Ich möchte Sie heute Abend begrüßen und uns alle unter Gottes Gnade stellen.
Gestern haben wir bereits einiges über ein Standbild gehört. Dabei ging es um vier Reiche und das Königreich, das ewige Königreich Jesu Christi. Außerdem haben wir von vier Tieren gehört, die ebenfalls vier Reiche darstellen – und zwar dieselben Reiche.
In Daniel Kapitel 7 wurde auch schon etwas über das ewige Königreich gesagt. Ich darf kurz wiederholen: In Daniel 7 und auch in Daniel 2 war das erste Reich das Neue Babylonische Reich. Das zweite Reich war das Medopersische Reich. Das dritte Reich war das Makedonische Reich, das zwar nur kurz bestand, aber sehr groß und sehr schnell war.
Das vierte Reich war das Seleukidenreich beziehungsweise das Ptolemäerreich, zusammengenommen also das zweigeteilte Reich in Daniel 2. In Daniel 7 ist es jedoch nur das Seleukidenreich. Dort hatten wir von einem Antiochus gehört, und um ihn geht es heute noch.
Die Vision von Daniel 8 und die Bedeutung der Tiere
In Daniel 8 sind zwei weitere Tiere hinzugekommen. Es ist die Rede von einem Widder und einem Ziegenbock. Dort lesen wir in Daniel 8,20-21: „Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, das sind die Könige von Medien und Persien. Der Ziegenbock, der zottige, ist der König von Griechenland, und das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.“
Worum ging es nun? Wir schauen zurück in Daniel Kapitel 8. Ich werde das nur kurz anreißen und nicht lange darauf eingehen.
In Daniel 8 hat Daniel ein Gesicht gesehen: Ein Widder kämpft gegen einen Ziegenbock. Der Ziegenbock war stärker. In Vers 5 lesen wir: „Da kam ein Ziegenbock von Westen her über die ganze Erde, und er berührte die Erde nicht. Der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen.“ Dieses Horn ist der König von Griechenland.
Wenn Sie hier auf der Folie schauen, sehen Sie in der dritten Spalte Daniel 8. Dort habe ich einen Ziegenbock mit einem Horn notiert. Das entspricht genau dem Dritten Reich, dem Makedonischen Reich.
Wir lesen weiter in Daniel 8,6: „Und er kam zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich auf dem Fluss hatte stehen sehen. Im Zorn seiner Kraft rannte er auf ihn zu. Ich sah ihn neben dem Widder eintreffen, und er ergrimmte gegen ihn. Er stieß den Widder und zerbrach seine beiden Hörner. Im Widder war keine Kraft, vor ihm zu bestehen. Er warf ihn zu Boden, zertrat ihn, und niemand rettete den Widder aus seiner Hand.“
Das war Alexander, wie er die Perser besiegte. Das haben wir in Daniel 8,20 erklärt: Der Widder ist der König von Medien und Persien, und der Ziegenbock ist der König von Griechenland, der erste König.
Die Nachfolger Alexanders und die Herrschaft Antiochus'
In Kapitel 8 wird beschrieben, dass der Ziegenbock überaus groß wurde. Als er stark geworden war, zerbrach das große Horn, das den Tod Alexanders symbolisiert. An seiner Stelle wuchsen vier ansehnliche Hörner, die sich in Richtung der vier Winde des Himmels ausstreckten. Diese Hörner stehen für die Nachfolger Alexanders, die Generäle und Feldherren, die sich um das mächtige Alexanderreich stritten.
Aus einem dieser vier Hörner wuchs ein einzelnes Horn hervor. Dieses einzelne Horn ist das, welches ich gestern gezeigt habe. Es steht für Antiochus aus dem Syrerreich, dem Seleukidenreich. Zunächst war dieses Horn klein, doch es wurde übermäßig groß, besonders gegen Süden, Osten und gegen die Zierde, das heißt gegen Israel.
Es wuchs bis an das Heer des Himmels heran. Ich habe den Text hier auf der Tafel: Es wurde groß bis zum Heer des Himmels und warf von dem Heer und von den Sternen etliche zur Erde nieder und zertrat sie. Das ist der König Antiochus, der immer größer wurde und es wagte, gegen das Heer des Himmels zu kämpfen. Dort stieß er einige vom Heer des Himmels zu Boden.
Dies ist ein typisches Bild für eine bildhafte Vision. Der König wagte es, gegen das Heer des Himmels zu kämpfen. Das Heer des Himmels ist das Heer Gottes, und das Heer Gottes sind die Israeliten. Antiochus zertrat sie sogar bis zu dem Fürsten des Heeres.
Wer ist der Fürst des Heeres Gottes? Gott selbst. Selbst bis zu dem Fürsten des Heeres wurde es groß und tat es. Es nahm ihm das beständige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen.
Die Entweihung des Heiligtums und ihre Folgen
Also beginnt er jetzt sogar, gegen Gott selbst zu kämpfen. Wie kämpft man gegen Gott? Indem man ihm das Opfer wegnimmt. Das heißt, er ging in den Tempel, verunreinigte ihn, stellte dort ein Götzenbild auf und verbot alle Opfer. Damit nahm er Gott das beständige Opfer weg. Das beständige Opfer wurde aufgehoben, und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen.
Er entweihte und verdarb das Heiligtum, den Tempel, und verwandelte ihn in einen Götzentempel. Ein Heer wird hingegeben werden, samt dem beständigen Opfer. Das israelitische Volk ist hier das Heer, das hingegeben wird. Das bedeutet, viele, viele Israeliten starben damals durch Antiochus wegen dieses Frevels. Zusammen mit dem Opfer wurde auch das tägliche Opfer zerstört und durfte nicht mehr dargebracht werden. Das tägliche Opfer, das die Israeliten dem Herrn brachten, wurde wegen des Frevels ganz abgeschafft.
Es wird die Wahrheit zu Boden geworfen. Dieses Horn wird die Wahrheit zu Boden werfen und in seinem Tun Erfolg haben. Tatsächlich, wie ich gestern schon erwähnt habe, verbot Antiochus im Jahr 168 v. Chr. die mosaischen Opfer und Gottesdienste. Er verbot die Sabbatfeier und die Beschneidung. Er befahl heidnische Feierlichkeiten, änderte das Gesetz und verbot das Einhalten der Gebote unter Todesstrafe. Auch den Besitz der mosaischen Bücher untersagte er.
Am 15. Dezember 168 v. Chr. ließ er den verwüstenden Gräuel aufstellen, das war das Götzenbild, die Zeusstatue. Der Brandopferaltar wurde zu einem Zeusaltar umfunktioniert. Er ließ Schweineopfer bringen – ein unreines Tier – und Schweineblut verspritzen. Überall im Land ließ er Zeusaltäre errichten und zwang die Teilnahme am griechischen Zeuskult. Wer nicht teilnahm, wurde getötet. Das war Antiochus – eine furchtbare Zeit für die Israeliten damals.
Die Entweihung des Heiligtums bestand also in zweierlei: Erstens in der Abschaffung des beständigen Opfergottesdienstes und zweitens im Errichten eines verwüstenden Gräuels.
Die prophetische Bedeutung und die Zeitdauer der Drangsal
Warum lesen wir das? Warum ist das wichtig? Wir wollen doch über die Zukunft sprechen.
Das ist deshalb wichtig, weil im Buch Daniel in der Prophetie mehrmals darauf Bezug genommen wird. Auch der Herr Jesus hat auf den verwüstenden Gräuel Bezug genommen. Morgen werden wir noch zu Matthäus 24 kommen. Dafür brauchen wir dieses Wissen. Wir bauen heute also vor für morgen.
