Frau Präsidentin, liebe Gemeinde!
Letzte Woche war an der Akademie hier der ARC ein Gastdozent aus Italien im Einsatz, Herr Doktor De Chirico. Er ist sicherlich einer der europaweit kompetentesten Kenner des Vatikans und der aktuellen römisch-katholischen Theologie. Wir waren sehr dankbar, ihn für dieses Blogseminar gewinnen zu können.
Als ich ihn am Montagabend vom Flughafen abholte, freuten wir uns, einander nach langer Zeit wiederzusehen. Man kann Theologen eigentlich in zwei Gruppen einteilen: Die einen interessieren sich für Fußball, die anderen nicht. Wir beide gehören zur ersten Gruppe. So erzählte er mir von seinem Lieblingsverein in Italien, dem FC Turin. Das ist der große Rivale von Juventus Turin. Er sagte, dieser Verein sei ihm ans Herz gewachsen, weil er eine ganz besondere Geschichte habe.
Dann berichtete er von einem Ereignis im Jahr 1948. Damals gewann die Mannschaft viele Meisterschaften in Italien. Nach einem Auswärtsspiel flog sie zurück nach Turin. Doch es herrschte dichter Nebel. Der Flugkapitän sagte: „Wir können nicht landen, wir bekommen keine Landerlaubnis. Wir müssen nach Mailand weiterfliegen.“
Die Mannschaft war jedoch müde. Sie hatte eine anstrengende Reise hinter sich und ein schwieriges Spiel absolviert. Deshalb überredete man den Piloten, doch noch ein wenig zu warten. So kreiste die Maschine über Turin. 1948 waren die Radarmöglichkeiten natürlich noch nicht so gut entwickelt wie heute.
Plötzlich passierte das Unglück: Die Maschine rammte einen hohen Berg, den der Pilot im Nebel nicht erkannt hatte. Er hatte nicht annähernd geahnt, welche Gefahr sie umgab. So kam an diesem Tag eine ganze Fußballmannschaft ums Leben. Die unsichtbare Gefahr hatte sich als tödlich erwiesen.
Die unsichtbare Gefahr im geistlichen Kampf
Vor einer solchen unsichtbaren Gefahr warnt der Apostel Paulus die Christen in Epheser 6. Letzten Sonntag haben wir diesen Abschnitt gemeinsam zu studieren begonnen: Epheser 6 ab Vers 10. Ich möchte Sie bitten, diesen Abschnitt jetzt erneut vorzunehmen. Falls jemand noch keinen Gottesdienstzettel hat, liegen hier noch einige bereit, damit Sie sich versorgen können. Ich selbst hatte meinen Bibeltext drüben liegenlassen.
Epheser 6 ist lebenswichtig für eine Gemeinde, so macht Paulus deutlich. Dieses Kapitel zeigt uns, in welcher Situation wir uns als Christen und als Gemeinde befinden – oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst, ähnlich wie ein Pilot über Turin.
Paulus macht uns diese Situation bewusst in Epheser 6. Er zeigt, dass wir als Gemeinde, als Ganzes, aber auch als einzelne Christen, hineingezogen und hineingerissen sind in einen Konflikt mit kosmischen Dimensionen. Auf der einen Seite steht der lebendige Gott, auf der anderen Seite Satan mit den finsteren Mächten, den Dämonen.
Die Bibel beschreibt diesen kosmischen Konflikt nur andeutungsweise, ohne ihn spekulativ oder als Sensation auszuschmücken. Sie erzählt, wie der Teufel sich schon früh gegen Gott erhoben hat, wie er im Garten Eden begonnen hatte, die guten Absichten Gottes mit seinen Geschöpfen zu hinterfragen. Sie zeigt, wie er die Geburt des Retters, Jesus Christus, zu verhindern versucht hat. Als der Retter geboren war, wollte er Jesus Christus selbst von seinem Weg abbringen – mit der Versuchung in der Wüste.
Und dann hat er immer weitergemacht. Der Teufel setzte seine Attacken gegen die Gemeinde Jesu Christi fort, durch die Jahrhunderte hindurch.
Wenn wir nun als Gemeinde Jesu Christi, die in diesen Kampf hineingezogen ist, darin bestehen wollen und so leben möchten, wie es dem Willen Gottes entspricht, dann müssen wir – so haben wir letzten Sonntag gesehen – den Kampf annehmen. Wir müssen einwilligen in das, was der Apostel Paulus an vielen Stellen schreibt: Das Leben im Glauben, in der Nachfolge Jesu, ist ein Kampf.
Es ist kein Kampf, den wir aus eigener Kraft führen, aber es ist ein Kampf, den wir bewusst führen müssen. Wir müssen, wie wir auch am letzten Sonntag gesehen haben, den Gegner ernst nehmen. Der Gegner in diesem Kampf, der Gegner der Gemeinde Jesu Christi, sind nicht Menschen, sondern Satan selbst und seine Dämonen.
Und wenn wir in diesem Kampf bestehen wollen – das war das Dritte, was wir gesehen hatten – dann müssen wir an Stärke zunehmen. Diese Stärke erhalten wir durch die Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus.
Die Waffenrüstung Gottes als Schutz im geistlichen Kampf
Aber wie sollen wir uns nun konkret in diesem Kampf verhalten? Lesen wir die Verse 10 bis 17:
Zuletzt seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.
Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten, alles überwinden und das Feld behalten könnt. Bis dahin hatten wir den Text letzten Sonntag ausgelegt. Und jetzt geht es weiter:
So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit. An den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt. Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist.
