Einleitung: Glaube in Extremsituationen prüfen
Stell dir vor, du wirst als Christ massiv unter Druck gesetzt. Man fordert von dir, dich von Jesus loszusagen. Andernfalls verlierst du deine Arbeitsstelle oder bekommst nie die Möglichkeit zu studieren. Das kannst du dann abhaken, wenn du mit Jesus unterwegs bist.
Was würdest du tun? Würdest du Nein zu Jesus sagen, auch wenn es dir viele Nachteile bringt, mit ihm unterwegs zu sein?
Oder was wäre, wenn man dich einsperren und hungern lassen würde? Heute Morgen geht es unzähligen Christen genau so. Man sagt ihnen: „Wir lassen dich raus, wenn du sagst, ich gehe nicht mehr mit diesem Herrn.“
Oder du schaust in die Gewehrmündung einer Kalaschnikow und hörst die Aufforderung: „Wenn du jetzt nicht Nein zu Jesus sagst, drücke ich ab.“ Wie würdest du reagieren?
Jetzt denkst du vielleicht: „Mann, ich bin hierher gekommen, habe mich einigermaßen bequem auf meinen Stuhl gesetzt, und jetzt diese Schockeinleitung – da kann ich gar nichts mit anfangen.“
Aber diese Extremsituationen machen deutlich, was der Glaube an Jesus dir wirklich wert ist. Jeder kann heute Morgen hier schön sitzen und singen oder guten Liedern zuhören. Doch ob eine Überzeugung tief im Herzen verwurzelt ist, zeigt sich gerade in solchen Extremsituationen.
Das sind natürlich Extremsituationen, aber sie sind nicht unwahrscheinlich. Es gibt viele Christen heute Morgen, die genau das erleben und trotzdem zu Jesus stehen, die für ihn leiden.
Und die Frage ist: Was motiviert diese Leute? Warum machen sie das?
Die Motivation der Christen in Verfolgung
Ich werde heute Morgen nicht von den großen Helden sprechen, bei denen du denkst, dass du sowieso nicht dazugehörst. Stattdessen werde ich von Menschen reden, die Gottes Geist haben. Wenn du Christ bist, dann hast du auch Gottes Geist.
Wenn du Christ bist, dann gilt das, was wir heute Morgen aus dem Wort Gottes lesen, auch für dich. Wenn du kein Christ bist, dann gilt es für dich nicht. Das ist die Voraussetzung, von der ich heute Morgen ausgehe und die ich nicht immer wiederholen möchte.
Gestern sah ich jemanden im Gemeindehaus, der ein T-Shirt trug, auf dem stand: Gottes Kind. Das heißt, ich gehöre zu Jesus und darf dieses T-Shirt zu Recht tragen. In der Bibel steht, dass denen, die ihn annehmen, das Recht gegeben wird, Gottes Kind zu werden (Johannes 1,12). Dann darf ich also Gottes Kind sein.
Sonst trage ich nur eine Ausweiskarte, so wie sie Daimler, Bosch oder Porsche herausgeben. Die habe ich zwar schön nachgemalt, aber wenn ich dann an die Pforte komme, sagt man: „Sorry, Sie sind hier gar nicht registriert.“ Ich gehe davon aus, dass du registriert bist. Du bist einmal zu Jesus gekommen mit deiner Lebensschuld, hast ihm deine Schuld bekannt und weißt, was es bedeutet, dass Gott dir deine Sünde vergeben hat. Du lebst für ihn als Herrn! Das ist die Grundlage für heute Morgen.
Jetzt noch einmal zurück zu den Extremsituationen, die ich eben geschildert habe. Es sind also Menschen, die Christen sind und solche Extremsituationen erleben. Was motiviert sie, trotzdem weiterzugehen?
Paulus als Vorbild in Verfolgung
Wir haben heute Morgen die einzigartige Möglichkeit, einem Mann zuzuhören, der viele dieser Extremsituationen selbst erlebt hat. Er muss nicht sagen: „Ja, in dem Heft von Open Doors habe ich gelesen“ oder „bei Stimme Märtyrerkirche sah ich“, sondern er kann sagen: „Das habe ich in meinem Leben erlebt.“
Das war in Ephesus, das war in Troas, das war an anderen Orten in der griechischen Welt. Er weiß, wie es sich anfühlt, verfolgt zu werden. Er weiß, wie es ist, in Lebensgefahr zu schweben.