In Daniel 8,11 merken wir uns diesen Satz: „Es nahm ihm das beständige Opfer weg.“ Das Horn nimmt Gott das beständige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen.
Übrigens, wenn Sie das Makkabäerbuch kennen – manche Bibeln haben es ja auch drin –, es gehört zwar nicht zur Bibel, aber in der Lutherübersetzung sind die Makkabäerbücher enthalten. Es sind apokryphe Bücher, und dort steht das auch.
In Makkabäer 1,39 heißt es: Das Heiligtum wurde öde wie die Wüste. In Vers 46 wird gesagt: Das Heiligtum und die Heiligen wurden verunreinigt. In Makkabäer 3,45 lag Jerusalem unbewohnt da wie eine Wüste, niemand ging mehr ein und aus von seinen Kindern. Das Heiligtum war zertreten, die Stadt war halb kaputt gemacht, zerstört, die Stadtmauern zerstört, und 80 Israeliten wurden in der Stadt umgebracht.
„Fremdlinge hausten in der Burg, eine Herberge der Heiden war die Stadt geworden.“ Das sind die Dinge, die Antiochus getan hat.
Warum ist das wichtig? Wir hatten in Kapitel 7 von Antiochus gelesen, Kapitel 7, Vers 25, eine Stelle, die irrtümlicherweise oft auf einen Antichristen gedeutet wird. Wir hatten dort gelesen in Daniel 7,25: „Sie werden in seine Hand gegeben für eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ Das sind dreieinhalb Zeiten.
In Kapitel 12 lesen wir das noch einmal. Dort wird die Frage gestellt: Wie lange soll das denn dauern?
In Daniel 12,6 geht es um diese lange Vision von Daniel 11 und 12 über den König des Nordens. Das ist Antiochus. Dort heißt es, dass ein Engel, ein in Linnen gekleideter Mann, der oben über dem Wasser des Stroms war, zu einem anderen Engel sagt: „Wann ist das Ende? Oder bis wann? Wie lange dauert das Ende dieser außergewöhnlichen Ereignisse?“
Ich hörte den in Linnen gekleideten Mann, der oben über dem Wasser des Stromes war. Er erhob seine Rechte und seine Linke zum Himmel und schwor bei dem, der ewig lebt: „Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit.“ Hier haben wir den gleichen Ausdruck wie in Kapitel 7, Vers 25, nämlich dreieinhalb Zeiten.
Wir lesen weiter in Daniel 12, Vers 7: „Und wenn die Zerschlagung der Kraft des heiligen Volkes abgeschlossen sein wird, wird alles vollendet sein.“ Ich hörte das, verstand es aber nicht.
Dann heißt es in Vers 11: „Und von der Zeit an, in der das regelmäßige Opfer abgeschafft wird, um den verwüstenden Gräuel einzusetzen, sind es 1290 Tage.“
1290 Tage sind dreieinhalb Jahre. Die Juden haben die Monate mit 30 Tagen gerechnet. In Wirklichkeit war ein Monat ein Mondmonat mit 29,5 Tagen. Aber der Einfachheit halber rechnete man mit 30 Tagen.
Dann gab es natürlich das Problem, dass das Mondjahr 29,5 mal 12 ergibt, also 354 Tage, während das Sonnenjahr 365 Tage hat. Somit fehlen 11 Tage.
Was haben die Juden dann gemacht? Sie haben einfach alle drei Jahre einen Zusatzmonat eingeschoben, damit es wieder stimmte. Sonst hätten sie einmal das Laubhüttenfest im Winter feiern müssen und das Passafest im Herbst – das funktioniert nicht.
Um das Sonnenjahr und das Mondjahr wieder in Einklang zu bringen, fügte man also ungefähr alle drei Jahre einen Monat hinzu, manchmal sogar alle zwei Jahre, je nachdem wie es passte.
Wichtig ist dieser Ausdruck: Dreieinhalb Zeiten sind 1290 Tage, wenn man 30 Tage als Monat rechnet. Dreieinhalb Jahre sind 42 Monate, und 30 mal 42 ergibt 1260. Dann kommt der Zusatzmonat hinzu, da sind es 1290 Tage.
So haben die Juden gerechnet.
Diese dreieinhalb Jahre werden also schwer sein. Sie begannen etwa Mitte 168 oder im Herbst 168 mit der Zerschlagung der Kraft des heiligen Volkes. Antiochus begann mit seiner Untat. Im Dezember stellte er dann den Gräuel auf. Das ging so weiter bis zum Tod des Antiochus im Frühling 164. Das sind genau dreieinhalb Jahre.
Glücklich ist, wer ausharrend 1335 Tage erreicht. Hier werden noch 45 Tage hinzugefügt. Wer das schafft, hat alles überstanden – die Zeit von Antiochus.
Vielleicht ist nicht klar, was diese zusätzlichen 45 Tage sind. Vielleicht gehen die 1290 Tage bis zur Wiedereinweihung des Tempels und dann die restlichen 45 Tage bis zum Tod des Antiochus. Das weiß man nicht genau, der Text sagt es auch nicht. Das ist auch nicht so wichtig.
Für uns ist wichtig zu wissen, dass sich alle diese Dinge auf Antiochus beziehen und noch nicht auf die Zukunft.
Ich muss heute ein bisschen vorbauen und zeigen, was nicht die Zukunft betrifft, weil viel Verwirrung über diese dreieinhalb Jahre herrscht. Morgen wird das dann klarer werden.
Die Parallelen in Daniel 11 und 12 zu Antiochus
Daniel 12, Vers 11 hatten wir gerade gelesen: „Von der Zeit an, da das beständige Opfer weggenommen wird und der verwüstende Gräuel aufgestellt wird, sind es 1290 Tage.“
Nun vergleichen wir dies mit Daniel 11, Vers 31. Dort ist vom König des Nordens die Rede. Im Detail wird beschrieben, welche Untaten er begangen hat. Es heißt über diesen Antiochus, König des Nordens, dass Streitkräfte von ihm erstehen werden, also Soldaten. Diese werden das Heiligtum, die Burgfeste, entweihen, das beständige Opfer wegnehmen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.
Alle diese Begriffe – das beständige Opfer wegnehmen und den verwüstenden Gräuel aufstellen – beziehen sich auf Antiochus. Deshalb beziehen sich Kapitel 8, 11 und 12 alle auf ihn.
In Kapitel 8 lesen wir noch einmal, Vers 11: „Zum Fürsten des Heeres“, also zu Gott, „hat er sich erhoben, und dieses Horn nahm ihm das beständige Opfer weg.“ Vers 12 sagt weiter: „Und das Heer“, das sind die Heiligen, die Israeliten, „die gekämpft haben, wird hingegeben werden samt dem beständigen Opfer.“
Diese Begriffe tauchen immer wieder auf. Es geht stets um Antiochus und niemand anderen.
Manche sagen: „Aber das heißt doch, hier spricht Daniel von der Zeit des Endes.“ Ja, das stimmt. Es spricht von der Zeit des Endes, denn die Zeit von Antiochus war die Zeit des Endes.
In Kapitel 8, Vers 19 heißt es: „Das Gesicht bezieht sich auf die Zeit des Endes.“ Wer sich dafür interessiert, kann das überprüfen. Und was ist die Zeit des Endes? Es ist die Zeit von Antiochus.
