Einführung in die praktische Ermahnung des Glaubens
Epheser 4, wir wollen uns nur auf die Verse 1 bis 6 konzentrieren. Es ist auch mal schön, wenn man keinen Rekordlauf macht, sondern bei einigen Worten verweilen kann.
So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig lebt, der Berufung würdig, mit der ihr berufen seid. In aller Demut und Sanftmut, in Geduld ertragt einer den anderen in Liebe. Seid darauf bedacht, die Einigkeit im Geist zu wahren, durch das Band des Friedens.
Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der da ist über allen, durch alle und in allen.
Wenn wir uns den Epheserbrief anschauen, der ja sechs Kapitel hat, müssen wir sagen: Bis zum Ende von Kapitel 3 beschreibt Paulus, wie Christus die Mitte unseres Lebens ist. Von ihm aus sollen wir denken, von ihm erhalten wir unsere Kraft, und in Jesus finden wir Freude und Zuversicht.
Ich habe in manchen Gesprächen immer wieder gehört, dass gerade diese Kapitel 1 bis 3 für viele eine ganz neue Entdeckung waren. Wie diese Kapitel uns ganz neu gestärkt haben: „Er ist unser Friede“ oder „Es wird alles in der Welt durch Christus zurechtgebracht.“ Wir haben alle himmlischen Güter durch Christus.
Immer wieder wird deutlich: Jesus Christus ist die Mitte, der Zugang zu all den Schätzen. Durch Christus sind wir hineingenommen in die himmlische Gemeinde. Ich will es jetzt nicht mehr wiederholen – Sie erinnern sich ja noch, wie Paulus sagt, dass man gar nie fertig wird, die Länge, Breite, Höhe und Tiefe der Liebe Christi auszumessen.
Von der theologischen Mitte zur praktischen Lebensführung
Aber jetzt kommen ab Kapitel vier ganz praktische Ermahnungen.
Gefallen Ihnen Ermahnungen? Ermahnungen passen uns ja oft nicht, besonders wenn uns jemand anschimpft. Da müssen wir aufpassen. Paulus hatte immer etwas dagegen, wenn man etwas tun sollte, wie er es oft sagte, durch das Gesetz – also durch Forderungen.
Paulus war der Meinung, dass es überhaupt keinen Sinn hat, einem Menschen zu sagen: „Du musst dies tun und jenes.“ Übrigens, die Leute mögen das oft ganz gern. Ich glaube, es wäre den Leuten sogar lieb, wenn man ihnen jeden Sonntag sagen würde: „Du musst jetzt fünf Pakete nach Russland schicken, du musst drei Besuche machen, und das und das und das tun, dann bist du ein richtiger Christ.“ Aber so funktioniert das nicht.
Wir wollen den Leuten sagen: „Du musst christlich sein.“ Und das andere – die Taten und das Verhalten – kommt dann aus deiner Glaubensbeziehung. Das ist ein bisschen komplizierter, aber das ist der Weg des Glaubens. Im Römerbrief steht: Nur durch das Evangelium – Christus starb für mich – wächst die Frucht meines Lebens.
Aber es gibt doch diese Tatsache, dass wir gläubige Menschen ermahnen müssen. Es tut uns ja auch manchmal gut, wenn jemand zu uns sagt: „Du könntest ja eigentlich auch jetzt das tun.“ Das ist keine Forderung, sondern eher ein Tipp, wo jemand sagt: „Mach es doch jetzt konkret.“
Selbst wenn uns jemand mal packt und sagt: „Sei doch jetzt ein bisschen netter, hab mehr Geduld oder mehr Liebe.“ Solche Ermahnungen in bester Weise sind für gläubige Menschen wichtig. Sie sprechen uns auf das hin an, was uns Christus geschenkt hat.
Das finden wir immer wieder in den Paulusbriefen: Er ermahnt die Christen, ruft sie auf und sagt: „Jetzt lebt doch das, setz das doch um, was dir Christus geschenkt hat.“
Die Bedeutung der Ermahnung im Glaubensleben
Der Unterschied ist deutlich: Wir wollen keine ungläubigen Menschen mit Forderungen überschütten. Das tut das jüdische Gesetz, das alttestamentliche Gesetz.
Wir wenden uns an Menschen, die Christus kennen und lieben, und sagen: Jetzt lebt das doch! Das ist die Ermahnung. Es ist schlimm, wenn man alles von Christus weiß, ihn kennt, aber dann weggeht, das Vergessene nicht umsetzt. Das ist furchtbar. Man ist dann kein Täter. Im Jakobusbrief findet sich viel dazu.
So ermahnt uns Paulus, und diese Ermahnung tut uns gut. Nun ein Wort zu unseren seelsorgerlichen Gesprächen, die ja ganz wichtig sind. Seelsorge vollzieht sich für uns nicht nur im Beichtstuhl, sondern auch in vielen Kaffeegesprächen und bei Begegnungen. Wenn uns jemand sagt: „Ich habe da Schwierigkeiten, wie mache ich das?“ – dann ist das doch schön. Wenn jemand sein Herz ausschüttet und sagt: „Bei uns kriselt es in der Ehe.“ Solche Dinge sollte man nicht zu lange sitzen lassen!
