Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
Wie erkenne ich, was Gott von mir will? Diese Frage stellen sich viele Christen. Am liebsten hätten wir natürlich einen Zettel vom Himmel, auf dem steht, was wir tun sollen. Solche Zettel gibt es meines Wissens jedoch nicht.
Stattdessen benutzt Gott viele andere Möglichkeiten, um uns zu zeigen, was er will. Deshalb ist es sehr wichtig zu wissen, wie Gott mit uns redet, um zu erkennen, was er von uns möchte.
Thomas, du hast dich mit dem Thema beschäftigt: Wie können wir als Christen Gottes Willen erkennen? Warum ist es vielleicht überhaupt wichtig, Gottes Willen als Grundlage zu erkennen? Können wir nicht einfach so in den Tag hineinleben?
Das ist eine gute Frage, Jörg. Wenn ich mir die Frage stelle, warum ich Gottes Willen überhaupt wissen will, dann ist das eine wichtige Grundlage. Eine falsche Motivation wäre zum Beispiel, dass ich Gottes Willen nur wissen möchte, um danach zu beurteilen, ob ich es mache oder nicht.
Gott wird mir seinen Willen dann zeigen, wenn ich bereit bin, ihn zu tun. Es ist wichtig, Gottes Willen zu kennen, weil Gehorsam im Leben mit Jesus mich geistlich weiterbringt. Wenn ich Gottes Willen tue, wird Gott durch mein Leben groß gemacht, und meine Beziehung zu ihm wird tiefer.
Deshalb ist es entscheidend, dass ich weiß, was Gott von mir möchte.
Dazu zwei Bibelstellen:
Zum einen sagt der Herr Jesus in Lukas 6: „Was nennt ihr mich ‚Herr, Herr‘ und tut nicht, was ich euch sage?“ Er setzt also voraus, dass Gottes Wille getan werden soll. Außerdem sagt er in Lukas 22: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe, o Gott.“ Auch ihm war es wichtig, Gottes Willen zu tun.
Im Vaterunser heißt es ebenfalls: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Das zeigt, wie wichtig Gottes Wille auch für unser Leben ist.
Die Bibel zeigt uns, dass Gott souverän ist. Zum Beispiel steht im Psalm 135: „Alles, was Gott will oder was ihm wohl gefällt, das tut er.“
Die Frage ist dann: Kommt es überhaupt noch darauf an, was ich tue, wenn er sowieso alles tut, was er will? Setzt Gott seinen Willen in meinem Leben nicht sowieso durch?
Ja, in diesem Vers, der schon sehr herausfordernd ist, wird deutlich, dass Gott nicht alles tut, was er kann, sondern nur das, was er will und was ihm wohlgefällt. Wir als Menschen können natürlich nicht den Lauf der Heilsgeschichte beeinflussen, aber Gott hat uns einen Entscheidungsbereich eingeräumt.
Ich denke da an 1. Korinther 7,39. Dort heißt es zum Beispiel, eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt. Wenn aber der Mann entschlafen ist, so ist sie frei, sich zu verheiraten, an wen sie will – nur am Herrn muss es geschehen. Die Frau kann also wählen, wen sie will, aber es gibt Grundkriterien Gottes, wie diese Bibelstelle eindeutig sagt.
Es gibt also einen Entscheidungsbereich, den wir nutzen können, aber wir können ihn auch missbrauchen. Das sehen wir auch in der Bibel, zum Beispiel bei Simson. Er hat viele falsche Entscheidungen getroffen und lief ständig hinter den Frauen her – den philistischen Frauen, die ohne Gott unterwegs waren.
Simson hatte eine ursprüngliche Berufung, nämlich die Philister zu besiegen. Schlussendlich haben die Philister ihm die Augen ausgestochen, und er wurde dann zum ersten Selbstmordattentäter. Das war nicht Gottes ursprünglicher Plan. Er hat viele Dinge getan, bei denen er aus dem Plan Gottes herausgelaufen ist. Aber er hatte einen Entscheidungsspielraum und hat darin viele falsche Entscheidungen getroffen.
