Ich möchte zunächst den Text vorlesen: "Klaus, dein tägliches Geschäft."
Ja, ja, so ist es. Dankeschön.
Aus Johannes 15,18.
Die Herausforderung des Hasses in der Welt
Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieben. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.
Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.
Aber dies alles werden sie euch tun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat. Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde. Jetzt aber haben sie keinen Vorwand für ihre Sünde.
Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Wenn ich nicht die Werke unter euch getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde. Jetzt aber haben sie sie gesehen und doch sowohl mich als auch meinen Vater gehasst.
Aber dies geschieht, damit das Wort erfüllt würde, das in eurem Gesetz geschrieben steht: "Sie haben mich ohne Ursache gehasst."
Die Verheißung des Beistands und die Vorbereitung auf Verfolgung
Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch vom Vater senden werde – den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht –, wird er von mir zeugen. Auch ihr werdet Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.
Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr euch nicht ärgert, wenn man euch aus der Synagoge ausschließt. Es wird sogar die Stunde kommen, in der jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. Und das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben.
Dies aber habe ich zu euch gesagt, damit ihr, wenn ihre Stunde gekommen ist, daran denkt, dass ich es euch gesagt habe.
Bis hierher die Rede unseres Herrn.
Gliederung der Ausführung: Vorbereitung und Durchführung
Ich habe meine Ausführung in zwei große Abschnitte unterteilt. Über den ersten Abschnitt steht die Vorbereitung, über den zweiten die Durchführung.
Beide Abschnitte behandeln dasselbe Thema: Wie wir auf rechte Weise Widerstand leisten können und wie wir den Schwierigkeiten, Anfechtungen und der Verfolgung in der richtigen Gesinnung des Herrn begegnen können.
Die Situation der Gemeinde in Ephesus und die Herausforderung der Irrlehren
Wir wollen uns im Geiste in die Metropole Ephesus versetzen, etwa im Jahre 80 bis 85. Dort verbringt der Apostel Johannes, vermutlich als letzter der Apostel, eine Zeit in der damals noch blühenden Gemeinde Ephesus. Er wird mit etwas konfrontiert, das ihm keine Freude bereitet: Er hört aus allen Teilen des Reiches, dass überall, wo Christengemeinden entstehen, auch der Feind tätig ist. Es geht fast überall um die Person des Herrn. Die Frage lautet: Wer ist Jesus Christus?
Da kommen solche Leute, die sagen: „Ja, natürlich, wir wissen das ja von Matthäus. Der hat die Abstammung von David her, dem König Israels, beschrieben.“ Oder auch Lukas, der sogar bis Adam zurückgeht, weil er Jesus Christus als Menschen in besonderer Weise beschreibt. Aber Gott? Wieso denn Gott?
Nun hatten die Leute schon bis dahin drei Evangelien in den Händen. In den Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas wird durchaus auch die Gottheit Jesu bezeugt, allerdings nicht so schwerpunktmäßig. Es kommt bei Gelegenheiten vor, wie zum Beispiel der berühmte Ausspruch des Petrus: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Das war schon ein gewaltiges Ereignis. Ich kann mir vorstellen, dass Johannes auch daran dachte, als er dort saß und diese Nachrichten hörte: Ja, an der Gottheit Jesu wird gezweifelt.
Oder es kommen andere daher und sagen: „Ja, natürlich war er Gott, aber er war kein wirklicher Mensch.“ Er war Gott, so wie die Griechen sich die Götter vorstellten. Wenn sie mit den Menschen Berührung aufnahmen, nahmen sie einfach eine menschliche Form an, wurden aber keine wirklichen Menschen.
Mit diesen beiden großen Irrlehren hat der Apostel zu tun. In der Zwischenzeit hat er auch schon manches an Verfolgung erlebt, auch wenn er selbst noch in Freiheit ist. Einige Zeit später wird er Verfolgung am eigenen Leib erfahren, wenn er auf die Insel Patmos verbannt wird.
Die Einzigartigkeit des Johannesevangeliums als Gesamtschau
Er weiß um diese drei herrlichen Evangelien: Matthäus beschreibt Jesus als den Messias, den König Israels. Markus stellt ihn als den vollkommenden Diener dar. Im Markus-Evangelium wird Jesus mit den Worten zitiert: „Ich bin gekommen, zu dienen und mein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“
Im Lukas-Evangelium wird Jesus als der vollkommene Mensch beschrieben. Lukas, der Arzt, hatte viel Umgang mit Menschen und verfasste ein herrliches Evangelium. Doch es fehlt noch etwas: die Gesamtschau.
Aus diesem Grund entsteht das faszinierende Johannesevangelium. Nie hat die Welt etwas Vergleichbares gelesen. Johannes blickt zurück bis zu den Uranfängen. Er weiß um den einen Anfang, der in 1. Mose 1 beschrieben wird: „Am Anfang schuf Gott.“
Einige Jahre später wird Johannes von einem anderen Anfang schreiben – vom Anfang ihres Weges mit Jesus. Doch als Gott die Welt schuf (1. Mose 1), war Gott schon da. Wann ist Gott entstanden? Er ist die Ursache alles Seins.
