Einen wunderschönen guten Nachmittag euch allen. Ich freue mich sehr, dass so viele von euch ein Seminar über den Heiligen Geist besuchen möchten. Ich grüße euch alle ganz herzlich und danke euch für euer Interesse.
Ich muss das Seminar ein wenig einleiten. Man hat mich als Rektor einer Hochschule vorgestellt. An einer Hochschule sind wir manchmal ein bisschen verkopft. Ihr müsst mir also helfen, falls es zu theoretisch wird.
Heute Nachmittag wollen wir über den Heiligen Geist sprechen. Ich möchte das anhand der Bibel tun und uns Zeit für ein Bibelstudium nehmen. Es ist ja 14:30 Uhr. Wer aus dem Biotopismus kommt, weiß, dass das eine harte Stunde ist. Trotzdem habt ihr richtig Lust auf die Bibel zu dieser Uhrzeit.
Ich möchte euch aus dem Alten und Neuen Testament einige Linien aufzeigen, die beschreiben, was die Bibel über den Heiligen Geist sagt. Manchmal ist unser Blick etwas verengt. Dann fragen wir eher individualistisch: Habe ich den Heiligen Geist? Wenn ja, wie spüre ich ihn? Wenn nein, wie bekomme ich ihn?
Heute Nachmittag möchte ich einen Schritt zurücktreten, damit wir ein möglichst großes Bild erhalten. Wir wollen ein Panorama über den Heiligen Geist gewinnen: Wer ist der Heilige Geist? Was möchte Gott mit dem Heiligen Geist bewirken? Was ist sein Ziel? Was ist der große Horizont?
Deshalb ist die Horizontweitung das Ziel an diesem Nachmittag.
Ich habe hier zwei Seminare geplant. Morgen geht es dann um ein etwas spezifischeres Thema, das auch mit dem heutigen Zusammenhang verbunden ist. Morgen stellen wir die Frage: Wie charismatisch muss eigentlich der Glaube sein?
Dabei geht es um Glaubens- und Lebensbilder der Gegenwart. Die Frage lautet: Ist mein Christsein charismatisch genug? Wenn nein, wie bekomme ich es charismatisch hin? Und wenn ja, warum ist das in Ordnung?
Heute geht es zunächst ganz allgemein um die Frage nach dem Heiligen Geist.
Einführung und Zielsetzung des Seminars
Ich möchte es in den nächsten etwa 40 Minuten so machen, dass wir das wie bei Gebrauchsanleitungen gestalten – als Frequently Asked Questions, also häufig gestellte Fragen. Ich habe einige Fragen vorbereitet, die hoffentlich auch eure Fragen sind, und denen möchte ich nachgehen.
Die erste Frage, oder vielleicht die erste Frage, lautet: Warum röchelt er eigentlich so? Meine Stimme ist seit gestern etwas rau. Ich habe mit dem VfB mitgefiebert und dabei laut mitgerufen. Ja, aus der badischen Fraktion gibt es dafür Buhrufe. Es tut mir wirklich leid, aber wir mussten hier kämpfen. Ich habe bis nach Paderborn laut gerufen, deshalb ist meine Stimme heute etwas angeraut.
Die Existenz des Heiligen Geistes von Anfang an
Die erste Frage, der ich nachgehen möchte, lautet: Seit wann gibt es eigentlich den Heiligen Geist? Die Antwort darauf ist eigentlich sehr einfach, kurz und knapp: von Anfang an.
Die ersten zwei Verse der Bibel sind recht bekannt, doch man liest sie selten mit Blick auf den Heiligen Geist. Dort heißt es schlicht: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe.“ Dann folgt ein interessanter Satz: „Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“ Wir wissen nicht genau, was der Geist damals tat und wie man sich das vorstellen soll, aber er war da.
Der Heilige Geist ist von Anfang an da, genauso wie wir von Jesus Christus bekennen, dass er von Ewigkeit her bei Gott war und von Ewigkeit her Gott war. So ist auch der Heilige Geist von Anfang an da. Der Geist ist keine späte Erfindung. Man hört manchmal, der Geist sei eine Erfindung des Neuen Testaments. Das ist ein Irrtum. Den Geist gab es schon viel früher, er gab es schon immer. Von Ewigkeit zu Ewigkeit gehört der Geist zu Gott.
Der Geist wirkt bei der Schöpfung mit und durchdringt die ganze Schöpfung. Wenn wir die Schöpfung betrachten, sehen wir in gewisser Hinsicht auch etwas sehr Geistliches.
Im Alten Testament taucht der Geist Gottes immer wieder an verschiedenen Stellen auf. Wir kennen das von den Propheten, die im Alten Testament vom Geist Gottes getrieben ihre Botschaft verkünden. Auch die Könige und das Volk erhalten ihre Botschaft vom Geist Gottes.
Der Heilige Geist im Alten Testament: Propheten und Handwerker
Aber nicht nur die Propheten haben im Alten Testament den Geist, sondern interessanterweise auch die Handwerker. Die Handwerker, die die Stiftshütte gebaut haben, werden im zweiten Buch Mose erwähnt. Dort erklärt Gott dem Mose, wie die Israeliten ihm, also Gott, eine Stiftshütte bauen sollen und wie sie das können.
Im zweiten Buch Mose, Kapitel 31, Vers 3, heißt es: "Siehe, ich habe mit Namen berufen Bezalel, den Sohn Uris, des Sohnes Hurs vom Stamm Juda, und habe ihn erfüllt mit dem Geist Gottes, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit aller Geschicklichkeit, kunstreich zu arbeiten, in Gold und Silber und Kupfer, kunstreich Steine zu schneiden und einzusetzen und kunstreich zu schnitzen, in Holz und jede Arbeit zu vollbringen."
Bezalel war ein Handwerker. Er hat mit der Hand, mit seinem Arm, seinen Job gemacht. Er war Steinmetz, Goldschmied und ein vielseitiger Handwerker – so etwas wie ein Universalklempner.
Es heißt hier, dass Gott ihm den Heiligen Geist gibt, damit er die Stiftshütte so baut, dass sie Gott gefällt, dass Gott darin wohnen kann und dass sie Gott angemessen ist. Der Geist wirkt also im Bauhandwerker der Stiftshütte.
