Einführung in die Heilungsgeschichte und Hintergrundwissen zum Aussatz
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 610: Die Heilung der zehn Aussätzigen, Teil 1
Lukas 17,11-12:
Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, dass er mitten durch eine Gegend zwischen Samaria und Galiläa ging. Als er in ein Dorf einzog, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von fern standen.
An dieser Stelle möchte ich etwas aus Episode 129 wiederholen, damit wir verstehen, warum die aussätzigen Männer nicht nahe herankommen durften. Dazu werfen wir einen Blick ins Alte Testament.
3. Mose 13,45-46:
Und der Aussätzige, an dem das Mahl ist, seine Kleider sollen zerrissen und sein Kopfhaar soll frei hängen gelassen werden. Er soll seinen Bart verhüllen und ausrufen: „Unrein, unrein!“ All die Tage, die das Mahl an ihm ist, soll er unrein sein. Unrein ist er. Allein soll er wohnen, außerhalb des Lagers soll seine Wohnung sein.
Das waren die Regeln für die Wüstenwanderung. Zur Zeit Jesu wurde versucht, den Aussätzigen ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Was sie jedoch nicht durften – und das hat mit ihrer Unreinheit zu tun – war, in Jerusalem und einigen anderen alten Städten zu wohnen. Als Unreine durften sie dem Tempel nicht zu nahe kommen und nicht am Gottesdienst im Tempel teilnehmen.
Sie konnten aber in die Synagoge gehen, auf dem Markt einkaufen, heiraten und Familien gründen. Natürlich mussten sie als Aussätzige damit leben, dass man sie mied – sei es, weil man sich vor der Krankheit ekelte, den Aussatz für eine Strafe Gottes hielt oder sich nicht an ihnen verunreinigen wollte. Bequemlichkeit, Ängstlichkeit und Vorurteile gab es damals wie heute.
Dabei war die Heilung eines Aussätzigen in den Augen der Rabbis so schwer wie die Auferweckung eines Toten. Man rechnete nicht wirklich damit.
Wichtig ist: Die Unreinheit des Aussätzigen war eine rituelle. Es handelte sich dabei nicht um Sünde, sondern seine Krankheit war ein Bild für den Zustand des sündigen Menschen, der Gott nicht nahen darf.
Der Aussätzige, der „Unrein, unrein“ rufen muss, der abseits wohnen sollte und der durch Berührung seine Unreinheit übertragen konnte, war eine Gegenstandslektion. Sie malte allen Menschen etwas von ihrer eigenen Unreinheit vor Augen.
Der Aussätzige selbst war kein Sünder – das dürfen wir nie vergessen –, sondern er war ein Bild für den Sünder. Dafür, dass man Gott nicht einfach so begegnen konnte. Damit steht der Aussätzige auch für die Aussichtslosigkeit des Menschen, aus eigener Kraft irgendwie reinzuwerden.
Alles, was er konnte, war warten – darauf warten, dass Gott Rettung schenkt.
Begegnung mit Jesus und das Gebet um Barmherzigkeit
Aber kommen wir zu unserer Geschichte zurück, Lukas 17,12-13.
Und als er in ein Dorf einzog, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von fern standen. Sie erhoben ihre Stimme und sprachen: „Jesus, Meister, erbarme dich unser!“
Das ist, was sie tun können: rufen, „Jesus, Meister, erbarme dich unser!“ Was suchen sie? Heilung. Worum bitten sie? Um Barmherzigkeit.
Was genau ist Barmherzigkeit? Barmherzigkeit beschreibt die von Mitgefühl getriebene Hilfe eines Stärkeren für einen Schwächeren, der in Not ist. Die Aussätzigen sehen in Jesus also jemanden, der Macht zum Heilen hat, und sie wünschen sich, dass Jesus, der Rabbi, sich ihrer erbarmt.
Lukas 17,14: „Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern.“ Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie gereinigt.
Wieder einer dieser sehr kurzen Texte, die so viel beinhalten. Jesus fordert sie auf, zu den Priestern nach Jerusalem zu gehen, und während sie hingehen, werden sie gereinigt.