Oder: „Wir haben Streit in der Familie, wie verhalte ich mich richtig?“ Oder: „Bei uns ist Spannung wegen Erbe.“ Es gibt ja tausend Dinge, die schwierig sind. Auch im Geschäft: „Wie verhalte ich mich da richtig? Soll ich das meinem Chef sagen? Ich möchte doch aus dem Glauben heraus handeln, wie mache ich das richtig?“
Da spielt die Ermahnung eine große Rolle. Sie müssen aber immer aufpassen: Im seelsorgerlichen Gespräch wollen wir eindeutig einen Rat geben, auch darum bitten, dass uns Gott Weisheit schenkt, damit wir selbst im Glauben richtig sehen. Wir wollen auch mit jemandem beten, wenn uns eine Not anvertraut wird.
Doch Sie dürfen das Ermahnen nie so verstehen, dass man Druck ausübt. Ich weiß, dass das immer wieder geschehen ist, aber das ist nicht von Gott. Es ist eine ganz gefährliche Sache, wenn Menschen durch Menschen gebunden werden. Das war die Not vieler Jahrhunderte durch den Priester, der die Gewissen band. Das halte ich für sehr schwierig.
Wir wollen das bei uns unbedingt vermeiden. Wir wissen, dass viele Sekten das tun, indem sie eine Menschenherrschaft aufrichten und zum Beispiel sagen: „Du musst mir gehorchen.“ Darum kann es ja nie gehen.
Die Ermahnung kann uns immer nur zu Christus zurückführen. Gerade in seelsorgerlichen Gesprächen muss es darum gehen, dass wir Menschen Christus groß machen. Wir sagen: „Du kannst das doch ertragen, einen schwierigen Menschen in deiner Nähe zu haben und ihn dennoch lieben.“ Wir zeigen, wie Gott die Herzen wandeln kann und wie man im Gebet bei Gott Wunder erwarten kann.
Die Ermahnung bedeutet also nie, einen Menschen fertigzumachen, abzuwerten oder Druck auf das Gewissen auszuüben. Sie bedeutet immer nur Ermunterung und den Zuspruch des Evangeliums.
Paulus als Gefangener und seine Ermahnung
Warum weist Paulus darauf hin, dass er gefangen ist? Sicher war das auch für die Gemeinden ein Rätsel: Wenn Gott Herr im Himmel ist, warum ist dann sein Bote und Apostel gefangen? Es wäre doch für Gott ein Leichtes, diese Ketten zu lösen.
Diese Tatsache ist für die Gemeinden sicher auch eine Hilfe. Immer wieder tauchen Leute auf, die sagen: Wenn du im Glauben stehst, musst du immer zeigen, dass du alle Wünsche erfüllst. Das ist Unsinn. Viele bibeltreue Menschen behaupten, wer glaubt, wird nie mehr krank. Das stimmt nicht. Jakobus wurde hingerichtet, und er hat bestimmt geglaubt.
Ich habe hier in Stuttgart schon mit vielen Menschen gesprochen und weiß, wie sehr ältere Menschen belastet sind. Ein kühnes Wort wurde einmal ausgesprochen: Die großen evangelikalen Wunderheiler hat man noch nie im Krankenhaus gesehen. Wenn sie wirklich auf Kommando heilen könnten, sollten sie durch Pflegeheime und Krankenhäuser gehen und nicht nur ihre großen Versammlungen abhalten. Wer das fordert, soll sich auch daran messen lassen.
Ich weiß, das klingt hart und kritisch. Gott tut gewaltige Wunder. Kürzlich besuchte uns ein Arzt, der erzählte, wie Gott auf Gebet hin eine schwere Krankheit in sehr kurzer Zeit heilte. Der Patient war sehr geschwächt durch die Krankheit. Wir wissen, dass Gott solche Wunder vollbringt, und wir erleben das oft in unserer Mitte. Aber es ist nie so, dass wir sagen können: Gott tut immer sofort Wunder. Er lässt uns oft lange warten und auch Leiden ertragen.
Deshalb ist es wichtig, dass der Gefangene ermahnt. Paulus möchte sagen: Ich bin äußerlich in einer sehr schwierigen Lage. Vielleicht denkt ihr: „Schau mal auf mich, Paulus, du erlebst ja wenig mit deinem Jesus, wir erleben viel mehr.“ Es gab sogar solchen Stolz, dass manche gegen Paulus behaupteten, ihr Christenstand sei viel leuchtender als das, was man äußerlich an ihm sieht.
Auch wenn Paulus gefangen ist, also in einem niedrigen Stand, kann er doch ermahnen. Das Äußere ist gar nicht wichtig und darf keine Rolle spielen – weder Bildungsgrad noch äußeres Erscheinungsbild, auch nicht, ob Mann oder Frau. Es ist immer Gottes Wort, das zählt. Wenn wir meinen, es müsste unseren Vorstellungen entsprechen, wer uns ermahnt, liegen wir falsch.
Es kann sein, dass ein alter Mensch von einem Jugendlichen ermahnt wird – das ist gut so. Ebenso kann ein junger Mensch von einem älteren Menschen ermahnt werden, oder ein Mann von einer Frau. Gott benutzt verschiedene Menschen. Deshalb ist der Kontakt so wichtig.
Im ganzen Epheserbrief geht es um die Gemeinde. Paulus denkt dabei nie an unsere heutigen Organisationen, sondern an die Gemeinschaft der Gläubigen.
