Einführung in die ethische Debatte um Gentechnologie
Zoologische Reflexionen kommen dann ja noch auf die medizinische zu sprechen. Es geht mir jetzt um die nächste Frage. Die erste Frage war ja, ob Gentechnologie natürlich ist. Das heißt, ein Vorwurf, der häufig gegen die Gentechnologie erhoben wird, ist, dass sie nicht natürlich sei. Dieser Vorwurf ist jedoch eigentlich nicht realistisch begründet.
Der zweite Vorwurf lautet, dass in der Gentechnologie die Forscher Gott spielen und deshalb die Technologie schlecht sei. In der Debatte um die Gentechnologie ist tatsächlich eine enorme Dynamik und Verführbarkeit zu erkennen, die vielen Menschen sowohl Angst als auch Hoffnung macht. Krankheiten zu besiegen ist natürlich gut. Von Leiden und vielleicht sogar vom Tod erlöst zu werden, klingt fast wie Gottebenwärtigkeit, also der Wunsch, wie Gott zu sein. Diesen Wunsch hat der Mensch schon von Anfang an.
Das spiegelt sich hier ein wenig wider, wobei das nicht nur im Bereich der Gentechnologie zu beobachten ist, sondern den Menschen als solchen generell betrifft. Ich habe euch, glaube ich, vorgestern im Zusammenhang mit der esoterischen Medizin von Niall Donald Walsh erzählt. Er geht sogar noch weiter als diese Forscher. Er sagt, er sei Gott, Gott habe ihm gezeigt, dass er selbst Gott sei – und das meint er nicht als Witz, sondern wirklich ernst.
Insofern sehen wir, dass diese Überheblichkeit des Menschen nicht nur in der Gentechnologie vorkommt, sondern sich durch alle Lebensbereiche zieht. Das ist die Versuchbarkeit des Menschen generell. Hier können wir also sagen: Das ist nicht speziell nur für die Gentechnologen typisch.
Medien und Forscher schüren gerade bei der Gentechnologie einen hohen Erwartungsdruck und eine große Erwartungshaltung in der Bevölkerung. Durch Gentechnologie können Krankheiten besiegt, der Tod weit hinausgezögert, der Hunger in der Welt zurückgedrängt und die Fähigkeiten des Menschen erweitert werden. Manche Forscher sehen sich in diesem Bereich geradezu als lebensschaffende Götter, weil sie bessere Schöpfungen herstellen könnten als der biblische Schöpfer.
So zum Beispiel ein Zitat von James Watson, den ich schon gestern erwähnt habe. Er ist Nobelpreisträger, also nicht irgendwer: „Wenn wir bessere Menschen erschaffen können, indem wir ihnen Neugeborenheit verleihen, warum sollen wir es dann nicht tun? Wenn wir unser Wissen nicht nutzbar machen würden, hätten wir ein ethisches Problem.“
Wenn wir die Möglichkeit haben, etwas zu verbessern, dann sollten wir das auch tun. Die Ethik müsse sich der Wissenschaft anpassen und nicht umgekehrt, so die Aussage eines Gentechnologen. Sie sagen: Was möglich ist, müssen wir erst einmal tun. Die Ethik müssen wir dann rechtfertigen. Wir dürfen nicht an einer strengen Ethik festhalten.
Das werden wir auch bei der Stammzellenforschung erleben. Dort gibt es große Diskussionen, weil neue Forschungsmöglichkeiten entstehen. Jetzt müsse sich die Ethik verändern. Hier merken wir, dass es natürlich der Größenwahn und die Sünde des Forschers sind – nicht der Gentechnologie selbst. Jeder Forscher will erst einmal die Regeln ablehnen, die ihm hinderlich erscheinen.
Aber das ist ja genau dasselbe: Jemand, der Ehebruch begehen will, will die Regel gegen Ehebruch abschaffen. Jemand, der lügen will, will die Regel gegen Lügen abschaffen, weil es ohne besser gehe. Deshalb wundert es uns nicht, dass ein Gentechnologe, wenn er an ethische Grenzen stößt, diese am liebsten beseitigen möchte, um weiterarbeiten zu können.
Aber das ist nicht typisch für die Gentechnologie, das ist typisch Mensch. Deshalb dürfen wir die Gentechnologie nicht allein daran bewerten.
Anspruch und Realität des "Gott-Spielens" in der Gentechnologie
Ein weiteres Zitat, ich habe jetzt mehr Zitate, um solcher Genforscher zu zeigen: Bald wird es eine Sünde sein, wenn Eltern ihr behindertes Kind zur Welt bringen. Die zunehmende Möglichkeit der pränatalen Diagnostik, also der vorgeburtlichen Diagnostik, zur Vermeidung bestimmter Erkrankungen, erlegt den Eltern eine moralische Verantwortung auf.
Robert Edwards, Vater des ersten Retortenkindes, ist hier auch ein renommierter Forscher. Noch interessanter fand ich die Aussage des amerikanischen Gentechnik-Kritikers McKay, der in einem Interview im Spiegel abschloss mit den Worten: „Wir sind besser als Gott.“
Auf der einen Seite reizt es mich dazu, über solch einen Größenwahn zu lächeln, der ja eigentlich lächerlich ist. Auf der anderen Seite konnte ich auch ein bisschen Angst bekommen – was denkt der von sich? Wenn wir diese Zitate lesen, die ich euch genannt habe, dann könnten wir sagen, der Vorwurf, in der Gentechnologie spielten die Forscher Gott, ist berechtigt.
Nur müssen wir bei solch einer Bewertung unterscheiden zwischen dem Anspruch eines Menschen und der Realität. Der Anspruch mag sehr wohl da sein, und den haben alle Menschen, nicht nur Gentechnologen. Aber es ist die Frage: Ist das auch Realität? Wenn da steht, sie spielen Gott – sind sie wirklich an der Stelle Gottes, dass sie neues Leben schaffen würden?
Da müssen wir sagen: Das ist dann doch noch etwas davon entfernt. Der Mensch wird hier nicht selbst zum Schöpfer. Erst einmal ist das Verhindern von Leid und Tod bisher nichts als Zukunftsmusik und leere Versprechung, also ist man ja noch lange nicht so weit.
Darüber hinaus ist es so, dass der Mensch in gewisser Weise auch eine Gottebenbildlichkeit hat. Das lesen wir ja in der Bibel: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“ Er hat ihm Kreativität gegeben, auch eine gewisse Vollmacht. Das heißt, dass ein Mensch auch wie Gott agieren kann, zum Beispiel indem er Neues erfindet. Das ist ja durchaus auch von Gott so gedacht und legitimiert. Nur muss er die Grenzen beachten.
Die Grenzen liegen aber nicht in der Methode an sich, sondern hier in erster Linie in dem, was ich damit beabsichtige, wie ich mit der Methode umgehe und solche Dinge.
Gentests sollen nach dem Wunsch mancher Forscher und Politiker den Lebensweg des Menschen nachhaltig beeinflussen. So soll beispielsweise seine Anstellung, seine Ausbildung und seine medizinische Betreuung möglichst schon von Geburt an bestimmt werden können.
Da merken wir, dass solche Auswirkungen von amerikanischen Krankenversicherungen und Lebensversicherungen überlegt werden. Sie wollen gerne, dass der Gentest eine generelle Voraussetzung für den Abschluss einer Versicherung ist. Das ist ja auch klar, weil das Risiko ja vollkommen unterschiedlich ist.
Wie gesagt, hat einer eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, also muss er eine viel höhere Gebühr für die Krankenkasse oder eine viel höhere Gebühr für die Lebensversicherung bezahlen. Das wäre die logische Folge.
Oder einige haben schon überlegt, dass man bei amerikanischen Präsidentschaftskandidaten erst mal einen Gentest macht. Wenn der vielleicht irgendwie eine Genkrankheit hat, dann wäre das ja hinterher eine Katastrophe, die wir verkürzen können. Wenn der plötzlich im Amt einen Herzinfarkt bekommt, einen Schlaganfall oder sonst etwas.
Ja, plötzlich stürzen die Börsen ab, die Wirtschaft bricht zusammen, der Präsident ist krank oder sonst was. Das kann man ja nicht machen. Gentest, um erst mal die Fähigkeit festzustellen: Kannst du Präsident werden? Ich meine, ich sage das jetzt ein bisschen flapsig, aber das sind ernsthafte Überlegungen, die dahinterstehen.
Also merken wir hier: Die Menschen wollen das Leben irgendwo in die Hand nehmen.
Nun, wenn ich jetzt die Frage beantworte: Ist der Gentechniker denn tatsächlich an der Stelle Gottes? Was würden Sie darauf antworten? Der sagt: Wir schaffen neues Leben, wir schaffen neue Organismen, wir sind wie Gott oder wir sind besser als Gott? Nein, das geht nicht. Denn er muss aus Geschaffenem immer etwas Geschaffenes machen. Er schafft ja nicht aus dem Nichts.
Das ist ein riesengroßer Unterschied. Und das, was der Gentechnologe macht: Er nimmt ja nur das Bestehende und kombiniert es neu. Er macht ja gar nichts Neues. Und die ganze Methode hat er nicht erfunden, sondern die Methode hat Gott erfunden. Der Mensch ist schon so froh, dass er die Methode versteht.
Das heißt, meinetwegen: Ich verstehe jetzt, wie mein Windows-Programm läuft, und dann sage ich, ich bin besser als Bill Gates. So ähnlich ist das. Ich verstehe das Programm, wie es läuft, und kann ein paar Sachen anklicken. Das funktioniert super, das geht auch, da geht das Bildchen auf, dann sage ich: Super, ich bin genauso gut, wie der das Programm entwickelt hat oder noch besser.
Und plötzlich sieht die Sache anders aus.
Bei der Gentechnologie ist im Grunde genommen genau dasselbe. Die gesamte Methode der Gentechnologie, nämlich Gene herauszuschnippeln, kommt in der Natur vor. Das hat kein Gentechnologe erfunden. Das macht man mit biochemischen Substanzen, mit Enzymen, die sich auseinander schneiden. Die Enzyme sind in der Natur vorhanden, nämlich die, die das in den Zellen sowieso schon tun, zum Beispiel bei Viren.
Wenn ich jetzt etwas Neues einschlage, mache ich das genauso, wie die Zellen das ohne mich machen.
Das heißt, der gesamte Vorgang ist nur abgeschaut nach den Regeln, die Gott entworfen hat. Ich benutze sogar genau das Instrumentarium, das Gott dafür gemacht hat, was in der Natur vorhanden ist.
Und die Informationen, die ich benutze – bisher kann kein Gentechnologe wirklich neue Informationen schaffen. Er nimmt nur die bestehenden Informationen, schnippelt sie auseinander und klebt sie neu aneinander. Das ist alles.
Ich meine, das ist ja schon erstaunlich genug, und das ist tatsächlich eine große Leistung. Aber es ist noch weit, weit davon entfernt, dass jemand Leben schafft oder dass jemand dieses ganze System entwirft in seinem Zusammenspiel.