Wir wollen verstehen, wie wir persönlich diese Waffenrüstung anwenden sollen. Herr, wir bitten um deinen Schutz für unsere Gemeinde und uns persönlich, dass wir in diesem Kampf, den du uns verordnest, bestehen und keine Angst davor haben müssen, weil du bei uns bist. Amen.
Unterschiedliche Reaktionen auf den geistlichen Kampf
Angesichts der Herausforderung dieses Kampfes haben Christen in der Geschichte sehr unterschiedlich reagiert. Manche haben eine besondere Methode der Kampfführung entwickelt, die sie geistliche Kampfführung nannten. Diese war eine Art esoterische Sondermethode, wenn man so will.
Dabei versteht man bestimmte Gebiete in Städten als von bestimmten Territorialgeistern beherrscht. Dann marschiert man auf einer bestimmten Route durch diese Städte, lobt Gott und meint damit, diese Geister bannen zu können. Das ist ein Beispiel für eine bestimmte Methode des Kampfes.
In der Bibel werden wir eine solche Methode jedoch kaum finden. Deshalb müssen wir uns immer wieder fragen: Wie will eigentlich der lebendige Gott, dass wir kämpfen? Wie kämpfen wir richtig in dieser Auseinandersetzung?
Paulus hat einmal im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 2, Vers 5 gesagt: „Und wenn jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er denkt da an die Olympiakämpfer, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn Recht!“ Das heißt, auf die Weise, wie Gott sich den Kampf gedacht hat, sollen wir recht kämpfen.
Darauf antworten die Verse, die Sie jetzt vor sich haben. Es ist wichtig, dass Paulus uns von Anfang an deutlich macht, dass wir uns aus der Waffenrüstung, die Gott uns zeigt, nicht einzelne Teile herauspicken sollen, sondern die gesamte Waffenrüstung übernehmen müssen.
Das Wort, das dort in Vers 11 und in Vers 13 steht, lautet „zieht an die Waffenrüstung Gottes“ beziehungsweise „ergreift die Waffenrüstung Gottes“. Das heißt eigentlich die volle Waffenrüstung Gottes, wirklich. Im Griechischen steht dort das Wort für „voll“, „ganz“ oder „vollständig“.
Paulus macht von Anfang an deutlich: Er greift die Waffenrüstung ganz. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle Teile dieser Rüstung kennenlernen.
Die römische Soldatenausrüstung als Bild für die geistliche Rüstung
Als Paulus dieses Beispiel entwickelt, verwendet er die Ausrüstung des römischen Soldaten. Wir haben letzten Sonntag bereits gesagt, dass Paulus zu der Zeit, als er den Epheserbrief schreibt, sich in Gefangenschaft befindet. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass er immer wieder diese römischen Soldaten vor sich hatte, die entsprechend gekleidet und ausgestattet waren.
Ich lasse das Bild hier vorne liegen. Wer es sich noch einmal genauer ansehen möchte, kann das gerne nach dem Gottesdienst tun. Wahrscheinlich hat ihn dieses Bild auch angeregt, über die Waffen des Christen nachzudenken – am Beispiel der Waffenrüstung eines römischen Legionärs.
Paulus schreibt ja in Epheser 6, Vers 20, dass er ein Gesandter in Ketten sei. Zu diesem Zeitpunkt ist er also noch in Gefangenschaft. Dann zählt Paulus sechs Teile auf, die zur Rüstung gehören. Er spricht von einem Gürtel und von einem Panzer in Vers 14. In Vers 15 erwähnt er Schnürschuhe, die Luther mit Stiefeln übersetzt hat. In Vers 16 spricht er von einem Schild, den der Kämpfer für seine Rüstung braucht, und in Vers 17 schließlich vom Helm und vom Schwert.
Damit greift Paulus in Vers 14 ein Motiv auf, das sich auch durch die vorherigen Verse zieht. Es ging immer wieder darum, wie wir standhaft werden und Standfestigkeit gewinnen können. Paulus sagt, dass man Standfestigkeit nur erlangt, wenn man den Kampf annimmt, durch die Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus an Stärke zunimmt und den Gegner ernst nimmt.
Nun macht er deutlich, wie man im praktischen, alltäglichen Glaubensleben diese Standfestigkeit immer mehr gewinnen und entwickeln kann. Dafür brauchen wir eine Rüstung, die uns nicht behindert, sondern hilft.
Die Bedeutung der richtigen geistlichen Ausrüstung
Und vielleicht erinnern Sie sich noch an David, der zunächst, als er gegen Goliath kämpfen wollte, eine Rüstung von Saul bekommen sollte. Als er sich diese Rüstung anzog, merkte er schnell, dass sie überhaupt nicht passte. Mit dieser Rüstung konnte er nicht kämpfen. Sie entsprach überhaupt nicht den Voraussetzungen, die er mitbrachte.
So hat man den Eindruck, dass Christen in unserer Zeit manchmal ähnlich vorgehen. Sie rüsten sich mit allen möglichen Saulsrüstungen aus. Dabei versuchen sie, weltliche Kompetenzen und Methoden ergänzend in den Gemeindeaufbau einzubringen. Dann sagt man zum Beispiel: Wenn wir ordentlich Gemeindeaufbau machen wollen, müssen wir bestimmte Managementmethoden anwenden. Oder man meint: Seelsorge können wir kaum noch angemessen praktizieren, wenn wir uns nicht auch der Angebote der Psychotherapie bedienen.
So versucht man, alle möglichen Rüstungen anzulegen, die sich am Ende jedoch als nicht angemessen erweisen. Paulus sagt: Schaut her, hier sind die sechs Ausrüstungsgegenstände, die ihr braucht. Und wir werden sehen, dass es sich dabei fast ausschließlich um Schutzwaffen handelt.