Im Gegensatz dazu steht Joseph, der ebenfalls falsche Entscheidungen hätte treffen können, als die Frau von Potiphar hinter ihm her war. Doch er hat für Gott gelebt.
Du hast über Souveränität gesprochen. Joseph sagt zu seinen Brüdern den berühmten Satz: „Ihr hattet Böses gegen mich beabsichtigt, aber Gott hatte beabsichtigt, es zum Guten zu wenden.“ Er wusste, dass Gottes Souveränität über seinem Leben stand.
Es waren eben nicht nur seine eigenen Entscheidungen, das ist auch ein Teil der Wahrheit. Wenn ich in Gottes Nähe bleibe und damit rechne, dass er mich führt, dann nimmt mir das auch den Druck. Ich weiß dann, Gott ist souverän. Ich muss nicht eine Entscheidung treffen, an der alles hängt. Wenn ich in seiner Nähe bleibe, wird er mich führen.
Manchmal ist es für uns Christen schwierig zu erkennen, wie wir den Willen Gottes erkennen können. Ist das auch deine Beobachtung? Wenn ja, warum ist das so?
Ja, das ist tatsächlich meine Beobachtung: Wir tun uns als Christen oft schwer damit, Gottes Willen zu erkennen. Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach der Pluralismus. Früher musste man nicht so viele Entscheidungen treffen, zum Beispiel welchen Beruf man erlernen möchte oder welchen Joghurt man kauft. Es gab nur eine Möglichkeit. Heute hingegen stehen 50 verschiedene Joghurts zur Auswahl, und wir müssen uns ständig entscheiden. Dieser Pluralismus überfordert uns oft.
Natürlich spielt auch unser altes Wesen eine Rolle. Die Frage ist: Will ich das tun, was ich als Gottes Willen erkenne? Wir leben in einer Gesellschaft, die einen Lebensstil pflegt, der sich zunehmend von dem unterscheidet, was die Bibel lehrt. Dieser Lebensstil prägt uns sehr.
Deshalb gibt es Bibelstellen wie Römer 12,2, die uns ermahnen: Sei nicht gleichförmig dieser Welt. Wenn man es wörtlich übersetzt, heißt das: Lass dich nicht in das Schema dieser Welt hineinpressen. Auch denke ich an 1. Petrus 1,14, wo es heißt: Als gehorsame Kinder passt euch nicht den Begierden an, die früher in eurer Unwissenheit herrschten. Sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr in eurem ganzen Wandel heilig.
Manchmal tut es also auch weh, Gottes Willen zu erkennen. Wenn ich mich zum Beispiel für meine Taten, die ich getan habe, entschuldigen muss, ist das nicht unbedingt etwas, worauf ich mich freue. Ich möchte vielleicht gar nicht so genau wissen, was Gottes Wille in dieser Situation ist. Aber es ist wichtig, Gottes Willen zu tun. Deshalb fällt es uns manchmal schwer, diesen Willen zu erkennen und umzusetzen.
Verlassen wir vielleicht jetzt mal die Grundlagen. Wir haben uns mit Fragen beschäftigt wie: Muss ich Gottes Willen überhaupt für mein Leben erfahren? Das alte Wesen, das oft dagegensteht, die vielen Möglichkeiten und auch die Spannung, in der man lebt – zwischen der Souveränität Gottes, dass er tut, was er will, und trotzdem unseren Entscheidungsbereich hat.
Gehen wir doch jetzt mal ein bisschen mehr in die Praxis hinein. Wenn ich in einer konkreten Situation wissen will, was Gott von mir haben möchte, was würdest du raten? Worauf sollte ich da besonders achten?
Vielleicht sage ich es mal mit einem Beispiel: Woher weiß ich denn, wie ein Mensch, der mir nahesteht, entscheiden würde? Wenn du in eine Parfümerie gehst und für deine Frau ein Parfüm kaufst, wirst du wahrscheinlich gewisse Sachen gar nicht kaufen. Bei anderen hingegen weißt du genau, dass es etwas Passendes ist. Ich wüsste ziemlich genau, was ich kaufe.