Wir müssen auch noch sagen: Das, was die Gentechnologen behaupten, ist auch dann noch weit entfernt von dem, was sie tatsächlich tun.
Denn, wie gesagt, das Tun – jetzt wirklich willkürlich neue Organe schaffen, neue Eigenschaften schaffen – klappt ja gerade alles nicht. Dort, wo man es versucht, kommt man plötzlich in die Untiefen von Theorie und Realität.
Beispielsweise hat man vor einigen Jahren in Amerika ein Schwein gezüchtet, das gibt es bis heute auch noch, an einer Universität – mir fällt im Moment nicht der Name ein, die genauen Angaben findet ihr in meinem Buch.
Dem Schwein hat man ein menschliches Wachstumshormon eingepflanzt und war richtig froh. Dieses Schwein wächst wesentlich schneller und setzt schneller Fleisch an. Irgendwie scheint das menschliche Wachstumshormon einen gewissen Vorteil zu haben.
Aber das Problem ist: Dieses Schwein erkrankt plötzlich auch an allen möglichen menschlichen Erkrankungen, zum Beispiel bekommt es Arthritis, Herz-Kreislauf-Probleme, also Herzkranzgefäßprobleme. Deshalb wurde dieses Schwein bisher nicht für die landwirtschaftliche Produktion freigegeben.
Das heißt, an einer Stelle verändere ich etwas, das genial ist, super, das klappt, und plötzlich an vielen anderen Stellen, an die ich gar nicht gedacht habe, sind gleichzeitig auch negative Veränderungen dabei.
Insofern müssen wir sagen: Von dieser willkürlichen Veränderung – wir machen einfach die Natur, wie es uns passt – ist man weit entfernt.
Damit will ich nicht sagen, die Gentechnologen seien dumm, nein. Nur dass ihr Anspruch, wir sind wie Gott, den wir vielleicht sogar noch glauben und ihnen dann sagen, ja, die sind wie Gott, deshalb darf man das ja nicht machen, weil nur Gott das Leben schafft – das glauben wir nicht.
Was diese Leute glauben, ist aus ihrem Größenwahn geboren und hat mit der Realität nichts zu tun.
Deshalb ist der Vorwurf, sie arbeiten wie Gott und das sei verboten, falsch. Sie arbeiten nicht wie Gott, sie sind auch nicht gottgleich, sondern noch weit, weit davon entfernt.
Insofern ist auch der Vorwurf, Gentechnologie sei falsch, weil wir dann Gott spielen, nicht richtig. Das stimmt nicht.
Ja gut, spielen kann das natürlich auch ein Kind oder der Donald Walsh, aber irgendwann ist es nicht mehr so. Es ist noch weit davon entfernt. Wir sollten es dann nicht glauben.
Die biblische Perspektive auf Artgrenzen und natürliche Gentransfers
Der nächste Vorwurf, der oft genannt wird, ist der, den wir vorhin schon angesprochen haben: Gott schuf die Pflanzen und Tiere nach ihrer Art, und das ist eine Grenze, die wir nicht überschreiten sollten.
In der Diskussion um die Gentechnologien berufen sich Kritiker immer wieder auf die Aussage des biblischen Schöpfungsberichts, in dem steht, dass Gott die Tiere nach ihrer Art schuf (1. Mose 1,21.24.25). Daraus wird geschlossen, dass es dem Menschen verboten sei, die von Gott gesetzten Artgrenzen zu überschreiten. Dabei wird jedoch fälschlicherweise die heute gebräuchliche biologische Definition von Art vorausgesetzt.
Natürlich ist das, was im Schöpfungsbericht steht, nicht direkt vergleichbar mit dem, was wir im 21. Jahrhundert als Art definieren. Vor 200 Jahren hatte man eine ganz andere Definition von Art. Deshalb stellt sich immer die Frage, was genau damit gemeint ist. Wenn man zum Beispiel bei der Forschungsgemeinschaft „Fort und Wissen“ nachliest, die sich bemüht, das genauer zu übersetzen, spricht man von Grundtypen. Gott hat Grundtypen geschaffen und nicht Arten, denn heute gibt es viele Arten, die es früher so nicht gab.
In der Biologie wird eine Art häufig so definiert: Es sind Lebewesen, die sich untereinander fortpflanzen können. Das ist ein Kriterium für eine Art. Aber das ist natürlich ein willkürliches Kriterium, für das es sowohl sinnvolle Argumente dafür als auch dagegen gibt. Deshalb ist es falsch, unseren heutigen Begriff von Art einfach in die Bibel hineinzuinterpretieren. Denn die Art, wie wir sie heute verstehen, ist etwas anderes als die Art, die es damals gegeben hat. Das ist bereits das erste Missverständnis.
Der Artbegriff im biblischen Sinne meint also nicht etwa „hundeartige“ oder „katzenartige“ Gruppen. Unabhängig von der Definition von Art muss auch festgestellt werden, dass mit der Beschreibung der Schaffung lebendiger Wesen nach ihrer Art in der Bibel kein prinzipielles Verbot ausgesprochen wird, verschiedene Arten miteinander zu mischen. Es steht ja nur, dass Gott sie nach ihrer Art schuf. Ob der Mensch sie verändert, wird mit keinem Wort erwähnt.
Das heißt, das Verbot wird nur indirekt abgeleitet und beruht auf einem naturalistischen Fehlschluss: „Gott hat es so geschaffen, also muss es so bleiben.“ Dabei habe ich deutlich gemacht, dass sich vieles, was wir heute haben, total verändert hat. Gott hat zum Beispiel keine Straßen, Städte, Häuser oder Autos geschaffen. Ein naturalistischer Fehlschluss, der besagt, dass etwas so bleiben muss, wie Gott es ursprünglich geschaffen hat, kommt in der Schöpfung nicht vor und ist für Christen nicht verbindlich.
Was nicht erwähnt wird, ist deshalb nicht verboten. Und wenn etwas nicht verboten ist, gehen wir generell davon aus, dass es erst einmal erlaubt ist – es sei denn, es widerspricht moralischen Prinzipien. So würde ich auch hier sagen: Von der Schöpfung nach der Art her ist es nicht verboten, diese Grenzen generell nicht zu überschreiten.
Darüber hinaus muss anerkannt werden, dass auch artübergreifender Austausch von Erbinformation von Gott schon in der Schöpfung angelegt ist und bis heute eine verbreitete Realität in der Natur darstellt. Gott hat die Natur so geschaffen, dass auch außerhalb einer Art, also über Artgrenzen hinweg, Erbinformationen ausgetauscht werden können.
Diese natürlichen Gentransportmechanismen sind die Grundlage der heutigen Gentechnologie. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen: Würde es diesen Austausch in der Natur nicht geben, gäbe es auch keine Gentechnologie. Überall in der Natur findet ein Transfer von DNA von einem Organismus zum anderen statt – und zwar auch über Artgrenzen hinweg.
Zum Beispiel die Aufnahme nackter DNA in Zellen: DNA wird beim Tod von Zellen freigesetzt, gelangt in den Boden und unter bestimmten Bedingungen können lebende Zellen diese DNA-Moleküle aufnehmen und in ihr Genom integrieren. Enthält die DNA genetische Informationen, ändern sich die Eigenschaften der aufnehmenden Zelle.
Das wurde beispielsweise bei genverändertem Mais festgestellt. Genveränderter Mais hat sein Erbgut auch an Wildpflanzen weitergegeben, die keine Maisarten sind. Das heißt, Pflanzen können Erbinformationen von artfremden Pflanzen in ihr Erbgut integrieren – auch wenn noch nicht vollständig geklärt ist, wie genau das funktioniert.
Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass genveränderter Mais auch vom Menschen aufgenommen wird. Dabei wurde festgestellt, dass das Erbgut im Magen und der Verdauung nicht vollständig abgebaut wird. Denn jeder Maiskolben enthält Erbgut, und einzelne Gensequenzen können durch die Darmwand in den menschlichen Körper gelangen. Ob diese Gensequenzen in die Zellen eindringen, ist noch Gegenstand zukünftiger Forschung.
Bei Pflanzen funktioniert dieser Vorgang nachweislich, denn Wildpflanzen haben plötzlich dieselben Gene wie genmanipulierte Nutzpflanzen. Diese Gene wurden also übertragen. Solche Forschungen wurden zum Beispiel vom Ökoinstitut in Freiburg durchgeführt.
Ein weiteres Beispiel für natürlichen Gentransfer sind sogenannte gemässigte Phagen, eine Form natürlicher Gentechnologie. Phagen sind Viren, die Bakterien infizieren. Ein Vertreter dieser Phagen ist die Lambda-Phage. Nach der Infektion eines Darmbakteriums mit Phagendna wird die Phagengenetik in die ringförmige DNA des Bakteriums integriert.
Diese gemässigten Phagen betreiben also Gentechnologie über Artgrenzen hinweg in der Natur. Das bedeutet, Gott hat diese Prozesse mitgeschaffen und zugelassen. Die Gentechnologen nutzen genau diese Phagen, um Gentechnologie zu betreiben. Sie machen sich die natürlichen Vorgänge zunutze.
Auch Bakterien zeigen solche Fähigkeiten. Zum Beispiel erzeugt das Bodenbakterium Agrobacterium tumefaciens in zweikeimblättrigen Pflanzen sogenannte Wurzelhalsgallentumore. Diese Bakterien besitzen neben ihrer Erbinformation ein kleines ringförmiges DNA-Molekül und die Fähigkeit, ein bestimmtes Stück dieser DNA in Pflanzenzellen einzuschleusen.
Die infizierten Pflanzenzellen bilden dann einen Gallentumor und beginnen mit der Synthese seltener Verbindungen, Opine genannt, die das Bakterium zum Wachstum benötigt, aber nicht selbst herstellen kann. So sichert sich Agrobacterium durch Gentechnologie sein eigenes Überleben.
Das heißt, diese Bakterien verändern die Gene der Pflanze so, dass die Pflanze plötzlich etwas produziert, was das Bakterium braucht. Im Grunde genommen ist das genau dasselbe, was Forscher heute tun: Sie schleusen in Bakterien die Erbinformation für Insulin ein, und das Bakterium produziert Insulin. Dieses Bakterium macht mit Pflanzen also genau dasselbe.
Hier wird deutlich, dass die Idee, Artgrenzen nicht zu überschreiten, nicht stichhaltig ist. Gott selbst überschreitet diese Grenzen in der Natur. Und genau diese Prozesse werden heute auch in der Gentechnologie genutzt.
Viren machen übrigens dasselbe, denn sie können nur so überleben. Wir haben also gemässigte Phagen, Bakterien und Viren, die diese Vorgänge seit Jahrtausenden betreiben. Der Mensch hat einfach erkannt, dass sie das tun, und macht sich das zunutze.
Man könnte sagen, der Mensch ist der Schmarotzer dieser Bakterien, denn er dreht es um: Er sagt zu den Bakterien, sie sollen eine bestimmte Substanz produzieren, die er braucht. So gibt es zum Beispiel in der Chemieindustrie erste Versuche, Bakterien dazu zu bringen, aus Pflanzenöl Plastik herzustellen, also langkettige Polymere.
