Einführung: Vielfalt der Konfessionen und die Suche nach Einheit
Ich habe noch eine kurze Information, die ich mit euch teilen möchte. Heute Morgen habe ich etwas gelesen und bin dabei unter anderem darauf gestoßen, dass eine neue Ausgabe eines Kirchenlexikons erschienen ist. Alle paar Jahre geschieht das, und darin werden die verschiedenen Konfessionen, also unterschiedliche Kirchen, beschrieben.
Was ich dabei doch überraschend fand, waren einige Angaben, die dazu standen. Vielleicht eine kurze Schätzfrage: Es gibt dafür nachher keinen Preis, aber was schätzt ihr, wie viele verschiedene Konfessionen es weltweit gibt? Dabei meine ich nicht Kirchgebäude, sondern verschiedene Konfessionen wie Mennoniten, Methodisten oder Freie Evangelische.
Ihr könnt euch sicherlich denken, dass da etwas Besonderes dahintersteckt, wenn ich euch frage. Es sind nicht nur ein paar Tausend, sondern tatsächlich etwa 34.000 verschiedene christliche Konfessionen. Dabei sind nur christliche Konfessionen gemeint, keine anderen Religionen.
Das ist ein typisches Zeichen für die leider große Zersplitterung der Christen untereinander. Eigentlich sollte es doch mehr Einheit geben. Aber tatsächlich ist die Tendenz in der modernen, individualistischen Zeit, dass praktisch jeder seine eigene Kirche gründet, weil er eine besondere Lehre hat, die er unterbringen möchte. So gibt es eine explosionsartige Zunahme an Konfessionen.
Ihr könnt euch vorstellen, dass da kaum jemand den Überblick hat – wirklich niemand. Ich unterrichte unter anderem Konfessionskunde, aber ich kann im Unterricht natürlich nicht 34.000 Konfessionen behandeln. Überlegt mal: Wenn ihr pro Tag zehn Konfessionen behandelt, wie viele Jahre das dauern würde. Ihr wärt viele Jahre beschäftigt.
Das nur am Rande. Jetzt wollen wir uns auf den Bibeltext konzentrieren. Dort wird eher die Einheit betont – nicht eine Einheit auf Kosten der Wahrheit, sondern eine Einheit, die wir in Jesus Christus haben, die wir mit Gott haben und die uns auch untereinander verbindet, wo wir Jesus Christus nachfolgen wollen.
Lasst uns nun noch kurz beten und dann in den Text einsteigen.
Überblick über den biblischen Kontext der Predigt
Ich möchte zu Beginn einen kleinen Überblick über den Kontext geben, in dem wir uns heute befinden. Dabei beginne ich mit Kapitel 15, denn dort waren wir gestern stehen geblieben. In diesem Kapitel haben wir einige Ratschläge für die Rede und das Sprechen kennengelernt.
In Kapitel 15, Vers 21, begegnen wir der kanaanäischen Frau, die zu Jesus kommt. In Vers 32 wird die Speisung der Viertausend beschrieben. Kapitel 16 thematisiert die blinden Blindenführer, also die Pharisäer, die selbst nicht wissen, wohin der Weg führt, aber dennoch andere anleiten wollen. In Vers 6 werden sie mit Sauerteig verglichen, der die gesamte Gemeinde beziehungsweise die ganze Gesellschaft durchdringt.
Dann folgt das Bekenntnis des Petrus, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Vers 13). In Vers 17 wird die Vollmacht des Petrus beschrieben: „Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ Ab Vers 21 kündigt Jesus seinen Tod an, woraufhin die Kosten der Jüngerschaft thematisiert werden.
Kapitel 17 behandelt die Verklärung Jesu. Ab Vers 14 wird die Heilung eines mondsüchtigen Besessenen geschildert. In Vers 22 desselben Kapitels folgt eine weitere Ankündigung des Todes Jesu. Jesus weiß, dass er sterben muss. In Vers 24 wird der Groschen erwähnt, der im Mund des Fisches gefunden wird.
Kapitel 18 beginnt damit, dass der Glaube der Kinder als Vorbild für alle Menschen dargestellt wird. Ab Vers 7 geht es um das verlorene Schaf. Ab Vers 15 folgt die Gemeindezucht, also die Frage, unter welchen Umständen jemand von der Gemeinschaft ausgeschlossen werden muss – zu seinem eigenen Wohl, damit er zurückfindet und von Gott ermahnt wird. In Vers 21 wird die Frage der Vergebung behandelt.
Kapitel 19 beschäftigt sich zunächst mit der Frage der Ehescheidung: Ist es möglich, die Ehe zu scheiden, und unter welchen Bedingungen? Ab Vers 13 folgt die Kindersegnung. Hier geht es nicht um Taufe, sondern um Segnung, wie wir lesen können. In Vers 16 begegnet uns der reiche Jüngling, der zu Jesus kommt, ihn aber wieder verlässt, weil er an seinem Reichtum festhält. Vers 27 thematisiert den Lohn der Jüngerschaft.
Kapitel 20 erzählt von den Arbeitern im Weinberg. Darauf folgt eine weitere Todesankündigung Jesu. Die Jünger äußern den Wunsch, in der Herrlichkeit an seiner rechten Seite zu sitzen (Vers 20 ff.). In Vers 29 wird die Heilung von Blinden beschrieben, die zu Jesus kommen.
Kapitel 21 beginnt mit der Suche nach dem Esel und dem Einzug Jesu in Jerusalem. Damit beginnt die letzte Phase seines Wirkens. Ab Vers 28 erzählt Jesus das Gleichnis von den zwei Söhnen im Weinberg, die helfen wollen beziehungsweise nicht helfen wollen. Darauf folgt das Gleichnis von den untreuen Weingärtnern.
In Kapitel 22 hören wir das Gleichnis vom Hochzeitsfest, das für das Leben in der Herrlichkeit bei Gott steht. Danach folgt die Aufforderung, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist (Vers 15). In Vers 23 ff. wird die Frage der Auferstehung behandelt. Vers 34 nennt das höchste Gebot: die Liebe zu Gott und zum Nächsten.
Kapitel 23 umfasst das ganze Kapitel lang die Kennzeichen eines Pharisäers beziehungsweise die Weherufe Jesu über die Pharisäer. Kapitel 24 beschreibt die Kennzeichen der Endzeit, der letzten Zeit, anhand derer wir erkennen können, dass Jesus Christus wiederkommt und das Ende der Zeit herangekommen ist.
Thematische Fokussierung: Jesus und der Umgang mit Geld
Wir wollen heute – gestern war ja die Frage, wie Jesus dazu steht, wie wir mit unserer Sprache und unserem Reden umgehen – uns damit beschäftigen, was Jesus zum Geld oder zum Reichtum sagt. Ich habe festgestellt, dass Jesus an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichen Situationen immer wieder Stellung dazu nimmt. Drei dieser Stellen habe ich herausgesucht, die sich in den jetzt angesprochenen Kapiteln befinden. Diese wollen wir etwas näher betrachten.
Wir beginnen mit Matthäus 13, Vers 22 – nur ein Vers. Dieser Vers steht im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom Sämann. Es geht darum, dass jemand hinausgeht, um zu säen, und das ist das Wort Gottes. Dann werden verschiedene Varianten beschrieben, wie das Wort Gottes im Leben der einzelnen Menschen wirkt. Es sind zunächst Bilder, die anschließend gedeutet werden, um zu erklären, was sie für das Leben der Menschen bedeuten.
Dabei spielt auch der Umgang mit Geld beziehungsweise mit Reichtum eine Rolle, besonders im Vers 22. Dort heißt es: „Der aber unter die Dornen gesät ist, das ist der, der das Wort hört, aber die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort und bringen keine Frucht.“ Hier wird also ein Typ Mensch oder eine Gefahr für uns beschrieben: Wir hören das Wort Gottes, aber es schlägt nicht Wurzeln und bringt keine Frucht. Das zeigt sich daran, dass es weder für Gott noch für unsere Mitmenschen sichtbar wird.
Diese Gefahr besteht, wenn die Sorge um die Welt, also um unsere Umgebung, zu groß wird. Es kann sehr schnell passieren, dass die Sorge um die alltäglichen Bedürfnisse so stark wird, dass wir an nichts anderes mehr denken können. Wir sind dann nur noch darauf ausgerichtet, diese Sorgen zu stillen.