Und dieser Mann denkt heute Morgen darüber nach, was ihm noch alles auf dem Weg mit Jesus passieren kann. Das Spannende ist: Er verrät uns, was ihn motiviert.
Ihr habt es schon lange erraten: Dieser Mann ist natürlich Paulus. Er gibt uns einen ganz tiefen Einblick in sein Herz, in seine Motivation. Was motiviert ihn, mit Jesus weiterzugehen?
Gottes Zusage als Fundament des Glaubens
Wir wollen ihn zunächst selbst zu Wort kommen lassen. Den Text seht ihr angeschrieben: Römer 8,31-39.
Dort sagt Paulus:
Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht alles schenken?
Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt, wer kann dann verdammen? Christus Jesus ist es, der gestorben ist, ja, noch mehr: der auferweckt wurde, der auch zur Rechten Gottes sitzt und sich für uns einsetzt.
Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst, Verfolgung oder Hungersnot, Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: „Deinetwegen werden wir den ganzen Tag getötet, wir sind gerechnet worden wie Schlachtopfer.“
Aber in all dem sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.
Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, weder Mächte, weder Höhe noch Tiefe noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist.
Das sind gewaltige Sätze. Ich habe sie überschrieben mit dem Satz aus einem bekannten Lied: „Denn ich bin gewiss.“
Paulus zeigt hier, dass an Jesus zu glauben nicht bedeutet, auf Vermutungen zu bauen. Hier geht es um Gewissheit, um Dinge, die ich ganz sicher wissen kann, und...
Die Gewissheit, dass Gott für uns ist
Paulus stellt uns in den Versen, die wir hier gelesen haben, drei zentrale Fragen. Diese drei Fragen sollen uns motivieren, mit Jesus durch dick und dünn zu gehen.
Zunächst einmal fragt er: Wer kann gegen uns sein? So heißt es hier ausformuliert. Paulus hätte wahrscheinlich eine lange Liste an Dingen aufschreiben können, die gegen ihn sind. Vielleicht kannst auch du eine solche Liste erstellen, was alles gegen dich ist, weil du mit Jesus unterwegs bist. Das kann wehtun und dein Leben ziemlich anstrengend machen.
Doch Paulus hat ein Geheimnis. Er lässt sich nicht von der Drohkulisse beeindrucken, die sich vor seinen Augen aufbaut. Er weiß nämlich: Gott ist für mich. Das ist unfassbar. Diese Gewissheit hilft Paulus, die Gewitterwolken, die er kommen sieht, relativ entspannt zu ertragen.
Deshalb habe ich diese Aussage, wie ihr auf der Folie seht, umformuliert: Ich bin gewiss, Gott ist für mich. Gott ist für mich – das ist ein Satz. Ich wünsche mir, dass uns diese Tatsache heute Morgen neu packt.
Manchmal denken wir, Gott sei jemand, der uns etwas aufzwingen will. Wir glauben, er freue sich darüber, wenn er uns auf Sünde und Fehler hinweist, weil das eben sein Job sei. Paulus sagt: Nein, Gott ist für mich.
Die zwei „Stahlseile“ der Gewissheit
Und diese Behauptung hängt Paulus an zwei dicken Stahlseilen auf. An diesen kann ich mich mit meinem ganzen Lebensgewicht festhalten.
Ein Stahlseil ist noch in Vers 30 festgebunden. Dort heißt es: Gott hat mich erwählt, er hat mich berufen, er hat mich gerechtfertigt, er hat mich verherrlicht. Darüber hat Johannes vor einiger Zeit gepredigt. Die Predigt könnt ihr euch gerne einmal holen und anhören.
Das ist das eine Stahlseil, an dem Paulus sein Lebensgewicht aufhängt. Wenn ich dieses Stahlseil in Vers 30 sehe, dann erkenne ich: Ich war verloren. Ich war ganz weit weg von Gott. Aber Gott ist hinter mir hergelaufen, auf meinen dunklen Wegen, auf denen ich unterwegs war. Er hat mich eingeholt, er hat mir alle meine Schuld vergeben. Und als ich mich von ihm finden ließ, da hat er mir zugesagt: Auf dich wartet eine Herrlichkeit. Das ist das, was wir in diesem Vers lesen.
