Ich bete noch, Herr Jesus, und danke dir für die Erholung und die frische Luft. Wir danken dir für das schöne Wetter, die gute Versorgung und die Gemeinschaft. Ebenso danken wir dir für die gute Atmosphäre.
Wir bitten dich herzlich, dass du uns jetzt auch unter deinem Wort segnest. Es gibt viele Fragen, auch schwierige Fragen. Wir bitten dich, dass du uns bewahrst, damit wir keine falschen Schlüsse ziehen oder Dinge sagen, die du nicht segnen kannst.
Bewahre uns beim Reden, beim Hören und beim Austausch. Hab Dank, dass wir auf dich vertrauen dürfen. Amen.
Wie gesagt, wir werden nicht bis zum Ende kommen. Ab Vers 9, 2. Petrus 2:
Der Herr weiß, die Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren für den Tag des Gerichts, um bestraft zu werden. Besonders betrifft dies jene, die in der Lust der Befleckung dem Fleisch nachwandeln und die Herrschaft verachten.
Verwegen und eigenmächtig erzittern sie nicht, wenn es darum geht, Herrlichkeit zu lästern. Dabei bringen selbst Engel, die an Stärke und Macht größer sind, kein lästerndes Urteil gegen sie vor dem Herrn ein.
Diese aber sind wie unvernünftige, natürliche Tiere, geschaffen zum Fang und Verderben. Sie lästern über das, was sie nicht wissen, und werden auch in ihrem eigenen Verderben umkommen. Dabei empfangen sie den Lohn der Ungerechtigkeit.
Sie halten eine eintägige Schwelgerei für Vergnügen. Sie sind Flecken und Schandflecke, die in ihren eigenen Betrügereien schwelgen und Festessen mit euch halten, während sie Augen voll Ehebruch haben.
Weiterhin sind sie in Habsucht geübt, Kinder des Fluchs, weil sie den geraden Weg verlassen haben. Sie sind abgeirrt und folgen dem Weg des Biljam, des Sohnes Bejs, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebt.
Ich mache hier einfach mal einen Punkt.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass wir uns mit der Reformation beschäftigen, insbesondere mit Martin Luther. Wir verdanken ihm unglaublich viel. Unsere deutsche Sprache wäre nicht so, wie sie heute ist, wenn Luther die Bibel nicht übersetzt hätte.
Er hat durch seine Übersetzung die verschiedenen Dialekte, die es in Deutschland gab, praktisch geeint. Plötzlich gab es ein Buch, das alle lesen konnten und das die Sprache so geprägt hat, dass man sich im Norden Deutschlands, in Bayern, Österreich und in der Schweiz einigermaßen verständigen konnte.
Das ist das eine. Das andere ist, dass Luther derjenige war, der durch Gottes Gnade eine ganz neue Zeitperiode ins Leben gerufen hat. Gott hat ihn dazu benutzt, den Gedanken zu verbreiten, dass der Einzelne direkt vor Gott steht. Zwischen Gott und Mensch steht keine Institution, kein Priester und auch nicht die Kirche, sondern wir haben einen direkten Zugang zu Gott.
Das hat viele Jahre gedauert, bis Martin Luther als Mönch diesen Glauben gefunden hat. Er machte so viele Bußübungen, dass sein Vorgesetzter, der Präfekt des Klosters Staubhitz, fast wahnsinnig wurde. Luther beichtete stundenlang, manchmal vier Stunden am Stück, und quälte sein Gewissen immer wieder, um herauszufinden, was er noch bekennen konnte. Er wollte vor Gott gerecht sein.
Dieser außergewöhnliche Bußkampf dauerte viele Jahre, bis er durch den Römerbrief zum Glauben kam und erkennen konnte, dass der Gerechte aus Glauben leben wird (Römer 1,17). Danach war er entschlossen, das, was er erkannt hatte, öffentlich zu vertreten – egal, welche Konsequenzen das haben würde. So etwas hatte es vorher nie gegeben.
Heute können wir uns kaum vorstellen, wie viel Autorität und Macht die Kirche damals über das Gewissen und die Lebenseinstellung der Menschen hatte. Die Menschen wurden regelrecht versklavt, ihnen wurde Geld weggenommen. Die Kirche war in jeder Hinsicht korrupt und verdorben. Ein sehr lebendiges Bild davon bekommt man in diesem Buch.
Das Buch ist außerdem volkstümlich geschrieben. Der Autor hat viel geforscht und ist ein sehr guter Schreiber. Es wird nie langweilig, sondern spannend und ergreifend. Es enthält viele Reflexionen darüber, was wir daraus lernen können.
Man lernt auch Luthers Eheleben kennen, das sehr positiv war, sowie seinen Umgang mit den Kindern und den vielen Gästen, die sie hatten – ganz bemerkenswert.
Was ebenfalls gut ist: Seine Fehler, Schwächen und Irrtümer werden nicht verschwiegen. Er wird nicht rundum gelobt, sondern dort, wo er sich geirrt hat, zum Beispiel in Bezug auf die Juden, wird das offen behandelt. Viele Fragen bleiben offen, aber das Buch ist ehrlich geschrieben.
Ich finde es sehr schade, dass gerade junge Leute kaum noch ein Bewusstsein für Geschichte haben – wo wir herkommen, auch als Deutsche, Österreicher oder Schweizer. Leider wird das, wie ich fürchte, heute in den Schulen oft bewusst vermieden. So verlieren wir unsere Wurzeln.
Dieses Buch ist eine gute Hilfe, um zu verstehen, wo wir herkommen, was uns geprägt hat und was uns auch verloren geht. Aus diesem Grund empfehle ich es sehr gerne.
Allerdings werden solche Bücher im Allgemeinen wenig gelesen. Deshalb konnte ich den Rest dieser Auflage sehr günstig kaufen und auch günstig abgeben. Sonst wäre es gar nicht möglich, ein Werk mit 600 Seiten für zwölf Euro anzubieten.
Ja, das nur nebenbei. Ich hatte zugesagt, etwas zur Mehrkonferenz zu sagen, und jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht überziehe. Die Gefahr ist groß, denn das ist ein gewaltiges Thema, und es spielen viele persönliche Erfahrungen eine Rolle, sodass man vielleicht zu viel erzählt.
Im Januar fand die Mehrkonferenz in Augsburg statt. Vielleicht wissen viele gar nicht, was das ist. Es handelt sich um eine Gebetsbewegung, so wird sie genannt, bei der rund um die Uhr in einem Gebetshaus in Augsburg gebetet wird. Man wechselt sich ab, und man kann dort hingehen. Ich war auch mal dort, um es selbst zu sehen und zu erleben. Dort kann man für sich persönlich beten. Einige liegen auf der Erde, andere sitzen, manche trinken eine Tasse Kaffee, wieder andere verkriechen sich oder machen irgendwelche Notizen. Es ist also sehr bunt.
Manchmal gibt es auch Themen, für die gebetet wird, aber im Grunde ist es nichts Besonderes. Es ist ja auch nicht verkehrt, ein Haus zu haben, in das man gehen kann, wo Stille herrscht und man beten kann. Aber es hat mit gemeinsamen Gemeindegebeten überhaupt nichts zu tun. Jeder betet für sich das, was er in seinem Herzen hat, manchmal laut, aber meistens für sich persönlich.
