Ein ungewöhnliches Gleichnis und seine Botschaft
Einen schönen guten Morgen! Ich freue mich, dass wir alle ausgeschlafen haben und uns hier versammeln können, um Gott zu loben und von ihm zu hören.
Während der 40-Jahr-Feier der DDR im Jahr 1989 sagte Gorbatschow zu Honecker den berühmt gewordenen Satz: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Später griff eine Firma diesen Satz auf und formte ihn in einem Werbespruch um: „Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt.“
Kehrt man den Satz von Gorbatschow um, könnte man ihn so formulieren: „Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben.“ Ein merkwürdiger Satz! Und genau einen solchen Satz, wie ich ihn eben formuliert habe, erzählt uns Jesus im Neuen Testament in einem Gleichnis. Dieses Gleichnis wollen wir kennenlernen. Es steht in Matthäus 20,1-16.
Jesus sagt dort Folgendes: „Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Als er sich mit den Arbeitern über einen Silbergroschen als Tageslohn einig wurde, sandte er sie in seinen Weinberg.
Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen. Er sprach zu ihnen: ‚Geht ihr auch hin in den Weinberg, ich will euch geben, was recht ist.‘ Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe.
Um die elfte Stunde aber ging er aus, fand andere und sprach zu ihnen: ‚Was steht ihr den ganzen Tag müßig?‘ Sie antworteten ihm: ‚Es hat uns niemand eingestellt.‘ Er sprach zu ihnen: ‚Geht auch ihr hin in den Weinberg.‘
Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: ‚Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn. Fang an bei den Letzten bis zu den Ersten.‘ Da kamen die um die elfte Stunde Eingestellten und jeder empfing seinen Silbergroschen.
Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen. Auch sie empfingen jeder seinen Silbergroschen. Als sie den Silbergroschen empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sagten: ‚Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben.‘
Er antwortete ihnen: ‚Mein Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh. Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du nicht, Scheldrein, dass ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.‘“
Soweit dieses Gleichnis. Wir alle haben gespürt, dass es ein sehr merkwürdiges Gleichnis ist, was hier geschieht. Die Entlohnung ist hier ganz außergewöhnlich.
Die Wirkung und Bedeutung der Gleichnisse Jesu
Jesus sprach sehr häufig in Gleichnissen. Das war geradezu sein Markenzeichen, sodass man erkennen konnte, dass genau darauf die Prophetie ausgerichtet war: Es wird einer kommen, der in Gleichnissen zu euch reden wird. Und nun geschah es – er war da und redete in Gleichnissen.
Die Gleichnisse haben eine ganz besondere Wirkung auf die Zuhörer, und zwar eine doppelte Wirkung. Bei manchen Zuhörern führt das dazu, dass ihnen die Geheimnisse des Reiches Gottes noch verständlicher werden und sie es besser verstehen. Bei anderen geschieht genau das Gegenteil: Es wird ihnen verschlossen. Das bedeutet, dass das, was sie schon erkannt hatten, durch die Gleichnisse von ihnen genommen wird. Sie sollen sagen: „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“
Das ist die Wirkung der Gleichnisse. Jesus selbst sagte dazu: „Euch ist gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist es nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe, wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“ Hier sehen wir also diese Wirkung der Gleichnisse.
Thematisch geht es bei den Gleichnissen fast ausschließlich um das Himmelreich. Immer wieder heißt es: Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den eine Frau nahm; das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch auf seinen Acker säte; das Himmelreich ist gleich einem Schatz im Acker. Und so geht es weiter: Das Himmelreich ist gleich … und auf diese Weise wird über das Himmelreich etwas Wesentliches ausgesagt.
Hintergrund und Kontext des Gleichnisses
Um dieses Gleichnis zu verstehen, müssen wir zunächst einige Hintergrundinformationen geben, um die Situation besser nachvollziehen zu können.
Zur Zeit Jesu war es üblich, dass die Menschen, die Arbeit suchten, sich auf dem Marktplatz aufstellten. Dort warteten sie, bis jemand kam, der sie anheuerte. Dann wurde gesagt: „Ich habe zu Hause eine Arbeit, im Garten oder wo auch immer.“ Daraufhin wurde ein Lohn ausgehandelt. Anschließend ging man mit zur Arbeit und erhielt den Lohn für einen Tag.
Wer sehr früh, schon um sechs Uhr morgens, mitgenommen wurde, wusste, dass er den vollen Tageslohn bekommen würde. Manche blieben jedoch stehen und wurden erst später, etwa um zwölf Uhr mittags oder um ein Uhr, mitgenommen. Diese bekamen dann einen entsprechend geringeren Anteil des Tageslohns. So war das damals üblich.
Ähnlich haben wir das auch erlebt, als wir in Namibia waren. Dort ist es zwar etwas anders. Die Arbeitssuchenden stellen sich nicht auf den Marktplatz, sondern an eine Ampelanlage oder eine Kreuzung. Wenn die Autos dort an der roten Ampel stehen müssen, fragen die Leute, ob Arbeit zu vergeben ist. Die Fahrer drehen dann die Windschutzscheibe herunter und sagen: „Ja, wir haben Arbeit, komm steig ein, du kannst gleich mitkommen.“ Dann fährt man direkt zu der Arbeitsstelle.
Diese Praxis wird dort also heute noch so durchgeführt. Wir haben das selbst gesehen.
Zur Tageszeit müssen wir noch einige Erläuterungen geben: Die erste Stunde, also sechs Uhr morgens, wird so bezeichnet. Die dritte Stunde ist neun Uhr morgens, die sechste Stunde zwölf Uhr mittags, die neunte Stunde drei Uhr nachmittags (15 Uhr) und die elfte Stunde, die hier erwähnt wird, ist siebzehn Uhr.
Um achtzehn Uhr erfolgt dann die Auszahlung. Der Gong ertönt, es ist Feierabend, und der Tageslohn wird ausgezahlt. Die Bezahlung erfolgt also unmittelbar nach der beendeten Arbeit.
Die ungewöhnliche Entlohnung im Gleichnis
Und jetzt geschieht in diesem Gleichnis etwas ganz Merkwürdiges, etwas ganz Außergewöhnliches. Wir stellen fest: Sie bekommen alle den gleichen Lohn. Man hat den Eindruck, die Gewerkschaft hätte hier etwas ausgehandelt, das nun praktiziert wird, etwa so: Alle Menschen sind gleich, darum sollen auch alle Menschen den gleichen Lohn bekommen – und zwar unabhängig von der Dauer der Arbeitszeit.
Merkwürdig, so geschieht das ja hier. Und was würden wir sagen? Das ist ja total daneben! Wie kann man so damit umgehen? Das ist doch völlig ungerecht, so kann man doch nicht mit der Arbeitskraft umgehen. Wir sind geradezu entsetzt, wenn wir das hören.
