr bist. In ganzer Schwachheit können wir sagen: Jetzt sind wir am Ende mit unseren Möglichkeiten, jetzt kommst du dran!
Du musst wirken, auch in der Kraftlosigkeit unserer Gemeinden, in der Glaubenslosigkeit unserer Tage und im Abfall in so vielen Gruppen und Kreisen. Wirke du ein neues geistliches Leben!
Wie du versprochen hast, dass du deinen Geist ausgießen willst auf Dürres Land und dass du neues Leben schaffen willst, neues Leben auch in deiner Gemeinde: Erwecke und erneuere deine Gemeinde. Fange bei uns an, damit wir Glaubensleute werden, die dir vertrauen und dir die Ehre geben. Amen.