Nur wird daraus oft gemacht, dass, wenn rund um die Uhr gebetet wird, das ein ganz besonderer Schutz für die Gemeinde oder die Christenheit sei. Das ist natürlich sehr übertrieben. Aber es ist auch nicht verkehrt, wenn man das macht. Nur darf man das nicht als große Erweckung bezeichnen. Dort geht es oft sehr menschlich zu.
Diese Bewegung wurde von Johannes Hartl angestoßen. Er ist katholischer Theologe, aber kein Priester. Die Bewegung hat Kreise gezogen und zunächst innerhalb der katholischen Kirche viel Anklang gefunden. Er ist ein sehr sympathischer Mann, auch sehr gebildet. Ich glaube, er hat nicht nur Theologie, sondern auch Philosophie studiert. Er ist ziemlich versiert und auch ein Ästhetiker, was man an seinem Outfit sieht. Fast bei jeder neuen Predigt oder jedem Auftritt trägt er einen anderen Anzug oder Schlips. Das gibt es auch, und ich habe damit nichts zu tun, aber manche spricht das sehr an.
Er ist sehr gebildet, kennt sich auch mit den Evangelikalen aus und ist in der Lage, wenn er eingeladen wird, zum Beispiel von Baptisten, Brüderversammlungen oder in der evangelischen Kirche, so zu reden, dass er als einer von ihnen akzeptiert wird. Er weiß genau, was er sagen kann und was er besser nicht sagen sollte.
Ich habe erlebt, dass er in Freikirchen, in Wiedenest und so weiter relativ positiv über die Rühlerbewegung spricht und über die Abendmahlsfeier, die dort stattfindet. Gleichzeitig äußert er auch manches negativ über die katholische Kirche und umgekehrt. Wenn er unter Katholiken ist, bedauert er die armen Evangelikalen, die angeblich keine Ahnung haben von Stimmung, Atmosphäre und dem, was in der katholischen Kirche angeboten wird.
Das hat Kreise gezogen, sodass die Mehrkonferenz in Augsburg vor einigen Jahren eingeführt wurde. Sie findet nicht jedes Jahr statt, aber vor zwei Jahren gab es auch schon eine. Ich weiß nicht genau, aber damals waren, glaube ich, acht oder neun Menschen in der Halle. Die größten Hallen werden für drei oder vier Tage gebucht, was eine Menge Geld kostet.
Es wird ein Programm geboten, das perfekt und gestylt ist, auf die Minute genau geplant, mit dem besten Originalorchester. Die Musik ist toll, die Atmosphäre großartig. Alles ist sehr pünktlich, gut und angenehm. Wenn jemand das nötige Geld hat, dabei zu sein, ist das für ihn ein schönes Erlebnis.
Bisher, bis vor einigen Jahren, waren etwa 60 bis 70 Prozent der Anwesenden Katholiken, und Evangelikale machten den Rest aus. Diesmal war es umgekehrt: Man spricht von 70 bis 80 Prozent Evangelikalen und nur noch 20 bis 30 Prozent Katholiken.
Das hängt auch damit zusammen, und das weiß ich aus erster Hand, dass Johannes Hartl, obwohl er überzeugter Katholik ist und alle Irrlehren, wie wir sagen, der Katholiken vertritt und praktiziert – Eucharistie, Marienanbetung und so weiter –, also die klassische katholische Lehre verbunden mit einer ziemlich intensiven Mystik und Erfahrungstheologie, zunehmend Druck von katholischer Seite bekommen hat. Viele Katholiken kommen deshalb nicht mehr.
Das möchte ich auch betonen, weil ich lange Zeit glaubte – und der Verdacht ist noch da –, dass er praktisch jemand ist, der von der katholischen Kirche unterstützt wird, um eine Gegenreformation auszulösen. Ziel wäre, die Evangelikalen in Richtung katholische Theologie und Kirche zu ziehen oder zu beeinflussen. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht.
Er bekommt zunehmend Feindschaft und Schwierigkeiten mit vielen Katholiken, die vor ihm warnen, auch in ihren Blättern und so weiter. Es kann sein, dass er sich dadurch auch mehr den Evangelikalen gegenüber öffnet, auch inhaltlich. Das kann ich nicht beurteilen.
Tatsache ist jedenfalls, und das meine ich ist wichtig, dass in diesem Jahr sehr viele aus den Brüderversammlungen, aus den Baptistenkreisen und anderen Freien Evangelischen Gemeinden (FEG) und ähnlichen Gruppen dort waren. Diese Menschen sind alle irgendwie auf der Suche und enttäuscht von ihren eigenen Gemeinden und Versammlungen.
Das ist, meine ich, eine Sache, über die wir nachdenken müssen. Es zeigt auch, dass wir als sogenannte bibeltreue Evangelikale mit einem hoffentlich einigermaßen vernünftigen Gemeindeverständnis versagt haben.
Dort wird etwas geboten, was in vielen Versammlungen und Freikirchen nicht der Fall ist: Atmosphäre, Wärme, tolle Musik und Ähnliches. Gleichzeitig ist eine große Offenheit da, wirklich etwas zu erleben, die Kraft Gottes und den Geist Gottes zu erfahren.
Ob es tatsächlich der Geist Gottes ist, bezweifle ich stark. Viel Mystik ist damit verbunden. Aber ich möchte betonen, dass die Leute, die dort hingehen, suchend sind. Wir haben die Möglichkeit, als konservative Evangelikale ihnen eine Alternative anzubieten, wo sie sich angenommen fühlen.
Sie sollen merken, dass dort Menschen sind, die den Herrn lieben, ihm folgen und ihm dienen wollen. Deren Leben dem Herrn gehört und die das auch ausstrahlen. Sie sprechen von dem, was Gott von uns erwartet.
Ich glaube, das ist so. Das deckt sich auch mit dem, was Rojikon heute oder gestern gesagt hat: Unter den Zeugen Jehovas gibt es eine Bewegung, bei den Charismatikern eine sehr starke Bewegung. Es kommen viele zu Fragen.
Ich habe Roger schon gestern erzählt, dass ich viele Brüder und Schwestern und Gemeinden kennengelernt habe, die durch die Corona-Zeit geprägt wurden. Viele Gemeinden waren für einige Monate oder Jahre geschlossen. Man traf sich dann in Wohnzimmern in kleinen Kreisen, hörte Videos und Vorträge von verschiedenen Leuten, wie Nestvogel oder Roger Liby. Es gibt eine ganze Menge, was man sich anhören kann.
Dadurch haben viele die Bibel liebgewonnen und erkannt, welch ein Schatz in ihr verborgen ist. Als sie dann nach Corona wieder in traditionelle Gemeinden zurückkamen, war von dieser Hingabe, Bibeltreue und Liebe zum Herrn kaum oder gar nichts zu spüren. Auch die Herausforderung durch eine gute biblische Predigt fehlte.
Dann entstehen überall Hauskreise, man trifft sich, sieht oder hört Videos, tauscht sich aus. Der Kontakt zu biblischen Gemeinden geht teilweise verloren, das Vertrauen schwindet.
Ich meine, dass wir alle hier eine große Aufgabe haben, das aufzuarbeiten. Wir sollten nicht nur über diese Charismatiker oder katholischen Charismatiker schimpfen, uns aufregen oder sie bedauern, sondern uns fragen, was wir in unseren Versammlungen tun können, damit suchende Menschen eine Heimat finden.
Es kommen auch Esoteriker zum Glauben oder sind auf der Suche – das ist unglaublich, was man darüber hört. Wir verpassen die Chance, sie durch gute Gemeinschaft und echtes Interesse geistlich zu stärken und für biblische Wahrheiten und Überzeugungen zu gewinnen.
