Tattoos für Christen? (5/5)

Gebote und Weisheit - Teil 2
Jürgen Fischer
0:00:00
0:09:57
Serie | 5 Teile

Tattoos für Christen?

Serie in der Offline-Playlist speichern

Manchmal gibt es sehr gute Gründe, etwas nicht zu tun, obwohl es nicht verboten ist. Hier sind Jürgens 5 persönliche Gründe, warum er sich heute noch kein Tattoo stechen lässt.


Kein Verbot, aber gute Gründe dagegen …

In der letzten Episode sind wir dabei stehen geblieben, dass es für mich Gründe gibt, mir kein Tattoo stechen zu lassen, obwohl es dafür kein direktes Verbot in der Bibel gibt. Neben der Liebe zu meiner Frau, die Tattoos einfach nicht schön findet, habe ich bereits zwei Gründe genannt:

1. Das schwache Gewissen anderer

Erstens sind da Christen mit einem schwachen Gewissen, auf die ich als Prediger Rücksicht nehmen möchte. Rücksicht, weil ich nicht will, dass mein Erscheinungsbild Menschen davon abhält, auf Gottes Wort zu hören.
Und wer mich kennt, der weiß, dass ich sehr wohl um eine Gefahr für Gemeinden weiß, die ich die “Diktatur der Schwachen” nenne. Man kann eine Gemeindekultur zerstören und gerade innovative bzw. junge Geschwister vertreiben, wenn gewissensschwache Bedenkenträger zu viel Macht bekommen. Das lehne ich entschieden ab (vgl. Römer 14,1).
Und trotzdem muss ich als Prediger überlegen, wie ich durch mein Auftreten, meine Wortwahl und mein Aussehen möglichst niemanden verschrecke.

2. Nutzen für meinen Dienst

Zweitens sehe ich in einem Tattoo keinen Nutzen für meinen Dienst. Wenn ich den sehen würde, hätte ich ein Tattoo. Aber ich sehe den Mehrwert einfach nicht. Und dann ist mir Geld und Zeit, die Gott mir anvertraut hat, zu schade.

3. Der Selbstdarstellungs-Götze

Drittens. Und dieser Punkt hat für mich tatsächlich Gewicht, auch wenn er vielleicht nicht so einfach zu erklären ist. Erinnert euch bitte an das Thema moderne Götzen aus der letzten Episode. Was sind die Götzen unserer Zeit? Ich hatte unter anderem den Götzen Selbstdarstellung genannt.

Wir leben in einer Zeit, in der Menschen sich als super individuelle Persönlichkeiten darstellen müssen. Ich behaupte: Der postmoderne Mensch ist zur Einzigartigkeit verdammt. Dazu verdammt sein Leben als hippes Ereignis zu prostituieren.

Der postmoderne Mensch ist zur Einzigartigkeit verdammt.

Das was die Philosophen einen expressiven Individualismus nennen. Ich lebe, weil ich anders bin. Ich lebe, weil ich ein absolut einzigartiges Leben führe. Und das darf bitteschön auch jeder sehen. Das ist der Götze Selbstdarstellung, der mir Sinn und Wert gibt.

Und wenn ich mich nicht irre, dann spielen Tattoos dabei eine immer größere Rolle. Meine Tattoos machen mich besonders, machen mich interessant, heben mich von der Masse ab. Ich sage nicht, dass jedes Tattoo diese Rolle spielt! Aber ich habe den Eindruck, dass Tattoos bei Nichtchristen ganz wesentlich dazu dienen, den Blick auf sich zu lenken. “Schau her, wie besonders ich bin!”

Und was für Tattoos gilt, könnte ich natürlich auch über Kleidung sagen oder das Auto oder den Urlaub oder das neue Handy. Immer muss ich mir die Frage stellen, wofür ich lebe. Lebe ich dafür, gesehen und bewundert zu werden?

Weil, wenn ja, dann ist das eine moderne Form von Götzendienst. Götzendienst, weil es uns dann um unsere Ehre geht. Aber was schreibt der Apostel Paulus? 1. Korinther 10,31: Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!

Ich würde in einer Zeit, in der Tattoos ganz wesentlich dazu dienen, eine Sehnsucht nach Individualität zu stillen, gerade deshalb keines haben wollen, weil ich dem Götzen Selbstdarstellung kein Opfer bringen mag. Ich bin ganz einzigartig, weil Gott mich einzigartig gemacht hat. Und das reicht mir.

