Herr, wir danken dir, dass du uns ein Wort schenkst und nicht schweigst. Du kennst uns und weißt, was wir brauchen.
Wir bitten dich, dass du an diesem Morgen so zu uns redest, dass wir dich besser kennenlernen. Lass unser Leben deutlicher auf dich ausgerichtet werden.
Hilf uns, besser und intensiver aus deiner Kraft und aus deinen Möglichkeiten zu leben. Amen!
Die Bedeutung des Bibellesens für die Beziehung zu Jesus
Vers 3 bis 12 ist heute der Text.
Was hat Bibellesen für einen Sinn? Das ist ja kein Selbstzweck. Bibellesen hat den Sinn, dass wir Jesus besser kennenlernen. Das wiederum bedeutet, dass unser Vertrauen zu ihm gestärkt wird.
Wenn man eine Freundschaft hat, dann redet man miteinander. Wenn man miteinander redet und lebt, lernt man sich besser kennen. Dann wird das Vertrauen gestärkt und tiefer begründet. Wenn man nicht mehr miteinander redet und nichts mehr voneinander hört, entfremdet man sich. Dann geht auch das Vertrauen langsam verloren.
Deshalb ist Bibellesen so unendlich lebenswichtig für die Beziehung zu Jesus. Unser Glaube wird nur dann gestärkt, wenn unser Vertrauen neue und vertiefte Gründe findet, indem wir Jesus besser kennenlernen.
Das gilt natürlich besonders für die Bergpredigt. Die Bergpredigt ist die Regierungserklärung Jesu, die Regierungserklärung des Messias. Hier kann man spüren und hören, wer er ist, was er will, was er gibt und was das für uns bedeutet. Wir sollen in seiner Nachfolge leben.
Es ist also unglaublich wichtig, die Augen in die Bibel zu stecken. Mir ist in einigen Gesprächen gestern klar geworden – und das hat mich ganz besonders gefreut –, dass auch Freunde unter uns sind, für die es jetzt gar nicht darum geht, dass ihr Glaube oder ihr Vertrauen zu Jesus gestärkt wird. Manche ringen noch mit sich, ob dieser Jesus eigentlich das ganze Vertrauen ihres Lebens wert ist.
Da ist das Bibellesen wie das Aufblättern eines Prospektes, in dem wir durchschauen und fragen: Wer ist das? Kann ich ihm vertrauen? Was will er eigentlich? Was bietet er? Was sagt er? Was tut er?
Was auch immer jetzt deine Situation ist – ob du noch innerlich ringst, ob er das Vertrauen wert ist und dich dann entscheidest, ihm zu vertrauen und dich fest an ihn zu binden, oder ob du schon angefangen hast und dein Glaube Nahrung braucht, dein Vertrauen Gründe – das Bibellesen ist dabei von großer Bedeutung.
Einführung in die Bergpredigt und ihre Zuhörerschaft
Wir lesen Matthäus 5. Ich lese mal ein paar Verse vorweg, zwei, drei, die bei euch vielleicht nicht drinstehen, falls ihr keine Bibel habt, was natürlich auch ganz praktisch ist.
Es heißt da im letzten Vers von Kapitel 4: „Es folgte ihm eine große Menge aus Galiläa, aus den zehn Städten, das ist Transjordanien, aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordan.“
Als er aber das Volk sah – es war eine ziemliche Menschenmasse –, ging er auf einen Berg, setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach.
Das ist eine lange Diskussion in der Auslegungsgeschichte der Bergpredigt gewesen: Für wen ist sie eigentlich gesagt? Das ist ein bisschen schillernd. Es ist von dem großen Volk, von der großen Menge die Rede, und dann heißt es, er nimmt die Jünger dazu. War die Rede nur exklusiv für die Jünger?
Wenn ihr mal eben umschlagt, sofern ihr eine Bibel habt, dann zum Schluss der Bergpredigt, Kapitel 7, Vers 28, da heißt es: „Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre.“
Die Schlussfolgerung daraus ist, dass das ganze Volk zugehört hat. Sonst hätten sie sich auch nicht entsetzen können. Denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht, wie die Schriftgelehrten, nur als Begründung.
Das heißt, es ist immer beides da: Jesus redet zum ganzen Volk. Seine Jünger sind um ihn herum. Und wir werden beim Lesen der Bergpredigt schnell merken, dass die Kreise, die er anredet, mal enger, mal weiter gezogen sind. Mal sind Worte gesagt, die den Jüngern im Besonderen zugesprochen sind und sie in ganz besonderer Weise meinen. Aber alle dürfen mithören.
Bei den Christen, bei Jesus, gibt es keine esoterischen Lehren, also keine nur nach innen gerichteten, geheimen Lehren, die man als Arkanwissen bezeichnet. Geheimhaltung, bei der nur einige wissen, und die anderen nicht. In den inneren Zirkeln werden dann geheime Sachen ausgeguckt, die draußen nicht so bekannt werden dürfen.
Auch wenn etwas ganz nach innen gesagt wird, auch wenn es für die gedacht ist, die im Glauben wachsen und schon gereift sind, dürfen alle mithören. Jesus spielt immer mit offenen Karten.
Ich habe beobachtet, dass das vielleicht auch eine der hilfreichsten Formen ist, zum Glauben zu kommen. Das ist überall da, wo Christen sich in die Karten schauen lassen. Menschen suchen nach Kostproben, nach Beispielen der Jesusnachfolge.
Das, was wir in unserer Verkündigung sagen, ist nötig, aber es ist nur ein Teil, nur die Außenseite. Es kommt den meisten Menschen wie eine Schaufensterdekoration vor. Die muss ja auch bei einem Geschäft sein, man bietet etwas an, was man zu verkaufen hat.
Aber wie schon gesagt, manchmal ist der Verdacht da, dass das Schaufenster schöner dekoriert ist als die Wirklichkeit, die dahinter ist und die es dann hält.
Deshalb haben viele Menschen das Bedürfnis, nicht nur unsere Schaufensterdekoration und Auslagen zu bewundern, sondern mal reinzuschauen, mal mitzuleben.
Das ist auch die Stärke eines solchen Kongresses, dass man ein paar Tage zusammen ist und sich kennenlernt, auch da, wo man nicht so gut drauf ist. Man kann ja nicht immer diese „Keep smiling“-Haltung durchhalten.
Es ist wichtig, dass man uns kennenlernt, wie das ist, wie wir unter Stress reagieren, bei Zahnschmerzen und wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie uns schmecken. Denn dann kommt raus, wer wir wirklich sind, wie wir mit den Schwächen umgehen, und dann zeigt sich, was Jesus bedeutet.
Wenn man das nicht anschauen darf, wenn man das nicht miterleben darf, dann haben die Menschen, die noch nicht an Christus glauben, ein begründetes Misstrauen. Ein begründetes Misstrauen, dass man unserem Wort nicht trauen darf.
