Einleitung zur Predigtserie und Thema Gemeindeausschluss
In unserer Predigtreihe durch den ersten Korintherbrief haben wir letzte Woche den ersten großen Abschnitt abgeschlossen. Dieser reichte von Kapitel 1, Vers 10 bis zum Ende von Kapitel 4. Am Ende dieses Abschnitts hat uns Sammy Stolz gezeigt, dass Paulus die Korinther noch einmal ermahnt.
Wir haben darüber nachgedacht, dass Ermahnung etwas ist, das wir zwar in der Regel nicht besonders gerne erhalten, aber doch alle immer mal wieder brauchen.
Heute kommen wir zu Kapitel 5. Damit beginnt wirklich der zweite größere Abschnitt im ersten Korintherbrief. Auch in diesem Abschnitt, ab Kapitel 5, Vers 1, gibt es eine Ermahnung – eine Art Ermahnung, von der ich allerdings hoffe, dass niemand unter uns sie jemals nötig haben wird. Denn es geht hier um die letzte Stufe eines Gemeindezuchtprozesses: den Gemeindeausschluss.
Viele Christen denken, dass Gemeindeausschluss etwas ist, das eigentlich in Gemeinden nicht vorkommen sollte. Sie empfinden ihn als sehr lieblos und damit überhaupt nicht christlich. Schließlich haben wir Christen das Doppelgebot der Liebe. Andererseits haben wir gerade gehört, wie Jesus im Matthäusevangelium Gemeindezucht bis hin zum Gemeindeausschluss anordnet.
Tatsächlich kann und sollte ein Gemeindeausschluss immer nur als ein Akt der Liebe vollzogen werden. Gerade weil wir das Doppelgebot der Liebe haben, kann ein Gemeindeausschluss in bestimmten Situationen unvermeidbar sein. Wenn wir darauf verzichten – und wir werden sehen, dass die Korinther das taten – dann handeln wir weder in Liebe gegenüber dem Herrn, der sie anordnet, noch in Liebe gegenüber dem Sünder, noch in Liebe gegenüber der Gemeinde.
So möchte ich uns einladen, zu hören, was Gott uns durch sein heiliges Wort zu diesem, zugegeben, schwierigen Thema zu sagen hat. Meine Hoffnung und mein Gebet sind, dass wir diese Worte als Worte aus dem Munde unseres liebenden Vaters hören – des Gottes, der die Liebe ist.
So spricht er zu uns auch durch die Worte aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 5.
Predigttext und Gebet zum Beginn
Unser Predigttext heute ist das gesamte fünfte Kapitel. Ich lese uns 1. Korinther 5,1-11:
„Überhaupt geht die Rede, dass Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, wie sie nicht einmal unter den Heiden gibt, dass einer die Frau seines Vaters hat. Und ihr seid aufgeblasen und seid nicht vielmehr traurig geworden, so dass ihr den aus eurer Mitte verstoßen hättet, der diese Tat begangen hat.
Ich aber, der ich nicht leiblich bei euch bin, doch mit dem Geist, habe schon, als wäre ich bei euch, beschlossen über den, der solches getan hat. Wenn ihr in dem Namen unseres Herrn Jesus versammelt seid und mein Geist samt der Kraft unseres Herrn bei euch ist, soll dieser Mann dem Satan übergeben werden zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.
Euer Rühmen ist nicht gut. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben einen Passalam, das ist Christus, der geopfert ist.
Darum lasst uns das Fest feiern, nicht im alten Sauerteig und nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern im ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit.
Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr nichts zu schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen. Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen in dieser Welt oder die Geizigen oder Räuber oder Götzendiener, sonst müsstet ihr ja die Welt räumen.
Vielmehr habe ich euch geschrieben, ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber. Mit so einem sollt ihr auch nicht essen.
Denn was gehen mich die da draußen an, dass ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind? Gott aber wird die, die draußen sind, richten. Verstoßt ihr den Bösen aus eurer Mitte.“
Ihr Lieben, dieser Text lehrt uns letztendlich vier wesentliche Aspekte des Gemeindeausschlusses. Er nennt uns einen Grund, er gibt uns einen Aufruf, er nennt dann das Ziel und er beschreibt die Grenzen von Gemeindezucht und konkret auch des Gemeindeausschlusses.
Das sind die vier Punkte der Predigt, die ihr in euren Gottesdienstblättern vor euch liegen habt. Bevor wir auf diese vier Punkte eingehen, möchte ich mit uns noch einmal beten, dass der Herr uns wirklich hilft, sein Wort anzunehmen:
Vater, schenk uns Ohren zu hören, gib uns Herzen, die bereit sind, dein Wort dankbar aufzunehmen, und rüste du uns so zu, zu jedem guten Werk. Das beten wir durch Jesus Christus. Amen.
Hintergrund und Problem der Unzucht in Korinth
Wir haben, wie gesagt, bisher im ersten Korintherbrief nach einer kurzen Einleitung einen längeren Abschnitt betrachtet, in dem es um Streit und Parteiungen in der Gemeinde ging. Über dieses Thema war Paulus berichtet worden. Er schreibt in Kapitel 1 von den Leuten der Chloë.
