Was für ein wunderschöner Tag heute!
Doch das Schönste ist, dass uns heute Morgen Gottes Güte und seine Vaterliebe groß werden sollen. Seht, welch eine Liebe uns der Vater erzeigt hat, dass wir Gottes Kinder heißen dürfen.
Wir wollen gemeinsam das Lied „Wunderbarer König“ 235 singen und alle vier Verse singen. Danach wollen wir beten.
Du, Herr, unser Gott, unser lieber Vater, wir danken Dir heute Morgen dafür, dass Du uns all die Schönheiten dieser Welt schenkst. Es ist Deine Schöpfung, die Du gemacht hast, und doch danken wir Dir so wenig dafür. Oft vergessen wir, dass es Deine Liebe ist, die uns all das schenkt. Heute Morgen wollen wir innehalten und Dich anbeten.
Es tut uns leid, Herr, dass wir so oft die Dinge einfach nehmen, ohne an Dich zu denken. Wir vergessen, dass Du uns das Beste und Schönste erst noch geben und schenken willst.
Jetzt, im Gottesdienst, gib uns allen die Möglichkeit, Dir zu begegnen. Lass uns Dich finden und entdecken, wie Deine Liebe uns alle umhüllt und umgibt.
In der Stille wollen wir Dir nun all das bringen, was uns Not macht, was uns belastet und beschwert. Auch die Schuld, die wir vor Dir bekennen, sprechen wir aus, damit Du uns frei machst.
Wir beten in der Stille.
Wer Du frei machst, der ist wirklich frei. Amen.
Die Bedeutung der Liebe im ersten Korintherbrief
Wir lesen aus dem ersten Korintherbrief Kapitel 13 das hohe Lied der Liebe. Wenn Verliebte unter uns sind – und ich hoffe, dass einige da sind – blinzeln sie sich an und sagen, das passt. So, wie dort von der Liebe gesprochen wird, verstehen manche: „Wenn ich auch nichts von der Bibel verstehe, das verstehe ich.“
Merkwürdig ist, dass es mir oft umgekehrt geht. Wenn ich dieses Kapitel lese, klagt es mich an. Warum ist meine Liebe nicht so? Wie diese große Liebe? Welcher Mensch hat diese Liebe? Es ist ja eigentlich ein Reden von der Liebe Gottes, die in Jesus zu uns kommt. Unsere Liebe ist oft sehr ichbezogen. Das ist die Liebe, von der Paulus redet, und unsere Liebe sollte erfüllt werden von der großen Gottesliebe.
Paulus schreibt: „Wenn ich mit Menschen- und Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“ Heute würde man sagen: eine scheppernde Blechbüchse. „Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir es nichts nütze.“
Die Liebe ist langmütig und freundlich. Sie eifert nicht, sie treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig. Sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, aber sie freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Die Liebe hört niemals auf. Dagegen werden das prophetische Reden, das Zungenreden und die Erkenntnis aufhören.
Damals in der Gemeinde von Korinth legten einige Christen großen Wert auf bestimmte Formen ihrer Erfahrung. Paulus sagt dazu: Das Größte ist die Liebe Gottes, die in deinem Leben wirkt. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber das Vollkommene kommt, wird das Stückwerk aufhören.
Paulus fährt fort: „Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind. Als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.“
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Die Geschichte vom verlorenen Sohn als Predigttext
Wir singen jetzt aus unserem Liedheft das Lied 129: Noch trinkt Jesu frohe Botschaft, aus dem roten Liedheft 129.
Heute ist in unserer Kirche als Predigttext Lukas 15,11-32 gegeben, die Geschichte vom verlorenen Sohn.
Und Jesus sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne, und der Jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: „Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht.“ Der Vater teilte Hab und Gut unter sie. Nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen.
Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land. Er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes. Dieser schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen, doch niemand gab sie ihm.
Da ging er in sich – wie es früher hieß, da schlug er in sich – und sprach: „Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner.“
Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater. Es jammerte ihn, er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Der Sohn aber sprach zu ihm: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.“
Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: „Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an. Gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße. Bringt das gemästete Kalb und schlachtet es. Lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist gefunden worden.“ Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Der ältere Sohn aber war auf dem Feld. Als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen. Er rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das sei. Der aber sagte ihm: „Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.“
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater ging hinaus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten. Du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet?“
Der Vater aber sprach zu ihm: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein, denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist wiedergefunden.“
Herr, lehre uns deine Liebe. Amen.