Wir denken oft, dass ich den Geist nur brauche, wenn ich eine Andacht halte, eine Predigt mache, ein schwieriges Gespräch führen muss oder seelsorgerlich aktiv bin. Aber das stimmt nicht. Ich brauche den Heiligen Geist auch, wenn ich für Gott etwas Schönes machen will.
Musiker brauchen den Heiligen Geist, um Gott loben zu können, und sogar dieser Kunsthandwerker brauchte den Heiligen Geist, als er die Stiftshütte baute. Für Kunst, die Gott gefällt, brauche ich den Heiligen Geist.
Unterschiedliche Verteilung des Geistes im Alten und Neuen Testament
Der große Unterschied zwischen dem Heiligen Geist im Alten Testament und dem Heiligen Geist im Neuen Testament besteht darin, dass im Alten Testament nur ausgewählte Personen diesen Geist erhalten. Es sind vor allem die Propheten, wie ich bereits erwähnt habe. Ebenso erhalten die Könige den Geist, aber auch einzelne andere Personen, wie beispielsweise ein Bauhandwerker.
Die Könige brauchen den Geist Gottes, um weise regieren zu können, um Recht zu sprechen und um richtige politische Entscheidungen zu treffen. Deshalb gibt Gott den Königen Israels und Judas den Heiligen Geist. Dabei bindet er aber die Verpflichtung daran, dass sie gehorsam regieren und nach Gottes Willen handeln sollen.
Wir lesen bei Saul, dem ersten König von Israel, dass er diesen Heiligen Geist erhält. Später wird Saul jedoch ungehorsam gegenüber Gott, und Gott nimmt ihm den Geist wieder weg. Daraufhin wird Saul buchstäblich entgeistert, er verliert seinen Verstand und wird verrückt. Er versteht nichts mehr und wird besonders gegenüber seinem Nachfolger David sehr aggressiv.
David wird Sauls Nachfolger. Auch er erhält den Heiligen Geist. Im Alten Testament lesen wir jedoch auch, dass David ungehorsam wird. Er begeht Ehebruch mit der jungen Frau Bathseba. Um das zu vertuschen, lässt er deren Ehemann im Krieg töten. Gott stellt David daraufhin durch den Propheten Nathan mit dem Geist konfrontiert zur Rede.
Das ist der entscheidende Unterschied zwischen Saul und David: Während Saul darauf besteht, vor den Menschen geehrt zu werden, demütigt sich David und tut das öffentlich. Im Alten Testament finden wir Psalm 51, den David öffentlich gebetet hat. In diesem Psalm bittet David darum, dass Gott den Heiligen Geist nicht von ihm nimmt.
David hat genau gesehen, was mit seinem Vorgänger Saul passiert ist: Gott hatte ihm den Geist weggenommen, und Saul war geistlos geworden, verrückt geworden. David demütigt sich und bittet, den göttlichen Geist trotz seiner Sünde behalten zu dürfen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Während in der alttestamentlichen Zeit nur einzelne Menschen den Heiligen Geist empfangen, geschieht im Neuen Testament das Wunder, dass Gottes Geist in allen Menschen wohnt, die an Jesus Christus glauben. Warum und wie das geschieht, darauf werde ich später noch einmal eingehen.
Die ursprüngliche Bedeutung und das Wesen des Heiligen Geistes
Die zweite Frage lautet: Wie müssen wir uns eigentlich den Heiligen Geist vorstellen?
Die ursprüngliche Bedeutung des hebräischen Begriffs Ruach, der für Geist steht, ist Wind, Atem oder Hauch – also so etwas wie bewegte Luft. Im Johannesevangelium gibt es einen interessanten Vers, Johannes 3,8. Dort findet ein Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus statt. Es heißt: „Der Pneuma“, der griechische Begriff für Geist, kann sowohl mit Wind als auch mit Geist übersetzt werden. Ihr könnt also wählen, wie ihr den Satz beginnen möchtet: „Der Wind weht, wo er will“ oder „Der Geist weht, wo er will.“ Beides ist richtig und gehört zusammen, denn Pneuma steht für Geist, kann aber auch Wind bedeuten.
Der Pneuma weht, wo er will, und du hörst seinen Sausen, doch du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist. Jesus vergleicht den Geist mit dem Wind, und das ist die ursprüngliche Bedeutung sowohl von Ruach als auch von Pneuma.
Im Johannesevangelium wird außerdem erzählt, dass Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern den Geist gibt. Er tut dies, indem er sie anhaucht und ihnen durch dieses Anhauchen den Heiligen Geist vermittelt.
Aus diesem Vergleich mit dem Wind lassen sich zwei Dinge deutlich machen. Erstens: Der Geist selbst ist so unsichtbar wie der Wind. Man kann den Heiligen Geist nicht sehen, nicht greifen und nicht materiell fassen.
Zweitens sind die Auswirkungen des Heiligen Geistes spürbar. Obwohl dieser Geist unsichtbar ist, wirkt er kraftvoll und dynamisch. Man kann sein Sausen hören, sagt Jesus. Das, was wir sehen können, sind die Veränderungen, die der Geist bewirkt, oder wen er bewegt. Ihn selbst sehen wir nicht.
Was wir sehen können, ist, wie dieser Geist Menschen verändern kann, wie er sie wachsen lässt und zur Umkehr führt. Im Leben eines Menschen zeigt sich eine Verwandlung; er lebt anders als zuvor. Das ist das Wirken des Heiligen Geistes.
Paulus spricht ganz ähnlich von den Früchten des Heiligen Geistes, Galater 5,22. Dort heißt es: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.“ Hier wird der Geist mit einer unsichtbaren Pflanze oder einem unsichtbaren Baum verglichen, von dem man die Früchte sehen kann.
Man sieht den Geist selbst nicht, aber die Früchte, die er hervorbringt, sind sichtbar und wahrnehmbar. Ein Mensch empfängt den Heiligen Geist, und daraus brechen Dinge hervor.