Prinzipiell sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt.
Grundlegendes zur Zellbiologie und Einordnung der Gentechnologie
Nun, was ist die Besonderheit der genetischen Manipulation am Menschen? Generell müssen wir feststellen, dass es keine wertfreie Naturwissenschaft gibt. Vielleicht bleibe ich hier noch ein Stückchen stehen. Sind die Dinge, die ich jetzt gesagt habe, einigermaßen einsichtig? Oder gibt es dazu Fragen?
Nein? Auch auf Unkräuter, also nicht nur auf wilden Mais – die gibt es ja in Deutschland so gut wie gar nicht –, sondern auch auf andere Unkräuter?
Nein? Nein. Ja, das habe ich ja gerade genannt: das Bakterium, das sich an der Pflanze andockt und dort diesen Gallenhalstumor hervorruft. Hier ist der Übertrag von Tier, nämlich Bakterium, zu Pflanze. Ja, also das gibt es dabei auch.
Und wie gesagt, Art ist ja nicht nur Tier oder Pflanze, sondern Art bedeutet innerhalb der Pflanzen sehr unterschiedliche Arten und innerhalb der Tierwelt ebenfalls sehr unterschiedliche Arten. Das wird es vielleicht sogar noch einmal geben.
Es ist vielleicht nicht möglich, aber der Unterschied zwischen Gen, Viren und Bakterien ist mir ungenügend klar. Das ist nicht ganz so einfach zu erklären. Wir müssten jetzt etwas betreiben, was man Zytologie nennt, also wie eine Zelle aufgebaut ist.
Man kann sich eine Zelle so vorstellen wie einen sehr kleinen Sack. Dieser Sack hat nach außen eine Hülle, die sogenannte Zellmembran oder Zellhülle. Diese ist allerdings durchlässig, das heißt, sie ist nicht ganz undurchlässig. Man sagt semipermeabel, also dass bestimmte Stoffe hindurchkommen können, aber nicht alles. Es muss ja eine Hülle geben, die das einengt, aber bestimmte Stoffe kommen rein und raus.
Innerhalb dieser Zellhülle gibt es das Zellplasma, und darin schwimmen verschiedene Teile, die die Zelle hat. Dazu gehört zum Beispiel der Zellkern. Im Zellkern ist die Erbinformation. Diese Erbinformation ist die Struktur der DNA, also der Desoxyribonukleinsäure.
Die DNA besteht aus desoxy, also zweimal oxidiert, zweimal mit Sauerstoff verbunden, ribo, was für Zucker steht, und Nukleinsäure, das sind die Teile, in denen diese zweimal oxidierten Zuckerkristalle den Rahmen bilden. Die Nukleinsäuren sind dann die einzelnen Buchstaben, die darauf aufgeschrieben werden.
Normalerweise liegt die DNA in einem großen Gewirr im Zellkern vor. Immer wenn sich eine Zelle teilt, ordnen sich die DNA-Stränge schön an, damit man sie gut auseinandernehmen kann und sie in die nächste Zelle hineinkommen.
Im Zellkern und in der Zelle gibt es aber noch eine ganze Menge anderer Organismen. Das hängt davon ab, was für eine Zelle es ist. Fest dazugehören zum Beispiel Messenger-RNA der DNA, Ribosomen und auch Mitochondrien.
Mitochondrien sind eine Art chemische Fabrik, in der die Erbinformation abgelesen wird. Sie produzieren nach der Erbinformation Eiweiße. Unser Körper ist zum größten Teil aus Eiweißen aufgebaut, dazu gehören Enzyme und andere Stoffe, die im Körper vorhanden sind. All das wird in der Zelle produziert.
Wie das genau produziert wird, würde jetzt zu lange dauern, da müssten wir einige Stunden investieren. Aber vom Prinzip her: Das sind die Zellen und die DNA, die im Zellkern in jeder Zelle vorhanden ist.
Es gibt auch bestimmte Regeln, damit die Zelle genau weiß, was sie produzieren muss und was nicht. Darauf gehe ich jetzt nicht näher ein.
Es gibt Organismen, die aus mehreren verschiedenen Zellen bestehen. Das sind die meisten großen Organismen, die wir kennen, zum Beispiel wir Menschen. Wir bestehen aus Millionen von Zellen, die speziell verschieden sind.
Alle Zellen haben zwar die Erbinformation, aber manche Erbinformation in den menschlichen Zellen ist deaktiviert. Deshalb wächst uns nicht plötzlich eine Lunge an der Backe, weil bestimmte Gene deaktiviert sind, sodass Hautzellen eben nur Hautzellen produzieren und nicht alles, obwohl sie prinzipiell alles enthalten hätten.
Viele komplexe Organismen haben also viele verschiedene Zellen, die spezialisiert sind.
Es gibt aber auch Organismen, die nur Einzeller sind. Viele Bakterien sind Einzeller, also sehr kleine, vereinfachte Organismen. Noch kleiner sind dann Viren.
Viren können in den meisten Fällen gar nicht ganz alleine leben, weil ihnen viele wichtige Organellen fehlen, von denen sie leben könnten. Sie können sich meistens zum Beispiel nicht selbst vermehren. Viren brauchen immer einen Wirt.
Die Viren setzen sich entweder auf Zellen eines mehrzelligen Organismus oder auf ein Bakterium, schleusen dort ihre Erbinformationen ein und versuchen, von dem zu leben.
Von der Größenordnung kann man sagen: Erst kommen die mehrzelligen Organismen, dann die Bakterien und dann die Viren.
Viren haben auch noch die Besonderheit, dass sie nicht immer als lebendig erkennbar sind. Es gibt Viren, die können über Jahrzehnte hinweg eine kristalline Struktur annehmen. Das heißt, sie trocknen einfach aus, sind aber nicht tot. Sobald wieder Wasser dazukommt, sind sie wieder lebendig.
Das ist die große Schwierigkeit in der Biologie, überhaupt zu erklären, was Leben ist. Normalerweise sagt man, Leben ist Stoffaustausch, Stoffwechsel, Bewegung. Aber es gibt Viren, die sich über zehn Jahre hinweg gar nicht bewegen, nichts tun, kein Anzeichen von Leben zeigen. Kommt ein bisschen Wasser oder Wärme dazu, sind sie plötzlich wieder lebendig.
Deshalb sind Viren eine ganz spezielle Angelegenheit.
Gut, noch eine Frage? Wenn nicht, dann kommen wir zum nächsten Bereich, nämlich dem Besonderen der Gentechnologie am Menschen.
Ich habe ja gesagt: Naturwissenschaft ist nie wertfrei. Man könnte jetzt sagen, Naturwissenschaft forscht einfach nur, erfährt Wahrheit und wendet Naturgesetze an. Aber inwiefern wäre meine Behauptung begründet, dass Naturwissenschaft nie wertfrei ist?
Jetzt müssen wir den nächsten Schritt tun: Dieses Produkt oder was produziert werden soll, woran richtet sich das? Hier merken wir wieder Werte.
Kein Forscher forscht einfach so, sondern er hat ein Weltbild, ein Menschenbild, feste Ziele vor Augen. Diese müssen bewertet werden.
Wir können als Christen nicht einfach sagen, diese Methode ist besser oder nicht, ob man mit diesem Virus oder jenem Virus einen Vektor hat, um in eine Zelle einzuschleusen. Das ist eine Sache, die die Medizin oder Gentechnologie macht.
Was wir bewerten sollen, ist die Werthaltigkeit der Forschung.
Die Gentechnologie hat also auch eine Werthaltigkeit. Wir setzen uns auf einer höheren Ebene damit auseinander. Wir bewerten nicht die einzelne Methode von ihrem wissenschaftlichen Hintergrund, sondern das Welt- und Menschenbild, das dahintersteht.
Das drückt sich aus durch die Ziele, aber auch durch den Forscher selbst, durch seine Arbeitsweisen und Ähnliches. Das können und sollten wir berücksichtigen.
Jetzt spielen verschiedene Dinge eine Rolle. Als Erstes das biblische Bild vom Menschen.
In der Bibel ist der Mensch eine Einheit aus Seele, Leib und Geist, das haben wir schon besprochen. Der Mensch ist eine lebendige Seele. Sein Herz wird als die Instanz der Entscheidungsfindung beschrieben.
In seinem Herzen soll der sich Gott zuwendende Mensch alle Teile seiner Persönlichkeit erneuert bekommen. Abgesehen von seinen geistigen Möglichkeiten gleicht der Mensch als Schöpfung Gottes der Tierwelt.
Das heißt, vom äußeren Organismus her: Tiere haben einen ähnlichen Blutkreislauf, eine ähnliche Verdauung, zumindest manche, wie der Mensch.
Im Vergleich zu Gott wird der Mensch als Made oder Wurm bezeichnet (Job 25,6), als schnell verblühendes Gras, das der Vergänglichkeit unterworfen ist.
Wie alle Geschöpfe lebt auch der schwache Mensch allein von der ständigen Schöpfergabe Gottes (Job 34,14-15).
Hier muss man sagen: Der Mensch geht nicht in der Gesamtheit seiner Gene auf.
Wenn wir also den Menschen verändern, müssen wir sagen, dass die Gentechnologie zumindest ein eingeschränktes Menschenbild hat, indem sie den Menschen durch ihre Disziplin nur als die Gesamtheit der Gene betrachtet.
Ein Gentechnologe denkt nicht daran, den Geist oder die Seele des Menschen zu verändern. Der Mensch wird rein materialistisch auf seinen Körper reduziert, und nicht nur auf den Körper, sondern auf die Gene.
Das klingt vielleicht plausibel, weil wir es gewohnt sind, so zu hören. Aber es ist faktisch falsch.
Zum Beispiel hört man häufig in der Schule vereinfacht: Männliche und weibliche Gene kommen zusammen, und dann entsteht ein neuer Organismus. Das ist falsch.
Manche Messenger-RNAs bekommen alle Kinder nur von der Mutter, Mitochondrien bekommt jeder Organismus nur von der Mutter.
Wir dürfen bei der Erbinformation also nicht nur auf den Zellkern schauen, sondern müssen auch das Zellplasma, die Ribosomen, die Mitochondrien berücksichtigen.
Die Samenzelle des Mannes hat keine Mitochondrien, keine RNA. Das hat nur die weibliche Eizelle, aus der sich der kommende Mensch entwickelt.
Selbst materialistisch gesehen ist der Mensch also nicht nur eine Mischung der Erbinformationen, sondern auch das Zellplasma, die Ribosomen, die Mitochondrien und all das.
Das ist ein weiterer Forschungsbereich, in dem viele Forscher vermuten, dass diesen Bestandteilen eine viel größere Bedeutung zukommt, als bisher angenommen.
Abgesehen von seinen geistigen Möglichkeiten gleicht der Mensch Gott in gewisser Ähnlichkeit, ist aber von ihm auch unterschieden.