Genau. Ich kenne die Marke nämlich. Mir geht es auch so, besonders am Flughafen. Da ist der Schlüssel: kennen. Wenn ich eine Person kenne, weiß ich auch, was sie will.
Ich habe lange nicht verstanden, was der Apostel Johannes meint, wenn er in 1. Johannes 2 sagt: „Ich habe euch Vätern geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Ich dachte, das seien doch die ersten Schritte, Jesus zu erkennen. Aber es wird deutlich, dass man jemanden durch und durch kennt.
Wenn jemand lange mit Gott unterwegs ist, weiß er: „Okay, das würde Gott tun, so würde er handeln.“
Väter – entschuldigung, dass ich da reingehe – sind hier die reifen Christen gemeint, oder? Nicht die Väter von Kindern, sondern reife Christen, die Gott gut kennen.
Genau. Deswegen ist mein Rat: Wenn es dir darum geht, Gottes Willen zu erkennen, investiere Zeit, um Gott besser kennenzulernen. Verbringe Zeit mit ihm und bleibe im Gespräch mit ihm. Das wäre mein wichtigster Rat.
Das ist das Fundament, praktisch, wenn wir das Haus weiterbauen wollen. Gott zu kennen ist natürlich sehr wichtig, weil man dann bestimmte Richtungen recht gut einschätzen kann. Man weiß, wohin das geht. Das wird im Lauf des Lebens immer tiefer und ist eine Frage der Beziehung und des Prozesses, denke ich.
Wenn ich mir jetzt ganz konkret heute bei manchen Dingen unsicher bin, gibt es da etwas, das eine Hilfe sein kann, um Gottes Willen zu erkennen?
Das Entscheidende ist: Gott hat mir die Bibel gegeben. Deshalb weiß ich, wie Gott denkt, fühlt und handelt. Aber ich muss sie lesen, immer wieder, von vorne bis hinten, damit ich weiß, was darin steht.
Jesus selbst sagt, als er versucht wird, immer wieder: „Es steht geschrieben.“ Das bedeutet, ich muss wissen, was in der Bibel steht.
Zum Beispiel steht in 1. Thessalonicher 5,16: „Freut euch allezeit, betet unablässig, sagt in allem Dank, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ Das zeigt mir sehr deutlich, was Gott von mir will.
Mir fällt auch eine Stelle aus Hebräer 5,14 ein. Dort heißt es: „Die feste Speise aber ist für die Erwachsenen, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen.“
Deshalb ist es wichtig, dass ich mich an Gottes Wort gewöhne. So kann ich Böses und Gutes unterscheiden.
Ist das mehr? Ja, das verschwimmt, glaube ich, hier so die allgemeine Führung, was aber gut und böse ist, ist manchmal auch sehr konkret.
Inwiefern ist das jetzt beim Lesen des Wortes nur allgemein? Ich soll mich eben freuen, zum Beispiel, als allgemeines Prinzip. Und inwieweit würdest du sagen, kann man aus dem Wort Gottes auch konkreter etwas ableiten für die Situation, die ich an diesem Tag erlebe?
Es gibt durchaus Situationen, in denen ich Bibelverse lese, und diese Bibelverse sprechen in meiner Situation. Etwas, was ich noch im Kopf habe, ist, dass ich mich gefragt habe: Soll ich denn länger in Stuttgart bleiben? Ich war hier Praktikant, hatte eine Predigt gerade vorbereitet und habe gesagt, doch, ich habe den inneren Eindruck, ich sollte das. Aber ich weiß, es gibt einige Leute, die immer wieder sagen: „Hey, es ist gut, du hast ein Bibelwort.“ Das hatte ich aber nicht.
