Einführung in das Thema Buße und Orientierung im Glauben
Ersten Könige Kapitel 13 haben wir als Predigttext ausgewählt. Im Alten Testament ist dieser Text auf Seite 340 in den ausgelegten Bibeln zu finden.
Die Landesbustage und die Bustage allgemein wurden einst von den Fürsten verordnet. Je scheußlicher sie lebten, desto mehr glaubten sie, dass es gut sei, wenn das Volk auf Kommando richtig büßt.
Für uns ist das Büßen jedoch eine sehr persönliche Angelegenheit. Es ist nicht nur an einem einzigen Tag zu erledigen. Das war auch der Ansatz beim Thesenanschlag Luthers: Gott will, dass unser ganzes Leben eine tägliche Umkehr zu ihm hin ist.
Dennoch hilft uns dieser Tag heute ganz entscheidend. Wir sind dankbar dafür, uns daran zu orientieren – besonders als Gottesdienstgemeinde. Deshalb habe ich diese Geschichte von einem Diener Gottes ausgewählt.
Die Begegnung des Mannes Gottes mit Jerobeam und das Wunderzeichen
Wir lesen noch vom vorigen Kapitel den Vers 33:
Einst opferte Jerobeam auf dem Altar, den er in Bethel gemacht hatte, am fünfzehnten Tag im achten Monat. Diesen Tag hatte er sich in seinem Herzen ausgedacht. Er veranstaltete für die Israeliten ein Fest und stieg auf den Altar, um zu opfern.
Da kam ein Mann Gottes von Juda nach Bethel, auf das Wort des Herrn hin, während Jerobeam noch auf dem Altar stand und opferte. Er rief gegen den Altar, ganz im Wort des Herrn, und sprach:
„Altar, Altar, so spricht der Herr: Siehe, es wird ein Sohn aus dem Hause David geboren werden mit Namen Josia. Er wird auf dir die Priester der Höhen schlachten, die auf dir opfern, und Menschengebein auf dir verbrennen.“
Das war damals die Zerstörung eines Altars. Ein solcher Altar durfte danach nicht mehr benutzt werden, wenn er so verunreinigt war.
An diesem Tag gab der Mann Gottes ein Wunderzeichen und sprach: „Das ist das Zeichen dafür, dass der Herr geredet hat: Siehe, der Altar wird bersten und die Asche, die darauf liegt, wird verschüttet werden.“
Als aber der König das Wort von dem Mann Gottes hörte, der gegen den Altar in Bethel rief, streckte er seine Hand aus und sprach: „Greift ihn!“
Da verdorrte die Hand des Königs, die er gegen den Mann Gottes ausgestreckt hatte, und er konnte sie nicht wieder an sich ziehen. Der Altar barst, und die Asche wurde vom Altar verschüttet – genau nach dem Wunderzeichen, das der Mann Gottes auf das Wort des Herrn hin gegeben hatte.
Der König begann daraufhin zu dem Mann Gottes zu sprechen: „Bitte doch den Herrn, deinen Gott, dass ich meine Hand wieder an mich ziehen kann!“
Da flehte der Mann Gottes den Herrn an, und der König konnte seine Hand wieder an sich ziehen. Sie wurde wieder so, wie sie vorher war.
Der König redete mit dem Mann Gottes und sagte: „Komm mit mir heim und labe dich, ich will dir ein Geschenk geben.“
Aber der Mann Gottes antwortete dem König: „Wenn du mir auch die Hälfte deiner Habe geben wolltest, so käme ich doch nicht mit dir. Denn mir ist durch das Wort des Herrn geboten, an diesem Ort kein Brot zu essen und kein Wasser zu trinken. Geh auch nicht den Weg zurück, den du gekommen bist!“
Daraufhin ging der Mann Gottes einen anderen Weg und kehrte nicht auf dem Weg zurück, den er nach Bethel gekommen war.