Das würde Gott niemals machen, wenn er nicht für mich wäre. Spätestens hier muss ich sagen: Wenn ich immer das Bild von Gott habe, er sei gegen mich und versuche, mir irgendetwas auf die Finger zu schlagen, dann ist das ein krankes Bild von Gott, das ich in meinem Kopf habe. Gott freut sich nicht darüber, wenn er mir die Sünde aufs Brot schmieren und mich bestrafen muss.
Das zweite Stahlseil, an dem ich mich festhalten kann, ist die Tatsache, dass Gott mir seinen Sohn geschenkt hat. Wir kommen gerade von Weihnachten her, da haben wir darüber nachgedacht. Aber wir müssen es wieder neu für uns begreifen.
Mehr geht nicht! Was soll Gott denn sonst noch machen? Deutlicher kann Gott nicht beweisen: Mensch, ich bin für dich! Paulus sagt, mit Jesus hat Gott uns alles geschenkt, was er uns schenken konnte.
Gott ist für mich – eine lebensverändernde Gewissheit
Stell dir vor, du ziehst in eine andere Stadt und kennst dort jemanden. Du findest einfach keine Wohnung. Und die Person sagt: Kein Problem, ich ziehe aus. Ich habe da noch so einen Vorratskeller aus alten Backsteinen. Weißt du, ich bin ein bisschen von der Outdoor-Gesellschaft. Da rolle ich meinen Schlafsack aus, schlafe dort und koche mit meinem Campingkocher. Du darfst in meiner Wohnung wohnen.
Wenn du dann denkst: Moment mal, das kann nicht sein. Der macht das nur, weil ich irgendwo vorbeilaufe und dann fällt seine schöne Vase runter. Dann kommt er und sagt, du musst mir die Vase bezahlen. Dann ist dir auch nicht mehr zu helfen.
Wenn du aber verstehst, dass da jemand wirklich für dich da ist, der dir alles gibt, damit du es gut hast, und dafür selbst in den Backsteinkeller zieht, dann ist das etwas anderes. Paulus sagt, Gott hat uns alles gegeben. An dieser Gabe wird deutlich: Er ist wirklich für uns, er ist für mich.
Diese Tatsache – Gott ist für mich – muss Teil meines Denkens sein. Das hat dem Apostel Paulus die Kraft gegeben, mit Schwierigkeiten umzugehen. Das ist der Schlüssel, warum er in seinem Leben auch mit harten Situationen umgehen konnte.
Zweifel und Anklagen überwinden
Es sind nicht immer die Menschen, die mich ärgern und von Gott wegziehen und es mir schwer machen, an Gott festzuhalten. Oft sind es auch schwierige Situationen, die ich einfach nicht verstehe. Diese Situationen können durchaus einen Riss in die Beziehung zwischen Gott und mir bringen, weil ich sie nicht in den Griff bekomme.
Ich frage mich dann ständig: Gott, warum bist du eigentlich gegen mich? Warum passieren mir diese Dinge? Das zeigt mir doch, dass du gegen mich bist. Warum lässt du diese Dinge in meinem Leben zu? Warum muss ich mit meinen gesundheitlichen Einschränkungen leben? Und andere scheinen keine Probleme zu haben und wissen gar nicht, wohin mit ihrer Kraft.
Oder ich sitze in der Schule und lerne und lerne, während die anderen scheinbar alles schnell verstehen – sie ziehen sich den Stoff einmal rein und fertig. Warum ich? Warum bist du gegen mich? Oder warum habe ich noch keinen Mann, warum habe ich noch keine Frau? Solche Situationen machen mir manchmal das Leben schwer, und ich kann nicht verstehen, warum Gott mir das zumutet. Es fällt mir schwer zu glauben, dass das stimmt, was hier steht: Gott ist für mich.
Wir können diese Gedanken nicht immer klären. Wir können auch nicht immer sagen: „Deshalb ist es genau so in deinem Leben“, und dann sagen: „Aha, alles verstanden, deshalb ist es so.“ Aber Gott ist für mich. Woran erkennt man das?
Paulus sagt es hier deutlich: Weil Gott seinen Sohn gegeben hat. Deshalb kann ich mit Überzeugung sagen: Gott ist für mich. Diese Tatsache hat Paulus immer wieder motiviert, weiterzugehen. Er ließ sich nicht von den Schwierigkeiten bestimmen, aber auch nicht von inneren Anklagen.