In der Bergpredigt nimmt Jesus Bezug darauf und sagt: „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat seine eigene Plage.“ Er erklärt, dass wir durch unsere Sorgen unser Leben nicht verlängern oder verbessern können. Warum sollten wir uns also so sehr sorgen, wenn wir wissen, dass Gott für uns sorgt?
Hier wird die Sorge noch einmal aufgegriffen, besonders die Sorge um die alltäglichen Dinge. Viele Dinge in unserer Umgebung können uns Sorgen bereiten, auf die wir aber keinen Einfluss haben. Deshalb machen wir uns Sorgen um unseren Arbeitsplatz. Heute schreibt deine Firma noch glänzende Zahlen, doch vielleicht beim nächsten Quartalsbericht gibt es einen starken Gewinneinbruch. Dann werden vielleicht zehn Prozent der Belegschaft entlassen – vielleicht bist du dabei.
Was hilft dir die Sorge um deinen Arbeitsplatz? Letztendlich müssen wir erkennen, dass wir in der Hand Gottes sind. Wenn Gott will, finden wir eine Arbeit und haben eine Arbeit. Wenn Gott nicht will, weil er uns vielleicht eine Ruhepause gönnen möchte, dann wird uns die Sorge auch nicht helfen.
Die Sorge steht also im Gegensatz zum Vertrauen auf Gott. Das Wort Gottes findet bei uns keinen Raum, wenn wir uns nur der Sorge um die alltäglichen Bedürfnisse hingeben. Diese Bedürfnisse sind durchaus real, aber das, was Gott uns sagen will, ist oft nicht mehr hörbar. Unser Kopf ist voll mit unseren Plänen und Gedanken darüber, wie wir mit den Problemen des Alltags zurechtkommen. Dabei sind wir nicht mehr bereit, auf Gott zu hören.
Diese Problematik begegnet uns in verschiedenen Formen in den Aussagen Jesu. Zum Beispiel auch in Bezug auf Gesundheit und Krankheit. Wenn wir nur darauf fixiert sind, unsere Gesundheit selbst zu erhalten und dafür alle möglichen Mittel nutzen, merken wir schnell, dass wir nicht mehr offen sind für das Wort Gottes. Dieses Wort könnte uns eine ganz andere Perspektive auf Krankheit oder Heilung geben.
Unser Hauptpunkt hier ist jedoch ein anderer. Ich fand den Begriff „betrügerischer Reichtum“ sehr passend und aufschlussreich für die Frage des Umgangs mit Reichtum. Das ist doch eine schöne Bezeichnung, oder? Schön, weil sie uns deutlich vor Augen führt, was Reichtum eigentlich in Gottes Augen ist.
Uns wird Reichtum oft als etwas Positives dargestellt, als etwas Erstrebenswertes. Wenn du reich bist, gehörst du in der Gesellschaft zu den wichtigen Menschen. In Business- oder Wirtschaftsmagazinen wird der Wert eines Managers oft an seinem Einkommen oder Besitz gemessen. Man sagt dann: „Er wiegt so viel, verdient so viel und hat so viel gespart.“ Der Wert eines Menschen wird also am Geld gemessen.
Und wenn du Hausfrau bist und kein Geld verdienst, bist du in der Gesellschaft nichts wert. So ist die heutige Auffassung. Deshalb wird ehrenamtlicher Dienst heute kaum anerkannt. Man sagt: „Das muss doch irgendwie anerkannt werden, dafür muss auch Geld bezahlt werden.“ Hier wird deutlich, dass Geld heute zum Maßstab für das Leben der Menschen geworden ist.
Es kann sehr schnell passieren, dass wir uns an diesen Reichtum binden. Der Reichtum wird zur Macht über uns selbst.
Die Illusion des Reichtums und persönliche Erfahrungen
Vielleicht zuerst einmal zur Begriffsklärung: Wahrscheinlich würden viele jetzt sagen, „Ich bin ja nicht reich. Das trifft ja die anderen.“ Doch das ist ein Phänomen, das tatsächlich jeder hat. Selbst reiche Menschen haben dieses Phänomen, dass sie meinen, sie seien nicht reich.
Ich hatte euch ja schon mal kurz erzählt, dass ich abends, wenn ich nach Hause komme, wir uns noch etwas unterhalten und gerade ein Buch über die Titanic lesen. Dort wurde beschrieben, dass ein reicher Multimillionär mitgefahren ist, der davon ausging, er sei eigentlich noch nicht reich, sondern komme gerade so über die Runden – mit ein paar hundert Millionen Dollar Besitz. Das ist zum damaligen Zeitpunkt bezeichnend.
Es gibt ja immer jemanden, der noch reicher ist. Dann habe ich den Eindruck: „Ja, ich bin ja gar nicht so reich.“ Wenn ich eine Million habe, aber ein Haus für eine halbe Million, ist das doch nicht viel, oder? Ich denke dabei natürlich nicht daran, dass es beispielsweise in Afrika Familien gibt, die mit 300 oder 400 Dollar im Jahr auskommen müssen. Da sagen wir: Das ist natürlich undenkbar, so kann man ja gar nicht leben, das geht nicht.
Aber ein Haus für eine halbe Million zu haben – ist das reich? Oder zwei Autos zu besitzen – ist das reich? Nein, zwei Autos zu haben, ist doch nochmal etwas anderes. Oder einen Urlaub machen zu können – selbst wenn ihr jetzt sagt, ihr seid nicht in der Karibik oder auf den Malediven, sondern hier in Brake – auch das ist doch normal, oder? Das kann sich doch jede arme Familie leisten.
Da müssen wir sagen: Ganz so ist es eben nicht. Wir sind reich. Wir sind von dem betroffen, was hier beschrieben steht. Wenn wir den Weltdurchschnitt anschauen, sowieso, dann sind wir wahnsinnig reich. Und dann sind wir diejenigen, die davon betroffen sind.
Manchmal hilft es, sich das erst einmal einzugestehen. Dann brauchen wir nicht immer Angst zu haben, dass uns jemand das neiden könnte, was wir an Reichtum haben. Stattdessen können wir dankbar werden für das, was Gott uns geschenkt hat.
Wenn wir uns das ehrlich eingestehen – wir sind reich. Tatsächlich sind wir das. Das meine ich nicht nur übertragen, also dass wir reich sind, weil wir Gott kennen oder die Vergebung der Sünden haben. Das klingt fromm und stimmt auch, aber wir sind auch materiell reich. Wirklich.
Im Vergleich zum Durchschnitt der Welt, auch im Vergleich zu unseren Vätern und Müttern. Wenn ihr mal seht, wie es bei euren Eltern war – ich habe letztens wieder mit meiner Mutter gesprochen – wie war das damals mit Waschmaschine, Kühltruhe, Auto? Überlegt mal: In den 50er und 60er Jahren, wer hatte da ein Auto? Wer hatte eine Waschmaschine? Wer hatte einen Kühlschrank? Das ist heute alles selbstverständlich.
Die Wohnungen werden immer größer. Ich erinnere mich an meine Eltern oder Großeltern, die ihr Leben lang eigentlich in einer Wohnung von etwa 55 Quadratmetern mit allen Kindern gelebt haben. Heutzutage ist das für dich als Alleinstehender gerade genug Platz. In großen Städten ist das ein bisschen anders, weil es dort sehr teuer ist. Aber generell wächst der Wohnraum immer mehr – immer mehr Platz, immer mehr Raum.
Wir sind reich. Lass uns das mal eingestehen: Wir sind reich. Aber dann steht da eben – und das ist das Unangenehme dabei – dass der Reichtum betrügerisch ist.
Warum betrügt er uns? Komisch, betrübt uns doch Menschen. Warum betrügt uns der Reichtum?
Nun, der Reichtum betrügt uns, weil er uns eine Bedeutsamkeit vorgaukelt, die er eigentlich gar nicht hat. Der Reichtum täuscht uns vor: Wenn du das Geld hast, wenn du das erreicht hast und noch mehr Geld hast und noch mehr Reichtum, dann geht es dir gut, dann bist du glücklich.