Schon in 1. Mose 1 spricht Gott in der Mehrzahl: „Lasst uns Menschen machen nach unserem Bilde.“ Woher kommt Gott? Der Heilige Geist leitet Johannes so genau, dass er nicht schreibt „am Anfang“, sondern „im Anfang“. So weit er zurückdenken kann, war Gott immer schon da.
Gott selbst hat keinen Anfang. Schon am Anfang, wie lange das auch her sein mag, ist Gott da.
Die zentrale Botschaft des Johannesevangeliums: Das ewige Wort und seine Offenbarung
Das Wort, der Logos, die Information, der Gedanke, der Plan – wenn man den Prolog des Johannesevangeliums liest, der ja das gesamte Evangelium schon zusammenfasst, findet man die entscheidenden Aussagen des Evangeliums in diesen ersten Versen. Danach erklärt das Evangelium jeden Vers im Detail im Leben Jesu.
Es ist faszinierend, wenn man das einmal miteinander vergleicht. Johannes macht schon deutlich: Dieser, der immer schon war, ist jemand, den er selbst erleben durfte. „Wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Man kann das Staunen erahnen, das die Seele des Johannes durchzieht, wenn er daran denkt, wie er Jesus vor fünfzig Jahren begegnet ist und wie er in seine Nachfolge gerufen wurde.
Er ist so erfüllt von der Person des Herrn, dass er ihn kaum beim Namen nennt. Ist das schon einmal aufgefallen? Der Name „Jesus“ erscheint erst ziemlich spät in Johannes 1. Zunächst wird alles beschrieben: dieses Wort, wie es sich offenbart, das Licht der Welt, das Leben – und wie dieses Wort verworfen wird. Dann wird in den nächsten Versen erklärt, dass dieses Wort eine Person ist, Gott selbst, und dass Leben entsteht.
Das war schon damals, zur Zeit des Johannes, eine sehr große Frage – und es ist auch heute noch eine wichtige Frage: Wie entsteht die Wiedergeburt, das neue Leben von oben? Nirgendwo wird es so deutlich erklärt, dass selbst Kinder es verstehen können, wie im Johannesevangelium.
Johannes sieht die große Gefahr, dass durch die Verfälschung der Lehre entweder die göttliche Natur des Herrn geleugnet oder nur die menschliche Natur betont wird. Es wird nicht beides voll und ganz anerkannt. Die Gefahr besteht, dass es so nicht zur echten Geburt kommt.
Das wird Johannes in seinem ersten Brief noch einmal sehr deutlich behandeln, damit sich niemand täuscht. Es geht um beides: Gott wird Mensch, kommt aus der Ewigkeit in die Zeitlichkeit hinein, in die stoffliche Welt. Er wird fassbar, erlebbar, tastbar. „Was wir gesehen haben, was wir mit unseren Ohren gehört haben, was wir mit unseren Händen betastet haben“ – so wird er später in seinem ersten Brief schreiben – „das verkündigen wir euch betreffend des Wortes des Lebens.“
Ihm wird deutlich, dass er das noch einmal aufschreiben muss, worum es wirklich geht. Damit Menschen ihn wirklich finden und ihm begegnen können. Der christliche Glaube dreht sich nicht nur um Lehren, sondern um die Person des Herrn, des Sohnes Gottes.
Die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu als Grundlage für Widerstand
Der mich geliebt hat, so formuliert Paulus das einige Jahre vorher, und der sich selbst für mich hingegeben hat. Im Hinblick auf die Vorbereitung habe ich einige Überschriften.
Das Erste, und ich glaube, wenn es um Verfolgung geht, ist es das Wichtigste: die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu in Wort und Werk. Das durchzieht das gesamte Johannesevangelium.
Wie stellt er sich uns dort vor? Wir haben es schon gehört: Vom ewigen Wort, das Fleisch wurde, vom Licht der Welt. Wir suchen Orientierung, und nur bei Jesus bekommen wir den Durchblick. Nur durch ihn und seine Offenbarung erfahren wir, woher wir kommen, wohin wir gehen und was der Sinn des Lebens ist.
Wer über allem steht, wer alles regiert und auch seine Hände über uns hält in der Verfolgung, damit wir gelassen nach vorne schauen dürfen – so wie wir es eben hörten: der Blick nach vorne in die richtige Richtung, der Blick auf den Herrn, das Brot des Lebens. Wie wunderbar stellt er sich vor, wenn das Manna erwähnt wird, in Verbindung mit der Speisung der Fünftausend: Ich bin das wahre Brot, das aus dem Himmel herniederkommt.
Nur wer sich von mir ernährt, sagt unser Herr, der ist wirklich ernährt. Und diese Speise führt ins ewige Leben hinein, das lebendige Wasser. Wenn wir daran denken, wie er der Frau am Jakobsbrunnen das erklärt, in aller Einfachheit, wie er ihr deutlich macht: Du glaubst an Jakob, du weißt, was hier geschehen ist, ihr habt auch einen gewissen Glauben, aber das Entscheidende fehlt noch.