Die wahre Gemeinde und die Einheit im Geist
Liebe Freunde, das ist auch eine Not, die wir nicht überwinden werden. Wir leben in unseren Konfessionen. Neulich war jemand ganz verzweifelt, weil er gesagt hat: „Jetzt habe ich gemeint, ihr seid reformiert, jetzt seid ihr lutherisch.“
Wenn dir das wichtig ist, wissen das wahrscheinlich die wenigsten von uns, wie unser Bekenntnisstand in Württemberg ist. Wir sind lutherisch, aber nicht lutherisch. Die Badener sind uniert. Aber jetzt reden wir nicht über diese Dinge, weil es uns gar nicht um die Gruppe oder um das Namensetikett geht. Es geht uns darum, ob jemand in Jesus Christus drin ist oder nicht – das ist Gemeinde.
Wir kennen nur eine Gemeinde, die kommende Gemeinde in der Herrlichkeit, eine Herde und ein Hirte. Hier in dieser Welt ist es für uns immer wieder schön, wenn wir auch diese Gemeinschaft spüren. Die Allianz-Gebetswoche ist uns so wichtig.
Gerade bei diesem Wort, das ich auch als Überschrift gewählt habe in unserem Notizzettel – „auf dass sie alle eins seien“ – wird es ja immer wieder falsch zitiert. Da wird dauernd gesagt: „Also damit sie alle eins sind, müssen wir jetzt auch äußerlich eins sein.“ Das steht genau nicht in dem Gebet Jesu drin. Vielmehr sollten wir eins sein, wie Jesus im Vater war. Wir sollten also alle so in Jesus drin sein.
Wir sind äußerlich grundverschiedene Leute, und ich möchte das immer wieder betonen: Dass wir gleich sind, stimmt doch nicht. Einer ist alt, einer ist jung, einer ist reich, einer ist arm, einer ist gut ausgebildet, und einer hat andere Gaben. Wir haben so grundverschiedene Adern, wir sind sehr verschieden. Wir sind auch verschieden in unseren Auffassungen und Meinungen, aber wir sollten eins sein in Jesus.
Dazu werden wir heute Abend noch einiges hören.
Er ermahnt uns nun als Gefangener: Wir sollten in der Gemeinde immer wieder entdecken, dass Gott uns durch jeden beschenken will. Sie sichern unsere Gemeinde einen Verlust, wenn wir auch Behinderte weithin ausklammern. Schon körperlich behinderte Menschen können durch unsere Treppenkonstruktion und durch unsere Hanglage kaum an einem Gottesdienst teilnehmen.
Neulich hat ein Rollstuhlfahrer darum gebeten. Wir haben gesagt: Selbst wenn wir die baulichen Dinge ändern, ist das wahnsinnig schwierig. Wir können nicht unsere schmalen Ausgänge noch durch den Rollstuhl blockieren. Aber da sehen wir, wie Gott uns durch jeden, auch durch den Schwachen, umso mehr seine Gaben mitteilt.
Wir sollten aufpassen, wie wir das richtig konstruieren, damit wir auch miteinander ins Gespräch kommen. Es tut mir oft ein bisschen weh, wenn manche Leute meinen, dass es irgendwie bloß so ein Blödsinn sei, dass man einander die Hand gibt oder dass es eben nur Public Relations ist und man so ein bisschen Stimmung im Gottesdienst macht.
Nein, wo vollzieht sich denn bei Ihnen Gemeinschaft? Da soll doch der Anstieg sein, dass Sie sagen: „Da lade ich heute jemanden vom Gottesdienst zu unserem Esstisch ein.“ Es sind doch so viele Leute – nicht, dass sie ihr Essen brauchen, es verhungert doch keiner –, aber sie brauchen Gemeinschaft. Oder dass ich irgendwo merke, da ist jemand, der jetzt Zuspruch braucht.
Wir hatten so eine liebe alte Bethesda-Schwester, die dann in Wuppertal in ihrem Ruhestand war. Sie hat mal gesagt, sie sei so arg ermutigt worden beim Abendmahl durch das Wort, das ihr nebenstehendes junges Mädchen ihr gesagt hätte. Das hat sie immer wieder erzählt.
Es gibt so Dinge, wo Gott es schenkt in der Gemeinschaft. Und ich weiß, wie auch das hinter unseren Freizeiten steht.
Darum ermahnt der Gefangene die anderen, die in der Freiheit sind. Und wie ermahnt er? Jetzt achten wir mal darauf: Im ersten Vers sagt er, dass ihr der Berufung würdig lebt. Er sagt: Ihr habt doch einen ganz hohen Stand, das ist eure Würde. Christus hat euch berufen.
Ja, zu was hat euch denn Christus berufen? Dass ihr ihm gehört. Er hat doch für euch sein Leben gelassen. Jetzt soll doch euer Leben im Dienst für ihn verströmt werden, damit ihr der Berufung würdig lebt.
Die Würde der Berufung und praktische Lebensführung
Wir alle haben ein Ehrgefühl, und wenn jemand Schlechtes über uns erzählt, sagen wir: „Das bin doch nicht ich, was der da über mich erzählt.“ Wir haben es so, dass wir unsere Namensehre nicht beflecken lassen wollen.
Aber wir sollten noch viel mehr darauf achten, dass die wahre Ehre, die wir leben, darin besteht, dass wir durch Christus angenommene Hausgenossen im Himmel sind, zusammen mit den Heiligen. Wir werden einmal bei Abraham, Isaak und Jakob dabei sein.
Jetzt leben wir aber in dieser Welt. Heute sind wir oft sehr von der Mode geprägt, ebenso von Literatur, Zeitung und Fernsehen. Trotzdem sollten wir würdig unserer Berufung leben. Oft haben wir so große Angst, dass andere sagen: „Schau mal, das ist so ein Frömmler.“ Jemand hat mir heute gesagt: „Wissen Sie, ich will doch nicht bigottisch werden.“ Aber was heißt das eigentlich? Wer ist denn bigottisch? Wie die Kirchenspringer sagen: „Was springt denn immer?“ Die Leute haben oft viele Vorstellungen davon, was das alles bedeutet.