Die Sehnsucht nach Liebe in der heutigen Gesellschaft
Stuttgart ist eine schöne Stadt. Ich bin gern hier. Mir gefallen eigentlich alle Aspekte: die Neubauten und die alten Häuser, die Industrie und das Verkehrssystem – trotz der Mängel, die man hier und da findet.
Ich lebe gern in dieser Stadt. Doch wenn man mit Menschen spricht und durch die Straßen geht, trifft man viele enttäuschte Menschen. Sie sagen, dass hier in unserer Stadt alles ganz schön ist, alles gut organisiert und gut geplant. Aber es fehlt etwas Wichtiges: Liebe.
Diese Sehnsucht nach Liebe findet man genauso in den Hochhäusern wie in den Hinterhöfen. Überall gibt es Menschen, die sich nach ein wenig Liebe sehnen. Natürlich kann man das nicht von Anfang an bei der Stadtplanung berücksichtigen oder einbauen. Liebe lässt sich überhaupt nicht herstellen oder planen.
Es überrascht mich nicht, dass viele Menschen in unserer Stadt so sehr nach Liebe brennen, dass sie riskante Manöver eingehen – die riskantesten ihres Lebens – nur um Liebe zu bekommen. Am Ende finden sie diese Liebe oft gar nicht, aber sie zerstören dabei ihr Leben. Andere wagen waghalsige Abenteuer und gehen gefährliche Bindungen ein, nur weil sie Liebe wollen. Ob sie diese Liebe finden, bleibt oft fraglich.
Heute hören wir viele bittere Vorwürfe. Menschen sagen, ihre Verwandten versagen ihnen die Liebe, ihre Eltern hätten ihnen in der Kindheit keine Liebe gegeben. Andere klagen die Gesellschaft oder die Zustände an. Einige meinen sogar, die Welt, in der wir leben, sei schuld an der Lieblosigkeit.
Ich möchte mich nicht mit Schuldzuweisungen aufhalten. Ich will nur festhalten, dass dieses Thema mitten in der Bibel steht. Menschen werden erst wirklich satt, wenn sie Liebe in konzentrierter Form entdecken – die Liebe Gottes in ihrer ganzen Fülle.
Die brennende Sehnsucht des verlorenen Sohnes
Deshalb lassen Sie mich diese Geschichte noch einmal ein wenig genauer betrachten. Ich möchte zuerst über die brennende Sehnsucht sprechen. Jesus konnte diese Geschichte so erzählen, dass sie all die Gefühle abbildet, die in unserem Leben immer wieder lebendig werden und wirksam sind.
Er erzählt von einem jungen Mann, der fordernd vor seinem Vater steht. Das ist ein Generationenproblem, das sich durch die Jahrhunderte zieht: Ein junger Mann, der noch nicht viel geleistet hat, tritt vor seinen Vater und sagt: „Das ist mein Recht, ich will meinen Anteil haben.“ Glücklicherweise gibt es erfahrene Väter, die mit solchen schwierigen Situationen umgehen können. So zeigt Jesus hier, dass der himmlische Vater mit unseren Forderungen umgehen kann.
Wenn wir sagen: „Ich will über mein Leben selbst bestimmen, es ist mein Leben,“ zahlt der Vater wortlos aus und lässt den jungen Mann in die Fremde ziehen – nur zu. Wir wissen nicht genau, wie lange das dauerte, wahrscheinlich einige Jahre. Der junge Mann war glücklich und strahlend, alles schien gut zu laufen. Er konnte sich selbst verwirklichen, bis die Krise kam.
Es gab eine Teuerung. Politiker sind schuld, Wirtschaftsführer sind schuld, aber die Welt ist voller Krisen. So war es auch bei ihm. Die erste Stunde der Besinnung war der Moment, als plötzlich nichts mehr lief wie zuvor: eine schwere Krankheit, eine Enttäuschung mit einem geliebten Menschen, wirtschaftlicher Ruin, die Suche nach einem Arbeitsplatz. Was passiert in solchen Stunden? Man wird bitter und fordernd.
