Bevor ich mit dem eigentlichen Vortrag beginne, möchte ich Ihnen etwas zeigen – vor allem für diejenigen, die mich noch nicht so gut kennen. Ich habe eine Homepage, die heißt frogwords.de.
Dort finden Sie eine ganze Menge von mir. Es ist die Seite, auf der ich alles zusammenbringe, was mir wertvoll erscheint und weitergegeben werden sollte. Vielleicht gibt es ja das eine oder andere, das Sie interessiert, zum Beispiel Predigten, den Jüngerschaftskurs, Tipps zum Bibellesen, Freundschaft oder Ehe.
Auch ein Kommentar ist dort zu finden. Der Kommentar zu den Sprüchen ist bis Kapitel 22 verfügbar. Für alle, die mit dem Handy auf die Seite zugreifen, gibt es ein Extra: Ein Gebet für Martin Trommer, einen ehemaligen Praktikanten, der die Seite für die Handynutzung angepasst hat.
Früher war es so, dass man eine große Homepage nahm und diese dann ganz klein machte. Jetzt sieht die Seite vernünftig aus, wirklich toll. Mir gefällt das sehr. Nutzen Sie die Seite bitte: www.frogwords.de.
Das vorweg, nun komme ich zu meinem Thema: Sexualethik.
Einführung in das Thema und biblischer Kontext
Ein paar einleitende Gedanken
Anton hat uns gestern auf die Struktur von Sprüche 1 bis 9 hingewiesen. Ich mag Strukturen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Strukturen mag. In Kapitel 4, Thema gestern, geht es um das Thema: Du sollst die Weisheit umarmen, du sollst sie liebgewinnen, du sollst dich mit aller Macht nach ihr ausstrecken.
Morgen kommt dann Kapitel 5. Anton hat schon gesagt, dass Kapitel 4 und Kapitel 5 zusammengehören. Dort geht es um die Ehebrecherin. Das ist sozusagen das abschreckende Gegenbeispiel. Auch sie will nämlich umarmt werden, sie will geliebt werden, sie will mich verführen, sie will mich in ihren Bann ziehen.
Gestern wurde schon klar: Beim Thema Weisheit muss ich mich entscheiden. Ich muss mich entscheiden, was mein Herz gewinnen darf. Ist es auf der einen Seite Gottes Weisheit, eine Weisheit, die mit Gottesfurcht beginnt, also mit Gott selbst? Oder ist es meine Lust, mein Trieb, das, was so ungeheiligt natürlich aus mir herauskommt? Ich muss zwischen diesen beiden Dingen eine Entscheidung treffen.
Deswegen Kapitel 4: Dieses „Hey, es gibt zwei Wege, geh den Weg der Weisheit“. Und dann kommt Kapitel 5: Es gibt einen Gegenentwurf, dass du lebst nach dem, was in dir drinsteckt, dass du dieses negative Potenzial auslebst – am Beispiel der Ehebrecherin.
Ich muss eine Entscheidung treffen. Deshalb möchte ich heute Abend über Sexualethik sprechen, also über die Moral rund um das Thema Sexualität.
Ich weiß nicht, wie es dir bei dem Wort „Moral“ geht. „Moral“ klingt schon ganz schön verstaubt, oder? Moral! Ich denke da nicht ganz zu Unrecht an Gebote, an das, was richtig und was falsch ist.
Aber auch wenn es richtig ist, dass man bei dem Wort Moral an Gebote denken muss, ist es mir irgendwie zu wenig. Deshalb werde ich heute etwas wagen, was schiefgehen kann, das akzeptiere ich.
Ich werde nämlich die biblischen Gebote nur am Anfang streifen. Also wir fliegen da mal drüber hinweg, so mit Macht zwei. Dann werde ich am Ende sagen: Wenn du noch mehr Fragen hast, geh zu Frogwords, da ist viel gesagt, oder frag deinen Jugendleiter, der kann dir auch eine Menge sagen.
Und dann werde ich mich einem anderen Thema zuwenden. Ich bleibe irgendwie bei Sexualethik, das wirst du merken, und ich bin doch nicht da.
Und wenn du am Ende denkst: Jetzt bin ich verwirrt – das kann passieren. Das habe ich billigend einfach in Kauf genommen.
