
Okay, danke für das Fitnessprogramm. Wenn wir alle wieder bereit sind zuzuhören, könnt ihr gerne noch eure Plätze finden.
Die zweite Einheit möchte ich fortsetzen, denn das Buch der Sprüche sagt viel über Sex. Ich möchte über die Freuden und Gefahren von Sex sprechen. Wann immer ich darüber rede, auch wenn ich nichts über die Zuhörerschaft weiß – ich kenne ja die meisten von euch überhaupt nicht – eines weiß ich hundertprozentig: Das Sexualleben und sexuelle Beziehungen sind für viele von euch eine der größten Herausforderungen, Probleme oder Versuchungen.
Der Sexualtrieb ist einer der stärksten Triebe im Menschen. Jemand hat mal gesagt, der Sexualtrieb ist so etwas wie der Turboantrieb im Auto, besonders bei jüngeren Menschen. Wenn man älter wird, wird es vielleicht ein bisschen wie ein Rasenmäher, der nicht mehr immer anspringt. Aber das kann man nicht verallgemeinern, denn es hat mit vielen Faktoren zu tun.
Das Buch der Sprüche hat eine Menge dazu zu sagen. In vier Kapiteln spricht das Buch der Sprüche über die positive und schöne Seite von Sex – nicht das ganze Kapitel, aber einzelne Verse daraus. In einem neuen Kapitel geht es um die destruktive Seite von Sex, nämlich den Missbrauch. Dabei geht es im Buch der Sprüche um den Missbrauch von Sex außerhalb einer Ehebeziehung.
Mir ist bewusst, dass Sex auch innerhalb einer Ehe missbraucht werden kann – das ist leider oft der Fall. Aber im Buch der Sprüche geht es nicht darum. Ich möchte auch über dieses Thema ganz offen und ehrlich sprechen. Vielleicht bin ich manchmal ein bisschen zu direkt, aber das müsst ihr mir verzeihen.
Wisst ihr, die Gesellschaft, in der wir leben, spricht so offen darüber, dass wir als Christen lernen müssen, offen und ehrlich darüber zu reden. Es ist mir auch bewusst, dass das hier nur oberflächlich sein kann, denn in manchen Fällen ist Sexualität etwas extrem Komplexes.
Aber Punkt Nummer eins: Sex ist eine Erfindung von Gott. Das sollte immer zuerst gesagt werden.
Manchmal glauben Leute, die vielleicht ein Problem mit Christen haben, dass es den Christen peinlich wird, wenn sie über Sex sprechen. Leider ist das oft auch der Fall, aber so sollte es nicht sein. Wenn es Sex nicht gäbe, wäre keiner von euch hier. Dieses Treffen heute wäre gar nicht möglich. Ich bin froh, dass es Sex gibt.
Das Gebot Gottes im ersten Kapitel der Bibel lautet: „Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde.“ Das ist eine Aufforderung, miteinander Sex zu haben. Ohne das geht es nicht.
Im zweiten Kapitel lernen wir, dass Gott uns dieses Gebot, uns durch Sex zu vermehren, im Rahmen der Ehe gab. Wir lesen nämlich in 1. Mose 2,24: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden ein Fleisch werden.“
Obwohl Sex ursprünglich zur perfekten Schöpfung Gottes gehörte – als etwas Schönes und Heiliges –, kam durch den Sündenfall der Missbrauch von Sex in die Welt. Wie in vielen Bereichen dieser Welt können Dinge, die zur größten Freude beitragen, gleichzeitig die größten Schmerzen verursachen.
Es ist wie mit Feuer und Wasser: Feuer kann dich wärmen, aber auch verbrennen. Wasser kann deinen Durst löschen, aber du kannst darin ertrinken. Nicht Wasser oder Feuer an sich sind konstruktiv oder destruktiv, sondern wie du mit ihnen umgehst, ist entscheidend.