Wir merken sofort: Diese Heilung hier ist nur der Auftakt für ein ganz anderes Thema. Die Heilung bildet nur den Rahmen.
Und ja, wir könnten jetzt darüber reden, dass die zehn irgendwie geglaubt haben, was nicht so schwer ist, weil sie ja nun nicht wirklich viel zu verlieren hatten. Sie gehen nach Jerusalem, und auf dem Weg werden sie gesund. Sie können sich den Priestern zeigen, und diese können die Reinigungsrituale durchführen und sie wieder in die Gemeinschaft aufnehmen.
So weit, so gut. Das ist also der Rahmen. Kommen wir zum Thema.
Die Rückkehr des einen Geheilten und die Frage nach Dankbarkeit
Lukas 17,15 Einer aber von ihnen kehrte zurück, als er sah, dass er geheilt war, und verherrlichte Gott mit lauter Stimme. Zehn werden geheilt, aber nur einer kehrt zurück, um Gott mit lauter Stimme zu verherrlichen. Jesus selbst macht auf diesen Umstand aufmerksam.
Lukas 17,16 Und er fiel aufs Angesicht zu seinen Füßen und dankte ihm – und das war ein Samariter. Sehr spannend, denn wir wissen gar nicht so genau, zu welchen Priestern dieser Samariter gegangen war. War er mit den anderen Aussätzigen nach Jerusalem gezogen oder hatte er sich zum Berg Garizim gewandt, in dessen Nähe der samaritanische Hohepriester residierte? Wir wissen es wirklich nicht.
Ich tippe auf den Garizim, weil ich mir nicht so recht vorstellen kann, dass ein jüdischer Priester an einem Samariter ein Reinigungsritual vollzieht. Dieser geheilte Samariter jedenfalls kommt zurück, fällt vor Jesus auf sein Angesicht und dankt ihm. Am Anfang der Erzählung steht er weit weg, jetzt ist er Jesus ganz nah – anders als die anderen ebenfalls geheilten Aussätzigen. Diese sind am Anfang weit weg und jetzt gar nicht mehr zu sehen.
Lukas 17,17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn gereinigt worden? Wo sind die neun? Gute Frage: Wo sind die neun? Ja, alle zehn sind geheilt worden, aber nur einer ist zurückgekommen, um Gott zu verherrlichen und Jesus zu danken. Dabei ist Dank doch angemessen, wenn Gott rettet. Oder?
David würde das jedenfalls so sehen. Psalm 30,11-13 Höre, Herr, und sei mir gnädig, Herr, sei mein Helfer! Meine Wehklage hast du mir in Reigen verwandelt, meinen Sacktuch hast du gelöst und mit Freude mich umgürtet, damit meine Seele dich besingt und nicht schweigt, Herr, mein Gott! In Ewigkeit will ich dich preisen.
Gott rettet, damit wir ihn besingen und preisen. Alles andere wäre irgendwie falsch. Deshalb die Frage von Jesus: Wo sind die Neuen? Warum sind sie nicht zurückgekommen, um Gott zu preisen und ihm zu danken? Was hatten sie am Anfang von ferne gerufen: Jesus, Meister, Rabbi, erbarme dich unser? Was ist von dem „Jesus, Meister“ übrig geblieben?
Und die traurige Antwort lautet: Nichts. Wenn Jesus fragt, wo sind die Neuen, dann bringt er damit eine Erwartungshaltung zum Ausdruck. Er hätte von den Geheilten erwartet, dass sie alle zurückkommen, Gott preisen und ihm danken.
Die Tatsache, dass es hier Leute gibt, die sich heilen lassen, die aber nicht bereit sind, dem Mann zu danken, der sie geheilt hat – diese Tatsache macht mehr als deutlich, dass ihnen etwas fehlt. Was das genau ist, schauen wir uns in der nächsten Episode an.
Abschluss und persönliche Anwendung
Was könntest du jetzt tun? Nimm dir Zeit, um Gott für zehn Dinge zu danken, die er dir in den letzten vierundzwanzig Stunden geschenkt hat.
Das war's für heute.
Bitte bete für Bekehrungen in Berlin-Spandau. Dieser Bezirk liegt mir sehr am Herzen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