Die Frau kommt selbst auf die Idee: Ja, wenn der Messias kommt, der Christus, wird er uns alles erklären. Und er kann ihr sagen: Ich bin es, ich bin es, der hier bei dir sitzt. Bei dieser Frau ohne Hoffnung, in ihrer Verzweiflung, kommt Hoffnung in ihr Leben, als sie Jesus begegnet: Herr, gib mir dieses Wasser!
Oder wenn wir dem Herrn begegnen am Grab des Lazarus – der Tod als Folge der Sünde, der falschen Wahl des Menschen, der dem Versprechen des Teufels mehr glaubte als der Liebe Gottes. Jesus vergoss Tränen. Johannes erwähnt das, der kürzeste Satz der Bibel: Jesus vergoss Tränen. Er ist erschüttert, wenn er sieht, wohin die Menschheit gekommen ist.
Und, ihr Lieben, wenn wir in der Verfolgung ausharren wollen, ohne bitter zu werden, ohne unseren Verfolgern alles Mögliche zu wünschen, sondern nur das Heil, den Segen, die Erfahrung der Liebe Gottes, dann müssen wir die Menschen so sehen, wie Jesus sie sah.
Es wird auch im Matthäusevangelium berichtet, wie er über sie trauerte, über Jerusalem, über die Mängel, wie Schafe ohne Hirten. Jesus vergoss Tränen, und er kann den trauernden Schwestern sagen: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Der Tod ist nicht das Endgültige. Er wird der Erstgeborene vieler Brüder genannt.
Oder – und sicher hat er sich daran erinnert und es aufgeschrieben, als die Verfolgung größer wird – auf den Himmel, auf den Herrn, und er deutet an, dass er sterben wird: Ich bin der gute Hirte, ich lasse mein Leben für die Schafe. Später wird Johannes schreiben: Wenn die Liebe Gottes in uns ist, sind wir bereit, auch das Leben für die Brüder hinzugeben – der gute Hirte.
Oder wenn er davon spricht, dass er die Tür der Schafe ist, was den Zorn der Juden erweckt, wo er erklärt: Ich habe andere Schafe, nicht nur die Juden, sondern auch die anderen, die Germanen, die Römer – diese verhassten Römer. Er nennt sie nicht ausdrücklich, aber er schließt sie mit ein. Auch sie werden eines Tages zum Glauben kommen. Ich werde sie durch die Tür zu den anderen Schafen hinführen, und es wird eine Herde, ein Hirte sein.
Hier deutet er schon die Leibesgemeinde an, die Aufhebung der Zwischenwand zwischen Juden und Heiden. Schon am Anfang, in Johannes 1, als die ersten Jünger gerufen werden, da kommt dieser rechtschaffene Jude, Nathanael, und der Herr sagt ihm ein Wort. Nathanael fällt vor ihm nieder und sagt: Du bist der König Israels, du bist der Sohn Gottes.
Von Anfang an wird das klar, obwohl es offensichtlich nicht richtig begriffen wurde von ihnen, was damit gemeint war, Sohn Gottes zu sein. Aber er ist mehr als ein Mensch.
Die Erwartung des Messias und die historische Situation Israels
Jede junge Frau damals, jede gottesfürchtige junge Frau, hoffte, die Mutter des Messias zu sein. Die gottesfürchtigen Frauen in Israel zur Zeit der Geburt des Herrn wussten, dass in ihrer Generation der Messias geboren werden würde. Sie glaubten der Bibel, und wir hoffentlich auch. Sie nahmen die Bibel wörtlich, denn in Daniel 9 wird genau auf Tag und Jahr berechnet, wann der Messias sterben würde.
Das Geburtsjahr wird zwar nicht genannt, aber das Todesjahr schon. In Jesaja 53 wird uns mitgeteilt, dass der Messias nicht als alter Mann friedlich entschlafen würde, sondern in seinen besten Jahren sterben würde. Das heißt, er würde zwischen dreißig und vierzig Jahre alt werden, nicht älter. Daraus konnte man das Todesjahr zurückrechnen. Das genaue Geburtsjahr war zwar nicht bekannt, aber die ungefähre Zeit war klar.
Deshalb gab es damals einige in Israel, die auf den Trost Israels warteten, auf den Messias. Was verbindet sich alles mit diesem Ausdruck, wenn wir uns in die Lage des Apostels Johannes versetzen? Wo war denn Israel damals? Es gab Israel so eigentlich gar nicht mehr. Es war zerstreut. Die Römer hatten den Tempel zerstört, Jerusalem war plattgemacht. Die Bäume des Libanon reichten nicht aus, um all die Juden dort aufzuhängen. Israel war äußerlich gesehen zerstreut in alle Völker, am Ende.