Dann habe ich gebetet und gesagt: „Gott, du kannst es mir geben.“ Ich wusste natürlich ganz sicher, dass da nichts drinsteht. Ich hatte gerade eine Predigt vorbereitet. Aber dann schaue ich nochmal in den Text, den ich gerade vorbereitet hatte, und dann stand dort: „Im Vertrauen hierauf weiß ich, dass ich bleiben und bei euch allen bleiben werde zu eurer Förderung und Freude im Glauben.“
Ich habe gedacht: Wow, das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Aber es war, dass Gott in mein Leben hineingeredet hat. Das war aber außerordentlich schnell. Ansonsten dauert es doch deutlich länger, bis mir irgendein Bibelwort deutlich wird, was ich tun soll oder nicht.
Und das hast du als von Gott empfunden, weil das ist ein Punkt, da bin ich extrem allergisch, muss ich sagen. Da hast du bei mir jetzt was getroffen. Ich habe so viele schlechte Entscheidungen schon gehört von Christen, die man im Nachhinein definitiv als falsch ansehen konnte, wo es dann irgendein Bibelwort gab, das sie geführt hat.
Ich streite nicht ab, dass Gott Bibelworte schickt, auch beim normalen Lesen. Aber er liest einen anderen Text oder liest zwei Verse weiter. Weißt du, was ich meine?
Die Gefahr dabei – ich habe den Eindruck, vielleicht, weil ich da wirklich vorgeschädigt bin bei diesem Ding – ist, dass manche die Bibel als magisches Losverfahren benutzen. So nach dem Motto: „Was soll ich jetzt tun?“ und dann lese ich was.
Ich hatte einmal eine Beziehungsfrage, und er war absolut nicht aus der Gemeinde, nicht dass man es falsch versteht. Und der hatte gesagt: „Ja, es war ganz klar, dass das meine Frau werden wird.“ Und es ist nichts daraus geworden.
Dann habe ich ein Wort des Herrn darüber gehabt. Da habe ich gesagt: „Ja, welches Wort hattest du denn?“ Und dann hat er gesagt: „Ja, er ist ein Licht auf meinem Wege.“ Da habe ich gedacht, das könnte man jetzt auch anders deuten, nämlich dass er ihn führen wird in die eine oder andere Richtung.
Weißt du, was ich meine? Manchmal wird das – wie kann man das dann unterscheiden, dass es wirklich vom Herrn ist und nicht? Das finde ich manchmal sehr schwierig.
Ich glaube, es ist schwierig, es in der Situation selbst zu unterscheiden. Aber hier war es auch eine tiefere innere Gewissheit, also auf das Gebet hin. Der Kontext hat auch gepasst. Es war wirklich in eine Situation hinein gesprochen, und ich habe mir das nicht zu Recht reden wollen oder so.
Es gibt auch andere Bibelworte. Ich weiß zum Beispiel, wo ich mich gefragt habe: Soll ich das jetzt demjenigen bekennen oder nicht? Und dann ließ ich die Bibel aufschlagen und las, wie eine Frau zu Jesus kommt, und es heißt: „Und sie sagte ihm die ganze Wahrheit.“ Das tat mir weh, aber ich wusste, dass es dran ist.
Also wenn Gottes Wort in mein Leben hineinredet und Dinge mir wehtun, dann glaube ich, ist das fast noch eher etwas, wo ich weiß, da redet Gott in mein Leben hinein. Das klingt jetzt nach dem untersten Weg des Pietismus, ja, das Kreuz auf sich nehmen.
Ja, gut, da gibt es viele Meinungen über den Willen Gottes. Da können wir, glaube ich, jetzt lange diskutieren drüber, oder? Schauen wir mal.
Also, wie gesagt, mir ist halt wichtig, das vom Missbrauch abzugrenzen. Denn das habe ich wirklich so oft erlebt, dass ich da falsche Sachen gehört habe. Und dann hieß es: „Ja, wir haben aber diesen Spruch gehabt auf diesem Poster.“ Oder, nee, Wandkalender. Ja, da war genau der Spruch, der mich ermutigt hat.