Der alte Prophet und die Täuschung des Mannes Gottes
Es wohnte aber in der Stadt ein alter Prophet. Seine Söhne kamen zu ihm und erzählten ihm alles, was der Mann Gottes an diesem Tag in Bethel getan hatte, sowie die Worte, die er zum König gesprochen hatte.
Da fragte ihr Vater sie: „Wo ist der Weg, den er gegangen ist?“ Die Söhne zeigten ihm den Weg, den der Mann Gottes gegangen war, der aus Juda gekommen war.
Darauf sprach er zu seinen Söhnen: „Sattelt mir den Esel!“ Nachdem sie ihm den Esel gesattelt hatten, ritt er darauf und folgte dem Mann Gottes. Er fand ihn unter einer Eiche sitzen und fragte ihn: „Bist du der Mann Gottes, der aus Juda gekommen ist?“ Er antwortete: „Ja.“
Der Prophet sagte zu ihm: „Komm mit mir heim und iss Brot mit mir!“ Doch der Mann Gottes erwiderte: „Ich kann nicht mit dir umkehren und mit dir kommen. Ich will auch kein Brot essen und kein Wasser trinken an diesem Ort, denn es ist mir durch das Wort des Herrn geboten worden: Du sollst dort weder Brot essen noch Wasser trinken. Du sollst nicht den Weg zurückgehen, den du gekommen bist.“
Der Prophet entgegnete: „Ich bin auch ein Prophet wie du. Ein Engel hat zu mir im Auftrag des Herrn gesprochen: Führe ihn wieder mit dir heim, damit er Brot isst und Wasser trinkt.“
Doch der Prophet belog ihn. Er behauptete etwas, das Gott gar nicht gesagt hatte. Er führte den Mann Gottes zurück, sodass dieser bei ihm Brot aß und Wasser trank.
Als sie zu Tisch saßen, kam das Wort des Herrn zu dem Propheten, der den Mann Gottes zurückgeführt hatte. Er rief dem Mann Gottes zu, der aus Juda gekommen war:
„So spricht der Herr: Weil du dem Wort des Herrn ungehorsam warst und das Gebot nicht gehalten hast, das dir der Herr, dein Gott, geboten hat, und weil du Brot gegessen und Wasser getrunken hast an dem Ort, von dem er dir sagte, du sollst dort weder Brot essen noch Wasser trinken, wird dein Leichnam nicht in das Grab deiner Väter kommen.“
Das tragische Ende des Mannes Gottes und die Reaktion des Propheten
Und nachdem er gegessen und getrunken hatte, sattelte man für ihn den Esel des Propheten, der ihn zurückgeführt hatte.
Als er seines Weges zog, fand ihn ein Löwe auf dem Weg und tötete ihn. Sein Leichnam blieb auf dem Weg liegen, der Esel stand neben ihm, und der Löwe stand neben dem Leichnam.
Als Leute vorübergingen, sahen sie den Leichnam auf dem Weg liegen und den Löwen bei dem Leichnam stehen. Sie kamen und sagten es in der Stadt, in der der alte Prophet wohnte.
Als der Prophet, der ihn zurückgeführt hatte, das hörte, sprach er: Es ist der Mann Gottes, der dem Mund des Herrn ungehorsam gewesen ist. Darum hat ihn der Herr dem Löwen gegeben, der ihn zerrissen und getötet hat, nach dem Wort, das ihm der Herr gesagt hat.
Er sprach zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel! Als sie ihn gesattelt hatten, zog er hin und fand den Leichnam auf dem Weg liegen, den Esel und den Löwen neben ihm stehen. Der Löwe hatte nichts vom Leichnam gefressen, und der Esel hatte ihn nicht zerrissen.
Da hob der Prophet den Leichnam des Mannes Gottes auf, legte ihn auf den Esel und brachte ihn zurück. Er kam in seine Stadt, um die Totenklage zu halten und ihn zu begraben.