Dann schreibt Johannes diesen triumphalen Brief. Alle anderen Briefe wurden vor der Zerstörung Jerusalems geschrieben, ebenso die Evangelien. Aber dieser Brief entstand danach. Johannes macht deutlich: Auch wenn es so aussieht, als ob die Sache Gottes am Ende wäre, behält Jesus den Sieg. Er ist der Triumphierende, auf sein Wort ist Verlass.
Wir haben es eben gelesen und auch heute oder gestern schon gehört: Es wird mehrmals aus seinem Munde dieses Wort kommen: "Ich sage es euch jetzt im Voraus, damit, wenn es geschieht, ihr euch daran erinnert." Es ist die Erfüllung der Verheißung. Auf sein Wort ist Verlass!
Die Herausforderung des Glaubens in der heutigen Zeit
Wir brauchen keine Kopfhänger zu sein! Was wir heute erleben, auch den allgemeinen Abfall, besonders in der evangelikalen Welt, wird uns noch stärker beschäftigen. Darüber werden wir noch viel hören, und das erschüttert mich zutiefst. Ich könnte über diese Dinge weinen. Es tut mir unendlich leid.
Andererseits muss ich mir sagen: Es ist das, was die Bibel vorhersagt. Am Ende der Zeit wird die Liebe der meisten erkalten, und die Gesetzlosigkeit wird Überhand nehmen. Und es gibt noch vieles mehr, was darauf hinweist.
Das macht mir deutlich: Es ist bald so weit, er kommt wieder. Und wir sollten uns auf seine Wiederkunft vorbereiten lassen. Israel wartet noch auf den Messias. Sie haben noch nicht erkannt, dass der Messias bereits gekommen ist.
Wenn sie ihm dann begegnen werden – das wird im Sacharja beschrieben – dann werden sie fragen: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?“ Wisst ihr, was er antwortet? „Das sind die Wunden derer, mit denen ich geschlagen wurde, im Haus derer, die mich lieben.“
Das ist eine Antwort. Er spricht von seinen Feinden, deren Antlitz verdeckt war, die Decke. Sie haben ihn nicht erkannt, aber er hat in ihr Herz geschaut. Tief im Grunde ihres Herzens hatten sie die Liebe zu Gott. Sie wollten das Rechte tun, aber was sie daran hinderte, war ihr Stolz.
Sie hielten zu viel von sich selbst und glaubten, sie seien allein das auserwählte Volk. Doch dann werden sie ihn erkennen. Und ich sage noch einmal: „Geschlagen im Haus derer, die mich lieben.“ Der Messias wird für sein Volk kommen!
Jesus als leidender Gottesknecht und das Lamm Gottes
Als König kam er damals als leidender Gottesknecht. Wenn Johannes daran denkt, sieht er den anderen Johannes am Jordan stehen. Jesus kommt auf ihn zu, und Johannes weist auf ihn hin mit den Worten: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“
Für einen Juden ist das eine bedeutungsvolle Aussage. Sobald er „Lamm Gottes“ hört, richtet sich der Blick sofort zurück auf das Passahlamm, das zur Befreiung aus Ägypten, dem Land der Knechtschaft, diente. Das Lamm Gottes befreit uns aus der Sklaverei der Sünde und aus der Sklaverei Satans – das Lamm Gottes.
Kurz bevor der Herr diese Worte spricht, hat ein anderer Vertreter des religiösen Israels, der höchste Repräsentant, Kaiphas, der Hohepriester, eine Prophezeiung gemacht. Auch das steht im Johannesevangelium. Ich beschränke mich auf dieses Evangelium, um zu zeigen, wie sich die Dinge hier entwickeln.
Kaiphas sagt im Hinblick auf Jesus: „Es ist nützlich, dass ein Mensch für das Volk stirbt, als dass das ganze Volk verderbe.“ Er dachte dabei nur an das Verderben durch die Römer.
Es heißt weiter, dass er diese Prophezeiung nicht aus sich selbst heraus gab, sondern weil er Hoherpriester war. Gott gab ihm ein Wort, doch er selbst hat überhaupt nicht begriffen, was er ausgesprochen hat: Jesus, der Stellvertreter.
Die Herausforderung des Glaubens in der heutigen Welt
Ehr lieben, wenn wir angegriffen werden und Probleme bekommen – das haben wir in den letzten Monaten immer stärker erlebt – dann sind es oft die christlichen Fundamentalisten. Diese Menschen sind so naiv, dass sie noch an die Bibel glauben. Sie sind überzeugt, dass man die Bibel wörtlich nehmen darf und muss.
Sie glauben, dass Jesus von einer jungen Frau geboren wurde. Sie glauben, dass Jesus leibhaftig auferstanden ist und leibhaftig zum Himmel gefahren ist. Sie sind überzeugt, dass dort, auf dem Thron Gottes, zu Rechten des Vaters, ein leibhaftiger Mensch sitzt, der darauf wartet, dass er leibhaftig wiederkommen wird. Das glauben wir doch!
Solche Leute werden verhetzt. Sie werden als gefährlich eingestuft und mit anderen auf eine Stufe gestellt, die Bomben werfen und Menschen zerstören. Oder wollen wir uns daran erinnern, wer unser Herr ist und welchen Preis er bezahlt hat?