Grundlegende Gebote zur Sexualethik
Wir beginnen mit den Geboten, damit niemand sagen kann, dass das Thema Sexualethik komplett ausgeklammert wurde und das Thema verfehlt sei. Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich die wichtigsten Gebote zum Thema Sexualethik nennen.
Punkt eins: Ich nehme an, dass dir viele dieser Dinge bereits bekannt vorkommen. Das erste und wichtigste Gebot zum Thema Sexualethik ist, dass Gott dagegen ist, den Schambereich eines anderen Menschen anzuschauen. Muss ich das Wort „Schambereich“ definieren? Danke! Wenn du das nicht glaubst, dann lies dir einfach in aller Ruhe 1. Mose 9 durch. Das ist die Geschichte mit Noah, der betrunken in seinem Zelt liegt. Einer seiner Söhne, Kanaan, sieht ihn in diesem Zustand. Daraufhin gehen die anderen Brüder rückwärts ins Zelt, um ihren Vater zu bedecken. Kanaan wird verflucht. Dieses Motiv zieht sich durch die ganze Bibel: Wer andere Menschen zu seiner eigenen Belustigung entblößt, steht unter Gottes Fluch. Der Schambereich eines Menschen ist tabu. Aber Gott lässt grüßen. Erstes Gebot.
Punkt zwei: Auch davon gehe ich einfach mal aus, dass du es schon gehört hast und ich nicht viel dazu sagen muss. Für Gott gehört leidenschaftliche, prickelnde, erotische Sexualität ausschließlich in die Ehe. Und zwar nur dahin, quasi als Startpunkt die Hochzeitsnacht. Nicht umsonst feiert Salomo die Unschuld seiner Braut Sulamit im Hohenlied. In dem Abschnitt, der sich um die Hochzeitsnacht dreht, heißt es: „Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle.“ Ihr versteht das, oder? Man kann eine verschlossene Quelle sein, ein verschlossener Born – ja, das ist ein anderes Wort für Quelle – verschlossen. Da hat jemand etwas zugehalten. Gott! Und Salomo ist total begeistert und sagt: „Boah, meine Frau hat sich für mich aufgehoben.“ Warum freut sich Salomo darüber? Ganz klar, weil es Gottes Ideal ist.
Deshalb warnt Sulamit im Hohenlied auch dreimal – drei ist immer eine Zahl, die besondere Bedeutung hat: Wenn etwas einmal gesagt wird, ist es wichtig, bei zweimal ist es sehr wichtig, und bei dreimal ist es besonders wichtig. Deswegen warnt Sulamit auch dreimal davor, die sinnliche Seite der Liebe – nicht die Liebe an sich, sondern die sinnliche Seite – zu früh zu wecken. An anderer Stelle habe ich genug darüber gepredigt, warum man bis zur Hochzeitsnacht warten soll, was man lernen muss, bevor man miteinander schläft. Dieses Thema kann sich zu einer Art Büchse der Pandora entwickeln. Eigentlich ist es keine Büchse der Pandora, aber es kann sich so entwickeln, wenn man es zu früh öffnet. Bevor man miteinander intim wird, muss man einige andere Lektionen gelernt haben, damit am Ende alles gut klappt. Darüber ist genug gesagt worden von meiner Seite.
Wenn euch das interessiert, findet ihr auf rockwords.de unter der Rubrik „Ehe und Familie“ alles dazu. Einfach mal in Ruhe anhören, durchdenken und den Hohelied-Kommentar lesen. Das möchte ich jetzt als bekannt voraussetzen. Schön, ja?
Also: Punkt eins, Schambereich tabu; Punkt zwei, Sexualität gehört in die Ehe.
Punkt drei: Vielleicht ist dir – oder ich hoffe, es ist dir – klar, dass Anlagen und Prägungen nicht deshalb richtig sind, weil wir sie in uns finden. Ich werde jetzt etwas ganz Brutales sagen, vielleicht erschrickst du. Tut mir dann leid. Ich habe eine ziemlich schwierige Jugend hinter mir, geprägt von Einsamkeit und massivem Mangel an Bestätigung. Das führte dazu, dass ich in meinem Kopf einen Hang zu Gewaltfantasien entwickelt habe. Ich kann nichts dafür, will ich ehrlich sagen. Ich weiß, woher das kommt, ich kenne die Ereignisse meiner Teenagerjahre, die diese Gedanken und Verdrahtungen in meinem Gehirn verursacht haben. Ich bin nicht schuld daran, aber ich bin verantwortlich dafür, wie ich damit umgehe.