Wer sich nicht in die Karten schauen lässt, dem kann man auch nicht trauen, wenn er redet.
Und das ist bei Jesus so: Er redet mit offenen Karten. Deshalb ist es gar nicht so wichtig, dass man hier künstlich unterscheidet, ob das nun nur für die Jünger war oder für alle.
Alle dürfen zuhören. Und wen es trifft, den trifft es. Jesus ist völlig unkalkulierbar in der Art und Weise, wer durch welches Wort wie erwischt wird. Das ist toll.
Die Bergpredigt als Glückwunsch und Lebensweg
Jetzt lese ich weiter. Es ist interessant, dass die Regierungserklärung mit einer Reihe von Gratulationen beginnt. „Selig sind“ heißt es da. Das muss ich am Anfang erst einmal erklären.
Luther hat das Wort „selig“ sehr geliebt. Es kommt nämlich häufig vor. Ehrlich gesagt, meine ich, ihr könnt damit wahrscheinlich eine Menge anfangen. Ich selbst konnte damit nie viel anfangen. Ich habe immer an so Besoffene gedacht, also „weinselig“. Das war das Einzige, was ich damit verbinden konnte.
Was bedeutet „selig“? Da ist jemand selig, doch er schwebt so auf der Wolke Nummer sieben dahin. Jetzt sind sie selig. Bei Verliebten kann man das noch verstehen, wenn sie mit verklärten Glupschaugen in die Welt schauen. Jetzt sind sie selig, nicht? Hängen im Schachturm Duli, ja.
Normalerweise verbinden wir mit dem Ausdruck „selig“ einen Gefühlszustand. Das ist hier aber nicht gemeint, sondern es ist ein Gratulationsausdruck. „Glücklich zu preisen“ heißt es. Gratulieren kann man denen. So kommt es auch im Alten Testament vor, wo „aschre ha-ich“ heißt, das bedeutet „wohl dem Menschen“. Gratulieren kann man dem Menschen, bei dem das oder das jetzt passiert oder der dies und das tut. Es ist ein Glückwunsch, eine Glücklichpreisung, eine Gratulation: Du bist glücklich, du bist groß, gut dran.
Ich muss hier noch eine Klammerbemerkung machen: In der Luther-Übersetzung, zumindest im Neuen Testament, kommt häufig der Ausdruck „selig werden“ vor. Da steht dann ein anderes Wort im Griechischen, das so viel heißt wie „gerettet werden“. Da steht nicht „glücklich zu preisen sind“, sondern „gerettet werden“, „selig werden“ allein durch Jesus. Das heißt „gerettet werden“. Das ist ein herber Ausdruck, der eher mit Notarztwagen zu tun hat als mit seligen Stimmungen, nicht? Gerettet werden, zum Heil kommen, wieder ganz werden, wieder in Ordnung kommen mit dem Leben und der Beziehung zu Gott.
Das nur, um das Vokabular mal mit dem Seligsein etwas zu sortieren.
Unser Thema ist das. Es ist überhaupt das Thema der Moderne. Seitdem in der amerikanischen Erklärung der Menschenrechte „Pursuit of Happiness“ – das Streben nach Glück – zu den Grundrechten des Menschen erklärt wurde, wurde zum ersten Mal in der modernen Zeit thematisiert, was unser eigentliches Ziel ist: the pursuit of happiness, das Streben nach Glück. Das ist typisch. Das war vorher nicht so für alle verbindlich ausgedrückt, und das verrät etwas von den Entwicklungen der modernen Zeit: Wir wollen unser Glück!
Das Streben nach Glück – die große Preisfrage ist halt, wie man es bekommt, wie man es will und wie man es anstrebt. Dass man es sich erträumt, heißt ja noch nicht, dass man es hat.
Deshalb ist es hochspannend zu lesen, wem Jesus gratuliert, wem er zuspricht, dass er ein glücklicher Mensch ist, dass er gut dran ist, dass er zu preisen ist.
Ich lese von Vers 3:
Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind die, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind die, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind die, um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles gegen euch reden, wenn sie damit lügen.
Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.
Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.
Vier Gruppen, denen Jesus gratuliert
Wem wird gratuliert? Ich sehe vier verschiedene Gruppen, denen gratuliert wird. Erstens sind das die Beschenkten, zweitens die Bedrängten, drittens die Wartenden und viertens die Geprägten.
Da ich den Workshop Bibelarbeit und keiner schläft noch nicht mitgemacht habe, kann ich nicht garantieren, dass nicht doch jemand schläft. Vor allem, weil ich nicht weiß, wie lange er heute Nacht geschlafen hat. Deshalb habe ich eine Nummerierung eingeführt. So kann jeder, wenn er aufwacht, wieder nachvollziehen, wie viel er verschlafen hat.
Das ist weiter nicht schlimm. Wir sind hier auf dem Kongress zusammen, damit man Austauschgruppen bilden und Fragen stellen kann. Zum Beispiel: „Ich schlief bei Nummer zwei, was sagte er so richtig?“ Dann entsteht eine fruchtbare Gesprächsgruppe, und das ist ganz wunderbar. Das muss ich nur zu nutzen wissen.
Die Beschenkten: Geistlich Arme
Also, erstens: Die Beschenkten sind diejenigen, die geistlich arm sind, denn ihnen gehört das Himmelreich, die Königsherrschaft der Himmel.
Eine alte Streitfrage lautet: Wer sind die geistlich Armen, die Armen im Geiste? Ist damit der Geist des Menschen gemeint oder der Geist Gottes? Unter den Auslegern gibt es unterschiedliche Meinungen dazu. Kürzlich wurde in einer Untersuchung zur Bergpredigt deutlich und nachdrücklich festgestellt, dass nicht der Geist Gottes gemeint ist, sondern der Geist des Menschen – arm im Geist.
Wie ist das beim Lukas, in Lukas 6, in der Parallelstelle? Dort heißt es: „Selig sind die Armen“, und das klingt so, als seien tatsächlich die materiell Armen gemeint. Ist hier also eine geistige Bedeutung gemeint oder wirklich materielle Armut?
Das ist gar nicht so schwierig, wie man denkt. In Israel hingen diese beiden Aspekte eng zusammen. Wer materiell arm war, hatte oft kein Geld, um lesen und schreiben zu lernen. Die Armen waren deshalb auch die, die nicht mitlesen oder mitreden konnten, also keine Bildung hatten. Keine Bildung zu haben bedeutete oft auch, die Schrift nicht lesen und verstehen zu können.
Das Armsein umfasste also das ganze Leben: Man hatte nichts, weder menschlich noch materiell, aber auch intellektuell und bildungsmäßig nicht. Das hieß dann auch ganz schnell, religiös nichts vorzuweisen zu haben.