Eine Wirkung des Geistes kann die Erfahrung der Liebe Gottes sein, die Freude, die plötzlich in einem Menschen aufleuchtet. Es kann eine Erleuchtung sein, bei der jemand Dinge erkennt, die er vorher nicht gesehen hat. Er bekommt ein Auge für Beziehungen, für die er zuvor blind war. Er wird befreit von Bindungen, sein Lebensstil verändert sich, und er erhält Gaben des Geistes, Charismen, die ihn verwandeln.
Zusammengefasst ist der Heilige Geist einerseits eine Kraft, durch die Gott wirkt. Durch seinen Geist wirkt Gott auf Menschen ein, bewegt sie zu einer Veränderung ihres Lebens und zu einem bestimmten Handeln.
Andererseits ist der Geist eine Person, eine Person der Dreieinigkeit Gottes. Paulus schreibt, der Heilige Geist ist der Vertreter Jesu Christi. Durch seinen Geist wohnt Christus in uns.
Der Heilige Geist ist also sowohl Kraft als auch Person. Beides gehört zusammen, und es darf nicht das eine gegen das andere ausgespielt werden.
Die sichtbaren Wirkungen des Heiligen Geistes und die Frage nach dem Vorhandensein
Nun ist eines wichtig: Wir sagten, wir können den Heiligen Geist nicht sehen, aber seine Wirkungen können wir wahrnehmen. Wenn im Leben eines Menschen die Früchte des Heiligen Geistes sichtbar werden, dann kann man das wahrnehmen. Dann sehen wir etwas vom Wirken des Heiligen Geistes.
Jetzt könnte man aber auch umgekehrt überlegen: Was ist, wenn jemand sagt, ich bin Christ, und ich sehe nichts von diesen Wirkungen des Heiligen Geistes? Es kommt ja vor, dass man sagt: Na ja, der hat so ein frommes Äußeres, aber ich sehe nichts von diesen Wirkungen des Heiligen Geistes. Bin ich dann legitimiert, daraus rückzuschließen, dass er den Geist gar nicht hat? Bin ich dann berechtigt zu sagen: Wenn ich bei dir eine Checkliste aufmache – diese Früchte des Geistes, die Liebe, die Freude, der Friede, die Geduld usw. – und ich sehe das alles nicht, dann hast du diesen Geist nicht?
Das ist eine spannende Frage. Da müssen wir jetzt sagen: Vom Neuen Testament her Vorsicht mit den Pferden, Vorsicht, tranquillo! Ganz oft haben wir im Neuen Testament eigenartige Gemeinden. Paulus schreibt Briefe an sehr merkwürdige Gemeinden, zum Beispiel an die Gemeinden in Galatien. Mit denen hatte er einigen Stress.
Paulus lobt am Anfang aller Briefe seine Gemeinden, das ist nicht hochinteressant. Aber in Galatien heißt es in Kapitel 6, Vers 1, dass er sie so anspricht: „Ihr Geistlichen“ – ihr Pneumatikoi, ihr Leute, die den Heiligen Geist haben. Das schreibt er ihnen in Galatien, Kapitel 6, Vers 1.
Drei Kapitel vorher, in Kapitel 3, Vers 1, nennt er sie „saudumme Galater“, „bescheuerte Galater“. Er sagt: „Ich habe euch Christus als den Gekreuzigten vor Augen gemalt, und ihr kapiert nichts, ihr versteht nichts, ihr seid so doof.“ Er geht da richtig heftig ran.
Und drei Kapitel später aber sagt er: „Ihr Geistlichen!“ Paulus sagt, eure Theologie ist Murks, eure Ethik ist Murks, aber er spricht ihnen nicht ab, dass sie den Heiligen Geist haben. Selbst wenn Dinge nicht sichtbar werden – und bei den Galatern ist sein Hals richtig dick, als er den Brief schreibt – wird er ihnen nicht absprechen, dass sie den Heiligen Geist haben.
Das Gleiche gilt für Korinth. Korinth war die Chaosgemeinde des Neuen Testaments, schlechthin ein Sauhaufen par excellence. In 1. Korinther 3 schreit Paulus die Leute an: „Mit euch kann man überhaupt nicht reden wie mit geistlichen Menschen. Ihr seid überhaupt nicht geistlich, ihr seid fleischlich. Ich muss euch wie mit Babynahrung füttern. Ihr vertragt überhaupt keine feste Speise, ihr seid so unreif in eurem Glauben. Ich muss euch mit Babynahrung hier theologisch füttern.“
Und gleichzeitig im selben Kapitel, im selben Kapitel 3, sagt er: „Leute, wisst ihr nicht, ihr seid der Tempel Gottes? Ihr Korinther, mit denen ich nicht ordentlich reden kann, mit denen man wie mit Babys geistlich-theologisch reden muss, ihr, die überhaupt nicht geistlich, sondern fleischlich seid – ihr seid der Tempel Gottes, weil der Heilige Geist in euch wohnt.“
Paulus spricht es keiner seiner Gemeinden ab, so chaotisch die auch sein mögen, so verzwirbelt und verschwurbelt sie auch daherlabern mögen und so komisch auch deren Lebensstil sein mag. Er spricht ihnen nicht ab, wenn sie sich zu Jesus Christus bekennen, dass sie den Heiligen Geist haben.
Von daher sollten auch wir vorsichtig sein, einem Menschen, der uns möglicherweise geistlich, theologisch oder ethisch unreif vorkommt, den Heiligen Geist abzusprechen. Das tut Paulus nicht.
Der Empfang des Heiligen Geistes durch Glauben
Nächste Frage: Wie bekomme ich eigentlich den Heiligen Geist?
Eine kurze, knappe und eindeutige Antwort gibt Paulus: Durch den Glauben an Jesus Christus.
Paulus richtet diese Frage an die Galater, deren Theologie und Ethik er als sehr ergänzungsbedürftig empfindet. Er stellt ihnen die Frage in Galater 3,2: „Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch die Werke des Gesetzes, also durch das Halten der Tora des Mose, oder durch die Predigt vom Glauben?“
Das ist eine rhetorische Frage. Klar ist: Ihr habt den Geist durch die Predigt vom Glauben empfangen.
Ein Mensch hört das Evangelium, er kommt zum Glauben, und dieser Vorgang wird bereits vom Heiligen Geist bewirkt. Ohne den Heiligen Geist können wir überhaupt nicht zum Glauben kommen. Der Geist wirkt so, dass ein Mensch in einer Predigt sitzt und es irgendwann „klick“ macht. Es kommt zum Durchbruch, er begreift, dass Gott mit ihm redet, dass Gott etwas von ihm möchte und dass er ihm nachfolgen soll.