Die Kraft der Rechtfertigung durch Christus
Und darum geht es dann im nächsten Abschnitt. Paulus sagt: Niemand kann mich verklagen. Die Frage, die Paulus hier stellt, ist: Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Mit dieser rhetorischen Frage will er eigentlich deutlich machen: Niemand kann mich verklagen. Das weiß ich, ich bin mir gewiss.
Natürlich gibt es jemanden, der mich verklagt, das wissen wir aus der Bibel. In Offenbarung 12 lese ich von dem Teufel, der der Verkläger der Brüder genannt wird. Er ist also ständig damit beschäftigt, die Christen bei Gott zu verklagen. Der Teufel petzt, wo ich schon wieder gegen Gottes Wort gehandelt habe – als ob Gott es nicht selbst wüsste.
Sehr oft klagt der Teufel mich auch durch mein Gewissen an und sagt: „Schau dich doch mal an, mach doch mal die Augen auf! Du willst Christ sein? Das kann ich nicht glauben. Du bist doch viel egoistischer als viele Atheisten und redest dabei immer noch von der Liebe Gottes. Eigentlich kannst du nicht mehr hören, wie geschwollen das ist. Sorry, ich sehe so wenig von der Liebe Gottes in deinem Leben. War das Gottesliebe, als du beim letzten Gemeindetag das letzte Stück Sahnetorte schnell auf deinen Teller geschaufelt hast und gesehen hast, dass Maria Müller das genauso gern gehabt hätte? Wenn du wirklich so christlich bist, wie du immer behauptest, hättest du das Stück wenigstens geteilt.“
Und dann redest du immer so geschwollen von Gottes Reinheit, aber du selbst bist auf Internetseiten unterwegs, wo es um nackte Tatsachen geht. Also hör mir doch auf, vom Christsein zu reden!
Das Tückische an diesen Anklagen ist, dass sie ja stimmen. Aber das Typische an diesen Anklagen ist, dass sie dich nur fertig machen. Diese Anklagen helfen dir in keiner Weise weiter. Und wenn du dieser Stimme lange genug zuhörst, dann sagst du irgendwann: Stimmt, ich kann mein Christsein an den Nagel hängen.
Nein, stopp! Lass es nicht so weit kommen! Mach dir bewusst: Dieser Anklage fehlt jede Grundlage. Nicht weil sie aus der Luft gegriffen ist – das haben wir schon festgestellt. Viele der Anklagen sind wahr. Und Satan macht sie nur noch dramatischer, damit du es endlich mal begreifst.
Aber die Anklage zerplatzt wie eine Seifenblase, weil Gott mich rechtfertigt, weil er mich gerecht spricht. Und dann kann ich aus Überzeugung sagen: Denn ich bin gewiss, niemand kann mich verklagen.
Die drei Tatsachen, die jede Anklage widerlegen
Denn wenn jemand mich verdammen will, muss er sich zuerst mit diesen drei Tatsachen auseinandersetzen, die wir auf dieser Folie sehen und in Vers 34 nachlesen können.
Die erste Tatsache ist: Jesus ist für mich gestorben. Damit hat er meine Sünde bezahlt. Das ist eine ganz klare Aussage: Jesus ist für meine Schuld am Kreuz auf Golgatha gestorben. Sein Tod ist nicht nur ein historisches Ereignis – ja, der Herr Jesus ist gestorben – sondern ein Tod, der mit mir persönlich immens zu tun hat. Denn ich durfte meine Lebensschuld an seinem Kreuz loswerden, als ich zu ihm kam und meine Schuld ihm bekennen konnte. Er hat die Grundlage dafür geschaffen.
Die zweite Tatsache, von der Paulus spricht, ist, dass Jesus auferweckt worden ist. Deswegen kann mich niemand mehr verklagen. Damit wird deutlich: Gott hat dieses Opfer am Kreuz wirklich angenommen. Der Tod konnte den Herrn Jesus nicht festhalten, und deshalb kann dieser lebendige Herr wirklich Sünde vergeben. Wenn Jesus Sünde vergibt, kann niemand mehr etwas auf meine Anklageschrift schreiben. Wenn jemand anders für mich bezahlt hat, kann kein Gläubiger denselben Betrag von mir fordern.