Im Alten Testament gibt es aber auch eine Reihe von Aussagen, besonders in den Psalmen, in denen die Armen und die Frommen eng miteinander verbunden sind. Die Armen sind diejenigen, die nichts mehr in den Händen halten und alles von Gott erwarten müssen. Weil sie in sich selbst nichts mehr haben – ihnen wurde alles weggenommen, ihnen ist Unrecht getan worden –, müssen sie alles von Gott erwarten. Sie kennzeichnet aber auch die Haltung, dass sie alles von Gott erwarten wollen. Deshalb sind die Armen in den Psalmen die Frommen.
Das hat Jesus im Blick, wenn er das sagt. Arm sein kann also auch bedeuten, arm im Sinne des Geistes Gottes zu sein. Das heißt, vor Gott nichts besitzen, nichts in Händen haben, was man vor Gott anbieten oder auf das man sich berufen könnte. Geistlich arm im Sinne des Geistes Gottes, aber auch im Sinne des Menschen, seines Geistes und seines ganzen Wesens.
Und diese armen Menschen bekommen Glückwünsche, Gratulationen. Ist das eine romantische Betrachtungsweise der Armut? Es gibt ja unglaublich schöne Geschichten, bei denen einem die Tränen kommen, wenn man von armen, lieben Menschen redet, die so und so sind. Man könnte fast Lust bekommen, selbst arm zu sein.
Doch wer in obdachlosen Quartieren war oder in Lateinamerika oder Asien, hat kein Interesse mehr an einer Romantisierung von Armut. Das ist die verkommene Lebensphilosophie von Wohlstandsbürgern, die, vollgefressen wie sie sind, sich eine romantische Betrachtung des armen Lebens erlauben. Aber sie denken natürlich nicht ernsthaft daran, so zu leben. Wir würden es ja keine drei Wochen aushalten, wenn wir das Wasser der Armen trinken müssten. Nach 14 Tagen wären wir schon tot, weil wir die schlechten Lebensbedingungen nicht überstehen würden.
Denn zur Armut gehört heute, dass das Trinkwasser das ist, was bei uns durch Jauchegruben oder Abwasserkanäle läuft. Das heißt Armut bedeutet, dass es nichts Gesundes gibt weit und breit und dass man sich die Pest an den Hals bringt. Da hört die Romantisierung schnell auf.
Nein, nein, das wollte Jesus nicht. Ganz im Gegenteil. Aber warum gratuliert er denen? Was ist die Begründung? Denn „ihnen gehört das Reich, die Königsherrschaft der Himmel“. Ihnen gehört das Reich Gottes, das Himmelreich ist im jüdischen Sprachgebrauch eine Umschreibung für die Königsherrschaft Gottes.
Ihr wisst, dass fromme Juden versuchten, den Namen Gottes so weit wie möglich zu vermeiden. Sie hatten die Sorge, dass man ihn missbrauchen könnte, denn Gott ist heilig. Das wurde manchmal übertrieben, aber manchmal wünsche ich mir ein bisschen mehr von diesem Bewusstsein.
Bei uns habe ich manchmal den Eindruck, dass wir Gott behandeln, als wäre er der letzte Schussel oder Kumpel, den wir herumstupsen können, ohne Gespür dafür zu haben, dass Gott in seiner Heiligkeit der Herr aller Herren ist. Es ist wirklich eine Lebensgefahr für uns, Gott zu beleidigen.
Weil sie die Sorge hatten, dass der Name Gottes oder auch Gott selbst missbräuchlich verwendet werden könnte, versuchten sie, einen Sprachgebrauch zu entwickeln, bei dem der Name Gottes vermieden wird. Der Name Gottes wurde gar nicht ausgesprochen, stattdessen sagte man immer „Herr“.
So heißt also das Himmelreich die Königsherrschaft Gottes. Was wird versprochen? Denen gehört die Königsherrschaft Gottes. Was heißt das? Gott regiert, Gottes Regierungsmacht gestaltet die Lebenszusammenhänge. Die Herrschaft Gottes bedeutet: Ich bin drin in diesem Fürsorgeraum, wo Gott der Herr ist, wo seine Lebensgebote gelten.
Der Schöpfer weiß, wie Leben zum Blühen kommt und was passieren muss, damit das Leben wirklich zur blühenden Entfaltung gelangt. Das Reich Gottes heißt, ich lebe in dem Bereich, in dem Gott dafür sorgt, dass das Leben durch seine Wegweisungen zum Leben blüht. Er nähert das Leben mit seiner schöpferischen Lebenskraft.
Durch sein liebevolles Wort und seine tägliche Fürsorge gibt er dem Leben den Nährboden, damit es sich entwickeln kann. Ich darf daran beteiligt sein, dass uns die Königsherrschaft Gottes gehört.
Das ist mehr, als nur Empfänger zu sein. Wir haben auch Verantwortung. Als Staatsbürger in Gottes Herrschaft sind wir mitbeteiligt, Mitregenten. Wir tragen Regierungsverantwortung, dürfen in seinem Namen handeln, seine Schöpfung verwalten und Verantwortung für andere Menschen und die Dinge übernehmen.
Das heißt, wir sind an Gottes Seite mitbeteiligt an seiner Herrschaft. In Gottes Herrschaft liegt eine enorme Würde und Sinngebung für mein kleines Leben. Ich bin wichtig, Spiegelbild Gottes, beauftragt, die Schöpfung zu bauen und zu bewahren – das ist Gottesherrschaft.
Jesus sagt also: Denen, die dazugehören und denen die Gottesherrschaft gehört, denen kann man gratulieren. Das verstehe ich. Aber nun sagt er, es gibt nur eine Sorte Menschen, denen man gratulieren kann, weil ihnen die Gottesherrschaft gehört – das sind die Armen, die geistlich Armen.
Warum? Weil man die Gottesherrschaft nur geschenkt bekommen kann. Das heißt, nur die Menschen, die vor Gott nichts mehr vorzuweisen haben, die leere Hände haben, die nicht mehr kommen und sagen: „Herr, ich habe mich bemüht, ich habe das getan, ich besitze das und das, ich habe das gedacht“, sondern die sagen: „Herr, ich habe nichts zu bringen, alles bist du.“
So heißt es im alten Erweckungslied: Wer das so sagen kann, wer sich nicht mehr zu schade ist, wer sich nicht mehr schämt, Bettler zu sein, dem gratuliert Jesus.
Die Armut in sich wird hier nicht verherrlicht oder romantisiert. Es wird nur die Voraussetzung fürs Reich, das Beschenktwerden, großartig dargestellt. Deshalb gratuliert Jesus den geistlich Armen, denn sie allein sind die Beschenkten.
Dieser Satz ist das Vorzeichen der gesamten Bergpredigt. Was auch immer sonst noch in der Bergpredigt gesagt wird: Wenn du dieses Vorzeichen, diesen ersten Satz vergisst, wirst du alles missverstehen.
Der wichtigste Einleitungssatz lautet: Reinkommen kann nur in Gottes Reich, wer es sich schenken lässt. Teilhaben kann nur, wer es sich schenken lässt. Deshalb gibt es niemanden, der es nicht bekommen kann.