Genauso ist es mit Sex. Sex an sich ist weder richtig noch falsch, weder gut noch böse. Entscheidend ist, wie ein Mensch mit Sex umgeht.
Ich möchte in diesen wenigen Minuten zwei Punkte herausstellen: Erstens die schöne und konstruktive Macht von Sex und zweitens die traurige und destruktive Macht von Sex. Beide Seiten sind sehr real in unserem Leben.
Beginnen wir mit der schönen und konstruktiven Macht.
Gehen wir bitte zu Sprüche Kapitel 5 und lesen Vers 18 und 19. Das ist natürlich poetisch geschrieben. Die Poesie entspricht nicht mehr ganz unserer heutigen Ausdrucksweise, aber in Sprüche 5,18 heißt es: „Deine Quelle sei gesegnet, erfreue dich an der Frau deiner Jugend. Die liebliche Hirschkuh und anmutige Gämse, ihre Brüste sollen dich berauschen jederzeit, in ihrer Liebe sollst du taumeln, immer da!“
Das ist poetisch. Wenn ich so einer Laura sage: „Du bist echt die liebe Hirschkuh“, wird sie nicht sehr begeistert sein. Ich musste die Worte ein bisschen abändern. Aber das ist Poesie und klar sexuell. Es geht um Brüste, es geht ums Taumeln und so weiter.
Darum lesen wir in Sprüche 18: Wenn ein Mann eine Frau findet, hat er etwas Gutes gefunden und freut sich daran. Und das Hohelied, das kommt ja gleich bald danach. Es spricht fast ausschließlich über die romantische, sexuelle Beziehung von Liebhaber und Geliebter. Ein wunderschönes Buch!
Weil dieses Buch, das Hohelied, so unverblümt über Sex redet, gab es innerhalb der jüdischen Rabbiner Debatten, ob dieses Buch im Kanon des Alten Testaments aufgenommen werden soll. In der jüdischen Tradition dürfen Männer übrigens zwei Bücher erst lesen, nachdem sie dreißig Jahre alt sind: das Hohelied und Hesekiel.
Das Hohelied wegen der klaren sexuellen Ausrichtung, Hesekiel, weil er ja ein bisschen wilde Visionen hat. Das sage ich immer meinen achtzehnjährigen Studenten, dann weiß ich genau, was sie die ganze Nacht lesen.
Aber ein Lehrer im Judentum bemerkte: Alle Schrift ist heilig, aber das Hohelied ist das heiligste aller Schriften. Denn es beschreibt die Liebesbeziehung zweier Menschen. Aber nicht nur das – es beschreibt auch die Liebesbeziehung zwischen Gott und seinen Kindern, Braut, Bräutigam und Braut.
Darum wird Christus manchmal als der Bräutigam beschrieben und die Gemeinde als die Braut. Und darum geht es in diesem Buch, auch im Hohelied, um mehr als nur Liebhaberei zwischen zwei Menschen. Es geht um die Beziehung zwischen Gott und Mensch.
Im Epheserbrief 5 schreibt Paulus über das Verlassen von Vater und Mutter, um eins zu werden. Dann sagt er: „Ich spreche aber nicht über Mann und Frau, ich spreche über Christus und die Gemeinde.“
Unser Verlangen nach einem liebevollen Partner, nach einer romantischen Beziehung – und das ist wichtig – ist eigentlich ein Verlangen nach Gott. Darum finden wir die letzte Erfüllung von Intimität in keiner menschlichen Beziehung. Das kann dir keine menschliche Beziehung geben, sondern nur die Beziehung zu Gott selbst durch Jesus Christus.
Dein Partner kann dir zur Seite stehen, ihr könnt schöne Zeiten haben. Aber er kann deine innersten Sehnsüchte nicht stillen oder erfüllen. Dazu ist er nicht gemacht. Wenn man das vom Partner erwartet, ist die Ehe im Vorhinein zum Scheitern verurteilt, denn das Gegenüber ist überfordert.
