Dankbarkeit für Gottes Schöpfung und Fürsorge
Wir wollen unserem Gott, dem Herrn, danken. Herr, wie groß und zahlreich sind deine Werke! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.
Alles wartet auf dich, damit du ihnen zur rechten Zeit Speise gibst. Wenn du gibst, sammeln sie sich; wenn du deine Hand auftust, werden sie mit Gutem gesättigt.
Wir wollen gemeinsam das schöne Loblied singen: „Ich singe dir mit Herz und Mund“ (324). Zunächst singen wir die Verse 1 bis 3. Danach werde ich sagen, wie es weitergeht.
Jetzt wollen wir noch von den hinteren Versen singen, und zwar die Verse 12, 13 und 14. Später folgen weitere Verse, aber zunächst diese drei.
Das war die Erfahrung bei Paul Gerhardt in der großen Not, durch die er ging. Und es wird bei Ihnen genauso sein: Sie lernen erst in den Engpässen richtig, wie Sie Gott vertrauen können.
Anschließend singen wir die Verse 16, 17 und 18.
Gebet des Dankes und der Bitte um Gottes Nähe
Wir wollen beten, großer, ewiger Gott, du Schöpfer allen Guten. Wir wollen dir an diesem Morgen danken und zurückblicken, wie wir deine Güte und Liebe vielfach erfahren haben.
Du hast uns versorgt mit allem, was wir zum Essen, Trinken und Wohnen brauchen. Du hast uns liebe Menschen zur Seite gestellt. Du hast den Frieden in unserem Land erhalten. All das sind Gaben von dir.
Es bedrückt uns, dass wir so vieles als selbstverständlich ansehen und dich dabei nicht wahrnehmen. Hilf uns heute zu begreifen, wie du uns in deiner Liebe suchst, wie du uns nachgehst und wie auch das, was uns bedrängt, nur von dir gelöst und in Ordnung gebracht werden kann.
Wir wollen jetzt eine Begegnung mit dir haben. Gib uns, dass wir auf dein Wort hören können. So wollen wir dir in der Stille auch jetzt danken für so vieles, was du uns geschenkt hast.
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Amen!
Bekenntnis zum Schöpfer und Gottes Versorgung
Wir wollen Gott danken, indem wir gemeinsam das Bekenntnis zu Gott, dem Schöpfer, sprechen. Dieses Bekenntnis hat uns Martin Luther im Kleinen Katechismus erklärt.
Sie finden es im Gesangbuch auf Seite 1486, unten in der Mitte, links unten als zweites Hauptstück unter dem Titel „Der Glaube“.
In einer Zeit, in der viele Menschen glauben, alles sei Zufall – welch ein Zufall, welch ein Zufall – während wir sonst um die kleinsten Dinge kämpfen und ringen, gibt uns Gott in Fülle so viel Gutes. Denken Sie nur daran, wie vieles in Ihrem Körper lautlos funktioniert.
Wir sprechen nun gemeinsam den ersten Artikel von der Schöpfung:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Was bedeutet das? Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat, zusammen mit allen Kreaturen. Er hat mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder gegeben. Ebenso Vernunft und alle Sinne hat er mir geschenkt und erhält sie noch. Dazu gehören auch Kleider und Schuhe, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Äcker, Vieh und alle Güter – mit allem, was nötig ist für Leib und Leben.
Gott versorgt mich reichlich und täglich. Er beschirmt mich in allen Gefahren und behütet und bewahrt mich vor allem Übel. Das alles geschieht aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne dass ich etwas dafür verdient oder mir würdig gemacht hätte.
Für all das bin ich ihm zu danken und zu loben. Außerdem bin ich ihm verpflichtet, dafür zu dienen und gehorsam zu sein.
Das ist gewisslich wahr.