Hier spricht er nun ein Thema an, über das ihm ebenfalls etwas berichtet wurde. Allerdings sagt er nicht, wie diese Nachricht zu ihm kam oder wie sie ihn erreicht hat. Das sehen wir in Vers 1, wo es heißt: "Überhaupt geht die Rede, dass Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, wie es sie nicht einmal unter den Heiden gibt, dass einer die Frau seines Vaters hat."
Das Thema, das Paulus hier anspricht, ist Unzucht – radikale Unzucht. Unzucht beschreibt grundsätzlich jede Form von praktizierter Sexualität, typischerweise Geschlechtsverkehr, außerhalb des Schutzraums der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau. Das ist das, was die Bibel deutlich lehrt.
Wir sehen das ganz klar im 1. Korinther 7, dort wird erklärt, dass es eine Form von Sexualität gibt, die außerhalb der Ehe Unzucht ist. Nach der Heirat hingegen ist sie in Ordnung und gut. Ihr könnt für euch selbst noch einmal überlegen, was sonst noch als Unzucht gelten könnte.
Nun wissen wir also: Unzucht umfasst grundsätzlich alles, was Sexualität außerhalb des Schutzraums der Ehe zwischen Mann und Frau ist. Es gibt aber auch besonders schlimme Fälle von Unzucht, besonders radikale und abscheuliche Formen. Um einen solchen Fall handelt es sich hier.
Im dritten Buch Mose (Levitikus) bekommt Mose von Gott Anordnungen darüber, wie mit besonders krassen Formen von Unzucht umzugehen ist. Dort werden achtzehn Fälle erwähnt, darunter Inzest, Homosexualität, Sex mit Tieren und anderes mehr.
In diesem Kapitel, in dem besonders radikale Fälle von Unzucht beschrieben werden, heißt es in Vers 8 auch, dass eine besonders schlimme Form von Unzucht darin besteht, wenn ein Mann mit der Frau seines Vaters schläft, also mit seiner Stiefmutter. Genau das ist hier in Korinth geschehen.
Dieser Fall von schwerer, fürchterlicher Unzucht, der von Gott in besonderer Weise verurteilt wird, ist der Grund, warum Paulus nun einen Aufruf an die Gemeinde richtet: Ihr müsst etwas dagegen tun.
Das Problem war, dass die Gemeinde nichts unternahm. Die Korinther waren sogar stolz darauf – aufgeblasen, heißt es hier – vielleicht nicht darauf, dass die Sünde existierte, aber darauf, wie sie damit umgingen, dass sie das einfach geschehen ließen.
Das ist das, was Paulus in Vers 2 kritisiert: "Und ihr seid aufgeblasen und seid nicht vielmehr traurig geworden, dass ihr den aus eurer Mitte verstoßen hättet, der diese Tat begangen hat."
Wir wissen nicht genau, warum die Korinther so aufgeblasen waren. Es kann sein, dass sie die Gesetze des Alten Testaments für veraltet hielten. Vielleicht waren sie stolz darauf, so fortschrittlich und tolerant zu sein.
Klar, sie waren aufgeblasen, sie waren stolz. Paulus sagt jedoch, dass die richtige Herzenshaltung so aussehen sollte: Wenn wir in unserer Mitte schlimme Sünde sehen, sollten wir tief traurig werden. Das ist die richtige Reaktion.
Sünde sollte uns traurig machen. Es beginnt mit der Sünde in deinem eigenen Leben. Ich hoffe, du bist traurig über deine Sünde. Und es sollte uns ebenso traurig machen, wenn wir schlimme, radikale Sünde in der Gemeinde sehen.
Aber genau das war bei den Korinthern nicht der Fall.
Herausforderungen im Umgang mit Sünde heute
Das, was hier beschrieben wird, klingt vielleicht zunächst ungewöhnlich, doch es ist klar, dass wir auch heute noch in Gemeinden mit Fällen von Unzucht zu tun haben – teilweise sogar mit radikaler Unzucht. Das kommt selbst in den besten Gemeinden vor. Viele Gemeinden tun sich dann schwer damit, angemessen darauf zu reagieren.
Zum einen gibt es Gemeinden, die vielleicht ähnlich wie die Korinther damals überheblich sind und stolz auf ihre vermeintliche Toleranz. Sie halten biblische Morallehren für veraltet. Was zum Beispiel im 3. Mose 18 erwähnt wird, betrachten sie inzwischen als völlig akzeptabel. Nach ihrer Meinung kann es sogar gesegnet werden. Wir sehen also, dass es Gemeinden gibt, die ein völlig falsches Verständnis davon haben, was Gott gefällt und was Sünde ist.
Nun könnten wir es uns leicht machen und sagen: „Ja, da sind wir ja anders, das kommt bei uns nicht vor.“ Doch als ich über diese Verse nachdachte, wurde mir deutlich, dass auch wir durchaus gefährdet sein können, in anderer Weise einen falschen Stolz zu entwickeln, der uns daran hindert, zu tun, was Gott uns sagt.
Vielleicht sind wir stolz darauf, eine Gemeinde voller Gnade und Liebe zu sein, und haben dabei ein falsches Verständnis davon, was es heißt, zu lieben. Wir lieben einfach alles, ohne diese Liebe an Wahrheit zu koppeln. Oder wir halten uns für so gnädig, dass wir bereit sind, Sünde zu vergeben, selbst dort, wo sie gar nicht bekannt wurde und keine Buße stattgefunden hat.