All die Reden, in denen jemand sagt: „Ich kann es nicht, ich habe mich bemüht, aber es ist für mich so schwer“, verraten nur, dass diese Person noch zu reich und zu stark ist. Sie denkt noch an das, was sie hat, was sie tun kann, und will wenigstens ihre guten Vorsätze als forderungswürdiges Eigenkapital anbieten.
Erst wer begriffen hat: „Ich kann es nicht“, und das auch wirklich meint – nicht nur so tut, als ob –, ist an dem Punkt, an dem er die Gratulation verdient. Der kann beschenkt werden.
Das gilt nicht nur am Anfang des Christseins, sondern das bleibt ein ganzes Christenleben so. Manche tun sich am Anfang schwer, Christ zu werden, weil sie diese Eingebildetheit nicht ablegen können. Sie meinen, sie würden gedemütigt und erniedrigt, wenn sie sich etwas schenken lassen müssten.
Das ist manchmal so: Es ist demütigend, wenn man sich wie ein Bettler etwas schenken lassen muss. Aber es kommt auch darauf an, von wem man etwas geschenkt bekommt. Sich von Gott beschenken zu lassen ist nicht erniedrigend, sondern erhöht uns zur höchsten Würde, die denkbar ist.
Deshalb gibt es kein Leben, ohne dass ich mir das schenken lasse. Der ganze Krampf, der damit zusammenhängt, dieser religiöse Krampf, macht Menschen krank. Ich sage: Das ist für manche die Schwierigkeit beim Einstieg in den Glauben.
Aber es ist für viele auch das Grundproblem in der Entwicklung ihres Glaubens. Manche denken: Am Anfang bin ich so, da brauche ich alles geschenkt, da kann ich es nicht. Aber dann muss ich doch wachsen, stärker werden, eigenständig werden und es dann tun.
Und dann sind sie völlig enttäuscht und verzweifelt, wenn sie merken, dass sie versagen, Rückschläge haben und ihr Leben sich nicht so phantastisch heilig entwickelt, wie sie es sich im Sinne Jesu wünschen. Dann werden sie verbittert.
Sie denken: Man kann doch nicht ewig und drei Tage nur von der Vergebung leben, das ist doch charakterlos, man muss sich doch auch weiterentwickeln. Und dann wundern sie sich, dass sie Schwierigkeiten mit dem Reich Gottes und mit Jesus haben.
Weil sie nicht kommen wie die Bettler, weil sie nicht als geistlich Arme kommen und sich nicht beschenken lassen.
Der letzte Satz, den Luther auf seinem Sterbebett gesagt hat, war: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Das ist Anfang und Ende des Christseins, das ist unser Reichtum: Wir sind Bettler, das ist wahr.
Und Jesus gratuliert den Bettlern, weil sie reich beschenkt werden mit der ganzen Königsherrschaft Gottes und allem, was dazugehört.
Das ist das Erste.
Ich sage das noch einmal unter seelsorgerlichen Gesichtspunkten: Wenn sich jemand quält mit Gewissensbissen oder mit einer Gewissheit, die er nicht hat, dann macht euch bitte klar:
In dem Augenblick, in dem ich in mich hineinschaue, wer ich bin, was ich kann, was ich habe, ob mein Beten richtig ist, ob mein Glaube richtig ist, ob meine Freude richtig ist, ist das alles typische religiöse Verkrampftheit.
Ich suche, was ich anzubieten habe. Wegschauen auf Jesus, leere Hände hinhalten und sagen: „Ich danke dir, Herr.“
Der Dank ist die ausgestreckte leere Hand des Glaubens, die die guten Gaben von Jesus annimmt: Danke, Jesus, dass du für mich gestorben bist, dass du für mich auferstanden bist. Danke für deine Heiligkeit und Gerechtigkeit, dass sie jetzt meine Heiligkeit und Gerechtigkeit sind.
Ich danke dir, dass du mich so voraussetzungslos annimmst.
Wir sind Bettler, das ist wahr.
Gratulieren kann man also denen, die Bettler sind.
Die Bedrängten: Verfolgte um der Gerechtigkeit willen
Zweitens die Bedrängten. Ist euch beim Lesen aufgefallen, dass es zwei Seligpreisungen gibt? Also Seligpreisungen im engeren Sinne, die sprachlich stark rhythmisch geprägt sind. Eigentlich erstrecken sie sich von Vers 3 bis Vers 10. Die Verse 11 und 12 sind noch zusätzlich dazu, was man daran merkt, dass Jesus dort etwas anders spricht.
In Vers 3 und Vers 10 ist die Begründung dafür, warum Jesus gratuliert, dieselbe: Denn ihnen gehört das Himmelreich. In der ersten Seligpreisung gratuliert Jesus den Beschenkten, den Armen, und in der letzten gratuliert er denen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.
Anschließend wird das noch einmal ausgelegt und verstärkt: "Gratulieren kann man euch, wenn euch die Menschen um meinetwillen beschimpfen." Es heißt hier: schmähen, beschimpfen, verfolgen und verleumden. Das ist ein ernstes Thema. Ich weiß nicht, ob ihr das erlebt habt, wie sehr einen das verletzt, wenn man merkt, dass jemand Böses über einen redet, was nicht stimmt – hinten herum.
Da sagt Jesus zu denen: Wenn euch das passiert, sofern die Leute daran lügen – also wenn sie behaupten, ihr seid Geizkragen, ihr aber wirklich Geizkragen seid, dann braucht ihr euch nicht als Märtyrer zu fühlen. Aber wenn sie daran lügen, wenn sie also lügen, sagt er, dann seid fröhlich und getrost. Das lohnt sich. Ihr seid in bester Gesellschaft.
Wieso? Jesus sagt hier: So ist es den Propheten gegangen. Und vor allem ist es ihm selbst ergangen. Die Gratulation bedeutet: "Ihr seid auf dem richtigen Kurs."
Was passiert da eigentlich? Der Vorteil des Beschenktwerdens ist ja, dass ich dankbar bin. Und aus Dankbarkeit sage ich: Jesus, dir will ich gehören – mit Haut und Haaren. Du hast alles für mich geschaffen, du hast mir ein neues Leben gegeben. Aus Dankbarkeit will ich dir mit meinem ganzen Leben zur Verfügung stehen.
Das ist ja Christsein: Die ganze Lebensgestaltung in der Nachfolge Jesu ist nichts anderes, als dass jemand sagt: Aus Dankbarkeit soll Jesus jetzt das Sagen haben. Ich will jetzt nach deinem Willen fragen. Dir glaube ich, dass du den richtigen Kurs weißt. Ich glaube keinem anderen mehr, denn nach dem, wie du dich beschenkt hast, glaube ich keinem anderen mehr, dass er mir den richtigen Kurs zeigen kann.