Manchmal bekomme ich Rechnungen, und da steht dann unten ganz klein: „Diese Rechnung wurde bereits abgebucht.“ Dann ist es eher eine Quittung als eine Rechnung. Das heißt, ich muss diesen Betrag nicht mehr überweisen. Auf den Anklageschriften, die Satan dir präsentiert und unter die Nase hält, steht sehr oft darunter: „Forderung wurde am Kreuz von Golgatha bezahlt.“ Deshalb muss ich nicht verzweifeln, wenn ich so eine Anklageschrift sehe. Ich weiß, ich selbst kann diese Forderung niemals bezahlen, aber ich muss es auch nicht. Denn diese Rechnung ist bereits bezahlt, weil Jesus für mich sein Leben gegeben hat.
Das dritte Argument, das Paulus hier in Vers 34 gebraucht, ist: Jesus ist zur Rechten Gottes. Das heißt, der Mann am Kreuz und der Mann auf dem Thron sind ein und derselbe. Ich gehöre zu ihm. Deshalb kann ich mit Stolz so ein T-Shirt tragen: „Ich bin Gottes Kind.“ Ich kenne den Herrn, vor dem alle Völker einmal als ihrem Richter stehen werden. Und dieser Richter hat meine Anklageschrift an das Kreuz genagelt. Das kann ich schwarz auf weiß im Kolosserbrief nachlesen.
Deshalb kann der Herr Jesus mein Fürsprecher und mein Rechtsanwalt sein. Das meint Paulus, wenn er hier sagt, Jesus verwendet sich für mich. Wenn der Ankläger also sagt: „Du, Thomas, der rechnet noch viel zu sehr mit seinen Möglichkeiten. Jesus, du sagst doch immer, man soll dich durch Vertrauen ehren, aber nun schau ihn dir mal an! Er vertraut auf alles Mögliche – auf sein Geld, seine Beziehungen, seine Versicherungen und seine Kraft. Aber weißt du, wenn ich die Brille aufsetze, sehe ich eines nicht: dass er auf deine Kraft vertraut. Und du hast gesagt: ‚Da ehrt man dich‘ – das ist das Entscheidende.“
Auf diese Anklage sagt Jesus vielleicht: „Stimmt, und es ist auch kein Lebensstil, der mich ehrt. Das ist ein Lebensstil des Misstrauens, und es macht mich traurig. Aber auch dafür habe ich mein Leben gegeben. Ich habe auch ihm gerechtgesprochen. Die Strafe ist bezahlt.“ Das heißt, Jesus verwendet sich für mich. Er steht vor dem Thron Gottes für mich ein, und das ist es, was mich wirklich tröstet.
Deshalb muss ich mich von den Anklagen in meinem Gewissen auch nicht fertig machen lassen. Ich weiß: Jesus ist gestorben, er ist auferstanden, und er vertritt mich. Das sagt Paulus hier in Vers 34. Auf dieser Grundlage kann ich den Anklagen ganz gelassen ins Auge sehen. Natürlich nehme ich sie ernst, wenn sie stimmen, gar keine Frage. Aber sie müssen mich nicht mehr verdammen.
Lass dich vom Teufel nicht fertig machen mit seinen Anklagen, vor allem dann nicht, wenn du ein sensibles Gewissen hast. Halte dich immer wieder an die Tatsache fest: Niemand kann gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben – das steht doch hier. Wende das in deinem Leben an, denn das ist so entscheidend. Ich bin gewiss: Niemand kann mich verklagen. Und wenn jemand es macht – dein Gewissen –, dann kannst du sagen: „Stimmt, alles wahr, aber ich danke dem Herrn Jesus, dass er mich rechtfertigt.“ Ich darf Sünde bekennen und dann weitergehen. Ich muss nicht stehenbleiben.
Die untrennbare Liebe Gottes
Paulus hat von der Tatsache gelebt: Gott ist für mich. Er war sich bewusst, dass niemand ihn mit seinen Anklagen verdammen kann. Damit ist Paulus bei einem zentralen Punkt in unserem Text angekommen. In Vers 35 stellt er die Frage: Wer kann mich von der Liebe Gottes trennen? Die Antwort lautet, analog zu den anderen Überschriften: Nichts kann mich von Gottes Liebe trennen.
Paulus wusste nicht nur, dass Gott für ihn ist, sondern er wusste sich auch von Gott zutiefst geliebt. Niemand kann dich so lieben, wie Gott dich liebt. Paulus betet oft dafür, dass Menschen die Augen für diese Liebe geöffnet bekommen. In der Bibel hören wir oft, dass dies sein Gebetsanliegen ist, zum Beispiel im Epheserbrief Kapitel 3. Dort betet er, dass die Epheser die alles übersteigende Liebe Christi erfassen. Er weiß, dass diese Erkenntnis das Leben der Epheser grundlegend verändern wird.