Das ist ein falscher Stolz, denn ihm liegt ein falsches Verständnis zugrunde – ein falsches Verständnis davon, was biblische Gnade und Liebe wirklich sind.
Eine weitere Herausforderung, der wir in unserer Gemeinde begegnen könnten, ist ein falsches Verständnis davon, was es heißt, demütig zu sein. Wir erkennen an, dass wir alle Sünder sind. Deshalb haben wir in jedem Gottesdienst eine Zeit, in der wir unsere Sünden bekennen. Wir haben sogar gemeinsam gesungen: „Ich bin ein Sünder.“
Ein gewisser Stolz darauf, so demütig zu sein und das anzuerkennen, kann dazu führen, dass wir sagen: „Wenn wir alle Sünder sind, wie können wir dann über andere urteilen?“ Deshalb tun wir es nicht. Wir schauen erst einmal auf die Sünde in unserem eigenen Leben.
Dabei übersehen wir jedoch klar und deutlich, dass Jesus gesagt hat, wir sollen handeln, wenn wir Sünde sehen, damit sie sich nicht ausbreitet. Paulus korrigiert hier die Korinther für ihr falsches Denken und ihr falsches Handeln.
So radikale und öffentliche Sünde sollte zu tiefer Trauer führen und Konsequenzen haben. Deshalb ruft Paulus die Korinther zur Gemeindezucht auf – zum Gemeindeausschluss. Das sehen wir in den Versen 3 bis 5.
Aufruf zum Gemeindeausschluss
Da heißt es weiter: „Ich aber, der ich nicht leiblich bei euch bin, doch mit dem Geist, habe schon, als wäre ich bei euch, beschlossen über den, der solches getan hat. Wenn ihr in dem Namen unseres Herrn Jesus versammelt seid und mein Geist samt der Kraft unseres Herrn Jesus bei euch ist, soll dieser Mensch dem Satan übergeben werden.“
Ja, im Gegensatz zu den Korinthern hat Paulus große Klarheit darüber, wie die Korinther mit dem Unzüchtigen umgehen sollten. Paulus hat – wir haben das gerade schon gesehen in Vers 2 – gesagt, die Korinther hätten eigentlich in tiefer Trauer über die Sünde sein sollen. Sie hätten den Sünder aus ihrer Mitte verstoßen sollen.
Hier betont Paulus nun, dass er gar keine weiteren Details braucht. Sein Urteil steht auch schon aus der Ferne fest. Es ist klar und eindeutig. Eine solche skandalöse und dazu noch öffentliche Sünde sollte die Gemeinde dazu bringen, den Sünder aus der Gemeinde auszuschließen und ihn damit dem Satan zu übergeben.
Das klingt für uns vielleicht erst einmal etwas komisch, aber letztendlich ist damit einfach gemeint, dass ein Sünder genommen wird und man sagt: Du kannst nicht mehr in diesem Schutzraum der Gemeinde sein, unter der Herrschaft des Herrn, weil dein Leben uns zeigt, dass du da nicht hingehörst. Er wird herausgenommen aus der Gemeinde und quasi in die Welt übergeben, die unter der Herrschaft des Satan steht. Er wird dem Satan übergeben, er wird aus der Gemeinde ausgeschlossen.
Wir sehen hier, dass das, was beschrieben wird, wiederum ganz ähnlich ist wie bei Jesu Worten über Gemeindezucht in Matthäus 18. Dort wird von der ganzen Gemeinde, von der versammelten Gemeinde gesprochen. Also nicht ein Akt, den einige wenige machen, irgendwo im Verborgenen, sondern ein öffentlicher gemeinsamer Akt: Die Gemeinde schließt den Sünder aus.
Im Gegensatz zu den Anweisungen von Jesus in Matthäus 18 sehen wir hier aber keinen mehrstufigen Prozess. Wir haben gesehen, in Matthäus 18 geht es darum, dass man langsam die Sache hoch eskaliert: Erst ein persönliches Gespräch, dann Zeugen mitnehmen, dann vor die Gemeinde bringen und letztendlich ausschließen.
Hier ist es anders, und das hat, denke ich, damit zu tun, dass wir es hier nicht mit einer privaten, persönlichen Sünde zu tun haben. Matthäus 18 spricht von: „Sündigt dein Bruder an dir?“ Aber hier geht es um etwas, das so öffentlich und so skandalös ist, dass es zu einem sofortigen Gemeindeausschluss führen sollte. Dazu ruft Paulus die Korinther auf.
Der Gemeindeausschluss ist dabei die schärfste und letzte Ermahnung an den Sünder. Letztendlich wird dem Sünder durch den Gemeindeausschluss gesagt, dass er durch sein Leben nicht mehr bezeugt, dass Jesus sein Herr ist. Er lebt so, dass – egal was er sagt – sein Leben deutlich macht, dass er unter der Herrschaft eines anderen steht, dass er von der Sünde beherrscht wird.
Mir ist wichtig, dass wir das klar verstehen: Beim Gemeindeausschluss ist es also nicht so, dass wir jemanden als Gemeinde aus dem Reich Gottes ausschließen. Nein, was zum Ausschluss aus dem Reich Gottes führt, ist der Unglaube, der sich im fortgesetzten Ungehorsam offenbart.