Da dachte ich: Gut, dann weiß ich, was du für Wandkalender liest, weil auf den Wandkalendern stehen normalerweise immer ermutigende Sprüche und selten mal: „Tue es nicht.“ Dann kenne ich keinen Wandkalender und andere Dinge. Weißt du, was ich meine? Dieses Unnüchterne, jetzt habe ich das Wort, dieses absolut Unnüchterne und ohne Nachzudenken, Wohlwissen, dass Gott so führt, kann keine Frage sein.
Also das denke ich wird... Aber da gibt es ja den Spruch: Der Missbrauch stellt ja nicht den Gebrauch auf oder so.
Vielleicht, wenn wir beim Wort Gottes sind, noch mal drei Dinge, die mir weitergeholfen haben, dass ich mich frage, wenn es um irgendeinen Weg geht:
Gibt es da eine klare Anweisung in der Bibel? Zum Beispiel: „Seid gastfreundlich.“ Das steht eindeutig drin, da muss ich mir nicht groß überlegen.
Wenn ich keine klare Anweisung habe, gibt es hier ein biblisches Prinzip? Zum Beispiel: Gott achtet Privateigentum. Das wird sehr ausführlich beschrieben in 3. Mose. Oder ich darf auch Fleisch essen. Ja, das wird auch immer wieder diskutiert. Will Gott das überhaupt? Doch, das ist ein Prinzip.
Und wenn ich auch kein Prinzip in der Bibel entdecke, dann frage ich mich: Wie ist denn Gott? Er ist zum Beispiel großzügig, er ist barmherzig. Das kann mir manchmal auch helfen in einer bestimmten Situation.
Gehen wir mal zu einer bestimmten Methode, zum Beispiel das Auslegen von Fließ. Das könnten wir ja mal besprechen, um in diese Richtung zu kommen.
Bekannt ist das, denke ich, aus dem Alten Testament. Ich kenne eigentlich nur eine Geschichte, in der es vorkommt, oder? Richtig, bei Gideon.
Fließ auslegen ist ja eigentlich ein Stück weit eine Geschichte des Unglaubens, auch wenn sie oft nicht so gesehen wird. Fließ ist ein Stoffstück, genauer gesagt ein Wollstück.
Gideon wusste, was Gott von ihm wollte, aber er hat sich noch einmal rückversichert. Er legte diese Wolle auf den Boden und sagte: Wenn der Boden rundherum mit Tau bedeckt ist und die Wolle trocken bleibt, dann weiß ich, dass du es willst. Am nächsten Tag war es umgekehrt: Die Wolle war nass, aber der Boden trocken. Dann wusste er doppelt sicher, dass Gott es wollte. Er wollte also ein Zeichen von Gott.
Du sagst, es ist ein Zeichen des Misstrauens, aber Gott ist darauf eingegangen. Ja, Gott ist darauf eingegangen, obwohl Gideon im Grunde schon wusste, was Gott von ihm wollte. Gott hatte ihm ja gesagt, dass er dort angreifen sollte.
Wenn ich vom Prinzip ausgehe, was wir daraus lernen können, dann ist es, dass auch Umstände mir manchmal helfen können, zu erkennen, was Gott von mir will. Aber auch hier gibt es Missbrauch. Es muss zum Wort passen.
Nicht so wie bei Jona, der vor Gott davonläuft und dann sagt: „Super, da ist ein Schiff, die Umstände sind günstig, also nehme ich dieses Schiff. Das kann nur Gottes Wille sein.“ War es aber nicht. Die Umstände allein können also letztendlich nicht die Führung geben.
Du sagst, manchmal führen die Umstände. Was ist daran ursprünglich christlich? Denn durch Umstände werden ja auch meine Nachbarn, die nicht christlich sind, teilweise geführt.
Richtig. Du hast ja auch das falsche Beispiel mit Jona genannt, das war ein falscher Weg.