Es ist vielleicht der Grund, warum über diesen Text so selten gepredigt wird, weil man sagt: Was soll man dazu sagen? Das ist ja alles ganz merkwürdig. Es ist ja gegen jede Regel, wie man Arbeit entlohnt.
Aber schauen wir uns das Gleichnis etwas genauer an. Der Hausherr hat offensichtlich sehr viel Arbeit, und so lässt er schon morgens früh Leute anheuern, damit sie in den Weinberg kommen. Aber der Hausherr sagt, es ist so viel zu tun, dass die Leute, die er eingestellt hat, das nicht schaffen werden.
Deshalb schickt er die Knechte noch einmal um neun Uhr hinaus, damit auch die, die sich dann auf dem Marktplatz versammelt haben, mitgenommen werden. Und die kommen auch alle mit. Er sagt nicht, die Hälfte oder wie viele auch immer, sondern alle Mann kommen mit.
Dann wird uns im Gleichnis gesagt, dass auch nachmittags noch einmal Leute geholt werden. Der Hausherr sagt: Es ist nicht zu schaffen, was wir hier zu tun haben. Und er lässt sogar noch eine Stunde vor Feierabend Leute holen, die noch arbeiten sollen.
Und allen wird gesagt: Ihr bekommt, was recht ist. Und da waren sie mit einverstanden, dass sie bekommen, was recht ist. Dabei haben sie natürlich angenommen, dass „recht“ bedeutet, wer nur einen halben Tag arbeitet oder einen Vierteltag, bekommt einen entsprechend niedrigeren Lohn als der volle Tageslohn.
Von diesem Tageslohn, der hier genannt wird – ein Silbergroschen –, steht im biblischen Text ein Dinar. Das sind umgerechnet etwa fünfzig Cent, also ein halber Euro. Man könnte sagen, das ist ja nicht viel. Doch das ist eine ganze Menge.
Wir müssen bedenken: Wir befinden uns mit dem Gleichnis nicht im Jahr 2008, sondern 2000 Jahre zurück. Damals war ein Denar, ein Silbergroschen, ein guter Tageslohn. Ein Familienvater mit einer Familie war damit in der Lage, seine Frau und seine Kinder zu ernähren. Ein Silbergroschen war auch der Lohn, den ein Legionär der Römer bekam – also ein guter Lohn.
Wer eine solche Arbeit bekam und dort einen Silbergroschen erhielt, der war fein raus.
So haben wir jetzt verstanden, wie das Ganze geschah, wie die Leute dort eingestellt wurden. Und dann ist irgendwann Feierabend, um 18:00 Uhr. Jetzt sagt der Hausherr zu dem Verwalter: „Jetzt zahle aus! Und mach das so, dass du zunächst bei denen anfängst, die ganz spät angefangen haben, also bei denen, die um siebzehn Uhr eingestellt wurden.“
Die Reaktion der Arbeiter und die Lehre über Gottes Gerechtigkeit
Und jetzt passiert plötzlich etwas Merkwürdiges. Das hatten sie gar nicht erwartet. Auch die Leute, die nur eine Stunde gearbeitet haben, bekommen einen vollen Silbergroschen.
Na ja, da sind sie natürlich mächtig erfreut und sagen: „Damit haben wir nicht gerechnet, das ist ja super!“ Aber was denken die anderen, die ganz früh um sechs angefangen hatten? Sie fangen an zu rechnen. „Wir haben zwölf Stunden gearbeitet, also zwölfmal so viel. Dann bekommen wir auch zwölf Silbergroschen.“ Das war eine klare Rechnung.
So freuen sie sich und jubeln: „Zwölf Silbergroschen, das wird eine ganz tolle Sache! In der nächsten Woche, in den nächsten zwei Wochen werde ich nichts mehr arbeiten. Da werde ich mich nicht mehr auf dem Markt hinstellen, um irgendwo zu arbeiten. Da ist Hängematte angesagt, richtig, jetzt wird gefaulenzt und erst mal Ruhe gemacht.“ So denken sie.
Aber jetzt geht das mit den Zahlen weiter, und irgendwann kommen auch die ganz frühen Leute dran. Sie bekommen ebenfalls nur einen Silbergroschen. Na, was nun? Jetzt meutern sie, sie schimpfen und sagen: „Es ist ja merkwürdig, nicht wahr? Wir sind den ganzen Tag hier gewesen. Was für eine Ungerechtigkeit! Wie kann man uns nur genau einen Silbergroschen geben, genauso viel wie denen, die nur eine Stunde gearbeitet haben? Das ist ja unmöglich, das ist doch keine Entlohnung!“
Sie werden sauer, schimpfen und sind total entsetzt. Soweit das Gleichnis.
Warum erzählt uns Jesus ein solch merkwürdiges Gleichnis, das von Anfang an bei uns auf Unverständnis stößt? Und doch will uns Jesus eine wichtige Lehre damit erteilen. Was will er uns sagen?
Ich bin darauf gekommen: Jesus will uns zwei Dinge mit dem Gleichnis lehren. Die erste Lehre ist, dass Jesus uns erklärt, wer Gott ist. Die zweite Lehre ist, dass er uns sagt, wer wir Menschen sind. Denn beides wissen wir offensichtlich nicht genau genug.
Wir meinen, wir wüssten etwas über Gott, doch tatsächlich wissen wir nicht, wer Gott ist. Darum brauchen wir diesen Nachhilfeunterricht. Und genauso ist es auch mit uns selbst. Auch hier brauchen wir den Nachhilfeunterricht, den Jesus uns gibt.
Die Symbolik des Gleichnisses und Gottes Charakter
Schauen wir uns nun das Gleichnis unter diesen Gesichtspunkten an. Im Gleichnis müssen wir das übertragen, was hier gesagt wird: Der Weinbergbesitzer ist Gott, die Arbeiter im Weinberg sind wir, genauer gesagt die Menschen, die an Gott glauben. Der Weinberg steht für die Welt, die noch mit dem Evangelium zu beackern ist. Und der Silbergroschen symbolisiert das Himmelreich.
Jetzt haben wir alles zusammen. Von daher wollen wir das Gleichnis nun betrachten.
Die erste Lehre, die uns Jesus hier über Gott erteilt, ist: Gott ist der Besitzer des Weinbergs, und Jesus ist sein Verwalter. Er verwaltet alles und wird auch im letzten Gericht das Gericht abhalten. Er wird die Auszahlung durchführen. In Johannes 5,22 lesen wir: „Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben.“ Der Sohn ist also derjenige, der die Auszahlung macht.