Unsere Aufgabe ist nicht, auf irgendeine Weise aktiv gegen Dämonen vorzugehen, wie es etwa bei der sogenannten geistlichen Kampfführung beschrieben wird. Stattdessen sollen wir uns folgendermaßen kleiden.
Der Gürtel der Wahrheit als Zeichen der Bereitschaft
Das Erste, was wir brauchen, ist der Gürtel der Wahrheit.
In Vers 14 heißt es: „So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden, der Gürtel der Wahrheit.“ Dieser Gürtel war ein lederner Leibgurt, den Soldaten um die Hüften trugen. Meistens diente er dazu, die Tunika hochzubinden, wenn sie losmarschieren mussten. Paulus sagt: Unser Gürtel ist Wahrheit.
Wenn wir bereit sein wollen, loszumarschieren und in diesem geistlichen Kampf zu bestehen, dann müssen wir umgürtet sein. Wir müssen also mit Wahrheit ausgerüstet sein. Wahrheit meint zum einen die inhaltliche Wahrheit, die biblische Lehre. „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Gottes Wort ist die Wahrheit, wie wir in der Bibel lesen.
Wir brauchen also den Gürtel der Wahrheit Gottes. Zu dieser Wahrheit, die wir in der Bibel offenbart finden, gehört auch eine wahrhaftige Haltung. Das steckt ebenfalls in diesem Wort drin. „Seid umgürtet mit Wahrheit“ heißt zugleich, seid umgürtet mit Wahrhaftigkeit. Ihr sollt nicht heucheln, sondern in der Wahrheit leben – transparent vor Gott, dem ihr sowieso nichts vormachen könnt.
Seid umgürtet mit Wahrheit – das bedeutet, dass ihr umgeben seid von einem wahrhaftigen Wandel vor dem lebendigen Gott. Lebt aus der Vergebung der Sünden, lebt in geistlicher Integrität, lebt wahrhaftig und seid umgürtet mit Ernsthaftigkeit. Macht keine halben Sachen in der Nachfolge. Glaubt nicht, dass ihr das Leben mit Jesus nebenbei in euer sonstiges Lebenskonzept integrieren könnt.
Was ihr braucht, ist eine ungeteilte Hingabe an den Herrn Jesus Christus. Das heißt Wahrhaftigkeit, Ernsthaftigkeit, Integrität und ganze Hingabe an Christus, ungeteilt. Wenn ihr euch mit dieser Wahrheit gürtet, wenn das euer Ziel ist, ungeteilt zu Jesus Christus zu gehören – mit all den Fehlern, die ihr noch habt, mit all den Sünden, die uns immer wieder unterlaufen und die immer wieder nötig machen, um Vergebung zu bitten – aber wenn das eure Ausrichtung ist, dass ihr ungeteilt dem Herrn Christus dient, dann seid ihr gegürtet.
Gegürtet heißt bereit. Dann seid ihr bereit zum Kampf. Der Gürtel steht, wenn man so will, für Bereitschaft. Wer den Gürtel angeschnallt hat, ist bereit, aufbruchfertig, kann losgehen.
Dieses Bild mit dem Gürtel hat auch Jesus verwendet, zum Beispiel in Lukas 12, Vers 35: „Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf den Herrn warten.“ Seid bereit! Seid gegürtet an euren Lenden!
Als Israel bereit sein sollte, um in der Nacht aufzubrechen, als der Herr sie aus Ägypten befreite, hieß es ebenfalls, sie sollten gegürtet sein, sie sollten bereit sein. So macht Paulus deutlich: Das ist der Gürtel, den wir in unserer Waffenrüstung brauchen, damit wir bereit sind durch wahrhaftige Hingabe an Christus. Wir wollen ihm ganz gehören und ihm ungeteilt nachfolgen.
Der britische Prediger William Gurnall hat im 17. Jahrhundert diese Wahrheit so ausgedrückt: „Im Himmel werden wir nicht mehr in der Waffenrüstung erscheinen, sondern in herrlichen Roben. Aber hier auf der Erde muss die Rüstung Tag und Nacht angezogen sein. Wir müssen darin gehen, darin arbeiten, darin schlafen. Sonst sind wir keine treuen Soldaten Jesu Christi.“
Dieses Moment der Bereitschaft, der Wachsamkeit, das im guten Sinne auf der Kante unseres Stuhles sitzend sein, ist hier gemeint: Gegürtet, gegürtet in wahrhaftiger Hingabe an Christus. Tragen wir diesen Gürtel? Er ist Ausdruck für Bereitschaft – eine Bereitschaft, die aufgrund der Hingabe an Christus entsteht. Das ist das erste Ausrüstungsstück, das wir brauchen.
Der Panzer der Gerechtigkeit als Schutz des Herzens
Und dann geht Paulus zum zweiten Punkt über: Er spricht davon, dass ihr feststeht und in euren Ländern mit Wahrheit und dem Panzer der Gerechtigkeit angetan seid.
Ein Soldat brauchte einen Panzer. Dieser Panzer bestand aus Ketten oder war ein Muskelpanzer. Er bedeckte normalerweise sowohl den vorderen als auch den hinteren Teil des Körpers. Seine Funktion war es, die wichtigsten Organe des Soldaten zu schützen – das Herz, die Lungen und alle anderen wichtigen inneren Organe. Paulus sagt: Vergesst nicht, den Panzer anzulegen! Es würde einem Krieger nichts nützen, den Gürtel zu tragen, aber den Panzer zu vergessen. Der erste Stich ins Herz könnte ihn schon töten.
Und was ist nun unser Panzer, unser Schutz? Paulus sagt: Seid angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit. Was bedeutet das? Gerechtigkeit bedeutet bei Paulus im Neuen Testament zunächst einmal: Ich bin gerecht gesprochen durch Gott. Das ist die große Lehre, die die Reformation im Neuen Testament wiedergefunden hat – eine Lehre, die verschüttet worden war.