Ich bin verantwortlich dafür, was in meinen Gedanken passiert. Ich bin verantwortlich für die Reize, denen ich mich aussetze, welche Filme ich anschaue, welche Romane ich lese und was ich in mein Leben lasse. Paulus sagt in Römer 13,14: „Zieht den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht für das Fleisch.“ Du kannst vielleicht für manche Prägungen, die du hast, nichts, aber du kannst dafür sorgen, dass du Verantwortung übernimmst für deine Gedanken, für die Stimuli, denen du dich aussetzt, für das, was du sagst und tust.
Verantwortung für Sünde, auch für sexuelle Sünde, kannst du niemals auf die Umstände, deine Herkunft, Prägungen oder Veranlagungen schieben. Du musst dir anschauen – gerade im Bereich der Sexualethik –, was Gott will, und dann mit aller Geradlinigkeit ihm folgen. Ich sage das mal so: Dieses Anschauen, was Gott will, und dann mit meinen Möglichkeiten in aller Geradlinigkeit folgen, das ist Christsein. Christsein jenseits von Lippenbekenntnis und Schönwetterglauben.
Und auch das sage ich ganz klar von hier vorne: Ich werde dabei versagen, ich werde scheitern, du wirst versagen, und das ist nicht schlimm. Es ist einfach nicht schlimm. Warum? Weil wir unter Gnade leben, weil wir Sünde bekennen dürfen, weil wir uns immer wieder unter dem Kreuz ausruhen dürfen, um für die nächste Schlacht Kraft zu schöpfen. Es geht Gott in keinem Bereich deines Lebens um Perfektion oder Sündlosigkeit. Die wird dir tatsächlich erst in der Ewigkeit von ihm selbst geschenkt.
Ich finde das so herrlich: 1. Petrus 1,13 sagt, wir warten darauf, dass Jesus wiederkommt. Und was bringt er uns mit? Noch einmal: Was bringt er mit? Danke, Gnade, richtig! Warum? Weil wir sie brauchen, ganz einfach. Wenn Jesus wiederkommt, bringt er Gnade mit, weil wir sie brauchen.
Deshalb geht es Gott nicht um Perfektion und Sündlosigkeit – das ist absurd. Worum geht es Gott? Es geht ihm um Weisheit, um Reife, um Glauben. Das heißt, wir reden darüber, dass wir über Dinge nachdenken, dass wir Sachen ausprobieren, dass wir hinfallen, wieder aufstehen, nochmal nachdenken, nochmal ausprobieren, wieder hinfallen, wieder aufstehen – und so zieht sich das immer weiter. Das ist das, was Gott mit uns möchte.
Das ist alles, was ich zum Thema Gebote und Sexualethik sagen möchte.
Ermutigung zur eigenen Bibellektüre und Verantwortung
Ich habe heute Abend keine große Lust, mich davon zu überzeugen, was richtig und falsch ist. Lies einfach deine Bibel. Denk selbst nach. Ganz ehrlich: Überlege mal, was du liest, wenn du deine Bibel aufschlägst. Hör dir ein paar gute Predigten an, falls du noch ein bisschen Input brauchst.
Und dann mach Folgendes: Lass dich nicht von liberaler Theologie und dem Zeitgeist in die Irre führen. Weißt du was? Du hast den Heiligen Geist. Ist das nicht cool, wenn du gläubig bist? Wenn du noch nicht bekehrt bist, dann ist dir dieses Mittel leider verwehrt. Aber wenn du gläubig bist, dann hast du den Heiligen Geist.
Das heißt, du kannst deine Bibel einfach aufschlagen und sagen: Ich will selbst mal lesen, 1. Mose 9, was hat mir dieser Text zu sagen? Und bitte, bitte, bitte, glaubt mir, die Bibel ist nicht so kompliziert, wie man es manchmal darstellt. Es gibt schon ein paar schwierige Stellen. Zum Beispiel zu verstehen, dass das Herz der Verstand und nicht die Gefühle ist. Ja, da gibt es manchmal Sachen, die sind etwas schwieriger.
Aber die ganz groben, simplen Fragen – ist Gott nun dafür oder ist Gott nun dagegen? – das kriegt man schon raus. Das traue ich euch zu.