Gerade dieser junge Mann, der seinen Vater oft herausgefordert hatte mit dem Satz: „Das ist mein Recht,“ hätte jetzt sagen können: „Ja, das sind ja schöne Zustände, was für eine miserable Gesellschaft, in der ich lebe.“ Besonders als er nur noch einen Schweinehirten fand, der ihm Arbeit bot – und das nicht einmal mit dem Nötigsten zum Überleben. Er saß unter unwürdigen Umständen, hatte Hunger, und niemand versorgte ihn.
An diesem Punkt kann man nur anklagen und fragen: „Wo seid ihr alle? Wo ist mein Vater?“ Wenn er ein Herz voller Liebe hätte, würde er jetzt ein Fresspaket schicken. Er müsste doch wissen, wie schlecht es mir geht. Wenn er noch Vater ist, würde er sich jetzt um mich kümmern. Wo bleibt er so lange?
Doch dieser Sohn im Gleichnis, von dem Jesus erzählt, war ganz anders. Deshalb machen auch so wenige die Entdeckung, die dieser Sohn gemacht hat. Er schlug in sich, ging in sich. Er schlug nicht auf andere ein, klagte nicht die anderen an, machte der Welt keine Vorwürfe. Er suchte nicht die Ursache in den schlimmen Zeiten, in denen er lebte.
„Ich, ich bin schuld,“ sagte er. „Warum bin ich von meinem Vater weggegangen?“ Ich weiß nicht genau, was da plötzlich im verlorenen Sohn zu leben beginnt und ihn aufwachen lässt, aber er erinnert sich an: „Mein Vater, mein Vater.“
Manchmal wollte ich in meinem Dienst, auch in all den evangelistischen Tätigkeiten, Menschen nur ganz zart daran erinnern. Nicht mit dem Knüppel hinterherlaufen, nicht eindringlich predigen, sondern sie nur sanft daran erinnern: „Weißt du, dass dein himmlischer Vater auf dich wartet?“
Ich denke, jeder Mensch, der diese Welt durchschreitet, hat eine Ahnung von der Liebe Gottes, nach der er sich letztlich sehnt. So wie es bei diesem Sohn plötzlich wieder in Erinnerung kommt. Da sitzt er im Dreck und weiß: Ich kann ja zurück. Es liegt an mir, mich dieser großen Liebe anzuschließen.
Manche heute meinen, sie wollten nicht mitmachen bei der Diskussion über die großen gesellschaftlichen Missstände unserer Welt. Nein, wir haben ein anderes Thema, das wir den Menschen sagen wollen. Die größte Entscheidung unseres Lebens liegt dort, wo ein verlorener Mensch, der mit seinem Leben nicht mehr fertig wird, sich wieder erinnert, dass sein Leben nur einen Sinn hat: beim Vater, der ihn liebt, der auf ihn wartet und ihn sucht.
Dann steht dieser junge Mann auf. Das ist schon einmal ein großer Schritt. Er bleibt nicht sitzen, lässt nicht einfach alles mit sich geschehen und sagt: „Es hat sowieso alles keinen Wert mehr.“ Er weiß, dass er handeln darf. Er kann das Steuer seines Lebens entschlossen herumreißen.
Ich möchte heute ganz dringend sagen: Bleiben Sie nicht immer sitzen und lassen sich von anderen betätscheln und trösten mit: „Ach ja, ich habe niemand, und niemand kümmert sich um mich, und mir geht es so schwer. Ich habe besonders gelitten in meinem Leben.“ Machen Sie sich auf und suchen Sie den Vater, der Sie liebt. Den einen Vater, der ganz anders ist als Ihr irdischer Vater.
Es macht nichts, wenn Menschen einen solchen Komplex gegen ihren leiblichen Vater haben, dass sie das Wort gar nicht mehr hören können. Der ewige Vater ist ganz anders als der Vater, den sie einmal hatten – voller Güte und Liebe.
Da brennt plötzlich die heiße Sehnsucht. Der junge Mann deckt sie nicht mehr zu mit Ersatzliebesverhältnissen oder oberflächlichen Flirts, mit denen er seine Zeit zubringt. Die eine Liebessehnsucht meines Lebens kann nur dort gestillt werden – beim ewigen Gott!