Es ist wichtig, dass wir in Predigten immer wieder das praktische Leben betonen: die Heiligung, das Leben mit Jesus. Das ist eine eindeutige Aussage der Bibel. Doch die Grundlage dafür ist die Tatsache, dass Gott mich liebt. Mit dieser Wahrheit muss ich mich immer wieder beschäftigen. Sonst folge ich irgendwann einer Lehre über Jesus, habe ein Dogma vor Augen und denke, alles sei richtig. Aber mir fehlt die tiefe innere Beziehung zu ihm.
Wenn ich den Namen Jesus höre, schlägt mein Herz dann nicht mehr schneller. Stattdessen laufen meine lexikalischen Gedanken ab, um alles dogmatisch richtig einzuordnen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Liebe nicht nur ein Gefühl ist. Wenn ich jemanden liebe, dann hat diese Person eine große Priorität in meinem Leben. Ich tue Dinge, die ihr guttun, auch wenn es mir schwerfällt.
Davon spricht Paulus hier. Er meint nicht in erster Linie Liebe als Hormonausschüttung, sondern Liebe als Hingabe und Opferbereitschaft für den anderen – in diesem Fall natürlich für den Herrn Jesus. An einer anderen Stelle schreibt er zum Beispiel an die Thessalonicher, im 2. Thessalonicherbrief Kapitel 3: Der Herr richte eure Herzen auf die Liebe Gottes und die Geduld Christi. Das war sein Gebet für die Thessalonicher.
Sie sollten sich mit Gottes Liebe beschäftigen. Ihr ganzes Herz und ihr ganzes Denken sollten darauf ausgerichtet sein. Für Paulus selbst war es die größte Entdeckung: Niemand kann ihn von Gottes Liebe trennen. Egal, was kommt – eins musst du wissen: Gott hat dich lieb. Diese Tatsache hilft ihm, mit Straßensperren umzugehen, die ihn vom Weg mit Jesus abdrängen wollen.
Die Herausforderungen auf dem Weg mit Jesus
Wir lesen hier in Vers 35 von sieben Extremsituationen, die ich auf dem Weg mit Jesus erleben kann. Paulus zählt sie auf: Bedrängnis, Angst, Verfolgung, Hunger, dann könnte man Kälte übersetzen, Lebensgefahr oder Waffengewalt.
Ich muss ehrlich sagen, wenn ich das so sehe, dann reicht eigentlich schon eine dieser Situationen, um mich von dem Weg mit Jesus abzubringen. Es muss nicht alle sieben gleichzeitig geben. Wenn es darauf ankäme, dass ich Jesus festhalten und sagen müsste: „Ich bin so mutig, ich gehe hier durch“, dann wäre das eine große Herausforderung.
Aber darauf kommt es im Gesamtkontext der Bibel überhaupt nicht an. Ich finde, dass ein Liederdichter diesen Gedanken sehr gut zusammengefasst hat in einem alten Lied: „Stark ist meines Jesu Hand, und sie wird mich ewig fassen. Es ist seine Hand, die mich festhält.“
Er hat zu viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen. Mein Barmherziger lässt mich nicht los – das ist meine Zuversicht. Er hält mich fest in diesen Extremsituationen, von denen Paulus hier spricht, und das ist meine persönliche Hoffnung.
Jede dieser Extremsituationen kann mich aber auch in eine Glaubenskrise führen. Denn wenn Bedrängnis, Angst oder Verfolgung in meinem Leben sind, dann stellt sich natürlich die Frage: Hat Gott mich überhaupt lieb, wenn er diese Dinge in meinem Leben zulässt?
Paulus sagt hier ganz klar: Ja, er hat dich lieb. Daran musst du nicht zweifeln. Das gibt mir die Kraft, auch schwierige Dinge auszuhalten.
Gerade wenn ich in heftigen Situationen stehe, kann ich an Römer 8 denken. Mein Gebet dreht sich dann nicht nur um meine Krankheit, meine schwierige Lage, meine Unfähigkeit, um meine Arbeitskollegen oder Klassenkollegen, sondern genauso um Gottes Liebe.