Versteht ihr, was ich meine? Das habe ich in vielen Gesprächen in den wenigen Stunden und Tagen erlebt. Viele sind darüber wirklich besorgt.
Tja, unsere jüngste Tochter Tabitha – viele Jahre unser Sorgenkind oder einst unser Sorgenkind – wurde eingeladen, auf der Mehrkonferenz ein Zeugnis zu geben. Das hat man mir natürlich sofort aus dem Butterbrot geschmiert. Am selben Tag gingen die Nachrichten darüber bereits durch die digitalen Medien.
Na, ihr könnt mal sehen: Nur derjenige, der ein Pfingstfresser oder Charismatikerfresser war – seine eigene Tochter war bei den Charismatikern, bei Katholiken usw. – Gott hat Humor, kommentierte einer.
Tatsache war, dass man sie gebeten hatte, aus ihrem Leben zu erzählen. Sie hat sehr viel erlebt, eine Umkehr erfahren und möchte wirklich dem Herrn folgen, zusammen mit ihrem Mann Marcus Spiker, der vielleicht manchem durch seine Bücher bekannt ist. Er ist Fernsehjournalist. Sie hat die Einladung angenommen.
Ich habe natürlich versucht, sie aufzuklären und ihr das eine oder andere zu bedenken gegeben. Aber ich kann auch verstehen, wenn sie sagt: Wenn ich die Möglichkeit habe, vor 11 Leuten, die in Augsburg zusammen waren, den Herrn zu bezeugen und zu erzählen, was er an mir getan hat, möchte ich diese Gelegenheit nutzen.
Ich habe gesagt, wenn ich eingeladen würde, zur Mehrkonferenz zu gehen, würde ich sofort hingehen und gerne predigen. Aber die würden mich kein zweites Mal einladen – es sei denn, ich wäre so bedeppert und würde mich durch die Massensuggestion verbiegen lassen. Das ist natürlich auch möglich. Und die Gefahr sehe ich sehr groß, auch bei unserer Tochter.
Aber gut, ich habe sie so gut ich konnte „geimpft“ – also auf jeden Fall vorsichtig gemacht. Sie hat so viel Echo auf ihr Zeugnis bekommen, auch wenn ich sagen würde, sie hätte heute ruhig noch ein bisschen deutlicher über Sünde und das Kreuz sprechen können.
Es war auf jeden Fall so, dass sie bis heute jeden Tag Anrufe, Briefe und Mails bekommt, in denen Leute fragend sind – viele davon junge Menschen. Für mich war das Erschütterndste, dass viele Erwachsene nach ihrem Vortrag zu ihr kamen und sich outeten. Sie kamen aus den Brüderversammlungen, kannten mich oder waren oft bei uns auf Freizeiten oder Konferenzen dabei.
Auch dort wurde eine Sehnsucht deutlich – nach lebendigem Leben, nach Echtheit, nach Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Da sie auch sehr viel von ihren Fehlern erzählte und davon, was sie uns als Eltern an Sorgen bereitet hat, war das für viele schon eine Hilfe.
Warum erzähle ich das? Einfach auch, damit ihr wisst: Ich stehe weiterhin sehr kritisch gegenüber Johannes Hartl und den Mehrkonferenzen. Aber ich möchte versuchen, deutlich zu machen, dass wir hier eine Aufgabe haben: durch Liebe, Verständnis und auch durch Vorbild eine Alternative anzubieten.
Die Leute brauchen es nicht, nach Augsburg zu fahren, um sich dort besser gesagt berieseln zu lassen – ich will ihnen ja auch nichts Böses unterstellen. Wir haben auch einen Auftrag gegenüber Johannes Hartl. Wenn jemand die Möglichkeit hat, mit ihm ins Gespräch zu kommen, sollten wir mit einer wirklich weisen Haltung – die ich mir zumindest wünsche – diesen Geschwistern und Menschen begegnen, die auf der Suche sind, um ihnen Hilfe zu sein.
Das ist ein riesiges Aufgabengebiet. Wir erleben im Moment hier in Deutschland – ich komme gleich noch darauf zurück – eine Wendezeit, nicht nur politisch, sondern auch geistlich. Ich glaube, dass eine neue Epoche anfängt. Wo das endet, weiß ich nicht, aber es ist hochinteressant. Wir leben in einer sehr spannenden Zeit.
Wenn jemand mehr wissen möchte oder Fragen hat, kann er mich gerne ansprechen – auch heute Abend.
Michael Kotsch hat ein Büchlein geschrieben, das ich gerne empfehle: „War die Reformation ein Irrtum? Evangelikale und die katholische Kirche heute.“ Ich weiß nicht, aus welchem Grund – vielleicht war das auch eine Taktik – steht in dem Buch nichts von Johannes Hartl, dem Gebetshaus oder den Mehrkonferenzen. Aber es geht darum, und dort wird auch die ganze Theologie und die Vermischung mit den klassischen Irrlehren der katholischen Kirche belegt – unter anderem anhand der Bücher von Johannes Hartl. Das ist gute Information.
Offensichtlich ist das Buch nicht oft gekauft worden. Es wird jetzt für drei Euro angeboten statt für sieben Euro neunzig. Es sind noch ein paar Exemplare da. Ihr könnt euch also gerne informieren und nachlesen, was Johannes Hartl lehrt, glaubt und wovon er überzeugt ist.
So, damit will ich zunächst schließen.
Ja, ich möchte jetzt noch etwas sagen und dabei echte und falsche Propheten gegenüberstellen. Die echten Propheten sind von Gott berufen und gesandt. Die falschen Propheten hingegen haben sich entweder selbst ernannt oder wurden von Menschen so gemacht. Ich fasse das ganz kurz zusammen, nur zur Übersicht.
Die Zielsetzung dieser Propheten unterscheidet sich deutlich: Die echten Propheten predigen Gehorsam und Unterwerfung unter Gottes Willen. Die falschen Propheten hingegen betonen die Herrschaft Gottes über uns und lehren Selbstverwirklichung, Selbstliebe, Selbstbewusstsein – also alle Begriffe, die mit „selbst“ beginnen, passen hier. Sie verfolgen eine ganz andere Zielrichtung und haben auch eine andere Auslegung des Neuen Testaments.
Der Lebensstil der echten Propheten ist geprägt von einem heiligen, zuchtvollen Leben der Selbstverleugnung. Das finden wir sowohl in der Bibel, vor allem natürlich, als auch in der Kirchengeschichte, wenn man sie ein wenig verfolgt. Die falschen Propheten dagegen lehren und leben Zuchtlosigkeit und Ausschweifung.
Auch die Haltung zu Geld und Besitz ist ein gutes Indiz dafür, ob jemand echt oder falsch ist. Die echten Propheten kennen die Gefahr des Geldes und warnen davor. Sie wissen, dass man nicht Gott und dem Mammon dienen kann. Das hat Jesus sehr deutlich gesagt. Die falschen Propheten sind hingegen von Habsucht geprägt, wie wir auch in diesem Text sehen.