In diesem Prozess schenkt Gott einem Menschen den Geist, der schon gewirkt hat, dass er überhaupt glauben kann. Mit diesem Geist verändert Gott dann auch das Herz dieses Menschen.
Aus diesem Grund ist es klar, warum Paulus oft im Zusammenhang mit der Bekehrung vom Glauben redet. Im Rahmen der Bekehrung wirkt der Heilige Geist in einem Menschen, es wird hell, es kommt zu einer Erleuchtung.
Paulus selbst beschreibt seine Erfahrung so: Bei mir war es wie am Anfang der Schöpfung. Irgendwann ging ein riesiges Licht auf. Plötzlich sah ich diesen Jesus, den ich vorher als von Gott Verfluchten verfolgt hatte – seine Gemeinde habe ich verfolgt. Doch dann sah ich ihn im Lichtglanz Gottes. Da wurde es hell in meinem Herzen, und ich konnte nur noch glauben. Es ging nicht mehr anders.
Das ist eine Wirkung des Heiligen Geistes. Im Zusammenhang mit der Bekehrung und Umkehr schenkt Gott den Geist. Deshalb sprechen Paulus und auch alle anderen Apostel häufig im Zusammenhang mit der Bekehrung vom Heiligen Geist.
Dieser Geist verändert dann etwas im Leben eines Menschen. Es waren Menschen, die vorher einen sehr merkwürdigen Lebensstil geführt haben.
Petrus schreibt im ersten Petrusbrief über dieses Vorher und Nachher: „Denn es ist genug, dass ihr die vergangene Zeit zugebracht habt nach heidnischem Willen, als ihr ein Leben geführt habt in Ausschweifung, Begierden, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und gräulichem Götzendienst.“
Das ist hart formuliert und befremdet die früheren Kumpels. Sie sind irritiert, weil die Menschen, die den Heiligen Geist empfangen haben, sich nicht mehr mit ihnen in dasselbe wüste, unordentliche Treiben stürzen. Deshalb lästern sie und spotten.
Menschen bekommen den Heiligen Geist, ihr Leben verändert sich, und das fällt der Umwelt auf. Sie fangen an zu spotten und zu lästern. Der Geist verändert ein Leben.
Gottes Ziel mit dem Heiligen Geist: Gemeinschaft und Erneuerung
Nächste Frage: Was will Gott mit dem Heiligen Geist?
Wir müssen buchstäblich bei Adam und Eva beginnen. Ich fasse mich kurz. Die Grundfrage lautet: Wie kann Gott den Menschen, der sich durch die Sünde von ihm getrennt hat, wieder in Gemeinschaft mit sich bringen? Oder anders gefragt: Wie kann er diesen Menschen wieder in eine Gemeinschaft mit sich hineinführen? Wie kommen Gott und Mensch wieder zusammen?
Das ist die Ausgangsfrage der Bibel, die Ausgangsfrage im ersten Buch Mose. Gott unternimmt einen großen Plan. Er erwählt Abraham und verspricht ihm: Aus dir soll ein großes Volk werden, deine Nachkommen sollen zahlreich sein, ich will dich segnen. Aus Abraham wird Israel.
Gott erwählt Israel als sein auserwähltes Volk und gibt diesem Volk ein Gesetz – ein gutes Gesetz, Gottes Gesetz. Gott sagt: Haltet dieses Gesetz, damit wir wieder in Gemeinschaft kommen, damit ich euer Gott sein kann und ihr mein Volk werdet. Haltet dieses Gesetz!
Doch dieser Plan geht schief. Israel hält das Gesetz nicht. Israel scheitert immer wieder daran, dieses eigentlich gute Gesetz, diese gute Ordnung Gottes, einzuhalten. Israel tut es nicht.
Schon im Alten Testament gibt es Propheten, die voraussehen, dass Gott noch etwas anderes tun muss. Ich habe hier einen Text aus dem Propheten Jeremia, Jeremia 31. Dort heißt es in den Versen 31 bis 34:
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen. Da muss etwas Neues her, eine neue Ordnung. Nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloss, nämlich am Sinai, als ich sie damals bei der Hand nahm und aus Ägypten herausführte – einen Bund, den sie nicht hielten, obwohl ich ihr Herr war, spricht der Herr. Sondern das soll jetzt dieser neue Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr. Ich will mein Gesetz in ihr Herz hineinschreiben und in ihren Sinn geben. Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“
Wir lesen bis hierher. Das heißt: Gott will das Gesetz des Mose, das euch gegenüberstand, das Mose auf dem Berg Sinai auf steinernen Tafeln empfangen hat, jetzt in eure Herzen implantieren. Das muss in euer Herz hinein. Er möchte euch verändern, euer Herz erneuern, euer Wesen neu machen.
Beim Propheten Hesekiel finden wir eine ganz ähnliche Stelle. Dort heißt es:
„Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben. Ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und solche Menschen aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“
Gott sagt: Es hilft nicht, wenn ich Israel ein Gesetz gebe mit Anweisungen wie „tu dies“, „tu das nicht“. Sie tun es nicht, sie können es nicht tun, weil sie ein steinernes Herz haben. Ich muss den Menschen verändern, ich muss ihn neu schaffen.
Und genau das geschieht im Neuen Testament: Gott macht den Menschen neu. In dem Moment, in dem ein Mensch den Heiligen Geist geschenkt bekommt, weil er zum Glauben an Jesus Christus kommt, wird er zu einem neuen Menschen. Das Alte vergeht, und Neues entsteht.
Jetzt steht der Mensch nicht mehr einem Gebot oder Gesetz gegenüber, sondern weil er das Gesetz in seinem Herzen trägt, ist er in der Lage, zu tun, was Gott möchte.
Durch die Gabe des Heiligen Geistes wird das Ziel, das Gott mit uns hat – Gemeinschaft mit ihm – schon in der Gegenwart teilweise verwirklicht. Das heißt: Im Sinne eines Angeldes erhalten wir jetzt schon etwas von der endzeitlichen Herrlichkeit Gottes.