Im ganzen Kapitel 8 wird alles von Antiochus beschrieben. Der Engel, der Daniel den Traum erklärt, nennt diese Zeit die Zeit des Endes. Vers 19 sagt noch einmal: „Was in den letzten Zeiten des Zornes geschehen wird, denn es bezieht sich auf die festgesetzte Zeit des Endes.“
Die Endzeit bei Daniel ist also das Ende des Seleukidischen Reiches. Gegen Ende dieses Reiches, nach Antiochus, folgte nur noch ein Verfall. Ab Antiochus ging es mit dem Seleukidischen Reich stark bergab, bis die Römer kamen und das Reich endgültig endete.
Das Gleiche gilt für Kapitel 10, Vers 14. Dort spricht der Engel die ganze Zeit vom König des Nordens und vom König des Südens. Er sagt: „Das Gesicht bezieht sich auf die Zeit gegen Ende der Tage.“
Ich lese aus Daniel 10, Vers 14: „Ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volk widerfahren wird gegen Ende der Tage.“ Das Gesicht bezieht sich also auf diese Tage. Das Ende der Tage ist hier ebenfalls die Zeit von Antiochus.
Die siebzig Jahre Gefangenschaft und Daniels Gebet
Das ist für uns manchmal verwirrend, weil wir denken, die Endzeit sei heute. Nein, im Buch Daniel ist damit eine Zeit gemeint, die weit, weit in der Zukunft von Daniel liegt. Das sind über 400 Jahre oder etwa 370 Jahre nach Daniels Zeit.
Lesen wir Daniel 9: Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Ahasverus vom Geschlecht der Meder, der über das Reich der Chaldäer König geworden war, im ersten Jahr seiner Königsherrschaft, achtete ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, die über das Wort des Herrn zum Propheten Jeremia vergangen waren. Dieses Wort besagte, dass siebzig Jahre über den Trümmern Jerusalems vergehen sollten – siebzig Jahre Gefangenschaft, siebzig Jahre babylonische Fremdherrschaft.
Daniel hat studiert. Es war das Jahr 538 oder 539 v. Chr. Er hat den Propheten Jeremia gelesen, also Bibelstudium betrieben. Dabei stieß er auf die Stelle in Jeremia 25, Vers 11. Diese Stelle habe ich aufgeschlagen und auf die Folie gebracht: Jeremia 25,11-12. Dort steht, dass das ganze Land zur Einöde und Wüste werden wird, wie Jeremia vorausgesagt hatte. Diese Völker würden dem König von Babel siebzig Jahre dienen.
Mit diesen Völkern sind das israelitische Volk und alle Stämme gemeint. Manchmal werden die Stämme auch Völker genannt, manchmal auch die umliegenden Völker von Israel. Alle diese Völker werden dem König von Babel siebzig Jahre dienen. Und es wird geschehen, wenn diese siebzig Jahre voll sind, dass Gott an dem König von Babel und an jedem Volk ihre Schuld heimsuchen wird, ebenso am Land der Chaldäer.
Das heißt, hier liest Daniel von einer Verheißung, dass Gott die Babylonier richten wird und danach alles besser wird. Er hat weiter im Buch Jeremia gelesen, nämlich in Jeremia 29, Vers 10-14. Dort steht: Sobald die siebzig Jahre für Babel voll sind, „werde ich mich eurer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch denke“, sagt Yahweh, „Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren.“
Weiter heißt es: „Ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören. Ihr werdet mich suchen und finden, und ihr werdet nach mir fragen mit eurem ganzen Herzen. Ich werde mich von euch finden lassen“, sagt Yahweh. „Ich werde eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch vertrieben habe“, sagt Yahweh. „Ich werde euch an den Ort zurückbringen, von dem ich euch weggeführt habe.“
Gott hat den Israeliten also versprochen, sie aus dem gesamten babylonischen Vielvölkerstaat zurückzuführen. Und es geschah tatsächlich so. Die Israeliten demütigten sich, und Daniel betete ein herzzerbrechendes Gebet, das wir in Daniel 9 lesen. Der Herr erbarmte sich und führte die Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft zurück.
Das ist das, was wir in Daniel 9 lesen. Daniel betete zu dem Herrn und flehte. Wir lesen das jetzt nicht im Detail, aber ich habe gestern versprochen, dass wir uns die letzten vier Verse in Daniel anschauen werden.
Die siebzig Wochen und ihre Bedeutung
Daniel Kapitel 9, Vers 24 – oder wir lesen auch Vers 23 – dort sagt der Engel zu Daniel: Engel Gabriel spricht zu Daniel: „Am Anfang deines Flehens ist ein Wort ergangen, und ich bin gekommen, um es dir mitzuteilen, denn du bist ein Vielgeliebter. So achte nun auf das Wort und verstehe die Erscheinung.“
Jetzt, wenn Sie wollen, können Sie in der Bibel mitlesen, oder auch auf der Folie, oder beides. Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt, um die Abtrünnigkeit zu verschließen und die Sünde zu versiegeln. Das heißt, die Sünde soll zum Abschluss gebracht werden, die Schuld gesühnt und ewige Gerechtigkeit gebracht werden. Außerdem sollen Gesicht und Prophet versiegelt und ein Allerheiligstes gesalbt werden.
Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu dem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Danach werden 62 Wochen lang Platz und Graben wiederhergestellt und gebaut – und zwar in bedrängnisreichen Zeiten.
Im weiteren Text spricht der Engel dann vom Ausrotten eines Gesalbten und erwähnt eine letzte Woche. Ich komme gleich noch einmal auf den Text zurück, möchte aber hier erst ein wenig verweilen.
In Vers 24 haben wir gelesen, dass siebzig Wochen bestimmt sind über das Volk Israel. Daniel dachte zunächst, die siebzig Jahre Strafe seien doch jetzt genug, und der Herr werde seine Verheißung erfüllen und sie zurückbringen. Doch er erhält die Botschaft nicht von siebzig Jahren, sondern von siebenmal siebzig.
Deshalb sind es 70 Jahrewochen oder 70 Siebener-Einheiten. Später werden wir sehen, dass es sich um Jahre handeln muss, denn die letzte Woche dauert zweimal dreieinhalb Zeiten. Die dreieinhalb Zeiten, von denen wir schon gehört haben, sind Jahre. Zweimal dreieinhalb Jahre ergeben sieben Jahre.
Wenn also sieben Jahre eine Woche sind, dann geht es hier um Jahrwochen. Sieben Einheiten von Jahren, also sieben Wochen, sind ungefähr 49 Jahre. 62 Wochen entsprechen ungefähr 434 Jahren, und eine Woche entspricht ungefähr sieben Jahren.
Ich sage bewusst „ungefähr“, denn hier geht es nicht um exaktes Rechnen. Allein die Zahl 70 mal 7 soll zum Aufbrechen anregen. Wie oft soll man vergeben? Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. Das ist eine Zahl, die eine sehr große Menge ausdrückt.
Die babylonische Gefangenschaft dauerte fast siebzig Jahre, aber nicht ganz so exakt. Es wird hier bewusst die Zahl siebzig verwendet, weil sie eine Vollendungszahl ist. Ich habe gestern schon gesagt, dass die babylonische Gefangenschaft nicht genau siebzig Jahre dauerte, sondern etwa sechzig bis siebenundsechzig Jahre – vom Jahr 605 bis zum Jahr 539.