Das bedeutet, dass wir von Gott, dem heiligen Gott, vor dem wir aufgrund unserer Schuld nicht bestehen können, dennoch gerecht gesprochen werden. Gott versöhnt uns mit sich selbst. Er erklärt uns für gerecht, obwohl wir in uns selbst völlig ungerecht sind. Aufgrund dessen durfte der Herr Jesus Christus die Strafe auf sich nehmen, die wir verdient hätten.
Und wissen Sie, was die Folge dieser Gerechtigkeit ist? Die Folge besteht darin, dass der Teufel, der große Verkläger und Ankläger, so wird er in der Heiligen Schrift auch genannt, uns nicht mehr verklagen kann. Der Teufel kann nicht mehr kommen und sagen: „Sieh mal, der Nestvogel, was der alles auf dem Kerbholz hat. Den kannst du ja unmöglich annehmen. Der passt ja nicht in dein Reich, wenn du heilig sein willst.“
Aber der Herr hat mich gerechtgesprochen. Warum? Weil der Herr Jesus Christus für meine Schuld gestorben ist und weil ich ihn darum gebeten habe, mir meine Schuld zu vergeben. Meine Gerechtigkeit ist Christus. Paulus sagt: Das ist das Entscheidende, das ist euer entscheidender Schutz – dass der Herr Jesus Christus euch gerecht macht, alle, die an ihn glauben.
So kann Paulus dann schreiben in Römer 8, Vers 1: Es gibt keine Verdammnis mehr für die, die zu Jesus Christus gehören. Und in Römer 8, Vers 33 heißt es noch einmal: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben, ja vielmehr der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes sitzt und uns vertritt.
Das ist unser Panzer, das ist unser Schutz: Der Herr erklärt uns gerecht. Diese Gerechtigkeit rettet uns vor der Hölle. Trotzdem verhindert sie nicht, dass Satan uns in dieser Welt noch angreifen kann.
Darum bedeutet Gerechtigkeit auch noch etwas Zweites. Paulus macht deutlich: Wenn ihr in diesem Status als Gerechte lebt, dann ist es wichtig, dass ihr lernt, in eurer täglichen Alltagsforderung nun auch diesem neuen Status entsprechend gerecht zu leben. Wir sind vor Gott gerecht gesprochen, obwohl wir Sünder sind.
Weil wir jetzt zu dem Herrn Jesus Christus gehören und weil er uns seinen Heiligen Geist gegeben hat, sind wir jetzt auch von ihm ausgerüstet, um gerecht zu leben in dieser Welt. Das heißt noch einmal anders ausgedrückt: Wer vor Gott gerecht gesprochen ist, der soll nun auch ein moralisch gerechtes Leben führen.
Unser Charakter, unsere ganze Praxis sollen geprägt sein von moralischer Gerechtigkeit. Das heißt, von den Maßstäben, die der lebendige Gott uns in seinem Wort, zum Beispiel in den Geboten, zeigt.
Der Panzer der Gerechtigkeit, dieser praktischen Gerechtigkeit, ist, wenn Sie so wollen, ganz einfach zu beschreiben: Es ist der Gehorsam in der Nachfolge. Wir sollen lernen, dem Herrn täglich gehorsam zu sein – in den vielen kleinen und in den mancherlei großen Entscheidungen.
Auch in dieser praktischen Gerechtigkeit, in der wir natürlich hier auf der Erde nie perfekt werden, liegt ein Schutz gegenüber dem Teufel. Warum? Weil der Teufel dann nicht mehr so viele Ansatzpunkte in unserem Leben findet.
Jede Sünde ist für den Teufel ein willkommener Anlass, um uns zu schaden, um uns zu verklagen, um unseren Dienst in der Welt zu verhindern und zu behindern, um die Glaubwürdigkeit des Evangeliums in Frage zu stellen.
Jede Schuld, jede Ungerechtigkeit in unserer praktischen Lebensführung versucht der Teufel auszunutzen, um unser Leben in seinem Sinne unschädlich zu machen.
Wenn man genau hinsieht, dann kann man, denke ich, sagen, dass die meisten Probleme, die Christen haben, und dass die meisten Probleme, die unseren Dienst für den Herrn Jesus Christus behindern, letztlich aus Sünde resultieren – aus Mangel an Gehorsam, aus der Verweigerung dieses gerechten Lebens.
Die Folge ist oft eindeutig: Es fehlt die Freude im Glauben, wenn die Sünde unser Leben verdunkelt. Es fehlt die Frucht im Glauben. Dann leben wir so, und im Grunde genommen ist der Ertrag unseres Lebens keine andere Wirkung als die von Nichtchristen.
Dann leben wir so, wie die Nichtchristen auch leben. Die Sünde verdunkelt unser Leben. Wir sagen ja: Wir sind ja gerecht gesprochen, wir sind ja Christen. Aber was bleibt an Frucht unter dem Strich? Wo können wir dem Herrn dienen?
Darüber freut sich natürlich der Teufel, wenn Frucht verhindert wird und Freude verhindert wird.
Deshalb sagt Paulus: Seid angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit! Der Herr Jesus hat euch Vergebung geschenkt, er hat euch gerecht gesprochen, ein für allemal, er hat euch gerettet von der ewigen Verdammnis.
Nun soll diese neue Stellung auch euren Praxisvollzug im Alltag bestimmen und prägen. Ihr solltet lernen, was es bedeutet, in moralischer Gerechtigkeit in dieser Welt zu leben – der Brustpanzer der Gerechtigkeit.