Darüber möchte ich heute Nachmittag gerne etwas sagen. Dann werden wir ihn mit Freuden bekennen und ausharren.
Die Freundschaft mit Jesus und die Zukunftshoffnung
Wenn er uns ganz lebendig wird, unser Stellvertreter, der Weinstock – davon haben wir eben ausführlich gehört – dann wird uns manchmal einfach der Herr vorgestellt. Für jeden, der ihn kennt, ist klar, wer damit gemeint ist: nur ein Herr Jesus Christus, der Herr. Wir sind seine Diener, und wir haben es eben gehört: nicht nur der Herr. Er nennt uns Freunde.
Deswegen lässt er uns einen Blick in die Zukunft tun. Er teilt uns seine Pläne mit und verbirgt uns nichts Entscheidendes. Wir sollen alles wissen, was er vorhat und was wir selbst noch erleben werden.
Auch im Johannesevangelium steht etwas, das in den anderen Evangelien nicht so klar mitgeteilt wird: Er ist der Bräutigam. Ausgerechnet Johannes der Täufer teilt uns das mit. In Johannes 3 sagt er: „Ich gehöre nicht zur Braut, ich gehöre zu den Freunden. Aber der, der die Braut hat, ist der Bräutigam, und ich als Freund freue mich über die Stimme des Bräutigams.“
Wenn wir dann gehört haben von den Wohnungen im Haus des Vaters – ja, da geht er hin, um eine Stätte zu bereiten für seine Braut, um dort die Hochzeit zu feiern mit dem Weib des Lammes – dann dürfen wir wissen, dass wir auf ewig bei ihm sein dürfen. Darüber schreibt er dann das Letzte, was er geschrieben hat, in der Offenbarung. In der Verbannung wird ihm diese herrliche Sicht geschenkt.
Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Das ist unser Herr! Wenn es darum geht, ihn zu bekennen, brauchen wir, ihr Lieben, keinen Minderwertigkeitskomplex zu haben. Nein, wir dürfen dankbar sein. Man könnte fast sagen, wir dürfen stolz sein – ungeheuer dankbar, solch einen Herrn zu haben. Und wir haben es gehört: aus Gnade, nicht aus eigenem Verdienst.
Die Offenbarung des Vaters durch den Sohn
Und dann das Zweite, was uns im Herrn dort mitgeteilt wird, ist die Offenbarung des Vaters. Er kommt auf diese Erde, damit die Menschen endlich Gott kennenlernen. Dabei geht es nicht um einen fernen Gott, sondern darum, dass sie ihm persönlich begegnen – in seinem Sohn.
Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater wird offenbart. Schon in Kapitel 1 heißt es: Niemand hat Gott jemals gesehen. Der eingeborene oder einzig gezeugte Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat ihn kundgemacht.
Hier wird betont, dass er den Schoß des Vaters nicht verlassen hat. Als er auf die Erde kommt, verbindet sich der Himmel mit der Erde in der Person des Herrn. Mehrmals wird dies im Johannesevangelium an verschiedenen Stellen hervorgehoben.
So heißt es etwa: Ihr werdet die Engel herniedersteigen sehen vom Himmel auf die Erde. Auch später wird immer wieder betont: Ich und der Vater sind eins. Wir sind zusammen, wir sind nicht getrennt.
Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, außer dem, der herabgestiegen ist. Der Sohn des Menschen, der im Himmel ist – und hier erkennen wir: Der Herabgestiegene ist der Sohn Gottes. Der, der jetzt auf der Erde ist, ist der Sohn des Menschen.
Beide sind dieselbe Person. Dieses Geheimnis hat viele zum Nachdenken gebracht und muss letztendlich so stehen bleiben.
Die Liebe und das Wirken des Vaters
Der Vater – was sagt er über sich selbst? Er liebt die Welt.
Wie sieht das bei anderen Religionen aus, wenn es um die Vorstellung von Gott geht? Wenn wir zum Beispiel in den Koran schauen, dann bekommt man einen ganz anderen Eindruck. Ich habe alle Suren durchgelesen – es ist ein fürchterliches Buch. Mir tun die Moslems so leid. Ich kann das kaum beschreiben. Menschen, die so etwas glauben müssen, können niemals Heilsgewissheit haben. Sie kennen keinen Gott der Liebe. Allah hat zwar neunundneunzig Namen, aber dass er der Gott der Liebe ist, ist den Moslems völlig unbekannt.
Gott liebt die Welt, der Vater liebt die Welt und will sie retten. Wir kennen den bekanntesten Vers der Bibel: Gott hat die Welt geliebt. Ich stelle mir Nikodemus vor. Wahrscheinlich saß er nicht auf einem Stuhl. Wenn er darauf gesessen hätte, wäre er vielleicht vor Erstaunen heruntergefallen, als er hörte, dass Gott die Welt liebt. Gott liebt Israel, klar. Aber die anderen? Nein, sagt Jesus, Gott liebt die ganze Welt. Und jeder, der sein Vertrauen auf die Zusagen Gottes setzt, kann gerettet werden. Er wird gerettet werden, jeder, der den Namen des Herrn anruft.