Rechnet man das nach, kommt man auf 66 oder 67 Jahre. Wenn der Engel nun sagt, nicht siebzig Jahre, sondern siebenmal so lange, dann verwendet er den Ausdruck „siebzig Wochen“. Wir werden nicht exakt rechnen, aber das Verhältnis muss ungefähr stimmen.
Das heißt, wir werden uns jetzt diese 70 Wochen ansehen müssen. Und was wird dann geschehen? Wenn die 70 Wochen verstrichen sind, werden sechs Dinge verheißt:
Erstens: Der Frevel soll verschlossen werden, das heißt, der Frevel soll aufhören. Zweitens: Die Sünde soll versiegelt werden, also mit dem Abfall soll es ein Ende haben. Drittens: Die Schuld Israels soll gesühnt werden. Viertens: Eine ewige Gerechtigkeit soll eingeführt werden – das bedeutet, das Volk soll eine ewige Gerechtigkeit erhalten.
Fünftens: Die Propheten sollen versiegelt werden. Das heißt, die Propheten sind abgeschlossen, es gibt dann keine Weissagung mehr, weil alles erfüllt ist. Die Prophetie wird erfüllt sein.
Sechstens: Ein Allerheiligstes soll gesalbt werden. Das ist das Letzte, was gesagt wird.
Die Israeliten, die die Propheten kannten, dachten sofort: „Ah, das wird die schöne Zeit sein, von der Hesekiel, Jeremia und Jesaja schon vorausgesagt haben.“ Es wird eine Zeit kommen, in der der zweite David kommt, der neue Bund, das ewige Land, der ewige König und das ewige Heiligtum. Der Geist Gottes wird ausgegossen, alles wird fruchtbar und herrlich – und das wird ewig bleiben.
Die Zeit des Messias sollte eine wunderbare Zeit werden. Die Zeit des Messias kommt also nach den siebzig Wochen.
Aber der Engel sagt nicht, dass die messianische Zeit exakt mit dem letzten Tag der siebzigsten Woche beginnt. Nein, so ist das in der biblischen Prophetie nicht.
Wir haben gestern schon gesehen, dass biblische Prophetie Ereignisse beschreibt, die wie Berge in der Ferne erscheinen. Wenn man von Zürich aus in die Schweizer Berge schaut, sieht man einen Block von Bergen, die zusammengehören scheinen. Wenn man näher hinkommt, merkt man, dass es Täler dazwischen gibt.
So ist es auch hier: Nach den 70 Wochen kommt nicht sofort der Messias. Wir müssen hier noch ein Fragezeichen setzen, was genau nach den 70 Wochen geschieht.
Deshalb habe ich den Pfeil hier etwas zurückgeschoben, denn es ist nicht klar aus der Prophetie, ob der Messias genau am letzten Tag der siebzigsten Woche kommt oder ob es noch etwas länger dauert.
Die drei Abschnitte der siebzig Wochen
Nun schauen wir uns diese drei Abschnitte etwas genauer an. Es geht hier um drei Abschnitte, und wenn wir den Text lesen, merken wir Folgendes: Der erste Abschnitt umfasst sieben Wochen. Im Text, in Vers 25, heißt es, von dem Zeitpunkt des Ausgehens des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Das ist der erste Abschnitt.
Dann steht bei mir hier ein Punkt, ich weiß nicht, was bei Ihnen steht – ein Strichpunkt oder ein Punkt. Es sollte jedenfalls ein Satzzeichen stehen. Danach folgt ein neuer Satz: „Und 62 Wochen werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein, und zwar in der Bedrängnis der Zeiten. Und nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden, und es wird ihm keiner sein“, was auch immer das heißt. „Und das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und sein Ende ist in der Überflutung, und bis zum Ende ist Krieg. Und fest beschlossen sind Verwüstungen. Und stark machen wird er einen Bund für die vielen eine Woche lang, und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen, und auf dem Flügel der Gräuel wird Verwüstung sein, bis festbeschlossene Vernichtung über den Verwüster ausgegossen wird.“
Ich nehme an, Sie kennen diese Stelle. Sie wird sehr oft zitiert, wenn es um das Thema Endzeit geht. Deshalb musste ich hier noch einmal darauf zurückkommen. Seien Sie bitte geduldig mit mir diese Woche.
Wir müssen uns jetzt kurz mit diesen sieben Wochen, beziehungsweise den siebzig Wochen befassen. Was ist damit gemeint? Die erste Frage ist: Wann beginnt das? Wann wird losgezählt?
Wir haben schon eine große Hilfe. Wir haben festgestellt, dass es drei Abschnitte gibt: einen relativ kurzen, einen relativ langen und einen ganz kurzen. Der letzte ist eine Woche, das sind sieben Jahre. Ich denke, da brauchen wir nicht herumzudiskutieren, das ist ziemlich genau. Da müssen wir nichts rechnen, das ist ziemlich sicher: Eine Woche sind sieben Jahre.
Die erste Zeit ist relativ kurz. In der ersten Zeit, diesen sieben Wochen, wird nichts gebaut. Es ist keine Rede davon, dass irgendetwas gebaut wird, Jerusalem wird noch nicht gebaut.
Aber ab wann wird Jerusalem gebaut? Wir müssen nur in den Text schauen. Nach den sieben Wochen heißt es: Von der Zeit, wo das Wort ausgeht, Jerusalem zu bauen, bis zu einem Gesalbten sind es sieben Wochen. Aber es wird in diesen ersten sieben Wochen noch nicht gebaut. Es ist nur von der Zeit die Rede, in der das Wort ausgeht, Jerusalem wiederherzustellen.
Das heißt, es gibt noch eine Wartezeit, bis zu dem Zeitpunkt, an dem man endlich bauen kann. Gebaut wird in den 62 Wochen, die danach kommen, also in der langen Zeit. Der zweite Abschnitt ist der Bauabschnitt. Dort wird lange Zeit gebaut.
Wie lange wird gebaut? Etwa 400 Jahre, also 62 Wochen. Aber wir haben gesagt, wir wollen nicht haargenau rechnen. Wir wissen nur, dass eine sehr, sehr lange Zeit gebaut wird. Damit können wir wirklich rechnen: Es ist eine sehr lange Zeit, länger als ein Menschenleben.
Dann kommt eine Katastrophenwoche, eine kurze Woche, eine furchtbare Woche.
Nun müssen wir überlegen: Wenn ein Wort ausgeht, Jerusalem wiederherzustellen, wann fängt das an? Das Wort, das ausgeht, um Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen.
Aber es wird nicht gebaut, es wird noch gewartet, bis man endlich beginnen darf zu bauen. Das kann nicht der Befehl des Kyrus sein im Jahr 538, denn als der Befehl des Kyrus ausging, Jerusalem wieder zu bauen, hat man sofort begonnen zu bauen.
Der Baubeginn der Stadt war im Jahr 538, als Serubbabel und Joshua mit dem Volk zurückkehrten. Dann haben sie begonnen zu bauen – zuerst den Tempel, aber nicht nur den Tempel. Irgendwo mussten sie ja auch wohnen, und es waren dort schon viele Häuser in Jerusalem, die man einfach gebaut hat, um dann den Tempel richtig zu bauen.
Der Tempelbau zog sich dahin. Die Samariter kamen und störten, aber schließlich wurde der Tempel nach zwanzig Jahren fertig, im Jahr 515 v. Chr.
Dann wurde weiter gebaut und gebaut, aber es zog sich hin, es waren bedrängnisreiche Zeiten. Nehemia kam im Jahr 444 und vollendete endlich die Mauer – nach hundert Jahren.