Deshalb sind deine Gebote mir so wichtig. Aus Dankbarkeit möchte ich meine praktischen Dinge im Leben gestalten – meinen Umgang mit Geld, mit meinen Eltern, mit meinen Kindern, mit meinen Geschwistern, mit meinen Kollegen, Schulkameraden, Nachbarn. Aus Dankbarkeit möchte ich diese Beziehungen so gestalten, wie du dir das denkst. Herr, sage mir, zeige mir deinen Weg.
Also: fest an Jesus dranbleiben – das ist die Reaktion aus Dankbarkeit. Und jetzt macht man das. Jetzt erlebt man das und entdeckt: Es gibt Druck. Man erwartet eigentlich, wenn ich mit dem Sieger verbunden bin, mit dem auferstandenen Sieger, dann wird mein Leben ein Siegesleben.
Ich bin ja mit dem Stärksten, mit dem Allmächtigen verbunden. Das heißt doch, dass ich jetzt mit den kleinen Schwierigkeiten dieses Lebens leicht fertig werde. Man erwartet, dass das ganze Leben auch wirklich ein Siegesleben ist, wo es so richtig wie Superman durchgeht: up and away.
Deshalb kratzt man sich am Kopf, wenn es plötzlich Schwierigkeiten gibt. Wenn es heißt, wir bekommen Druck, es wird eng, es gibt Misserfolge. Plötzlich will wegen Jesus beruflich nichts mehr weitergehen, weil man merkt, die anderen mögen das nicht so gern, und es gibt Schwierigkeiten.
Man fragt sich: Lohnt sich das mit der Ehrlichkeit wirklich? Da kann etwas nicht stimmen. Wir neigen dazu – das ist auch ein Zeichen unserer Zeit, aber es ist auch ganz menschlich in allen Zeiten so gewesen –, bei Schwierigkeiten zu überlegen, ob der Weg, den ich gehe, noch gut ist.
Wir haben da so einen Mechanismus drin: Tue ich Gutes, lebe ich gut, soll es mir gut gehen? Geht es mir nicht mehr gut, ist der Weg, den ich gehe, vielleicht auch nicht gut? Deshalb ist unsere Logik: Wenn ich Schwierigkeiten habe, dann stimmt etwas mit meinem Glauben nicht.
Wenn das mit Jesus wirklich stimmen würde, müsste doch die Post richtig abgehen. Alle Widerstände müssten links und rechts umfahren werden wie Pappkameraden. Doch das tun sie nicht. Es gibt eine Menge Prügel. Es gibt Tausende von Christen, die wegen Jesus ihr Leben lassen müssen.
Das heißt: Sie sind in Nöte gekommen, aus denen sie nicht in letzter Minute noch gerettet wurden. Es ist ganz übel und tödlich ausgegangen – gefoltert und verhungert, geschändet, aller Ehre verlustig gegangen. Wie kann das sein?
Da ist Jesus es sehr, sehr wichtig, dass er uns am Anfang sagt, ganz am Anfang seiner Regierungserklärung: Ihr sollt wissen, das Bedrängtsein ist keine Infragestellung eures Weges mit mir, sondern eine Bestätigung.
Wenn ihr verfolgt, beschimpft, verleumdet werdet, dann ist das die Bestätigung: Ihr seid auf dem richtigen Kurs, wie Jesus. So sind sie mit ihm umgegangen. "Was erwartet ihr?", hat er seinen Jüngern gesagt. "Sie haben mich als Satan beschimpft und verdächtigt. Sie werden euch doch nicht besser behandeln als mich, euren Herrn. Wundert euch nicht."
Ihr seid bei Jesus, und mit ihm leben wir gegen den Strom. Wir sind in bester Gesellschaft von Jesus und den Propheten.
Ich will zur Veranschaulichung mit euch ein paar Verse aus dem ersten Petrusbrief lesen. Wer ein Neues Testament dabei hat, kann es gerne aufschlagen. Erster Petrusbrief Kapitel 4 erklärt, dass Menschen, die jung sind im Glauben, das gleiche Problem hatten, wie ich es gerade beschrieben habe.
Sie dachten: Wo sind wir denn jetzt hingekommen? Da hat Jesus uns ermutigt und erzählt, dass er das Leben ist und dass er Erfüllung bringt. Und jetzt hier gibt es nur Prügel, nur Schwierigkeiten. Wo kommen wir denn da hin?
Wenn das Streben nach Glück das Wichtigste im Leben des Menschen ist, dann ist Jesus uns herzlich willkommen, solange er uns bei diesem Streben nach Glück hilft. Wir meinen damit Wohlbefinden, Glücksgefühl, Schmerzlosigkeit.
Aber wenn es Schmerzen gibt, heißt es in Kapitel 4, Vers 12: "Ihr Lieben, lasst euch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung. Tut nicht so, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wunder haben mögt."
Selig seid ihr, hier noch mal gratuliert, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen. Denn der Geist, der Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch.
Petrus sagt hier, das ist ein Zeichen, dass der Heilige Geist in euch ist und dass ihr diese Reibungshitze des Widerstandes erfahrt. Niemand aber unter euch soll leiden als Mörder, Dieb, Übeltäter oder als jemand, der in ein fremdes Amt greift.
Leidet er aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern ehre Gott mit diesem Namen.
Das ist eine der beiden Stellen im Neuen Testament, wo der Ausdruck "Christ" vorkommt. Noch einmal zur Apostelgeschichte, wo dieser Begriff erfunden wurde als Schimpfname auf den Straßen von Antiochien: Christianoi – das sind die Christus-Spinner.
Hier heißt es: Leidest du als Christ, war das ein Schimpfname. Im Neuen Testament verbindet sich mit dem Ausdruck "Christ" Spott und Widerstand, der Druck durch die Umwelt.
Deshalb soll man sich nicht schämen, sondern Gott mit diesem Namen ehren. Deshalb haben die Christen diesen Namen zu ihrem Namen gemacht. Er war erst ein Schimpfname, den die Feinde gebraucht haben.
Dann haben die Christen gesagt: Richtig so! Wenn man von uns redet, dann soll man sofort den Namen von Jesus Christus in den Mund nehmen. Denn wenn man nicht von Jesus geredet hat, hat man von uns überhaupt nichts gesagt.
Deshalb habt ihr Recht, nennt euch uns die Christusleute. Nennt uns so, ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen: Die Bedrängten gratulieren den Bedrängten.
Die Wartenden: Geduldige in Erwartung des Trostes
Drittens: die Wartenden. Können wir zwischendurch ein Lied singen? Wo ist der Organist hier? Wo seid ihr? Kommt, Orgel raus, irgendjemand aufstehen! Ihr seid ja in der Hälfte eingepennt, alle so bleich und müde, hängen in den Seilen wie die letzten Geigen. So, Geigen hängen ja gar nicht in den Seilen, oder? Im Himmel, im siebten Himmel hängen sie.
Welchen Choral singen wir? Nummer acht? Achtzehn! Lasst uns jetzt aufstehen und singen! Nummer achtzehn: „Seid nicht bekümmert.“ So, ich mache mal leidenschaftlich weiter in den dritten, zwei anderen Gruppen. Also, wem kann man gratulieren? Erstens den Beschenkten, zweitens den Bedrängten und drittens den Wartenden.