Wir können hier an diesem Gleichnis sehen, dass Gott völlig frei ist, souverän und sehr, sehr reich. Das müssen wir wissen: Wir haben einen sehr, sehr reichen Gott. Er kann die Fülle geben, ohne Frage. Und er kann es so machen, dass selbst derjenige, der nur eine Stunde gearbeitet hat, oder sogar der, der nur fünf Minuten gearbeitet hat, genauso viel bekommt. Denn er hat genug.
Er muss nicht sparen und sagen: „Ich habe nicht mehr so viel, ich muss vorsichtig sein mit meinem Geld, mit dem, was ich habe, mit meinem Besitz.“ Nein, Gott ist so reich, so unermesslich, er kann immer weitergeben. Das können wir hier lernen: Wir haben einen reichen Gott, von dem hier die Rede ist.
Und Gott tut das auch. Im 2. Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 3 wird uns gesagt, wer Gott ist: „Gelobt sei Gott, der Vater der Barmherzigkeit.“ Gott ist der Vater der Barmherzigkeit. Niemand ist barmherziger als Gott, er ist barmherzig.
Das sehen wir auch in diesem Gleichnis. Die Leute, die um siebzehn Uhr gekommen sind, haben ja auch eine Familie, sie haben Kinder, die nach Brot schreien, wenn der Vater nach Hause kommt. Wenn der Vater sagt: „Ja, heute konnte ich erst nur eine Stunde arbeiten“, jetzt könnten sie nicht satt werden, das sieht der Vater, das sieht Gott, und sagt: „Nein, die müssen auch satt werden. Komm her, hier hast du vollen Lohn.“
Das ist die Souveränität Gottes, das ist seine Großzügigkeit. Damit will uns Gott auch etwas bezüglich des Himmelreiches sagen, denn das ist ja der Silbergroschen. Gott gibt den Silbergroschen auch noch fünf Minuten vor dem Tod, ohne Frage.
Das sehen wir bei dem Dieb am Kreuz, wo Jesus sagt: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ So hat der Mann ein lodderhaftes Leben geführt – ein Verbrecherleben. Das waren Gauner, Betrüger, Mörder, was weiß ich, was in diesem Leben alles vorkam. Und im letzten Moment ruft er Jesus an und sagt: „Denk doch auch an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Und Jesus antwortet: „Hier hast du alles, du willst mit mir im Paradies sein.“ Du hast gewonnen, weil du mich angerufen hast. Gott verteilt nicht nur einen Zehntel Himmel oder ein Hundertstel Himmel oder ein Tausendstel Himmel. Das wäre ja nicht genug für jemanden, der so spät kommt.
Nein, wir brauchen den vollen Himmel, und darum gibt Gott auch den vollen Himmel.
Ein Beispiel für Gottes Gnade im Leben eines Menschen
Seit Jahren bin ich immer im November in Leverkusen. Mein Freund Gunnar Sohn richtet dort in einem Hotel ein Frühstückstreffen aus, und ich fahre sehr gerne dorthin. Genauso gerne, wie ich hierherkomme, gehe ich auch dorthin. Das Hotel ist in dem Saal bis zum letzten Platz besetzt. Viele Leute kommen zu diesem Treffen.
Die Besucher kommen von weit her, aus Solingen, manchmal aus Köln und anderen Orten. Es ist eine große Freude, dort zu sprechen. Wenn wir fertig sind, gibt es danach immer noch lange Gespräche. Die Leute werden eingeladen, in den fünften Stock des Hotels zu kommen. Dort haben wir einen Raum, in dem Seelsorger zur Verfügung stehen. Dort kann man auch den Silbergroschen bekommen. Die Leute kommen gerne.
Nun war es an einem Sonnabend schon sehr spät geworden. Es war ein Frühstückstreffen, und die Zeit war schon etwa zwei Uhr nachmittags. Dann sagt mein Freund: Können wir nicht noch zu einem alten Mann fahren? Ich bin schon lange mit ihm im Gespräch, aber ich komme einfach nicht weiter mit ihm. Ich habe ihm schon alle Kassetten von dir gegeben, er hat doch alles gehört. Jedes Mal, wenn ich ihn besuche, sagt er mir: Ja, ich bin auf der Suche.
Das ist immer seine Antwort. Wenn jemand auf der Suche ist, denkt man, dass er auf einem guten Weg ist und dass es irgendwann weitergehen wird. Aber beim nächsten Mal, wenn er wieder eine neue Kassette mitbringt, sagt er wieder: Ja, ich bin auf der Suche. Nun sagt mein Freund: Kannst du nicht mal mitkommen und mit ihm reden? Das mache ich gerne.
Als ich dort ankam, saß er in einem Sessel. Er war schwer krank, hatte eine Herzoperation hinter sich und mehrere Bypässe. Er hatte Schläuche in der Nase, durch die er mit Sauerstoff versorgt wurde, damit die Atmung funktionierte. Aber er war geistig klar.
Ich staunte, denn er hatte alle Kassetten gehört, alle Vorträge, die ich irgendwo gehalten hatte. Er erzählte mir jede Geschichte, die ich erzählt hatte. Er kannte sie alle, hatte sie offenbar mehrfach gehört. Ich staunte darüber, dass er das alles wusste und behalten hatte.
Irgendwann dachte ich, ich müsste ihn mal darauf ansprechen, wie es bei ihm steht. Ich erwartete, dass er wieder sagen würde: Ich bin auf der Suche. Aber nein, jetzt war er ganz offen. Ich fragte ihn: Wollen wir das festmachen? Er wusste, was ich meinte. „Ja“, sagte er, „das können wir machen.“
Ich schlug meine Bibel auf, und wir lasen ein paar Verse, die zeigen, wie man Jesus finden kann. Er nickte und sagte ja. Ich fragte: Wollen wir das jetzt im Gebet festmachen? Dann haben wir gebetet. Damit hatte das Suchen ein Ende. Jesus selbst brachte es auf den Punkt, und er fand ihn dort in seinem Sessel, mit seinen Schläuchen und allem.
Ein paar Wochen später, im Dezember, rief mein Freund an und sagte: Weißt du, der Mann ist gestorben. Er war tot, vier Wochen später. Er hatte noch in letzter Minute Ja zu Jesus gesagt. Den werden wir im Himmel sehen.
Er wurde zweiundachtzig Jahre alt und wollte sein ganzes Leben lang nichts vom Glauben wissen. Dann kam jemand und gab ihm Kassetten, er wurde vorbereitet. Nun entschied er sich und fand das Himmelreich. Er kam nicht erst um siebzehn Uhr, sondern drei Minuten vor Feierabend oder noch weniger. Da sagte er Ja.
Das zeigt uns die Güte Gottes. Auch dieser Mann braucht den ganzen Himmel, und den bekommt er auch. Wer sich für Jesus entscheidet und das festmacht, der bekommt das ganze Himmelreich.