Die Schnürschuhe des Evangeliums als Zeichen der Mobilität
Paulus greift hier sozusagen in die nächste Schublade dieses geistlichen Waffenarsenals und holt den dritten Gegenstand heraus: die Schnürschuhe des Evangeliums. Wenn man es genau übersetzen will, heißt es in Vers 15: „Seid an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens.“
Luther hat hier ganz einfach die Kleidung unserer Soldaten vorausgesetzt, also Stiefel oder so. Deswegen sagt man ja auch: „Er ist gestiefelt und gespornt.“ Wenn man es aber wörtlich übersetzt und den römischen Soldaten im Blick hat, steht eigentlich: „Er hat die Schuhe umgebunden an den Füßen, mit der Bereitschaft, für das Evangelium des Friedens einzutreten.“ So heißt es eigentlich.
Man kann sich das Bild vorstellen: fest geschnürte Lederriemen, die bis zum Knie reichen. Solche Schuhe hat man sicher schon in alten Historienschinken gesehen. Diese Schuhe nannte man Kaliga. Die Zehen waren frei, sodass sie sich gut bewegen konnten und immer gut Luft bekamen. Die Sohle war sehr fest, aber zugleich elastisch, damit der Soldat bestens für lange Märsche ausgerüstet war. Er war mobil und hatte dennoch festen Stand.
In einigen dieser Schuhe waren kleine Metallstücke eingebaut, ähnlich wie Spikes, damit die Soldaten beim Klettern besseren Halt fanden oder im Nahkampf nicht wegrutschten – ähnlich den Stollen an Fußballschuhen. Besonders gut gearbeitete Schuhe hatten diese Vorzüge ebenfalls.
Heute gibt es auch eine hohe Spezialisierung beim Schuhwerk: Schuhe für den Sport, Schuhe für die Freizeit, Schuhe für den Job und so weiter. Man sagt manchmal, besonders Damen hätten ein Faible für eine Vielzahl von Schuhen. Paulus sagt: Für den Soldaten ist es wichtig, das passende Schuhwerk zu haben – und sein Schuhwerk ist eben dieser geschnürte, feste, flexible und dennoch widerstandsfähige Schuh.
Paulus fragt nun: Was ist euer Schuhwerk als Christen? Euer Schuhwerk ist die Bereitschaft, loszugehen, um das Evangelium des Friedens auszubreiten. Das sind die Schuhe, die wir brauchen. Wir sollen bereit sein, geschnürt und gestiefelt, um das Evangelium des Friedens in unser Umfeld zu tragen.
Dabei macht Paulus wahrscheinlich Anleihen im Alten Testament. Dort heißt es in Jesaja 52,7: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König.“ Im Alten Testament steht übrigens an dieser Stelle das Wort für Evangelist.
Warum wird das Evangelium hier ein Evangelium des Friedens genannt? Weil der lebendige Gott, wenn er uns mit sich versöhnt und uns unsere Sünden vergibt, Frieden mit uns macht. Unser normaler Zustand, sagt die Bibel, ist Feindschaft gegen Gott. Doch Jesus nimmt unsere Schuld weg und schafft Versöhnung, indem er die Strafe trägt. So werden wir durch den Glauben an Jesus Christus mit Gott versöhnt und haben, wie Paulus sagt, Frieden mit Gott.
Darum geht es hier. In Römer 5,1 heißt es: „Da wir nun gerecht geworden sind – das heißt, gerecht gesprochen –, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Durch diesen Spruch, mit dem Gott uns gerecht spricht, haben wir Frieden.
Paulus konnte schon vorher im Epheserbrief über Christus schreiben: „Er ist unser Friede“ (Epheser 2,14). Wir haben Frieden mit Gott. Weil wir aus diesem Frieden leben und wissen, dass der heilige, ewige Gott, der uns geschaffen hat und dem jeder Mensch für sein Leben Verantwortung schuldet, uns begnadigt, versöhnt und in Christus angenommen hat, dürfen wir jetzt in seinem Frieden leben.
Das alttestamentliche Wort Schalom meint hier diesen Frieden mit Gott, ein versöhntes Verhältnis mit dem Heiligen. Paulus sagt jetzt: Das ist unser geistliches Schuhwerk – die Bereitschaft, loszugehen und für dieses Evangelium des Friedens einzutreten. Wir sollen gestiefelt sein, besser gesagt: geschnürt und bereit, alle Möglichkeiten zu nutzen, um das Evangelium des Friedens weiterzutragen.
Ein Beispiel: Die Kiriko erzählte, dass er im Flugzeug einen Geschäftsmann aus Italien getroffen habe. Sie kamen wunderbar ins Gespräch, seine Augen strahlten, und er hatte sogar die Möglichkeit, ihm das Evangelium darzulegen. Kurz bevor sie das Flugzeug verließen, konnte er ihm noch ein Johannesevangelium zustecken.
Seid also allezeit bereit, gestiefelt und geschnürt das Evangelium des Friedens weiterzutragen. Als hier am Freitag Handwerker kamen und rechtzeitig die Tür einbauten, gab es kaum Gelegenheit zum Gespräch. Doch am Ende ergab sich die Chance, ihnen ein Buch zu geben, in dem das Evangelium aufgeschrieben ist. Wir konnten ihnen sagen: „Jetzt seid ihr hier in einer christlichen Akademie, nun sollt ihr wenigstens auch ein christliches Buch mit nach Hause nehmen.“
So gibt Gott uns immer wieder neue Möglichkeiten, das Evangelium des Friedens weiterzutragen. Aber dafür ist es wichtig, dass wir innerlich bereit sind, dass wir gestiefelt sind und wissen, dass es Gottes Wille ist, dass wir dies tun. Wir dürfen nicht einfach so in unseren christlichen Alltag hineingleiten und hoffen, dass sich schon irgendwann eine Möglichkeit ergibt, das Evangelium zu bezeugen.