Er legte den Leichnam in sein eigenes Grab, und sie hielten ihm die Totenklage, ach Bruder! Als sie ihn begraben hatten, sprach er zu seinen Söhnen: Wenn ich sterbe, so begrabt mich in dem Grab, in dem der Mann Gottes begraben ist. Legt mein Gebein neben sein Gebein, denn es wird sich erfüllen, was er gerufen hat gegen den Altar in Bethel, auf das Wort des Herrn hin, und gegen alle Heiligtümer auf den Höhen, die in den Städten Samariens sind.
Die Folgen für Jerobeam und die Bedeutung der Geschichte für uns heute
Aber nach diesem Geschehen kehrte Jerobeam nicht von seinem bösen Weg um. Stattdessen setzte er erneut Priester für die Höhen ein, und zwar aus dem ganzen Volk. Wer wollte, dessen Hand füllte er, und diese wurden Priester für die Höhen.
Dies wurde zur Sünde für das Haus Jerobeams, sodass es zugrunde ging und von der Erde vertilgt wurde.
Herr, jetzt lege uns dieses Wort aus. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist eine sehr traurige Geschichte. Doch es tut uns heute als Gottesdienstgemeinde gut, wenn wir an einem praktischen Beispiel sehen, wie es ist, wenn wir als gläubige Menschen vor Gott sündigen.
Wir nehmen das oft zu leicht und oberflächlich. Man kann Mitleid mit diesem Mann bekommen, den Gott so hart bestraft. Am Anfang möchte ich nur sagen, welch unverdientes Geschenk göttlicher Güte es ist, dass Gott nicht so mit uns verfährt, auch nicht am zurückliegenden Tag. Er zeigt uns viel Geduld.
Aber wie lange noch? Zuerst müssen wir über den Mann Gottes sprechen.
Der Mann Gottes als Vorbild und die Herausforderung des Gehorsams
Eine schöne Bezeichnung für einen Menschen, dessen Namen wir nicht kennen – das ist gar nicht wichtig, ob er nun Samuel oder Isa hieß – ist jemand, dem es eine Herzenssache war, ganz den Willen Gottes zu erfüllen. Er wollte Gott gehorsam sein und hat sein Leben in den Dienst Gottes gestellt. Er wollte von Gott geführt werden, zu den Aufgaben, die nötig waren und getan werden mussten. Er war ein mutiger Mann Gottes.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch solche Frauen und Männer Gottes sind.
Damals herrschte in Israel schrecklicher Götzendienst. Jerobeam hatte in Bethel Heiligtümer bauen lassen, die der Fruchtbarkeit gewidmet waren. Den Kälbern, den Standbildern, die dort aufgerichtet waren, diente man, denn man verehrte und vergötzte die Kraft der Natur.
Dieser Mann Gottes lässt sich hineinführen in diese Götzenwelt und steht hin, um das eine Wort Gottes zu sagen, das gesagt werden muss. Da wird uns wieder die Richtung gewiesen, die auch in unserer Zeit Not täte: nicht zu klagen über den Abfall von Gott, sondern zu erkennen, dass Gott einzelne Menschen gebraucht. Er stellt sie in ihrer Familie, in ihrer Umgebung und in dieser Welt hin, damit sie das Bekenntnis zum wahren Gott laut werden lassen – ohne Rücksicht darauf, ob die Menschen es hören wollen oder nicht.
Wie dumm ist doch das Reden heute, wenn wir immer wieder fragen, ob unser Wort angenommen wird, ob die Menschen es verstehen, ob sie es hören wollen oder ob es ihnen Freude macht. Ob wir Beifall von den Menschen bekommen.
Ein Mann Gottes hat nicht zu fragen, welches Echo er bekommt. Er hat den Befehl Gottes auszurichten zur Zeit und zur Unzeit. Er hat auch keine Angst – dieser Mann Gottes hat keine Angst vor den Mächtigen der Zeit, vor König Jerobeam. Dieser muss ja ein wüster Herrscher gewesen sein, der mit der Macht spielte. Aber das interessiert die Männer und Frauen Gottes nicht.