Wir wollen einfach mutig sein. Tatsächlich haben wir ein Ziel, auf das wir zuleben. Wir wollen Menschen unserer Zeit sein, aber darauf achten, nicht nach den Regeln dieser Welt zu leben, sondern würdig unserer Berufung. Diese soll nicht beschmutzt oder befleckt werden.
Unsere Berufung ist, dass Gott uns zusammengestellt hat. Dabei blutet mir oft das Herz, wenn ich sehe, wie Menschen aus unserer Gemeinschaft ausscheiden, ohne sich zu verabschieden, und von einer Gruppe zur nächsten wechseln. Ich weiß, dass Gott mich hierher gestellt hat.
Für meine Frau und mich war es im Jahr 1990 ein Ringen, ob wir uns nicht einer neuen Aufgabe unterziehen sollten. Aber wir wollen immer wissen: Herr, wo hast du uns hingestellt? Es ist nicht die Frage von Sympathie oder Antipathie. Wo ist mein Platz, wo ist meine Berufung? Denn es wäre furchtbar, wenn wir für Gott denken würden: „Dafür halte ich mich, aber Gott will mich nicht.“ Sondern: Wo will Gott mich haben? Und da hat er uns zusammengestellt.
Deshalb dürfen Sie auch die Gemeinschaft annehmen, trotz aller Schwächen und Komplexitäten. Manche sagen: „Da passe ich nicht hin, mir gefällt es nicht in der Gemeinschaft.“ Aber das darf kein Motiv sein, zu sagen: „Mir gefällt es nicht.“ Vielmehr sollte man sagen: „Hier habe ich meine Aufgabe.“
Ich möchte nicht sagen, dass Sie jetzt irgendwo hingehen sollen, nur weil die Pfarreieinteilung es so vorsieht. Ich glaube, die Pfarreieinteilung ist oft willkürlich. Aber ich meine, man sollte eine Gemeinschaft auch dann annehmen, wenn sie einem einmal nicht passt. Man sollte sagen: „Ich gehöre dazu und gehe dorthin, weil ich hier eine Aufgabe habe. Ich bin dazu berufen.“
Paulus denkt von der Berufung her: „Wandelt eure Berufung entsprechend.“ Dabei geht es nicht nur um unsere Gemeindezugehörigkeit, sondern auch um unsere Dienste.
Sie wissen, dass Luther das Wort „Berufung“ auch für die gesamte Verpflichtung in unserem weltlichen Beruf verwendet hat. Das ist heute vielfach verloren gegangen. Unsere berufliche Stellung soll nicht von Lust und Laune abhängen, sondern davon, wo Gott uns in ganz praktischen Berufsaufgaben braucht.
Wenn ich weiß: Das ist mein Beruf – Luther sprach oft vom Stallmisten oder von der Magd – dann ist das ein Gottesdienst. Dann mache ich das für ihn. Das ist ein großartiges Thema. Luther hat viel darüber gesagt, über diese Berufung im Alltag. Er sagte, dort könne ich beten, weil ich am Ende meiner Möglichkeiten bin.
Für Luther war es wichtig, dass ich mein Halleluja nicht in der Klostermauer singe, sondern dass eine Mutter mit acht Kindern, die halb krank ist und wo alles drunter und drüber geht, trotzdem Halleluja singen kann. Im Alltag liegt die wahre Berufung.
Fliehe nicht vor den natürlichen Berufungen Gottes, sondern erfülle dort deinen Dienst. Wenn das schwierig ist und nicht passt, dann lebt ihr nicht würdig eurer Berufung. Paulus war es wichtig, die Christen wieder in ihre konkreten irdischen Plätze und Aufgaben zurückzuführen, wo sie ihren Dienst tun müssen.
Die Tugenden der Gemeinschaft: Demut, Sanftmut und Geduld
In aller Demut und Sanftmut, in Geduld ertragt einander in Liebe. Demut ist ein schwieriges Wort, weil wir bei Demut oft meinen, dass wir uns selbst verkrüppeln müssten. Wir haben auch immer solche Schreckbilder im Kopf, dass jemand sagt: „Ich bin eine Flasche und bleibe eine Flasche, ich mache alles verkehrt.“ Na ja, wahrscheinlich. Was soll man da noch sagen? Solche Leute warten dann darauf, dass man sagt: „Ah nein, du bist doch etwas Besonderes“, und dann lobt man sie hoch. Diese geheuchelte Demut ist nicht gemeint.
Demut ist das Wissen, dass ich ein Kind Gottes bin. Die biblische Demut weiß, dass ich mit einer göttlichen Krone beschenkt bin. Der ewige Gott streitet für mich und zieht mir die weißen Kleider seiner Gerechtigkeit an. Demütige Menschen haben keine geringe Meinung von sich. Im Glauben haben demütige Menschen eine hohe Meinung von sich, aber sie müssen das nicht vor der Welt hinausposaunen, denn die versteht es auch nicht.
Darum können wir es ertragen, wenn jemand uns die Schuhe putzt. Warum nicht? Gott wird uns rehabilitieren. Es ist Gottes Sache, für meine Ehre zu streiten, nicht meine. Ich möchte mich nicht rechtfertigen. Weil wir einen hohen Stand haben, brauchen wir nicht zu zanken – das heißt Demut. Dann können wir auch sagen, dass wir uns nicht zu schade sind, einen niedrigen Dienst zu tun.