Dann ging es weiter, aber es wurde immer gebaut. 62 Wochen, also etwa 400 Jahre, wird gebaut, so steht es im Text. Stadt und Graben und alles werden wiederhergestellt, eine lange, lange Zeit.
Jetzt ist die Frage: Wann ging das Wort aus, Jerusalem wiederzubauen? Das war übrigens nicht der Befehl eines Königs.
Wenn bei Ihnen in der Bibel „Befehl“ steht, dürfen Sie das getrost ausbessern. In der Bibel steht hier „Wort“, nicht „Befehl“. Von dem Ausgehen des Wortes, Jerusalem zu bauen, nicht des Befehls. Es ist nicht die Rede von einem Befehl, sondern vom Wort, Jerusalem zu bauen.
Nun gehen wir mal zurück. Daniel hat Jeremia gelesen, und er hat Kapitel 25 gelesen, und Kapitel 29. Sicherlich auch Kapitel 30, 31, 32, 33 und 34. Ganz sicher hat er diese Kapitel auch gelesen.
Wenn wir diese Kapitel lesen würden, wenn wir jetzt viel Zeit hätten und alle Kapitel durchgehen würden, dann hätten wir keine Fragen mehr. Dort wird oft gesagt, dass Gott sagt, Jerusalem soll wieder gebaut werden, es soll wiederhergestellt werden.
Zum Beispiel in Jesaja 30, Vers 18 bis 22: „So spricht Jahwe: Siehe, ich will die Gefangenschaft der Zelte Jakobs wenden und mich über seine Wohnungen erbarmen. Und die Stadt wird auf ihrem Hügel wieder erbaut und der Palast nach seiner Weise bewohnt werden, und es wird schön werden. Sie werden Lob singen usw.“
Ich lese jetzt nicht alles vor, aber dort steht: „Ihr werdet mein Volk sein und ich werde euer Gott sein.“ Gott hat ihnen die Verheißung vor Augen geführt: Jerusalem wird wieder gebaut werden.
Von dem Ausgehen des Wortes, Jerusalem wieder zu bauen und wiederherzustellen, vergehen sieben Wochen, das heißt ungefähr fünfzig Jahre oder 49 Jahre.
Nun wissen wir nicht haargenau, das heißt, wir wissen zwar, wann die Prophezeiung von Jeremia 30 gegeben wurde, aber wir wissen nicht, auf welche Prophezeiung hier aufgebaut wird. Ist es die von Kapitel 30 oder die von Kapitel 34 und 33?
Es gibt hier eine ganze Reihe von Stellen. Ich habe sie Ihnen hier gegeben: In Jeremia 29, Vers 10 bis 14 haben wir gelesen, Jeremia 30, Vers 3 zum Beispiel, auch Vers 8 bis 11. Dort ist immer die Rede davon, dass Gott sagt, Jerusalem soll wieder aufgebaut werden.
Jeremia 30, Vers 3: „Ich bringe sie in das Land zurück, das ich ihren Vätern gegeben habe, damit sie es in Besitz nehmen.“
Im Zusammenhang damit dann Vers 8: „An jenem Tag wird es geschehen, spricht der Herr, da zerbreche ich sein Joch von deinem Hals und zerreiße deine Stricke, und deine Fremden sollen ihm nicht mehr dienstbar machen, sondern sie werden dem Herrn, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecke. Fürchte dich nicht.“
Vers 10 in der Mitte: „Jakob wird zurückkehren und Ruhe haben, und er wird sicher sein, und niemand wird ihn aufschrecken, denn ich bin mit dir, spricht der Herr, um dich zu retten.“
Und dann Vers 18: „Die Stadt wird auf ihrem Hügel wieder erbaut werden.“
Dann Vers 22: „Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein.“
Kapitel 31, Vers 3: „Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir meine Güte bewahrt. Ich will dich wieder bauen, und du wirst gebaut werden.“ Wer ist „du“? Das Volk mit allem, was dazugehört.
Wenn der Herr sagt, dass er die Israeliten bauen wird, ist natürlich eingeschlossen, dass sie irgendwo wohnen, dass er Zion wieder pflanzen wird.
Er sagt es dann auch, Vers 6: „Es wird einen Tag geben, an dem die Wächter auf dem Gebirge Ephraim rufen: Macht euch auf und lasst uns nach Zion hinaufziehen, zum Herrn, unserem Gott.“ Zion ist die Stadt. Also wird die Stadt wieder gebaut.
Und so geht es weiter: In Vers 31 bis 40 haben wir noch einmal diese berühmte Stelle über den neuen Bund. Dann sagt er im Zusammenhang damit in Vers 38: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da diese Stadt für den Herrn wieder gebaut werden wird, vom Turm Hanael bis zum Ektor, und die Mauer wird weiter fortlaufen, geradeaus.“
Vers 40 am Ende: „Die Stadt soll nicht mehr niedergerissen noch zerstört werden in Ewigkeit.“
Gott stellt hier in Aussicht, dass die Stadt so gebaut wird, dass sie nie mehr zerstört wird. Ist das nicht das, was in Daniel 9, Vers 24 steht? Nach den siebzig Wochen wird es so weit sein, dass wir eine ewige Gerechtigkeit haben, und ein Heiligtum, ein Allerheiligstes, wird gesalbt werden, die Sünde wird gesühnt, die Prophetie wird erfüllt, alles ist vollkommen. Da kommt das messianische Königreich.
Das heißt, wir haben wohl ab der Zeit von Jeremia zu rechnen.
Ich habe jetzt das Datum 587 v. Chr. hingeschrieben. Ich könnte auch ein anderes Datum hinschreiben, aber die Prophezeiungen in Jeremia 30 wurden tatsächlich im Jahr 587 gegeben, im Jahr der Zerstörung der Stadt.
Wenn wir jetzt rechnen würden, etwa 50 Jahre, dann kommen wir genau dorthin, wo im Moment sieben Wochen gewartet werden von der Prophezeiung des Jeremia bis zu dem Befehl, zurückzukehren, und da wurde angefangen zu bauen.
Das heißt, der erste Abschnitt ist voller Hoffnung: sieben Wochen, da wird gewartet. Jetzt kommt bald die Zeit, wo die Stadt gebaut werden wird. Das ist eine ganz positive Zeit, und sie endet mit noch etwas Positivem. Sie endet mit einem Gesalbten.
Da steht: „Sieben Wochen bis zu einem Gesalbten.“ Gehen wir wieder zurück zu Daniel.
Daniel 9, Vers 25: „Von dieser Zeit an bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen.“
Man hat schon riesengroße Erwartungen. Dann kommt ein Gesalbter, ein Fürst, und unter dessen Anleitung werden wir dann sein, und es wird gebaut werden.
Die Frage ist: Wer ist der Gesalbte, der Fürst?
Nun, es gibt nur zwei Möglichkeiten: Ein Gesalbter ist entweder ein König oder ein hoher Priester.
Im Alten Testament waren das die, die regelmäßig gesalbt wurden. Vor allem der Hohepriester wurde ganz sicher immer gesalbt. Bei den Königen weiß ich nicht, ob sie immer wirklich gesalbt wurden, aber es gibt Könige, die gesalbt wurden.
Also entweder ein König oder ein Hoherpriester.
Wenn hier aber steht: „Ein Gesalbter und ein Fürst“, also ein Gesalbter, Komma, ein Fürst, dann wird betont, dass es ein Besonderer ist. Er ist ein Gesalbter und er ist ein Fürst.