Deswegen lassen wir mal diese drei Punkte stehen: Punkt eins – Schambereich, Tabu. Punkt zwei – guter Sex gehört in die Ehe. Punkt drei – wenn du merkst, ich bin irgendwie schräg drauf, mach nicht jemand anders dafür verantwortlich, okay? Kümmer dich darum, dass du mit den dir gegebenen Möglichkeiten geradlinig lebst.
So, das zum Thema Gebote und Sexualethik. Ich möchte jetzt etwas anderes ansprechen. Ich möchte mit euch über ein Zitat nachdenken.
Die Verführung durch das Böse und die Sehnsucht nach Gott
Da ist es. Ich möchte über dieses Buch nachdenken. Ich lese es mal vor:
„Evil steals innocence and joy, it hates our potential intimacy with God, therefore it uses the desire God created in us for beauty, centrality and the hunger for wisdom to seduce us away from God.“
Darüber werden wir heute nachdenken. Nochmal! Jetzt haben die Letzten gelesen.
Gut, ich lese mal vor: Das Böse stiehlt Unschuld und Freude. Es hasst unsere Fähigkeit zur intimen Gemeinschaft mit Gott. Deshalb benutzt es unsere gottgegebene Sehnsucht nach Schönheit und Sinnlichkeit sowie unseren Hunger nach Weisheit, um uns von Gott weg zu verführen.
Es erscheint mir viel zu wenig, beim Thema Sexualethik vornehmlich über Gebote und Verbote zu reden – über das, was ich darf und das, was ich nicht darf. Ich glaube, dass Andrew, tja, Baumann wahrscheinlich nicht. Doch, doch, okay. Baumann, okay, dankeschön, Fritz, du bist mein Retter. Also Andrew Baumann: Ich glaube, dass er das total gut auf den Punkt bringt.
In uns gibt es eine tief verwurzelte Sehnsucht nach Schönheit, nach Sinnlichkeit und Weisheit. Wir wollen sehen, wir wollen fühlen, wir wollen wissen. Und daran ist nichts Falsches. Wir sind Menschen, geschaffen im Bild Gottes, um zu genießen und um zu verstehen.
Der junge Mann, der ein Problem hat mit Pornografie, der hat keinen Knacks. Seine Sehnsucht nach Schönheit und Sinnlichkeit legt er falsch aus, aber sie ist an sich nicht böse. Dasselbe gilt für die junge Frau, die sich vielleicht dem Drängen ihres Verlobten hingibt und Petting zulässt. Dieses Streicheln und Gestreicheltwerden an sich – hallo, ja, nicht vor der Ehe, das ist schon irgendwie doof, aber an sich ist da überhaupt nichts Böses dran.
Gott selbst hat diese Sehnsucht in uns hineingelegt. Ich habe oben gesagt: Nicht jedes Verlangen in uns oder was wir in uns spüren, ist von Gott. Aber diese ganz grundsätzliche Fähigkeit, das Schöne in dieser Welt schön zu finden, das Sinnliche zu genießen, das Kluge zu bewundern, dieses Potenzial zur intimen Gemeinschaft mit Gott – das hat Gott selbst in uns hineingelegt.
Die besondere Berufung des Menschen und die Beziehung zu Gott
Und wenn ich das so sage, dann möchte ich vor euch sinnbildlich meine Schuhe ausziehen, weil ich den Eindruck habe, an dieser Stelle heiligen Boden zu betreten – etwas, worüber sehr selten gepredigt wird.
Ich fange mal an mit den Worten: Du bist im Ebenbild Gottes geschaffen. Du stichst in dieser Schöpfung heraus, und das nicht nur, weil du sprechen kannst, weil du wählen gehst, weil du Kleidung trägst, weil du dich vielleicht in Mathe mit Kurvendiskussionen beschäftigst oder mit dem leckersten Schokomuffin-Rezept.
Du stichst heraus, weil Gott in dein Herz Ewigkeit hineingelegt hat. Du stichst heraus, weil es dir einfach nicht reicht, wie ein Hund zu leben. Du stichst heraus, weil du diese Frage nach dem Warum stellst. Du stichst heraus, weil du großartig bist. Du stichst heraus, weil der Grand Canyon neben dir zu einer Nullnummer verblasst.