Warnung vor falscher Haltung zum Glaubensbeginn
Jetzt dürfen wir daraus nicht den falschen Schluss ziehen und sagen: Na ja, dann warte ich eben so lange, bis ich kurz vor dem Tod stehe, und entscheide mich dann.
Ich habe das auch schon erlebt. Ich hatte jemanden eingeladen und danach ein Gespräch geführt. Da kam eine junge Frau, vielleicht 21 Jahre alt. Ich sagte zu ihr: „Schön, dass Sie gekommen sind. Haben Sie alles verstanden?“ Sie antwortete: „Ja, es war alles klar.“
Ich fragte sie: „Dann wollen Sie sich jetzt sicher entscheiden, den Weg mit Jesus zu gehen?“ Sie verneinte und sagte: „Nein, das will ich nicht. Ich bin noch so jung.“
Aha, dachte ich, so jung – warum? Sie antwortete: „Ich will mein Leben leben, und wenn ich alt bin, kann ich mich ja immer noch entscheiden.“
Da habe ich ihr gesagt: Wissen Sie, dieses Spiel macht Gott auf keinen Fall mit. So können Sie nicht mit Gott umgehen. Wenn Gott dich mit einem heiligen Ruf ruft, dann musst du Ja sagen. Das ist die Botschaft des Evangeliums. Wer den Ruf der Gnade in diesem Moment ausschlägt, läuft Gefahr, eine ganze Ewigkeit zu verpassen.
Mit anderen Worten: Sie wollte ihr sündiges Leben weiterleben. Vielleicht lebte sie mit einem Freund zusammen, oder was weiß ich, was die Leute heute alles tun. So wollte sie ihr altes, liebloses Leben weiterführen und traf keine Entscheidung. Wie traurig!
Wenn wir in jungen Jahren eine Entscheidung treffen, sagt die Bibel, können wir viel Frucht sammeln – Frucht für die Ewigkeit. Denn in der Ewigkeit wird es so sein, dass wir nach der Frucht, die wir gewirkt haben, einen reichen Lohn bekommen. Das hat Jesus auch gesagt.
Gottes Gerechtigkeit und Großzügigkeit im Gleichnis
An diesem Gleichnis sehen wir, dass Gott zwei Dinge zusammenbringt, die für uns schwer zu vereinen sind. Er verbindet seine Güte mit seiner Gerechtigkeit. Gott ist vollkommen gerecht und hat jedem gegeben, was er versprochen hat.
Darum sagt Gott hier zu seinem Freund: „Ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dir zusteht, und geh. Ich will aber dem Letzten dasselbe geben.“
Gott klagt hier nicht einmal an. Stattdessen spricht er ihn an und sagt: „Mein Freund, versteh das doch mal! Ich bin gütig, ich bin barmherzig, und darum gebe ich auch dem, was er braucht.“
Doch merkwürdig ist: Die, die morgens früh gekommen sind, ärgern sich darüber. Worum ärgern sie sich? Darüber, dass Gott gut ist.
Denn sie haben genau das bekommen, was ausgehandelt worden war. Morgens wurde ihnen gesagt: Ihr bekommt einen Silbergroschen. Und sie waren sehr froh darüber, dass sie Arbeit bekommen haben und den ganzen Silbergroschen erhalten haben.
Sie waren wirklich dankbar. Doch plötzlich schlägt ihre Freude um. Sie können nicht verstehen, dass Gott auch zu anderen gut ist. Ist das nicht merkwürdig?
Beispiel aus dem Buch Jona: Gottes Güte und menschliche Unzufriedenheit
Da gibt es ein anderes Beispiel in der Bibel, bei dem sich jemand furchtbar darüber aufregt, dass Gott gut ist. Das ist Jona. Jona sollte nach Ninive gehen und predigen. Was macht der Kerl? Er setzt sich ins Schiff und fährt genau in die entgegengesetzte Richtung, nämlich Richtung Spanien.
Als er schon weit draußen auf dem Meer ist, kommt ein gewaltiger Sturm auf. Die Seeleute würfeln darum, woran das liegt und wessen Schuld das ist. Schließlich trifft es Jona. Was machen sie? Sie packen Jona und schwuppdiwupp werfen sie ihn über Bord. Dann lässt der Sturm nach.
Was macht Gott? Er schickt einen Fisch, einen gewaltigen Fisch mit einem riesigen Maul. Der Fisch wartet schon darauf, dass das Maul riesig aufgesperrt ist, und sie werfen den ganzen Jona in den Schlund hinein. Wo landet er? Im Bauch des Fisches.
Nun ist große Not, und so hören wir ihn schreien. In Jona 2,6 heißt es: „Wasser umgaben mich und gingen mir ans Leben, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt, ich sank hinunter bis zu den Bergen grün, der Erderiegel verschloss sich hinter mir ewiglich.“ Da sagt er: Hier kommst du nicht wieder raus. Hier, in dieser Magensäure, fängt es gleich an. Das wird mich hier verdauen. Ich werde hier verdaut.
Das geht nicht lange weiter mit diesem ganzen Schilf um den Hals. Und wo er das da hatte, wurde er auch noch erwürgt. Es ging immer hin und her, denn der Fisch lag ja nicht still auf dem Wasser. Er schwappte und schwamm, und da war ein Schwuppdi, ein Wuppdi da im Magen. Und es war dunkel – da gab es keine Stehlampe, auch keinen Stecker, also überhaupt nichts. Dann passierte das alles.
Und Jona sitzt da schon den ganzen Tag im Magen rum, wird hin und her geschwubbelt. Er merkt: Mensch, meine Haut ist immer noch super, noch nichts verdaut. Warum denn nicht? Wissenschaftler würden sagen: Jetzt ist doch die Chemie dran, jetzt muss doch die Chemie wirken, endlich. Nein, Gott sagt: Gebt den Molekülen den Befehl, den Jona packt ihr nicht an. Kein Molekül, kein Säuremolekül darf Jona irgendwie anrühren.
Und was machen die Moleküle? Irgendwie gehorchen sie. Tun sie nicht? Wir haben Chemiker unter uns, die können das erklären. Jetzt wäre er eigentlich dran, den Jona aufzufressen. Aber nein, Jona muss noch drei Tage da drinbleiben. Dann erst kommt er zur Besinnung.
Dann gibt Gott den Befehl und schickt den Fisch an Land. Er sagt: Jetzt spuckt den Kerl wieder aus! Schwuppdiwupp – der hat vielleicht noch alle möglichen Schlingpflanzen da am Hals. Da muss man sich mal richtig vorstellen, wie das war. Dann liegt er da am Strand, nicht mit sauberem Wasser, sondern noch mit der ganzen Maische vom Magen dran.