Keine Gemeinde wird jemals einen Menschen, der vorher im Reich Gottes war, einfach nehmen und rausnehmen. Das hat er selbst getan. Sein Leben gibt deutliche Anzeichen dafür, dass er gar nicht zum Reich Gottes gehört, weil er nicht unter der Herrschaft Jesu lebt. Und zwar fortgesetzt, öffentlich und skandalös zeigt er: Ich werde beherrscht von meiner Sünde.
Das ist die Situation, mit der wir es hier zu tun haben. Und deswegen ist es mir auch wichtig, dass wir erkennen: Gemeindeausschluss ist nicht sofort notwendig, sobald jemand sündigt. Dann wären wir heute hier eine sehr kleine Versammlung, eigentlich wäre gar keiner mehr da.
Wir wissen, wir sind alle Sünder, wir brauchen Vergebung. Gerettet werden wir also nicht und Kinder Gottes sind wir nicht dadurch, dass wir sündenfrei leben. Das schaffen wir nicht, wir sind immer noch schwach.
Gerettet werden wir allein aufgrund der großen Gnade Gottes, in der er seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat, der allein sündenfrei gelebt hat. Dafür kam er, um das Leben zu leben, das wir hätten leben sollen – für uns. Er ist unsere Gerechtigkeit, nicht wir in uns selbst.
Dann nahm er unsere Schuld auf sich und zahlte sie am Kreuz. Deshalb musste Jesus sterben, damit Gott gleichzeitig gerecht sein kann und Sündern vergeben kann. Gerettet werden wir also allein aufgrund der großen Gnade Gottes, allein durch den Glauben an diesen Retter und Herrn.
Die Frage beim Gemeindeausschluss ist also nicht: Ist jemand Sünder oder nicht? Die Frage ist: Lebt er unter der Herrschaft des Herrn? Glaubt er an Jesus?
Nur zu sagen: Ja, ich glaube an ihn, aber dann fortgesetzt im Gegensatz zu dem zu handeln, was er sagt – das ist das Problem.
Christen streben danach, die Sünde aus ihrem Leben auszumerzen. Deswegen bekennen wir als Gemeinde miteinander unsere Sünden vor Gott und bitten ihn, uns nicht nur zu vergeben, sondern uns zu reinigen und zu verändern.
Ein hilfreiches Indiz, um zu erkennen, ob jemand wirklich Christ ist – vielleicht auch für dich persönlich, einfach mal als Denksportaufgabe, aber auch wenn du mit Menschen zu tun hast, von denen du merkst, dass sie intensiv mit Sünde zu tun haben – ist folgendes:
Ist die Sünde der Freund des Sünders, den der Sünder nun zu verteidigen versucht? Oder ist die Sünde der Feind des Sünders, gegen den der Sünder kämpfen will?
Christen kämpfen gegen die Sünde. Sie ist noch real, und wir kämpfen nicht immer gleich intensiv und nicht immer gleich erfolgreich. Aber letztendlich – und ich hoffe, wir können alle deutlich Ja und Amen dazu sagen – wollen wir die Sünde loswerden. Ja? Amen? Amen.
Das schien bei dem Mann in Korinth nicht der Fall zu sein. Er lebte in dieser sexuellen Beziehung mit seiner Stiefmutter und hatte sich dem einfach hingegeben. Es gab offensichtlich kein Anzeichen dafür, dass Jesus Christus wirklich der Herr seines Lebens war.
Das sollte die Gemeinde nun anerkennen und folgerichtig den Mann aus der Gemeinde ausschließen.
Ja, dazu ruft Paulus die Korinther auf, und dazu sind letztendlich auch wir aufgerufen. Das ist – und das möchte ich deutlich sagen – nicht nur ein Schritt des Gehorsams und der Liebe gegenüber Gott, der uns das so sagt. Es ist auch ein Schritt der Liebe gegenüber dem Sünder und auch gegenüber der Gemeinde.
Ziele des Gemeindeausschlusses
Und das bringt uns zum dritten Punkt der Predigt, nämlich dem Ziel oder auch den Zielen der Gemeindezucht, hier konkret des Gemeindeausschlusses.
Ich lese uns dazu noch einmal Vers 5, beginnend mit dem Anfang von Vers 5: „Dieser Mensch soll dem Satan übergeben werden zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.“ Dann fährt Paulus fort und sagt: „Euer Rühren ist nicht gut. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben ein Passahmal, das ist Christus, der geopfert ist. Darum lasst uns das Fest feiern, nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern im ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit.“
Wir sehen hier zwei Dimensionen, zwei Aspekte, wirklich zwei Zielrichtungen des Gemeindeausschlusses. In der zweiten Hälfte von Vers 5 sehen wir erst einmal den Sünder selbst. Er soll aus der Gemeinde ausgeschlossen werden. Dann heißt es: „zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.“
Um das deutlich zu sagen: Hier geht es nicht darum, dass wir den Menschen in zwei Teile zerlegen, Fleisch in die eine Richtung, Geist in die andere. Paulus hat beschrieben, dass fleischlich zu sein einfach ein Ausdruck dafür ist, dass die Sündennatur einen noch bestimmt – und zwar alle Aspekte des Lebens. In Kapitel 3 hat er die Korinther ermahnt und gewarnt und gesagt: „So wie ihr lebt, weiß ich gar nicht, ob ihr wirklich Christen seid, ihr lebt noch im Fleisch.“ Das ist hier gemeint.