Deshalb streben viele Menschen ihr Leben lang danach, immer noch mehr anzusammeln. Bis sie irgendwann im Alter merken, dass das Ganze doch nicht so viel gebracht hat. Und wenn sie dann gestorben sind, streiten sich die Enkel um das Geld. Innerhalb weniger Jahre ist es ausgegeben, und dann sind sie auch wieder weg.
Sie haben ihr Leben lang ihren Reichtum angesammelt – wenn nicht vorher ein Krieg kommt, wie das manche eurer Väter oder Großväter erlebt haben, oder eine Inflation.
Wenn man so still beobachtet, was beispielsweise mit dem Euro in den letzten Jahren passiert ist – der ja irgendwann mal bei etwa 1,20 Dollar angefangen hat und jetzt schon ein Viertel seines Wertes verloren hat. Darüber hinaus: Wer sein Geld in Aktien angelegt hat, hat das in den letzten Jahren auch gemerkt. Es ging nämlich ziemlich steil bergab.
Nicht mehr Telekom-Aktien, die vor einem Jahr oder eineinhalb Jahren noch etwa 100 Euro wert waren, jetzt sind sie unter 20 Euro. Da hast du dein Hab und Gut gut gefünftelt von dem, was noch übrig ist.
Wer in einige Hightech-Aktien investiert hat, dem geht es noch schlimmer. Da sind manchmal nur noch fünf Prozent von dem übrig, was du vor zwei Jahren hattest.
Da merken wir: Das ist der Betrug des Reichtums.
Der Betrug des Reichtums hängt nicht nur damit zusammen, dass du dein Geld falsch anlegst, sondern auch damit, dass Geld keine Sicherheit bietet. Geld garantiert kein Glück. Geld füllt das Leben nicht aus.
Geld ist in den Augen Gottes höchstens ein Mittel, mit dem wir das Notdürftige bekommen können, das wir auf der Erde brauchen.
Das ist Betrug: Es täuscht uns vor, der eigentliche Herrscher der Welt zu sein, der Maßstab für das, was wichtig und wertvoll ist. Es täuscht uns Dauerhaftigkeit vor, Sicherheit und Anerkennung. Es täuscht uns vor, wertvoll und real zu sein.
Der Reichtum hat häufig in unserem Leben eine ganz untergeordnete Bedeutung. Im Leben mit Gott sowieso.
Und trotzdem binden wir uns immer wieder an ihn.
Das geht mir natürlich genauso. Ich spreche hier nicht von einem, der sagt: „Ihr seid die Reichen, ich bin der Arme.“ Ich gehöre ja mit dazu zu dem Club der Reichen hier bei euch.
Es gibt wahrscheinlich viele von euch, die mehr verdienen und mehr Geld haben, aber trotzdem gehöre ich zu den Reichen der Welt.
Manchmal habe ich gemerkt, wie mich der Reichtum mit seiner betrügerischen Macht in seinen Bann gezogen hat.
Das fing schon an, als ich Zeitungen verteilt habe und mir dachte: Wie kann ich jetzt noch mehr verdienen? Ich gab Nachhilfunterricht, kaufte Bücher und las viel.
Während des Studiums habe ich ständig nebenher gearbeitet. Schließlich hatte ich in der Schweiz etwas über dreitausend Franken gespart, immer wieder über Jahre hinweg.
Da dachte ich: „Oh, was kann ich jetzt mit dem Geld machen?“ Ein Studienkollege sagte mir: „Das kannst du doch in Aktien anlegen. Aktien werden mehr, ganz von selbst. Und plötzlich bist du reich oder so.“
Damals gab es in der Schweiz eine Firma, der es besonders gut ging und deren Prognosen sehr gut waren. Ich habe hier auch etwas davon mitgebracht, falls ihr so etwas noch nicht gesehen habt: Omni Holding, Inhaberaktie, 500 Franken Wert.
Ich habe davon Aktien gekauft, für etwas über 3000 Franken, also das ganze Geld, das wir auf dem Sparbuch hatten.
Ungefähr eine Woche später wurden sie vom Aktienhandel ausgesetzt, weil herauskam, dass der Vorstandsvorsitzende krumme Dinger gedreht hatte.
Die Aktie war etwa zwei Wochen lang vom Handel ausgesetzt. Ich hatte sie für etwa 800 Franken pro Stück gekauft. Nach drei Wochen besaß ich sie noch – und der Kurs war auf fünf Franken gefallen. Fünf Franken statt 800 Franken.
Ihr könnt euch vorstellen, wie schwierig es war, nach Hause zu gehen und zu erklären, was mit unserem Geld passiert war.
Ich war ehrlich gesagt etwas frustriert. Ich hatte neben dem Studium gearbeitet, etwas gespart – und dann war das innerhalb kurzer Zeit weg.
Ich habe die Aktien immer noch an meinem Schreibtisch liegen. Nicht, weil sie noch etwas wert sind oder ich darauf hoffe, dass sie noch etwas wert werden. Die Firma ist total bankrott, die Aktien sind nichts mehr wert.
Die Bank weigerte sich sogar, sie weiter aufzubewahren. Sie haben sie mir zugeschickt und gesagt, dass sie sie nicht mehr brauchen.
Ich habe sie behalten, einfach als Andenken, als Markstein.
Ich habe euch ja schon gesagt, es gibt manche Dinge in meinem Leben, die mich immer wieder an Lektionen erinnern, die Gott mir beigebracht hat.
Das eine war die Flasche der Chemotherapie, das hier ist ein anderer Markstein.
Immer wenn ich die Aktien sehe, denke ich daran: „Michael, Gott sorgt für das, was du brauchst. Du sollst nicht in erster Linie nach Reichtum streben und versuchen, noch mehr zu bekommen.“
Das fängt ja schon bei kleinen Dingen an.
Das ist eine Lektion.
Zuerst war ich natürlich frustriert und dachte: „Das kann nicht wahr sein. Warum hat Gott das so gemacht? Hätte ich doch etwas anderes kaufen sollen?“
Aber dann hat Gott mir gezeigt: Das ist gar nicht der Punkt.
Der Punkt ist, dass Gott mir zeigen wollte: Wenn ich etwas brauche, sorgt er dafür.
Ich soll mich nicht daran binden.
Wenn du die Erfahrung machst, dass es schnell geht – jeden Tag den Aktienkurs zu checken, wie er sinkt oder steigt – dann bindest du dich daran.
Du bist nicht mehr frei, um für andere Menschen oder Aufgaben, die Gott dir gibt, da zu sein.
Du bist fixiert darauf, wie dein Geld noch mehr wird, wo du es anlegen kannst, um noch ein paar Prozent mehr zu bekommen.
Das ist der betrügerische Reichtum.
Er betrügt uns, indem er uns unser eigentliches Leben, unseren Lebenssinn nimmt.
Dort, wo wir auf Gott bauen sollen, nimmt er uns das weg.
Denn Gott ist die Realität. Gott hat alles geschaffen. Gott ist der Millionär in unserer Welt.
Und wenn wir etwas brauchen, gibt er es uns.
Beispiele für Gottes Versorgung und der Einsatz von Reichtum
Vor etwa zwei Jahren habe ich in einem Rundbrief von OM (Operation Mobilisation) etwas gelesen. Der Leiter von OM berichtete dort von einer Mobilisation, die George Verwer initiiert hatte. Er erzählte, dass er eines Tages im Flugzeug überlegte, wie sie in London eine Arbeit unter Obdachlosen aufbauen könnten. Damals wollten sie genau das tun. Die Frage war, wie sie geeignete Räume dafür finden könnten. Sie hatten kein Geld und wussten nicht, wie sie vorgehen sollten.
Einige Mitarbeiter schlugen vor, ein Geschäft zu eröffnen, um die Arbeit zu finanzieren. Doch er meinte, das sei keine gute Lösung. Schließlich flog er zu einer anderen Arbeitsstelle von OM, ich glaube, es war in Indonesien. Im Flugzeug saß neben ihm ein Geschäftsmann. Dieser Mann war Muslim. Sie kamen ins Gespräch, und dieser Mann kam zum Glauben.