Als der Fisch schon wieder umgekehrt ist und weiter schwimmt, geht Jona erst mal wieder ins Wasser und wartet dort, bis er einigermaßen sauber ist. Jetzt sagt Gott: Jetzt marschierst du nach Ninive! Jetzt ist klar, dass er bereit ist, jetzt wird er gehorsam, jetzt tut er das.
Gott gibt diesem Jona eine Botschaft mit, was er predigen soll. Das ist die kürzeste Predigt, die es gibt. Jona soll nach Ninive gehen, einer riesigen Stadt, und er soll predigen: „Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen.“ So kurz habe ich noch nie gepredigt, werde ich heute Morgen auch nicht tun.
Aber Jona hatte so eine kurze Predigt, da konnte er auch in der großen, riesigen Stadt schnell herumkommen. Das war eine riesige Stadt. Er ging hin, predigte nur einfach: Leute, hört mal her, noch 40 Tage, dann geht eure Stadt unter. Und dann ging er schon wieder weiter.
Die Leute bekamen einen dicken Schock. Sie sagten: Unsere Stadt wird untergehen? Was nun? Sie waren schockiert, dass Gott ihnen sagt, die Stadt geht unter – mit allem, was sie haben, mit Mann und Maus und Vieh, alles, was sie besitzen, geht unter.
Jetzt kommen die Leute zur Besinnung. Was tun sie? Sie tun Buße, sie kehren um von ihrem falschen Weg. Nun lässt uns Gott hineinschauen in sein Herz. In Jona 3,10 heißt es: „Es reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.“ Gott tut es nicht, er lässt die Stadt nicht untergehen, obwohl er es gesagt hatte.
Wir sehen: Gott reut etwas. Können wir uns das vorstellen, dass Gott etwas reut? Er sagt: Die Leute haben Buße getan, sie sind umgekehrt, sie gehen weg von ihrem alten Leben. Das bewegt zutiefst das Herz Gottes. Solch ein Gehorsam!
Er sagt: Nein, kein Feuerwerk. Sie haben Buße getan, sogar der König in Sack und Asche. Der ist wirklich umgekehrt. Was müsste jetzt eigentlich Jona sagen? Superfreude: Die haben sich alle bekehrt, obwohl ich nur so kurz gepredigt habe. Ist das nicht gewaltig?
Aber Jona? Nein, auf keinen Fall. Jona 4,1 heißt es: „Das aber verdross Sohn Jonas sehr, und er war zornig. ‚Ach Herr!‘“ Das ist es ja, was ich dachte, denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und dich des Übels reust. Das ist doch nicht zu fassen!
Gott ist gnädig zu den Nineviten, und Jona wird zornig, weil Gott gut ist. Ist er nicht zu packen? Er könnte doch froh sein, dass sich eine riesige Stadt bekehrt hat, dass Gott ihn für diesen Dienst eingesetzt hat. Nein, er wird zornig, ganz schlimm.
Dann heißt es hier: „Und Jona ging zur Stadt hinaus und machte sich dort eine Hütte. Darunter setzte er sich in den Schatten, bis er sähe, was der Stadt widerfahren würde.“ Ist das nicht ein schrecklicher Kerl? So furchtbar! Er setzt sich außen vor der Stadt, hat sich eine Hütte gebaut und wartet jetzt Däumchen drehend, bis Gott das Feuerwerk macht, bis die Stadt hochfliegt.
Er sagt: Das ist das größte Feuerwerk meines Lebens, das muss ich unbedingt erleben. Aber Gott tut es nicht, kein Feuerwerk, sondern Gott ist gnädig. Da musste Jona noch mal umlernen. Es hat nicht gereicht, was er da im Fisch erlebt hat.
Die Leute diskutieren alles Mögliche: Kann es denn so einen großen Fisch geben? Was ist das für ein Fisch? Was weiß ich? Das ist doch ganz egal. Wer ein ganzes Universum schaffen kann, durch sein Wort es währt und es wahrt, der kann doch auch einen Fisch schaffen, genau passend für Jona. Doch gar keine Frage!
Ich verstehe gar nicht, warum man da wissenschaftlich herumdoktert. Wir haben es hier mit dem allmächtigen Gott zu tun, der alle Dinge kann und alles schafft. Sein Allmachtswort gilt – für alle Moleküle da im Magen und alles andere. Das ist doch großartig!
Mit solch einem Gott haben wir es zu tun, und dieser Gott ist außerdem noch barmherzig und gnädig. Na, da sind wir doch bei der richtigen Adresse angelangt, dass wir es mit so einem Gott zu tun haben. Dieses Gleichnis macht mir sehr viel Mut.
Gottes Versprechen und unsere Gewissheit
Warum? Denn Gott hatte ja den Leuten, die morgens gekommen waren, versprochen, sie würden den Silbergroschen bekommen. Das tut Gott bei uns auch. Er verspricht mir: Wenn ich an den Herrn Jesus glaube, dann hast du das Himmelreich. Das hat er versprochen.
Was wird also am Ende der Tage sein? Gott wird sein Versprechen einhalten und mir ganz klar das Himmelreich schenken, weil Gott versprochen hat: Was er verspricht, hält er ein. Genau das hatte er denen versprochen, die morgens gekommen waren. Den anderen hatte er das gar nicht versprochen, den ganzen Silbergroschen, und die bekommen ihn auch nicht.
Da sehen wir diese wunderbare göttliche Zusage. Manchmal sagen mir Menschen: „Ja, man kann doch vor dem Tod gar nicht wissen, ob man in den Himmel kommt.“ Das ist eine merkwürdige Lehre. Das ist doch die wichtigste Frage, und die sollte Gott auf keinen Fall offenlassen. Sondern Gott sagt mir hier und heute: Wenn du an den Herrn Jesus glaubst, dann hast du das Himmelreich.
Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer an ihn glaubt, hat das Himmelreich. Das ist versprochen. Das zieht Gott auch nie zurück. Sein Wort gilt doch – da kann ich doch froh sein. Ist das nicht großartig? Da kann ich doch nur noch mit fliegenden Fahnen zu diesem Jesus hingehen und sagen: Hier bin ich, nimm mich an, egal wie alt ich bin, und ich nehme den Silbergroschen in Empfang.
Das ist doch genau die Botschaft, und das können wir hier lernen: Gott steht zu seinem Wort. Der Jesus sagte in Johannes 10: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.“ Und was sagt er? „Und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ Das gilt, ist versprochen, zugesagt. Er lügt niemals.
Wir werden also mit hundertprozentiger Gewissheit von ihm das Himmelreich bekommen, das ewige Leben. Und wenn sich heute jemand auf den Weg macht und sagt: „Ja, das möchte ich auch haben, ich möchte auch den Himmel haben!“ – ja, dann komm doch. Lass dich nicht aufhalten! Komm und nimm den Silbergroschen in Empfang.