Und warum? Aus einem einfachen Grund: Du trägst in dir das Potenzial zur intimen Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, mit dem Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Ihm zu begegnen, ihn zu bewundern, ihn zu erleben und seine Gedanken zu denken – das ist, wozu Menschen gemacht sind. Das ist, wofür es sich zu leben lohnt, heute und übrigens auch in alle Ewigkeit.
Du bist – verstehe mich nicht falsch, ja, ich hoffe, ich führe dich jetzt nicht auf den falschen Weg, wenn ich das so sage – aber ich formuliere es trotzdem mal leicht provokant: Du bist nicht zuerst dazu berufen, das Richtige zu tun. Du bist dazu berufen, jeden Tag aufs Neue den Weg dafür zu bereiten, dem lebendigen Gott zu begegnen.
Wir umarmen Weisheit, weil wir Gott umarmen wollen. Ich sage das noch einmal: Wir umarmen Weisheit, weil wir Gott umarmen wollen. Merkt ihr ein bisschen, worauf ich hinaus will?
Ich habe biblische Überzeugungen, ganz ehrlich. Aber es ist mir einfach nicht genug, hier vorne zu stehen zum Thema Sexualethik und zu sagen: Schlaf nicht mit deinem Freund, spul bitte bei den Sexszenen vor, lies nicht Shades of Grey, geh nicht in die gemischte Sauna. Mach auf deinem Handy irgendwas drauf, damit du nicht auf Smuddelseiten gehen kannst oder, wenn du es tust, dass es irgendjemand mitkriegt.
Ich kann das sagen. Das sind alles gute Tipps, die ich eben genannt habe. Es ist alles richtig. Aber wenn ich das so sage und von dieser Position aus über Sexualethik rede, dann suggeriere ich etwas. Ich tue so, als würde es Gott primär darum gehen, dass du das Richtige tust.
Aber das stimmt nicht! Ja, Gott möchte, dass du gerecht lebst. Ja, Gott möchte nicht, dass das Böse dir deine Unschuld und deine Freude raubt. Aber bei der Freude geht es Gott um die Freude an ihm.
Gott – und deswegen habe ich meine Schuhe ausgezogen – ist ein verzehrendes Feuer. Kennt ihr die Geschichte mit Mose und dem brennenden Busch? Wie Mose da so spazieren geht und plötzlich denkt: Oh, was ist das? Dann sieht er diesen Busch, der da brennt.
Gott möchte, dass ich wie dieser Busch bin, der brennt. Gott möchte, dass ich von ihm verzehrt werde, ohne zu verbrennen. Er will mich in Brand stecken, dass ich nur für ihn brenne – das ist seine Idee.
Gottes eifersüchtige Liebe und die Einladung zur Hingabe
Ich mache das mal an einem Beispiel oder an einer anderen Situation deutlich. Ich versuche, von einer anderen Seite darauf zu schauen.
Wenn du betest, dann gehört nach dem Vaterunser die Anbetung an den Anfang unserer Gebetszeit. Ich weiß nicht, wie du deine Anbetungszeit strukturiert hast. Ich hoffe, dass du ein paar Ideen hast, wie du Gott immer wieder auf frische Weise sagen kannst, wie großartig er ist.
Eine Möglichkeit, falls du sie noch nicht gewählt hast: Hol das irgendwann mal nach. Eine Methode, in der Anbetung neue Worte zu finden, ist, die Namen Gottes zu nehmen, die er sich selbst in der Bibel gibt, und sie einfach durchzubeten. Wir können sie als Startpunkt für Anbetung nehmen.
Wenn da steht: El Roy – Gott ist der Gott, der mich sieht –, dann kann ich sagen: Herr, damit starte ich heute einfach mal. Wenn da steht, er ist Yahweh Zebaot, der Herr der Herrscher, der den Krieg gegen alles Böse führt, dann kann man das als Startpunkt nehmen für die Anbetung.
Es gibt einen Namen, den ich in diesem Zusammenhang großartig finde: Gott als ein Gott, der um mein Herz wirbt, der will, dass ich für ihn in Flammen stehe. Das steht in 2. Mose 34,14. Vielleicht kennst du diesen Gottesnamen noch nicht. Dort heißt es: „Denn du darfst dich vor keinem anderen Gott anbetend niederwerfen, denn der Herr, dessen Name … jetzt kommt es … eifersüchtig ist, ist ein eifersüchtiger Gott.“
Boah, Hammer, oder? Gott sagt: Du möchtest wissen, wie ich heiße? Eifersüchtig. Ich werde dich mit niemandem teilen – nicht mit deinem Hobby, nicht mit deinem Ehemann, nicht mit deinem Job und definitiv nicht mit deiner Sünde. Gott hat dich begabt, ihm zu begegnen und ihn zu genießen.