Später besuchte George Verwer ihn nochmals in Indonesien. Der Geschäftsmann war sehr froh, zum Glauben gekommen zu sein. Er war bereit, etwas für das Werk des Herrn zu tun. Auf die Frage, ob er einen Wunsch habe, antwortete der Deutsche Verwer, dass sie gerne ein Haus hätten. Das war für den Geschäftsmann kein Problem. Er kaufte ein Geschäftshaus in London, schenkte es OM und nun kann dort die Arbeit stattfinden.
Das fand ich sehr beeindruckend. Ich dachte mir: Wenn Gott will, dann kann er alles tun. Er ist der Herr der Welt und kann mit Reichtum machen, was er will. Er kann sogar Ungläubige gebrauchen, um uns das zu geben, was wir brauchen. Das habe ich auch bei euch in Krasnodar erlebt. Dort brauchte jemand ein Visum. Er hätte vielleicht versuchen können, es mit Bestechung zu bekommen, aber das wäre ein krummer Weg gewesen. Wenn Gott es will, kann er sogar Ungläubige gebrauchen, damit sie Gott dienen.
Das ist sehr interessant. In meiner ersten Klasse gab es eine Schülerin, die neu angefangen hatte. Als sie zum Einwohnermeldeamt ging, kam es zu einem Gespräch mit einem dortigen Beamten, der nicht gläubig war. Dieser sagte zu ihr: „Sie sollten eigentlich zur Bibelschule gehen.“ Das war einer der Gründe, warum die Frau dann tatsächlich zur Bibelschule kam.
Gott kann ungläubige Menschen gebrauchen, um Leute zur Bibelschule zu schicken. Das würden wir normalerweise für verrückt halten und sagen, so etwas gibt es gar nicht. Aber gerade deshalb sollten wir auch in materiellen Dingen zuerst auf Gott vertrauen.
Diese Erfahrungen zeigen mir das ganz deutlich und erinnern mich immer wieder daran.
Der betrügerische Reichtum in unserem Alltag
Ja, das vielleicht so viel zu betrügerischem Reichtum. Wahrscheinlich würden wir, wenn wir uns austauschen, auch über einige Dinge sprechen, die ihr aus eigener Erfahrung bestätigen könnt. Betrügerischer Reichtum zeigt sich auch in anderen Bereichen.
Gerade war ja wieder die Funkausstellung in Berlin. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde neue Technik immer interessant. Ich erinnere mich, vor ein paar Jahren dachte ich: Jetzt brauche ich unbedingt eine neue Stereoanlage. Ich war fasziniert von all den Funktionen, die sie hatte, und wollte sie unbedingt kaufen.
Schließlich habe ich sie auch gekauft, zu Hause aufgestellt und eine CD eingelegt. Ob ihr es glaubt oder nicht: Die Musik klang ziemlich genauso wie bei der alten Anlage. Es gab keinen großen Unterschied.
Ich hatte damals nicht viel Geld, die Anlage kostete etwa 600 bis 700 Mark. Für mich war das damals schon relativ viel. Da dachte ich: Eigentlich, Herr Jesus, hätte die alte Anlage auch gereicht. Vielleicht hätte ich das Geld besser anders ausgegeben.
Das ist auch betrügerischer Reichtum. Er gaukelt uns vor, dass wir glücklich sind, wenn wir bestimmte Dinge besitzen. Wenn du das neue Kleid hast, wenn du das neue Auto hast, dann fährt es sich ganz anders, und das ist kein Vergleich zum alten Auto, oder?
Doch plötzlich hast du das neue Auto und das neue Kleid, und spätestens nach einer Woche merkst du: Das ist doch normal, es gibt noch viel bessere Sachen. Das ist der betrügerische Reichtum – immer mehr zu wollen bindet uns innerlich, seelisch und äußerlich.
Deshalb weist uns Jesus auch auf die Gefahr des Reichtums hin.
Der reiche Jüngling als Beispiel für die Bindung an Reichtum
Und natürlich muss unser nächster Abschnitt, der euch wahrscheinlich auch bewusst ist, der reiche Jüngling sein. Bei ihm ging es ja auch um die Frage, wie er mit Reichtum umgeht. Das wollen wir jetzt gerade lesen: Matthäus 19,16-30, also der zweite Abschnitt Matthäus 19, Verse 16 bis 30.
Da lesen wir:
„Und siehe, einer trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben erbe?“
Hier wird uns noch nicht erwähnt, dass er reich ist. In der Parallelstelle im Lukas-Evangelium wird das bereits erwähnt, dass er ein Reicher ist. Das erleben und merken wir aber noch später. Hier steht einfach, es trat einer zu ihm und sprach ihn an: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
Erst einmal können wir sagen, dass das hier eine ganz vorbildliche Person ist. So etwas wünschen wir uns doch möglicherweise auch. Da ist jemand, der auf der Suche nach ewigem Leben, nach Glück, nach Vergebung, nach Zufriedenheit, nach Frieden mit Gott ist und jetzt fragt: Worauf soll ich mich da konzentrieren? Das ist die Frage, die manche Pharisäer ja auch hatten: Wie kann ich die Gerechtigkeit erlangen? Und die Antwort war bei ihnen, indem ich die Gebote halte und mir sozusagen einen Kredit bei Gott einräume. Das ist ja auch das wirtschaftliche Denken: Ich schaffe jetzt viel Gutes, und dann wird Gott das Böse schon vergessen.
Vor einigen Jahren hatte ich die Möglichkeit, nach Griechenland zu fahren. Dort war ich in einem Nationalmuseum, und da gibt es beispielsweise eine goldene Waage, die Seelenwaage bei den alten Griechen. Sie stellten sich vor, dass im Jenseits die Götter das Auswiegen des Guten und des Bösen vornehmen. Je nachdem, wie das austariert ist, kommt man ins ewige Paradies oder eben nicht. So ähnlich stellen sich das viele Menschen auch vor, und so ähnlich stellt der Jüngling die Frage: Wie kann ich das ewige Leben bekommen? Ich denke, das ist eine vorbildliche Frage. Wir wünschen uns, dass viele Menschen um uns herum diese Frage stellen würden.
Stellt euch vor, euer Nachbar oder Arbeitskollege fragt plötzlich: Wie kann ich in den Himmel kommen? Wie kann ich gerettet werden? Wie kann ich ewiges Leben bekommen? Das wäre eine super Vorlage, die Gott euch gibt, damit ihr genau erklären könnt, wie jemand zur Bekehrung kommt. Wir sehen, dass das nicht immer ganz so klappt, selbst bei Jesus nicht, dass derjenige gleich zum Glauben kommt. Aber die Frage ist da, und da merken wir, dass das erst mal ein sympathischer, ein religiöser, ein offener junger Mann ist, der danach fragt.
Übrigens kann der Begriff „Zōē aionios“, also ewiges Leben, auch für ein gottgefälliges Leben benutzt werden. So steckt hier ein bisschen auch die Auffassung mit drin, wie kann ich nicht nur ewiges Leben bekommen, sondern auch ein Leben führen, das Gott gefällt. Das hängt natürlich eng zusammen, denn für den Juden war klar: Nur wenn ich ein Leben führe, das Gott gefällt, dann komme ich auch in der Ewigkeit zu Gott.
Jesus aber sprach zu ihm:
„Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“
Hier eine ziemlich unverbindliche Antwort. Man stellt sich vielleicht die Frage, warum Jesus so unfreundlich ist. Warum soll ich Gutes tun? Und da weist er eben darauf hin: Es kommt nicht auf deine Taten an, sondern gut ist nur Gott. Und wenn eine Tat von Gott geprägt ist, dann ist sie gut; sonst kann selbst eine Tat aus falschen Motiven schlecht sein. Das ist das, was dahintersteckt.
Er sagt also, die Definition dessen, was gut ist in deinem Leben, hängt nicht so sehr daran, was du jetzt an guten Taten produzierst, sondern daran, aus welcher Wurzel das kommt, aus welcher Motivation du das tust, in welcher Verbindung du zu dem stehst, der gut ist, nämlich Gott. Das ist hier sozusagen eine vage Kritik an einer Art von Selbstgerechtigkeit.