G. K. Chesterton, der englische Staatsmann, hat gesagt: „Jeder Mann, der an die Tür einer Hure klopft, sucht eigentlich nach Gott.“ Interessanter Spruch. Nicht, dass er Gott bei der Hure findet, aber sein Suchen ist eigentlich ein Suchen nach jener Erfüllung, die dir nur Gott letztlich geben kann.
Etwas anderes, das wir beachten müssen, wenn wir als Christen über Sex sprechen, ist die Haltung der Kirche gegenüber Sex. Diese ist leider zum Großteil nicht so positiv wie die Bibel.
Viele Meinungen über Sexualität haben sich kirchengeschichtlich entwickelt und stehen manchmal im Widerspruch zu dem, was uns das Wort Gottes lehrt. Offensichtlich haben manche unserer Kirchenväter die destruktive Macht von Sex erkannt oder selbst erlebt und haben Sex deshalb als etwas Sündhaftes dargestellt.
Natürlich gibt es destruktives Sexualverhalten, darauf werden wir gleich noch eingehen. Aber Christen haben bis heute oft einen Schuldkomplex, wenn es um Sex geht. Viele können gar nicht normal darüber reden. Früher hatte ich selbst so eine Einstellung, Sex war für mich irgendwie ein Schimpfwort. Ich weiß nicht genau, warum, aber es war einfach so verinnerlicht.
Die Frage ist nun, wie sich das so entwickelt hat. Wir müssen verstehen, dass unsere christliche Welt moralisch in erster Linie von der christlichen Religion geprägt wurde. Allerdings hat die christliche Religion, von der wir geprägt sind, oft nicht viel mit der Bibel zu tun, sondern vielmehr mit der Überlieferung vieler Theologen und Kirchenväter.
Den größten Einfluss auf unser christliches Denken neben dem Neuen Testament hatte wahrscheinlich Augustinus, ein Kirchenvater aus dem vierten Jahrhundert. Wir zitieren ihn sehr oft, ohne es überhaupt zu wissen. Vor seiner Bekehrung zu Jesus Christus führte Augustinus ein extrem zügelloses Leben. Er schlief in seinen jungen Jahren mit vielen Frauen. Nach seiner Bekehrung neigte er zum anderen Extrem und sah Sexualität als etwas Negatives und Sündhaftes an.
Er ging sogar so weit zu behaupten, dass der Grund, warum ein Kind in Sünde geboren wird, darin liegt, dass es durch den Sexakt zweier Menschen entstanden ist. Die Bibel lehrt das Gegenteil: Sex ist Gottes Erfindung. Es ist eine wunderbare Sache, dass ein Kind aus diesem Akt der Liebe entsteht – so hat es Gott gedacht.
Augustinus hingegen schwenkte auf die andere Seite. Er erkannte zwar, dass Sex zwischen Ehepartnern notwendig ist, um Nachkommen zu zeugen. Deshalb kam er zu dem Schluss, dass Sex, mit Ausnahme der Zeugung von Nachkommen, Sünde sei.
Hieronymus, ein Zeitgenosse von Augustinus und bekannt durch die Übersetzung der Bibel ins Lateinische, die Vulgata, sagte sogar: Jeder Mann, der leidenschaftlich Sex mit seiner eigenen Frau hat, ist ein Ehebrecher.
Diese Kirchenväter sind sicher zum großen Teil verantwortlich für die verkehrte und restriktive Einstellung gegenüber Sex bei Christen. Spätere Kirchenväter erließen sogar oder schrieben Erlässe, in denen Sex für Ehepaare an bestimmten Tagen verboten war. Das ist historisches Faktum, ich lese es euch vor:
Folgende Tage waren für Ehepaare sexuell tabu: Donnerstag, weil das der Tag ist, an dem Christus verhaftet wurde; Freitag, der Tag seiner Kreuzigung; Samstag, zur Ehre der Jungfrau Maria; Sonntage, zur Ehre der verstorbenen Heiligen. Montag und Dienstag galten als gute Tage, und die meisten Mittwoche waren bestimmten Heiligen gewidmet.