Wer seine Knie vor dem ewigen Gott beugen kann, der hat keine Angst mehr vor den Menschen. Er hat nur eine Angst: Ich will von Gott nicht verworfen werden.
Was können uns Menschen schon tun? Es streitet für uns ein anderer Mann, denn Gott hat selbst einen erkorenen Fürsprecher. Darum ist er unabhängig von den Menschen und kann das Wort des Herrn ausrichten.
Das war für mich schon Anlass genug, heute Orientierung zu finden im Wort Gottes, das uns nottut: dass wir das Wort Gottes ausrichten, weitergeben und treu sind für Gott – ohne Rücksicht auf Menschengunst.
So geht dieser Mann Gottes mitten hinein in das Heiligtum der Götzen von Bethel. Und Gott war mit ihm. Gott bekräftigt sein Wort durch Zeichen: Es geschieht, wie er spricht, der Altar spaltet sich. Die Menschen fahren entsetzt auf.
Dann sagt der König: „Greift ihn! Packt den Mann weg!“ In dem Augenblick verdorrt seine Hand. Gott steht zu dem Wort seiner treuen Zeugen und bekräftigt es.
Ich sage Ihnen: Gott wird mit Ihnen sein, wo Sie hineingehen in eine gottlose Welt und sagen: „Ich will das Reich Gottes bauen, ich will Menschen gewinnen für Gott, ich will sein Wort predigen.“ Gott wird sein Wort bekräftigen und mit Ihnen sein. Die Menschen werden aufschauen.
Das ist keine Frage von Bildung oder Können, sondern der göttlichen Vollmacht.
Die Gefahr der Täuschung durch falsche Propheten
Aber nun komme ich zum zweiten Schritt: verführt und betrogen. Solch ein Mann Gottes kann verführt und betrogen werden – durch wen? Nicht durch eine ganz schlimme Versuchung, wie wir es uns vorstellen, nicht durch irgendeinen harten Angriff des Teufels, nicht durch Feinde. Solche Leute kann man jahrelang ins Gefängnis werfen, sie werden nicht weich.
Darum arbeitet der Teufel mit einer Geheimwaffe, die er immer einsetzt, um seine Gemeinde zu zerstören. Er hat halbe Leute, Christen, die vielleicht einmal über große Dinge berichten können, die sie für Gott gewirkt haben. Aber jetzt sind sie keine Zeugen Gottes mehr, sie tragen nur noch den Namen.
Dort lebt in Bethel ein Prophet Gottes, ein alter Mann – bei aller Ehrfurcht vor dem grauen Haupt. Er war ein Mann, der nicht mehr mit Gott in Verbindung stand. Sonst hätte er ja nicht in Bethel leben können, sonst hätte er schon lange seine Stimme erheben müssen. Er hat sich im Alter die Milde angewöhnt und meinte, man dürfe die Grenzen nicht zu streng ziehen. Man könne ja nicht gleich so entschlossen auftreten, denn dann verbocke man sich nur die Leute, und sie hörten überhaupt nicht mehr hin. Lieber wolle er es durch seinen stillen Wandel versuchen, um die Leute zu gewinnen. So könne man sich alles sagen.
Er war ein stummer Hund, wie es im Propheten Jeremia heißt, der den Mund nicht mehr aufmacht. Und wir lesen auch, das kriegen Sie schnell raus, in Vers 11, dass die Söhne dabei waren im Götzentempel, als sich das ereignete. Also waren die Söhne des Propheten voll dabei im Götzendienst. Ein Vater, der sagt: „Na ja, das ist eine junge Generation, da muss man Geduld haben“, statt dass er mit einem klaren und entschiedenen Wort das wehrt.