Das heißt, das Fleisch, das verdorben werden soll, ist die Dominanz der Sündennatur. Das ist der alte Mensch, und der soll keinen Raum mehr bekommen. Der alte Mensch, die Sündennatur, soll getötet werden. Darum geht es hier.
Das Ziel der Ermahnung, des letzten Schrittes der Ermahnung, nämlich des Ausschlusses aus der Gemeinde, ist, dass der Sünder merkt: „Auweia! Jetzt gehöre ich nicht mehr zur Gemeinde. Ich bin draußen, ich bin dem Satan übergeben.“ Und dass er erkennt, wohin ihn seine Sündennatur bringt. Dann soll er den Kampf gegen die Sünde so aufnehmen, dass seine Sündennatur ihn nicht mehr dominiert, sondern getötet wird, sie verdirbt.
Das ist der eine Aspekt: zum Verderben des Fleisches.
Damit, wenn das Fleisch verdirbt, wenn die Sündennatur getötet wird, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn. Der Geist ist dann der neue Mensch, das geistliche Gesinnsein.
Das Ziel der Gemeindezucht ist also letztendlich ein letzter lauter Warnruf, der dazu führen soll, dass der Sünder umkehrt, seine Sünde erkennt, von ihr lässt und sich dem Herrn wieder zuwendet.
Ihr Lieben, ich hoffe, wir sehen: Das ist es, worum es Paulus geht. Das ist es, worum es uns gehen sollte, wenn wir zu einem Fall von Gemeindezucht kommen. Es ist keine Bestrafung, es ist nichts, das im Zorn geschieht. Es ist Ausdruck unserer wirklichen Sorge um den Sünder. Das ist Ausdruck unserer Liebe für ihn. Deswegen belassen wir ihn nicht einfach in diesem Zustand, der, wenn er so weiterlebt und Christus gar nicht als seinen Herrn hat, im Verderben enden wird.
Wir sind motiviert von einer Liebe, die möchte, dass dieser Mensch wirklich gerettet wird.
Als ich darüber nachgedacht habe, wurde mir bewusst: Ein Gemeindeausschluss zu üben ist in einer solchen Situation ganz ähnlich wie evangelistisch unterwegs zu sein. Das klingt vielleicht komisch für dich, aber Gemeindezucht zu üben und Evangelisation haben eigentlich genau das gleiche Ziel. Ich hoffe, das ist dir klar.
Wenn du ein Anliegen hast, dass Verlorene gerettet werden, dann lass Verlorene nicht einfach so leben, als ob alles in Ordnung wäre, sodass sie gar nicht gewarnt werden. Nicht dadurch, dass du einen Nichtchristen einfach so weiterleben lässt ohne Jesus. Nein, du willst hin wie in der Evangelisation und sagen: „Du brauchst Jesus, komm zu Jesus.“ Und genauso willst du jemanden, der sagt: „Ich gehöre jetzt zu Jesus“, aber sich komplett der Sünde hingegeben hat, sagen: „Komm zu Jesus, kehre um.“
Deswegen ist Gemeindezucht ein Akt der Liebe, ein echtes Anliegen für den Verlorenen. Für den Menschen, der so verloren ist in seiner Sünde, dass wir sagen: „Komm zurück!“
Ihr Lieben, ich hoffe, dass wir einander genug lieben, dass wir bereit sind, einander auch so ermahnend ins Leben zu sprechen. Bis dahin, dass wir, wenn es sein muss, bereit sind, auch jemandem mal zu sagen: „Du lebst gerade nicht so, dass wir sagen können, du bist Christ. Deswegen kannst du nicht mehr Teil der Gemeinde sein.“
Aber unser Verlangen ist: Wir sind traurig, dass wir das jetzt tun müssen. Unser Verlangen ist, dass du umkehrst und wir dich wieder aufnehmen dürfen.
Und Gott gebraucht das. Es ist ein Instrument, das Gott uns gibt und das Gott gebrauchen möchte.
In meiner Zeit als Pastor hier in der Gemeinde kann ich mich an zwei Fälle erinnern. Wir haben wenig Fälle von Gemeindezucht, wir schließen nicht so schnell jemanden aus, aber wir haben ein paar Fälle von Gemeindezucht gehabt. Und ich kann mich an zwei Fälle erinnern, in denen Menschen zurückgekommen sind, Buße getan haben und wieder in die Gemeinde aufgenommen wurden.
Das war genauso schön wie die Taufe eines frisch Bekehrten, fast noch schöner, weil ich schon eine Liebe für diese Menschen hatte und sehen durfte, wie sie zurückkommen.
Lasst uns die Menschen genug lieben, dass wir das tun.
Gemeindeausschluss als Schutz für die Gemeinde
Aber Gemeindezucht ist auch ein Ausdruck der Liebe für die Gemeinde. Darum geht es in den Versen 6 bis 8, die etwas kompliziert klingen. Paulus greift hier zurück auf ein alttestamentliches Geschehen und ein Fest, das bei den Juden gefeiert wurde: das Passafest. Bei diesem Fest erinnerten sich die Juden daran, wie Gott sie einst wunderbar aus der Sklaverei in Ägypten gerettet hatte.