Das ist Tatsache. Ehepaare mussten sich außerdem während der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten, der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern und der 40-tägigen Fastenzeit vor Pfingsten enthalten. Dazu kamen noch einige weitere Tage.
Sex war zudem an verschiedenen Feiertagen verboten. Wenn man das kalkuliert, blieben einem Ehepaar schätzungsweise nur 44 Tage im Jahr, an denen sie legitim Sex haben durften. Da haben sie wohl Urlaub gebucht.
Vor diesem Hintergrund brauchen wir uns nicht zu wundern, dass Christen ein falsches Verständnis von Sex entwickelt haben. Statt die Schönheit von Sex zu betonen, wurde nur vor den Gefahren gewarnt und Sex als etwas Sündhaftes verdammt.
Die Auswirkungen dieser unbiblischen Lehre sind bis heute in vielen Gemeinden sichtbar. Wenn du heute Auskunft über Sex haben möchtest, wie viele gehen zum Pfarrer? Komisch, warum nicht? Weil wir das Bild haben, dass Pfarrer und Sex irgendwie nicht zusammengehören. Dabei gehört es sehr wohl zusammen, wenn wir biblisch treu sein wollen. Das ist nur kirchengeschichtlich so entstanden.
Die Bibel hat eine positive Haltung gegenüber Sex. Sex ist nicht nur von Gott gewollt, es ist sogar eine eheliche Pflicht. Das kannst du im 1. Korinther 7 nachlesen.
Es schadet auch nicht zu erkennen, dass der Sexualtrieb bei Mann und Frau generell unterschiedlich ist. Ich verallgemeinere ungern, aber es gibt schon generelle Unterschiede.
Der Sexualtrieb beim Mann kann vielleicht mit einem Lichtschalter verglichen werden: Wenn du den Schalter betätigst, brennt das Licht. Werbefachleute wissen das. Darum hängen sie überall Plakate mit halbnackten Frauen auf, erotische Bilder. Das bewirkt etwas im Mann: Ein Schalter wird eingeschaltet. Und genauso ist es, wenn es vorbei ist, ist der Schalter wieder aus – vorbei.
Bei der Frau ist es eher wie ein Bügeleisen: Wenn man es einschaltet, ist es erst noch kühl, dann erwärmt es sich langsam. Wenn es heiß ist, ist es heiß. Und wenn es ausgeschaltet wird, bleibt es nur eine Weile warm.
Darum will sie nachher reden, und er schläft. Es ist wichtig, dass Frauen verstehen, dass Männer einen Schalter umlegen können. Und es ist wichtig, dass Männer verstehen, dass Frauen Zeit, Romantik und Zärtlichkeit brauchen.
Guter Sex ist übrigens immer das Ergebnis einer intakten, liebevollen Beziehung – nie umgekehrt. Sex erzeugt keine liebevolle Beziehung, sondern eine liebevolle Beziehung bewirkt, dass man einen erfreulichen und guten Sex miteinander hat.
Darum lesen wir in Sprüche 5,18: Erfreue dich an der Frau deiner Jugend.
Martin Luther soll gesagt haben: Zwei- bis dreimal die Woche schadet weder ihm noch ihr. Allerhand.
Bemühe dich um eine gute Beziehung mit deiner Frau, denn sexuelle Probleme sind fast immer Beziehungsprobleme.
Wenn ich Männer besser kennenlerne, frage ich sie oft: Wie geht es dir im Sexleben? Fragt euren Freund mal. Das ist meistens ein Spiegel dafür, wie es in ihrer Beziehung läuft.