Dankbarkeit bei Mahlzeiten und Erntelieder
Es ist schön, wenn wir auch bei den Mahlzeiten Gott danken und ihn ehren. Dabei sollten wir uns bewusst machen, wie sehr uns die Liebe Gottes beschenkt.
Deshalb wollen wir jetzt gemeinsam diesen Tischkanon singen: „Segne, Herr, was deine Hand uns in Gnaden zugewandt“ (Nr. 466).
Schon seit einigen Jahrhunderten gibt es in unserem sogenannten christlichen Abendland die Vorstellung, dass der Mensch mit seiner Vernunft alles entdecken und erklären kann. Es gibt nichts, was er nicht mit seiner Vernunft erfassen oder mit seinen Händen berühren könnte.
In dieser Zeit der Aufklärung, in der man meinte, alles wisse man nun, gab es einen großen Gelehrten, der zu den bedeutenden Geistesgrößen der deutschen Geschichte zählt: Matthias Claudius. Trotz der vorherrschenden Haltung, dass man alles wissen könne, lebte er einen tiefen Glauben und vertraute Gott.
Das zeigt sich besonders schön in seinem Erntelied, das wir in unserem Gesangbuch unter Nr. 508 finden: „Wir pflügen und wir streuen“. Helmut Thielicke hat einmal gesagt, es sei am besten ausgedrückt mit dem Satz „Es ging durch unsere Hände“.
Wir singen alle vier Verse dieses Liedes.
Auch bei Matthias Claudius gab es große finanzielle Nöte in der Familie. Manchmal meint man, nur diejenigen könnten Gott danken, die durch Engpässe geführt werden. Doch gerade das zeigt, wie tief der Dank sein kann, auch in schwierigen Zeiten.
Anordnung des Erntedankfestes im 5. Mose
Heute habe ich für diesen Tag des Dankens eine Stelle aus dem fünften Buch Mose, Kapitel 26, ausgewählt. Dort in der Wüste Sinai ordnet Mose an, wie die Israeliten sich verhalten sollen, wenn sie einmal im gelobten Land angekommen sind.
5. Mose 26,1-11:
„Wenn du in das Land kommst, das dir der Herr, dein Gott, zum Erbe geben wird, und es einnimmst und darin wohnst, so sollst du die Erstlinge aller Feldfrüchte, die du von deinem Land einbringst, das der Herr, dein Gott, dir gibt, nehmen und in einen Korb legen. Dann sollst du zu der Stätte gehen, die der Herr, dein Gott, erwählen wird, damit sein Name dort wohne.“
Wir haben dies verschiedentlich in Israel miterlebt, zum Beispiel beim Schawuotfest. Dieses Fest findet nach den ersten sieben Wochen statt, wenn die erste Ernte eingebracht wird. Die Kinder bringen dabei die Körbe mit den Früchten, und alle freuen sich, um Gott zu danken.
„Du sollst zu dem Priester kommen, der zu der Zeit sein wird, und zu ihm sagen: ‚Ich bekenne heute dem Herrn, deinem Gott, dass ich gekommen bin in das Land, das der Herr, wie er unseren Vätern geschworen hat, uns geben wollte.‘ Der Priester soll den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor dem Altar des Herrn, deines Gottes, niederlegen. Dann sollst du anheben und vor dem Herrn, deinem Gott, sagen: ‚Mein Vater war ein Aramäer, dem Umkommen nahe, am Rand der Existenz. Er zog hinab nach Ägypten und war dort ein Fremdling mit wenigen Leuten. Dort wurde er zu einem großen, starken und zahlreichen Volk. Aber die Ägypter behandelten uns schlecht, bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf. Da schrien wir zu dem Herrn, dem Gott unserer Väter, und der Herr erhörte unser Schreien. Er sah unser Elend, unsere Angst und Not und führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm, mit großem Schrecken durch Zeichen und Wunder. Er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, in dem Milch und Honig fließt.‘“
Für die Israeliten war dies eine ganz natürliche Vorstellung, besonders aus der Wüste heraus. Es ist wie ein Überfluss, der an anderer Stelle im fünften Buch Mose beschrieben wird, wo es heißt, man könne Milch aus dem Felsen saugen. Aus dem steinigen Boden, wo eigentlich nichts wachsen kann, schenkt Gott Nahrung in Fülle.