Gott hatte Plagen gesandt, damit der Pharao sie ziehen ließ. Die zehnte Plage war dabei eine, bei der die Erstgeburt des Volkes sterben sollte. Die Juden sollten gerettet werden, indem sie ein Lamm schlachteten. Ein Passalamm und das Blut des Lammes sollten an die Türpfosten gestrichen werden. Dadurch würde Gott über sie hinwegsehen, ihnen gnädig sein und sie würden gerettet.
Dieses Passalamm war das zentrale Symbol des Festes. Das Neue Testament macht dann deutlich, dass Jesus dieses Lamm Gottes ist. Sein Blut ist es, das letztendlich rettet. In Jesus Christus haben wir unser Passalamm. Er ist für unsere Sünden gestorben, sodass wir durch seinen Tod Rettung finden.
Zu diesem Passalamm sollte dann Brot gegessen werden, und zwar ungesäuertes Brot. Tatsächlich dauerte das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage, beginnend mit dem Passafest. Der Sauerteig sollte aus allem Brot entfernt werden; es sollte kein Sauerteig mehr in den Häusern verbleiben.
Im Alten Testament ist nicht immer klar, warum das so ist. Paulus macht jedoch deutlich, dass dies eine symbolische Bedeutung hat – genauso wie das Lamm eine symbolische, hinweisende und schattenhafte Abbildung einer größeren Realität war. Er erklärt, was es damit auf sich hat: Der Sauerteig ist etwas, das den ganzen Teig durchzieht.
Die Gläubigen, die jetzt gerettet sind, sollen anders sein. Sie sollen anders leben. In gewisser Weise sollen sie wie der Teig sein, der jetzt befreit ist von dem Element, das ihn sonst durchzieht. Das ist das Bild, das Paulus hier gebraucht.
Er sagt deshalb: Nehmt das, was euch vorher durchzogen hat – die Sünde – heraus, damit ihr so lebt, wie ihr leben sollt: heilig und Gott hingegeben. Dieses Bild können wir uns gut vorstellen.
Sünde ist also etwas, das, wenn man ihr Raum gibt, sich ausbreitet. Das soll nicht zugelassen werden, weil es schädlich ist und dem ganzen Teig schadet. In gewisser Weise beginnt dieser Kampf gegen den Sauerteig im ganz persönlichen Leben. Dort darf der Sünde kein Raum gegeben werden, sonst breitet sie sich aus.
Wir wissen aus Erfahrung: Wenn wir der Sünde Raum geben, kommt schnell eine Sünde zur nächsten hinzu – ein ganzes Geflecht von Sünden entsteht. Und dort, wo Sünde nach außen sichtbar wird, infiziert sie andere gleich mit.
Deshalb ist der Auftrag, den Sauerteig zu entfernen, letztlich auch ein Auftrag, auf die ganze Gemeinde zu achten. Wenn ein Mensch in der Gemeinde lebt und sich der Sünde hingibt, und dies von anderen wahrgenommen wird, was tut der Sünder typischerweise, wenn er unbußfertig ist?
Er verteidigt seinen Freund, stellt sich zu ihm und sagt: „Das ist ja gar keine Sünde!“ Oder: „Das sind falsche Ansichten, man muss die Bibelstellen nur anders interpretieren, dann passt das alles.“ Das hört jemand, den die Sünde ebenfalls lockt, und denkt: „Oh, na dann!“ Andere hören das, sehen es und sagen: „Vielleicht hat Gott gar kein Problem damit, vielleicht ist das sogar etwas Gutes, was er uns schenken will.“
So greift die Sünde um sich. Wenn die Gemeinde dann danebensteht, nur zuschaut und sagt: „Ja, wir sind sehr tolerant“, breitet sich die Sünde weiter aus.
Paulus macht deutlich: Gebt dem Sauerteig keinen Raum, nehmt ihn weg!
Wir können uns das gut vorstellen: Wenn in einer Familie mehrere Kinder leben und der Vater sagt: „Macht das nicht! Auf gar keinen Fall!“, und ein Kind, vielleicht besonders frech, sagt: „Och, ich mache das einfach trotzdem!“, und der Vater sieht das und sagt nichts – was passiert dann? Die Geschwister machen es nach. Das ist das Problem: Es breitet sich aus.
Paulus macht klar: Es ist fast egal, was ihr sagt, wenn ihr keine Konsequenzen zieht. Wenn ihr zu Hause sagt: „Ich habe gesagt, das ist nicht gut“, das aber keine Folgen hat, ist das ein zweistimmiges Sprechen, das total verwirrend ist.
Wenn wir als Gemeinde predigen und sagen: „Wir wollen darauf achten, sexuell rein zu leben, wir bekennen Sünden und sagen, das geht nicht, das gefällt dem Herrn nicht, wir sollen danach streben“, aber es hat keine Konsequenzen, wenn jemand komplett anders lebt, dann kannst du predigen, was du willst.
Paulus sagt: Es muss Konsequenzen geben! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Deshalb war der Gemeindeausschluss absolut notwendig – aus Liebe für die Gemeinde, damit nicht viele andere auch noch infiziert werden.
Ihr Lieben, noch einmal: Ich hoffe, wir haben dieses Verlangen, dem Sauerteig keinen Raum zu geben – weder im persönlichen Leben noch im Leben der Gemeinde. Lasst uns miteinander darum kämpfen, Reinheit zu bewahren.