Paulus verwendet das Bild einer Erstlingsfrucht. Schon in der Gegenwart wird durch die Gabe des Heiligen Geistes ein kleiner Teil dessen verwirklicht, was uns für die Ewigkeit verheißen ist.
Wenn wir ehrlich sind, sehen wir von unserer ewigen Herrlichkeit noch nicht viel. Von unserem ewigen Leben sehen wir noch nicht viel. Wir altern jeden Tag. Meine Frisur ist ein eindeutiger Beleg dafür.
Man kann den Heiligen Geist haben und trotzdem eine Glatze bekommen. Der Heilige Geist bewahrt uns nicht vor dem Alterungsprozess. Er bewahrt uns nicht vor dem Sterben. Der Heilige Geist macht uns nicht schlagartig reich, und die ewige Herrlichkeit sehen wir in dieser Zeit noch nicht.
Aber in der Gabe des Heiligen Geistes, schreibt Paulus, haben wir so etwas wie ein Angeld, eine Vorauskasse, ein Zeichen, dass Gott halten wird, was er versprochen hat. Ein Vorschuss, eine Kaution, ein Pfand.
Der Geber dieses Angeldes garantiert: Wenn du den Heiligen Geist bekommen hast, dann werde ich dir in der Ewigkeit, wenn Jesus einmal wiederkommt, garantiert den ganzen Rest mit dazugeben.
Du erlebst heute vielleicht manche Grenzen in deinem Leben und fragst dich: „Jetzt bin ich Christ, habe den Heiligen Geist, es müsste sich doch irgendwie besser anfühlen. Ich müsste reicher sein, schöner, erfolgreicher oder was weiß ich.“ Und du bist es nicht.
Paulus sagt: Im Heiligen Geist gibt Gott dir heute ein Angeld, dass er alles andere, was er seinen Kindern für Zeit und Ewigkeit verheißen hat, ihnen geben wird, wenn sein großer Tag kommt.
Das Wirken des Heiligen Geistes in der Heilsgeschichte und Gemeinde
Was tut der Heilige Geist?
Wir verstehen das Wirken des Geistes heute meist sehr individualisiert. Was tut der Heilige Geist in einzelnen, individuellen Menschen? Die Perspektive des Neuen Testaments ist jedoch viel umfassender. Im Neuen Testament inszeniert der Heilige Geist im Grunde die gesamte Heilsgeschichte. Er leitet und führt die entscheidenden Personen im Neuen Testament.
Durch den Heiligen Geist empfängt Maria Jesus. Maria ist ein Werkzeug des Heiligen Geistes. Der Geist erfüllt sie, und der Geist erfüllt dann auch Jesus. Bei der Taufe kommt der Geist auf Jesus herab, erfüllt ihn und führt ihn während seiner gesamten Wirksamkeit. Er führt ihn auch in die Wüste zur Begegnung mit dem Satan. Gleichzeitig stärkt er ihn, stabilisiert ihn und ermutigt ihn auf diesem ganzen Weg.
Spannend ist, dass Paulus schreibt, der Heilige Geist sei auch der, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Der Heilige Geist ist derjenige, der das ganze Geschehen um Jesus Christus wie ein Regisseur inszeniert, begleitet und vorantreibt.
Der Heilige Geist treibt die Mission der ersten Christen voran. Er nötigt sie, drängt sie, motiviert sie und schiebt sie an, damit sie endlich hinausgehen und das tun, was Jesus ihnen aufgetragen hat: das Evangelium in aller Welt zu verkündigen.
Der Heilige Geist nötigt sie dazu, auch Nichtjuden bedingungslos als Schwestern und Brüder in Christus anzunehmen und sie zu taufen. Er ist der eigentliche Missionar hinter der Mission der ersten Christen und der Apostel Jesu. Die gesamte Kirchen- und Missionsgeschichte geht auf den Heiligen Geist zurück.
Dieses Treffen in Aiglingen, dieses Treffen heute, gestern und morgen hier, ist eine große Wirkung dieser Geschichte, die vom Heiligen Geist initiiert, getrieben und gefördert wird.
Der Heilige Geist macht die Glaubenden zu Kindern Gottes. Er ist der Geist, der die Gemeinde gründet und erfüllt. Er ist der Geist, der euren Jugendkreis gegründet hat und erfüllt, der Geist, der eure Gemeinde, Gemeinschaft und Kirche gegründet hat und erfüllt. Er tut all das, was ihr als Gemeinde Jesu erlebt.
Der Heilige Geist regt und bestimmt den Gottesdienst der Gemeinde. Wenn wir Gottesdienst feiern, dann erfüllt der Heilige Geist unseren Gottesdienst, selbst wenn er noch so mickrig und kümmerlich aussehen mag und uns vielleicht gar nicht gefällt. Der Heilige Geist hat große Geduld mit seiner Gemeinde weltweit, auch wenn sie noch so träge und schlafmützig daherkommt.
Der Heilige Geist ist die Kraft und die Fähigkeit zum Glauben. Ohne Geist können wir nicht glauben. Er ist es, der uns den Glauben schenkt, erhält und reifen lässt. Das ist keine menschliche Leistung. Wenn wir glauben, ist das kein religiöser Kraftakt, sondern ein Wunder der Liebe Gottes, das durch den Heiligen Geist geschieht.
Der Heilige Geist wirkt in uns die Erkenntnis Jesu Christi. Er lässt uns erkennen, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Das ist eine Wirkung des Heiligen Geistes. Wenn wir bekennen, dass Jesus unser Herr ist, dann ist das eine Wirkung des Heiligen Geistes.
Der Geist versetzt den Menschen in die Lage, die Wirklichkeit Gottes als das wahrzunehmen, was sie ist: die Wirklichkeit Gottes. Der Heilige Geist ist die Kraft und die Richtschnur des neuen Lebensstils, den Christen führen sollen. Das ganze Leben eines Christen ist eine einzige Wirkung des Heiligen Geistes.
Wenn ein Mensch bekennt: „Jesus ist mein Herr“, dann ist das Wunder des Heiligen Geistes bereits in seiner ganzen Fülle im Leben dieses Menschen geschehen.