„Nun bringe ich die Erstlinge der Früchte des Landes, das du, Herr, mir gegeben hast, und lege sie nieder vor dem Herrn, deinem Gott. Dann sollst du anbeten vor dem Herrn, deinem Gott, und fröhlich sein über alles Gute, das der Herr, dein Gott, dir und deinem Haus gegeben hat – dir, dem Levit und dem Fremdling, der bei dir lebt.“
Warnung vor Übermut und Vergessen Gottes
Man kann heute am Erntedanktag viele tiefsinnige Betrachtungen hören. Dabei wird immer wieder geklagt und darauf hingewiesen, dass so wenig gedankt wird und die Menschen undankbar seien.
Jetzt brauchen Sie nicht zu denken, dass ich auch noch in diese Kerbe haue und sage: „Reiß dich mal zusammen und dank mal schön!“ So sind wir alle erzogen worden. Wir haben eine gute Erziehung gehabt. Es wurde uns eingebläut, dass wir beim Essen oder wenn wir irgendwo zu Gast waren, „Danke“ sagen mussten – selbst wenn der Bauch noch vor Hunger gebrüllt hat. Das Dankelernen haben wir durchgezogen, auch wenn es gegen unsere Gefühle war.
Ich habe die Sorge, dass es auch so sein könnte, dass manche sagen: „Das sage man auch noch Gott danke. Kein Volk der Welt ist so reich wie unser Volk. Kein Volk kann sich den teuersten Umweltschutz der Welt leisten wie unser Volk. Niemand hat so ein tolles Sozialsystem wie unser Volk. Das ist ja undankbar.“
Gestern habe ich zufällig auswärts eine Frau kennengelernt. Sie erzählte mir, wie ihr Mann vom Krieg zurückgekommen ist. Bald darauf ist er bei den Schwiegereltern vom Heuboden gefallen und war querschnittsgelähmt. Vierzehn Jahre lang hat sie ihn im Bett gepflegt, und dann ist er gestorben. Dann sagt sie ganz beiläufig: „Ich war ganz allein mit meinen Kindern. Wir haben sieben Jahre lang keine Rente bekommen.“ Das wissen die Jungen heute alle nicht mehr.
Es ist unsere Generation gewesen, das war selbstverständlich. Niemand war da. Aber es geht mir jetzt nicht um die Dankbarkeit.
Mein erster Punkt heißt: Man wird so schnell übermütig. Man wird so schnell übermütig!
Wo hat denn Mose im Auftrag Gottes das Erntedankfest eingesetzt? Am Ende eines grausamen Wüstenzugs. Die Tortur hätten wir nicht durchgehalten. Wir können das ja oft mit unseren schlechten Nerven gar nicht durchstehen, wenn uns Gott an der kurzen Leine hält.
42 Jahre lang war das jeden Morgen ein neues Warten: Was essen wir heute? Wo geht die Reise hin? Dann war die Sonne glühend heiß, die Steine waren heiß, es gab kein Wasser, die Leute waren krank, und Feinde überfielen das hilflose Heer der Israeliten. Sie waren wirklich hilflos.