Trotzdem ist die Antwort: „Na ja, du kennst das ja, die Pharisäer lehren das ja auch: Wenn du gerettet werden willst, dann halte die Gebote.“ Das finden wir im Alten Testament. Dazu gehört, dass man die bösen Taten, die Sünden, meiden soll, und dass man dann das Gute tun soll (Amos 5,4.6; Micha 6,8). Auch im Neuen Testament finden wir die Aufforderung, Gutes zu tun. Das steckt also hinter dem Halten der Gebote.
Allerdings merken wir hier auch eine gewisse Vorbereitung: „Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“ So ein bisschen steckt da auch drin: Bist du dir ganz sicher, dass das wirklich dein Ziel ist? Bist du auch bereit, die Konsequenzen davon zu tragen, wenn du dort eingehen willst? Deshalb die nochmalige Nachfrage, wenn du es wirklich haben willst. Die Ernsthaftigkeit seiner Frage wird noch einmal überprüft.
Dann, Vers 18: Da fragte er ihn, welche?
Jesus aber sprach:
„Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis geben, Ehre Vater und Mutter, und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Das sind alttestamentliche Gebote, die Jesus hier aufzählt und die er einhalten soll. In erster Linie handelt es sich hier um die Zehn Gebote, wobei Jesus fünf Gebote nennt, insbesondere aus der sogenannten zweiten Gesetzestafel. Das sind die Gebote, die sich nicht an Gott richten, sondern an den Menschen.
Zusammenfassend, so wie wir das auch lesen, kommt dann das Gebot der Nächstenliebe hinzu: „Du sollst deinen Nächsten lieben“, wie wir es in 3. Mose 19,18 lesen, das hier auch von Jesus zitiert wird. Es geht darum, wie Menschen miteinander umgehen.
Das ist möglicherweise eine einfachere Antwort, als der Reiche sich gedacht hat. Denn als er die Frage stellt, wird man sehen, dass der Jüngling später erkannte, diese Gebote alle gehalten zu haben. Jesus erwähnt nichts Gegenteiliges, also sagt nicht, dass er da gelogen hat. Aber wahrscheinlich erwartet er jetzt, wie es die Rabbiner sagen würden, eine kompliziertere Regelung, etwa: Wenn du gerettet werden willst, musst du fünfmal am Tag im Tempel beten oder regelmäßig Opferhandlungen geben. Und da ist er erst mal erstaunt, dass Jesus eine so einfache Lösung anbietet.
Ich habe angefangen zu überlegen, warum Jesus denn von der Reihenfolge der Zehn Gebote abweicht. Relativ am Ende nennt er das Gebot, Vater und Mutter zu ehren. Wir wissen aus Parallelstellen, beispielsweise Matthäus 15,1-6 und der Parallelstelle im Markus-Evangelium, dass fromme Juden versuchten, sich davor zu drücken, ihre Eltern zu versorgen. Sie spendeten dem Tempel eine größere Summe, das nennt sich Korban, und waren juristisch auf der sicheren Seite, brachten aber ihren Eltern nicht die Ehre, die sie eigentlich sollten, und versorgten sie nicht.
Da habe ich mir gedacht: Wenn Jesus das ans Ende stellt, will er das vielleicht besonders betonen. Möglicherweise trifft das auch auf diesen jungen Mann zu. Äußerlich hat er das Gesetz eingehalten, aber den Sinn des Gesetzes verfehlt. Wir wissen das nicht ganz genau, aber es könnte sein, gerade aufgrund der Reihenfolge, die Jesus hier wählt.
Darüber hinaus müssen wir sehen, dass die Aufforderung Jesu zur Nächstenliebe nichts Besonderes ist. Das ist etwas, was die jüdischen Rabbiner auch lehrten und was im Alten Testament steht.
Dann, Vers 20: Da sprach der Jüngling zu ihm:
„Das habe ich alles gehalten, was fehlt mir noch?“
Hier merken wir, es handelt sich um einen Jüngling, der viel Geld hat, wie vorher schon genannt wurde. Wir könnten sagen, es ist eine Art Selbstgerechtigkeit, die da zum Ausdruck kommt: Ich habe alles geschafft, alles gemacht, ich bin perfekt. Aber ich glaube, dass das gar nicht so stark der Fall ist. Er will nicht nur eine Bestätigung von Jesus, dass er total in Ordnung ist, sondern ich habe den Eindruck, hier spricht vielmehr eine Bedürftigkeit.
Er sagt: Ja, das habe ich getan, aber irgendwas brauche ich noch. Irgendwie merke ich, ich habe diesen Zugang zu Gott noch nicht. Da fehlt mir etwas. Er merkt seine innere Bedürftigkeit, dass das eben nicht genügt, und deshalb fragt er Jesus noch einmal nach.
Sonst hätte er ja sagen können: Super, vielen Dank, Jesus, dass du mir die Antwort gegeben hast. Alles klar, ich habe gehalten, dann komme ich jetzt ins Himmelreich. Das tut er aber nicht. Die Frage ist also: Was kommt jetzt noch? Was fehlt mir noch?
Jesus antwortete ihm – so ist es ja in manchen Fällen auch –, dass wir merken, dass bestimmte Dinge, die wir eingehalten haben, doch nicht ausreichen. Wir merken, da ist eine Barriere zwischen uns und Gott. Dann sollte diese Frage tatsächlich da sein, auch wenn die Antwort Jesu manchmal unangenehm sein kann.
Jesus antwortete ihm:
„Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach.“
Hier fordert Jesus ihn schließlich auf, seine Sachen zu verkaufen. Ein radikaler, strenger Einschnitt in seinem Leben. Das, was Jesus hier nicht sagt, ist, dass jeder, der reich ist, also jeder von uns, nun sofort zum Bettler werden und alles verkaufen soll. Das wird hier nicht gesagt.
Sondern er erwähnt das als seelsorgerlichen Hinweis für einen, der sein Herz an den Reichtum gebunden hat – und das ist hier bei ihm der Fall. Der Reichtum ist wie eine Krebsgeschwulst, die sein Leben durchdrungen hat. Er versucht äußerlich fromm zu sein, aber eigentlich bedeutet der Reichtum ihm viel mehr als das Nachfolgen Gottes.
Denn würde er Jesus wirklich glauben, wäre er wirklich bereit, alles dafür zu geben, um in das Himmelreich Gottes zu kommen. Dann wäre das kein Problem für ihn gewesen, wie wir später sehen.
Wir merken also, Jesus diagnostiziert ganz genau: Hier hast du ein Problem mit dem Geld, und deshalb befreie dich radikal davon. Ich meine, das ist so ähnlich, als wenn jemand an einer realen Krebsgeschwulst leidet. Stellt euch vor, ihr habt Krebs, und ihr sagt: Das ist doch zu schmerzhaft, den Tumor rauszuschneiden, nehmen wir doch nur ein bisschen. Oder: Krebs rauszuschneiden ist zu kompliziert, lieber jogge ich täglich einmal oder spende Geld an das Rote Kreuz oder an die Bibelschule Brake, dann wird es bestimmt besser.
Nein, wenn man gegen Krebs etwas tut, dann muss man ihn rausschneiden, ganz und möglichst mit etwas Randgewebe, damit keine Metastasen entstehen. Und so ist es manchmal bei Dingen, an die wir unser Herz gebunden haben: Es gibt nur eine Radikalkur, nämlich alles oder nichts, das heißt vollkommen darauf verzichten, um uns vollkommen davon zu befreien.
Und das ist genau das, was Jesus hier tut. Das heißt nicht generell, dass jeder, der Geld hat, sofort alles weggeben soll, sondern es geht darum, wer sein Herz daran gehängt hat, für den es sozusagen sein Gott geworden ist.
„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ – das finden wir als deutlichen Hinweis Jesu. Der muss sich radikal trennen. Und das gilt bei allen Dingen so: Bei jemandem, der sich an etwas so festbindet, dass es vor Gott steht und sein Leben bestimmt, gibt es nur eine radikale Trennung. So wie bei einem Trinker.
Wenn ihr einem Alkoholiker sagt: Na ja, du bist jetzt Alkoholiker, aber so schlimm ist das ja eigentlich nicht, trink einfach mal ein Glas weniger, wird das ihm helfen? Versucht mal einem Drogensüchtigen zu sagen: Spritz dir mal ein bisschen weniger, dann geht es dir schon besser. Das funktioniert nicht.
