Einführung in das Thema Gewohnheiten und Glaubenswandel
Die Macht der Gewohnheiten – ein paar Gedanken zur Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Gewohnheiten, die mein Herz prägen.
Mich betrübt es gerade sehr, wenn ich sehe, wie der Trend der Entkehrung und der Dekonstruktion des eigenen Glaubens in Deutschland angekommen ist. Im großen Stil fallen evangelikale, ehemals bibelgläubige Christen auf liberale Theologie herein. Sie können nicht mehr glauben, dass Gott ihnen ein Buch geschrieben hat, in dem er seinen Willen offenbart. Unter der Überschrift „transformatorische Ethik“ knicken sie reihenweise vor dem Zeitgeist ein.
Ich sehe das und frage mich, woran das liegt. Eigentlich müsste man diesen modernen Sadduzäern doch nur entgegenhalten, was Jesus bereits den Liberalen seiner Zeit gesagt hat: „Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt, noch die Kraft Gottes.“ Aber das ist lange nicht genug. Nicht genug, weil es eigentlich nicht um mehr oder bessere Argumente geht.
Argumente waren gestern. Heute wird eine Lüge einfach so lange wiederholt, bis sie geglaubt wird. Es ist tatsächlich so einfach. Oder komplexe Sachverhalte werden gleich auf ein Meme reduziert. Simple Wahrheiten, emotional präsentiert, beherrschen die Diskussion – wenn es die überhaupt noch gibt.
Die Rolle von Gewohnheiten im Glaubensleben
Woher kommt es, dass vergleichsweise harmlose Argumente besonders von jungen Gläubigen als vernichtender Angriff auf ihre Glaubensbasis empfunden werden? Meine aktuelle Antwort hat mit dem Thema Gewohnheiten zu tun – Gewohnheiten, die uns mehr prägen und mehr Macht über uns besitzen, als uns das vielleicht manchmal klar ist.
Ich denke, dass wir einem Denkfehler aufgesessen sind. Mit „wir“ meine ich typisch evangelikale Christen – Leute, für die Glaube, Bibel und Gehorsam eine Linie sind, also Typen wie ich.
Der Denkfehler sieht folgendermaßen aus: Je mehr ich weiß, desto mehr werde ich Gott lieben. Oder: Je mehr Predigten ich höre, desto mehr werde ich an Gott hängen. Oder: Je mehr theologische Bücher ich lese, desto fester wird mein Glaube.
Das ist leider ganz falsch, falsch, falsch. Denn wir sind vielmehr Bauch als Kopf – und das muss ich erklären.
Die Bedeutung des Herzens und der Liebe im Glauben
Als Menschen sind wir dazu geboren, zu lieben. Wir sind geschaffen, um für etwas oder jemanden da zu sein und unserem Leben dadurch Sinn und Bedeutung zu verleihen.
Nun zum Problem: Wenn es darum geht, was ich liebe, spielt eher der Bauch als der Kopf eine Rolle. Ich bin das, was ich liebe, doch oft bin ich mir gar nicht bewusst, was genau ich liebe. Das liegt daran, dass bewusste Entscheidungen in den meisten Leben die Ausnahme sind.
Den größten Teil unseres Lebens funktionieren wir einfach. Wir leben gewissermaßen im Autopiloten, wissen, was zu tun ist, denken aber nicht wirklich darüber nach. Stattdessen folgen wir unseren Gewohnheiten.
Unsere Gewohnheiten kalibrieren unser Herz. Es ist wichtig, das gut zu verstehen. Mein Herz wird nicht durch das, was ich weiß, auf das Gute und auf Gott ausgerichtet, sondern durch das, was ich tue. Genauer gesagt durch das, was ich regelmäßig tue, also durch meine Gewohnheiten.
Noch einmal: Was ich tue, prägt mein Innerstes, nicht das, was ich weiß.
Praktisches Beispiel aus dem Neuen Testament
Ein schönes Beispiel aus dem Neuen Testament findet sich in Epheser 4,28. Dort heißt es: Wer stiehlt, also der Dieb, stehle nicht mehr, sondern mühe sich vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas mitzugeben hat.
Was steht hier? Es wird beschrieben, wie ein Dieb nach seiner Bekehrung leben soll. Dabei wird deutlich, dass es nicht ausreicht, einfach mit dem Stehlen aufzuhören. Er braucht neue Gewohnheiten.