Mir ist das mal so richtig deutlich geworden bei einer Predigtreihe über den ersten Petrusbrief. Dort möchte Petrus seine Zuhörer ermutigen, die Sünde aus ihrem Leben zu entfernen. Das hört sich so an: „Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden, schmeißt es raus, die Sünde, und seid wie neugeborene Kinder, begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, also nach dem frischen Wort Gottes, damit ihr durch sie wachset zur Rettung.“
Ja, also schmeißt die Sünde raus! Und jetzt die Begründung. Ich habe diese Begründung gelesen und dachte mir: Hoppladihopp, wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist, wenn ihr wirklich … also schmeißt die Sünde raus, und du wirst es tun, wenn du wirklich dieses Wort geschmeckt hast, dass der Herr gütig ist.
Das ist das Zentrum meiner Predigt: ein Festmahl. Du kannst dich dem Thema Sexualethik auf ganz unterschiedliche Weise nähern, aber heute geht es mir darum, dass wir verstehen: Gott ist ein Festmahl.
Ich weiß nicht, ob ich dich jetzt in diesem Moment vielleicht überfordere. Kann sein. Vielleicht denkst du immer noch, dass es im Christsein darum geht, Gott mit Artigkeit auf Abstand zu halten. Vielleicht denkst du, Christian, das ist so ein Spiel, bei dem man sich an die Spielregeln halten muss und eigentlich nur schummelt, wenn keiner außer Gott hinschaut.
Und jetzt komme ich und reiße dir einfach mal den Vorhang weit auf und sage: Nein, Gott will nicht deine Artigkeit. Gott will nicht dein frommes Getue am Sonntag. Gott will auch nicht deine stille Zeit, die dir so viel Spaß macht wie ein Besuch beim Zahnarzt.
Das will Gott nicht, weil Gott sagt: Ich will dich, ich will dich, ich will dich in Brand stecken für eine Liebesbeziehung. Er will, dass du verstehst: Er hat dich hundertprozentig am Kreuz geliebt. Nackt, blutend, mit weit geöffneten Armen lädt er dich ein, dir bei ihm Vergebung abzuholen.
Aber er will dir keinen Deal anbieten. Er will nicht weniger, als dass das Potenzial, das er als Schöpfer in dich hineingelegt hat, sich zu hundert Prozent für ihn in einer leidenschaftlichen Beziehung entfaltet.
Die göttliche Bestimmung von Schönheit, Sinnlichkeit und Intellekt
Warum hast du einen Sinn für Schönheit bekommen? Hast du dich das schon einmal gefragt? Dein Sinn für Schönheit ist dazu da, Gott in der Schöpfung, Gott im Lebendigen wahrzunehmen. Deshalb ist der Übergang von Bewunderung zur Ehrfurcht so klein.
Ich weiß nicht, ob dir das schon einmal aufgegangen ist. Vielleicht gehst du einfach nur spazieren, zum Beispiel in einem Herbstwald. Mir ging es vor kurzem so, als ich über die Predigt nachdachte. Ich schlenderte durch meinen Spandauer Forst, eine typische Strecke. Es war Nachmittag, die Sonne schien schon etwas tiefer und strahlte in langen Strahlen durch den Laubwald. Überall lag dieses rotgoldene Laub.
Du stehst da, atmest ein, siehst die Bäume, das Licht, das Laub. Du bist fasziniert, gehst in dich hinein und merkst: Ich möchte eigentlich anbeten. Ich möchte den anbeten, der hinter dieser Schönheit steckt. Den, der mir das Geschenk gemacht hat, Schönheit wahrzunehmen. Der in mich hineingelegt hat, dass der Sprung vom Staunen zur Anbetung eigentlich nur eine Millisekunde ist, dass es eigentlich eins ist.
Deshalb hast du diesen Sinn für Schönheit bekommen. Deine Sehnsucht nach Sinnlichkeit – Gott hat diese Sehnsucht in dich hineingelegt, damit du ihn genießen kannst. Damit du seinen Trost genießen kannst, seine Vergebung, seine Freude, das Gute, womit er dein Leben beschenken möchte.