Sie lehren zum Beispiel, dass materieller Wohlstand ein Zeichen besonderer Frömmigkeit und Gottes Segen sei. Einige ehemalige Charismatiker können das bestätigen, denn das ist ein ganz wichtiges Thema bei den Charismatikern. Gerade durch die Glaubensbewegung, Kenny Sagan und andere, wird großer Wert darauf gelegt, deutlich zu machen, dass die Bibel angeblich lehrt, dass man einen geisterfüllten Christen daran erkennt, dass er erfolgreich ist, nach außen hin eine entsprechende Ausstrahlung hat, die besten Autos besitzt und entsprechend gekleidet ist. Häuser und andere Statussymbole sollen zeigen, dass wir Kinder Gottes sind – Königskinder, so ein Schlagwort – und man erkennt sie eben daran, wie sie leben und ausgestattet sind.
Vor einigen Jahren auf der Buchmesse in Frankfurt hatte die Glaubensbewegung, eine sehr extreme charismatische Gruppe mit großem Einfluss, einen Stand. Kenneth Hagin und seine Mitarbeiter sind inzwischen nicht mehr aktiv, er ist vor einigen Jahren im hohen Alter gestorben. Die Lehren dieses Wohlstandsevangeliums sind sehr deutlich: Man erkennt einen Christen daran, dass er nach außen hin wie ein König auftritt.
Ich habe mir damals Zeit genommen, die Gruppe besucht und versucht, mit ihnen zu diskutieren. Ich wollte von ihnen selbst hören, wie sie denken und ob sie wirklich so überzeugt sind. Ganz offen fragte ich: „Wenn das wirklich bei euch so ist, müsste ich ja von euch nur bemitleidet werden.“ Ich fahre einen alten Passat, der schon viele Jahre und Kilometer hinter sich hat.
„Verunehre ich damit den Herrn?“ „Ja, natürlich“, sagten sie, „das ist schlimm, das ist abartig.“ Ich fragte: „Was soll ich denn für ein Auto fahren?“ „Mercedes, mindestens. Wenn möglich Rolls Royce, um deutlich zu machen, dass wir Königskinder sind.“ So erkennt man sie an diesen Dingen.
Ich fragte weiter: „Habt ihr auch einen Bibelvers dafür? Könnte das auch blinken?“ Dann nannten sie nicht nur einen Vers. Ich forderte sie auf: „Legt mal los.“ Meist wird zuerst auf 2. Korinther 8,9 verwiesen, wo steht, dass Jesus, der reich war, arm wurde, damit wir durch seine Armut reich werden. Da haben wir es also: Reichtum. Jesus wurde arm, damit wir reich werden. Das beziehen sie ganz materiell auf Wohlstand.
Dann kam noch der Philipperbrief 4,18 ins Spiel, wo Paulus schreibt: „Ich habe alles und habe Überfluss.“ Ich fragte: „Wo hat Paulus das geschrieben? Hat er im Gefängnis geschrieben, dass er Überfluss hat?“ Sein Überfluss war die Freude am Herrn. Der Herr ist sein Reichtum und Überfluss. Das interessiert sie aber nicht.
Ein dritter Vers war 3. Johannes 2, wo Johannes dem Gaius wünscht, dass es ihm in allen Dingen wohl ergehe – also Wohlstand und Wohlgehen. So begründen sie ihre verrückten Ideen, dass Jesus arm wurde, damit wir reich werden. Dass Jesus unsere Leiden und Krankheiten am Kreuz auf sich genommen hat, damit wir einen rechtlichen Anspruch auf Gesundheit haben.
Sie behaupten, wir können also nicht nur Vergebung und Versöhnung durch Glauben beanspruchen, sondern auch Gesundheit. Deshalb erkennt man einen Christen daran, dass er gesund ist und nicht krank. Und wenn er krank ist, dann hat er gesündigt oder keinen Glauben oder sonst etwas.
Das Schlimmste ist, dass Jesus am Kreuz gerufen hat: „Es ist vollbracht!“ – und sie sagen, es sei nicht vollbracht gewesen. Danach sei Jesus in den Hades gegangen. Man soll sich vorstellen, dass Jesus die Natur Satans angenommen habe, damit Gott uns die Natur Gottes schenken könne und wir göttlich seien.
Das ist eine ganz furchtbare Irrlehre, wirklich gruselig. Ich kann nicht verstehen, wie Charismatiker damit klarkommen, dass so etwas gelehrt wird. Dieser Tausch, die Versöhnung im Hades, praktisch, dass Jesus ein dämonisches Wesen wurde – so drückt sich Kenny Sagan aus. Auch andere, Joyce Meyer und ähnliche, sind von dieser Theologie geprägt. Sie sagen das nicht so platt und deutlich, aber sie glauben dasselbe und deuten es auch an. Das sind wirklich ganz schlimme Dinge.
Die Predigt der echten Propheten ist im Allgemeinen nicht sehr süß, sondern meist schroff, besonders im Alten Testament. Johannes der Täufer ist ein Beispiel, den wir kennen, ebenso im Neuen Testament. Sie wenden das Wort Gottes auf Herz und Gewissen an und sind nicht käuflich.
Oft sind sie auch einsame Leute, nicht immer, aber wie Elija zum Beispiel, einfach weil sie gemieden werden und in der Stille vor Gott sind. Aus dieser Stille heraus werden sie oft in Probleme hineingestoßen.
Die falschen Propheten hingegen streicheln und kitzeln das Ego der Zuhörer und reden das, was diese gerne hören möchten.
Ich habe hier noch ein paar Unterlagen mitgebracht. Ich hoffe, dass ich sie nicht irgendwo verlegt habe. Nur um das mal zu illustrieren: Vielleicht haben einige von euch gehört, dass vor Jahren ein Prophet namens Joshua, Tibi Joshua, aus Nigeria von sich reden gemacht hat. Menschen aus aller Welt sind zu ihm gekommen. Er hat heilige Duschen und heiliges Wasser in alle Welt exportiert, das von ihm gesegnet wurde. Dieses Wasser sollte dann angeblich Heilung bewirken – für alles Mögliche.
In der Hauptstadt gab es eine Gemeinde mit zehn- bis zwölftausend Mitgliedern. Diese Gemeinde hatte eine unglaubliche Anziehungskraft. Offensichtlich war Joshua sehr, sehr begabt. Einer aus der Brüderbewegung, einer der bekanntesten und begabtesten Brüder, Wim Auenel, ist ein paarmal dorthin gereist. Er hat auch eine Biografie über diesen Mann, den Propheten, geschrieben. Er war begeistert von ihm und seiner prophetischen Gabe.
Dieser Mann hat Wim Auenel ganz deutlich gesagt – ohne dass er ihn richtig kannte – was er alles gemacht hat, was nicht gut war, und was in seinem Herzen vor sich ging. Das hat den begabten Autor, der viele Bücher geschrieben hat und sehr gebildet ist, so überzeugt und überwältigt, dass er jahrelang nach Nigeria geflogen ist. Er hat dort diese Erweckungsversammlung miterlebt und, wie gesagt, auch eine Biografie über Joshua geschrieben. Diese Biografie wurde allerdings nicht veröffentlicht.
Nun kam plötzlich ein Bericht im BBC-Fernsehen, im Spiegel und anderen Medien. Nachdem der Prophet gestorben ist, stellte sich heraus, dass er Tausende von Jüngerinnen hatte, die von ihm vergewaltigt wurden. Diese Frauen lebten bei ihm wie in einem Zuchthaus. Sie hatten keine Freiheit, wurden vom Schlaf beraubt und mussten für alles die Zustimmung des besessenen Führers einholen.