Solche Leute kann der Teufel brauchen. Und dieser alte Prophet wird zum Fallstrick für den Mann Gottes. Wenn man die Geschichte liest, bäumt sich in mir alles auf, und man sagt: So kann es doch nicht sein! Denn das, was dieser alte Prophet nun tut, ist naiv und dumm. Er macht es nicht einmal bewusst. Er könnte noch sagen: „Ich habe ja gar nichts Böses gewollt, ich wollte nur das Beste.“ Das ist aber keine Ausrede, wenn es um den Dienst für Gott geht.
Er reitet auf seinem Esel dem Mann Gottes nach, jenem treuen Gotteszeugen, den Gott gebrauchte, um im Götzendienst von Bethel das wahre Wort Gottes zu verkündigen. Dem reitet der alte Prophet nach. Warum geht er ihm nach? Will er sich in seinem Glanze sonnen? Vielleicht fühlt er sich einfach zuständig und denkt: „Ich bin doch immer noch der Oberste.“ Wir denken ja immer gern amtsmäßig: Das ist mein Bereich, das ist meine Parochie. So wie wir Pfarrer gerne denken: Das ist unser Geschäft, da sind wir allein zuständig, da darf es nichts anderes geben, was sich meiner Kontrolle entzieht.
Und er trifft auf den Mann Gottes, der unter einem Baum sitzt und sich den Schweiß von der Stirn wischt. Er war müde und hatte lange nichts gegessen, wie Gott ihm befohlen hatte. Warum darf er denn nichts essen? Weil Gott auch durch dieses Zeichen zum Ausdruck bringen will, dass treue Gotteszeugen nicht einmal teilhaben am Proviant der Gottlosen. Die Trennung soll vollkommen und radikal sein.
So leicht lässt man sich hineinziehen in das Wesen einer gottlosen Umgebung. Und da sitzt dieser Mann Gottes unter dem Baum, macht eine kleine Rast. Der alte Prophet tritt auf ihn zu, redet freundlich mit ihm und sagt: „Du, ja was, wir sind doch Kollegen, wir gehören doch zusammen. Komm, komm in mein Haus, iss mit mir.“ So fromm das Haus des alten Propheten auch aussah – Gott will nicht, dass Männer Gottes dort einkehren. Das taugt nicht.
Aber nun wendet der alte Prophet eine List an, und da liegt die ganze Spannung der Geschichte: Er lügt. Er sagt: „Ich habe eine Vision gehabt. Gott hat mir gesagt, du sollst mit mir kommen. Ein Engel Gottes war da.“ Was soll denn mein Gott sagen? Dann ist das doch ein neuer Befehl Gottes. Und in diese Falle tappt er hinein.
Liebe Schwestern und Brüder, auch das ist uns zur Warnung geschrieben. Man kann sich immer wieder fragen, warum wir heute die Visionen und prophetischen Reden Gottes so gering achten. Es gibt ja immer wieder Fragen, die hier aufbrechen. Wenn ich die Visionen, die in der letzten Zeit und in den letzten Jahren manchmal ausgegeben wurden, überprüfe, merke ich, dass manches Menschliche dabei war. Und das ist gefährlich, wenn Leute im Namen Gottes zu etwas verführt werden, was gar nicht von Gott kommt.
Vielleicht war das auch gar nicht in böser Absicht geschehen. War es beim alten Propheten wirklich böse Absicht? Ich bin ja so froh, dass wir das Wort Gottes in der Bibel haben. Und wenn heute eine Prophetie käme, die anders redet als im Wort Gottes, wem wollten wir dann folgen? Dann wäre die Schrift ja nicht genug zum Glauben. Dann wäre sie nicht so, dass sie uns zum Heil führen könnte.
Wir müssen es doch an der Schrift prüfen. Und wenn es über die Schrift hinausgeht oder etwas anderes bringt, ist es für uns keine Prophetie mehr, die wir bejahen können. Und wenn sie dasselbe sagt, was in der Schrift steht, dann ist es die Verkündigung der Schrift.