Er soll mehr arbeiten, als er für sich selbst benötigt, um dem Bedürftigen etwas geben zu können. Das ist ein spannender Ansatz. Diese neue Gewohnheit richtet sein Herz auf das Gute aus. Wenn er einige Monate fleißig arbeitet, viel spendet und die leuchtenden Augen der Beschenkten sieht, wird ihn das prägen.
Er wird es lieben, der Gebende zu sein, und so verwandelt sich aus dem Dieb ein Wohltäter.
Man kann dieses Prinzip übrigens auf fast jede Sünde übertragen. Es reicht häufig nicht, sich das Falsche zu verbieten. Vielmehr bringt es etwas, wenn wir anfangen, das Richtige zu tun.
Die Gefahr säkularer Gewohnheiten für den Glauben
Aber zurück zur Macht der Gewohnheiten. Wenn es stimmt, dass ich den inneren Liebeskompass meines Herzens durch Gewohnheiten ausrichte, wenn also in Wirklichkeit meine Gewohnheiten bestimmen, was ich liebe, und wenn es stimmt, dass ich häufig im Autopiloten unterwegs bin, also nicht über alles nachdenke, was ich tue, dann ergibt sich daraus ein Problem.
Wenn diese beiden Wahrheiten zusammenkommen – die Macht der Gewohnheiten und der Autopilot –, dann werde ich nämlich auch von den Gewohnheiten geprägt, die ich einfach deshalb ausführe, weil ich in einer Welt lebe, die von Gott nichts wissen will. Diese säkularen Gewohnheiten, die ich womöglich völlig unbewusst übernommen habe, werden mich prägen.
Bitte vergessen wir nicht, dass wir in einer Welt leben, die uns erziehen will, aber eben nicht zum Glauben. Die Welt, in der wir leben, möchte uns mit ihren Gewohnheiten ein anderes Evangelium lieb machen. Ein Evangelium, in dem Jesus bestenfalls noch ein netter, toter Rabbi ist, Gott so gefährlich wie der Weihnachtsmann erscheint und die Hölle ein Ammenmärchen ist.
Ein Evangelium, in dem es nicht mehr um die Rettung von Menschen geht und schon gar nicht um ein Kreuz.
Die Herausforderung des inneren Konflikts und die Warnung Jesu
Und nun die Frage: Kann es sein, dass säkulare Gewohnheiten, ohne dass wir es richtig merken, unser Herz auf ein falsches Evangelium von einem vermeintlich guten Leben ausrichten?
Ich glaube, genau das geschieht im Leben vieler Christen, besonders bei jungen Christen, Tag für Tag. Deshalb müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn wir unreflektiert die Gewohnheiten der Welt übernehmen.
Wenn ich nicht das bin, was ich weiß, sondern das, was ich liebe, und wenn Gewohnheiten mein Herz ausrichten, also meiner Liebe die Richtung vorgeben, dann kann es leicht zu einem Konflikt kommen.
Was, wenn ich am Sonntag mein Herz durch einen guten Gottesdienst mit einer bibelnahen Predigt auf Gott ausrichte, mir aber durch säkulare Gewohnheiten Tag für Tag ein anderes Evangelium predige? Wofür wird sich mein Herz dann entscheiden? Wen wird es lieben?
Jesus selbst warnt uns vor diesem Konflikt: „Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“
Dabei spielt es keine Rolle, ob ich dem Mammon ganz bewusst diene, indem ich habgierig jede Chance zur Bereicherung nutze, oder ob ich mir, wie im Beispiel von Matthäus 6, zu viele Sorgen um die Zukunft mache und mich wie ein typischer Heide verhalte, der nicht weiß, dass Gott ein guter Vater ist.
Am Ende sind es meine Gewohnheiten, die darüber entscheiden, was ich liebe und wer ich bin.
Abschluss und praktische Anregung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wann du die zwei Predigten anhörst, die zu diesem Podcast gehören. Du findest sie auf dem YouTube-Kanal der EFG, The Rock Christuskirche.
Das war's für heute. Überlege schon jetzt, wie du dich am nächsten Sonntag aktiv im Gottesdienst und in der Zeit danach einbringen kannst.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