Den Wartenden ist euch aufgefallen: Die erste Zusage steht in der Gegenwartsform. Ihnen gehört das Reich Gottes. Das heißt, jetzt gehört es euch, das Reich Gottes. Es gibt eine Gegenwartsform und eine Zukunftsform. Das Reich Gottes bricht an, indem Jesus kommt, stirbt und aufersteht. Jetzt ist es da, und es wird vollendet, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Das heißt, wenn ich das Reich Gottes jetzt bekomme, steige ich in die Lebensgemeinschaft mit Jesus ein. Aber ich habe noch eine offene Zukunft vor mir, auf die großes Gewicht gelegt wird. Das wird jetzt deutlich bei den nächsten drei Zusagen:
Selig sind die, die Leid tragen, denn sie werden getröstet. Sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
Jetzt muss ich nochmals etwas sagen: Vorhin haben wir über das Himmelreich gesprochen und warum die Juden „Himmelreich“ sagen und nicht „Reich Gottes“. Sie hatten eine Art Redeweise, die ihr kennen solltet, um den Gottesnamen nicht missbrauchen zu müssen. Sie haben in einer Passivform umschrieben, wenn sie vom Handeln Gottes reden wollten.
Also: „Selig sind die, die da Leid tragen, denn Gott wird sie trösten.“ Ein frommer Jude umschreibt das, indem er sagt: „Denn sie werden getröstet werden.“ Damit meint er nicht: Irgendwie wird es da schon irgendwo eher Trost geben, nach dem Regen scheint die Sonne, nach jedem Winter ein Frühling und so. Sondern es geht darum: Gott wird sie trösten.
Das ist völlig eindeutig in jüdischer Redeweise. Jesus war Jude. „Selig sind die Sanftmütigen, denn Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben“, heißt es. „Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn Gott wird sie mit Gerechtigkeit sättigen.“ Das muss man mitdenken. Die Verheißung heißt: Gott wird es tun, Gott wird es tun.
Aber trotzdem ist das ein ganz, ganz kritischer Punkt. Wenn es überhaupt ein Charakteristikum unserer Zeit gibt, der gegenwärtigen Haltung, Lebenshaltung, des Zeitgeistes – übrigens gibt es zwei Ausdrücke, die auch in der englischsprachigen Welt als deutsche Fremdwörter benutzt werden, unter anderem der eine ist „Kindergarten“ und der zweite ist „Zeitgeist“.
„Zeitgeist“ ist immer wunderbar zu hören, wenn man sagt: „We are talking about the Zeitgeist, the Zeitgeist.“ Was ist der Zeitgeist? So die Stimmung, das Denken, die Haltung einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gegend. Und der Zeitgeist unserer Zeit – das kann man neulich in einer neuen Jugendstudie über das Verhältnis von Jugend und Religion schriftlich bestätigt bekommen, wieder in komplizierten Ausarbeitungen – da steht dran, dass die Erwartungshaltung junger Leute heute sei, und ich behaupte, dass das gar nicht nur ein Kennzeichen junger Leute ist, sondern dass meine Generation das ganz weitgehend mitprägt, dass wir da stark gesellschaftlich eins sind:
Ich will alles, aber jetzt. Das Schlimmste, was man tun kann, ist jemanden vertrösten. Deshalb ist das Übelste, was man vom Christentum sagen kann: „Die wollen einen auf den Himmel vertrösten, aufs Jenseits vertrösten“, sagte man Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Das war die wichtigste Kritik am Christentum.
Freud hat in seiner Schrift „Die Zukunft einer Illusion“ zum Schluss geschrieben, den bekannten Freidenker-Satz: „Den Himmel überlassen wir den Pfaffen und den Spatzen. Wir lassen uns nicht aufs Jenseits vertrösten.“
Vertrösten, schreibt er, auf ein Grundstück, von dem niemand etwas gesehen hat und auf das jetzt möglicherweise Hypotheken aufgenommen werden sollen. Vertrösten. In der Jugendstudie bei Heiner Barth, die ich vorhin erwähnte, heißt die zusammenfassende Beschreibung der Haltung junger Leute in unserer Zeit: der Glaube an das heilige Diesseits, an das heilige Diesseits. Ich will das Glück ganz, aber jetzt!
Psychologisch ist das leicht zu erklären, wie es dazu kommt: Der Verwöhnungseffekt. Den kann man ganz schnell erklären, wenn jemand viele Wünsche erfüllt bekommt und nicht lernt – also als kleines Kind nicht lernt –, sich mit einer Verweigerung, einem Nein auseinanderzusetzen. Immer wenn er sagt: „Mama, ich will ein Eis“, dann kriegt er gleich dickes Eis. Und nur mit dem Roller, Flugzeug und Maschinenpistole, du kriegst alles ganz schnell. Denn das ist ja Liebe. Die Liebe schenkt ja und tut auch das, was der Mensch will.
Und das ist die einzige Möglichkeit, der einzige Weg, wie man einen Menschen lebensuntüchtig macht. Denn wenn jemand viele Wünsche erfüllt bekommt und dann irgendwann das Leben halt nicht so ist, irgendwann passiert es, dass er auf die Realität knallt, wo ihm jemand knallhart deutlich macht, dass er nicht kriegt, was er will. Und wenn er nicht gelernt hat, diese Belastbarkeit zu entwickeln, nicht fertig zu werden mit Enttäuschungen, mit Verweigerungen, mit Nein, mit Verzicht, dann rastet er aus: „Ich will alles jetzt!“
Viele gehen heute daran zugrunde, dass sie mit Verzicht und Entbehrung nicht leben können. Da rastet es völlig aus, unfähig, Spannungen auszuhalten. Wir sind Kinder unserer Zeit. Da soll niemand so tun, als ob das ein Problem von Nichtchristen wäre. Das ist das Problem von uns Christen auch. Wir sind ja drin in diesem Klima einer Verwöhnungsgesellschaft.
Und das Klima, das Kennzeichen einer Verwöhnungsgesellschaft ist, dass je mehr man hat, desto mehr will man. Das heißt: Je mehr Wünsche ich mir erfüllen kann, umso unzufriedener werde ich. Außenstehende aus armen Ländern der Welt sagen: „Da in Deutschland müssen die glücklichsten Pilze herumstehen, die überhaupt in der Welt wachsen, was die alles haben: jeden Tag morgens, mittags und abends zu essen, sauberes Wasser und in Urlaub fahren.“ Was ist das denn? Drei Viertel der Weltbevölkerung haben noch nie gehört, was das überhaupt ist, Urlaub zu machen oder so.