Dieser Mann Gottes war damals in einer Lage, die nicht so ideal war wie unsere. Er konnte das noch nicht über die Schrift prüfen, er war abhängig vom persönlichen Leiden. Aber wir wissen, dass mit dem kommenden Apostel das Offenbaren abgeschlossen ist, dass Gott alles offenbart hat, was nötig ist, um zum Heil zu gelangen.
Ich möchte Sie bitten: So toll eine Meinung auch aussehen mag, laufen Sie nicht einer abweichenden Meinung vom Wort Gottes nach. Wie streng hat Gott diesen Mann Gottes heimgesucht, weil er sich von einer nur kurz in einem Augenblick guten Meinung überführen ließ: „Ach, das ist doch vielleicht von Gott, dann soll ich also doch essen, dann ist das ein neuer Befehl.“ Gott ändert sein Wort nicht.
Das können Sie durch die Schrift hindurch verfolgen. Gott wirft das nicht um, und es gibt im zwanzigsten Jahrhundert keine neuen Prophetien, die den Vätern versagt wurden.
Die Strenge Gottes im Umgang mit Ungehorsam
Das ist wichtig: Gott sucht die Sünde heim. Das ist das Dritte. Gott lässt seinen Leuten nichts durchgehen. Wie unbarmherzig greift Gott hindurch! Hätte er doch den alten Propheten geschlagen, hätte er ihn doch sterben lassen – nein, das tut er nicht. Hätte er doch Jerobam geschlagen – den nicht. Hätte er doch die Götzenpriesterin Bedel vernichtet – die nicht.
Gott fängt bei denen an, die in seiner unmittelbaren Nähe stehen. Und, liebe Schwestern und Brüder, das ist ein Grund für uns heute am Buchstag, dass wir nicht an die Welt denken, sondern uns prüfen und neue Orientierungspunkte für unsere Nachfolge setzen. Wir sollen nicht vom Wort Gottes abweichen.
Wir reden viel über Bibelkritik und ärgern uns, wie die Bibel zerfleddert wird. Aber passiert das nicht auch schon in unserem eigenen Bibellesen? Dass wir uns die Worte zurechtstutzen? Gott will das nicht. Er will, dass wir ihm aufs Wort folgen, so wie er eindeutig und unmissverständlich mit uns redet.
So kommt das Reden Gottes nicht mehr zum Mann Gottes, sondern zu diesem untreuen alten Propheten. Zu ihm redet Gott plötzlich, und er wird bleich. Er sitzt am Tisch und hat nicht geahnt, in was er sich da eingelassen hat. Er war sich nicht mehr bewusst, was es heißt, im Namen Gottes zu reden.
Er sitzt am Tisch und hört nur noch, wie Gott ihm sagt: „Du bist ungehorsam gewesen.“ Er muss den anderen zurechtweisen: „Du hast gegessen, obwohl dir das Wort Gottes etwas anderes gesagt hat. Warum hast du es getan?“ Und dein Leichnam – er sitzt ihm gegenüber und muss ihm sagen, dass Gott ihm das Leben nimmt.
Der Herr nimmt es sehr genau bei seinen Leuten. Er lässt in der Welt viel durchgehen, bei denen, die nichts glauben. Aber bei seinen Leuten, die ihn kennen, nimmt er es sehr genau und wägt sorgfältig ab.
Die Mahnung zur gegenseitigen Verantwortung und zur Umkehr
Darum noch ein letztes Mal: Ich muss über die Schuld am Bruder sprechen. Auf dem Heimweg wird dieser Mann Gottes von einem Löwen angefallen und stirbt. Merkwürdig ist, dass es dem Löwen nicht um den Fleischkonsum geht. Offenbar will er nur durch die äußeren Symptome ein Gottesgericht vollstrecken, das deutlich sichtbar ist.