Ihr werdet merken, wenn ihr eine Sucht habt, könnt ihr nicht einfach ein bisschen weniger machen. Die Sucht ist so stark, dass es nur einen Radikalschnitt gibt: Schluss, aus damit, vorbei. Das geht nur so.
Ich erinnere mich an einen jungen Mann, mit dem ich zusammen studiert habe. Er hatte eine Art Fernsehsucht, wie er selbst sagte. Er hatte Theologie studiert und nebenher für das Schweizer Fernsehen (DRS) gearbeitet. Er schrieb Drehbücher für Comedies, um Erfahrungen im Medienbusiness zu sammeln, und sagte, er müsse immer die Fernsehsendungen schauen, um zu wissen, was aktuell ist.
Das ging so lange, bis seine Frau sagte, dass sie bald ausziehen werde, so ginge es nicht weiter. Er hing immer nur vorm Fernseher herum, außer beim Studium. Das war für ihn der Notknopf. Er sagte, er habe es nicht geschafft, einfach weniger zu schauen. Die einzige Lösung war, den Fernseher auszustecken, in den Keller zu bringen, alles zuzupacken, sodass er nicht mehr drankam.
Er berichtete, dass er plötzlich eine ganz neue Freiheit im Leben erlebte. Es war viel Zeit für die Familie und das Studium, und er schrieb nachher sogar bessere Drehbücher als zuvor, als er nicht alles angeschaut hatte.
Das ist ein typisches Beispiel: Wenn du an etwas gebunden bist, hier am Reichtum oder an etwas anderem, helfen häufig nur radikale Schnitte, erst mal ganz davon wegzugehen. Das heißt nicht für alle und nicht für alle Zeit, sondern erst mal, um Abstand zu gewinnen, um sich neu an Gott zu binden, neu Orientierung zu finden und dem einen richtigen Stellenwert im Leben geben zu können.
Deshalb diese radikale Trennung an dieser Stelle.
Und wenn Jesus hier sagt: „Willst du vollkommen sein“, meint das nicht einen ethischen Perfektionismus, so nach dem Motto: Du bist ja schon ganz gut, aber wenn du das noch machst, dann ist alles in Ordnung. Sondern es hängt damit zusammen, dass es keine höhere Stufe des Christseins ist, wenn du ins Kloster gehst oder sonst wie Esoteriker oder Charismatiker wirst, und dann mehr vom geistlichen Leben erfährst.
Vielmehr ist dieses „vollkommen sein“ die Stufe, die jeder Christ erreichen sollte, denn Gott ist vollkommen. Das heißt: Wenn du heilig werden willst – nicht als Heiliger der katholischen Kirche, der besonders hervorgehoben wird, sondern wie Jesus oder Paulus an die Heiligen in Ephesus schreibt: Das sind alle gemeint –, wenn du also wirklich ein Leben mit Gott führen willst, dann sollst du das tun.
Es geht nicht darum, dass er möglicherweise errettet ist und nur wenn er das tut, wird er noch ein bisschen besser. Denn nachher lesen wir, wie es den Reichen geht – sie werden nicht ins Himmelreich kommen, steht dort deutlich.
Hier geht es also nicht ums Preisgericht, dass wir sagen: Gut, er ist auf einer niedrigeren Stufe, weil er es nicht geschafft hat, seinen Reichtum loszulassen. Sondern hier geht es ganz deutlich um Abgötterei. Da ist der Gott sein Reichtum und nicht mehr der Gott der Bibel. Und dann kommt er gar nicht ins Himmelreich hinein, wie wir später lesen, wenn Jesus das interpretiert.
Dann lesen wir:
„Der reiche Jüngling, als er die Worte hörte, ging betrübt davon, denn er hatte viele Güter.“
Das sehen wir deutlich als Konsequenz. Das ist auch die Konsequenz, die viele Menschen um uns herum ziehen, wenn Gott an so einem wunden Punkt rührt: Wie ist es mit deinem Reichtum? Wie ist es mit deinem Geld? Dann sagen viele: Lass mich da lieber in Ruhe, sprechen wir das nicht an. Andere Bereiche meines Lebens können dir gehören, aber der nicht.
Hier bei ihm ist die Konsequenz, dass ihm der irdische Besitz wichtiger ist, obwohl wir gelesen haben, dass Besitz vergänglich ist. Dieser reiche Jüngling ist längst tot, was ist von seinem Besitz noch übrig? Nichts. Was ist in der Ewigkeit von der Dauerhaftigkeit des Reichtums noch da? Natürlich gar nichts.
Wie es in seinem Leben weiterging, wissen wir nicht, weil wir keinen weiteren Bericht finden.
Dann, Vers 23:
„Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch, ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen.“
Hier wird deutlich, dass der Reichtum eine gefährliche Sache ist, weil das Geld an uns klebt. Wir können es gar nicht mehr loswerden. Wir müssen es richtig wegwerfen, um es loszuwerden, denn es will sich an uns binden und uns gefangen nehmen.
So kann es tatsächlich in vielerlei Hinsicht sein. Wir merken auch, dass der „Gott dieser Welt“, wie die Bibel sagt, der Teufel ist. Aber der Gott der Welt in der Gesellschaft, in der wir leben, ist tatsächlich das Geld.
Das merkt man sehr deutlich: Der Wert des Menschen wird daran gemessen. Früher, wenn man in eine mittelalterliche Stadt kam, stand die Kirche im Mittelpunkt. Kein Gebäude war so hoch wie die Kirche, das war verboten, weil das zeigen sollte, dass Gott über allem steht.
Heute ist das anders: In irgendeiner Stadt sind die prächtigsten, größten und teuersten Gebäude Versicherungen und Banken. Das sind die großen Paläste.
Wenn man dort hineingeht, ist es fast so, als ob Gottesdienst gefeiert wird. Die Leute sind im Anzug, fein, freundlich, lächelnd, so wie man das von einem Priester in der Kirche erwarten würde. Eine schöne, anheimelnde Atmosphäre, alles ganz still, so still wie in der Kirche, wo kein Wort laut wäre.
Und sobald du genug von diesem Gott hast, also genug Geld, wirst du behandelt wie ein König. Wenn du kein Geld hast, diesen Gott nicht verehrst, wirst du rausgeschmissen. Kein Geld, keine Sicherheiten – dann fliegst du raus.
Aber wenn du zum Kult gehörst, dann heißt es: „Wollen Sie nicht einen Kaffee? Wie geht es Ihnen heute? Was macht Ihr Geld?“ Und dann kommt die Opferhandlung: Der Opferpriester steht hinter dem Altar, wir legen unser Opfer auf den Tisch, er nimmt es herunter und opfert es seinem Gott.
So ähnlich ist das heute. Es dreht sich alles ums Geld, ums Danken, den ganzen Aufbau.
Schaut euch diese Paläste an, auch in Dortmund zum Beispiel: Eine Innenstadt mit riesigem Foyer, Messing, Teppichboden, Marmor an den Wänden. Da merkt man, was den Leuten wichtig ist. Das ist heute das Geld, es dreht sich darum.
Und die meisten Leute um uns herum sind nicht Atheisten, sondern Mamongläubige, die dem Geld nachlaufen. Deshalb fällt es ihnen häufig schwer, zu Gott zu finden. Das heißt nicht, dass sie an nichts glauben.
Hier wird uns deutlich gesagt:
„Ich sage euch, es ist leichter, dass ein Kamel durchs Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt.“
Es gibt einige Ausleger, bei denen ich Bauchschmerzen bekomme. Sie wollen sagen, so schlimm ist das Geld ja doch nicht. Es gibt vielleicht noch einen Weg, es ist zwar schwierig, aber es geht.
Dann sagen sie, das Nadelöhr sei kein richtiges Nadelöhr, sondern nur ein kleines Tor in der Stadtmauer von Jerusalem. Und ein Kamel käme da gerade so durch.
Andere sagen, das griechische Wort „kamilos“ klingt ähnlich wie „kamilos“, was ein Seil oder Tau bedeutet, und da sagen sie, man könne mit einer Stopfnadel und einem großen Öhr vielleicht doch noch durchkommen.
Aber wir sollten solche Interpretationen besser beiseite lassen. Jesus will hier deutlich sagen, was er vorher auch sagte, als die Jünger fragten, ob jemand gerettet werden kann.