An der Demut soll man erkennen, dass man sich auch unter andere stellen kann. Wir sollten doch mal irgendwo mit Ehepaaren über dieses Problem reden. Es ist natürlich die ganze Frage, ob man anders heiraten kann, als wenn beide ganz bewusst diese göttliche Demut auf sich nehmen und sagen: „Ich möchte alles Eigene zurückstellen.“ Wenn man sich nur selbst verwirklichen will, kann das höchstens zwölf Monate gut gehen – und das ist schon viel. Denn das braucht das Zusammenleben sehr, sehr häufig.
Ich denke, wir brauchen es überall, dieses Zurücknehmen seiner Wünsche und seines Willens, weil wir sagen: Gott gibt mir die große Ehre. Demut ist keine falsche Bescheidenheit, sondern das Wissen um die Ehre Gottes und darum ein Verzicht auf jedes irdische Ehren. Das sollten wir auch ernst nehmen und entsprechend handeln.
Ich bin sehr froh, dass wir auch im Gottesdienst den Brauch haben, dass wir fast nie loben oder danken. Sie wissen es ganz bewusst: Ich bin oft so beglückt, wenn der Chor singt und alle mithelfen. Aber ich finde es oft läppisch, wenn in Versammlungen eine ganze Litanei des Dankes und Lobes vorgetragen wird. Wir wissen doch, dass Gott seine Freude daran hat, und das Allerschönste ist das Lob und der größte Dank.
In der menschlichen Ehre liegt uns nicht mehr viel. Sanftmut ist überhaupt wichtig, und diese Worte sollen uns immer an Jesus anschaulich werden. Im Philipperbrief Kapitel 2 wird gerade erwähnt, dass Jesus diese Demut gelebt hat, dass er ein Diener wurde. Die Sanftmut Jesu ist wichtig.
Wir tragen ja unsere natürlichen Veranlagungen, die uns oft schwerfallen. Aber wir können uns auch nicht verleugnen. Wir bleiben mit den Gaben und Schwächen, wie Gott uns geschaffen hat. Das Interessante ist, dass die großen Dinge Gottes nur aus der Sanftmut geschehen. Er braucht keine menschliche Fleischeskraft, um etwas zu tun, sondern wirkt in aller Stille und Sanftmut.
Ihm Raum zu geben heißt: Glauben, Warten und Beten in Geduld. Im Griechischen steht hier das Wort Makrothymia, was „das weite Herz haben“ bedeutet. Das heißt, einen anderen Menschen einschließen zu können, auch wenn er uns Kummer macht. Das ist Geduld, eigentlich Langmut.
Darum brauchen wir immer wieder eine Ermahnung und müssen einander daran erinnern. Geduld bedeutet, dem anderen viel nachsehen zu können und ihn zu lieben. Man hat eigentlich nie genug davon. Man müsste vielmehr darum beten, dass uns die Liebe Jesu und diese Art, die er uns geben will, erfüllt.
Je mehr man über Jesus nachdenkt und je mehr man weiß, dass der andere unter Jesus steht und ich selbst unter Jesus stehe, desto mehr kann man diese Langmut und Geduld haben. Das ist ein Glaubensblick.
Ertragt einander in der Liebe. Paulus war nie der Meinung, dass man zum Bösen Ja sagen sollte. Er hat die Dinge beim Namen genannt. Aber es gibt viele Dinge, die nicht so schnell zu richten sind.
Das ist eine schlimme Sache, besonders bei bibeltreuen Leuten, die meinen, sie müssten sehr schnell den Stab brechen. Da gibt es verrückte Spinner. Sie bekommen zum Beispiel ein Blättchen von einem Prediger aus Nürnberg, in dem steht, man solle überhaupt nicht zur Wahl gehen.
Es gibt Leute, die wissen alles hundertprozentig. Das ist nicht mehr unheimlich. Sie stoßen einander ab, weil sie alles nur mit Verboten und Verurteilungen versehen. Ich kann oft gar nicht mehr weiterreden, wenn Leute sagen, der Haarschnitt muss so sein, die Frisur, die Hosenmode, und so weiter.
Da gibt es lange neue Streitereien, ob man Lippenstift nehmen darf, Parfüm oder Ringe tragen. Diese Diskussionen kommen ganz genau wieder. Aber es gibt auch Dinge, bei denen man aus Liebe akzeptieren kann, wenn jemand eine andere Art hat, gerade in der Gemeinde. Das weite Herz muss da sein.
Es hat einen guten Grund, warum unsere jungen Leute so gern nach Eidlingen zu den Schwestern gehen, weil die eine ungeheure weite Liebe haben. Die Eidlinger Schwestern sagen, dass manche Schwestern beim Pfingstjugendtreffen lieber gar nicht rübergehen, weil sie oft nicht das weite Herz haben.
Da geht es natürlich oft an die Grenze bei den jungen Leuten, wenn es heißt, sie laufen im Bikini herum, junge Mädchen zusammen. Aber die jungen Leute brauchen es, dass sie merken: Ich bin angenommen und geliebt, bevor man anfängt, ihnen all das herunterzuputzen, was doch nur Mode ist.
Und das ist überhaupt die Frage. Wir tragen viele kulturelle Angewohnheiten und Modesachen mit uns. Es ist die Frage, ob das alles Sinn hat. Man dressiert die Kinder, und dann heiraten sie, und dann müssen sie wieder neu dressiert werden.