Die grundlegenden Wirkungen des Heiligen Geistes vollziehen sich dort, wo Menschen Jesus Christus kennenlernen, wo geistliche Einsichten reifen, wo Erkenntnis der Sünde geschieht, wo Menschen in biblischer Erkenntnis wachsen, Gewissheit ihres Heils erleben und motiviert werden, etwas in ihrem Leben und für ihre Umwelt zu tun.
Diese Dinge müssen sich nicht spektakulär vollziehen. Sie können sich auch sehr langsam in einem Prozess entfalten. Das ist völlig nebensächlich. Entscheidend ist, dass es passiert.
Sinnliche und spürbare Erfahrungen des Heiligen Geistes
Nächste Frage: Kann man den Heiligen Geist sinnlich und spürbar erfahren?
Nächste Frage: Muss man den Heiligen Geist sinnlich und spürbar erfahren?
Heißes Eisen – Antwort: Absolut ja, es gibt sinnliche Erfahrungen des Heiligen Geistes. Paulus kann in seinen Briefen sehr selbstverständlich auch sinnliche und spürbare Erfahrungen des Heiligen Geistes ansprechen. Seine Leser wissen, wovon er spricht. Paulus selbst ist im besten Sinne des Wortes ein Charismatiker. Er hat den Heiligen Geist in sehr unterschiedlichen Wirkungen erlebt und erfahren und tut dies immer wieder in sehr sinnlichen Erfahrungen.
Er sagt, er kann außer sich sein, er kann in Ekstase sein. Er hat eine Himmelsreise erlebt, bei der ihn der Geist in den dritten Himmel geführt hat. Paulus ist der oberste aller Zungenbeter und Zungenredner. Er war ein umfassender Charismatiker.
Es ist interessant, dass Paulus seinen Lesern niemals erklären muss, was der Heilige Geist ist. Sie wussten es bereits, denn sie hatten ebenfalls entsprechende Erfahrungen gemacht, auf die Paulus Bezug nehmen kann.
Das ist das eine. Das andere ist, dass Paulus die sinnlichen und spürbaren Geisterfahrungen nie als eine Art Bedingung betrachtet. Für ihn sind sie keine Voraussetzung oder kein Kennzeichen für den Glauben, das Heil oder das christliche Leben.
Man muss keine sinnlichen, spürbaren Geisterfahrungen haben, um Christ sein zu können. Ich kann all das nicht kennen und trotzdem ein Leben mit Jesus Christus führen. Das Kennzeichen des Christseins ist für Paulus das Bekenntnis zu Jesus Christus.
Wenn ein Mensch sagt: „Jesus ist mein Herr“, dann ist das eine Wirkung des Heiligen Geistes. Wenn er das nicht bekennt, ist das ein Zeichen dafür, dass dieser Mensch den Geist nicht hat. Nicht ein bestimmter Lebensstil oder bestimmte äußere Erfahrungen sind entscheidend, sondern das Bekenntnis: „Jesus ist mein Herr“. Dieses Bekenntnis kann nur durch den Heiligen Geist gesprochen werden. Wenn es nicht gesprochen wird, ist das für Paulus das Zeichen, dass der Geist nicht vorhanden ist.
Für Paulus ist es wichtig, dass sich unser Leben bis zur Wiederkunft Jesu Christi zunächst einmal in einer Art Verborgenheit abspielt. Unser Leben ist, wie es in Kolosser 3,3 heißt, verborgen mit Christus in Gott. Man sieht es uns nicht an. Man sieht es uns weder an unserer Nasenspitze noch an unserer Haarfarbe an, ob Jesus unser Herr ist und ob der Heilige Geist in uns wohnt.
Unser Leben spielt sich in großer Verborgenheit ab. Wenn ihr morgen wieder heimfahrt, werden eure Eltern vielleicht nicht viel an äußerer Veränderung sehen. Doch trotzdem wirkt der Heilige Geist in unserem Leben, und wir werden eine Veränderung erfahren, die auch viele Menschen sehen und spüren werden.
Trotzdem bleibt das Problem der Verborgenheit bis zum jüngsten Tag bestehen. Man kann Christen nicht allein an ihrer Gesichtsfarbe von anderen Menschen unterscheiden.
Wir stehen hier tatsächlich vor einem heiklen Punkt in unserer gegenwärtigen Diskussion. Für uns Menschen, für postmoderne Menschen, für Menschen in dieser Epoche der Postmoderne ist nur das wahr, was wir erleben können. Wir akzeptieren nur das als wirklich, was wir erleben und erfahren können. Alles andere betrachten wir nicht als wirklich und akzeptieren es nicht als gültig.
Hans-Joachim Eckstein hat es einmal in einem Satz formuliert, den ich mir aufgeschrieben habe: Er sagte, unser neuzeitliches Problem sei die Fixierung auf die Phänomene – das, was man sehen kann, das, was man spüren kann –, die Reduzierung auf das unmittelbar Wahrnehmbare und das Diktat der Wirklichkeit. Alles andere akzeptieren wir nicht als wahr oder als wirklich.
Doch die Frage, ob man etwas erleben, spüren oder sehen kann, ist in der Bibel eigentlich eine sehr zweitrangige, eine sehr nebensächliche Frage. Die entscheidende Frage ist immer: Wie sieht Gott mein Leben? Was sieht Gott in meinem Leben?
Gott sieht viel mehr als das, was wir sehen können. Gott spürt in unserem Leben sehr viel mehr als das, was wir spüren können. Der Heilige Geist gibt mir die Gewissheit der Liebe Gottes, selbst dann, wenn ich in meinem Leben vielleicht viel weniger sehen kann, als ich gern sehen würde.
Der Heilige Geist gibt mir die Gewissheit der Liebe Gottes auch dort, wo ich vielleicht sinnlich nicht so viel erlebe, wie ich es gern tun würde.
Kein besseres Christsein durch besondere Geisterfahrungen
Eine vorletzte Frage: Gibt es ein Christsein plus, also ein Mehr und ein Besser durch den Heiligen Geist?
In der Gegenwart entsteht manchmal der Eindruck, dass ein Christsein, das mit konkreten, sinnlichen und spürbaren Erfahrungen der Wirkung des Heiligen Geistes verbunden ist, ein besseres und höheres Christsein wäre. Das ist jedoch nirgendwo in der Bibel der Fall.