Es wäre eigenartig, wenn er sagen würde, das ist ein König und er ist ein König – das muss er nicht sagen.
Aber wenn er ein Priester ist, ein Gesalbter, ein Hoherpriester, also ein Priester und ein Fürst, dann ist er etwas Besonderes.
Jetzt müssen wir überlegen: Wer könnte gemeint sein? Wir suchen einen Gesalbten, der ein Priester und ein Fürst ist, zur Zeit um das Jahr 538, irgendwann plus minus.
Wüssten Sie jemanden? Joshua! Der Hohepriester Joshua war der Führer zusammen mit Serubbabel, der das Volk zurückgeführt hat.
Unter der Anleitung von Serubbabel und Joshua haben sie begonnen zu bauen. Gerade mit diesem Hohenpriester beginnt alles.
Die Hoffnungen sind aufs Höchste gespannt. Jetzt beginnt etwas Neues, und unter der Anleitung des Hohenpriesters Joshua wird gebaut.
62 Wochen, eine lange, lange Zeit, und es wird eine bedrängnisreiche Zeit, eine schwere Zeit. Da wird viel Feindschaft sein.
Wenn wir die Geschichte Israels ein wenig kennen, wissen wir, was in diesen Jahren geschah.
Das war die Zeit der Perser zuerst. Die Anfechtungen kamen nicht von den Persern, sondern von den Samaritern und anderen Völkern. Das Volk wurde immer wieder gehindert.
Das ging bis in die Zeit Esras hinein. Hundert Jahre später kam Esra, 80 Jahre später Nehemia, 444 Jahre später Nehemia. Aber es war nie ganz fertig. Es ging weiter, und es gab Kämpfe.
Dann kam Alexander der Große. Er hat Jerusalem eigentlich nicht wehgetan, aber danach begannen die Kämpfe.
Dann waren die Könige des Nordens und die Könige des Südens. Israel lag genau an der Wasserscheide zwischen dem Reich des Königs des Nordens und dem Reich des Königs des Südens und wurde hin und her gerissen.
Israel war lange Zeit unter ägyptischer ptolemäischer Herrschaft und dann unter syrischer Seleukidenherrschaft. Dort ging es ihnen sehr schlecht.
Es gab verschiedene Seleukidenherrscher, das dauerte zweihundert Jahre, bis dann dieser eine Antiochus kam, der furchtbare, bis die Krisenzeit begann.
Wir haben also den zweiten Abschnitt, der mit dem Hohenpriester Joshua beginnt.
In Sacharja 6, Vers 11 wird ihm eine Krone aufgesetzt. Er nimmt die Krone und setzt sie auf den Hohenpriester – ein Priesterkönig, so wie der Messias eines Tages sein sollte.
Dann geht es weiter.
Was sagt der Text?
Der Text sagt: Nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden, und es wird keinen haben, oder es wird ihm keiner sein.
Das Volk wird keinen mehr haben, heißt es.
Was ist hier geschehen? Es kommt eine Zeit für das Volk Israel, in der ihnen ein Gesalbter getötet wird, und dann haben sie keinen Gesalbten mehr.
Das kann sich nicht auf den Herrn Jesus beziehen, obwohl das in der Tradition oft so gedeutet wurde.
Als der Herr Jesus getötet wurde, hatte das Volk schon einen Gesalbten. „Ho, da hat er seinen ewigen Hohenpriester!“
Nein. Als dieser Gesalbte getötet wurde, hatte das Volk keinen Hohenpriester, und die Stadt wurde zerstört, steht auch da, und der Tempel verdorben.
Das heißt, hier wird gesagt: Das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.
Alles am Ende dieser 62 Wochen.
Wer kam und hat die Stadt zerstört, die Schattenmauer kaputt gemacht? Wer kam und hat den Tempel verdorben, verwüstet – heißt es –, nicht ganz zerstört, sondern verwüstet?
Wer war das? Von wem ist hier die Rede? Antiochus.
Im Jahr 171 ermordete er den Hohenpriester Onias III., einen heiligen, frommen Mann.
Das heißt, er hat ihn zuerst abgesetzt und dann ermorden lassen.
Dann begann die Krise: Zuerst dreieinhalb Jahre, dann der Höhepunkt, und dann noch einmal dreieinhalb Jahre. Die zweiten dreieinhalb Jahre waren schlimmer als die ersten.
Nach 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet, und für das Volk wird keiner sein.
Das Hebräische ist hier ein bisschen kompliziert und schwierig. „Für es wird keiner sein“ heißt, für „es“ muss man das Subjekt suchen. Wer ist gemeint? Wohl das Volk, von dem vorher in Vers 24 gesprochen wurde.
„Für es“, für das Volk, wird keiner sein, kein Gesalbter mehr.
Das heißt, das Volk wird keinen Gesalbten mehr haben.
Und genau so kam es.
In diesen sieben Jahren hatte das Volk keinen Gesalbten, keinen Hohenpriester.
Der erste Hohepriester, den Antiochus einsetzte, war ein Böser. Den ließ er nur ein paar Wochen im Amt, dann nahm er einen anderen, der überhaupt kein Priester war, ein gewisser Menelaus, wenn ich mich recht erinnere.
Jedenfalls war kein anerkannter, kein legitimierter Hoherpriester für das Volk da.
Nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet, und für das Volk wird keiner sein.
Was die Stadt und das Heiligtum betrifft: Verderben wird sie das Volk des Fürsten.
„Verderben“ steht hier, nicht „total zerstören“. Es gibt ein anderes Wort im Hebräischen. Das Wort hier heißt „verderben“, also zum Teil kaputt machen oder den Tempel verwüsten, öde machen.
Im Makkabäerbuch können Sie das alles nachlesen, auch bei Josephus Flavius in der jüdischen Geschichte.
Die Stadt wird verwüstet und verderbt vom Volk des Fürsten, der kommt.
Sein Ende, das Ende dieses Fürsten, ist in einer Überflutung. Das ist ein Bildwort für den Tod, den er bekommen wird.
Und bis zum Ende der siebzig Wochen, also bis zum Ende, ist Krieg.
Und fest beschlossen sind Verwüstungen.
Das heißt, der Krieg geht weiter, die ganzen sieben Jahre bis zum Ende der siebzig Wochen.
Und das war so.
Die ganze Zeit war Krieg, es war schrecklich.
Die Makkabäer haben sich zusammengetan, fromme Juden, und den Widerstand organisiert.
Im Makkabäerbuch kann man darüber lesen.
Der Herr hat sich zu ihnen gestellt, und am Ende dieser sieben Jahre konnte der Tempel wieder eingeweiht werden.
Aber was lesen wir in Vers 27?
„Und stark machen wird er einen Bund den vielen eine Woche lang.“
Es geht immer noch um den Fürsten, dessen Soldaten gekommen sind und die Stadt verwüstet und den Tempel verwüstet haben.
Stark machen wird er, dieser Fürst, einen Bund mit den Vielen eine Woche lang.
Das heißt, für eine Woche lang, für sieben Jahre, wird er kommen und mit der Masse des jüdischen Volkes einen Bund schließen.
Sie brauchen nur die Geschichte zu lesen.
Sie können Josephus Flavius lesen oder das Makkabäerbuch.
Dort steht es.
Antiochus hat mit den Juden versprochen: Wenn ihr mit mir macht, wenn ihr mir willig seid, werde ich euch reichlich belohnen.
Er hat einigen Ländereien versprochen, er hat ihnen alles Mögliche versprochen.