Wie gesagt: Der Punkt ist nicht einfach zu erklären, weil es hier ganz stark um die Motivation geht. Warum lasse ich mir ein Tattoo stechen? Ist es wirklich zur Ehre Gottes oder geht es mir dabei doch um mich selbst und um mein Ansehen? Das würde jetzt zu weit führen, aber bitte lasst uns nicht vergessen, dass Nachfolge damit verbunden ist, sich selbst zu verleugnen, die Welt nicht zu lieben und Gott zu verherrlichen… egal, was wir tun.

Ich muss anderen nicht imponieren, nicht einmal mir selbst gefallen. So wie es über den Herrn Jesus heißt: Römer 15,3: Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen, sondern wie geschrieben steht: »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.«

Wie gesagt, kein einfacher Punkt. Aber in meinen Augen ein ganz wichtiger, der viele Bereiche unseres Lebens durchzieht.

4. Zukünftige Reue

Viertens. Ich würde mir kein Tattoo stechen lassen, weil ich Sorge hätte, dass ich es in der Zukunft bereuen könnte. Das tun übrigens ca. 50% derer, die sich in jungen Jahren tätowieren lassen ^1. Und die Gründe dafür können natürlich ganz unterschiedlich sein.

Geschmack, Umstände, Qualität - kann sich alles ändern
Sei es, dass mir das Tattoo-Motiv irgendwann nicht mehr gefällt, dass es mir Nachteile im Job, im Dienst für Gott oder im Finden eines Partners beschert, an die ich heute einfach noch nicht denke. Oder dass die Qualität des Bildes nachlässt, weil die Farben ausbleichen, oder ich denke an gesundheitliche Risiken, die von den Tätowier-Farben ausgehen, in denen sich eben auch Schwermetalle, Formaldehyd und andere krebserregende Stoffe befinden können ^2.

Lebenslang ist zu lang
Ein Tattoo stellt für mich ein Risiko dar, das mir zu groß ist. Klingt vielleicht komisch, aber ich bin halt so. Ein Tattoo ist eine Sache für ein ganzes irdisches Leben. Und das ist mir zu lang.
„Aber Jürgen, man kann Tattoos doch auch entfernen!“ Stimmt, aber auch das ist teuer, schmerzhaft und nicht ungefährlich, weil dabei Blausäure und Benzol entstehen können. Tattoos sind einfach nicht mein Ding!

Schön genug
Und zum Schluss ein letztes Argument, das noch viel subjektiver ist. Und das Argument geht so: Man macht keinen Sticker auf einen Ferrari! Warum sollte ich etwas ändern, wenn Gott mich so gemacht hat, wie ich bin? Ich bin schön!
Und damit mich niemand falsch versteht. Ich habe kein Problem mit Kosmetik, Schmuck oder plastischer Chirurgie. Es gibt bestimmt legitime Gründe, eine Veränderung am Körper vorzunehmen.
Der hebräische Sklave, der sich ein Leben lang an seinen Herren binden will, der stellt sich an den Türpfosten des Hauses und lässt sein Ohr als Zeichen seiner lebenslangen Loyalität an den Türpfosten nageln (5. Mose 15,17). Der hat danach auch ein Loch im Ohr.
Und trotzdem ist da in mir drin ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich davon lese, dass Menschen sich über und über tätowieren lassen. Ich frage mich halt, ob hier nicht die Gesellschaft ein Schönheitsideal überstülpt.
Und beim Thema Schönheit denke ich sofort ans Hohelied. Wer meine Vorträge dazu kennt, der weiß, dass ich dort formuliere: „Ich liebe meine Frau nicht weil sie schön ist, sondern ich finde sie schön, weil ich sie liebe.“

Und deshalb würde ich die Frage stellen wollen: Was hindert mich daran, mich so schön zu finden, wie ich bin?

Was hindert mich daran, mich so schön zu finden, wie ich bin?

Was hindert mich daran, ein Ja zu mir in der Form zu finden, wie Gott mich geschaffen hat? Und mit dieser Frage möchte ich das Thema “Tattoos für Christen” beenden.

Anwendung

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir in Ruhe noch einmal die Skripte durchlesen und überlegen, bei welchen Aspekten des Themas du in Ruhe noch weiterdenken möchtest.

Hinweise

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App “Frogwords” gibt’s für Android und iOS.

Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt’s hier zum Lesen und Abonnieren.