Zum Christsein genügt die Gnade, die Charis, die uns Gott durch die Vergebung der Schuld gewährt. Allein diese Gnade genügt.
Daneben gibt es das Charisma, die Gnadengabe, die Gott einem Menschen schenken kann und schenken will. Gott gibt diese Gaben in unterschiedlichem Maß, aber er muss nicht allen alles schenken. Das Charisma macht mich jedoch nicht zu einem besseren Christen. Was mich in der Vollgültigkeit von Gottes Heil zum Christen macht, ist die Charis, die Gnade, die genügt.
Der Heilige Geist schützt uns auch nicht vor den Problemen des Lebens. Der Geist befreit uns nicht von der Sterblichkeit, nicht von der Vergänglichkeit, nicht von Krankheit, Leid oder Verfolgung. Aber er tröstet, erfüllt und ermutigt uns mitten in Sterben, Krankheit, Leid und Verfolgung.
Eine letzte Frage: Welche Rolle spielen eigentlich die Gaben des Geistes?
Im Neuen Testament gibt es drei Briefe, in denen die Geistesgaben beziehungsweise die Charismen eine besondere Rolle spielen. Das sind der Römerbrief, der erste Korintherbrief und der erste Petrusbrief. In diesen drei Briefen schreiben die Autoren Paulus und Petrus über besondere Geistesgaben, die Gott einem Menschen schenken kann und schenken möchte.
Es ist wichtig, die Dinge richtig einzuordnen. Im Römerbrief und im ersten Petrusbrief geht es meist um sehr unspektakuläre Dinge. Wenn ihr das nachlesen wollt, schaut in Römer 12,3-8 und 1. Petrus 4,10-11. In diesen Texten geht es um relativ unspektakuläre Gaben.
Lediglich im ersten Korintherbrief spricht Paulus von besonderen, außergewöhnlichen Geistesgaben, vor allem von der Zungenrede. Diese ist eine gute Gabe des Heiligen Geistes, die einen im Leben ermutigen kann, die private Erbauung fördert und Gewissheit sowie Trost schenkt.
In Korinth gab es jedoch Ärger, Streit und Missverständnisse um diese Gabe. Sie wurde als etwas Besonderes dargestellt, als etwas, das man haben muss. Wer sie nicht besitzt, habe zu wenig, sei weniger Christ. Paulus sagt dazu: Ihr macht aus einer Gabe Gottes einen Popanz, was nicht sein darf. Ihr übertreibt und überbewertet diese Gabe.
Hier kommt noch einmal 1. Korinther 3 ins Spiel. Ich habe das vorher erwähnt. Paulus sagt: „Leute, ihr in Korinth, ihr seid nicht geistlich. Ich muss euch mit Baby-Nahrung in theologischer Hinsicht ernähren, ihr seid fleischlich, nicht geistlich.“ Gerade dieser unreifen Gemeinde muss Paulus die Gaben erklären.
Da war viel los: viel Halligalli, viel Tralala. Paulus erklärt, dass die Gaben, die ihr empfangen habt, gute Gaben des Heiligen Geistes sind. Aber so, wie ihr sie gebraucht, missbraucht ihr sie. Ihr geht fleischlich damit um.
Was bei Paulus auffällt, ist, dass er im Zusammenhang mit Geistesgaben drei Dinge betont.
Das Erste: Demut und Bescheidenheit. In Römer 12,3 schreibt Paulus vor dem Thema Geistesgaben: „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als es gebührt, sondern dass er maßvoll, bescheiden und demütig von sich halte, ein jeder, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat.“ Demut und Bescheidenheit sind die erste Voraussetzung im Umgang mit Gaben des Heiligen Geistes.
Das Zweite ist Liebe. Paulus behandelt die Geistesgaben im ersten Korintherbrief in den Kapiteln 12 bis 14. Mittendrin, in Kapitel 13, findet sich ein Liebeskapitel. Dort heißt es: „Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz und eine klingende Schelle, ein hohles Geschwätz! Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre es mir nichts nütze.“ Liebe ist also die zweite Grundlage neben Demut und Bescheidenheit im Umgang mit den Gaben, die der Geist Gottes einem Menschen schenkt.
Der dritte Grundsatz ist die Auferbauung des Nächsten. Gaben des Geistes sind dazu da, dem anderen zu dienen. Sie sind nicht dazu da, mich ins Rampenlicht zu stellen oder mich selbst zum Maßstab zu machen, sondern dem anderen einen Dienst zu tun, damit ich ihn weiterbringe und auferbaue. 1. Korinther 14,12 sagt: „So auch ihr, da ihr euch bemüht um die Gaben des Geistes, so trachtet danach, dass ihr die Gemeinde erbaut.“
Demut und Bescheidenheit, Liebe, Auferbauung – dient einander mit den Gaben, die euch Gott gibt.
Was Paulus unter allen Umständen vermeiden will, ist, dass einzelne auffällige Gaben des Geistes zum Herrschaftsanspruch über andere Christen werden und zum Maßstab echten und reifen Glaubens. So nach dem Motto: „Ich habe eine besondere Gabe, deshalb habe ich dir jetzt zu befehlen. Ich habe eine Gabe, deshalb bist du weniger Christ als ich.“ Das geht nicht, das ist ein No-Go.
Paulus sagt: Bescheidenheit, Demut, Liebe, Auferbauung – das ist das Ziel der Gaben Gottes.
Die Unterscheidung zwischen vollkommenen Christen, charismatischeren Christen und nur allgemein bekehrten oder normalgläubigen Christen führt immer nur zur Spaltung. Sie führt nicht in die missionarische Vollmacht, sondern nimmt einem diese.
Peter Kuzmich, ein pietistischer Pfingstler aus Ungarn, hat einmal einen Satz gesagt, den ich nie vergessen habe: „Charisma ohne Charakter führt immer in die Katastrophe.“ Jede Gabe Gottes muss von einem Gehorsam im Wort Gottes gegründet sein, sonst führt sie in die Katastrophe.