Gott macht diesen Vertrag mit dir: Wenn du heute kommst, bekommst du den Himmel. Du wirst sehen, in Ewigkeit wirst du im Himmel sein. Das ist versprochen, das können wir aus dem Gleichnis lernen. Genau das tut hier der Jesus.
Darum verstehe ich überhaupt nicht, wie wir Menschen so dumm sein können und so merkwürdige Lehren erfinden wie Fegefeuer und all das, was wir uns ausdenken. Das ist ja alles total daneben. Jesus verspricht ja voll und ganz: Du bekommst den Himmel. Da musst du nicht erst irgendwo noch brutzeln oder was.
Wer den Himmel bekommt, der bekommt ihn ganz.
Gottes großzügige Entlohnung und unser Einsatz
Nun können wir aus dem Gleichnis noch lernen, wie Gott entlohnt. Das haben wir eben gesehen: Er entlohnt gemäß seinem Wort, wie er es versprochen hat. Dabei ist er sehr großzügig.
In Lukas 6,38 hören wir etwas über seine Großzügigkeit. Wenn ich den Text lese, merke ich, dass man diese Großzügigkeit in menschlicher Sprache kaum ausdrücken kann. Man muss Wort an Wort aneinanderreihen, immer verstärkend, um nur eine Ahnung von der Großzügigkeit Gottes zu bekommen. Dort sagt Jesus: Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen.
Man merkt, wie reich er ist und dass er uns geben will – immer mehr und mehr. Es fehlen hier menschliche Worte, um das auszudrücken. Doch ich freue mich schon auf den Tag, an dem wir diesem Herrn gegenüberstehen und er sagt: „Jetzt beschenke ich dich reich und überreich aus dem gewaltigen Reichtum des lebendigen Gottes.“
Jesus hat gesagt: „Geht hin und sammelt Schätze für den Himmel.“ Das ist das, was bleibt. Alles, was wir im Namen Jesu tun – selbst wenn es etwas Kleines oder scheinbar Unbedeutendes ist, wie ein Glas Wasser – wird in Ewigkeit belohnt. Man könnte fragen: „Was ist denn das, ein Glas Wasser? Das ist doch nicht viel.“ Doch wenn wir es jemandem im Namen Jesu geben, wird es ewig belohnt, weil Jesus so reich ist.
Er bringt, was wir weitergeben, zum Fruchten. Wenn wir ein Traktat oder ein Wort weitergeben, wird Jesus das in Ewigkeit belohnen, weil er so reich ist und es kann.
Jesus erzählt uns ein anderes Gleichnis, das vom vierfachen Acker. Wir können heute Morgen ein wenig Prozentrechnung dazu machen, um zu verstehen, was das bedeutet. Vierfach, vierfacher Acker heißt: Ein Viertel wird überhaupt Frucht bringen. Das ist etwas, was ein Bauer normalerweise nicht macht. Ein Bauer wird kein großes Feld bestellen und sagen, nur ein Viertel davon wird Frucht bringen. Er säht das ganze Feld, damit alles wächst.
Jesus macht die Rechnung ganz klar: Selbst wenn nur ein Viertel Frucht bringt, wird das dreissig-, sechzig- oder hundertfach Frucht bringen. Nun kann man einen Mittelwert aus dreißig, sechzig und hundert bilden. Als Informatiker rechne ich: 30 plus 60 plus 100 sind 190, geteilt durch 3 ergibt 63,3. Ich runde jetzt auf 60, damit wir besser rechnen können.
Der Mittelwert bringt also sechzigfachen Ertrag. Da aber nur ein Viertel fruchtbarer Boden ist, muss ich das durch vier teilen: 60 durch 4 sind 15. Das schaffen wir alle noch.
Das bedeutet: Im Reich Gottes beträgt der Zinssatz 1500 Prozent. Nun frage ich mich: Welche Bank zahlt das? Welche Bank zahlt 1500 Prozent? Die wären alle bald pleite. Aber Gott nicht. Gott wird nicht pleite, das kann er sich leisten. 1500 Prozent Zinsen – ist das nicht gewaltig? Es lohnt sich, im Reich Gottes einzuzahlen. Das bringt sehr viel Zinsen.
Das wirst du am Tag der Ewigkeit sehen, wie viel es gebracht hat. Er hat es versprochen. Genau das wird geschehen.
Die Bibel sagt uns das auch sehr deutlich im 2. Korinther 9,6: „Wer da kärglich sät, wird auch kärglich ernten. Wer aber im Segen sät, wird auch im Segen ernten.“ Es ist also so: Wir bekommen das Himmelreich geschenkt, und darüber hinaus noch alles Mögliche, das in Proportion zu dem steht, was wir gesät haben.
Wir sehen also: Es lohnt sich unbedingt. Das wird uns immer wieder gesagt. In Lukas 6,23 sagt Jesus: „Freut euch an jenem Tag und springt vor Freude, denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel.“ Es lohnt sich, zu wirken und zu handeln.
In Offenbarung 22,12 heißt es: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn ist mit mir.“ Es ist nicht so, dass wir im Lohndenken stehen, aber Jesus lässt sich nichts schenken, das sehen wir. Alles, was wir ihm an Frucht mitbringen in der Ewigkeit, wird er übermäßig auch uns wieder schenken.
Seine Entlohnung ist etwas Ungewöhnliches, das haben wir schon am Gleichnis gesehen. Die Bibel sagt: Ein Prophet bekommt den Lohn eines Propheten. Wer eine schöne Kirche baut, bekommt den Lohn eines Kirchenbauers. Wer die Kirche anstreicht, bekommt den Lohn eines Kirchenanstreicher. So ist das, das macht Gott.
Aber jetzt kommt etwas Merkwürdiges dazu, und davon spricht Jesus in Matthäus 10,41: „Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten empfangen. Und wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten empfangen.“ Das geschieht nur, weil Gott reich ist.
Der Prophet bekommt seinen Lohn ganz sicher, das steht fest. Aber wer einen Propheten aufnimmt – ihm ein Bett, ein Frühstück und vielleicht noch Mittagessen gibt – der bekommt genauso viel. Er erhält genau wie der Prophet auch seinen Lohn.
Das ist die Größe Gottes, seine Denkweise, seine Güte und seine Überschwänglichkeit, dass er so großen Lohn zahlt. So viel lehrt uns Jesus hier über Gott – und vielleicht noch mehr.
Die Lehre über den Menschen: Neid und seine Folgen
Aber jetzt kommen wir zum Menschen. Was will uns Jesus über den Menschen lehren? Wer bin ich, wer bist du?