Paulus sagt: Nein! Ihr braucht diese Ausrüstung. Ihr sollt gestiefelt und geschnürt sein! Durch diesen Dienst schadet ihr dem Reich des Teufels massiv. Denn was geschieht, wenn wir das Evangelium weitertragen und der lebendige Gott in seiner Souveränität es schenkt? Dann führt er Menschen zum Glauben und reißt sie aus dem Machtbereich des Teufels heraus.
Darum ist es so wichtig, bereit zu sein, für das Evangelium des Friedens einzutreten. Und wissen Sie, deshalb hasst der Teufel das Evangelium wie die Pest. Er versucht alles, um das Evangelium zu verfälschen und zu verwässern. Noch mehr versucht er, uns träge zu machen. Der Teufel will unsere Bereitschaft untergraben, das Evangelium hinauszutragen – durch Menschenfurcht, Faulheit, Sünde und allerlei Hindernisse.
Darum sollten wir uns heute wirklich vornehmen, gerade jetzt, wo wir so dankbar sind, diesen ersten Gottesdienst hier feiern zu dürfen, dass dieser Umzug zum alten Flughafen kein Rückzug aus der Welt ist. Die Universität hat uns auf heilsame Weise daran erinnert, dass wir als Gemeinde eine öffentliche Verantwortung tragen.
Die großen Gänge im Lichthof, durch die wir erst einmal hindurch mussten, zeigen: Hier ist eines der Zentren der Forschung in der Landeshauptstadt Hannover. Hier haben wir als Christen Verantwortung. Nun wissen wir uns von Gott so geführt, dass wir die Räume gewechselt haben, aber das ändert nichts an unserer Verantwortung, das Evangelium überall dorthin zu tragen, wo der Herr uns Türen öffnet.
Darum lasst uns uns gegenseitig anhalten und ermutigen, dass wir nicht müde werden. Hier soll ein Ort sein, an dem wir uns gegenseitig stärken, damit jeder in seinem Alltagsumfeld gestiefelt und geschnürt ist, das Evangelium weiterzutragen. Und lasst uns das auch als Gemeinde gemeinsam tun.
Das ist also der dritte Ausrüstungsgegenstand: Das erste war der Gürtel der Wahrheit, das zweite der Panzer der Gerechtigkeit, und das dritte sind die Stiefel oder Schnürschuhe des Evangeliums – die Bereitschaft, das Evangelium weiterzutragen.
Der Schild des Glaubens als Schutz gegen Angriffe
Nun will ich für heute noch einen vierten Ausrüstungsgegenstand aus dem Magazin herausholen. Die beiden letzten Ausrüstungsgegenstände werden wir uns dann am kommenden Sonntag ansehen. Es wäre schade, wenn wir uns diese wichtigen Gegenstände zu schnell nur betrachten würden.
Der vierte Ausrüstungsgegenstand im Magazin der Waffenrüstung ist der Schild des Glaubens, in Vers 16 genannt. Paulus sagt: „Vor allen Dingen ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt.“
„Vor allem“ heißt hier nicht, dass dieser Schild wichtiger sei als die anderen Ausrüstungsgegenstände. Man könnte es wörtlich besser übersetzen mit „Bei allem braucht ihr unbedingt das auch noch.“ So ist es eigentlich gemeint. Bei allem, was ihr habt, sollt ihr auf keinen Fall diesen Schild des Glaubens vergessen. Er gehört unbedingt dazu.
Das Bild, das Paulus vor Augen hat, ist der Langschild des römischen Soldaten. Hinter diesem Langschild konnte der Soldat vollständig in Deckung gehen. Ich werde Ihnen nächsten Sonntag auf dem Gottesdienstzettel noch einmal dieses Bild der Soldaten abbilden. Hinter diesem Langschild konnte er sich sehr gut verstecken, möchte man fast sagen.
Das Material bestand aus Holz, das mit festem Leder überzogen war und oft noch durch Eisenbeschläge verstärkt wurde – also richtig massiv. Die Soldaten, die in der Frontlinie standen, hatten in der Regel diese Schilde. Sie standen dicht nebeneinander. So bildeten sie gemeinsam eine Mauer, eine breite Phalanx, die oft 1,5 Kilometer breit oder sogar noch breiter werden konnte.
Das ist übrigens auch ein schönes Bild für die Gemeinde. Wir stehen Schild an Schild nebeneinander, um in diesem Kampf zu bestehen.
Wogegen sollten diese Schilde vor allem dienen? Sie sollten Schutz bieten gegen Brandpfeile. Brandpfeile waren damals ein beliebtes Kampfmittel. Sie wurden in ein Material getaucht, das ähnlich wie Pech war. Dann wurden sie angezündet und mit Pfeilen abgeschossen.
Dieser Schild diente dazu, die Brandpfeile abzufangen, damit sie sich nicht irgendwo festsetzen und einen großen Brand entfachen konnten. Wenn es gut ging, blieben die Pfeile im Schild stecken und erloschen dort, bevor das Feuer weiter um sich greifen konnte.
Paulus sagt: „Passt auf, Leute! Im geistlichen Kampf müssen wir mit den Brandpfeilen des Teufels rechnen.“ Auch der Teufel schießt seine Brandpfeile gegen uns als Gemeinde und gegen uns als Christen ab. Er greift uns an.
Diese Brandpfeile können sehr unterschiedlich aussehen. Das können zum Beispiel falsche und sündige Gedanken sein. Gedanken, mit denen der Teufel zunächst einen Ansatzpunkt finden will, die dann wie ein Feuer um sich greifen und sich ausbreiten.