Das sind verschiedene Dinge. Wir sollten großmütig und weit sein, sofern es keine offenkundige Sünde ist. Bei manchen Menschen wird das viel zu früh gesetzt.
Das muss ich auch sagen: Oft treibt es mir das Herz um, wenn ich sehe, wie manche Leute hier richten können. Dann gibt es andere, die uns ein Blättchen ins Haus bringen und sagen, jetzt darf man dies nicht mehr essen, kein Schweinefleisch und jenes nicht mehr.
Ich sage: Lass doch mal, freu dich doch mal daran! Du darfst das tun, aber du musst nicht alles ablehnen, was dir dient und nützlich ist. Nicht jeder, der noch eine Zigarette im Mund hat, ist deshalb kein Christ mehr. Es ist vielleicht nicht gesund, aber manches, was wir in Freude essen, ist auch nicht gesund.
Die Schwarzwälder Kirschtorte ist genauso ungesund wie eine Zigarette, die jemand raucht. Aber wir sollten nicht meinen, jeden an solchen Dingen verurteilen zu müssen und sagen: „Der kann kein Christ sein.“
Ich habe neulich auch gesehen, wie jemand Bier getrunken hat. Sicher, wir wissen um die Herausforderungen, die daraus entstehen, wenn Menschen Schaden nehmen und wir an ihnen schuldig werden. Aber wir können andere nicht nach unseren Maßstäben richten.
Es gibt hier ganz verschiedene Arten. Es wäre schlimm, wenn viele Menschen aus ihrem eigenen verwundeten Gewissen heraus urteilen, weil sie selbst angebrannt sind.
Es gibt Traditionen. Das ist interessant: Ich habe gerade einen amerikanischen Missionar da, der aus Indien kommt und aus einer sehr strengen Richtung stammt. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er aufpassen muss, wenn er zum Weihnachtsmarkt geht.
Das hätte keinen Sinn, wenn er hier mit seiner Frau und seinen Töchtern ist. Ich sagte, da müssen Sie aufpassen: Glühwein ist kein Tee, sondern enthält Alkohol, und wahrscheinlich trinken Sie keinen Alkohol und dürfen ihn nicht trinken.
Er sagte: Wenn ich in Deutschland bin, halte ich mich an die Sitten der Deutschen. Also trinkt er dann auch mal als amerikanischer Fundamentalist Glühwein. Aber wehe, seine Leute würden das sehen.
Es ist manchmal so, wie Ernst Vater erzählte, wie er von Amerika rübergeflogen ist und neben ihm eine amerikanische Baptistin saß. Sie erkannten sich, und er hätte gern zum Abendessen ein Bier getrunken, aber er sagte, das würde die Frau völlig zur Verzweiflung bringen.
Das ist schlimm, wenn man so gebunden lebt und sagt: „Ich kann mich selbst nicht leben.“ Nehmt einander an in der Liebe!
Man könnte heute Abend aus meinem Wort hören, als ob ich ein Bilderstürmer wäre. Das will ich nicht sein, ich will nichts umreißen, das wissen Sie. Aber wir sollten Raum in der Liebe haben und uns freuen, wenn ein Mensch bei Christus ist.
Es gibt eine breite Palette von Nebendingen, die man unterschiedlich lösen kann. Jeder lebt sein Leben ein Stück weit anders. Für manche ist es schon eine Sünde, wenn man nach acht Uhr noch im Bett liegt, und andere sind ganz bekehrte Christen, die gern mal ausschlafen.
Es gibt lauter Dinge, die nicht unbedingt mit dem Christenstand zusammenhängen. Aber es gibt Eiferer, für die das undenkbar ist. Sie sagen, das gibt es überhaupt nicht, wenn jemand wirklich durch Christus geheiligt ist. Dabei ist das nur ihr Naturell, und sie machen aus ihrer Natur eine Theologie. Alle kennen diese Lehre, aber das ist nur ihre Empfindung.
Nehmt einander an in Liebe! Wichtig ist doch: Wo Christus der Herr ist, in der Gemeinde, da geht es um das Wesentliche. Da darf keine Spaltung sein.
Natürlich werden wir mit jungen Leuten auch darüber reden, was gesund ist. Wir werden ihnen klar sagen, dass sie mich richtig verstehen: Bei uns braucht doch keiner die Jugendarbeit, das ist klar. Das ist eine andere Frage.
Es geht darum, ob ich den annehmen kann, der irgendwoher kommt, und wie ich mit dem umgehe, der einen anderen Stil hat. Sei darauf bedacht, die Einheit im Geist zu wahren.
Warum sagt Paulus nicht die totale Einigkeit oder totale Verbindlichkeit? Er sagt das ganz bewusst nicht, sondern die Einigkeit im Heiligen Geist. Wir sind eins, weil der Geist Gottes uns erfüllt und uns treibt, den wir im Wort hören.
Dadurch dienen wir ihm auf ganz verschiedene Weise. Es bleiben immer vielfältige Dinge. Ich freue mich sehr an der Vielfalt unserer Gemeinde in den Hauskreisen.
Ich weiß, dass sie die Dinge ganz unterschiedlich auffassen, und das ist schön, dass sie nicht alle nach der gleichen Art gemacht sind. Die Verkündigung, die Gott mir aufgetragen hat, wird ergänzt durch eine ganz andere Art in den Bibelkreisen, die aber genau wieder auf Christus hinweist.