Joshua hatte enorme Reichtümer angehäuft, darunter ein eigenes Flugzeug und 20 Millionen Pfund. Er hatte viele internationale Beziehungen aufgebaut und lebte in Saus und Braus. Gleichzeitig vollbrachte er aber auch offensichtliche Wunder – Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen, die in Anführungszeichen stehen müssen. Diese Wunder waren ganz, ganz erstaunlich. Darüber gibt es einen ausführlichen Bericht, in dem auch ein Bild von Bruder O'Neill zu sehen ist. Das ist für uns aus der Brüderbewegung natürlich sehr demütigend.
Dieses Beispiel zeigt, wie schwer es manchmal ist, Propheten richtig zu beurteilen. Auf der einen Seite scheinen hier Wunder zu geschehen, etwas Mächtiges passiert. Doch im Grunde treffen genau die Charakterzüge dieser falschen Propheten zu, die in 2. Petrus 2 beschrieben werden.
Möge der Herr uns wirklich bewahren, uns offene Augen schenken und einen kritischen Geist. So sollen wir nicht jeden in Verdacht setzen, sondern auch lernen, diese Menschen zu achten und zu lieben. Gleichzeitig müssen wir aber auch die Wahrheit sagen und uns entsprechend verhalten.
Hier in Kapitel 2, Vers 4, haben wir einen langen Satz, was auch die Ausleger bestätigen. In diesem Satz werden drei Beispiele für Gottes Gericht genannt.
Erstens das Gericht über die Engel, die in der Vergangenheit gesündigt haben. Zweitens das Gericht über die alte Welt in der Flut, bei dem Noah gerettet wurde. Drittens das Gericht über Sodom und Gomorra, bei dem Lot mit seinen beiden Töchtern gerettet wurde.
Die damit verbundene Botschaft ist, dass wir lernen, dass Gott Abgefallene und Verführer – also falsche Propheten und Lehrer – in der Vergangenheit gerichtet hat und dies auch in Zukunft tun wird. Auf der anderen Seite zeigt es, dass Gott die Gerechten vor dem Gericht rettet und dies ebenfalls weiterhin tun wird.
Ich glaube, das lässt sich auch auf die Entrückung der Gemeinde beziehen. Gestern hat Roger dies schon angedeutet: Die Gemeinde wird vor der Trübsal, vor der großen Trübsal und Drangsal, entrückt, wenn das Gericht wirklich über die Gottlosigkeit der Welt kommt.
Vielleicht ganz kurz zu den verschiedenen Gerichten:
Das Gericht über die Engel ist unter bibeltreuen Auslegern nicht ganz einheitlich verstanden. John MacArthur, William MacDonald und Roger Levy beziehen dieses Gericht auf die Geschichte in 1. Mose 6. Dort verbinden sich die Söhne Gottes, also die Engel, mit den Töchtern der Menschen, schwängern sie, und daraus entstehen die Riesen. Wahrscheinlich bezieht sich auch Judas Vers 6 auf dieses Ereignis.
Andere Ausleger wie Benedikt Peters, Jakob Kröker und auch die Lehre der Bibel insgesamt sehen diese Engel in der Zeit vor der Erschaffung der Welt, was mit dem Fall Satans zusammenhängt.
Für beide Sichtweisen gibt es Gründe und Belege. Dennoch sind alle Ausleger sehr vorsichtig mit ihren Aussagen. Sie nehmen an, dass es so oder so gewesen sein könnte. Es ist gut, dass sie sich nicht gegenseitig das Leben schwer machen mit ihren Überzeugungen. Sie sind noch ein Stück weit am Suchen, wie man das erklären kann, denn es tauchen viele Fragen auf. Zum Beispiel: Sind die Engel geschlechtliche Wesen oder nicht?
Eindeutig ist jedoch, dass es für die gefallenen Engel keine Erlösung gibt. Jesus ist nicht für sie gestorben. Wohl aber für die gefallenen Menschen, die Buße getan haben.
Diese Engel, die gerichtet wurden, liegen teilweise schon in Ketten im Abgrund. Ein weiterer Teil der Engel ist auf Seiten Satans in der Himmelswelt aktiv. Erst in Offenbarung 12 werden sie aus dem Himmel auf die Erde geworfen, was eine sehr schlimme Zeit einläutet.
Schließlich werden sie nach dem Tausendjährigen Reich endgültig in den Feuersee geworfen (Offenbarung 22).
Das Gericht über die alte Welt: Hier wurden nur Noah, der Prediger der Gerechtigkeit, und seine Familie gerettet. „Prediger der Gerechtigkeit“ – das ist auch interessant. Ebenso das Gericht über Sodom und Gomorra, das Gericht über die gottlosen, ausschweifenden, ruchlosen oder frieflerischen Menschen, wie sie in der Bibel beschrieben werden. Ihre Unmoral war für den gerechten Lot Tag für Tag eine furchtbare Qual.
Darüber möchte ich ein wenig sprechen, weil das auch unser Leben ein Stück weit in Frage stellt. Interessant ist, dass Lot in den Versen sieben bis acht dreimal als gerecht beschrieben wird. Dabei zeigt die Geschichte in 1. Mose 12 bis 19, die im Zusammenhang mit Abraham steht, nichts von dieser Gerechtigkeit. Ganz im Gegenteil.
In 1. Petrus 2 wird Lot jedoch nicht als Prediger der Gerechtigkeit bezeichnet, wie Noah, sondern als der gerechte Lot. Er war kein Prediger. Was seinen Lebensstil betrifft, kann man ihn kaum von einem Gottlosen unterscheiden. Trotzdem war er ein unheilig lebender Heiliger.
Es muss bei ihm Glauben vorhanden gewesen sein, denn ohne Glauben kann man Gott nicht gefallen. „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ heißt es. Sonst würde die Bibel ihn nicht dreimal als gerecht beschreiben und bezeichnen.
Ich habe oft darüber nachgedacht und nicht verstanden, wie das möglich ist. Wie kann Gott einen solchen Mann einen Gerechten nennen, mit einer gerechten Seele? Lot war angesehener Bürger von Sodom, wahrscheinlich sogar mit politischer Verantwortung am Tor Sodoms.
Als homosexuelle Verbrecher, die sein Haus aufbrechen wollten, um die Engel zu misshandeln, kamen, nannte er sie „meine Brüder“ und bot ihnen seine beiden unverheirateten Töchter als Lustobjekte an. Wo ist da noch eine Spur von Gerechtigkeit zu sehen? Worin unterschied er sich von seiner gottlosen Umgebung?
Vielleicht finden wir die Antwort tatsächlich in dem einen Wort: Er quälte – oder man kann auch sagen, er folterte – seine gerechte Seele, wenn er Tag für Tag das gottlose Denken und Leben dieser Menschen vor Augen hatte. Eine andere Erklärung gibt es nicht.
Lot hat sich offensichtlich keinen einzigen Tag in Sodom wohlgefühlt. Seine Wahl, sich von Abraham zu trennen und in Sodom Freude und Erfüllung zu finden, war eine tragische Illusion. Wahrscheinlich war es die folgenschwerste Fehlentscheidung seines Lebens – nicht nur für ihn, sondern auch für seine Frau, Töchter, Schwiegertöchter und Nachkommen.
Auch das haben wir schon gehört, was daraus geworden ist. Aber ein Trost bleibt: Der Herr weiß, wie er die Gottseligen aus der Versuchung retten kann. Er kennt die Seinen.