Wir machen Jugendarbeit in Afrika, in Asien. Da machen sie sich Gedanken, was man in der Freizeit macht. Was ist denn Freizeit? Was wir in der christlichen Jugendarbeit machen, ist im Überlebenskampf helfen, dass jemand einen Beruf trägt, dass jemand überhaupt ein paar Pfennige oder Dosen verdienen kann. Über Freizeit nachzudenken und wie ich sie gestalte, ist doch ein reiner Luxus. Zwei Drittel, drei Viertel der Weltbevölkerung können sich gar nicht vorstellen, was das ist und wie man das macht.
Aber wir, die wir das haben, sagen, es ist ein Problem: viel Langeweile und nichts los. Das heißt, je mehr man hat, desto mehr will man, und je mehr Wünsche erfüllt werden, umso unzufriedener wird man. Und je unfähiger, Belastungen und Verzicht auszuhalten. Deshalb reagieren wir natürlich heftig auf das, was Jesus hier uns zumutet, wenn er sagt: Gratulieren kann man denen, die warten, die Hunger haben nach Gerechtigkeit, denen das auf den Nägeln brennt, dass es in dieser Welt noch nicht recht zugeht, die sich nicht abfinden können.
Gratulieren kann man denen, die sich sehnen nach einer Tröstung, nach einem Aufrichten und Aufmuntern aus dem Leid, aus der Traurigkeit, weil wir so verletzt sind davon, dass wir Menschen verlieren, die wir lieb haben. Und gratulieren kann man auch denen, Jesus sagt: Es ist schön, Masochist zu sein, und wer so richtig Lust hat an der Selbstquälerei, der liegt schöner, als zu trauern. Jesus ist doch nicht pervers.
Er gratuliert, weil die, die warten auf den Trost Gottes, dass Gott sie tröstet, dass Gott Gerechtigkeit schenkt. Nicht an irgendetwas – das ist eine trostlose Sache. Da kann man nicht gratulieren. Wer den leeren Himmel anstarrt und sagt: „Irgendwie wird doch irgendein blindes Schicksal hoffentlich irgendwas schaffen“, da ist nichts zum Gratulieren. Da kannst du nur herzliches Beileid wünschen.
Jesus gratuliert denen, die erwarten, dass Gott trösten wird in der Zukunft, dass Gott Gerechtigkeit schaffen wird und dass er den Sanftmütigen die Erde zum Besitz geben wird.
Nun ist es so: Selbst wenn ich mich mal auf unseren Zeitgeist einlasse, habe ich immer noch keine Probleme. Denn ich habe nie verstanden, wie einem Christen jemand vorwerfen kann: „Ach, ihr armen Schweine, ihr seid auf den Himmel vertröstet.“ Also die Art und Weise, wie ich wie Jesus lebe, möchte ich mit niemandem tauschen.
Ich gestehe zu, dass ich ein Genießer des Lebens bin. Ich gehöre nicht zu den Asketen von Natur aus. Ich esse gerne, ich freue mich gerne an den Schönheiten des Lebens. Ich habe ein lebendiges Verhältnis zu Sport, Erlebnis und Musik. Ich genieße die schönen Dinge, die schönen Menschen. Aber ich habe immer den Eindruck gehabt, dass ich seitdem ich Jesus kenne, alles noch in einem ganz anderen Glanz erlebe.
All die Schönheiten, die diese Welt bietet, haben für mich zusätzlich den strahlenden Glanz. Sie sind Geschenke des majestätischen Gottes, Kostbarkeiten des Schöpfers. Sie sind noch einmal schöner, als sie in sich selbst sind. Das heißt, ich brauche niemanden, der mich auf irgendetwas vertröstet.
Wenn ich nur wählen dürfte zwischen der Lebensweise, die ich als Christ mit Jesus jetzt habe, und dem, was ich ringsherum an Angeboten finde, würde ich keine Sekunde zögern, was ich wähle. 35 Jahre, die ich als Christ gelebt habe, sind durch dick und dünn gegangen, durch schwere Zeiten und Zerreißproben, durch viel Mühe und Arbeit. Aber ich möchte keinen einzigen Tag tauschen, keinen Tag ohne Jesus in dieser Zeit leben.
Nein, in Jesus habe ich hier das beste Leben, und sterblich wird er mir ein besseres geben. Das ist doch der Punkt: Dass es jetzt konkurrenzlos gut ist, mit allem, was noch anzubieten ist, und dass das noch gar nicht das Ende ist, sondern dass das Beste noch kommt.
Jesus sagt: „Das ist es, gratulieren kann man euch, ihr lebt von den Zinsen eines riesigen Kapitals.“ Stell dir vor, da hat einer so ein Riesenmillionenvermögen und lebt gut von den Zinsen, gut angelegt, bringt so eine Million im Jahr an sich schon, 90 bis 100 Mark Ertrag. Du musst dir mal vorstellen, er hat so ein paar Millionen davon und lebt also üppig von den Zinsen. Er greift das Kapital nicht an, denkt überhaupt nicht daran, von dem Vermögen auch nur eine einzige Mark wegzunehmen und zu verbrauchen.
Wenn zudem jemand kommt und sagt: „Was bist du denn für ein armes Schwein? Du wirst ewig auf die Zukunft vertrösten. Du darfst nichts von deinem Kapital nehmen. Was bist du doch für ein armer Dackel!“ Da würde der sagen: „Hast du was im Auge? Oder eine Schraube locker im Hirn? Oder ein bisschen Rost? Weißt du nicht, dass das das Zeichen des Reichtums ist, dass man jetzt üppig von den Zinsen lebt und sich leisten kann, sich aufs Kapital erst mal für irgendwann zu freuen? Dann geht es erst richtig zur Sache!“
Wir können es ja gar nicht verbrauchen, so gut und so viel wir haben. So ist es eigentlich mit Jesus. Das Reich Gottes schenkt es uns jetzt, ganz ist er da. Die Kraft des Heiligen Geistes gibt er uns jetzt, seine Fürsorge, seine Gebote, die Sinngebung im Dienst, in der Mitregentschaft mit Jesus in dieser Welt. Und dann sagt er: „Und es ist berauschend und faszinierend groß, dieses Leben. Und es kommt Größeres, es kommt Größeres.“
Jetzt ist es provozierend, dass er sagt: „Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen.“ Das ist eine Seligpreisung der Softies. Dann will ich mich zurückhalten, weil das Gerücht geht, dass das auch so ein Gegenwartsproblem ist. Denn gestern hörte ich im Radio, dass die Frauenstimmen in den letzten zwanzig Jahren tiefer geworden sind, die Männerstimmen höher geworden!
Was so ein richtiger Mann ist? Der ist ein Softie, der hält den Kopf immer etwas schief und sein Teetässchen immer etwas. Also, das ist schon schön, wenn man… Man weiß manchmal gar nicht mehr so richtig, ob es Männlein oder Weiblein ist. Aber da bin ich irgendwie zu alt für.