Wenn ihr willig seid, bin ich friedlich mit euch, dann wird alles gut gehen.
Ich will nur die griechische Religion einführen bei euch.
Wenn nicht, dann geht es euch schlecht.
Das ist der Bund.
Viele sind abgefallen von den Juden in dieser Zeit und sind zum Griechentum übergetreten – eine traurige Sache in der Geschichte Israels.
Und in der Hälfte der Woche, also in der zweiten Hälfte, wird er Opfer und Gabe zum Aufhören bringen.
Das ist tatsächlich so: Am 15. Dezember des letzten Monats, also am 15. Dezember im Jahr 168 v. Chr., hat er verboten, jegliches Schlachtopfer und jegliches Speisopfer.
Er hat es veranlasst, dass es zum Aufhören gebracht wird.
Und auf den Flügeln der Gräuel wird er verwüsten, oder wird ein Verwüster sein, und zwar bis die vollendete und fest beschlossene Vernichtung über den Verwüster ausgegossen wird.
Was hat Antiochus alles gemacht?
Er hat den Gesalbten ausgerottet, Vers 26.
Das Volk von ihm, die Soldaten, haben die Stadt und das Heiligtum verdorben.
Am Ende wird dieser Fürst sterben, das wird hier vorausgesagt.
Sein Ende ist in der Überflutung.
Bis zu seinem Tod wird Krieg herrschen und Verwüstungen.
Gott hat es so beschlossen, das steht in Vers 26.
Vers 27 gibt weitere Details.
Jener Fürst macht mit der Masse des jüdischen Volkes einen Bund eine Woche lang.
Eine halbe Woche lang verbietet er die Opferdarbringungen – die zweite Hälfte dieser Woche, also dreieinhalb Jahre.
1290 Tage lässt er das regelmäßige Opfer aufhören und richtet dann noch einen Groll der Verwüstung an, in diesen letzten 1290 Tagen.
Auf Gräuelflügeln steht ein Verwüster.
Ein Götze auf Gräuelflügeln.
Geschwister, der Zeus hatte einen Vogel, den er immer mit sich führte.
Wenn Zeus auf Statuen abgebildet wird, hat er den Adler mit sich.
Im Internet kann man es finden, es gibt genügend Zeus-Statuen, auf denen Zeus auf den ausgebreiteten Flügeln des Adlers steht.
So steht hier der Götze auf den Gräuelflügeln, mitten im Tempel.
Also auf dem Brandopferaltar mitten im Vorhof.
Der Tempel wird verwüstet durch diese Gräuelflügel und durch diese Statue auf dem Altar.
Und die fest beschlossene Vernichtung wird sich über den Verwüster, den Fürsten, ergiessen.
Wenn ich zusammenfassen darf:
70 Wochen.
Die erste Zeit waren etwa fünfzig Jahre. Das ist schwer zu sagen, denn wir wissen nicht haargenau, ab wann gerechnet wird.
Es können auch sechzig oder siebzig Jahre sein, oder weniger.
Jedenfalls von der Zeit Jeremias, als die Verheißung erging, bis zu dem Gesalbten, Joshua, dem Hohenpriester, ist die erste Zeit. Das ist die Zeit vor dem Bauen.
Dann haben wir 62 Wochen, das ist die Zeit des Bauens.
Das ist eine lange Zeit. Wir können nicht haargenau in Jahren rechnen, denn es waren nicht genau 430 Jahre, sondern eher 370 oder so.
Das ist eigentlich zu kurz gegriffen.
Aber bitte bedenken wir: Es ist nicht der Sinn der Prophetie, hier arithmetisch, mathematisch zu rechnen – 70 mal 7.
Allein schon diese Zahl sollte uns stutzig machen.
Es wird damit einfach eine sehr lange Zeit ausgedrückt.
Aber bitte bleiben wir im Verhältnis.
Wir rechnen mit ungefähren Daten.
Dann kommt diese eine Woche, die Schreckenswoche.
Danach wird endlich die Zeit reif sein, dass der Messias kommen kann und sein Königreich aufrichten kann.
Es wird herrlich werden für Israel.
Wie es dann tatsächlich kam, dass dieser König nur in Bethlehem erschien und sein Reich zuerst im Kleinen und in einer unsichtbaren Phase errichtet wurde – das ist ein anderes Kapitel der Geschichte.
Ich habe das bewusst so gemacht, weil ich weiß, dass es hier ganz verschiedene Deutungen gibt.
Ich habe acht verschiedene Deutungen.
Wenn wir Zeit hätten, könnten wir sie alle besprechen.
Jede hat ihre Haken und Mängel.
Dazu haben wir jetzt aber keine Zeit.
Wichtig für uns ist, dass wir uns diese siebzigste Woche vor Augen führen: dreieinhalb plus dreieinhalb Jahre.
Diese Zeit geht von 171 v. Chr. bis ins Frühjahr 164, als Antiochus starb.
Er starb an einer Krankheit und halb im Wahnsinn.
Hier noch einmal die Ermordung des Hohenpriesters Onias am Anfang der siebzigsten Woche.
Dann, irgendwann im Jahr 168 begann die Verwüstung der Stadt und des Heiligtums sowie die Unterdrückung des Volkes.
Am 15. Dezember 168 wurde der Gräuel der Verwüstung aufgerichtet.
Dann dauert das Ganze bis zum Tod des Antiochus.
Kritik an anderen Deutungen der 70 Wochen
Warum haben wir das jetzt so schnell gemacht? Weil es Modelle gibt, die, wenn wir über die Wiederkunft Jesu Christi sprechen, etwas ganz anderes sagen.
Zum Beispiel nehme ich jetzt das berühmteste Modell. Vielleicht hat jemand von Ihnen schon davon gehört. Es gibt eine Deutung der 70 Wochen, die leider nicht mit dem Bibeltext übereinstimmt. Ich kann das ganz kurz zeigen.
Man beginnt zu zählen bei 444. Das ist erstens viel zu spät; bei Nehemia beginnt man zu zählen. Dann rechnet man die prophetischen Jahre in echte Jahre um. Das heißt, man wandelt die 360-Tage-Jahre in 365-Tage-Jahre um. Dadurch erhält man mehr Jahre, und dann kommt man tatsächlich auf die Zeit Jesu Christi, auf seinen Opfertod.
Dann sagt man, mit dem Opfertod Jesu Christi hören die Opfer auf. Danach folgt eine Lücke von 2000 Jahren. Zum Schluss kommt noch einmal diese letzte Woche, die dann nachgetragen wird. Diese letzten sieben Jahre sind die große Drangsalzeit, und danach folgt das tausendjährige Reich.
Ich weiß nicht, kennen Sie dieses Modell? Vielleicht der eine oder andere. Jedenfalls ist es sehr verbreitet.
Ich möchte kurz sagen: Das Modell hat viele Probleme, mindestens vier große.
Erstens: Das Umrechnen in Sonnenjahre ist nicht erlaubt. Warum? Wenn die Juden von einem Jahr sprechen, dann rechnen sie den Zusatzmonat bereits mit ein. Verstehen Sie? Den Zusatzmonat darf man nicht nachträglich noch einrechnen, er ist schon eingerechnet. Wenn also gesagt wird, „Ich komme in zehn Jahren“, dann sind die Zusatzmonate bereits enthalten.