Auch wenn wir Selbstzweifel haben – ob wir selbst gerecht sind oder manchmal Brüder und Schwestern beurteilen und uns fragen, ob sie wirklich wiedergeboren sind – Gott, der Herr, kennt die Seinen.
Manchmal zweifeln wir, wenn wir einen Bruder oder eine Schwester sehen, die einen Fernseher besitzen: Können die wirklich gerettet sein? So war das früher bei uns. Als ich Teenager war, galt ein Fernseher als Ausschlusskriterium für die Gemeinde. Wenn bekannt wurde, dass jemand einen hatte, wurde er gut versteckt, damit niemand ihn sehen konnte. Darüber lachen wir heute.
Oder wenn jemand abends mal ein Bier trinkt, ein Tattoo hinter dem Ohrläppchen hat, heimlich eine Zigarette raucht oder Rockmusik liebt – ich übertreibe hier ein wenig –, dann sollten wir auch an Lot denken. Die Bibel nennt ihn einen Gerechten.
Wir sollten versuchen, auch solche Brüder und Schwestern mit Gottes Augen zu sehen. Ist da vielleicht doch auch irgendwo ein Stück Glauben? „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“
Vielleicht hatte Lot etwas, was wir oft nicht mehr haben: ein tiefes Schamgefühl, eine Abscheu, einen Ekel vor den perversen Sünden Sodoms.
Schlimm genug natürlich, was seine Töchter den Verbrechern anboten. Das kann man kaum verstehen oder nachvollziehen.
Aber die Frage ist an uns: Haben wir noch ein Gefühl für die Abscheulichkeit von Hurerei, Selbstbefriedigung, Homosexualität, Geschlechtsumwandlung, Sexualfrüherziehung, Sodomie, Sex mit Tieren, Pädophilie? Besonders dann, wenn unsere gottlose Regierung diese Abscheulichkeiten teilweise bereits legalisiert hat oder zumindest anstrebt.
Auch das Thema Pädophilie ist fast täglich in den Nachrichten oder Medien präsent. Man kann nachlesen, wie versucht wird, Kinderrechte zu etablieren oder zu verändern – mit einem fragwürdigen Hintergedanken.
Das ist wirklich furchtbar. Ich möchte dazu gar nicht viel sagen; es ist einfach schlimm.
Es gibt mindestens einen Journalisten, der in Deutschland sehr bekannt ist: Peter Hane. Die meisten kennen ihn. Alle zwei Jahre bringt er ein neues Buch heraus. Vor 14 Tagen erschien sein neuestes Werk: "Peter Hane – Ist das euer Ernst? Aufstand gegen Idiotie und Ideologie".
Ich habe lange darauf gewartet und durfte bereits das Manuskript lesen. Ich ahnte schon, was auf mich zukommt. Man muss einfach sagen: Er ist ein Mann mit einer gequälten Seele, vielleicht vergleichbar mit Hiob, zumindest in dieser Hinsicht. Er quält seine Seele mit all dem, was er in Berlin und darüber hinaus in der Politik, Gesellschaft, Pädagogik und anderen Bereichen feststellt. Dabei verfügt er über beste Quellen, um sich zu informieren. Das wird in diesem Buch deutlich.
Innerhalb einer Woche wurden 100.000 Exemplare verkauft, die erste Auflage war sofort vergriffen. Der Verlag Lübbe, ein großer, international tätiger weltlicher Verlag, schrieb, dass er noch nie ein Buch hatte, das so oft und so viel vorbestellt wurde. Die zweite Auflage ist entweder im Druck oder vielleicht schon fertig.
Warum wird dieses Buch so viel gelesen? Das kann ich mit letzter Sicherheit nicht sagen. Aber ich habe den Eindruck, dass hier einer der wenigen es wagt, aufzuschreien und gegen die gottlose Ideologie der Regierung zu protestieren. Diese Ideologie zerstört im Gleichschritt mit den Großkirchen die Moral unseres Volkes und legalisiert jede Art von Gottlosigkeit.
Ich möchte zwei Zitate aus dem Buch vorlesen, damit man ungefähr weiß, was einen erwartet. Manchmal wird er dabei sehr sarkastisch und spöttisch. Das möge man ihm verzeihen. Wenn jemand so gequält wird, so viel sieht und erlebt, wie er, viele Zuschriften erhält, Gespräche führt und alle paar Tage in Interviews hineingezogen wird, dann spricht er oft so.
Er sagt zum Beispiel: "Ich wünsche, dass bald hier die Handschellen klirren." Ich habe ihm geschrieben, ob das denn sein müsse, schließlich sollten wir auch unsere Feinde lieben. Seine Antwort war: "Ich fordere ja nicht die Todesstrafe. Handschellen sind ja heute in unserer humanen Gesellschaft noch harmlos."
Man muss nicht mit allem einverstanden sein, aber hier ist der Aufschrei eines Mannes, der in jungen Jahren Zeltmission mit Gerhard Berchmann durchgeführt hat, jahrelang viele evangelistische Bücher schrieb, dann eine Delle erlebte, als er Karriere beim ZDF machte, und seitdem Rentner ist. Jetzt haut er auf die Pauke, zieht alle Register, ist sehr begabt im Schreiben und Recherchieren und macht das alles sehr deutlich.
Hier zwei Zitate:
"So treffen sich, wie so manches Mal in der Geschichte, Idiotie und Ideologie und verbünden sich zu einer neuen Abschaffgesellschaft: weg mit der Freiheit, weg mit der Sprache, mit der Kultur, weg mit dem Grundgesetz und der Gerechtigkeit, weg mit Gott und seinen Geboten. Wir schaffen das! Wir haben ganz oben im Staat die weltweit schaffensfreudigsten Abrissbirnen, wenn ihr wisst, was das ist."
Das Buch endet mit folgenden Sätzen:
"Ohne Gott ist kein Staat zu machen, das ist mein Ernst. Das ist weder Idiotie noch Ideologie, das ist lebendige Hoffnung, Gewissheit, Zuversicht, Grund nicht zu verzweifeln. Wer sich auf Gott und seine Gebote verlässt, ist nicht verlassen – auch ein Staat nicht. Das wussten die Väter und Mütter unseres Grundgesetzes, als sie nach der Katastrophe der Selbstvergottung des Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus mahnend an dessen Anfang setzten: 'Grundgesetz in Verantwortung vor Gott.' Sich dieser Wurzel unserer Herkunft wieder zu besinnen, ist der Schlüssel für die Zukunft."
Unsere jetzige rot-grüne Regierung hat, soweit ich weiß, bei der Vereidigung aller Minister abgelehnt, den Satz "in Verantwortung vor Gott" auszusprechen. Vielleicht war einer dabei, der es doch getan hat, ich weiß es nicht genau. Ich befürchte, dass man diesen Satz aus dem Grundgesetz streichen wird, weil man keine Autorität Gottes mehr anerkennen will, sondern selbst Gott sein möchte. Das ist wirklich eine Katastrophe!
Leider neigen wir als konservative Christen dazu, weichzuducken, wenn sich – wie vor etwa neunzig Jahren – ein totalitärer Staat mit beängstigender Propaganda und Einschüchterung etabliert. Damals entstand ein dämonisches System von Denunzianten, um ein Großmaul zum Heiland zu küren – damals Adolf Hitler. Die gleichen Prinzipien sind heute in der Politik deutlich zu erkennen. Denkt daran, wie Medien unterstützt werden oder welche Medien gefördert werden und welche Propaganda gemacht wird.