Der Blick auf Gottes Liebe hilft mir, durch den Sumpf der Schwierigkeiten hindurchzugehen – in dem Wissen, dass der Herr gerade vor mir ist und vorangeht.
Über Gottes Liebe nachzudenken und darüber zu lesen, ist kein theologisches Erkenntnisblabla. Es ist die Grundlage meines Lebens. Das ist das Fundament, auf dem ich stehe. Deshalb gehe ich vorwärts.
Die Kraft des Geistes in schweren Zeiten
Paulus zitiert hier in Vers 36 aus Psalm 44 eine Stelle mit den Schlachtschafen. Es ist übrigens das einzige alttestamentliche Zitat in diesem ganzen Kapitel. Das ist eine Besonderheit für den Römerbrief.
Na ja, Schlachtschafe haben nicht mehr viel vom Leben zu erwarten. Das bedeutet, ich nehme auch schwierige Situationen in meinem Leben bewusst in Kauf, weil ich zu Jesus gehöre. Ich habe es hier noch einmal farblich unterlegt: Paulus sagt hier, „deinetwegen werden wir getötet“, nicht wegen uns. Sondern „deinetwegen werde ich getötet“. Damit meint Paulus, dass wir die Situationen, die Gott uns im Leben stellt, ganz bewusst aus seiner Hand annehmen sollen – auch wenn sie uns schwerfallen.
Denn ich weiß: Dieses Leben ist nicht das Letzte. Es ist nicht so entscheidend, dass hier unten immer alles so läuft, wie ich es mir wünsche. Aber selbst in diesen Situationen gibt es eine Kraft, aus der ich leben kann. Diese Kraft kann ich nicht aus mir selbst heraus erklären. Sie ist größer, sie ist stärker. Es ist der Geist Gottes, der durch mich wirkt.
Paulus sagt hier in Vers 37: Der Herr Jesus selbst in mir gibt mir die Kraft, diese schweren Situationen durchzustehen, die auf mein Leben zukommen. Und das, was mir hilft, in solchen Situationen anders zu reagieren, als ich es normalerweise täte, ist die Tatsache, dass ich gewiss bin: Nichts kann mich von Gottes Liebe trennen. Ich hänge an seiner Liebe wie an einem Seil.
Deshalb kann ich es zum Beispiel auch wagen, an diesem Seil über einem Abgrund der Ablehnung zu schaukeln. Natürlich tut es mir weh, wenn Menschen mich ablehnen und mein Selbstbewusstsein untergraben. Das wird nie einfach sein. Aber was gibt mir die Kraft, es trotzdem zu versuchen und freundlich auf den anderen zuzugehen? Es ist das Wissen, dass ich am Seil der Liebe Gottes hänge. Deshalb kann ich diese Liebe weitergeben.
Ich bin nicht abhängig von der Liebe des Anderen. Ich weiß, Gott liebt mich. Und das ist nicht mehr zu toppen. Auch mein Selbstbewusstsein hängt dann nicht mehr davon ab, was andere von mir denken, welche Noten ich schreibe oder welchen Erfolg ich habe. Gott hat mich lieb. Und dieses Wissen gibt mir Wert. Darüber freue ich mich.
Deshalb darf ich nach dieser Einstellung leben: Viel wichtiger als dass die Köpfe der anderen Menschen nach mir schauen, ist die Tatsache, dass ich weiß, dass Gott mich liebt. Das will ich mit meinen Augen bestaunen und darüber von ganzem Herzen froh sein.
Kannst du das noch? Dich über Gottes Liebe freuen? Ich wünsche uns, dass diese Liebe Gottes zu uns uns in Bewegung bringt.
Paulus sagte an einer anderen Stelle: Die Liebe Christi drängt mich. Damit meint er natürlich, dass der Herr Jesus in ihm ihn zu anderen Menschen hin drängt. Aber er meint gewiss auch: Niemand kann mich von dieser Liebe trennen. Und weil ich diese Liebe kenne, bin ich bereit – das ist hier die logische Verbindung – mich auch bei den Schlachtschafen einzureihen. Das heißt, meine Wünsche und Interessen hintenanzustellen, damit Gott in meinem Leben seinen Plan durchziehen kann.
Die unerschütterliche Liebe Gottes trotz Widerständen
In Extremsituationen, von denen wir hier lesen, hilft es mir, nicht zu sehr an einem Dogma festzuhalten. Entscheidend ist, ob ich verstanden habe, worum es geht: Es geht darum, Jesus zu lieben.