Dafür gibt Gott das Liebste, was er hat: seinen einzigen Sohn. Wie sehr muss er uns lieben? Von Ewigkeit her steht er mit seinem Sohn in ungetrübter Gemeinschaft. Diesen gibt er, damit du und ich selig werden, seine Kinder. Da sollen wir uns noch vor der Zukunft fürchten?
Was tut der Vater noch? Er sorgt dafür, dass wir überhaupt glauben können. Der Vater zieht zum Sohn. Wenn er das nicht täte, käme keiner zum Glauben. Gott tut immer den ersten Schritt. Um das zu glauben, muss man nicht Calvinist sein, sondern nur das akzeptieren, was Johannes schreibt: Gott tut den ersten Schritt.
Aber wenn Gott diesen Schritt getan hat, dann liegt es an uns, zu glauben oder nicht. Denn Lukas 7 sagt, man kann den Ratschluss Gottes ungültig machen. Niemand wird gegen seinen Willen gerettet. Der Vater zieht zum Sohn.
Und was wird noch gesagt? Der Vater sucht etwas. Darüber haben wir von unserem Bruder Eberhard gehört, von diesen fünf Säulen. Er sucht Anbeter, die ihn in Geist und Wahrheit anbeten. Wem offenbart der Herr das? Dem hohen Theologieprofessor Nikodemus? Nein. Bei ihm spricht Jesus von Wiedergeburt, weil Nikodemus keine Ahnung hat, wie man ins Reich Gottes kommt.
Wem sagt Jesus das von der Anbetung? Der Frau am Jakobsbrunnen, weil er die tiefe Sehnsucht in ihrem Herzen entdeckt. Der Vater sucht Anbeter – sind wir solche? Und wer Jesus sieht, sieht den Vater.
Die innere Beziehung in der Gottheit
Das Dritte muss mich jetzt beeilen: Die Beziehung des Vaters zum Sohn und umgekehrt.
Was sehen wir innerhalb der Gottheit? Das Erste, was mir auffällt, ist die Liebe. Der Vater hat den Sohn lieb, wie es in Johannes 3,16 heißt. Das ist eines der ersten Dinge, die in der großen Verteidigungsrede Jesu in Johannes 5 erwähnt werden: die Liebe des Vaters zum Sohn.
In Johannes 10,17 sagt Jesus: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse.“ Welch eine Liebe – das ganze Evangelium ist davon durchdrungen. Ich habe nur diese beiden Verse zitiert, aber wir können hier weiter studieren.
Ein weiteres Verhältnis ist das des Herrn zum Diener. Jesus Christus macht sich freiwillig zum Diener. Was sagt er bei Gelegenheit in Johannes 4 zu den Jüngern? „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.“
Er unterordnet sich freiwillig seinem Vater. In Hebräer 10,7 heißt es: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun, o Gott.“ Jesus wird also der Diener; der Vater gebietet, der Sohn gehorcht.
Dieses Gebot, so sagt Jesus an anderer Stelle, habe er von seinem Vater empfangen, und deswegen tut er es – und noch vieles mehr.
Dann sehen wir den Vater als Geber, und der Sohn ist die Gabe, wie in Johannes 3,16 beschrieben.
Dieses Verhältnis des Vaters im Sohn und des Sohnes im Vater kann nicht enger sein.
Die Beziehung Jesu zu seinen Jüngern
Wenn wir nun das Verhältnis des Sohnes zu seinen Jüngern betrachten, begegnen uns genau dieselben Eigenschaften, die auch die Liebe Jesu zu seinen Jüngern kennzeichnen. Denn er hatte die Seinen, die in der Welt waren, geliebt und liebte sie bis ans Ende.
Ich habe gestern mit Johannes darüber gesprochen. Eigentlich wollte ich ausführlich darüber reden, weil ich diesen Vers so großartig finde. Doch wir haben gestern schon sehr schön darüber gehört: Er liebte sie bis ans Ende, egal was kommen würde.
So wie das Verhältnis des Vaters zum Sohn ist und das des Herrn zum Diener, so ist es auch bei Jesus im Hinblick auf seine Jünger. Ehe der Herr seine Diener gebietet, gehorchen die Jünger. Das zieht sich auch durch das Johannesevangelium.
Zum Beispiel das neue Gebot: Jesus gebietet zu lieben. Kann man Liebe überhaupt gebieten? Darüber habe ich jetzt nicht mehr die Zeit nachzudenken, aber wir haben sehr viel darüber gehört. Das Halten seiner Gebote ist der Beweis echter Liebe zu unserem Herrn.
Deshalb betonen wir immer wieder und können es gar nicht genug hervorheben: den hohen Stellenwert der Lektüre des Wortes Gottes. Denn wir glauben an den Jesus der Schrift. Wir glauben nicht an einen Jesus, den wir uns so vorstellen, wie es uns passt, sondern an den, den die Schrift bezeugt.