Es gehört eben doch zum Erntedanktag, dass die Eltern das erzählen: „Ihr Jungen, ich glaube, ihr hört es doch ganz gern, wenn ihr noch mal welche habt, die erzählen, wie das war in Stalingrad oder im Kriegsgefangenenlager oder als der Vater so früh wegstarb und man plötzlich in großer Not war. Oder wie viele von ihnen nie die Ausbildung bekommen konnten, die sie eigentlich wollten, weil das Geld fehlte.“
Mose sagt: „Wenn ihr ins Land kommt“ – und jetzt kommt es aus dem Blick natürlich der Wüste, wo Milch und Honig fließen –, „war auch noch harte Arbeit in Israel auf dem steinigen Boden, natürlich. Aber ihr werdet ihm nur ...“ Und jetzt kommt das Wort, das Mose im fünften Buch Mose, Kapitel 32, gebraucht: „Ihr werdet übermütig, ihr werdet übermütig!“
Was steht noch da? „Ihr werdet feist und fett.“ Das ist die Diebelsprache für dick, feist und fett – übermütig. Und wie zeigt sich der Übermut? Ihr vergesst Gott! Ihr sagt gleich: „Meine Hand hat es geschafft, meine Hand hat es gemacht!“ Und vergesst gar nicht, wie das die Güte Gottes ist.
Die Realität der Schöpfung und die Not der Welt
Man sagt heute immer wieder, dass unserer Generation der Umweltschutz besonders wichtig sei. Uns allen liegt die Natur am Herzen – wer möchte schon eine zerstörte Umwelt um sich haben? Dennoch habe ich den Eindruck, dass unsere Generation die Umwelt oft nur oberflächlich betrachtet.
Man sieht vor allem die Zerstörung, die uns schmerzt, die wir mutwillig verursachen und kaputtmachen. Dabei vergessen wir, dass die ganze Schöpfung voller Not ist. Wissen Sie das? Schon Jahrhunderte vor dem ersten Benzinmotor gab es Überschwemmungen und Dürren. Die gute Schöpfung Gottes ist durch den Fall der Sünde mit hineingerissen worden. In der Natur herrscht Leiden, wenn der Stärkere den Schwächeren unterdrückt. Es gibt Schädlinge, und die gab es schon immer und zu allen Zeiten.
Wenn ich unser Land betrachte und Geologen zuhöre, die erklären, wie gewaltige Wasserfluten einst die Täler geschaffen haben, wird das deutlich. Geht man in viele Teile der Welt, sieht man, wie es mit Seuchen und Epidemien ist. Die Bilder kennen wir alle. Man sagt oft, das sei eine Folge menschlichen Versagens, doch ich denke, in der Natur steckt viel mehr. Erdbeben, Vulkane und andere Naturgewalten gehören dazu. Es ist ein Wunder, dass wir so in Frieden leben dürfen.
Wissen Sie, dass all das ein Geschenk Gottes ist? In den Urlaubspredigten habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass die Bibel uns die Schöpfung als bedroht zeigt – von Chaosmächten und Zerstörungsmächten. So wie wir unser Leben oft empfinden, wenn der Tod vor uns steht oder Krankheit in unser Leben einbricht. Wir sind jeden Tag von den kleinsten Säuglingen bis zu den Ältesten geschützt, gehegt und gerettet.
Warum sind wir nur so dumm und meinen immer wieder, meine Hand habe das alles geschaffen? Das gesamte fünfte Buch Mose ist eine Auseinandersetzung, in der Mose prophetisch sagt: So wird es kommen! Jede Generation wird im gelobten Land, wo Milch und Honig fließen, denselben Fehler machen. Sie werden Gott vergessen, sich selbst rühmen und sagen: So haben wir es gemacht.
Nicht die Undankbarkeit ist das Schlimmste, sondern dass man Gott verloren hat. Und was ist ein Mensch, der Gott verloren hat? Das ist der ärmste Tropf auf der Welt. Was hat er noch? Wer Gott verloren hat, hat keine Rettung mehr, keine Zukunft, keine Hilfe. Er ist allein verloren und den Mächten ausgeliefert.
Darum sagt Mose: Du sollst ein Bekenntnis ablegen. Was bedeutet das? Bekenntnis heißt, ich spreche es mit meinem Mund aus. Ich nehme durch eine symbolische Handlung zehn Prozent, die Erstlinge meiner Frucht, die Erstlinge meines Gehalts. Alles, was ich habe, soll symbolisch Gott gehören. Denn eigentlich gehört alles ihm, mir gehört ja nichts.