Vom Tier unterscheidet sich der Mensch durch seine Bestimmung, Gemeinschaft mit Gott zu haben.
Diese Gemeinschaft vollzieht sich im Reden Gottes und im Gehorsam des hörenden Menschen.
Jedes autonome und von Gott losgelöste Wissen des Menschen um Gut und Böse distanziert ihn von Gott.
Ich nenne all diese Dinge, um zu fragen: Was hat das mit Gentechnologie zu tun?
Wenn wir Gentechnologie bewerten – nicht die einzelne Methode, sondern was sie will und wofür sie einsetzbar ist –, dann müssen wir uns vor Augen führen, was die Bibel über den Menschen sagt, wer er ist und was beim Menschen wichtig ist.
Dann schauen wir, was Gentechnologen sagen, wie der Mensch funktioniert und was für ihn wichtig ist, und beurteilen.
Der Mensch kann auf den Ruf Gottes antworten. Eine echte Gottesbeziehung kann nur durch die innige Verbindung mit Jesus Christus entstehen. Der Heilige Geist verändert den Menschen.
Das Verbot der Vernichtung des Menschen durch Mord, Verfluchung oder Zerstörung seiner Integrität wird in der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen begründet.
Deshalb darf ich den Menschen nicht vernichten, weil er Gottes Ebenbild ist und ich damit Gott selbst angreife.
Das Tier darf ich töten, weil es nicht Gottes Ebenbild ist.
Das ist im Alten Testament die Argumentation, und das ist uns auch wichtig.
Darüber hinaus wird gesagt, dass das wesentliche Problem des Menschen seine bewusste Trennung von Gott ist.
Dadurch wird auch die Gottesebenbildlichkeit gestört, und das kann nur durch Umkehr, Erlösung und Neuschöpfung in Jesus Christus zurückgewonnen werden.
Ja, ich mache jetzt Theologie. Ich hoffe, Sie merken, worauf ich hinauswill.
Manche verstehen das nicht, wenn sie nur ein Zahlproblem haben und das sie gar nicht interessiert.
Ich versuche hier schon einen Ausblick zu geben, worauf ich hinauswill.
Ich sage, die Methode bewerten wir nicht im Einzelfall, sondern das, was man damit macht und wovon sie bestimmt ist, nämlich von der Ideologie.
Ein Gentechnologe hat ein ausschließlich materialistisches Interesse am Menschen.
Er geht davon aus, dass Verhalten und Eigenschaften nur in den Genen begründet sind und dass wir diese verändern können, um die glückliche Menschheit zu schaffen.
Das biblische Bild zeigt, dass das nicht stimmt.
Selbst wenn wir die Gene verändern, ist das Zentrale, was den Menschen glücklich, zufrieden und gesund macht, nicht seine Gene.
Das ist der Punkt, auf den ich hinauswill.
Wir müssen das biblische Weltbild im Kopf haben, weil wir sonst schnell verführt werden, das materialistische Weltbild zu übernehmen, das uns Gentechnologen vermitteln.
Dann haben wir ein Problem und bewerten alles nur noch materialistisch.
Die Welt ist aber ein Ganzes, genauso wie der Forscher, der nicht nur eine Apparatur ist, die denkt, sondern auch ein Mensch mit irdischen Zielen und Vorstellungen.
Das ist mein Hintergrund.
Deshalb mache ich diesen kleinen Ausflug, um das Menschenbild zu vertiefen.
Ein Zahnarzt denkt auch daran, das Gewebe einzuschätzen.
Er vertritt aber normalerweise nicht die Auffassung, dem Menschen Heil, Glück oder ewiges Leben zu geben.
Die meisten Zahnarzte nicht, sonst wären sie eher Scharlatane.
Der Zahnarzt soll ein konkretes Problem beheben.
Die Gentechnologie will das gesamte Leben verändern.
In der Gentechnologie wird versucht, alles auf die Gene zurückzuführen.
Deshalb gibt es die große Diskussion: Gibt es das Dummheitsgen, das Alkoholiker-Gen, das Homosexuellen-Gen und so weiter?
Alle Probleme der Menschen seien durch Eingriffe ins Erbgut veränderbar.
Das ist keine reine Wissenschaft, sondern eine Ideologie.
Mit dieser müssen wir uns auseinandersetzen und prüfen, ob sie mit der Bibel übereinstimmt.
Wenn nicht, müssen wir sehen, ob sie mit der Naturwissenschaft oder Technik übereinstimmt.
Ich habe ja gesagt, biblisch gesehen spricht nichts gegen die Technik der Gentechnologie.
Jetzt kommen wir zur nächsten Stufe: Wir versuchen, das Umfeld der Gentechnologie zu beleuchten, ihre Absichten und die Ideologie, die dahintersteht.
Dann versuchen wir zu begründen, ob wir wertend eingreifen sollten.
Natürlich, denn das ist unsere christliche Motivation.
Ich werde später noch einige medizinische und logische Aspekte nennen, die wir beachten müssen.
Ich beginne mit der Bibel, weil das die Grundlage unseres Denkens ist.
Dann kommt die Logik dazu.
Ich will nicht mit der Logik anfangen, weil sie auf bestimmten Voraussetzungen beruht.
Ich versuche, uns das biblische Menschen- und Weltbild ins Gedächtnis zu rufen.
Das ist vielleicht gut, um meinen Gedankengang zu verdeutlichen.
Da kommt das große Problem mancher Dinge: Woher kommt die Seele in die Gene? Woher kommt die Sünde?
Deswegen meinen manche, die Seele sei eine Einbildung.
Andere sagen, es gibt keine Sünde und das Verhalten werde nur durch die Gene gesteuert.
Es gibt Gene, die aggressiv machen. Wenn ich die verändere, ist der Mensch nicht mehr aggressiv.
Ja, ich mache jetzt ein Stück weiter.
Die besonders bedeutenden Stellen des jüdischen Kanons, also des Alten Testaments, begegnen uns Aussagen über den Menschen, zum Beispiel in 1. Mose 1-11.
Dort wird der Anfang des Menschen als Geschöpf Gottes beschrieben, seine reale Existenz – im Gegensatz zum Hinduismus, wo alles nur Vorstellung ist.
Im fünften Buch Mose, Kapitel 34, und in Josua 1 wird vom Übergang von den Propheten, vom Buch Mose zu den Propheten, darauf hingewiesen, dass der Mensch Empfänger und Mittler der Weissagungen Gottes ist.
Dabei wird erwähnt, dass der Mensch glücklich genannt wird, wenn er die Tora, das Gesetz Gottes, befolgt und Gott erkennt.
Wir können das ausführlicher machen.
Was ich sagen will: Der Mensch ist nicht glücklich, weil seine mechanische Wirksamkeit ideal ist.
Die Bibel sagt genau das Gegenteil.
Die Bibel sagt, das Glück des Menschen ist in erster Linie eine seelische und geistliche Angelegenheit.
Die Gentechnologie sagt das Gegenteil: Das Glück des Menschen ist in erster Linie eine biochemische Angelegenheit.
Man kann argumentieren: Wie bin ich glücklich, wenn ich krank bin?
Die Bibel sagt: Du kannst glücklich sein, auch wenn du krank bist.
Hier ist also ein ganz anderer Blickpunkt.
Die Gentechnologie geht einen vollkommen anderen Weg.
Es geht nicht darum, nur die Eigenschaften der Menschen zu verändern, sondern sie konzentriert sich allein darauf und sagt, das sei das Zentrum des Menschseins.
Hier zeichnet sich hoffentlich ein Problem ab: Eine Vereinseitigung, eine massive Verengung des Menschseins.
Das ist nicht nur bei der Gentechnologie so.
In der Bibel gibt es vierfache Beziehungen, in denen der Mensch steht: die Ich-Du-Beziehung zur Lebenswelt, zu Gott usw.
Gegen eine freie Forscherentscheidung, die über lebenswerte und unlebenswerte Varianten von Organismen entscheidet, führt die Bibel die Begrenztheit und Egozentrik des Menschen ins Feld.
Selbst Wissenschaftler sind Kinder ihrer Zeit, die persönliche Wünsche umsetzen.
Wie ein Kind mit Legosteinen und Fischertechnik, nur mit komplizierteren Methoden.
Entscheidungen, die ganze Generationen von Lebewesen beeinflussen, wie in der Gentechnologie, werden bestimmt von momentanen Profiterwägungen und schnell wechselnden gesellschaftlichen Moden.
Hier zeigt sich langsam das Problem: Wer setzt die Ziele der Gentechnologie?
Nicht die einzelne Methode ist wichtig, sondern wer die Ziele bestimmt.
Da müssen wir als Christen mitwirken.
Wer sagt, welche Bedeutung die Gentechnologie hat und welche nicht?
Wenn ein Forscher seine Ideologie einbringt, die gerade gilt – nehmen wir als Beispiel das Schönheitsideal der Frau in den 50er oder 60er Jahren.
Da gab es das Modell Twiggy.
Vielleicht erinnert ihr euch: Twiggy war so dünn, dass man kaum erkennen konnte, ob Frau oder Mann.
Wenn ein Gentechnologe damals die ideale Frau erschaffen hätte, die optisch ansprechend sein soll, um Erfolg im Berufsleben und bei der Partnerschaft zu haben, dann hätte er eine Frau nach dem Schönheitsideal der Zeit entworfen.
Wie sähen dann heute alle Frauen aus, wenn man das gentechnisch gemacht hätte?
Sie sähen wahrscheinlich alle so aus.
Hätte ein Gentechnologe das vor zehn Jahren gemacht, als Claudia Schiffer auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war, dann würden heute wahrscheinlich im Kindergarten viele kleine Claudias herumlaufen – nicht nur mit Namen, sondern auch im Aussehen.
Seht ihr, was hier das Problem ist?
Ein Forscher geht immer von der begrenzten Kenntnis und dem begrenzten Ideal seiner Zeit aus.
Das Problem ist, dass man Gene nicht so schnell wieder umprogrammieren kann.
Man kann ein Haustier schnell verändern, Haarschnitte kann man schnell ändern.
In den Siebzigerjahren trugen Männer lange Haare, heute ist kurz wieder modern.
Das soll nicht lächerlich sein.
Alle Eigenschaften, die herausgesucht werden, sind keine objektiven, sondern immer abhängig vom jeweiligen Zeitgeist.
Das gilt für äußere wie innere Eigenschaften eines Organismus, den man haben will oder nicht.
Hier ist die Frage: Kann ich das kurzzeitig machen? Wenn ich aber die nächsten tausend Jahre beeinflusse, müsste man nicht jetzt schon die Zielvorstellungen stärker bewerten und untersuchen?
Ein ganz anderer Aspekt ist, dass alle Gentechnologien heute in erster Linie nicht philanthropisch sind, also nicht menschenfreundlich, sondern vor allem ökonomisch.
Eine Genfirma macht zum Beispiel Gen-Mais, der unfruchtbar ist.