Wenn eine Beziehung schlecht läuft, ist das Sexleben entweder nicht mehr da oder sehr unerfüllend. Und wenn die Beziehung liebevoll ist, ist auch das Sexleben erfüllt.
Dann noch zur destruktiven Macht von Sex: Das Buch der Sprüche warnt uns in über neun Kapiteln vor dem Missbrauch von Sex. Schlagen wir zum Beispiel Sprüche Kapitel 6 auf. Dort gibt es vieles zu lesen, aber ich lese nur ein oder zwei Verse vor.
Sprüche 6,32: „Wer aber Ehebruch treibt mit der Frau seines Nächsten, ist ohne Verstand. Nur wer sich selbst vernichten will, der mag so etwas tun.“
Oder im Kapitel 7, Vers 21, wo von der Hure die Rede ist – übrigens aus männlicher Perspektive geschrieben, eine Frau könnte dasselbe aus ihrer Sicht schreiben:
„Sie verleitet ihn durch ihr vieles Überreden, mit ihren glatten Lippen reißt sie ihn fort. Er folgt ihr augenblicklich, so wie ein Stier zur Schlachtung geht, wie ein Hirsch in die Fesseln springt, wie sein Pfeil die Leber zerreißt. Wie ein Vogel stürzt er sich in das Fangnetz, ohne zu wissen, dass es um sein Leben geht.“
Salomo beschönigt nichts über Ehebruch, obwohl er selbst durch Ehebruch entstanden ist. Er hat nichts beschönigt. David und Bathseba, wir kennen die Geschichte: Bathseba war verheiratet mit Uria. Er wurde letztlich umgebracht, könnte man sagen. Bathseba war dann die Mutter von Salomo, der durch Ehebruch entstand.
Und durch Ehebruch zerstören wir nach wie vor Tausende von Ehen – jeden Monat. Wisst ihr, was ich wirklich eine Frechheit finde? Dass in unseren Medien und in unserer Gesellschaft Ehebruch als eine Art „Seitensprung“ heruntergespielt wird, als sei es nicht so tragisch. Es wird sogar sexuelle Freiheit propagiert, und Fremdgehen ist fast ein bisschen gesellschaftsfähig geworden.
Das ist eine Frechheit, denn ein Seitensprung zerstört nach wie vor Tausende von Ehen. Die Realität spricht eine ganz andere Sprache. Aber wir tun so, als ob es nicht so wäre. Im Namen der Freiheit werden diese Praktiken propagiert, während über die Realität in den Medien wenig gesprochen wird.
Gott vergibt in seiner Gnade. Wenn das nicht so wäre, würde ich heute nicht hierstehen. Aber was die Konsequenzen auf dieser Erde anbelangt, so stimmt das Wort: Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.
Vor einiger Zeit habe ich Ulrich Giesekus zugehört. Viele von euch kennen ihn, er ist Psychologe aus dieser Gegend. Er hat uns einen Vortrag gehalten beim Frauenfrühstück, aber das war abends mit Männern, es war ein bisschen anders.
Er sagte, dass ein neues Klientel zu ihm kommt, Männer zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Jahren, die um Hilfe bitten. Sie sagen: „Hilf uns bitte, wir haben keine Freude und keine Lust mehr an Sex. Es ist öde und langweilig.“
Und wisst ihr warum? Weil sich diese Jungs bereits mit 14 Jahren die wildesten Pornos über Internet und Handy angeschaut haben. Es gibt nichts Neues mehr, alles ist langweilig.
Wir glauben, Tabus zu brechen macht uns frei. Die Realität ist aber: Wenn du Tabus brichst, wirst du ein Sklave. Die Wahrheit macht uns frei, nicht das Brechen von Tabus.
Salomo kannte die verheerenden Konsequenzen von Ehebruch. Sexuelle Versuchungen waren wahrscheinlich noch nie so groß wie heute. Das hat zwei Gründe: den äußeren und den inneren Anreiz.