Die unermessliche Liebe des himmlischen Vaters
Jetzt muss ich Ihnen von der ganz einmalig großen Liebe erzählen. Ich habe es im Gottesdienst schon ein paarmal angedeutet: Die Liebe des ewigen Vaters im Himmel ist ganz anders als unsere menschliche Liebe.
Es wäre schön, wenn unsere irdische Liebe nur ein Stück weit der göttlichen Liebe ähnlich wäre. Ich werde mein Leben lang nicht fertig damit, diese Liebe Gottes in mich aufzusaugen und aufzunehmen.
Der junge Mann dort im Dreck, bei den Säuen, mit seinem großen Hunger – da nimmt er sich etwas Großes vor: Er will zu seinem Vater gehen und bei ihm ein Beschäftigungsverhältnis antreten. Er will Tagelöhner werden.
Und wie er diesen Gedanken fasst, hat er die Idee, dass er mit diesem Tagelöhner-Dasein vielleicht ein Stück weit seine Schuld abtragen kann. Es ist merkwürdig, wie Jesus bis in diese Details hinein ganz genau das abgebildet hat, was uns immer wieder bewegt.
Merkwürdig ist, dass sobald wir zu Gott in Beziehung treten, wir etwas abarbeiten wollen. Wir meinen, wir könnten etwas wiedergutmachen – Versäumnisse und Schuld. Wir denken immer an ein Dienstverhältnis, an irgendetwas, das bezahlt wird, und wir wollen uns vielleicht bewähren. Dann soll Gott mal sehen, dass wir gar nicht so schlechte Menschen sind.
Was wollen wir da beweisen, dass wir nicht so schlecht sind? Das können wir gar nicht. Wir sind ja, wie wir sind. Gott kennt uns durch und durch. Er kennt all die miesen Seiten unseres Charakters, aber auch die guten Dinge. Er kennt uns und weiß, wie schwach wir sind.
Darum ist es so dumm, was man da plant: "Ich will mich aufmachen, zu meinem Vater gehen und sagen: Mach mich zu einem deiner Tagelöhner."
Wir denken auch so oft, es wäre vielleicht tugendsamer, als wenn man bloß vor dem Vater steht und um Vergebung bittet. Vielleicht wäre es tugendsamer, sich heimlich bei Nacht über die Mauer zu schleichen und aufzupassen, dass die Hofhunde nicht anschlagen. Dann in den Stall zu gehen und schon nachts um zwei oder drei anzufangen zu arbeiten, als wenn der Vater kommt und sagt: "Du bist doch ein braver Junge, du bist ein guter Kerl." Auf so etwas warten wir doch immer wieder.
Aber so hätte dieser junge Mann nie das Herz seines Vaters gefunden. Er hätte vielleicht einen Chef gefunden, aber nie den Vater. Und er hätte nie die Liebe entdeckt, die der verlorene Sohn allein entdecken kann.
Als er sich in die Nähe seines elterlichen Hauses begibt, steht der Vater oben auf dem Balkon und blickt hinaus. Das gibt es ja gar nie, dass ein Vater einem solchen Lumpensohn noch nachblickt.
Es gibt immer wieder Nöte von Eltern mit Kindern, und da fragt man sich: Wie viel Liebe darf man einem verlorenen Kind überhaupt noch geben?
Da hat uns Gott etwas vorgemacht, was kein Mensch jemals erreichen kann: Er schreibt keinen Menschen ab. Auch nicht einen, der sein Wort mit Füßen tritt, auch nicht einen, der den Vater im Himmel verflucht hat. Er wartet und schaut nur in die Ferne und fragt: "Wo bleibt denn mein Sohn?"
Wenn Sie Gott ein wenig kennenlernen wollen, dann können Sie das nur da finden, wo er Sie sucht, wo er sich aufgemacht hat, Ihnen nachläuft und Sie ruft.
Ich möchte das heute im Gottesdienst am liebsten nur so weitergeben: Legen Sie die Hand auf Ihre Schulter und fragen Sie sich, ob Sie das, was Sie so oft gehört haben, in Ihrem Leben einmal entdeckt haben – dass Gottes Liebe Sie sucht und dass Gott in Ihr Leben hineintreten will.