Aus diesem Grund sollten wir die Schrift studieren.
Die Bedeutung des Weinstocks und das Vorbild Jesu
Und das andere Bild: Weinstock und Reben.
"In Christus bleiben" ist die Voraussetzung für geistliches Wachstum. Bei Paulus heißt es, dass wir die neunfache Frucht des Geistes haben, die wir eben gehört haben.
Das Letzte, was ich betonen möchte, ist das Vorbild. Jesus ist das Vorbild, und wir sind seine Nachahmer. Das wird auch in der historisch-kritischen Forschung und in der modernen Bibelkritik betont: Jesus als Vorbild, wie Jesus glauben. Immer wieder wird bekräftigt, dass wir so glauben sollen wie Jesus. Gleichzeitig wird jedoch bestritten, dass wir an Jesus glauben müssen.
Wir können aber nur so glauben wie Jesus, wenn wir zunächst einmal an ihn glauben und ihn wirklich persönlich aufgenommen haben. Diese Frage möchte ich uns stellen.
Wir zählen uns ja zu denen, für die die Bibel höchste Priorität hat. Aber es geht nicht nur darum, alle biblischen Lehrsätze zu kennen. Es geht darum, eine Beziehung zu Jesus Christus zu haben – eine persönliche Beziehung, eine Liebesbeziehung. Aus Liebe dienen wir ihm, aus Liebe leiden wir auch für ihn.
Bruderliebe bedeutet, das Wohl des Anderen zu suchen und hintenanzustellen die eigenen Wünsche. Das haben wir bei den Jüngern als fünften Punkt, die Beziehung untereinander. Wir sind füreinander da.
Da die Zeit schon fortgeschritten ist, habe ich das auch schriftlich dabei. Ich werde es dann noch auslegen, sodass ihr die einzelnen Punkte nachschauen könnt.
Die Entstehung des Hasses gegen Jesus und seine Jünger
Und jetzt zur Durchführung: Wie entsteht dieser Hass dem Herrn gegenüber? Zunächst einmal, wie kommt er zustande?
Wenn wir das Johannesevangelium noch einmal Revue passieren lassen, merken wir, dass der Hass am Anfang noch nicht da war. Zu Beginn gab es Zustimmung. Doch als Jesus anfing – und das wird besonders in Kapitel 5 deutlich – zu sagen: „Mein Vater und ich sind eins“, „Ich bin der Sohn Gottes“ und „Ich komme in seinem Auftrag“, da änderte sich die Stimmung.
Als er begann, seine Nachfolger, oder besser gesagt, seine angeblichen Nachfolger darauf aufmerksam zu machen, dass Dinge in ihrem Leben nicht stimmten, kam der Widerstand. Er sprach unangenehme Wahrheiten aus und verschweigte nichts. Das führte zur Ankündigung, dass die Werke der Finsternis das Licht nicht ertragen. Wer in der Finsternis lebt, kommt nicht zum Licht, weil er Angst hat, dass seine Werke offenbar werden. Daraus entstand der Widerstand.
Ein weiteres Beispiel ist Johannes 6, wo Jesus sagt: „Wer nicht mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, kann nicht mein Jünger sein.“ Dabei spricht er übrigens nicht vom Abendmahl. Es geht vielmehr darum, dass wir uns von Christus nähren – Tag für Tag. Er ist unsere geistliche Speise. Diese Beziehung mit Jesus Christus ist entscheidend, denn ohne ihn läuft nichts, was Wert für die Ewigkeit hat.
Viele Menschen gehen deshalb zurück und wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Im Laufe des Johannesevangeliums merken wir auch, dass sich dieser Hass auf Christus auf seine Nachfolger überträgt. Der Blindgeborene zum Beispiel, der Jesus bekennt, obwohl er ihn noch gar nicht richtig kennt, wird aus der Synagoge hinausgeworfen. Man will nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Auch bei Lazarus, dem Auferstandenen, heißt es, dass man versucht, ihn zu töten, damit der Zeuge verschwindet.
So verhält es sich auch bei uns: Der Hass der Welt richtet sich auf uns.
Gründe für den Hass der Welt auf die Gläubigen
Drei Gründe, warum dieser Hass entsteht
Erstens, weil wir zu Christus gehören. Zweitens, weil wir uns von der Welt absondern. Wir nehmen nicht am weltlichen Wesen teil. Absonderung bedeutet Heiligung: Wir weihen uns Christus, lernen, die Sünde zu hassen, zu verabscheuen und zu meiden. Wir leben nicht leichtfertig in der Sünde. Dadurch, dass wir Kinder des Lichts sind, decken wir die Sünde auf.
Weltliche Menschen, Menschen ohne Jesus Christus, fühlen sich in unserer Gegenwart unwohl, wenn sie in der Sünde leben – und das, ohne dass wir etwas sagen. Allein unser anderer Lebensstil, allein weil Christus in uns lebt, verursacht dieses Unbehagen.