Rein äußerlich ist der sexuelle Anreiz heute extrem hoch. Du wirst bombardiert von sexuellen Verlockungen. Wir sind überreizt, egal ob Plakatwände oder Tageszeitungen – in jedem Blatt ist irgendeine halbnackte Person zu sehen.
In vielen Läden, selbst an Tankstellen, gibt es Erwachsenenabteilungen, Buffs, Freudenhäuser – auch in unserer ländlichen Umgebung eigentlich genug. Und natürlich im Internet ist es nur ein paar Klicks entfernt.
Ich bin hundertprozentig sicher, dass hier nicht wenige sitzen, die pornosüchtig sind durchs Internet. Übrigens ist es für Frauen wichtig zu verstehen, dass das nichts damit zu tun hat, dass der Mann die Frau nicht mehr liebt – er ist süchtig.
Wenn das bei dir der Fall ist, möchte ich dich ermutigen: Geh in Therapie, es ist eine Sucht.
Heute haben wir so leichten Zugang zu diesem illegalen Sex, wo immer wir wollen. Und was mir auffällt: Es wird von Millionen praktiziert und von fast niemandem kritisiert, auch nicht von Christen.
All das prägt unser Denken. Wir werden Opfer davon, wir werden davon beeinflusst.
An Schulen wird Sexualunterricht gegeben, aber nur der mechanische Vorgang. Es ist Biologie ohne Moral. Körperliche Vorgänge werden erklärt, ohne vor den psychologischen und emotionalen Konsequenzen zu warnen.
Die Realität sieht anders aus.
Gerade vor ein paar Jahren hat mich ein hübsches 17-jähriges Mädchen mit der Bergrettung geholt. Sie war extrem hübsch und hatte sich in eine Gletscherspalte gestürzt. Sie wurde vergewaltigt.
Das ist die Realität dessen, was Missbrauch von Sex bewirkt.
Darum sagt Sprüche: Nur wer sich selbst vernichten will, der soll so etwas tun.
Und in Sprüche 15,32 lesen wir: „Wer Zucht verachtet, der verachtet eigentlich sich selbst.“
Der innerliche Anreiz war immer da und ist heute noch vorhanden. Das gilt für jede Generation. Übrigens ist das ein universelles Wissen. Theologen haben sich zur Zeit von C. S. Lewis zusammengesetzt und gefragt: Was wird in jeder Kultur und in jeder Religion auf der ganzen Welt als nicht passend angesehen?
Wisst ihr, was ein gemeinsamer Punkt ist? Generell, egal was du glaubst, es ist nirgends eine Tugend, mit der Frau eines anderen zu schlafen. Das wird überall negativ bewertet. Unsere Kultur versucht momentan, das ein bisschen umzudrehen, aber das ist völlig unsinnig.
Als Jesus einmal von den Pharisäern kritisiert wurde, weil seine Jünger sich nicht die Hände wuschen, sagte er in Matthäus 15: „Von innen, aus dem Herzen, kommen böse Gedanken hervor, Ehebruch und so weiter.“ Diese Dinge sind in unseren Herzen verankert.
Hier möchte ich noch einen Unterschied machen zwischen Lust und Liebe. Jesus hat einmal gesagt: „Ihr habt gehört, ihr sollt nicht Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch begangen.“ Dieser schwierige Satz hat uns oft verwirrt und wir haben gedacht: Wer schafft das denn?
Aber wir müssen den Unterschied zwischen Lust und Liebe verstehen. Lust ist nur auf die eigenen Bedürfnisse und die eigene Befriedigung fixiert. Liebe hingegen richtet sich auf den anderen, auf das Gegenüber.
Ich sage das auch oft jungen Menschen: Wenn du dir eine Frau ansiehst und sie dir gefällt, das ist dein Geschmack. Es steigen sexuelle und romantische Gefühle in dir auf – das ist normal. Hoffentlich verlierst du das nicht, sonst wird deine Ehefrau später einmal arm dran sein.