Warum? Weil das besser ist: Sonst verkauft man das einmal, und das Geschäft ist vorbei.
So kann man jedes Jahr wieder verkaufen – ein wahres Geschäft.
Hier merken wir: Gentechnologische Veränderungen werden nicht nur nach Erwägungen getroffen, was am besten für Menschen, Pflanzen oder die Natur ist.
Schon gar nicht, was am besten für die nächsten tausend Jahre ist, denn ob die Firma in tausend Jahren noch existiert, ist höchstwahrscheinlich nicht der Fall.
Hier zählt nur, was in der nächsten Umsatzstatistik den größten Effekt bringt.
Als Christen müssen wir hier Kritik üben – nicht an der Gentechnologie an sich, sondern an dem, wofür sie eingesetzt wird.
Gerade das, was die Bibel kritisiert, sind die falschen Motive und falschen Ziele, die das von Gott abgefallene Menschenbild bestimmt, wie das Instrument eingesetzt wird.
Wir sollten uns viel mehr damit beschäftigen, anstatt pauschal zu sagen, Gentechnologie sei schlecht.
Erstens haben wir gesehen, dass das nicht stimmt.
Zweitens wird Gentechnologie weiterentwickelt werden.
Wir sollten uns darauf konzentrieren, wie, wo und mit welchen Zielen sie eingesetzt wird – und darauf Einfluss nehmen.
Der natürliche Mensch in seiner Rebellion gegen Gott, der autonom sein will und sich von Gottes Offenbarungen abwendet, will auch autonom in seinen Wertentscheidungen sein.
Er beschäftigt sich nur mit sich selbst und sieht nur, was ihm momentan scheinbar von Nutzen ist.
Da liegt ein großes Problem.
Menschenbild und Würde in der ethischen Diskussion um Gentechnologie
Das erste Problem, das wir jetzt gesehen haben, betrifft das Menschenbild – also die Frage, inwiefern dieses eine Rolle in der Gentechnologie spielt oder nicht.
Das zweite Problem in dieser geistlichen Auseinandersetzung ist die Würde des Menschen. Eine wesentliche Frage in der ethischen Diskussion betrifft die Zulässigkeit der Gentechnologie in Bezug auf die Würde des Menschen. Dabei geht es natürlich um die Anwendung der Gentechnologie am Menschen selbst, nicht um Pflanzen, bei denen die Würde des Menschen keine Rolle spielt. Bei der Genveränderung des Menschen ist es so, dass zum einen die besondere Stellung des Menschen in der Natur, die er für sich in Anspruch nimmt, ihn legitimiert, andere Organismen zu töten und genetisch dauerhaft zu verändern. Zum anderen setzt die Vorstellung einer besonderen Würde enge Grenzen für die gentechnische Manipulation des Menschen.
Durch seine prinzipielle Verfügbarkeit zu Forschungszwecken wird der Mensch dabei generell fraglich. Nun können wir uns die Frage stellen: Was hat das denn überhaupt mit der Würde des Menschen generell auf sich? Worin besteht diese denn eigentlich? Beten darf und soll der Mensch. Ja, beten können wir durchaus sagen – das deutet darauf hin, was ich auch gesagt habe: Der Mensch hat einen Geist. Dieser Geist gibt uns die Möglichkeit, zu Gott zu sprechen. Diese Empfangsinstanz hat ein Tier nicht. Deshalb kann ein Tier auch nicht gläubig werden. Auch wenn Franz von Assisi den Vögeln gepredigt hat, so werden sie sich nie bekehrt haben. Denn da führt der Geist. Das war ein theologischer Irrtum. Die Schöpfung seufzt zwar und freut sich, wenn die Kinder Gottes geoffenbart werden, aber sie selbst können nicht gerettet werden. Das wäre der erste Punkt.
Worin liegt die Würde des Menschen noch? Genau, jetzt ist natürlich die Frage: Inwiefern bin ich eben Bild Gottes? Manche Leute sagen, weil ich so aussehe wie Gott, müsse Gott ein Mann sein, da er ursprünglich Adam geschaffen hat. Dann wäre die Frau schon nicht mehr ganz so ebenbildlich, weil sie anders aussieht als der Mann. Hier würde ich sagen, das stimmt nicht. Wir sehen deutlich, dass Gott ja nicht Mensch ist, sondern Geist. Deshalb entspricht er äußerlich nicht in erster Linie dem Menschen. Vielmehr sind andere Eigenschaften entscheidend, zum Beispiel seine Schöpferkraft. Er ist Schöpfer, er ist kreativ – das ist der Mensch, das sind Tiere in dieser Weise nicht.
Der Mensch hat einen freien Willen, zumindest eingeschränkt im Paradies, und heute auch noch eingeschränkt. Der Mensch ist eine Persönlichkeit mit Ich-Bewusstsein. Solche Eigenschaften können wir alle aufzählen. Später fragt die Schlange: „Willst du sein wie Gott, Gutes und Böses erkennen?“ Das heißt, scheinbar war der Mensch noch nicht vollkommen wie Gott, sondern nur in bestimmten Aspekten wie Gott. Nachher hat die Schlange insofern Recht: Tatsächlich kann der Mensch jetzt erkennen, was gut und böse ist – nur zu seinem eigenen Pech. Das Erkennen von Gut und Böse ist also in gewisser Weise eine Gottebenbildlichkeit.
Wir haben bestimmte Aspekte, die gottebenbildlich sind und seine Würde ausmachen. Das ist der Mensch per se, und zwar losgelöst von seiner Leistungsfähigkeit und von seiner intellektuellen Kapazität. Denn diese wird in der Bibel nirgends als Zeichen der Gottebenbildlichkeit genannt. Jetzt muss er erkennen, was gut und böse ist. Das ist das große Dilemma, in dem der Mensch steht – und aus dem wir auch nicht mehr herauskommen.
Die Würde des Menschen ist also, wie wir gesehen haben, stark von der Zuwendung Gottes und der Hinwendung Jesu Christi an uns begründet. Hier sind wir wieder theologisch auf der Ebene: Der Mensch ist ein Würdenträger, weil die Würde ihm verliehen ist, nicht weil er sie sich selbst aneignen oder verdienen kann.
Das heißt, Würde hat nie etwas damit zu tun, was ich tue oder leiste. Sie hängt auch nicht an bestimmten Charaktereigenschaften, zumindest biblisch nicht, sondern daran, dass Gott mir diese Würde zuspricht. Das ist ganz wichtig – sowohl für die Alternative, wenn wir sie betrachten, als auch für den Umgang mit der Gentechnologie.
Wenn der Mensch eine besondere Würde hat, dann gibt das natürlich auch Grenzen, wie wir mit dem Menschen umgehen können. Der Mensch ist nicht frei verfügbare Materie, die ich gestalten kann, wie es mir gerade passt. Das kann ich mit einem Baum tun: Den kann ich fällen, da schnitze ich etwas heraus. Das geht mit dem Menschen nicht. Der Baum ist nicht ebenbildlich Gottes und deshalb nicht dieser besonderen Fürsorge Gottes ausgesetzt. Aber das ist ja der Mensch – das ist die Besonderheit der Gentechnologie am Menschen.
Darüber hinaus ist das menschliche Leben ein Geschenk Gottes. Das darf nicht allgemein bewertet werden. Der Mensch ist nicht per se unvollkommen bezüglich seiner Würde, sondern die hat er generell von Gott bekommen. Menschliches Leben ist generell unverfügbar. Das haben wir schon gehört: Man darf nicht töten – weder Embryonen, wie wir gestern bei der Abtreibung besprochen haben, noch erwachsene Menschen. Wir dürfen nicht einmal über das Leben eines anderen Menschen urteilen, also darüber, was lebenswert oder nicht lebenswert ist. Das kommt nur Gott zu. Wenn Gott sagt, da ist kein Lebenswert, dann stirbt der Mensch oder wird in der Todesstrafe hingerichtet – aber das ist allein Gottes Sache. Immer ist menschliches Leben, weil es Gabe Gottes ist, nie verfügbar und immer bedroht und endlich. Es geht auch nicht alles wunsch- und plangemäß, weil es von Gott abhängig ist.
Bleiben wir bei diesem Punkt: Welche Relevanz hat der denn für die Gentechnologie? Menschen durch Gentechnologie zu verbessern, ist ja nicht in dem Sinne eine menschliche Frage, sondern eine, die von Gott abgegeben ist. Das stimmt. Was noch? Wenn ich jetzt sage, es läuft nicht alles planmäßig, es läuft nicht alles wunschgemäß im menschlichen Leben, weil Gott dahintersteht, der das initiiert – welches Bild hat die Gentechnologie? Ein materialistisches Bild. Ein materialistisches Bild, das bestimmt. Die Gentechnologie hat ja den Ansatz, dass Glück bestimmbar ist, dass alles wunschgemäß verlaufen kann.
Natürlich wird sie scheitern, und das tut sie ja schon, weil es eben so nicht funktioniert. Aber wir könnten hier schon vorher eingreifen und sagen, diese Zielvorstellung ist von vornherein falsch. Wir können Zeit und Energie verpulvern, denn letztendlich wissen wir, dass Gott die Sache trotzdem in der Hand hat. Das heißt, wir können sehr wohl Verbesserungen vornehmen, aber wir sollten nicht die Ideologie haben, wie ich sie gerade gelesen habe. Es gibt Zitate von Gentechnologen, die sagen: „Wir können den Menschen verbessern, ihn so machen, dass er keine Krankheiten mehr hat, wir können ihn so machen, dass ihm diese und jene Krankheiten gar nicht mehr auftauchen.“
Da müssen wir sagen: Nein, Krankheit – was haben wir am Montag gelernt? Krankheit kommt woher? Nehmen wir mal an, ein Mensch ist krank und sagt: „Du bist krank, weil du gesündigt hast.“ Kommt der Gentechnologe, stellt ein paar Gene um, und dann ist alles gut? Genau. Hier steckt ein monokausales, materialistisches Denken dahinter, bei dem wir generell Vorsicht anmelden müssen und sagen: Der Anspruch ist viel zu hoch gegriffen. Wenn ich ihn habe, muss es zu Enttäuschung kommen oder zu einer vollkommenen Vereinseitigung des Menschen, weil die seelischen und geistlichen Aspekte viel zu wenig berücksichtigt werden.
Das sind auch diese verrückten Sachen: Saddam Hussein, als er noch lebte, hat Gentechnologen aus den USA angestellt, weil er sich klonen lassen wollte. Er fand sich so treu, dass er sagte: „Wenn ich mal sterbe, dann gibt es lauter Salomonsens, die dann geklont sind.“ Das ist natürlich ein vollkommen irrationales Denken. Klonen bedeutet ja, eine identische Kopie, eine materiell identische Kopie von mir anzufertigen. Das heißt, ich kann eine Körperzelle nehmen und versuchen, sie zur Vermehrung zu bringen. Dann hat die Person hinterher dasselbe Erbgut und sieht aus wie ein eineiiger Zwilling. Denn eineiige Zwillinge sind sozusagen natürliche Klone.