Grenzen des Gemeindeausschlusses
Aber das bezieht sich – und das bringt uns zum letzten Aspekt – auf die Gemeinde und nicht auf das Leben in der Welt. Hier kann es leicht zu Verwirrungen kommen, deswegen sind auch diese letzten Verse wichtig für uns.
Ich lese uns die Verse 9 bis 13 noch einmal vor:
„Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr nichts zu schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen. Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen in dieser Welt oder die Geizigen oder die Räuber oder Götzendiener. Sonst müsstet ihr ja die Welt räumen. Vielmehr habe ich euch geschrieben: Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber ist. Mit so einem sollt ihr auch nicht essen. Denn was gehen mich die da draußen an, dass ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind? Gott aber wird die, die draußen sind, richten. Verstoßt ihr den Bösen aus eurer Mitte!“
Wir sehen hier eine klare Trennung zwischen drinnen und draußen. Und der klare Auftrag zur Absonderung von Sündern – bis dahin, dass man mit denen, die man ausgeschlossen hat, sich nicht mehr einfach freundlich treffen oder gemeinsam essen soll – bezieht sich eindeutig auf den Kontext der Gemeinde.
In der Welt werden wir gar nicht verhindern können, dass wir es mit Menschen zu tun haben, die tief in Sünde verstrickt sind. Die Welt wird von der Sünde regiert. Wenn wir dem entgehen wollen würden – nein, wollen – dann müssten wir die Welt verlassen. Wir müssten die Welt räumen, wie es hier in Vers 10 gesagt wird. Das ist nicht unser Auftrag.
Es ist natürlich in gewisser Weise viel leichter – und ich glaube, das kennen wir auch so in unseren Herzen – auf die Welt da draußen zu schauen und all das Unzüchtige, Böse, Verlogene, Geizige und all das zu sehen. Dann stehen wir hier miteinander und schimpfen über die Politiker und die Sünder da draußen. Paulus sagt: „Hey Leute, da kümmert sich Gott darum. Bringt ihnen das Evangelium, das wird ihnen helfen. Schimpfen bringt jetzt hier gar nichts.“ Klar, Position beziehen, ja, klar, für die Wahrheit eintreten, ja. Aber worum ihr euch wirklich kümmern solltet, sind nicht die da draußen.
Unsere Verantwortung, einzugreifen, einzuschreiten und zu richten, wie er hier sagt, bezieht sich allein auf diejenigen, die sich drinnen aufhalten, die sich unsere Glaubensbrüder und -schwestern nennen, aber sich so der Sünde hingegeben haben, dass sie identifiziert werden. Ich hoffe, es ist euch aufgefallen, dass sie identifiziert werden als unzüchtige, geizige, Götzendiener, Lästerer, Trunkenbolde, Räuber.
Es geht also nicht um Menschen, die irgendwo mal in Sünde gefallen sind, umgekehrt sind und mit der Sünde kämpfen. Es geht hier um Menschen, die sich der Sünde komplett hingegeben haben. Es ist mir wichtig, dass wir das verstehen.
Nicht, dass wir jetzt hier anfangen, in der Gemeinde immer nur zu schauen, wo wieder einer gesündigt hat, und dann gleich – natürlich nur aus Liebe – den schnappen und sagen: „Hier, also den auch wieder raus!“ Es gibt Gemeinden, die machen das zum Hobby, möglichst viel Gemeindeausschluss zu haben. Dann fühlen sie sich sehr heilig. Naja, unser Ziel ist nicht das, unser Ziel ist das Gegenteil: möglichst alle zusammenzuhalten.
Und das heißt, wenn ich sehe, dass mein Bruder oder meine Schwester in Sünde gefangen ist, ist das Erste, was ich tue, gemäß Matthäus 18: Ich ermahne sie, ich komme an die Seite, ich weise sie darauf hin. Wir helfen einander, dem Weg der Nachfolge zu gehen. Wir helfen einander zu Recht im sanftmütigen Geist. Das ist der Ausdruck der Liebe.
Gerade wo ein Fall öffentlich, skandalös ist und wirklich großen Schaden anrichtet, müssen wir schnell eingreifen. Aber in den allermeisten Fällen von Sünden in der Gemeinde stehen wir einander zur Seite, ermutigen und spornen uns an, dass Gott gefällig ist. Dafür brauchen wir übrigens Gemeinde – das ist der Segen der Gemeinschaft: dass wir einander dabei helfen. Wir alle haben das nötig, vom Pastor bis zum jüngsten Gemeindemitglied. Wir alle brauchen das.
Hier geht es um Leute, die sich Christen nennen, aber eben gar nicht gegen die Sünde ankämpfen, sondern von der Sünde so dominiert werden, dass ihre ganze Identifikation ist: Das ist ein Götzendiener, das ist ein Trunkenbold, das ist ein Lästerer. Und diese Menschen, die so leben und davon so dominiert werden, sollen eben nicht mehr drinnen bleiben, sondern müssen nach draußen.
Gott will, dass wir diese klare Grenze erkennen: diese Grenze zwischen drinnen und draußen. In der Welt ist das nicht populär. Mehr und mehr sagen auch Gemeinden, das sollte man nicht mehr haben. Das sei ein exklusives Denken. Deswegen sei Gemeindemitgliedschaft nicht mehr möglich, sondern einfach ein offenes „Jeder kann kommen und gehen“. Das Drinnen-und-Draußen-Denken sei sehr exklusiv und sollte hinter uns gelassen werden. Es sei intolerant und engstirnig.