Das kann Essen sein, Freundschaft, Sport oder Sexualität. Gott möchte deine Sehnsucht nach Genuss stillen – einfach deshalb, damit du ihm dankst. Genuss kann zum Götzen werden, ja, einem Götzen, der dein Leben kaputt macht. Aber er kann genauso gut das Sprungbrett sein für leidenschaftliche Dankbarkeit. Dafür hast du diese Sehnsucht in dir.
Deinen Intellekt hat Gott dir gegeben, damit du ihn erkennst. Weißt du warum? Weil Gott keine Marionette will. Gott sucht dich. In den Sprüchen 25,2 heißt es: Es ist eine königliche Ehre, die Zusammenhänge der Welt zu erforschen. Und das herausforderndste, das großartigste, das gewinnbringendste Forschungsobjekt ist Gott selbst. Der Gott, der Anbieter sucht, die ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Gott möchte sich dir offenbaren – in dem, was du siehst, in dem, was du erlebst, in dem, was du verstehst. Gott will kein ferner Gott sein. Er möchte dir ganz nahe kommen, sei es im leuchtenden Laub der Bäume, sei es in der Zärtlichkeit meiner Frau, sei es im Nachsinnen über Gottes Wort.
Gott möchte mir ganz nahe sein. In all diesen Dingen und noch viel mehr offenbart sich seine Herrlichkeit. Damit wirbt er Tag für Tag um meine Seele, lädt mich ein, ihn zu erkennen, lädt mich ein, ihn neu im nächsten Tag nicht wieder zu vergessen, sondern mich auf ihn einzulassen – einfach, weil er es ganz und gar gut mit mir meint.
Es ist ein Festmahl.
Die Angst des Bösen und die Einladung zur vollen Hingabe
Gott ist ein verzehrendes Feuer und ein eifersüchtiger Liebhaber. Wenn das Böse in dein Leben tritt, insbesondere im Bereich der Sexualität, lenkt es deinen Sinn für Schönheit und deine Sehnsucht nach Sinnlichkeit in falsche Bahnen. Dadurch raubt es dir deine Unschuld und deine Freude an Gott. Es verführt dich weg von Gott.
Doch eines musst du verstehen – und ich bin gleich fertig –, jetzt noch einmal wach werden: Du musst das zutiefst begreifen. Das Böse hat Angst. Wenn es in dein Leben einbricht, dann fürchtet es vor allem eines panisch. Es hat Angst davor, dass du erkennst, wozu du berufen bist.
Es hat Angst davor, dass du anfängst, deinen Sinn für Schönheit, deine Sehnsucht nach Sinnlichkeit und deinen Intellekt zu feiern. Es fürchtet, dass du dein Potenzial entfalten wirst, um dem lebendigen Gott zu begegnen.
Solange du nur artig sein willst, solange es dir nur um ein paar Gebote geht, die du mit mehr oder weniger Ernsthaftigkeit verfolgst, solange sich dein Christsein ums Sündenmanagement dreht, verpasst du das Beste. Und das ist Gott selbst.
Abschluss: Die Bedeutung der radikalen Treue und die Einladung zum Leben in Gottes Gegenwart
Kommen wir zur abschließenden Frage: Warum soll ich mich an Gottes Gebote zum Thema Sexualität halten? Er ist ja schließlich im Vortrag über Sexualethik. Also schließen wir ihn auch wieder mit dieser Frage ab. Warum soll ich das tun?
Ich glaube, wir alle wissen, dass Gottes Gebote unpopulär sind. Gottes Vorstellung von Ehe und Sexualität war zu jeder Zeit in allen Kulturen anstößig. Ich finde das total lustig: Wenn man mich fragt, wie ich zum Thema Sexualität stehe, würde man mich als einen Ewiggestrigen bezeichnen – also jemanden, der irgendwie in der Vergangenheit hängen geblieben ist.
Dabei ist die heute populäre Idee, nämlich dass jeder mit jedem schläft, wann er will, eigentlich altbekannt. Das gab es gestern, heute und wird es auch in Zukunft immer geben. Eigentlich ist das zu vertreten – ewiggestrig. Aber gut, man wirft es mir vor, weil dieser radikale Gegenentwurf Gottes zum Thema Sexualität einfach zu jeder Zeit anstößig ist.