Einmal hat mich jemand gebeten, für ihn zu beten, dass Gott ihm seinen Sexualtrieb nimmt. Er sagte: „Weißt du, ich lebe sonst nicht mehr, sonst sieht es nicht mehr gut aus.“ Aber das ist normal, dafür kannst du dankbar sein.
Was ich dann mache: Ich schaue die Frau an und denke mir: „Boah, sie sieht gut aus.“ Und ich bete: „Herr, bitte schenke ihr einen Mann, der sie wirklich liebt. Schenke ihr jemanden, der sie um ihres Willens liebt, nicht nur, weil sie so aussieht.“ Indem ich für sie bete, verwandelt sich Lust in Liebe.
Probier es mal aus, es funktioniert. Wenn man diesen Unterschied erkennt, fällt einem vieles leichter. Freier Sex hinterlässt Menschen oft verletzt oder führt dazu, dass sie emotional abstumpfen.
Deshalb bin ich in meiner Verkündigung, auch bei jungen Leuten, ganz klar und deutlich.
Zum Abschluss noch etwas: Sex in der Ehe ist weder so einfach, wie man glaubt, noch so wichtig, wie man anfangs denkt. Junge Leute meinen manchmal, 80 Prozent vom Eheleben sei Sex. Doch dann merkt man, dass dem nicht so ist.
Sex ist nicht so einfach, wie man anfangs denkt. Wisst ihr, warum das so ist? Weil guter Sex das Resultat einer liebevollen Beziehung ist. Das heißt, man muss Zeit und Energie in eine gute, liebevolle Beziehung investieren, und daraus entsteht guter Sex.
Sex ist also nicht einfach. Am Anfang denkt man, Sex sei einfach und man habe ihn einfach so. Doch dann merkt man: So ist es nicht. Es gibt viele Machtspiele im sexuellen Bereich. Sex ist nicht einfach, weil er eine gute, liebevolle Beziehung erfordert.
Zweitens: Sex ist auch nicht so wichtig, wie man anfangs denkt. Sex ist nicht die Mitte einer guten Ehe, sondern eine schöne Nebenerscheinung einer guten Beziehung. Hauptsächlich besteht eine Ehe aus Entscheidungen, die man jeden Tag treffen muss. Jeden Tag geht man zur Arbeit, putzt, wäscht, bezahlt Rechnungen, baut das Haus um oder neu, hält Unterschiede aus, übersteht Meinungsverschiedenheiten, zieht Kinder groß und erträgt Krankheiten.
Das ist der Großteil von Ehe.
Ich möchte mit einem Zitat von Philipp Jentzi aus seinem Buch „Rumors from another world“ schließen. Er schreibt: „Die Ehe nimmt uns alle Illusionen über Sex, so wie er uns täglich in der Unterhaltungswelt vor Augen geführt wird. Kaum einer von uns lebt mit einem sechshungrigen Supermodel. Stattdessen leben wir mit ganz normalen Menschen, mit Männern und Frauen, die Mundgeruch, Körperausdünstung und fette Hallen haben. Sie haben schlechte Launen, blamieren uns öffentlich und schenken den Kindern mehr Beachtung als uns.
Wir leben mit Menschen, die Barmherzigkeit, Toleranz, Verständnis und einen endlosen Vorrat an Vergebung brauchen. Und genauso geht es unserem Partner.
Das ist die ironische Macht von Sex. Er ködert uns in eine Beziehung, die uns dann das lehrt, was wir am meisten lernen müssen, nämlich aufopfernde Liebe. Sex ist der Köder, aufopfernde Liebe ist das Ziel. Einer für den anderen da zu sein, ein Leben hinzugeben für meinen Ehepartner – Sex ist der Köder, aufopfernde Liebe das Ziel.
Und Christus hat es uns vorgelebt. Und das ist, was die Bibel über Sex sagt. Amen.