Wobei wir gleich dazu kommen: Ist Klonen erlaubt oder verboten? Prinzipiell gibt es auch in der Natur Klone. Wir haben allerdings den naturalistischen Fehlschluss gehört, man darf nicht generell sagen, weil Klone in der Natur vorkommen. Das ist eine längere Geschichte. Klone kommen in der Natur vor – bei Pflanzen und Tieren sowieso, da gibt es ungeschlechtliche Vermehrung. Aber Saddam Hussein wollte das machen. Wo liegt der große Denkfehler beim Klonen? Zum Beispiel: Hat ein genetisch identischer Mensch eine Seele oder mehrere Seelen? Wirklich? Ja, klar! Das wurde sicher auch positiv verstanden. Hier merken wir den Irrtum: Das ist das materialistische Denken. Ich würde jetzt genau denselben Menschen haben. Das ist aber vollkommener Unsinn – erstens wegen Seele und Geist, zweitens, selbst Forscher, die nicht an Seele und Geist glauben, sagen, dass der Mensch im Wesentlichen durch Faktoren wie Erziehung, Erfahrung und Ähnliches geprägt wird. Das wird durch die Gene gar nicht übernommen. Viele Dinge, wie man sich verhält, hängen mit Erfahrung, Ausbildung und Entscheidungen im Leben zusammen.
Ein Klon trifft nicht dieselben Entscheidungen, weil Entscheidungen eben nicht nur an die Gene gebunden sind. Das heißt, ein Klon würde wahrscheinlich in großen Teilen anders leben, genauso wie eineiige Zwillinge bestimmte Ähnlichkeiten haben, aber meistens nicht dieselbe Person heiraten, nicht immer zur gleichen Zeit dasselbe essen oder dasselbe denken. Es gibt Ähnlichkeiten, aber auch deutliche Unterschiede. Übrigens: Ist euch aufgefallen, dass momentan an der Bibelschule auch zwei sind? Vielleicht habt ihr das gar nicht bemerkt, wo die herumlaufen. Man hat gedacht, das sei dieselbe Person, aber es gibt hier eine Schülerin, die es gleich doppelt gibt. Das sind trotzdem verschiedene Persönlichkeiten. Ich habe selbst festgestellt, bei den Korrekturen der Ausarbeitungen, jetzt im Examen im Frühjahr, haben sie nicht dieselbe Punktzahl, zumindest bei mir nicht, und nicht dasselbe geschrieben. Sind sie in einer Klasse? Ja. Das ist schwierig für die Lehrer, oder? Ja, zeitweilig, im Moment nicht. Aber ein Klon spielt auch seine eigene Rolle.
Bei einem Schaf hat man festgestellt, dass ein Klon genauso schnell oder schneller alt wurde. Das war bei Dolly, dem geklonten Schaf in Schottland. Da war das große Problem: Man hat den Klon nicht wie in der Natur gemacht. In der Natur teilt sich die Eizelle in einer sehr frühen Entwicklungsphase, etwa Achtzellen-, Sechzehnzellen- oder Zweiunddreißigzellenphase. Hier hat man es anders gemacht: Man nahm eine Zelle aus dem Euter des Schafes und setzte das Erbgut ein. Ich habe vorhin darauf hingewiesen, dass man erst neu erforscht, dass nicht nur das Erbgut, sondern auch die Zelle wichtig ist. Diese Zelle ist eine adulte Zelle, die bereits altert. Messenger-RNA, Ribosomen und Mitochondrien sind alt. Man vermutet, dass deshalb dieses Schaf viel schneller gealtert ist.
Hier merken wir wieder die Kurzsichtigkeit des monokausalen Denkens: Alles hängt nur an den Genen. Das ist Ausdruck der Beschränktheit des Denkens. Wahrscheinlich hängt eben nicht alles an den Genen. Wir als Christen wissen das wegen Geist und Seele, aber selbst Biologen wissen jetzt, dass auch das Zellplasma, Messenger-RNA, Mitochondrien und andere Faktoren eine Rolle spielen.
Gut, also die Sache „Alles ist planmäßig, alles ist wunschgemäß“ – hier steckt eine falsche Ideologie dahinter, die wir ebenfalls aufdecken müssen.
Was sagt die Gentechnologie noch? Zum Beispiel, dass wir verhindern wollen, dass ein Mensch behindert ist. Das ist ein gutes Ziel, durchaus. Menschlich gesehen arbeiten wir daran, das möglichst zu minimieren. Nun die Frage: Steckt da möglicherweise auch ein Denkfehler dahinter? Sind alle Behinderungen schlecht? Sind sie sogar lebensunwert? Mir hat ein Forscher gesagt: „Wir handeln ethisch verwerflich, wenn wir eine Verbesserung vornehmen können und das nicht tun, also jetzt in der Genetik.“ Inwiefern stimmt das biblisch betrachtet? Ist das Leben eines Menschen nicht lebenswert, wenn er eine Behinderung hat? Oder ist es weniger lebenswert?
Woran macht sich der Wert des menschlichen Lebens fest? Denken wir daran, was ich gerade gesagt habe in meinen theologischen Ausführungen: Woran lässt sich der Wert des Menschen festmachen? Würde des Menschen, Ebenbildlichkeit – wie sieht das aus? Ist der Behinderte aus der Perspektive Gottes, die wir anstreben, weniger lebenswert? Es ist weniger lebenswert aus einer materialistischen, hedonistisch ausgerichteten Gesellschaft. Die materialistische Gesellschaft sagt, die Leistung des Menschen bestimmt seinen Lebenswert. Der Hedonismus sagt, die Genussfähigkeit des Menschen bestimmt seinen Lebenswert. Wenn wir darauf hereinfallen, müssen wir sagen: Der Behinderte ist weniger lebenswert.
Wenn wir aber die grundlegende Gottesperspektive haben, müssen wir sagen: Nein, das hat mit Lebenswert gar nichts zu tun. Hier merken wir, wie stark Ideologie das Denken bestimmt und dadurch Ziele und Ideale vorgibt. Eigentlich müssten wir provokativ sagen: Soll der Staat doch seine Milliarden viel eher in Seelsorge oder Bekehrung investieren? Würden wir als Christen nicht zustimmen, dass das für die Menschen viel, viel wichtiger ist?
Ich finde ein interessantes Zitat von Albert Einstein gegen Ende seines Lebens. In seinem Werk schreibt er unter anderem – ich zitiere frei aus dem Kopf, kann euch das auch wörtlich geben – dass alle Aussagen der modernen Physik nur möglich sind, weil die Natur so weit reduziert wird, dass wir sie überhaupt beschreiben können. Im zweiten Teil sagt er, dass alle Erkenntnisse der modernen Physik, zu denen er selbst maßgeblich beigetragen hat, an den realen Problemen des Menschen eigentlich nichts verändern. Damit meint er: Jetzt kennst du die Relativitätstheorie – was verändert das an deinen Problemen mit deinem Ehepartner, an der Tatsache, dass du einmal sterben wirst, oder an Depressionen? Ja gut, jetzt kann ich sagen: „Alles ist relativ.“ Aber das ist nicht die Relativitätstheorie im Sinne von Albert Einstein.
Hier merken wir: Diese Theorien sind nicht schlecht, aber das Wesentliche des Menschen liegt auf einer ganz anderen Ebene. Oder sagen wir mal: Sind die gut genährten reichen Europäer wirklich glücklicher? Ich habe mit einer Schülerin gesprochen, die im letzten Jahr in einem der ärmsten Länder Afrikas war, ich glaube in Mali. Sie sagte, viele der Leute dort seien glücklicher als hier in Deutschland.
Jetzt müssen wir wieder sehen: Was sagt uns die Gentechnologie? Was macht das Glück des Menschen aus? Noch gesünder zu sein, noch länger zu leben? Wir haben ja schon viel erreicht. Stimmt das wirklich? Ich will nicht sagen, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie krank sind. Ich will nur sagen, das ist ein Faktor, den wir beachten sollten. Die Gefahr der materialistischen Gesellschaft ist, dass sie diesen Faktor als entscheidend oder sogar als einzigen deklariert. Da brauchen wir als Christen ein Umdenken.
Wird das deutlich? Ich würde vorschlagen, wenn es realistisch wäre, müssten wir als Christen ein paar Genforscher beeinflussen, das religiöse Gen den Leuten heimlich einzupflanzen. Aber diese Ausführung verstehe ich nicht ganz, weil sie andeutet, dass die Gentechnologie eine Wissenschaft der Reichen sei. Das ist sie in erster Linie auch. Es gibt allerdings Ansätze, die den Armen helfen wollen, zum Beispiel bei Nahrung. Ich komme gleich noch darauf zu sprechen.
Generell müssen wir sagen: Diese Argumente werden zur Werbung und für die allgemeine Akzeptanz in der Öffentlichkeit benutzt, weil sie natürlich gut klingen. Jeder hat eine menschenfreundliche Ader und denkt, dem müsse geholfen werden. Die Praxis zeigt jedoch das Gegenteil, zumindest bisher. Warum? Es kann gar nicht anders sein, denn wer betreibt Gentechnologie? Großkonzerne in erster Linie. Die finanzieren das, und was wollen die? Geld verdienen. Das machen alle, und das wird grundsätzlich nicht anders sein. Wenn ich Milliarden investiere, will ich vielleicht Hunderte von Milliarden verdienen. Wenn ich das einfach gratis zur Verfügung stelle, habe ich große Ausgaben und kein Einkommen.
Wir müssen sagen: Gentechnologie ist nicht in erster Linie menschenfreundlich, auch wenn damit geworben wird. Natürlich sieht man auf Bildern glückliche Kinder, die gesund aus dem Krankenhaus entlassen werden. Darum geht es nicht. Wer nicht bezahlen kann, bekommt auch nichts. Das ist heute in der Gentechnologie schon so. Deshalb werde ich später auch auf objektive Daten eingehen. Ich bleibe jetzt noch bei den biologischen und biblischen Aspekten, weil die für uns Christen wichtig sind. Später komme ich auf mehr sachliche und für Ungläubige nachvollziehbare Argumente.
Bisher ist in den letzten Jahren der Genforschung sogar nachgewiesen, dass sie zur Verarmung in der Dritten Welt führt, nicht zu Verbesserungen. Ich kann das an einem Beispiel aus Indien erklären: Indien ist ein relativ armes Land, in dem die Leute früher eigenes Saatgut gezüchtet und verwendet haben. Nun aber kaufen große Firmen die Ernte auf, stellen strenge Regeln auf und schreiben manchmal vor, welches Saatgut verwendet werden muss, damit die Ernte einem bestimmten Standard entspricht. Die Bauern werden gezwungen, Saatgut zu kaufen und ihr eigenes Saatgut verkommen zu lassen. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit, weil sie immer wieder von demselben Pharmaunternehmen kaufen müssen.