Das sind Gedanken des Zweifels, des Ungehorsams, Bitterkeit, Rebellion, Hass gegen Gott, Untreue, Stolz, Selbstgerechtigkeit, Trägheit, Irrtümer, falsche Lehren, Sorgen und vieles mehr. Der Teufel hat ein breites Arsenal von Brandpfeilen, die er gegen uns abschießen kann – auch Ehrsucht gehört dazu.
Wichtig ist nun, sagt Paulus, dass diese Brandpfeile schnell gelöscht werden, bevor sie sich wie ein großer Brand ausbreiten können.
Jetzt stellt sich die Frage: Womit soll das gehen? Was ist dieser Schild, mit dem wir uns schützen können? Paulus sagt, dafür ist es wichtig, dass ihr den Schild des Glaubens ergreift.
Glaube meint hier das persönliche Vertrauen zum Herrn Jesus Christus. Paulus meint das persönliche Vertrauen zu Jesus Christus.
Er sagt, es ist wichtig, dass ihr mit dem Herrn lebt, dass ihr in einem echten Vertrauensverhältnis mit ihm steht. Und wenn dann die Pfeile kommen, flüchtet ihr euch zu Christus und sagt:
„Herr, der Stolz packt mich, meine Eitelkeit meldet sich schon wieder, meine Menschenfurcht droht, mich unterzukriegen, meine Trägheit macht mir zu schaffen, mein Zweifel an deinem Wort, meine Versuchung, alle möglichen Sünden zu tun, weil ich ja meine, es sähe keiner hin.“
„Die Pfeile kommen, Herr, und sie stecken in meinem Leben, in meinem Denken, in meinem Gefühl, in meinem Wollen.“
Paulus sagt: Dann brauchst du den Schild des Glaubens, damit du mit dem Glauben diese Pfeile auffängst. Das heißt, dass du dich zu Christus flüchtest, seiner Macht vertraust und sagst:
„Herr, ich vertraue dir, ich glaube dir, hilf mir. Du siehst, wie die Dinge kommen, aber du hast die Macht, mich davon zu befreien und die Pfeile schnell wieder auszulöschen.“
John Patton war ein berühmter Missionar, der die Bibel für einen Stamm in der Südsee übersetzen wollte. Bei dieser Übersetzungsarbeit merkte John Patton eines Tages, dass er kein Wort für Vertrauen, für Glauben fand.
Er fand kein Wort unter den Leuten dieser Südseeinsel, mit dem er ausdrücken konnte, was Vertrauen bedeutet. Er überlegte und suchte, kam aber nicht voran.
Eines Tages bekam John Patton Besuch von einem Eingeborenen, der sein Haus aufsuchte. Der Mann hatte einen ziemlich langen, anstrengenden Lauf hinter sich. Er pustete richtig und setzte sich dann ganz erschöpft in einen Stuhl, der dort bereitstand – wahrscheinlich einen schönen, stabilen, wie wir sie hier auch haben.
Als er so saß, ganz glücklich auf seinem Stuhl, sagte er: „Ach, es tut so gut, mein ganzes Gewicht auf diesem Stuhl auszuruhen.“
Da schaltete Patton und sagte: „Das ist es! Jetzt habe ich die Übersetzung für Glauben.“
Glauben heißt, mit seinem ganzen Gewicht auf Gott auszuruhen. Sich mit seinem ganzen Körper, seiner Seele und allem, was uns ausmacht, auf Gott zu stützen. Mit unserem ganzen Lebensgewicht uns Christus anzuvertrauen und zu sagen:
„Herr, hier bin ich, mit allem, was mich schwer macht und was mir schwerfällt. Aber mit all dem lehne ich mich auf dich, denn du bist mein Herr. Du hast mir meine Schuld vergeben, du hast mich gerettet, und du musst mich jetzt bewahren. Ich brauche dich.“
Das meint Paulus hier: Das ist euer Schild, dass ihr alle Hilfe erwartet und erbittet vom Herrn Jesus Christus.
Wenn die feurigen Pfeile des Teufels auf euch zugeflogen kommen, dann widersteht ihnen im Glauben. Sagt: „Herr, bewahre mich! Herr, vergib mir! Herr, schütze mich und gib mir einen klaren Blick! Ich erwarte alle Hilfe von dir.“
Das ist also der vierte Rüstungsgegenstand aus Gottes Waffenarsenal: der Schild des Glaubens.
Und weil das so ist, kann der Apostelkollege von Paulus, nämlich Johannes, schreiben in 1. Johannes 5,4: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
Er hätte genauso gut schreiben können: „Unser Glaube ist der Sieg, mit dem die feurigen Pfeile des Teufels abgefangen und ausgelöscht werden können.“
Bleiben noch zwei letzte Rüstungsgegenstände. Die sehen wir uns, wie gesagt, nächsten Sonntag an. Dann kommt noch der Helm des Heils und das Schwert des Geistes – auch zwei ganz wichtige, unverzichtbare Gegenstände, die wir in unserer Waffenrüstung brauchen.
Für heute hat Paulus uns diese vier ersten Schätze aus dem Magazin der Waffenrüstung vor Augen geführt:
Da ist zuerst der Gürtel der Wahrheit, der Wahrhaftigkeit und der Hingabe an Christus. Wir sind bereit zum Aufbruch gegürtet, indem wir in einer ungeteilten Hingabe an Christus stehen. Bitten wir den Herrn, dass er uns diese ungeteilte Hingabe schenkt.
Dann war da zweitens der Panzer der Gerechtigkeit. Wer zu dem Herrn Jesus Christus als seinem Retter gekommen ist, der ist gerechtgesprochen von Gott. Den kann nichts und niemand mehr in Ewigkeit verdammen.