Dass es in Deutschland möglich ist, zentrale Stellen einzurichten, bei denen man sich beschweren kann und so zu Verrätern gemacht wird, ist abscheulich. Damals hatte diese Bewegung Millionen von Menschenleben auf dem Gewissen, machte Deutschlands Schlachtfeld und Trümmerhaufen daraus. Das wurde gestern Abend auch sehr deutlich.
Vor ein paar Tagen las ich in einem Andachtsbuch von Warren Wiersbe eine Andacht, die ich gerne vorlesen möchte: Ein Christ erzählte von einem Abendessen mit Freunden in einem teuren Restaurant. Da der Speisesaal nur spärlich beleuchtet war, konnte er anfangs kaum die Speisekarte lesen. Nach kurzer Zeit stellte er jedoch fest, dass er besser sehen konnte, weil sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnten. Erstaunt sagte er zu seinen Freunden: "Ist das nicht seltsam, wie schnell man sich an die Dunkelheit gewöhnen kann?"
Das ist genau eines der Probleme der Christen heute. Wir haben uns an die Dunkelheit gewöhnt, und unser Licht scheint nicht hell genug. Das ist, glaube ich, unser Dilemma.
In meiner Jugend war nach deutschem Recht Ehebruch eine Straftat. Stellt euch das mal vor! Er wurde mit Haft oder Bußgeld geahndet. Wenn wir damals als Kinder hörten, dass jemand geschieden war, war das furchtbar. Es war ein Makel, eine Schande. Ein Bundeskanzler wie der ehemalige Gerhard Schröder, der fünfmal geschieden ist, hätte damals kein Bein in den Bundestag bekommen – das wäre unmöglich gewesen. Heute rühmen sich solche Herren ihrer Scheidungen.
Wir gehen einer Zeit entgegen, in der man bald bestraft wird, wenn man nur mit einer Frau verheiratet ist und sieben Kinder hat, weil das nicht umweltfreundlich sei. Ja, so ist es. In China ist das schon lange so. Dort wird man bestraft, wenn man mehr als zwei Kinder hat – mit dem Jahresgehalt.
Vor zwei Jahren sprach unser Bundeskanzler Scholz deutlich von einer Zeitenwende. Er meint damit eine Epoche mit veränderten Wertmaßstäben. Ich nehme an, auch wenn er es nicht gesagt hat, dass es eine Zeit ohne Gottesbezug in der Politik ist. Eine Zeit, in der Lüge als alternative Wahrheit definiert werden kann. Das muss man sich mal vorstellen!
Das hat leider auch Trump sehr deutlich gesagt, als er die Wahl verlor: "Lüge als alternative Wahrheit." Es ist sehr dunkel geworden in Deutschland und Europa. Es scheint, als stünden wir in der Gefahr, dass, wie 1. Johannes 2,11 schreibt, "die Finsternis unsere Augen verblendet." Das ist ein interessanter Ausspruch, oder? Die Finsternis verblendet unsere Augen.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch gelesen wird. Man kann es auch Nichtchristen in die Hand geben. "Ist das euer Ernst?" – das werden viele lesen. Wir lesen sowieso auf allen Kanälen Bestseller Nummer eins in Sachen Politik, Wirtschaft und mehr, ob Spiegel, Thalia, Fokus oder andere. Sie können nicht leugnen, dass dieses Buch gekauft wird, vor allem von Leuten, die Gott gar nicht kennen.
Auf diese Weise ist es kein evangelistisches Buch, aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir Gott ernst nehmen und in unser Leben einbeziehen sollten. Es ist ein klares Bekenntnis zu biblischen Maßstäben. Dafür sollten wir auch beten, auch für diesen Bruder Peter Hane, damit er auf dem Boden bleibt. Er hat viele Feinde, aber auch sehr viele Freunde. Er wird überschwemmt mit Dankesbriefen und Geschenken.
Er schrieb kürzlich, dass er fast umkommt vor Blumen. Er ist Junggeselle, nicht verheiratet, und in seiner Wohnung weiß er nicht mehr, wohin mit den Blumen. Es sieht fast aus wie in einer Trauerhalle, so voll ist sie.
Er wird ernst genommen, und man kann nur hoffen und wünschen, dass es in Berlin doch noch eine Besinnung gibt. Dass die Flut von Unmoral und Dunkelheit, gerade für unsere Kinder, für unsere jungen Leute und für die jungen Ehepaare unter uns, nicht total überschwemmt.
Vielleicht ist das noch einmal ein Aufruf. Ich finde es gut, wenn wir auch im Gebet daran denken – auch wenn man die Art und Weise und manche Ausdrücke selbst nicht so gebrauchen würde.
Ja, vielleicht noch ein paar Minuten hier. Wir haben im Kapitel 2 an Lot gedacht, der Tag für Tag seine gerechte Seele quälte mit dem, was er sah und hörte.
Ich möchte noch einmal daran erinnern, liebe Geschwister: Merkt euch das gut! Unsere Haltung zu manchen Dingen – Homosexualität zum Beispiel, Ehebruch, Hurerei – darf sich nicht so an die Dunkelheit gewöhnen, dass wir sie nicht mehr als furchtbar schlimm empfinden.
Ich muss mich wirklich hüten und mir bewusst machen: Auch wenn wir die Menschen lieben wollen, das gilt ohne Frage auch für Homosexuelle, müssen wir doch ein klares Urteil über die Sünde und die Furchtbarkeit dieser Sünde haben. Das im rechten Maß und im Gleichgewicht zu halten, ist natürlich nicht einfach, aber als Christen sollten wir das wirklich lernen.
Das Interessante ist ja: Wenn man sich als Christ gegen bestimmte Bestrebungen in der Politik outet, kommen manche aus ihren Löchern und sagen: „Wenn keiner zuhört, ich denke ja genauso wie du.“ Man stellt immer wieder fest, dass viele Leute Unbehagen haben, aber keinen Mut mehr, das wirklich deutlich auszudrücken.
So können wir durch ein klares Bekenntnis zum Herrn, zur Bibel und auch zu unseren Überzeugungen, was die biblischen Werte und die Moral betrifft, ein Segen sein, wenn wir uns eindeutig verhalten.
Von den Irrlehrern hier, von den falschen Lehrern und Propheten, wird in Vers 8 gesagt, dass sie die Herrschaft verachten. Das ist in diesem Zusammenhang sehr interessant. Wenn man Christus als Gebieter verachtet, verachtet man irgendwann auch alle anderen Autoritäten – Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Polizei und staatliche Autoritäten. Also alle, die sich dem eigenen Willen entgegenstellen.
Dieses Verhalten erleben wir in Deutschland, aber in den USA ist es noch viel schlimmer. In manchen Ländern ist es auf jeden Fall so. Man sieht, wie die Polizei behandelt wird, wie mit Gesetzen umgegangen wird und so weiter. In Deutschland, in manchen Schulen, ist die Lage ebenfalls ernst. Bei uns in meiner Gegend habt ihr vielleicht auch mitbekommen, dass ein Junge aus einer gläubigen russlanddeutschen Familie von seinen Mitschülern getötet wurde – nur weil er Streit schlichten wollte. Das ist eine ganz furchtbare Geschichte, und wir kennen die Familie.