Da rennt der Vater diesem stinkenden Lumpensohn entgegen.
Paul Deitenbeck, der jetzt seinen 75. Geburtstag feiert, hat einen einprägsamen Vergleich gefunden: Auch wenn mein Hund durch eine Jauchegrube läuft, bleibt er dennoch mein Hund.
Und das gilt bei Gott: Ihm macht der Geruch dieses Sohnes nichts aus, er sieht nur meinen Sohn. So sagt er: "Mein Sohn."
Das ist die Würde und der Adel, den ein Menschenleben trägt.
Wenn man heute fragt, was einen Menschen so groß macht, was ihn über das Tier erhebt und was das Eigenartige im Menschenleben ist, dann ist es das: Gott hat einen Plan mit ihm, ein Ziel und die Würde, die den Menschen ausmacht.
Die notwendige Einsicht und das verschlossene Herz
Doch bevor diese Szene kommt, in der der Vater seinen schmutzigen Sohn in die Arme schließt, muss noch etwas passieren. Der Sohn sagt: „Vater, ich habe gesündigt.“ Das muss gesagt werden, das muss heraus – denn ohne diese Erkenntnis gibt es keine Vaterliebe, ohne sie ist das Verhältnis nicht geklärt.
Der Sohn muss sich still seiner Vergangenheit stellen. Das war der Fehler: „Ich muss zurück.“ Wir legen immer großen Wert darauf, dass uns im Leben einmal bewusst wird, dass wir sagen: „Nie mehr ohne Gott.“ Wir wollen seine Liebe jetzt für uns annehmen. Dafür müssen wir bewusst Ja sagen.
Dann öffnet sich plötzlich das Herz des Vaters ganz, und er nimmt den Sohn in seine Arme. Er unterbricht ihn, noch bevor der Sohn etwas über den Tagelöhner vorschlagen kann. Der Vater sucht doch nur seinen Sohn.
Warum hat Gott uns so lieb? Doch nicht wegen der Arbeitsproduktivität, nicht wegen guter Werke, sondern weil er uns als seine Kinder liebt, als seine Söhne und Töchter. Weil er Gemeinschaft mit uns haben will, weil er mit uns reden will und uns seine Liebe schenken will.
So wenig ich meine Kinder – warum habe ich Kinder? Doch nicht, damit sie Geld für mich verdienen oder für mich arbeiten, sondern damit ich mich mit ihnen freuen kann. So sind sie dafür da, dass Gott sich an ihnen freut, dass sie Gemeinschaft mit ihm haben. Die ganz große Liebe, die sie erleben müssen, die ihr Leben umhüllt und durch alle Traurigkeiten, alle Not und alle schweren Zeiten trägt, die sie erleben können.
„Mein Vater im Himmel hat mich lieb, er lässt mich nicht los, er trägt mich.“ Ich weiß das, weil er mir Vergebung zugesprochen hat, weil er mich angenommen hat und all das Dunkle in meinem Leben ausgestrichen hat. Ich freue mich so.
Woran kann man die Liebe Gottes erkennen? Nur dort, wo meine Schuld ausradiert wird, da erlebe ich Gottes Liebe. Dort sehe ich den lieben Gott in seiner ganzen Güte und seinem Erbarmen.
Aber jetzt muss ich noch über das verschlossene Herz sprechen. Das ist der dritte Punkt. Wir haben von der heißen Sehnsucht gesprochen, die beim verlorenen Sohn aufwacht – die Sehnsucht nach seinem Vater, wohin er heimkehrt. Und von der ganz großen Liebe des Vaters. Jetzt geht es um das verschlossene Herz.
Da ist ja noch ein Bruder im Haus, und es ist gut, auch ihn zu hören. Er war eigentlich immer um den Vater herum und hatte ihn täglich. In diesem Bild malt Jesus die ab, die ständig bei Gott geblieben sind, die äußerlich nie den Weg in die gottlose Welt gegangen sind, sondern ehrenwert und ehrbar für ihren Vater gearbeitet haben. Von ihnen kann man sagen: fromm, aber nicht froh. Fromm, aber nicht froh. Letztlich ist all das, was sie tun, nur eine große Qual.