Die Arbeiter, die früh am Morgen gekommen sind, klagen. Sie sagen, die Letzten hätten nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt. Sie konnten nicht sagen, dass du uns nicht das gegeben hast, was du uns versprochen hast. Das konnten sie nicht sagen, denn genau das haben sie ja bekommen. Sie haben das erhalten, was ihnen zugesagt wurde.
Was konnten sie also sagen? Sie konnten nur sagen: Wir haben genauso viel bekommen wie die anderen, die spät kamen. Was ist das für ein Verhalten? Das ist Neid – purer Neid. Denn sie waren ja zunächst glücklich gewesen.
Neid, sagt die Bibel, ist äußerst gefährlich. Neid ist etwas ganz, ganz Schlimmes in den Augen der Bibel. Warum? Weil Neid vom Reich Gottes ausschließt. Haben wir das gewusst? Wenn wir neidisch sind, versperren wir uns den Zugang zum Reich Gottes.
So lesen wir in Galater 5,19-21: Offenkundig sind die Werke des Fleisches, als da sind Unzucht, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, und dann wird vieles aufgezählt – und dann kommt Neid. Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Mit Neid müssen wir also sehr vorsichtig sein.
Wenn wir erkennen, dass wir neidisch sind, dann sollten wir ganz schnell zu Jesus unter das Kreuz gehen und sagen: Herr Jesus, du hast meinen Neid gesehen, wie ich meinen Nachbarn beneide, nimm diese furchtbare Wurzel von mir, die mich vom Reich Gottes ausschließt.
Gott ist einerseits unglaublich souverän und machtreich. Er gibt uns alles. Aber Neid ist in seinen Augen sehr schlimm.
Im Prediger 4,4 heißt es: „Ich sah an Arbeit und Geschicklichkeit in allen Dingen, doch einer neidet dem anderen. Das ist auch Eitelkeit und Haschen nach Wind.“ Das wird allgemein gesagt – viele sind neidisch.
Der französische Dramatiker und Schauspieler Molière sagte einmal: „Die Neider sterben wohl, doch niemals stirbt der Neid.“ Das hat er gut beobachtet.
Im Buch Sirach, das zu den Apokryphen gehört, steht auch etwas über den Neid. Luther zählt es nicht zur Heiligen Schrift, doch es ist gut zu lesen. Dort heißt es: „Berate dich nicht mit dem, der dich missgünstig betrachtet. Und vor denen, die dich beneiden, verbirg deinen Plan.“ Wenn du eine gute Idee hast, wenn du etwas vorhast, sage es nicht einem Neider. Das kann ihn zur Weißglut bringen, wenn du etwas Gutes hast und er nicht. Dieser Neid zerfrisst ihn.
Darum warnt die Bibel: Sag es nicht, damit er gar nicht erst in Versuchung kommt.
Als Angela Merkel 2005 mehr und mehr auf dem Weg zur Bundeskanzlerin war, schossen plötzlich die Neider aus dem Boden. Gute Parteifreunde, die sich Freunde nannten, wurden zu Neidern. „Warum ich nicht? Ich habe doch das Zeug auch für den Bundeskanzler. Warum sie? Sie kommen doch aus dem Osten, und das ist nur eine Frau.“ So gab es viele Neider.
Ich finde, sie machte einen guten Job – meine persönliche Meinung. Wir können dankbar sein, dass Gott uns Menschen schickt, die friedvoll unser Land regieren, sodass wir das Evangelium frei verkündigen können.
Es ist gut, wenn wir für unsere Regierung beten, für die, die Verantwortung tragen. Dann haben wir es auch gut.
Als sie Bundeskanzlerin wurde, habe ich ihr einen Brief geschrieben. Ich denke, sie wird sich vielleicht freuen. Ich habe ihr ein Buch über das Evangelium geschickt und geschrieben: „Ich gratuliere, dass Sie Bundeskanzlerin geworden sind. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen, und ich werde für Sie beten.“ So können wir im Gebet hinter denen stehen, die uns regieren.
Das Wesen des Neids und seine Auswirkungen
Was ist eigentlich das Wesen des Neides? Worüber sind wir eigentlich neidisch?
Der Bauer ist zum Beispiel nicht neidisch darauf, dass der Bundespräsident eine schwarze Staatskarosse fährt. Das betrifft den Siedler gar nicht. Aber wehe, der Nachbar, der ein Grundstück neben ihm hat und ebenfalls Kartoffeln anbaut, hat Kartoffeln, die einen Millimeter dicker sind. Dann kann der Bauer vor Neid erblassen. Warum hat der Nachbar dickere Kartoffeln? Die dicken Kartoffeln gehören doch mir! Sie haben schließlich auf meinem Boden zu wachsen und nirgendwo anders.
So ist Neid.
Ein Angler ist nicht neidisch darauf, dass er in einem See angeln darf, der einem reichen Mann gehört, der viele Grundstücke, Seen und was weiß ich alles besitzt. Überhaupt nicht. Aber wenn ein anderer Angler, der zwanzig Meter weiter angelt, einen Fisch fängt, der sieben Zentimeter länger ist, kann ihn das in Hochglut bringen. Das ist Neid. Wie schrecklich, dass der andere einen größeren Fisch hat! Ich sitze schon eine halbe Stunde länger hier, und der hat den Fisch schon vorher gefangen. Neid!
Oder bei der Wahl der Miss World: Die schöne Frau ist nicht neidisch darauf, dass jemand einen Wissenschaftler-Nobelpreis bekommt. Das berührt sie überhaupt nicht. Aber wenn eine andere Frau da ist, die eine etwas schönere Nase und schöneres Haar hat, dann spielt sich ein Spielchen an der Wand ab: „Wer ist die Schönste im Land?“ Natürlich bin ich die Schönste! Und sie ist neidisch, dass eine andere den Preis der Schönheit bekommt.
So ist Neid.
Neid trifft uns immer an der Stelle einer Sache, an der wir selbst mitbeteiligt sind.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Beispiel für Neid
Es gibt eine weitere Geschichte über Neid im Neuen Testament. Ein Sohn zieht von zu Hause fort, lässt sich sein Erbe auszahlen und zieht durch das Land. Dabei verprasst er das Geld mit seinen Freunden. Schließlich landet dieser Mann bei den Schweinen. Dort erinnert er sich: „Mein Vater ist doch reich, er besitzt einen großen Hof. Und ich bin hier, kaue Schweinefutter, das voller Dreck und Unrat ist. Es knirscht zwischen den Zähnen, und es geht mir schlecht.“
Er sagt zu sich selbst: „Ich muss nach Hause. Mein Vater ist reich. Ich mache mich auf den Weg.“ Und was tut der Vater? Er sieht ihn schon von weitem kommen, steht mit ausgebreiteten Armen da und ruft: „Mein Sohn kommt nach Hause! Wie großartig! Mein Sohn ist wieder da!“
In diesem Gleichnis ist Gott der barmherzige Vater. Er nimmt seinen Sohn an, lässt ein Kalb schlachten, es wird ein Fest gefeiert, und auf dem Hof ist ordentlich etwas los.