Aber das war jetzt nicht das Wort Gottes, sondern sozusagen eine zeitgeistkritische Zwischenbemerkung, die keine Autorität hatte. Nein, Jesus redet hier nicht von Softies. Das kann wechseln. Das sind Männerbilder, Frauenbilder, Wechsel durch die Zeit. Das sind gesellschaftliche Veränderungen, die sich immer verändert haben und verändern werden. Das ist relativ, nicht absolut.
Was er meint, sind die Sanftmütigen. Das sind alle, die eigentlich nicht die Macht haben, die vom Hebel der Macht vertrieben sind. Das sind nicht die, die draufhauen, nicht die, die sich durchsetzen können und sagen: „Das ist doch gegen jede Logik.“ Wenn er denen das Himmelreich, das Jenseits verspricht, wäre das ja prima. Aber er sagt: „Die werden die Erde besitzen, die Erde regieren.“ Das ist ein Hammer.
Nun sind wir in der glücklichen Lage, dass wir eine Generation sind, die in den letzten Jahren mal ein bisschen reinschauen durfte in Gottes Weltpolitik: Wie er das immer gemacht hat und wie er das zunehmend machen wird. Die Machthaber, die Wichtigtuer, die meinen, sie hätten die Hebel so fest in der Hand, wegzublasen, von heute auf morgen. Systeme, die die Weltrevolution auf ihre Fahnen schreiben und sagen, wir machen alles ohne Gott, in die Mülltonne der Geschichte.
Wer war Hitler? Wer war Napoleon? Wer war Caesar? Wer war Ludwig der Vierzehnte? Geschichte: Nicht aufgepasste Wüstengeister, mehr von diesen Wahnsinnsidioten, vermessenen Machthabern, die meinten, sie hätten die Hebel in der Hand und mit Verachtung auf diese Softies, auf diese Glaubensschwestern und -brüder herabblickten. Witze machten darüber, alle erledigt, alle erledigt, man kennt ihre Namen bald nicht mehr.
Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen. Er wird kommen und wird seine Kinder einsetzen, dass sie die Welt regieren. Deshalb geben wir nicht auf, deshalb versacken wir als Christen nicht in Selbstmitleid, weil wir wissen: Er wird uns trösten. Deshalb verlieren wir das Interesse an der Erde nicht.
Deshalb können Christen, die die Dinge der Erde gleichgültig anschauen, nicht verstanden haben, wer Jesus ist. Wir verlieren das Interesse an der Erde nicht, weil diese Erde es sein wird: eine verwandelte, erneuerte Schöpfung, die wir regieren und besitzen werden.
Die Geprägten: Barmherzige, Reine und Friedensstifter
Viertens und zuletzt die Geprägten. Die Geprägten, das haben wir gesagt, sind die Beschenkten. Sie gratulieren dem Beschenkten, dem Bedrängten, dem Wartenden und eben den Geprägten selbst.
Hier heißt es weiter: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Gott wird ihnen Barmherzigkeit geben. Selig sind die Reinen im Herzen, denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Das sind die Geprägten.
Bei ihnen schlägt Gott durch, sie haben sich von Gott eine Scheibe abgeschnitten. Die Barmherzigen sind es, von denen ich lebe. Seine Barmherzigkeit ist jeden Morgen neu. Ich lebe davon, dass Gott barmherzig ist. Das ist entscheidend.
Deshalb macht Jesus das zur Messlatte im Weltgericht. In Matthäus 25 werden wir an der geübten oder verweigerten Barmherzigkeit gemessen – gegenüber den Hungernden, den Durstenden, den Gefangenen und den Kranken. Jesus will, dass die Barmherzigkeit, die wir empfangen, auf uns abfärbt und uns prägt.
Dann ist da das reine Herz. Gott ist Licht, und wer ihm folgt, kommt ins Licht. Was ist ein reines Herz? Vor vielen Jahren habe ich ein schönes Beispiel gelernt, das mir sehr geholfen hat. Ich quälte mich sehr damit, dass mein Herz nicht rein sei. Da sind alle bösen, schmutzigen und gierigen Gedanken drin. Ich bin zu allem fähig in meinen Gedanken, und das empfinde ich überhaupt nicht als rein. Ich sehe auch keine Möglichkeit, es rein zu machen.
Je mehr ich mich darum bemühe, desto schlimmer erscheint es mir. Es ist ein Kampf wie mit einer Schlangenwut, wenn es um Motive, Gedanken und Phantasien geht. Was ist ein reines Herz?
Jemand hat mal gesagt: Ein reines Herz ist wie ein tränendes Auge. Du kannst nicht verhindern, dass dir Staub und Dreck reinfliegen. Aber wenn ein Auge gesund ist, dann tränt es so lange und schmerzt so lange, bis der Staub herausgespült ist. Es gibt keine Ruhe, bis der Dreck draußen ist.
Das ist ein reines Herz – ein Gewissen, das im Licht Gottes lebt, wie so ein Auge. Nicht, dass nicht dauernd Dreck reinfliegen könnte. Wir sind davor nicht geschützt. Man sieht Bilder, und die Phantasie läuft Amok. Man sieht Dinge, und die Habgier erwacht. Man sieht Menschen, und Neid oder Hass, Antipathie kommen hoch. Das springt einen an und wird von innen und außen ausgelöst.
Der Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen ist: Wenn man Jesus nicht kennt, findet man das normal. Das gehört dazu. Wenn ich Jesus kenne und sein Licht, dann beginnt das Auge zu tränen. Die Traurigkeit und der Schmerz über das Unrecht sind da, und ich kann nicht aufhören.
Nun hinkt das Bild etwas: Es sind nicht die Tränen, die ich selbst produziere, die mich reinigen, sondern dass ich komme und mich waschen lasse, reinigen lasse durch die Vergebung der Sünden.
Wenn wir im Licht wandeln, wie Gott im Licht ist, heißt es im 1. Johannesbrief, haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Das ist ein reines Herz – diese Unruhe, diese Traurigkeit.
Die größte Not in meinem Leben ist, wenn ich merke, dass diese Traurigkeit über die Sünde bei mir nachlässt. Wenn ich mich anfange zu arrangieren, Dinge normal finde, sage: „Machen ja alle, warum soll ich nicht?“, wenn ich anfange, Dinge zu beschönigen und zu verteidigen, mich daran gewöhne.
Dann bitte ich: Herr, gib mir eine neue Empfindsamkeit, dass ich wirklich in der Reinheit lebe, in deinem Licht lebe.
Zuletzt sind da die Friedensstifter, die Friedensmacher. Sie werden Gottes Kinder heißen. Ganz der Vater, sagt man da, ganz der Vater, wenn man ein Baby ansieht, oder ganz die Mutter – man meint die Ähnlichkeit.
Und Jesus sagt: Gratulieren kann man den Friedensmachern, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Das ist es. Ganz der Vater heißt zu ihm gehören.
Wir leben doch davon, dass Gott Frieden gemacht hat, dass er die Feinde, mich als seinen Feind, geliebt hat und Frieden geschaffen hat. Jetzt ist es das Selbstverständlichste, dass das Friedensmachen mich prägt.