Ist das bei Ihnen auch so? Sind Sie Christ aus Pflicht, aus Treue, aus Gewohnheit? Das hat uns Jesus so oft gesagt: Lieber ein ganz verlorener Mensch als einer, dessen Herz zubetoniert ist und die Güte und Liebe Gottes nie erfahren kann.
Das merkt man an ein paar kleinen Andeutungen, ob das bei Ihnen so ist, wie der Bruder spricht. Er wendet sich nämlich an den Vater und sagt: „Du, Vater, du hast dem das Kalb gegeben!“ Dabei merkt er gar nicht, dass der Vater dem verlorenen Sohn das Herz gegeben hat. Das war doch eigentlich das Größere.
Was ist schon ein Kalb? Vielleicht zwei- oder dreitausend Mark – ich kenne mich in der Landwirtschaft aus. Der Vater hat ihm doch das Herz zurückgebracht, aber der Bruder sieht das nicht. Er sieht nur die materiellen Güter.
Es gibt auch so viele fromme christliche Leute, die nie das Herz Gottes entdeckt haben. Sie rechnen vor Gott ständig nur mit ihren Verdiensten und Werken und merken nie, dass Gottes Liebe sie überschütten will.
Dann spricht der Bruder weiter in diesem Ton. Er spricht nicht von seinem Bruder, sondern zum Vater: „Per deinem Sohn.“ Es ist ja schließlich dein Sohn. Und dann kann er die moralischen Missstände sehr deutlich aufzeigen: „Der hat ja mit Huren gelebt, dem geht es ja mit Recht so schlecht. Und er hat es ja schlussendlich nicht verdient, ich aber habe es verdient.“
Da ist wieder dieses merkwürdige Rechnen. Der Vater sendet zuerst seine Diener hinaus: „Kommt, holt ihn herein zum Freudenfest!“ Aber der Bruder steht grimmig draußen. Er hat nie erlebt, wie es ist, wenn ein verlorener Mensch heimkehrt und Gottes Liebe entdeckt.
Der Vater geht hinaus und bittet ihn. Man merkt: Der zweite Sohn ist genauso verloren wie der erste. Ganz gleich, wo er lebt – ob er draußen in der Welt sein Leben vergeudet hat oder scheinbar in der Nähe des Vaters blieb und doch nie von Gottes Liebe erwärmt wurde.
Der Vater wirbt um ihn: „Komm doch! Es geht doch um das Eine, dass totes Leben lebendig wird.“ Lebendig kann es nur werden, wenn wir wieder heimkommen in die Liebe des Vaters. Dort beginnt das Leben.
Manche überlegen, wie sich das Leben des verlorenen Sohnes verändert hat. Es verändert sich völlig, wenn wir alles aus Liebe zum Vater tun – von innen heraus, nicht weil wir müssen, sondern weil wir dürfen. Dann hat unser ganzes Leben wieder Sinn.
Jesus hat uns diese Geschichte erzählt, weil er um uns werben will. Jesus hat die Arme weit ausgestreckt und ruft heute genauso hier in unsere Kirche hinein: „Komm! Gottes Liebe soll dir heute geschenkt werden.“ Er will dich in seine Arme nehmen, ein Freudenfest feiern. Du darfst dein Leben heute ganz neu beginnen mit ihm, deinem Vater.
Komm heim! Amen!
Gemeinsames Singen und Gebet zum Abschluss
Ich will dich lieben, meine Stärke, Lied 254. Wir singen die Verse 3 bis 6.
Wir wollen beten.
Herr, du suchst uns auch jetzt, obwohl wir uns verlaufen haben – im Gestrüpp unserer vielen Arbeit und der Aufgaben, die uns ständig in Atem halten. Immer wieder vergessen wir deinen Ruf und bleiben nicht vor dir stehen. Hilf uns, neu zu entdecken, wie du allein unser Leben erfüllt machen kannst.
Vielen Dank, Herr, dass deine Liebe niemanden abschreibt und dass wir auch jetzt mit unserer Schuld und all dem Bösen, das unser Leben zerstört hat, zu dir kommen können. Du willst es einfach auslöschen aufgrund deines Opfers, aufgrund deines Blutes, das für uns vergossen wurde.