Das merkt man sogar noch in der Bibel. Ich weiß nicht, ob ihr mal das Alte Testament auf diese Frage hin durchgelesen habt: Welche Gebote gibt Gott da eigentlich zum Thema Sexualität und Ehe? Und wie deckt sich das mit dem, was Gott eigentlich will?
Da gibt es so ein paar Gebote, ich nenne mal den Umgang mit Sklavinnen, den Scheidebrief und die erlaubte Polygamie für Könige. Da merkt man, dass Gott seine Vorstellung noch nicht einmal in Israel auf einen Schlag durchsetzen konnte. Auch er brauchte noch ein bisschen Zeit. Er ist dran geblieben, keine Frage, ja, er hat es dann am Ende geschafft.
Aber wir merken, wie schwer das ist und wie unpopulär Gottes Gedanken sind.
Also die Frage: Warum soll ich mich an Gottes Gebote zum Thema Sexualität halten, wenn ich mich damit fast immer zum Decken mache? Weil ich möchte, dass Gott mich einmal dafür belohnt. Okay, bin ich einverstanden. Weil ich klug sein möchte. Gott weiß, was gut für mich ist. Okay, gut.
Weil ich möchte, dass Gott mich nicht straft. Ja, auch ein Argument. Weil ich ein Zeugnis für den Herrn Jesus sein will. Okay.
Mir ging es heute aber um einen fünften, einen anderen Punkt. Mir ging es darum, dass es eine Latte von Gründen gibt, warum es sich lohnt, Gott treu zu folgen und seine Gebote ernst zu nehmen. Mir war heute einer wichtig, von dem ich glaube, dass wir ihn zu selten in dieser Radikalität hören.
Ich möchte Gottes Gebote an der Stelle, die vielleicht am meisten angefochten ist in unserer Gesellschaft, ernst nehmen – und zwar mit Radikalität. Ich weiß, dass radikale, treue Nachfolge genau in diesen Punkten die Voraussetzung dafür schafft, dass sich in meinem Leben eine zutiefst genussvolle Begegnung mit Gott entfaltet.
Deshalb zum Schluss dieser Gedanke: Feiere dein Menschsein! Nimm das einfach mal ernst, dass du die Krone der Schöpfung bist, dass du tatsächlich im Ebenbild Gottes geschaffen bist – mehr als so ein sabbernder Terrier.
Feiere dein Menschsein, indem du deine Herrlichkeit, das, was Gott an Potenzial in dich hineingelegt hat, nicht verschwendest. Lass es nicht zu, dass der Teufel deinen Blick auf Menschen richtet, deine Sehnsucht auf Dinge lenkt oder dein Denken auf Lügen ausrichtet. Lass das einfach nicht zu, sondern lebe so.
Ich weiß, das muss man lernen. Und eigentlich müsste ich an dieser Stelle sagen: Das braucht Zeit im Leben. Und ich müsste dich eigentlich darum bitten, um diese Predigt richtig zu verstehen, die nächsten beiden Predigten zu hören, die ich in Spandau halte. Die gibt es am Donnerstag übernächste Woche und am Donnerstag überübernächste Woche auf Frogwords.
Warum müsstest du die nachhören? Weil ich da noch einmal darüber reden werde, was es heißt, Ruhe in Gott zu finden. Wie organisiere ich meine Ruhe in Gott? Wie organisiere ich diese Begegnung mit Gott? Es ist ja schön, dass Gott mir begegnen will, aber ich arbeite irgendwie achtzig Stunden die Woche und den Rest schlafe ich – wie soll das gehen?
Da müsste ich jetzt eigentlich in der Richtung weitermachen. Wenn dich das angesprochen hat, schau bei Frogwords vorbei. „Ruhe in Gott“ ist das Stichwort. Vielleicht kommen da noch ein paar Tipps, die du mitnehmen kannst.
Heute sollst du nur eines verstehen: Lebe so, dass du in allem Schönen, in jedem Genuss und in jedem klugen Gedanken Gott erkennst, Gott genießt und Gott mit deinem Leben verherrlichst.
Und um die Klammer zum Anfang zu schließen: Umarme Gott und lass ihn, wie Jakob am Knüppel, nicht los, bis er dich segnet. Amen.