Er sagte:
„Bei Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich.“
Jesus will uns zeigen, dass es etwas total Unmögliches ist. Deshalb meint er wohl tatsächlich ein Kamel durch ein wirkliches Nadelöhr, kein großes, sondern ein ganz kleines Nadelöhr. Da kommt man nicht durch.
Er weist auf die Gefahr hin, die Reichtum und Geld mit sich bringen können.
Als die Jünger das hörten, waren sie entsetzt und fragten:
„Wer kann dann selig werden?“
Sie dachten: Oh, davon sind wir vielleicht auch betroffen. Wie können wir dann überhaupt noch gerettet werden? Was können wir tun?
Dann antwortete Jesus mit Mitleid:
„Bei Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich.“
Sogar der Reiche kann gerettet werden, ein Wunder sozusagen.
Wir sehen in der Bibel an verschiedenen Stellen, wie die Verführung des Reichtums Probleme verursacht. Ich werde gleich noch ein paar Parallelstellen dazu lesen.
Wir sehen aber auch, dass in der Bibel Leute genannt werden, die reich waren und trotzdem gerettet wurden. Zachäus zum Beispiel, einer der reichsten Männer Jerichos, der hinterher viel verteilte, wird gerettet.
Darüber hinaus sehen wir Josef von Arimathäa (Matthäus 27,57), der sich für Jesus einsetzte. Er war reich, ließ ein neues Grabmal anlegen. Auch Nikodemus, der hundert Pfund Myrrhe und Aloe brachte, um Jesus einbalsamieren zu lassen, war reich. Das hätte sich sonst keiner leisten können.
Solche reichen Leute können also auch gerettet werden. Für viele ist es schwieriger, weil sie ihren Reichtum in den Mittelpunkt stellen.
Weitere biblische Aussagen zum Reichtum und seinen Gefahren
Einige Aussagen möchte ich euch noch mitgeben, die uns auch an anderen Stellen der Bibel das Ganze vor Augen führen. So beispielsweise vermittelt der Reichtum eine Illusion von Unabhängigkeit, als könne man allein mit allem fertigwerden.
Die Stadt Laodicea wurde sechzig Jahre nach Christus zerstört. Laodicea finden wir auch in den Sendschreiben der Offenbarung, und dort wird uns etwas ganz Ähnliches gesagt, wie es auch in der Realität stattgefunden hat. In Offenbarung 3,17 heißt es: „Ich bin reich und habe satt und bedarf nichts.“ Diese Gemeinde, obwohl gläubig, sagt: „Ich habe genug, ich brauche gar nichts, Gott kann ich dafür nicht brauchen.“
Der historische Hintergrund ist folgender: Die Stadt wurde durch ein Erdbeben zerstört. Der römische Staat wollte den Leuten Geld zum Wiederaufbau geben. Doch die reichen Kaufleute von Laodicea lehnten das ab. Sie sagten: „Wir sind reich, wir lassen uns das nicht schenken, wir haben genügend Geld und schaffen das auch alleine.“
Der geistliche Hintergrund ist natürlich, dass manche Menschen meinen, sie könnten durch sich selbst, durch eine Art Selbstgerechtigkeit, davon loskommen. Der Reichtum fesselt die Menschen an die Welt. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz (Matthäus 6,21). Dort, wo wir unser ganz irdisches Interesse, unsere Wünsche und Gedanken hineinlegen, wird unser Gott. Dort bindet sich unser Herz.
Reichtum fördert auch die Selbstsucht der Menschen. Je mehr jemand hat, desto mehr will er. Niemals schweigen seine Wünsche. Das ist ein Stichwort und auch ein Sprichwort. In der Bibel finden wir Aussagen, die das unterstützen – etwa die Sorge der Welt. Reichtum führt häufig nicht zu besonderer Großzügigkeit, weil man sich daran klammert und gerne noch mehr haben will. Man denkt: „Wenn ich einmal ganz reich bin, kann ich viele gute Sachen damit tun.“ Doch das erreicht man meistens erst im Altenheim oder gar nicht mehr.
Reichtum zerstört und erschwert menschliche Beziehungen. Man weiß nicht mehr, ob Menschen nur wegen ihres Reichtums geschätzt werden. Oder man sucht nur noch Beziehungen, in denen man noch reicher werden kann, etwas investieren kann oder gute Ratschläge bekommt.
Undankbarkeit entsteht, weil wir einen immer höheren Standard anstreben, den wir eigentlich haben wollen und brauchen. Wenig davon zeigt sich in Dankbarkeit, besonders bei reichen Menschen. Das hat mir einmal jemand gesagt, der mehrere Jahre als Missionar in Indien war. Als er zurück in die Schweiz kam, sagte er, wenn er morgens mit der Straßenbahn in Basel fährt, sieht es so aus, als seien die Leute alle unglücklich. Sie verstecken sich in ihrer Zeitung, haben mürrische Gesichter, alles ist schlecht, die Arbeit ist schlecht, sie wollen mehr verdienen.
Er erzählte, dass er in den Slums Indiens mehr glückliche Menschen getroffen habe als in einer der reichsten Städte der Schweiz, eben in Basel. Tatsächlich macht Reichtum nicht automatisch glücklich. Viele Menschen wollen immer noch mehr und nehmen alles als selbstverständlich hin.
Das, was wir brauchen, was Jesus hier auch sagt, ist eine Bankrotterklärung. Wir müssen einfach sagen: „Das bringt es nicht, wir können es nicht alleine schaffen, auch nicht durch Geld.“ Wir müssen uns auf Gott verlassen. Wenn Geld da ist, ist es gut – so wie Paulus es sah. Er sagt: „Ich war reich, ich hatte viel zu essen, das war gut. Ich hatte wenig zu essen, das war gut. Ich war im Gefängnis, das war gut. Ich war frei, das war gut.“ Natürlich war er um Jesu willen im Gefängnis, nicht wegen betrügerischer Machenschaften oder Ähnlichem.
Und darin erkennen wir die Antwort.
Der Lohn der Nachfolge und weitere biblische Warnungen
Nun wäre es sehr spannend, einen Blick auf den Lohn der Nachfolge in den Versen 27 bis 30 zu werfen. Dort schließt sich direkt eine Alternative an. Die Jünger fragen: „Was wird uns denn?“ Sie sagen, sie haben alles um Jesu Willen aufgegeben und möchten wissen, was sie dafür bekommen.
Interessanterweise geht Jesus darauf ein. Er sagt nicht etwa: „Ihr bösen Kerle, was fragt ihr jetzt? Ihr müsst ja arbeiten, ohne irgendeinen Lohn zu bekommen.“ Nein, es gibt einen Lohn – einen dauerhaften, ewigen Lohn bei Gott. Darauf wird hier hingewiesen. Es heißt, wenn wir bereit sind, um Jesu Willen auf etwas zu verzichten, dann wird Gott das nicht einfach unberücksichtigt lassen. Stattdessen erhalten wir einen Lohn im Himmel. Häufig erleben wir bereits hier auf der Erde eine Befreiung, Glück und Erfüllung.
Dazu nur ganz kurz: Ich werde jetzt einige Stellen überspringen und mit ein paar Punkten abschließen, die uns vor Augen führen, dass die Bibel an vielen Stellen über dieses Problem spricht. Sie warnt deutlich vor den negativen Auswirkungen eines falschen Umgangs mit Geld und Gut.
Zunächst sei kurz erwähnt, dass Gott durchaus auch Reichtum schenkt. Wir denken an Salomo, Noah, Hiob und andere, die reich gewesen sind. Gott schenkt durch Reichtum (1. Mose 39,3; 5. Mose 29,8). Reichtum kann eine Gottesgabe sein (Prediger 5,18; 1. Chronik 29,12).
Doch die negativen Auswirkungen überwiegen bei Weitem. Erstens nennt die Bibel, dass Reichtum dazu führen kann, dass wir Gott vergessen. Ein Beispiel ist Israel (5. Mose 6,10ff.). Dort vergisst Israel Gott, wenn es im Land ist und über Reichtum verfügt. Es heißt, dass Gott verworfen wird, nachdem jemand reich geworden ist (5. Mose 32,15).