Wenn ich mit Jesus unterwegs bin, habe ich einen gewissen Deutungsrahmen, dessen muss ich mir bewusst sein. Zum Beispiel erlebe ich einen Auffahrunfall mit meinem Auto und sage: „Gott hat mich bewahrt.“ Mein Nachbar, der nicht Christ ist, erlebt genau dasselbe und sagt: „Ey, ich habe Glück gehabt.“
Ich beurteile also meine Umstände von Gottes Seite her. Wenn ich mich nach Umständen richte, rechne ich trotzdem mit Gottes lenkender Hand. Ich bin keinem blinden Zufall ausgeliefert, wie es eben der Nichtchrist glaubt zu sein.
Das ist immer auch meine Interpretationsseite. Ich will das so interpretieren, weil ich Gott vertraue und weiß, dass er mein Leben in der Hand hat.
Das heißt, bei solchen Dingen wie Zeichen, Umständen oder Bibelworten kann man das immer auf eine falsche Weise benutzen – magisch oder zu schnell eine Entscheidung treffen. Aber natürlich führt Gott manchmal auch genau dadurch und benutzt das ganz klar.
Die Unterscheidung ist wahrscheinlich manchmal nicht ganz einfach zu sehen, wann es das eine und wann das andere ist.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, Gottes Willen zu erkennen? Ja, eine weitere Möglichkeit ist, wenn andere Christen mir raten. Deshalb ist Gemeinde so wichtig.
Denk dabei an Galater 2. Paulus sagt dort, dass die Angesehenen sahen, dass ihm das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut war, ebenso wie Petrus das Evangelium für die Beschnittenen hatte. Das hängt natürlich auch mit den grundsätzlichen Begabungen zusammen, die Gott Paulus und Petrus gegeben hat.
Diese Stelle mahnt mich, meine Eindrücke mit anderen Christen zu besprechen. Gott will es so, dass ich meine Eindrücke teile und dass er andere Christen benutzt, um mir bei Entscheidungen zu helfen.
Bei Paulus war es so, dass er schon einen gesegneten Dienst in Damaskus hinter sich hatte, mehrere Jahre lang, ohne den Aposteln davon erzählt zu haben. Dennoch war es ihm wichtig, dass andere das auch so sehen können. Er erkannte selbst die Gefahr, dass er meinen könnte, dem Willen Gottes zu folgen, sich aber irren könnte. Die anderen Christen dienten ihm als Korrektiv.
Das ist also eine Möglichkeit, um zu unterscheiden: Sind es Umstände, Zeichen oder andere Dinge, die ich mir nur einbilde? Oder ist es wirklich Gottes Führung? Manchmal ist die Führung so klar, dass man nicht darüber sprechen muss, aber oft ist das nicht der Fall.
Als Christen haben wir ein Korrektiv: andere Geschwister und das Wort Gottes, das auch in deine Situation hineinredet, wie du vorhin berichtet hast.
Was ist mit dem Frieden Gottes? Wie kann man ihn bewerten? Das ist ein wichtiges Kriterium. Natürlich muss der Friede Gottes auch mit dem Wort Gottes übereinstimmen.
Wahrscheinlich hatte Jona, als er vor Gott weglief, auch Frieden über seinen Weg. Das wissen wir nicht genau, aber es kann durchaus sein. Es gibt natürlich auch den umgekehrten Fall: Wenn ich ein Gewissen habe wie eine Briefwaage, dann werde ich den Frieden Gottes nicht so schnell spüren, auch wenn ich auf dem richtigen Weg bin.
Ich glaube, Friede darf nicht das alleinige Kriterium sein, aber er kann ein guter Gradmesser sein. Andere Gradmesser wären beispielsweise das Ergebnis: Ist es gesegnet oder nicht? Das kann man jedoch erst immer hinterher feststellen. Man kann dann für die Zukunft daraus lernen.