In dieser menschlichen Vielfalt brauchen wir die Einigkeit im Geist. Wir müssen immer wissen: Ich bin absolut davon überzeugt, dass überall nur ein Geist wirkt – Gottes Heiliger Geist – durch das Band des Friedens.
Wenn der Frieden einmal zerstört ist, kann der Geist Gottes nicht mehr wirken. Nicht die Einheit in den Formen, sondern die Einheit im Geist.
Es war eine große Tat, dass im großen Bekenntnis der Reformationszeit 1530 in Augsburg, dem Augsburger Bekenntnis (CA – Confessio Augustana), im Artikel 7 formuliert wurde: Es ist genug zur Einheit der wahren Kirche, dass das Evangelium gepredigt und die Sakramente gehalten werden.
Alle weiteren Dinge sind nicht nötig. Man muss nicht alles aus demselben Gesangbuch singen, nicht alle dieselbe Verkündigung oder dieselben Talare haben oder in ihren Gottesdiensten Ähnlichkeiten zeigen. Das Evangelium muss eins sein – das war das entscheidende reformatorische Bekenntnis.
Es ist einfach nicht wahr, dass man für Einheit auch eine Vereinheitlichung braucht. Das hört man heute dauernd: Wenn wir wirklich Einheit haben wollen, müssen wir auch eine Vereinheitlichung haben. Dann darf es keine diakonischen Werke oder andere Missionsorganisationen mehr geben, alles muss unter eine Zentralverwaltung.
Wo steht das eigentlich? Wo steht das? Wir sind doch auch in verschiedenen Dingen eins. Es gibt sogar die Gabe, organisatorisch etwas auseinandernehmen zu können.
Ich freue mich immer, dass der CVJM sein Werk tut und was die Gemeinschaften in unserem Land bewirkt haben. Gott hat sie gebraucht. Wenn wir nur im Geist einig sind, dann ist das gut.
Doch das fehlt in unserer Kirche am meisten: Dass wir im Geist nicht einig sind. Auch in Jesus sind wir nicht eins. Wenn wir ihn Herrn nennen, was meinen wir damit? Was ist der Herr?
Das ist die Not der Ökumene, dass führende Vertreter im ökumenischen Weltkirchenrat einen Christus vertreten, in dem mehr Buddha und Hindu als Christus und Evangelium steckt.
Darum sagen wir: Vorsicht! Das ist nicht die Einheit. Wir suchen die Einheit im Evangelium. Wo wir sie finden, ist das etwa die Einheit, die wir in der Allianz darstellen wollen.
Nicht als neue Organisation, sondern lasst uns uns daran freuen: Wir haben die Einheit. Wir müssen sie gar nicht machen. Wir sind eins – ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.
Einheit im Glauben und die Bedeutung der Taufe
Nun ist es wieder ein Kunststück, gerade um die Taufe einen großen Streit zu machen. Dann sei jeder seiner Meinung gewiss. Ich habe nicht mehr vor, in den mir verbleibenden Lebensjahren darüber noch zu zanken.
Ich habe zu Leuten schon gesagt: Ihr dürft euch täglich siebenmal taufen lassen, wenn es euch glücklich macht. Mir genügt meine eine Taufe, und daran will ich mich freuen. Ich möchte im Glauben wachsen und auf dem Boden meiner Taufe das Heil ergreifen.
Es ist immer wieder schwer, wenn dann einer kommt und sagt: Ja, die Erwachsenen-Taufe taugt nichts, und es muss fließendes Wasser sein. Dann sagt er: Ja, aber die Jordantaufe ist noch mal besser. Man kann über alles so einen Zank machen. Das war aber gerade nicht wichtig, sondern bei der Taufe heißt es doch bloß: Ich bin übereignet worden Jesus Christus.
Die Taufe hat als Vollzug an mir keine Heilsbedeutung, wenn ich das nicht im Glauben ergreife. Das ist ganz klar. Die Steckdose hat keinen Sinn, wenn ich nicht den Strom durchfließen lasse. So ist es auch bei der Taufe: Erst wenn ich die Herrschaft Christi in meinem Leben annehme, kann das eine Wirkung haben.
Also ist es undenkbar, dass Menschen dadurch gerettet werden, dass sie irgendwo einmal getauft wurden. Es tut mir leid, dass immer wieder Äußerungen gemacht werden, die in diese sträfliche Richtung gehen. In der Bibel steht nichts davon, sondern von einer Taufe, die im Glauben ergriffen wird.
Bei der Taufe ist es so wichtig, dass ich den Glauben nicht selbst mache, sondern dass er mir zugesprochen wird. Das ist mir schon in Kindertagen zugesprochen worden. Darum taufe ich gern Kinder, weil es ein Heilszuspruch ist. Aber ich verweigere sehr häufig die Taufe.
Sollten Sie wissen: Ich verweigere sehr häufig die Taufe. Es gibt auch ein Dilemma, wenn ungläubige Leute ihre Kinder taufen lassen wollen und meine Verweigerung nicht akzeptieren. Dann komme ich in eine unangenehme Lage nach unserer Kirchenordnung, das ist richtig. Aber ich hoffe immer noch, dass etwas hängen bleibt.
Man kommt sehr weit, wenn man den Menschen erklärt, dass das Taufen nicht selig macht, sondern erst das Seligmachen geschieht, wenn diese Kinder die Zusage, die ausgestreckte Hand Gottes, ergreifen. Darum geht es doch jetzt einfach: Es gibt nur eine Gottesherrschaft.