Diesen Gedanken nimmt Paulus dann im letzten Abschnitt auf, ab Vers 38. Ab diesem Vers zählt er zehn Widerstände auf, die mich von Gottes Liebe trennen wollen. Er spricht von Engelmächten und von Geschöpfen, die mich von Gottes Liebe abhalten wollen. Auch vom Tod ist die Rede, der mich von Gottes Liebe trennen möchte. Doch das Gegenteil wird der Fall sein: Wenn ich sterbe, werde ich Jesus sehen und ihm begegnen. Dann bin ich mit ihm verbunden, deshalb kann der Tod mich nicht trennen.
Paulus wechselt in diesem Abschnitt immer wieder die Perspektive. Er spricht vom Leben, das mich jetzt von Gottes Liebe trennt, weil ich ihn noch nicht sehen kann, solange ich lebe. Das Leben hält mich hier unten auf der Erde und nimmt mir die Möglichkeit, Gott direkt zu sehen. Trotzdem wird dieser Zustand nicht von Dauer sein.
Diese Verse haben für mich an Gewicht gewonnen, als ich den Kontext der verschiedenen Paulusbriefe verstanden habe. Es ist keine hypothetische Aufzählung, die er hier macht. Paulus schreibt diesen Brief in einer Situation, in der er sich sehr bewusst ist, dass er in ein paar Wochen wahrscheinlich einige dieser Dinge in seinem Leben erleben muss – vielleicht sogar alle. Er weiß genau, was er sagt.
Er fragt: Können diese Dinge mich von Gottes Liebe trennen? Die Antwort ist eindeutig: Egal, was sich mir in den Weg stellt, es gibt nichts, was mich von Gottes Liebe trennen kann.
Ich wünsche dir heute Morgen, dass du daran festhältst und Gott immer wieder neu dafür dankst: Herr, danke, dass du mich so sehr liebst. Das ist die Quelle, aus der ich leben kann. Das ist der Motor, der mich weitergehen lässt.
Deshalb nähre deine persönliche Beziehung zu Jesus, indem du dir Zeit nimmst, sein Wort zu lesen, mit ihm im Gebet zu sprechen und seinen Willen im Alltag zu tun. Frage immer wieder nach seinem Willen und sage: Herr, ich bin beeindruckt von deiner Liebe. Und eins will ich dir sagen: Ich habe dich von ganzem Herzen lieb.
Schlussgedanken und Gebet
Es ging uns heute Morgen darum: Mein Glaube an Jesus stützt sich nicht auf Vermutungen, sondern auf Tatsachen – auf Tatsachen, die Gott geschaffen hat. Wenn ich Christ bin, das ist die Bedingung, dann darf ich diese Tatsachen in Anspruch nehmen. Denn ich bin gewiss, Gott ist für mich.
Auch in Zeiten, in denen in meinem Leben manches schiefläuft, gilt: Gott ist für mich. Ich bin gewiss, niemand kann mich verklagen, auch mein Gewissen nicht. Seitdem Jesus am Kreuz gestorben ist und auferstanden ist, sind alle Anklagegründe weggebrochen.
Denn ich bin gewiss, nichts kann mich von Gottes Liebe trennen. Das hilft mir, auch Ablehnung und Anfeindung auszuhalten. Aber vor allem gibt mir Gottes Liebe die Kraft, seine Liebe zu leben. Amen.
Ich möchte noch beten: Herr Jesus, es sind gewaltige Worte, die du hier durch deinen Apostel im Römerbrief Kapitel 8 deutlich machst. Und Herr, ich muss dir bekennen, dass von all diesen Dingen, die er aufzählt, schon der Bruchteil einer Sache ausreichen würde, um mich ins Wanken zu bringen.
Ich möchte dir Danke sagen, dass deine Hand mich festhält. Ich bitte dich, dass du mir hilfst, auf diese drei Tatsachen zu schauen, von denen du in diesem Text redest. Danke, dass das ein so großes und festes Fundament ist, auf das wir unser Leben stellen können. Dass das Stahlseile sind, an die wir uns hängen können.
Danke dafür, danke, dass du uns leitest und dass du auch dieses Wort in unseren Alltag übersetzt. Amen!
Wir singen jetzt das dazu passende Lied „Denn ich bin gewiss.“