Es entsteht auch eine Abhängigkeit beim Verkauf, weil sie feste Abnehmer brauchen. Darüber hinaus benötigt das gentechnisch veränderte Erbgut bestimmte Spritzmittel, die vorher nicht nötig waren, weil die wild wachsenden Arten resistent waren. So werden sie noch stärker abhängig. Das ist das Ziel der Pharma- und Agrochemiefirmen: Produkte verkaufen und Geld verdienen.
In Indien führt das zu einer Verarmung des Erbguts der Mais- und Reispflanzen. Noch vor zehn Jahren gab es über doppelt so viele verschiedene Arten wie heute. Weitere Probleme werde ich gleich noch ansprechen. Faktisch führt es zu größerer Abhängigkeit und zu einer stärkeren Spaltung zwischen Reich und Arm.
Also soll man Gentechnologie ablehnen? In gewisser Hinsicht ja, ich würde zumindest sagen: Skeptiker sein. Wir dürfen uns nicht einer Illusion hingeben. Meine These ist, dass es in Zukunft nicht mehr so stark den Unterschied zwischen reichen und armen Ländern geben wird, sondern dass in allen Ländern die Schere zwischen Superreichen und Superarmen größer wird. Das wird auch in Deutschland früher oder später der Fall sein. Heute gibt es schon in Indien Superreiche, die viel reicher sind als wir, und ihre Zahl wächst. In den USA sieht man das auch: In Großstädten gibt es superreiche Leute, die in Luxus leben, und gleichzeitig viele, die in Slums wohnen. Das ist ein schockierendes Erlebnis.
Diese soziale Ausspaltung wird stärker werden. Man sieht das heute schon radikal, zum Beispiel bei den Einkommen. Die Unterschiede werden größer. Vielleicht geht es den Ärmsten dann etwas besser, aber im Grunde bleibt es dabei, wie schon immer in der Menschheitsgeschichte: Brot und Spiele für die Armen, damit sie die Reichen in Ruhe lassen. Natürlich wird es keine Aufruhr geben, weil die Reichen nichts davon haben, wenn Häuser geplündert oder abgebrannt werden. Das ist die Bosheit des Menschen, die immer da war und bis heute bleibt.
Meine Prognose: Der Kommunismus ist nicht tot. Wartet zwanzig Jahre, er wird wieder aufleben, weil er die Heilserwartung für Menschen ist, die bei der Globalisierung und der wachsenden Ungleichheit schlecht abschneiden. Er wird vielleicht einen anderen Namen haben, aber es wird so etwas Ähnliches kommen. Der Kommunismus wurde in Europa 1990 praktisch abgeschafft, in China und Korea existiert er weiterhin. Das ist kein weltpolitisches Problem.
Ich schweife jetzt von der Gentechnologie zur Weltpolitik und Zukunftsforschung ab, aber das hängt alles zusammen.
Zurück zum theologischen Aspekt: Lebenswert und lebensunwert dürfen wir nicht so bewerten. Wir könnten noch die biblische Vorstellung von Krankheit und Gesundheit vertiefen, aber darauf gehe ich nicht ein, weil wir das schon besprochen haben.
Hier wird gesagt, dass wir medizinische Hilfe zur Linderung von Krankheiten einsetzen sollen, aber nie auf die Idee kommen dürfen, Krankheiten generell abschaffen zu wollen. Das biblische Verständnis geht davon aus, dass Gott Krankheiten zur Korrektur einsetzt, während der Teufel Krankheiten zu anderen Zwecken einsetzt. Egal wie wir kämpfen, wenn wir die Ideologie haben, Krankheiten beseitigen zu können, kommen wir auf ein unrealistisches Ziel. Bestimmte Forschungen können wir deshalb gleich ablehnen, weil das Ziel illusionär ist.
Darüber hinaus gibt es einzelne Fragen der Anwendung, denen wir nachgehen müssten. Die Ziele der gentechnologischen Forschung sind überwiegend positiv: Gesundheit, Nahrungsmittelsicherung, Friedenssicherung, Beseitigung von Krankheiten, Bekämpfung des Hungers, Ermöglichung von Nachkommen, zum Beispiel bei der In-vitro-Fertilisation. Problematisch ist manchmal nicht die Methode, sondern die Zielvorstellung, wenn sie in der Bibel abgelehnt wird.
Dazu gehört zum Beispiel die Beseitigung genetisch kranker Embryonen. Der Gentest an sich ist nicht das Problem, sondern mit welchem Ziel er gemacht wird und welche Auswirkungen daraus folgen. Umgekehrt kann man fragen: Wenn ich ein behindertes Baby nicht abtreiben will, warum sollte ich überhaupt einen Gentest machen? In gewisser Hinsicht kann es sinnvoll sein, weil man manchmal schon im Mutterleib mit Therapien beginnen kann. Dafür wäre es in gewisser Weise logisch.
Häufig ist allerdings das Ziel akzeptabel, aber der Weg, auf dem es erreicht werden soll, muss abgelehnt werden. Zum Beispiel die Friedenssicherung ist ein gutes Ziel, aber wenn sie durch die Lebensbedrohung von Millionen Menschen mittels gentechnisch veränderter Krankheitserreger erreicht werden soll, muss man das ablehnen.
Wenn Militärs sagen: „Wir wollen Frieden, deshalb setzen wir neue gentechnologische Waffen ein, die so massiv sind, dass keiner mehr Krieg führen will“, dann ist das Risiko der Vernichtung eines Großteils der Menschheit nicht in einem angemessenen Verhältnis zum möglichen Nutzen eines Friedens, der sowieso illusionär ist. Selbst mit Atomwaffen konnte Frieden nicht dauerhaft eingehalten werden. Deshalb wird es noch schlimmere Waffen geben. Hier ist der Weg schlecht.
Ein anderes Beispiel: Sicher ist das Leben eines Menschen ein hoher Wert, aber wenn es nur durch die Tötung eines anderen Menschen als Ersatzteillager erreicht werden kann, sollten Christen Bedenken anmelden. Wenn ich also einen Menschen züchte, nur um ein neues Herz zu haben, oder gentechnologisch einen Klon herstelle, ist das ethisch verwerflich, weil der Klon ein selbstständiger Mensch ist und nicht nur ein Ersatzteillager oder eine Kopie.
Das sind radikale Beispiele. Christen müssen immer wieder feststellen, dass die Ziele gentechnischer Arbeit zwar gut sind, aber oft Unwichtiges besonders in den Vordergrund stellen und Wichtiges dadurch zurückstellen. Haustiere können genetisch verändert werden, um dem Geschmack der Zeit zu entsprechen, ohne auf Gesundheit oder reale Vorteile und Nachteile zu achten. Äpfel können ästhetisch schön sein, aber im Nährwert mangelhaft. Kinder können äußerlichen Modetrends entsprechen, aber charakterlich schlecht sein.
Wir wissen das bei manchen Hunden: Sie sind eigentlich schon krank vom Körperbau her, warum macht man sie so? Weil man sie ästhetisch schön findet. Wenn wir das gentechnologisch fördern, wird das noch extremer. Es werden also unwesentliche Eigenschaften in den Vordergrund geschoben, weil sie einem momentanen Zeitgeschmack entsprechen.
Man könnte sagen, man ändert das mit objektiven Daten. Aber was sind objektive Daten? Wir können uns nicht vom Zeitgeist trennen und sollten deshalb generell vorsichtig sein, in ein Leben einzugreifen, das dauerhaft über Jahrhunderte verändert wird, wenn wir Gefahr laufen, nur zeitgeistlich geprägt zu sein.
Ich gehe jetzt nicht auf das Geistliche ein. Die Bibel sagt, im ersten Petrusbrief, dass der Schmuck der Frau nicht in Haarflechten oder äußerlichem Schmuck besteht, sondern im Inneren. Das sollte unser primäres Ziel sein. Das erreicht die Gentechnologie nicht.
Rein materiell betrachtet: Was ist bei einem Hund wichtig? Dass er besonders kurzes Fell hat, eine eingedrückte Schnauze? Das ist den Menschen wichtig, und es wird geforscht, solche Eigenschaften zu erzeugen. Aber ist das wirklich das Entscheidende für das Leben des Hundes? Wenn der Hund früh Arthritis bekommt, Muskelprobleme, Schmerzen hat, nicht richtig laufen kann wegen Rückenproblemen oder weil er zu lang ist – das sind Probleme überzüchteter Rassen. Das wird durch Gentechnologie noch extremer. Ist das wirklich gut, schon nur für das Tier, losgelöst von geistlichen Werten?
Ich sehe noch nicht so viel Verständnis dafür. Im Auto gab es eine Diskussion über das Einschläfern von Tieren, wenn sie krank sind – das Thema Euthanasie oder Sterbehilfe bei Tieren. Auch hier können falsche Ziele und Vorstellungen in den Vordergrund rücken, die wir rein materiell kritisieren können. Es gilt zu überlegen, was wirklich wünschenswert ist für Mensch und Tier.
Darüber hinaus gibt es weitere Details: Eine Handlung kann nicht allein dadurch gerechtfertigt werden, dass sie der Beseitigung von Leid und Krankheit dient. Es ist keineswegs klar, was Leid und Krankheit sind und welche Mittel zu ihrer Beseitigung angemessen sind. Wir können nicht sagen: Der Zweck heiligt die Mittel.
Die Gentechnologie hat auch die Tendenz, immer mehr Menschen für krank zu erklären. Zum Beispiel gab es in den USA eine interessante Forschung: Ein Genforschungsinstitut stellte menschliches Wachstumshormon gentechnologisch her – mit großem Aufwand. Das Problem: Niemand wollte es. Sie initiierten eine Studie, in der die durchschnittliche Körpergröße gemessen wurde. Seitdem gilt in den USA: Wer eine bestimmte Abweichung von der Normgröße hat, gilt als krank und kann Wachstumshormon verschrieben bekommen – besonders im Jugendalter. Plötzlich verkauft sich das Wachstumshormon rasend.
Seht ihr das Problem? Es steht nicht mehr fest, was krank und gesund ist. Gestern hatten wir das Zitat, dass in Deutschland 80 Millionen Behinderte leben würden – das geht in eine ähnliche Richtung. Was ist krank? Was muss behandelt werden? Und was nicht?
Natürlich geht es in der Gentechnologie auch um Geld. Wenn man etwas Geeignetes gefunden hat, weil andere Mittel, zum Beispiel gegen Krebs, noch zu kompliziert sind, nimmt man das Wachstumshormon und sucht die entsprechende Krankheit dazu. Das wird in der Gentechnologie praktiziert.
Hier gibt es also die Tendenz, Menschen für krank zu erklären, und sie haben das Gefühl: „Der Arzt hat gesagt, ich bekomme ein Rezept, ich muss das machen.“ Das ist ebenfalls ein Problem. Bedürfnisse werden geweckt und dadurch erst unglücklich gemacht.