Das ist das Grundprinzip des Wirkens des Heiligen Geistes überhaupt: Der Heilige Geist führt zur Einheit der Gemeinde. In Korinth hat man gestritten, sich getrennt, war zersplittert in Parteien. Gott möchte Einheit, Paulus möchte Einheit. Deshalb ermahnt er die Gemeinde: Ordnet die Dinge richtig ein!
Eine Geistesgabe macht dich nicht besser. Der Gehorsam macht dich besser im Sinn davon, dass du Gott den Dienst tust, den er von dir haben möchte.
Ich bin am Ende. Ich möchte Mut machen, mit der Wirklichkeit des Heiligen Geistes in eurem Leben zu rechnen. Ich möchte Mut machen, mit diesem Geist zu leben. Die Wirklichkeit dieses Geistes ist immer da, auch dort, wo du sie noch nicht sehen oder spüren kannst.
Wenn ihr auf Gottes Wort hört, diesem Wort vertraut und Gottes Willen tut, dann ist das der Heilige Geist, der in eurem Leben wirkt – auch wenn es vielleicht noch nicht spektakulär aussieht.
Bleibt auf dem Weg der Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Seid demütige und bescheidene Menschen, bleibt in der Liebe, seid besorgt um den Nächsten und achtet auf die Einheit der Gemeinde. Dann werden die Früchte des Heiligen Geistes in eurem Leben sichtbar werden.
Ich danke euch sehr für eure Aufmerksamkeit und für diese Stunde. Gott segne euch.
Demut und Bescheidenheit
Das Erste: Demut und Bescheidenheit.
In Römer 12,3 schreibt Paulus, bevor er auf die Geistesgaben eingeht: „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als es gebührt, sondern dass er maßvoll, bescheiden und demütig von sich halte, ein jeder, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat.“
Demut und Bescheidenheit sind die erste Voraussetzung im Umgang mit den Gaben des Heiligen Geistes.
Liebe
Das zweite ist die Liebe. Paulus behandelt die Geistesgaben im ersten Korintherbrief ausführlich in drei Kapiteln, nämlich 1. Korinther 12 bis 14.
In der Mitte dieser drei Kapitel befindet sich ein besonderes Liebeskapitel. Dort betont er die Bedeutung der Liebe. Er beginnt Kapitel 13 mit den Worten: „Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“ Hohles Geschwätz!
Und weiter: „Wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse wüsste und allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte – was für eine Gabe! – und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.“
Auch wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib hingäbe, um verbrannt zu werden – radikale Diakonie –, und hätte die Liebe nicht, so wäre es mir nichts nütze.
Liebe ist die zweite Grundlage neben Demut und Bescheidenheit im Umgang mit den Gaben, die der Geist Gottes einem Menschen schenkt.
Auferbauung des Nächsten
Der dritte Grundsatz ist die Auferbauung des Nächsten. Die Gaben des Geistes sind dazu da, dem anderen zu dienen. Sie sollen nicht dazu verwendet werden, mich ins Rampenlicht zu stellen oder mich selbst zum Maßstab zu machen. Vielmehr sollen sie dem anderen einen Dienst erweisen, damit ich ihn weiterbringe und auferbaue.
In 1. Korinther 14,12 heißt es: „So auch ihr, da ihr euch bemüht um die Gaben des Geistes, so trachtetet nach, dass ihr die Gemeinde erbaut.“ Demut, Bescheidenheit, Liebe und Auferbauung sind dabei entscheidend. Dient einander mit den Gaben, die euch Gott gibt.
Paulus will unter allen Umständen vermeiden, dass einzelne auffällige Gaben des Geistes zum Herrschaftsanspruch über andere Christen werden oder zum Maßstab für echten und reifen Glauben erhoben werden. Nach dem Motto: „Ich habe eine besondere Gabe, deshalb habe ich dir jetzt zu befehlen. Ich habe eine Gabe, und deshalb bist du weniger Christ als ich.“ Das geht nicht, das ist ein No-Go.
Paulus fordert Bescheidenheit, Demut, Liebe und Auferbauung als das Ziel der Gaben Gottes. Die Unterscheidung zwischen vollkommenen Christen, charismatischeren Christen und allgemein bekehrten oder normalgläubigen Christen führt immer nur zur Spaltung. Sie führt nicht zur missionarischen Vollmacht, sondern nimmt einem diese.
Peter Kuzmich, ein pietistischer Pfingstler aus Ungarn, sagte einmal einen Satz, den ich nie vergessen habe: „Charisma ohne Charakter führt immer in die Katastrophe.“ Jede Gabe Gottes muss auf Gehorsam im Wort Gottes gegründet sein, sonst führt sie in die Katastrophe.
Das ist das Grundprinzip des Wirkens des Heiligen Geistes überhaupt: Der Heilige Geist führt zur Einheit der Gemeinde. In Korinth hat man gestritten und sich getrennt. Die Gemeinde war zersplittert in Parteien. Gott möchte Einheit haben, Paulus möchte Einheit haben. Deshalb ermahnt er die Gläubigen: Ordnet die Dinge richtig ein.
Eine Geistesgabe macht dich nicht besser. Der Gehorsam macht dich besser im Sinne dessen, dass du Gott den Dienst tust, den er von dir haben möchte.
Schlusswort: Ermutigung zum Leben mit dem Heiligen Geist
Ich bin am Ende. Ich möchte euch Mut machen – ja, ich möchte euch ermutigen, mit der Wirklichkeit des Heiligen Geistes in eurem Leben zu rechnen. Ich möchte euch Mut machen, mit diesem Geist zu leben.
Die Wirklichkeit dieses Geistes ist immer da, auch an Stellen, wo du sie noch nicht sehen oder spüren kannst in deinem Leben. Wenn ihr auf Gottes Wort hört, diesem Wort vertraut und Gottes Willen tut, dann wirkt der Heilige Geist in eurem Leben.
Auch wenn die Sache vielleicht noch nicht spektakulär aussieht: Bleibt auf dem Weg der Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Seid demütige und bescheidene Menschen, bleibt in der Liebe, seid besorgt um den Nächsten und achtet auf die Einheit der Gemeinde. Dann wird man die Früchte des Heiligen Geistes in eurem Leben sehen können.
Ich danke euch sehr für eure Aufmerksamkeit und für diese Stunde. Gott segne euch.