Dann hört sein Bruder davon. Er ist noch gar nicht zu Hause angekommen, doch schon auf dem Feld hört er die Musik und das Fest. Er fragt einen Knecht: „Sag mal, was ist da eigentlich los bei uns zu Hause?“ Der Knecht antwortet: „Ja, stell dir vor, dein Bruder ist zurückgekommen, und der Vater hat ihm ein Fest ausgerichtet.“
Darauf wird der Bruder zornig und will nicht hineingehen. Der Vater geht hinaus und bittet ihn. Der Bruder antwortet: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten. Und du hast mir nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich sein kann. Was soll das?“
Das ist Neid! Er ist neidisch, weil seinem zurückgekehrten Bruder ein Kalb geschlachtet wird. Der Vater sagt: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist auch dein.“
Der Bruder hätte jeden Tag sieben Kälber schlachten und alle seine Freunde einladen können. Das war alles seins. Doch er ist neidisch auf ein Kalb, das dem verlorenen Sohn geschenkt wird, weil er zurückgekehrt ist.
Wir sehen hier puren Neid. Das ist die Tragik in diesem Gleichnis, das Jesus erzählt. Der Bruder, der zu Hause geblieben ist und neidet, ist verloren. Der andere, der fortgegangen war, bei den Schweinen lebte und dann nach Hause kommt, ist gerettet.
Denn er hat die Gnade Gottes angenommen und die Barmherzigkeit gespürt. Der andere dagegen hat die Barmherzigkeit des Vaters verworfen. Das ist die Tragik.
Das darf uns nicht passieren. Wir müssen aus der Falle des Neides herauskommen. Wenn wir Neid in unserem Leben erkennen, sollten wir ihn mit Stumpf und Stiel ausmerzen. Wir dürfen nicht zu den Neidern gehören und bei aller Frömmigkeit verloren gehen. Das wäre tragisch.
Einladung zur Annahme des Himmelreiches
Dieser Vater der Barmherzigkeit lädt uns heute Morgen ein, zu ihm zu kommen und den Silbergroschen zu empfangen. Das ist auch die Einladung aus dem Gleichnis. Gott sagt dir: „Ich will dir heute den Silbergroschen geben – das Himmelreich.“ Wenn du kommst, bekommst du den Silbergroschen.
Wenn du dich von Jesus anheuern lässt, dann lass dich von ihm anheuern und komm. Sag nicht: „Ich bin noch so jung, ich muss mein Leben erst noch verloddern und in der Sünde kaputtgehen lassen.“ Sondern komm, wenn du jung bist, mach dich auf den Weg und sage: „Herr, hier bin ich.“ Nimm den Gestellungsbefehl Gottes an, komm und lass dich einladen. Gib mir auch diesen Silbergroschen.
Und was tut Jesus? Er sagt: „Jeder, der zu mir kommt, der bekommt das Himmelreich.“ Ist das nicht ein großartiges Angebot? Jeder, der kommt, ist willkommen – egal ob jung oder alt, ob achtzehn oder zweiundachtzig, wie dieser eine Mann, oder auch acht Jahre alt, wenn du noch ein Kind bist. Jesus nimmt die Kinder an. Er liebt die Kinder auf besondere Weise und möchte auch ihnen das Himmelreich schenken. Sie sind es wert, er liebt sie.
Und wenn wir vielleicht ein verlottetes Leben hinter uns haben, dann dürfen wir auch kommen. Unter dem Kreuz Jesu geben wir die Sünde ab, er tilgt sie und beschenkt uns mit dem ewigen Leben. Das ist die Botschaft dieses Gleichnisses: Komm, lass dir den Himmel schenken. Der Silbergroschen liegt heute Morgen für dich bereit, um ihn in Empfang zu nehmen.
Wenn du den Silbergroschen nicht annimmst und so wieder hinausgehst, dann gehst du ohne Silbergroschen nach Hause. Das ist doch klar: Nur wer ihn annimmt, hat ihn. Aber er ist bereit, dir in seiner Güte und Barmherzigkeit den Silbergroschen zu schenken.
Vielleicht sagst du: „Ich war irgendwann mal da, aber dann bin ich irgendwie abgekommen, ich bin nicht mehr auf der Spur.“ Dann komm auch und lass dich wieder einspuren auf den Weg Jesu, der nach Hause führt. Das dürfen wir nicht verpassen – niemand unter uns. Niemand darf das Himmelreich verpassen.
Und das machen wir in dem Augenblick fest, wenn Jesus uns ruft. Dann sagen wir: „Hier bin ich, so wie ich bin, ich komme.“ Und wir nehmen in Empfang, was er uns geben will. Gott ist gut, er ist voller Barmherzigkeit und will uns so reich beschenken. Wir dürfen kommen.
Darum lade ich ein, den Silbergroschen aus der Hand des lebendigen Gottes in Empfang zu nehmen.
Schlussgebet und Einladung zur Entscheidung
Wir wollen beten.
Lieber Vater im Himmel, wir haben durch das Gleichnis erkannt, wie barmherzig Du bist. Du bist wirklich der Vater der Barmherzigkeit, die Güte in Person. Ebenso Dein Sohn Jesus Christus, der Heiland der Welt und der Mann vom Kreuz.
Herr Jesus, um unserer Schuld willen warst Du am Kreuz und hast dort für unsere Sünden bezahlt. Jetzt dürfen wir zu Dir kommen und alle unsere Sünden bei Dir abgeben. Weil Du uns liebst, weil Du uns reinigen willst, weil Du uns annehmen möchtest und uns so unglaublich reich mit dem Himmelreich beschenken willst, danken wir Dir dafür.
Herr Jesus Christus, wir wollen zu Dir kommen, Ja sagen und uns durch Deine Güte reich beschenken lassen. Gepriesen sei Dein Name, Herr Jesus Christus.
Ich werde gleich nach dem Gottesdienst die Treppe hinaufgehen. Dort gibt es einen Raum, und jeder, der sagt: „Diesen Silbergroschen möchte ich auch haben, das lohnt sich“, der kann kommen und seine Hand ausstrecken. So laden wir uns ein, das Geschenk aus Deiner Hand anzunehmen.
Du rufst uns und lädst uns ein, weil Du uns reich machen willst. Du bist unermesslich reich, und so dürfen wir uns jetzt auf den Weg zu Dir machen, der uns an diesem ersten Advent so reich beschenken will.
Gott segne uns darin!