Vielen Dank, Herr, dass das wirksam wird und wir fröhlich von hier weggehen können, weil wir wissen: Wir sind aufgehoben in deiner Liebe und Güte. Du gehst mit uns durch all die Aufgaben und Verpflichtungen. Wir dürfen dir all unsere Sorgen, das, was uns bekümmert, und die Not, die uns bedrückt, anvertrauen.
Du gehst uns voran in deiner großen Macht und ebnest uns den Weg. Danke, dass wir deine Kinder sein dürfen, bei dir, dem ewigen Vater.
Wir wollen jetzt auch wieder für unsere Welt beten, in der so viele Menschen am Leben verzweifeln. Gebrauche uns dazu, dass wir dieses Evangelium weitersagen können. Gib uns das richtige Wort, damit Menschen es verstehen. Erbarme dich auch vieler satter Christen. Du kennst unser hartes Herz, wo unser Glaubensleben oft nur Bequemlichkeit, Gewohnheit und Tradition ist.
Lass uns immer wieder von deiner Liebe neu überwältigt und selbst angerührt werden, damit wir deine Liebe weitergeben können – in den vielen menschlichen Nöten, in die du uns gestellt hast.
Vielen Dank, dass du auch unser hartes Herz erweichen willst und uns Tote lebendig machst.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Wir singen noch vom Lied 250, Vers 13:
Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein.
Hinweise und Danksagungen zum Gemeindeleben
Morgen beginnt unser Feier in Waldheim. Wir wollen auch daran denken, in der Fürbitte noch einmal den Helfern zu danken, die das alles ermöglichen. Besonders danken wir für die großzügige Art, in der Sie heute Morgen gleich das Gemeindehaus noch einmal geöffnet haben, weil wir es zum Übertragen brauchten und weil nicht alle hier Platz fanden. Das ist schön, und wir hoffen, dass alles gut geht.
Bei gutem Wetter ist es nicht so schwierig wie bei schlechtem Wetter. Dennoch freuen wir uns, dass Gott auch dafür sorgt.
In den Ferien machen manche Hauskreise eine urlaubsbedingte Pause, aber nicht unser Dienstagabend. Dort führen wir dann ein Bibelgespräch durch, weil immer einige da sind. Es findet jetzt nicht wie im Notizzettel angekündigt in der Kirche statt, sondern drüben im Gemeindehaus. Auch das macht das Waldheim möglich. Wir sind dann irgendwo in einem Raum im Gemeindehaus. Suchen Sie also nicht hier in der Kirche. Es war immer die Frage, wo wir uns ein wenig zusammensetzen können, um möglichst keine Störung zu verursachen.
Am Dienstag im Gemeindehaus trifft sich auch der Jugendbibelkreis. Hinten liegt jetzt der Rundbrief von dem Jugendpastor Cesar Molebazi aus Soweto, wo wir ja patenschaftlich zwei afrikanische Mitarbeiter finanzieren. In diesem Ghetto, wo so viel Hass lebt, wollen wir, dass die Liebe Jesu verkündigt und weitergetragen wird. Der Rundbrief liegt hinten auf der weißen Ablage.
Dann liegen hinten noch diese IDEa-Ausgaben. Das ist immer der Rundbrief der Evangelischen Allianz, den wir hier auslegen. Er erscheint viermal im Jahr. Ich kann Ihnen bei dieser Gelegenheit nur noch einmal empfehlen, ihn zu lesen – besonders für wache Christen, die auch Vorgänge in Kirche und Welt verfolgen wollen.
Die Landeskirche hat ein Wanderbüchlein herausgebracht. Es ist sehr schön und enthält 99 Wandervorschläge, in denen auch Gottesdienste im Grünen eingetragen sind. Es sind sehr schöne mehrstündige Wanderungen in unserem württembergischen Land. Das Büchlein umfasst 215 Seiten und kostet eine Schutzgebühr von 4 Mark. Es ist drüben am Büchertisch erhältlich. Der Erlös ist erbeten für die Diakonie und das diakonische Werk in unserer Kirche.
Bestattet wurde in der vergangenen Woche Doktor Wolfgang Leiner, Diplomingenieur und Technikhistoriker, 65 Jahre, Sonnenbergstraße 72.
Wir sehen jetzt durch einen dunklen Spiegel ein dunkles Bild, aber dann von Angesicht zu Angesicht.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