Es gibt ja gar keine evangelische Taufe. Die Leute reden so einen Quatsch, wenn sie sagen, man müsse sich umtaufen lassen. Das kann man nicht. Wenn jemand katholisch oder evangelisch ist, müsse man sich umtaufen lassen – das geht nicht. Da wird keiner umgetauft. Das ist nur ein Schriftakt in den Kirchenregistern. Da wird nichts umgetauft.
Wir sind ja nicht evangelisch getauft, das ist überhaupt Quatsch. Es gibt keine evangelische Taufe. Wir werden auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft. Ich taufe hier auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Es steht nichts von der evangelischen Kirche drin.
Deshalb ist es so wichtig: Wir sind darauf getauft. Es ist nur schwierig, wenn jemand von einer Kirche getauft wird, die den dreieinigen Gott ablehnt. Dann kann diese Taufe nicht akzeptiert werden, weil sie nicht dem entspricht, was wir von der Gottesherrschaft verstehen.
Das war bei den Zeugen Jehovas der Fall. Eine Zeugen Jehovas-Taufe ist keine Taufe, die von uns akzeptiert wird. Derjenige ist nicht getauft. Aber sonst wird alles nur nach diesem Maßstab bei uns geprüft.
Auch alle Sondergruppen und Sekten werden daraufhin geprüft, ob sie auf den dreieinigen Gott taufen oder auf ihre Gruppe. Wer auf den dreieinigen Gott getauft ist, kann nicht noch einmal getauft werden. Das ist Unsinn.
Er ist dann getauft, er kann seine Konfession wechseln – warum nicht? Aber er kann nicht neu getauft werden. Das ist Unsinn. Was soll das dann? Dann würde ich ja der Heilspender sein. Das kann nur der eine Gott sein.
Und wenn Menschen ihm gehören, dann können sie auch ihre Zugehörigkeit wechseln. Das ist ja unser Belieben in dieser Art von Welt, in der wir nur in Gruppen leben können.
Gott als Vater aller und die Vielfalt der Gemeinde
Ein Gott und Vater aller, der da ist über allen, durch alle und in allen. Darum wollen wir beten, dass Gott mehr und mehr in uns zum Zuge kommt.
Es ging um die Gemeinde, und es ist mir noch einmal wichtig, dass wir in der Gemeinde die Vielfalt ergreifen – noch in Gedanken zum Schluss. Es treibt mich immer wieder um, wie wir auch die Vielfalt in der Gemeinde darstellen können. Ich stehe seit längerem unter dem Eindruck, dass wir vielleicht noch etwas tun könnten.
Wir haben ja eine Fülle von Gruppen und Kreisen, und wir wollen keinen Rekord aufstellen. Aber ich habe es jetzt wieder aus verschiedenen Städten gehört, besonders von unseren baptistischen Freunden, dass heute ein ganz großer Zuspruch da ist, wenn man Gemeinschaft auch für die große Zahl der Unverheirateten darstellt – Männer und Frauen gemeinsam.
Diese Single-Arbeit: Ich freue mich auch, dass am Sonntag hier ein Freizeittreffen von „Neues Leben“ in unseren Räumen stattfindet. In der Kirche liegen dazu auch die Prospekte aus. Wir sollten uns vielleicht im neuen Jahr einmal darüber besinnen, wie man das machen kann. Und zwar ganz deutlich nicht als einen Heiratsklub oder Ähnliches, sondern gerade so, dass man sagt: Hier gibt es eine Vollwertigkeit ohnegleichen. Man kann viele fröhliche und weltoffene Unternehmungen machen, Leute mitnehmen und Gemeinschaft leben.
Denn Ehepaare haben oft genug für sich selbst, und es ist immer schwierig für die, die alleinstehen, hier richtig akzeptiert zu sein.
Die andere Sache, die mich ganz stark bewegt: Es ist schon lange so, dass die Frauen heute ihre Würde und ihren Wert haben. Es ist ganz arg wichtig, dass etwa das, was unser Günter Bayer immer gemacht hat – so ein Männertreffen –, wieder auflebt. Die Männer sind heute oft nicht mehr auf der Welt. Das glauben Sie gar nicht, obwohl wir immer das große Mundwerk führen.
Ich höre überall, wo die Leute sagen, man habe eine kleine Männerarbeit wieder begonnen, wie viele Männer froh sind, weil sie viele Dinge gern unter Männern besprechen und das heute nicht mehr möglich ist. Man hat alles geöffnet, um den lieben Schwestern zu zeigen, dass sie voll akzeptiert sind.
Aber so wie gerade Frauengruppen und Frauenkreise ihren Wert haben, ist es sicher wieder ein ganz großer Gewinn, auch in der Gemeinde diese Art der Gemeinschaft darzustellen. Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten. Wir sollten offen sein und uns daran freuen, was alles möglich ist.
So wie die lieben Lüttges ihren Adventsmittag am letzten zweiten Advent gestaltet haben – das ist doch schön, was alles gibt. Und so wie sich heute Mittag die Senioren getroffen haben.
Das ist die Vielfalt der Gemeinde, weil ein Herr und ein Geist uns erfüllt.
Und behalten Sie das: Wenn Sie sich heute an etwas geärgert haben, tut mir das leid. Dann vergessen Sie das auch unter meiner menschlichen Ermahnung und freuen Sie sich daran, dass uns beide Christus treibt. Man kann ja auch mal etwas verschieden sehen unter dem Wort. Und wir wollen darum bitten, dass uns Gottes Geist in alle Wahrheit leitet.