Das sind die Folgen. Die Kinder, die Mitschüler, werden bedroht und wagen kaum auszusagen, was wirklich passiert ist. Das liegt daran, dass eine bestimmte Mafia dafür sorgt, dass sie unter Druck gesetzt werden. Das wird uns wahrscheinlich in Zukunft noch oft begegnen. In Berlin ist es bereits allgemein üblich, dass plötzlich die Reifen am Auto durchstochen werden oder andere Dinge passieren, wenn man sich eindeutig verhält. Wie andere darauf reagieren, zeigt, dass diese Menschen als verwegen gelten – sie kennen keine Grenzen, verachten Herrscher und lästern auch über Herrlichkeiten.
Im Judasbrief wird ein Beispiel für dieses verwegene und lästerliche Verhalten aufgeführt. In den Versen 8 und 9 heißt es: Michael, der Erzengel, als er mit dem Teufel im Streit lag wegen des Leibes Mose, wagte es nicht, ein lästerliches Urteil über ihn zu fällen, sondern sagte: „Der Herr schüttle dich!“
Herrschaften verachten – wenn man Christus als Gebieter verachtet, wird man irgendwann auch alle anderen Autoritäten verachten. Diese Menschen sind verwegen und kennen keine Grenzen. Michael aber, als er mit dem Teufel im Streit lag wegen des Leibes Mose, hatte keinen Mut und fühlte sich nicht berechtigt, ein lästerliches Urteil über den Erzengel zu fällen. Stattdessen sprach er: „Der Herr schüttle dich!“
Das bedeutet, dass selbst hochgestellte Engel sich davor hüten, den Teufel oder den Erzengel zu lästern. Wenn ich an manche Kreismatiker denke, die unter uns in der Bewegung aufgewachsen sind, erinnere ich mich an Sprüche von ihnen wie: „Satan hat ein Gummigebiss, was kann er schon?“ Man hat ihn ausgelacht, öffentlich. „Wir binden den Satan, wir haben Autorität über den Satan“ und so weiter. Es gibt viele Beispiele dafür, dass man auch über den Teufel lästert.
Hier sehen wir, dass selbst Engel sehr vorsichtig sind, Autoritäten zu lästern. Auch das müssen wir lernen und üben: unser Gotteswort zu halten, auch in diesem Bereich.
Die anderen Charaktere und Charakteristika der falschen Propheten
Ab Vers 13 heißt es: Vergnügen ist für sie eine Schwelgerei. Sie sind Betrüger, mit Augen voll Ehebruch. Ein Beispiel sind der Prophet Joshua, Mike Bickle und viele andere. Man kann fast jeder zweiten Idee nachlesen, dass wieder einmal ein solcher Fall deutlich geworden ist. Ein bekannter Prophet, Charismatiker, Pfingstler oder manchmal auch Evangelikaler hat sich schuldig gemacht. Diese Personen waren weltweit bekannt und haben viele Menschen verführt. Sie haben Habsucht geübt.
Als Gegenstück sei 1. Timotheus 4,7 genannt: „Übe dich aber zur Gottseligkeit!“ Das sind Menschen, die auf Habsucht trainiert sind, während wir uns darauf trainieren sollten, wirklich in Gott zufrieden zu sein, auf ihn ausgerichtet zu sein und erprobt zu werden. Das hier ist das Gegenteil davon. Diese Menschen haben gelernt, wie sie den Zuhörern das Geld aus der Tasche ziehen können.
Wenn ich an Benny Hinn denke, habe ich das mit eigenen Augen erlebt. Wo war das noch? War das in Basel oder in Frankfurt? Es war eine Riesenversammlung mit drei- bis fünftausend Besuchern, das ist schon eine Weile her. Bevor die Veranstaltung begann, lag auf jedem Platz ein Umschlag. Draußen stand „Glaubenssaat“ darauf. Es wurde vermittelt: Je mehr Geld du einlegst, desto mehr Erfahrung wirst du heute Abend machen. Gott wird dich segnen und so weiter.
Mit anderen Worten: Lege hundert Euro ein, und Gott wird dir tausend geben. Die Höhe des Geldes, das du einzahlst, bestimmt den Segen Gottes, der dir zuteilwird. Das ist geschickt für einfältige Leute, manchmal aber auch für Geschäftsleute. Für mich ist es unfassbar, wie das möglich ist. Menschen, die sich im Alltag von Geschäftsleuten nicht über den Tisch ziehen lassen, fallen auf so etwas herein. Das ist wirklich ein Phänomen.
Auf der Rückseite des Umschlags durfte man seine Gebetsanliegen aufschreiben. Benny Hinn sollte dafür beten. Drei bis vier Briefe wurden eingesammelt. Sie gingen mit ihren Tonnen herum, und alles wurde reingeschmissen. Ein Mitveranstalter, der für die Zählung der Gelder verantwortlich war, schilderte mir, was dort passierte.
Es waren mehrere Mitarbeiter da. Einige Abfallkisten standen bereit. Die Umschläge wurden geöffnet, das Geld herausgenommen und in eine Tonne geworfen. Die Gebetsanliegen und das Papier kamen in eine andere Tonne. Das Altpapier wurde entsorgt. Für keinen Einzelnen wurde gebetet. Das ist geübte Habsucht.
Dann erzählte mir der Mitveranstalter, dass es während der Veranstaltung nach viel Musik, Rock, Fahnen schwenken und anderen Phänomenen plötzlich ganz still wurde. Man hörte ein leises Säuseln, einen kleinen Windzug, der durch den großen Saal wehte. Das war natürlich der Heilige Geist, der jetzt gekommen sei. Alle waren zutiefst bewegt.
Doch der Freund erklärte mir, was wirklich geschah: Er hatte vor der Veranstaltung Ventilatoren installieren lassen, die man nicht sehen konnte. Er gab seinen Mitarbeitern einen kleinen Wink, und sie schalteten die Ventilatoren an. Dann kam der „Heilige Geist“. Alle brachen in Tränen aus, knieten nieder und weinten. Man sollte meinen, so etwas gebe es nicht – aber es ist so.
Diese Beobachtung war für diesen Bruder der letzte Tropfen. Er verabschiedete sich von dieser Bewegung. Das habe ich aus erster Hand erfahren, das ist so. Es gibt viele erschütternde Belege für geübte Habsucht.
Wir wollen uns jedoch ermutigen, uns in Gottesfurcht und Gottseligkeit zu üben. Ich hoffe, dass dies auch in den kommenden Minuten geschieht. Es ist kein schönes Thema, aber ich hoffe, dass wir uns gegenseitig ermutigen. Vor allem sollten wir uns nicht an die Dunkelheit gewöhnen, sondern nah beim Herrn bleiben, beim Wort Gottes und untereinander auf den Herrn vertrauen.
Ich bete noch abschließend. Herr Yussep, herzlichen Dank für die Zeit, die wir hier verbringen dürfen, auch wenn wir heute ein nicht so erbauliches Thema vor uns hatten.
Du hast es in deinem Wort beschrieben, und wir sehen die Dinge um uns herum. Wir beten und bitten dich, Herr, bewahre uns davor, blind zu werden, dass unsere Augen schwach werden und dass wir von der Dunkelheit so beeinflusst werden, dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen.
Herr, halte uns wach und nah bei dir. Halte uns treu und segne auch diesen Abend noch.
Wir kommen zusammen, um gemeinsam für Martin und seine Frau Ilse zu beten. Wir wissen nicht genau, was Martin quält oder welche Krankheit er hat. Sei ihm nah, segne ihn, segne uns zusammen und segne auch unser gemeinsames Essen an diesem Abend sowie die Gemeinschaft, die wir haben. Amen.