Oder unsere Tochter war dreizehn Jahre lang glücklich und zufrieden ohne Handy. Seit zwei, drei Monaten ist sie wahnsinnig unglücklich ohne Handy. Es muss natürlich ein Fotohandy sein, am besten ein Klapphandy von Nokia, mit Klingeltönen und bunten Bildern. Ich frage sie: „Wen willst du denn anrufen? Wer bezahlt das?“ Sie sagt: „Ich will damit gar nicht anrufen.“ Da merkt man, dass Bedürfnisse geweckt werden, die eigentlich gar nicht real sind.
Das passiert im biotechnologischen Bereich genauso, weil Menschen ihre Arbeit rechtfertigen und weiterführen wollen. Hier sind nicht objektive Maßstäbe entscheidend, sondern die Forscher selbst werden zum Maßstab.
Darüber hinaus: Gentechnische Kriegsführung muss kritisch beurteilt werden. Ist sie gefährlicher als Atomwaffen? Ja, denn man kann sie bei gutem Willen nicht unkontrolliert stoppen. Selbst wenn es ein Gegenmittel gibt – zum Beispiel gegen ein Bakterium – mutieren die Bakterien ständig. Das Gegenmittel wirkt nicht mehr. Das wissen wir bei der Vogelgrippe, die verschiedene Varianten hat. Manche sind bekämpfbar, andere nicht, weil sie sich ständig verändern. Das ist eine zusätzliche Gefahr. Wir haben die Sache nie in der Hand, egal wie wir forschen. Das Risiko ist viel zu groß im Verhältnis zum möglichen Erfolg.
Gentechnologie, die primär auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, sollten wir mit biblischen Warnungen vor Gier, Neid und Geldsucht verbinden. Diese führen schnell zu ethisch nicht legitimem Handeln. Häufig gibt es starke Interessenskonflikte bei Forschern und deren ethischen Vorstellungen.
Ein weiteres Problem der Gentechnologie ist die Uniformität. Die Bibel setzt bewusst auf Vielfalt. Deshalb sieht jeder Mensch anders aus – das ist Gottes Prinzip. Das Prinzip der Industrie ist im Gegensatz dazu Uniformität: Alles muss gleich sein, damit man das Produkt wiedererkennt und Maschinen besser arbeiten können. Zum Beispiel gibt es in der EU genaue Normen für die Krümmung von Bananen, damit sie verpackt und transportiert werden können.
In der Gentechnologie ist es ähnlich: Man macht nicht zwanzig verschiedene Sorten, sondern eine Sorte, die sich durchsetzt. Jede Sorte kostet viel Geld. Je mehr sie sich durchsetzt, desto besser Verarbeitung und Qualität, alles ist gleich.
Jetzt die Frage: Wollen wir alles gleich haben? Stellt euch vor, wir sähen alle gleich aus. Ich meine nicht nur, dass ich als Lehrer Probleme hätte, euch zu erkennen und zu bewerten, sondern auch untereinander wäre das langweilig. Stellt euch vor, alle Frauen sähen gleich aus oder alle Männer. Wäre doch langweilig, oder?
Das war jetzt etwas flapsig, aber das Ganze hat ein tiefergehendes Problem: Wo es Monokulturen gibt – das kennt ihr vielleicht aus der Biologie – ist die Anfälligkeit viel größer als bei verschiedenen Arten. Gott hat bewusst Vielfalt geschaffen, weil sich die Vielfalt gegenseitig korrigiert. Das wissen Biologen schon lange: Ein großer Erbgenpool verringert die Gefahr von Missbildungen.
Was passiert zum Beispiel, wenn Mann und Frau heiraten, die nahe verwandt sind? Das ist in der Bibel und auch außerhalb verboten, weil die Merkmale zu ähnlich sind. Die Gefahr, dass etwas schiefgeht, ist viel größer als bei gemischten Paaren.
Was macht die Gentechnologie? Genau dasselbe: Sie erzeugt eine enge Art und Gattung. Medizinisch ist das nicht sinnvoll, weil die Anfälligkeit viel höher wird. Schaut man in die Wissenschaftsgeschichte, geht das schief. Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Frankreich nur wenige Weinstock-Arten. Dann kam eine Weinlaus, die fast die gesamte Ernte vernichtete. Man wusste nicht, was zu tun war. Glücklicherweise gab es in Kalifornien andere Weinstöcke, die man zurückbrachte. Deshalb ist der meiste heutige französische Wein eigentlich kalifornisch.
Oder ihr wisst vielleicht, dass im 19. Jahrhundert viele Iren nach Amerika auswanderten. Wisst ihr warum? Weil sie alle dieselbe Art von Kartoffeln hatten, und als eine Krankheit kam, war die gesamte Ernte vernichtet. Das sind keine Einzelfälle, sondern es gibt viele Beispiele, dass Monokulturen viel anfälliger sind. Die Gefahr, dass eine ganze Ernte ausfällt, ist viel größer.
Das Risiko, das wir uns einhandeln, ist unabsehbar. Das sollte uns zu Vorsicht mahnen, nicht auf wenige Arten zu setzen. Natürlich ist das Pharmaunternehmen daran nicht interessiert. Ihm ist der Umsatz wichtig, egal, ob alles eine Sorte ist. Was mein Nachfolger in zwanzig Jahren macht, ist ihm egal. Diese Kurzfristigkeit muss kritisiert werden, denn es geht nicht nur um Ethik, sondern um unser Überleben.
Nicht nur böse Bakterien sind ein Problem, sondern auch Monokulturen, die es unmöglich machen, weiter zu züchten und zu verändern. Manche Pharmaunternehmen wachen langsam auf und sammeln Gene in sogenannten grünen Apotheken, um Patente zu erhalten und die Natur in ihren Besitz zu bringen. Die Arten, die frei sind und die jeder züchten kann, werden irgendwann ausgestorben sein, weil die Gentechnologie das verursacht. Dann sagen sie: „Wir haben im Labor noch ein paar übrig, die können wir wieder einpflanzen.“ Das führt zu noch größerer Verarmung, denn was jetzt frei züchtbar ist, ist später nur noch gegen Geld erhältlich.
Wenn ein Unternehmen eine Monopolstellung hat, macht es das in der Regel so: Ein, zwei, drei, vier. Und wie ist das mit den Armen? Die bleiben auf der Strecke. Das ist ein Kreislauf, der nicht mit der Technik der Gentechnologie zusammenhängt, sondern mit den ökonomischen Mechanismen dahinter.
Wie gehen wir damit um? Die Gentechnologie hat auch ein primitives Bild von den Genen. Ich habe mehrfach gesagt: Man hat das Bild „Ein Gen, eine Wirkung“. Ein Gen wird verändert, und zack, das wirkt so und so. Die Realität zeigt aber, dass es meistens nicht so funktioniert. Zum Beispiel schaltet man das Gen für Kahlheit aus, aber plötzlich fallen einem die Zähne aus. Ein Gen beeinflusst meist mehrere Eigenschaften, und eine Eigenschaft hängt oft von mehreren Genen ab. Schaltet man ein Gen aus, wachsen einem trotzdem keine Haare, weil andere Gene beteiligt sind.
Bei Haaren zum Beispiel trägt auch die Produktion von männlichem Adrenalin dazu bei, dass Männer eher kahl werden. Um Haare wachsen zu lassen, müsste man mehrere Faktoren verändern. Hat ein Mann weniger Adrenalin, könnten ihm plötzlich Brüste wachsen. Dann hat er Haare, aber auch eine Brust. Das soll kein Scherz sein. Die Sicht auf die Natur ist zu vereinfacht, wie ein Baukastensystem mit Schaltern. Das entspricht nicht der Realität. Deshalb muss man umso vorsichtiger sein, welche Schalter man ein- oder ausschaltet, denn die Reaktionen sind noch zu wenig bekannt.
Dann natürlich die Tötung des Menschen als Begleiterscheinung, zum Beispiel bei In-vitro-Fertilisation oder embryonalen Stammzellen. Das können wir nicht gutheißen.
Auch die Patentierung des Lebens ist ungeistlich. Wer hat ein Anrecht auf ein Patent? Auf ein Buch? Wer hat das Copyright? Auf die Gene? Das ist momentan Rechtsprechung, aber logisch gesehen: Hat derjenige das erfunden? Sonst müssten wir auch sagen: Ich nehme ein Buch, verstehe es, und habe jetzt das Copyright. Gentechnologen lesen die Gene, verstehen sie, und dann gehören sie ihnen. Das ist eine falsche Vorstellung von Copyright. Das Erbgut kommt von Gott und gehört Gott. Es kann nicht privatisiert oder verkauft werden.
Dass Gottes Schöpfung so ökonomisiert wird – nicht nur der einzelne Baum, den man verkauft, sondern die Ursubstanz, die Information dahinter – ist ein Problem. Das wird irgendwann dazu führen, dass vielleicht dein Kind einen kleinen Aufkleber mit Copyright von Microsoft trägt, weil ein Gen von Microsoft im Körper ist. Das ist die Gefahr bei genetischer Veränderung.
Ein weiteres Problem ist, dass die Gentechnologie zur Verarmung des Südens beiträgt, wie ich schon erklärt habe. Wer kontrolliert die Gentechnologie? Es gibt Institute wie den Ethikrat für den Bundestag. Wer sitzt dort? Genforscher selbst, weil sie die Spezialisten sind. Aber ist ein Genforscher ein objektiver Ratgeber über Gefahren und Ziele der Gentechnologie? Das wäre so, als ob man einen Atomkraftwerksbetreiber fragt, ob Atomkraftwerke gefährlich sind. Er wird sagen: Alles in Ordnung, alles unter Kontrolle. Ein Gentechniker, der davon lebt und forscht, wird wahrscheinlich auch sagen, dass alles gut ist.
Hier liegt ein Grundproblem im System. Man müsste viel mehr sachfremde Leute zur Beurteilung heranziehen, die nicht die Einzelheiten bestimmen, welche Methode am besten ist, sondern die ethischen Grenzen setzen. Die sind wichtiger als die technische Herstellung der Werkzeuge. Dafür sind eher Leute geeignet, die keine eigenen ökonomischen Interessen verfolgen.
Hier müssen wir Kritik üben. Pauschal zu sagen, Gentechnologie sei unbiblisch, bringt uns nicht weiter. Aber an konkreten Punkten, die ich genannt habe, und an solchen, die auch für Nichtgläubige einsichtig sind, müssen wir ansetzen.
Ich habe noch einige Punkte, aber es ist schon spät. Ich erwarte euch heute Abend alle wieder. Wir werden heute Abend auch noch über die Stammzellenforschung sprechen, einen besonderen Aspekt der Gentechnologie. Wir werden einen Abschluss zu diesem Thema machen. Ausführlichere Informationen findet ihr auch in meinem Buch, in dem das Kapitel zur Gentechnologie enthalten ist. Die Stammzellenforschung wird im nächsten Buch behandelt.
Heute Nachmittag ist der Studiennachmittag. Jetzt ist die Frage: Machen wir den lieber heute oder morgen? Morgen habt ihr vielleicht nichts mehr zu studieren. Jetzt müssen wir entscheiden, wann wir euch einladen, damit ihr nicht zu viel Zeit verliert.