Die Juden schoben alle zwei bis drei Jahre diesen Schaltmonat ein, in 19 Jahren siebenmal. Bei allen Jahresangaben sind diese Jahre mit Zusatzmonat bereits berücksichtigt. Das heißt, wenn hier steht „sieben plus zweiundsechzig plus eins“, dann sind die Monate längst eingerechnet.
Zweitens: Der Herr Jesus Christus starb nicht im Jahr 32. Man kommt bei diesem Modell auf das Jahr 32, aber mit größter Wahrscheinlichkeit starb Jesus im Jahr 30. Ich habe jetzt keine Zeit, das zu beweisen, aber ich meine, es lässt sich von der Bibel her beweisen.
Der Herr Jesus war 30 Jahre alt, als er seinen Dienst begann, und er wurde ungefähr 4 oder 5 Jahre vor Christus geboren. Dann kann er nicht im Jahr 32 gestorben sein. Sonst wäre er zu Beginn seines Dienstes schon 32 oder 33 Jahre alt gewesen.
Der dritte Punkt: Das Jahr 444, die Zeit von Nehemia, ist nicht die Zeit, in der das Wort ausgeht, Jerusalem zu bauen. Es war die Erlaubnis des Königs, dass Nehemia zurückkehren darf, um die Mauer zu vollenden.
Und das letzte Problem: Eine Lücke ist nicht erlaubt. Man darf hier keine Lücke einschieben. Das ist nicht erlaubt, denn der Engel sagt ganz deutlich, es sind siebzig Siebeneinheiten, siebzig Wochen. Er sagt nicht neunundsechzig plus eine Lücke plus dann noch eins. Das geht nicht.
Ich wollte nur zeigen, dass es noch andere Modelle gibt. Darauf möchte ich nicht weiter eingehen.
Wir haben heute keine Pause gemacht, dafür dürfen Sie heute früher nach Hause gehen. Ich war so im Schwung, dass ich ganz vergessen habe, heute zwischendurch ein Lied zu singen.
Aber wenn jetzt Fragen sind, dürfen Sie gerne Fragen zu dieser Sache mit Daniel 9 stellen.
Ziel der Auslegung und Ausblick
Warum habe ich das jetzt gemacht, warum haben wir dieses Thema durchgenommen? Weil es irreführend ist in unserer Erwartung, wenn wir meinen, die letzte Woche der 70 Jahrwochen müsse sich in der Zukunft noch erfüllen. Das ist eine falsche Erwartung, Geschwister.
Vielleicht sagt jemand: Steht doch nicht im Buch der Offenbarung auch etwas von dreieinhalb Jahren oder so Ähnlichem mit 42 Monaten und 1260 Tagen? Ja, das steht dort. Aber es hat nichts direkt mit Daniel zu tun, sondern ist eine Parallele. Solche Parallelen gibt es öfter in der Bibel.
Zum Beispiel die Zeit von Elija: Wie lange war die Trockenheit, als Elija der Prophet war und Isebel die Propheten tötete? Es war eine schwere Drangsalszeit für die Propheten. Elija betete, und es sollte nicht regnen. Wie lange war das? Drei Jahre und sechs Monate, also genau dreieinhalb Jahre.
Wir kommen darauf zurück. Ich habe ja noch vor, mit uns die Offenbarung anzuschauen. Wir werden uns morgen Matthäus 24 ansehen, und dann möchte ich auch die Offenbarung betrachten.
Es geht eigentlich darum: Verstehen Sie mich recht. Vielleicht hat jemand erwartet, jetzt kommt jemand, der uns alles über die Zukunft sagen wird. Dann wissen wir alles, und das ist wunderbar. Das wird in dieser Woche nicht der Fall sein. Das Thema ist viel zu schwierig.
Wir müssen Texte beachten und von Text zu Text gehen. Wenn wir die Bibeltexte verstanden haben, dann verstehen wir langsam einige Zusammenhänge. Das kann man unmöglich in einer Woche schaffen. Aber der Herr möge uns helfen, dass wir die einzelnen Texte im biblischen Zusammenhang stehen lassen.
Wenn wir die Texte dort stehen lassen, können wir Schritt für Schritt weitergehen.
Sind da noch Fragen zu Daniel Kapitel 9? Der Engel sagt: 62 Wochen lang wird gebaut – Straße, Graben und vieles mehr. Die Frage ist, inwiefern dort gebaut wird und was sich tut.
Wir können nur vom Text ausgehen. Der Text sagt einfach, dass es eine sehr schwere, bedrängnisreiche Zeit ist. Es wird der Tempel gebaut, die Stadt gebaut, die Mauer gebaut.
Man könnte sagen: Waren sie nicht nach hundert Jahren fertig? Als Nehemia im Jahr 444 kam, waren sie dann nicht fertig mit dem Bauen? Nein, offensichtlich nicht. Sonst hätte der Engel nicht gesagt, es wird 62 Wochen gebaut.
Der hebräische Text sagt es tatsächlich: Es wird gebaut, nicht es wird gebaut sein, sondern es wird gebaut werden. Wir müssen damit rechnen, dass immer wieder Teile zerstört wurden.
Wenn man weiß, welche Kriege dort stattfanden, dass Jerusalem ein Spielball der Mächte war, hin und her zwischen König des Südens und König des Nordens, dann kann man verstehen, dass es offensichtlich wieder zu Teilzerstörungen kam, sodass man wieder weiterbauen musste.
Wir haben jetzt keine direkten Anhaltspunkte in der Bibel; wir müssen einfach den Text so hinnehmen, wie er da steht. Wenn der Text es so sagt, heißt es 62 Wochen – das ist eine Zeitdauer. Das Hebräische hat einen Akkusativ der Zeitdauer.
62 Wochen lang müssen wir übersetzen: Es wird gebaut werden. Also dauert es 62 Wochen, in denen gebaut wird. Danach wird ein Gesalbter ausgerottet.
Ich kann hier nicht mehr sagen, als der Text aussagt.
Dann wollen wir hier für heute schließen. Morgen möchten wir Matthäus 24 lesen. Dort wird der Prophet Daniel vorkommen. Das ist auch ein Grund, warum wir den Propheten Daniel jetzt anschauen mussten.
Dort wird der Herr Jesus vom Gräuel der Verwüstung sprechen, wie es beim Propheten Daniel erwähnt ist. Wer das liest, der beachte Matthäus 24,15.
Also morgen. Ich danke auch für alle Gebete. Beten wir, dass der Herr uns in dieser Woche hilft.
Bitte meinen Sie nicht, ich hätte alle Fragen. Ich habe nicht alle Fragen gelöst und kann deshalb auch nicht so reden, als hätte ich alle Antworten. Das wäre schön, wenn wir jemanden hätten, der alle Fragen beantwortet. Das können wir nicht.
Aber wir haben die Texte. Unsere Aufgabe als Christen ist es, uns mit den Texten auseinanderzusetzen. Es ist nicht unsere Aufgabe, über die Zukunft – ich meine jetzt die irdische Zukunft bis zur Wiederkunft Jesu Christi – irgendetwas auszurechnen.
Das Schöne ist, dass wir ein ewiges Königreich erwarten. Das wird immer wieder vor Augen gestellt, wenn wir das Neue Testament und das Alte Testament lesen.
Das, was wir erwarten, das, was kommen wird. Ich möchte gerne diese Woche noch einige Punkte aus der Offenbarung ansehen. Dort werden wir auch sehen, was das Ziel ist in Offenbarung 21 und 22.
Möge der Herr uns helfen.
Wollen wir jetzt noch eine Zeit des Gebets nehmen, dann stehen wir dazu auf.