Reichtum kann zudem Sicherheit geben und dazu führen, dass Gott geleugnet wird. Man denkt: „Ich habe es mir selbst geschaffen, ich habe ja schließlich dafür gearbeitet, für das Geld, das ich bekomme, und deshalb kann ich darüber verfügen“ (Sprüche 30,9).
Dann folgt die Warnung vor irdischem Reichtum: „Du denkst, dass du reich bist und alles hast.“ Das stimmt äußerlich, aber tatsächlich bist du arm, blind, elend und jämmerlich. Das wird der Gemeinde in Sardes gesagt (Offenbarung 3,17). Ähnliche Warnungen vor irdischem Reichtum finden wir in Psalm 17,10; Jeremia 5,28; Hesekiel 16,49.
Reichtum lässt Gott vergessen (5. Mose 8,13). Es erzeugt Habsucht – das heißt, immer mehr haben zu wollen. Diese Sucht nach Haben finden wir beispielsweise in Psalm 62,11. Reichtum gefährdet die Rechtschaffenheit. Menschen, die nach Reichtum streben, werden ungerecht und betrügerisch, weil sie mehr haben wollen und dabei ethische Prinzipien vernachlässigen (Sprüche 28,20).
Außerdem führt Reichtum zu einem unfruchtbaren geistlichen Leben. Wir haben das im Gleichnis vom Sämann gelesen: Das Wort Gottes wird erstickt, und keine Frucht bleibt, wenn wir uns nach Reichtum ausrichten. Dann hören wir das Wort Gottes nicht mehr (2. Mose 20,17; Psalm 10,3 und weitere).
Habsucht kann zu Unterdrückung, Diebstahl, Ungehorsam, Raub, Gemeinheit, Skrupellosigkeit und Spott führen. Auch dafür gibt es zahlreiche Bibelstellen, die ich hier nicht alle nenne.
Eigentlich wollte ich noch einen dritten Bibeltext mit euch anschauen, doch wenn ich das tue, werde ich Ärger mit Bobby bekommen. Deshalb werde ich es nicht tun. Ich wollte nämlich noch Matthäus 22,15-22 betrachten: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Auch das ist eine sehr interessante und spannende Stelle, wie wir dem Staat gegenüberstehen und wie wir Geld ausgeben.
Das erste Thema war, dass wir nicht der Habsucht nachstreben sollen, da sie betrügerisch ist. Nun stellt sich die Frage, wie wir mit dem, was wir haben, für uns und andere sowie in Beziehung zu Gott umgehen. Auch die Frage, wie wir gegenüber Staat und Öffentlichkeit mit Geld und Reichtum umgehen, ist spannend. Leider ist das im Moment nicht möglich.
Zum Abschluss möchte ich noch einige ergänzende Verse vorlesen, die uns im Neuen Testament etwas über den Umgang mit Geld und Reichtum sagen.
Zuerst 1. Timotheus 6,9:
„Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schändliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis.“
Das sind ganz schön harte Worte, nicht wahr? Geldgier ist eine Wurzel allen Übels. Einige haben danach gelüstet, sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viele Schmerzen.
Dann wird das Gegenteil gesetzt, wie wir uns verhalten sollen. Hier sehen wir eine deutliche Warnung. Es ist nicht nur eine Nebensache, die man im Privatleben lassen kann, sondern eine klare Mahnung.
Eine andere Stelle ist Epheser 5,3:
„Von Unzucht aber und jeder Art von Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für Heilige gehört.“
Das heißt, es soll nicht verborgen bleiben, weil wir es heimlich praktizieren, sondern die Sache soll so klar sein, dass wir uns nicht von Habsucht leiten lassen. Habsucht wird hier gleichgesetzt mit Unzucht, also Ehebruch und ähnlichen Sünden.
Dazu müssen wir sagen: Wie stark achten wir auf sexuelle Sünden, auch in unserer Umgebung? Und wie stark achten wir auf Habsucht und ähnliches? Hier werden beide Sündenarten in einem Atemzug genannt.
In Kolosser 3,5 heißt es:
„So tötet nun die Glieder auf Erden: Unzucht, Unreinigkeit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.“
Hier wird nochmals deutlich gesagt: Habsucht ist Götzendienst.
Es gibt noch weitere Verse, zum Beispiel 1. Timotheus 3,3 oder Hebräer 13,5, die ich jetzt nicht vorlese. Ich denke, diese Aussagen bestätigen nur das, was Jesus gesagt hat.
Es geht also nicht darum, dass im Neuen Testament alles aufgehoben ist, sobald Jesus gestorben ist. Das, was wir im Gleichnis vom Sämann gelesen haben – dass Reichtum betrügerisch ist, das Wort Gottes erstickt und uns als Christen unfruchtbar macht – ist eine klare Warnung.
Auch beim reichen Jüngling wird deutlich: Lasst uns Schätze im Himmel sammeln und uns nicht an die Schätze auf der Erde binden. Diese sind betrügerisch, nehmen uns gefangen, ziehen uns weg von Gott und sind Götzendienst.
Wir haben gelesen, dass sie zu Unterdrückung, Diebstahl, falscher Selbstsicherheit, Verwerfung Gottes, Gottvergessenheit, fehlender Rechtschaffenheit, zerbrochenen Beziehungen und vielem mehr führen.
Lasst uns diese Gefahr vor Augen haben und Gott darum bitten, dass er uns einen richtigen Umgang mit Geld und Reichtum schenkt. Denn auch wenn das manchmal einen krassen Einschnitt bedeutet, ist das besser, als unser Leben lang damit zu kämpfen und unsere Beziehung zu Gott zu zerstören.
Schlussgebet: Dankbarkeit und Bitte um Bewahrung vor der Bindung an Reichtum
Lass uns am Ende der Stunde miteinander beten und dazu aufstehen.
Herr Jesus Christus, wir danken dir dafür, dass du uns so reich gemacht hast. Dass wir über so viel Hab und Gut verfügen dürfen, so viele materielle Dinge haben und so viel Geld besitzen. Vielen Dank dafür, dass du uns damit segnest und beschenkst.
Aber, Herr Jesus, wir möchten dich auch bitten, dass du uns bewahrst vor den Gefahren, von denen wir gelesen haben. Vor der Gefahr, unser Herz daran zu binden und uns davon bestimmen zu lassen – in unseren Gedanken, in unseren Worten, in unseren Taten, in unserem Sinn, in unserer Tageseinteilung und in unseren Zielen.
Herr Jesus, befreie uns davon, wenn wir in der Gefahr stehen, uns zu stark daran zu binden. Gib uns den Mut, auch krasse Einschnitte zu machen und Entscheidungen zu treffen, die für Menschen um uns herum vielleicht unverständlich sind.
Herr Jesus, gib uns ein richtiges Verhältnis und immer mehr Vertrauen in dich. Lass uns erfahren, dass du unsere Bedürfnisse erfüllst und dass wir durch dich das bekommen, was wir haben. Lass uns nicht selbst versuchen müssen, diese Dinge als Ersatz zu erfüllen.
Herr Jesus, wir möchten dich bitten, dass es uns nicht so ergeht wie dem reichen Jüngling. Lass uns nicht daran kleben bleiben, sodass es schließlich eine Konkurrenz zu dir wird. Lass uns nicht vom Reichtum verführt werden, von dir wegzukommen. Warne uns ganz deutlich, wenn wir in dieser Gefahr stehen, und gib uns die Kraft, Nein dazu zu sagen.
Herr Jesus, vielen Dank, dass wir dich kennen dürfen und dass du uns sagst, wenn wir uns für dich einsetzen, dass wir deine Schätze im Himmel haben werden. Vielen Dank, dass wir nicht einfach so arbeiten, sondern dass du uns belohnen willst. Dass wir wirklich ewige Güte haben und dass wir, wenn wir bei dir sind, all diese Dinge wieder vorfinden werden.
Herr Jesus, vielen Dank, dass du uns nicht allein lässt in den Herausforderungen unserer materialistischen Zeit. Danke, dass du an unserer Seite stehst und uns alternative Maßstäbe gibst. Maßstäbe, die uns helfen, den wirklichen Sinn und Wert des Lebens zu betrachten, zu schätzen und danach zu leben.
Amen!