Das Dritte, was in diesen Versen gesagt wird: Die Welt hasst uns, sie hasst Christus, sie hasst auch uns, weil sie keine wahre Gotteserkenntnis hat. Der Gott des Islam fordert ständig Leistung, und der Mensch muss sich anstrengen. Die Welt, also der christusferne Mensch, ist bereit, manches Opfer zu bringen. Was ihm jedoch schwerfällt, ist zuzugeben: „Ich bin hilflos.“
In allen Religionen wird gelehrt, dass der Mensch schuldig ist – das ist im Christentum nichts Neues. Doch keine Religion lehrt, dass der Mensch nichts dazu beitragen kann, um gerettet zu werden. Im Christentum kann er sich einfach fallenlassen in die Retterarme Jesu. Er wird durch die Gnade gerettet, hat in sich keine eigene Kraft. Das demütigt den Menschen.
Deshalb gibt es Widerstand, wenn wir das ganz klar bezeugen: Er rettet allein durch die Gnade, mittels des Glaubens, und nicht aus uns selbst. „Denn Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken.“ (Epheser 2,8-9)
Die Kraftquelle der Jünger im Angesicht von Hass und Verfolgung
Und ich komme zum letzten Punkt. Schneller ging es leider nicht.
Wie ist die Antwort der Jünger auf Hass und Verfolgung? Was gibt ihnen die Kraft, bis ans Ende auszuharren? In der Schrift gibt es mehrere Antworten darauf. In unserem Abschnitt finden sich drei davon.
Die erste Antwort ist das Zeugnis des Heiligen Geistes als Beistand, der Christus groß macht (Vers 26 und Vers 27). Der Heilige Geist verherrlicht Christus. Je größer Christus in meiner Vorstellung wird, je mehr er in meinem Herzen regiert und je mehr ich mit ihm rechne, desto stärker werde ich im Hinblick auf Widerstand. So kann ich den Herrn bezeugen, ohne zu ermüden. Christus muss groß werden.
Die zweite Antwort steht im nächsten Vers (Vers 27) und ist das persönliche Zeugnis der Jünger als Augen- und Ohrenzeugen. Das war damals besonders wertvoll, aber auch für uns im Nachhinein bedeutsam. Die Berichte, die wir haben, stammen von Männern, die dabei waren oder – wie bei Lukas – von solchen, die es ihm berichtet haben. Diese Berichte sind nicht Hunderte von Jahren später entstanden, wie die moderne Theologie manchmal zu vermitteln versucht. Es waren Augen- und Ohrenzeugen.
Johannes legt großen Wert darauf, immer wieder zu bezeugen: „Das, was ich euch erzähle, sind Tatsachen!“ Er sagt, er sei kein Märchenerzähler, wie die Amerikaner sagen, sondern ein Zeuge. „Wir waren dabei! Und wir können es nicht lassen, das zu bezeugen. Wir haben Gott erlebt!“
Das Dritte ist die Erinnerung an die Worte Jesu in Kapitel 16, Vers 4. Der Herr erinnert sie daran. Für Johannes, wie ich am Anfang erwähnte, sind diese Ereignisse fünfzig Jahre her. Niemand hat so viel von den Reden Jesu berichtet wie Johannes. Das Johannesevangelium ist gespickt mit Reden des Herrn, in denen er seine Herrlichkeit offenbart.
Und, ihr Lieben, das ist die Grundlage dafür, dass wir auch fröhlich Drangsal, Verachtung und vielleicht auch finanzielle Probleme ertragen können, wenn wir den Herrn bekennen. Denn das kann auch Einbußen mit sich bringen. Es ist alles möglich, vielleicht kommt auch Gefängnis. Ich weiß nicht, ob der Herr uns würdigt oder ob wir überhaupt noch dazu fähig sind, das um seines Willens zu ertragen. Aber wenn er uns dahin führt, dann wird uns das helfen, dass Christus in unserem Herzen lebt.
Er wird uns immer wieder neu auf seine Größe, seine Allmacht, seine Liebe und sein Erbarmen hinlenken. Dieses Wissen gibt uns die Gewissheit: Es kann uns nichts geschehen, was er nicht vorhergesehen hat und was uns nicht dienlich ist. Dafür wollen wir ihm von ganzem Herzen danken.
Schlussgebet und Lobpreis
Wir stehen noch einmal auf zum Gebet.
Herr Jesus, du bist ein wunderbarer Herr. Wir wollen dir einfach vertrauen, dass du uns auch in Bezug auf die Zukunft recht führen wirst. Gib uns die Kraft, auch Widerstand zu leisten.
Lass unseren Blick unaufhörlich auf dich gerichtet sein, Herr. Hilf uns, nie zu vergessen, wer du bist und was du für uns getan hast. Du bist lebendig in unseren Herzen, und wir erfahren, dass du uns festhältst, bis wir vom Glauben zum Schauen gelangen.
Wir loben und preisen deinen so wunderbaren Namen. Dir allein geben wir die Ehre. Amen.