Er darf und soll nun auch lernen, moralisch gerecht im Alltag zu leben, in der Heiligung zu leben, wie Paulus an anderer Stelle sagt. Dadurch bietet er dem Teufel viel weniger Angriffsfläche in seinem Leben. Das ist der Panzer der Gerechtigkeit.
Drittens hatten wir die Schnürschuhe des Evangeliums gesehen. Wir sind wirklich geschnürt, bereit loszugehen und das Evangelium des Friedens zu verkünden. Wir tragen den Frieden, wie Menschen Frieden mit dem heiligen Gott bekommen können, in unsere Nachbarschaft und unser Umfeld. Wir sind dazu allzeit geschnürt.
Schließlich viertens der Schild des Glaubens, mit dem wir die feurigen Pfeile des Teufels auslöschen können. In der Hinwendung zum Herrn Jesus Christus sagen wir: „Herr, der Pfeil ist angekommen, er hat eingeschlagen. Bitte bewahre mich und schütze mich. Mach du alles wieder gut und bring mich durch.“
Das sind die ersten vier Teile dieser Waffenrüstung.
Die Einfachheit und Wirksamkeit der geistlichen Grundvollzüge
Wenn wir uns das genauer anschauen, ist man vielleicht auf den ersten Blick etwas enttäuscht, weil alles so normal erscheint. Es wirkt wenig spektakulär.
Paulus sagt nicht, dass man bestimmte Lossprechgebete sprechen muss, wenn es ernst wird. Auch fordert er keine dramatischen Rituale, um dem Teufel wirklich zu widerstehen. Nein, ihr braucht keine esoterischen Wunderwaffen, sagt Paulus.
Was ihr braucht, sind die ganz normalen Elemente, die das Leben eines Christen ausmachen. Darum geht es: dass wir in diesen geistlichen Grundvollzügen stehen. Dabei handelt es sich nicht einmal um außergewöhnliche Geistesgaben, sondern um die Grundvollzüge, die Jesus durch den Heiligen Geist in unserem Leben wirken will.
Es ist wichtig, dass wir in diesen Grundvollzügen leben und sie wirklich wirken lassen. So erfüllen wir den Auftrag des Herrn, im Bewusstsein unserer Abhängigkeit von ihm und der Notwendigkeit, bewahrt zu werden.
Der endgültige Sieg Christi als Grundlage unseres Kampfes
Am Ende müssen wir ganz klar feststellen: Es gründet alles in Christus. Eigentlich geht es nur darum, dass wir den Sieg, den der Herr Jesus Christus längst errungen hat, in Anspruch nehmen und in ihm leben.
Deshalb möchte ich am Ende aus dem Kolosserbrief zitieren. Paulus greift dort genau das Bild des Militärs, des Kampfes und der Auseinandersetzung mit den Mächten und Gewalten auf. Er verwendet dabei die gleichen Ausdrücke wie in Epheser 6,12, wo er ebenfalls über Dämonen, Mächte und Gewalten spricht.
Paulus sagt in Kolosser 2,15: „Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumphzug aus ihnen gemacht in Christus.“ Hier geht es also um Krieg. Paulus beschreibt einen Triumphzug, wie er nach einem großen militärischen Sieg üblich war. Die Generäle der besiegten Armee wurden zur Schau gestellt, oft gefesselt auf einem Leiterwagen. Dann zog man sie im Triumphzug durch die Stadt, und die Menschen standen am Straßenrand, klatschten und johlten. Es war allen klar: Diese Feinde sind besiegt, sie können uns nichts mehr anhaben. Über sie haben wir triumphal gesiegt.
Dieses Bild nimmt Paulus auf und sagt: Gott hat durch das Kreuz Frieden gemacht. Er hat die Mächte ihrer Grundlage beraubt und ihnen alle entscheidenden Waffen aus der Hand geschlagen – durch den Herrn Jesus Christus. Jesus ist der Sieger. Er hat längst einen Triumphzug aus ihnen gemacht.
Wir dürfen wissen, dass wir zu diesem Herrn gehören. Wir dürfen wissen, dass wir unter seinem Kreuz leben, wo dieser Triumph unübersehbar wurde – als der Herr sagte: „Es ist vollbracht!“ und als er am dritten Tag von den Toten auferstand.
So wollen wir heute auch das Abendmahl miteinander feiern – als Feier des Triumphs, als Feier des Sieges Christi über Satan und alle Mächte der Finsternis. Wir feiern diesen Triumph nicht mit Stolz auf uns selbst. Wir feiern ihn nicht im Sinne von „Ach Teufel, wie gut kommen wir mit dir klar?“ Wir feiern als solche, die wissen, dass sie noch angefochten werden.
Wir feiern als die Ekklesia Militans, als die kämpfende Gemeinde, die weiß, dass sie Tag für Tag bis zum Ziel darauf angewiesen ist, dass der Herr Jesus Christus sie festhält. Er ist unser Herr, und sein Triumph steht fest. Am Kreuz und am leeren Grab wird dieser Triumph unübersehbar und unwiderlegbar – die Macht des Herrn siegt.
Darum können wir ganz getrost in alle Herausforderungen der kommenden Woche gehen. Wir können voller Freude das Mahl des Herrn miteinander feiern und ihm danken für alles, was er für uns getan hat.
Wenn dann die schwierigen Situationen in den nächsten Tagen kommen, lassen sie uns daran denken: Der Herr hat uns sein ganzes Waffenarsenal zur Verfügung gestellt. Wir dürfen uns zu Jesus flüchten. Er ist in jeder Minute bei uns, um uns völlig zu schützen.
Amen.