Am letzten Sonntag haben wir über das Gottesgericht gesprochen – jenes Gericht, das in unseren Tagen oft vergessen, versäumt und vernachlässigt wird. Wir können nur Gott danken, dass wir heute noch unter seiner Vergebung und seiner unverdienten Gnade leben dürfen.
Wir sollten einen heiligen Ernst für unser ganzes Leben entwickeln. Es gibt keine großzügige Linie, sondern Gott heimsucht Sünde sehr deutlich und klar. Was für ein Schrecken wird es sein, wenn wir an jenem Tag vor Gott treten und Dinge in unserem Leben nicht mit ihm geklärt sind.
In dieser Welt wird das Gericht Gottes noch nicht vollstreckt, aber an jenem Tag wird es geschehen. Nun steht der alte Prophet da und hält Leichenklage. Ihm blitzt etwas von der Heiligkeit Gottes auf. Er erschüttert sich und ruft: „Ach Bruder!“ Sie wissen, wie heilig mir dieses Wort „Bruder“ ist für alle, die in unmittelbarer Gehorsamsverbindung mit dem lebendigen Gott leben und erfahren haben, wie das Blut Jesu sie aus allen Bindungen der Sünde löst.
Da waren zwei, die miteinander gegangen waren, und einer war schuldig geworden am Tod des Bruders. Es ist noch viel schlimmer, wenn man schuldig wird am ewigen Tod eines Bruders, wenn man nebeneinander an der Bank saß und doch das nötige Wort nicht sagte.
Unsere jungen Leute in der Jugendarbeit handeln da oft viel entschlossener als wir Erwachsene. Sie haben eine so enge Gemeinschaft, dass sie einander ermahnen und sagen: „Das ist nicht recht, was du tust, das ist vor dem Herrn nicht gut.“
Ich wünsche ihnen, dass sie Brüder haben, die ihnen das Wort Gottes im entscheidenden Augenblick nicht verdrängen. Brüder, die sie nicht in das Gericht Gottes fallen lassen, sondern ihnen nachgehen und sie suchen, bis sie wieder ganz im Gehorsam Gottes leben.
Schlusswort: Die Gnade Jesu als Grundlage für Umkehr und Erneuerung
Wenn ich schließe, dann will ich einfach schließen, dass das auch nicht von der Gnade Jesu aufgehoben wird. Vielmehr wird gerade durch diesen Hintergrund die Gnade Jesu für uns verständlich: Er will, dass wir heute aus dem Ungehorsam heraustreten.
Vielleicht sind wir schon lange Wege gegangen, die nicht richtig waren. Dann bringe es heute vor ihm in Ordnung, damit der Segen Gottes auf deinem Leben ruht. Ich bin überzeugt, dass bei vielen, die heute im christlichen Strom mitschwimmen, die Ursache ihrer Traurigkeit und Müdigkeit nur darin liegt, dass sie nicht im Segen Gottes stehen.
Ich las neulich einen Satz, der besagt, dass die Sünde mehr kraftlos mache als Überarbeitung. Wenn wir bewusst, unwillentlich oder auch unbewusst durch Tollpatschigkeit von den guten Führungen Gottes weglaufen, dann entsteht ein Unglück.
Heute ist ein Tag der Buße. Buße heißt, dass ich umkehren soll, dass ich mein Leben bereinigen darf. Jesus spricht mir heute seine ganze Liebe zu und führt mich wieder dorthin, wo er mich segnen will.
Die Geschichte des Mannes Gottes, der gescheitert ist, möge uns zur Mahnung dienen. Wir sollen uns wieder brauchen lassen in einer Welt, die Gott nicht ehrt, zu dem Amt, zu dem er uns gesetzt hat.
Und das will Gott auch bei Ihnen tun. Es gibt keinen von uns, bei dem Jesus heute nicht eine völlige Erneuerung und Heilung schenken kann. Amen!