Wenn ich auf Gottes Weg unterwegs bin, muss das nicht bedeuten, dass menschlich alles gut läuft. Es kann so sein, aber es muss nicht so sein. Ich denke an Apostelgeschichte 16: Dort gibt es diesen mazedonischen Mann, der in einer Vision ruft: „Kommt herüber nach Mazedonien!“ Klarer kann es kaum sein. Paulus sagt, sie schlossen daraus, dass Gott sie gerufen habe, den Menschen dort das Evangelium zu verkündigen. Und das Erste, was passiert, ist, dass sie im Gefängnis landen.
Da muss man sich fragen: Habe ich Gott richtig verstanden? Ja, Paulus hat Gott richtig verstanden. Auch beim Herrn Jesus war es so: Er war hundertprozentig im Willen Gottes, hat aber menschlich sehr viel Leid erlebt. Erfolg ist kein Gradmesser Gottes – das ist sehr wichtig. Manche Wege Gottes sollen uns geistlich helfen zu wachsen, auch wenn sie uns menschlich nicht gefallen.
Manchmal muss man auch sagen: Okay, wenn Misserfolg da ist, lasse ich das einfach mal so stehen. Wir hatten kürzlich folgendes Beispiel: Wir haben ein Auto von einem Freund ausgeliehen. Jemand fuhr mit einem elektrischen Roller dagegen, demolierte es hinten und beging Fahrerflucht. Oder wenn bei dir Möbel umfallen und du denkst: „Was soll das?“ Ich habe es mir angewöhnt, solche Dinge auch mal einfach stehen zu lassen und zu sagen: Gut, das ist dann einfach mal so. Man kann es nicht ändern.
Deshalb sollte man das nicht unbedingt als Kriterium nehmen, um keinen Frieden mehr über den Weg zu haben. Paulus ist für mich ein gutes Beispiel. Die Vision, die Gott ihm gab, war sehr deutlich – viel deutlicher als das, was wir meistens erleben. Trotzdem war die erste Erfahrung genau entgegengesetzt.
Da könnte man wirklich ins Zweifeln kommen, so wie Johannes der Täufer im Gefängnis. Er fragte sich: „Bist du wirklich Jesus?“ Obwohl er ihn verkündigt hatte und sein Vorläufer war, brachte ihn die Situation ins Wanken. Das zeigt, dass es auch dann solche Zweifel geben kann, wenn man im Willen Gottes unterwegs ist.
Ich glaube, das passiert sogar häufiger, als man wahrhaben möchte. Deshalb ist das Thema so schwierig. Es gibt viele verschiedene Wege: Manchmal ist es Unsicherheit, manchmal geht man vielleicht bewusst in die falsche Richtung, manchmal kommt man in die Irre. Und manchmal freut man sich, weil Gott sehr schön und klar führt oder Ähnliches.
Vielleicht zum Abschluss noch eine der berühmtesten Stellen aus der Apostelgeschichte, Kapitel 13, der ersten Missionsreise. Dort wird berichtet, wie die Christen in Antiochia gebetet und gefastet haben, um herauszufinden, wen sie aussenden sollen, um das Evangelium weiterzusagen.
Ich glaube, diese Stelle wird sehr oft zitiert, oder? Ja, sehen wir sie uns noch einmal als Abschluss an, sozusagen als Nachspeise.
Ich denke, es ist auf jeden Fall gut, zu beten und zu fasten, um zu erfahren, was Gott will – besonders wenn es um weitreichende Entscheidungen geht, wie es hier der Fall war. Das sollte mich mahnen, viele Entscheidungen mehr aus dem Gebet heraus zu treffen und nicht einfach aus dem Bauch heraus. Indem ich bete, zeige ich, dass ich ernsthaft nach dem Willen Gottes suche. Und das sollte die Grundlage für Entscheidungen sein.
Das war wieder der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, dass dieser Podcast euch geholfen hat, einerseits entspannter mit dem Willen Gottes umzugehen und andererseits konkreter zu wissen, wie ihr erkennen könnt, was Gott von euch will.
Wenn ihr Fragen zum Thema habt oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de. Wir wünschen euch Gottes Segen und einen klaren Blick für den Willen Gottes.