Aber Gott lehrt, dass er genau das will. Er spricht hier in aller Deutlichkeit von drinnen und draußen. Und tatsächlich zieht sich dieses Drinnen und Draußen durch die ganze Bibel, vom Anfang bis zum Ende.
Es beginnt im Garten Eden: Als die Menschen in Harmonie mit Gott lebten, waren sie drinnen. Als sie anfingen, Gott zu misstrauen, gegen ihn zu handeln und zu sündigen, kam es zum ersten Ausschluss. Die Menschen konnten nicht mehr drinnen sein, sie mussten nach draußen. Es war nicht gut für sie.
Die Sünde breitete sich aus, und Gott nahm sich vor, diese Welt zu richten. Aber er wollte einen Weg zur Rettung schaffen. Deswegen ließ er eine Arche bauen, so dass in der Sintflut nicht alle sterben mussten. Und wisst ihr was? Die, die drinnen waren, wurden gerettet. Alle, die draußen waren, wurden gerichtet.
Später rief Gott sich ein Volk zusammen, und das Volk zog durch die Wüste. Es gab ein Lager, und alle, die rein waren, waren im Lager. Die Unreinen, die sich verunreinigt hatten, mussten draußen bleiben.
Dann zog das Volk Israel ins gelobte Land ein, und der Auftrag Gottes war: In diesem Land sollen nur die leben, die ihn als ihren Herrn anerkennen. Die sollen drinnen sein. Alle anderen sollt ihr verstoßen nach draußen. Die Gottlosen müssen draußen bleiben.
Und so ist es eben auch in der Gemeinde: In der Gemeinde sollen die zusammenkommen, die zu Gottes Volk gehören, die Jesus Christus als ihren Retter und Herrn kennen. Die sollen drinnen sein.
Das heißt: Wenn du Christ bist und bisher noch ohne verbindliche Mitgliedschaft in einer Gemeinde bist und dich damit der Möglichkeit entziehst, dass die Gemeinde dich auch ermahnen kann – bis hin zu einer Gemeindezucht –, dann komm rein! Du sollst drinnen sein.
Andererseits sollen die, die eben nicht unter der Herrschaft Jesu leben, die sich der Sünde hingegeben haben, nach draußen.
Und, ihr Lieben, all das hat ein großes Ziel. Denn eines Tages wird es ein ultimatives Drinnen und Draußen geben. Unsere Hoffnung und unser Ziel ist es, dass möglichst viele drinnen sein werden, wenn der Herr Jesus wiederkommt, um die Lebenden und die Toten zu richten.
Alle, die dann wahrhaft Jesus Christus als ihren Retter und Herrn kennen, werden drinnen sein – drinnen in der herrlichen Gegenwart Gottes für alle Ewigkeit.
Ich hoffe, du willst drinnen sein. Ich hoffe, du sagst dann: „Ich hoffe, dass es dann nicht so exklusiv ist und ich gehe mal rein und mal wieder raus und wieder rein und wieder.“ Ich hoffe, du sagst: Nein, ich bleibe drinnen.
Und ich hoffe, dass wir alles dafür tun, dass weder wir noch möglichst viele andere draußen sein müssen, da wo Heulen und Zähneklappern ist.
Gerade weil das unsere Sehnsucht ist, dass möglichst viele Menschen drinnen sind bei Gott, sollten wir, wenn nötig, bereit sein, auch jemanden aus der Gemeinde auszuschließen.
Ihr lieben Gemeindezuchten und der Gemeindeausschluss sind ein von Gott angeordneter Weg, um Menschen, die in der Gefahr stehen, eines Tages draußen zu sein, obwohl sie denken, dass sie drinnen sind, zu warnen.
So sollen sie von ihrer Sünde überführt werden, damit das Fleisch verdirbt und der Geist am Tage des Herrn gerettet wird.
Möge der Herr uns in Treue zu ihm, in Liebe zu ihm, in Liebe zu den Sündern und in Liebe zur Gemeinde so gebrauchen.
Schlussgebet
Ich bete mit uns, himmlischer Vater, dass unser Gebet erhört wird: dass wir eine Gemeinde sind, in der Du regierst. Herr, Du siehst, wo in jedem einzelnen Leben der Sauerteig der Sünde Raum bekommen hat.
Herr, wir wissen, dass der Sauerteig der Sünde das Evangelium erstickt und den Glauben schwächt. Hilf uns, auf uns selbst und auf unsere Gemeinde Acht zu geben. Schenke uns genug Liebe, nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Brüder und Schwestern. So können wir einander im Kampf gegen die Sünde helfen.
Lass uns einander anspornen, diesen Kampf ernst zu nehmen. Herr, gib uns den Mut und die Klarheit, dort, wo es nötig ist, den letzten Schritt zu gehen. Ermahne Menschen, die sich Geschwister nennen, aber sich nicht so verhalten. Wenn es sein muss, hilf uns, sie aus der Gemeinde auszuschließen – jedoch nur für eine kurze Zeit –, damit sie umkehren und gerettet werden.
Amen.