Ihr Konto, Ihre Lebenszeit – Sie können nur für eine kurze Zeit darüber verfügen. Ob das nun ein paar Tage oder ein paar Jahre sind, ist egal. Ihre Kinder? Wissen Sie, Ihre Kinder gehören Ihnen nicht. Ihre Frau gehört Ihnen nicht. Sie sind von Gott auf Zeit anvertraut. Wenn wir nicht merken, dass all die Güter uns gar nicht gehören, sondern Geschenke der Güte Gottes sind, dann verstehen wir das Wesentliche nicht.
Christen kennen das Geheimnis des Zehnten. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen: Herr, ich nehme alles aus deiner Hand und will dir das erste Zehntel zurückgeben. Ein Bekenntnis, das mich glücklich macht, weil ich vor der Welt sagen kann: Ich nehme nichts als selbstverständlich hin. Dass ich Arbeit habe, ist ein Wunder Gottes. Dass meine Lieben noch in der Familie sind, dass ich noch so viel gesundheitliche Kraft habe, ist ein Geschenk Gottes. Wenn der Tisch so reich gedeckt ist, will ich dir dafür danken.
Das Leben als Wunder und Gottes Segen
Mein erster Punkt war: Man wird so schnell übermütig.
Der zweite Punkt: Mein Leben ist ein einziges Wunder. Mose hat gesagt, man soll das immer sagen, wenn man in der Überfülle lebt und denkt, alles sei selbstverständlich. Man glaubt, es müsse immer alles da sein. Wenn dann mal etwas nicht funktioniert, sagt der alte Mann mit 86 Jahren: „Ich bin mein ganzes Leben nie krank gewesen, und jetzt werde ich ausgerechnet krank.“
Es ist typisch, dass man gegen Gott murrt und fragt: „Warum passiert mir das auf einmal?“ Dabei vergisst man ganz, wie andere Menschen schon von früher Kindheit an durch schwere Zeiten gehen. Das ist das Geheimnis der Welt. Warum hat Gott mich bis heute erhalten? Wie viele meiner Klassenkameraden sind schon tot? Was ist das für ein Wunder? Wer regiert eigentlich die Welt? Unsere Generation weiß es doch: In unserem Jahrhundert gibt es Diktaturen, Unrecht, Kriege, Bomben, die vom Himmel fallen – gar nicht so weit weg. Menschen bangen um ihr Leben. Was ist das? Und die ganze Staatenwelt und Politik sind hilflos.
Was ist das, wenn ich unter dem Frieden Gottes leben kann? Für mich geht es noch viel weiter. Jetzt merke ich, dass Gott mich will! Da erinnert Mose das Volk an dieses Geheimnis und sagt: „Denkt mal an eure Vorväter! Wie war das damals? In Ägypten war Jakob doch nur ein Beduine, der durch die Wüste zog, in Armut, um seinen kargen Lebensraum. Dann hat Gott ihn gerufen und ihm einen Segen gegeben. Und ihr habt Heil an diesem Segen.“
Jetzt möchte ich Sie einfach fragen: Wissen Sie, dass Gott eine Segensgeschichte mit Ihnen beginnt? Haben Sie das ergriffen und sagen: „Ja, ich bin ein Kind Gottes, ich bin angenommen, ich gehöre Gott. Mein Leben in dieser Welt ist von Gott gesegnet.“ Nicht nur wegen der äußeren Güter, sondern weil der Ruf Gottes an mich ergangen ist und ich ihn ergriffen habe. Ich will mit Gott leben.
Damals schrien die Israeliten zu Gott in ihrer Not, und er hört sie im Elend, in der Bedrängnis, in der Ausweglosigkeit, in der Angst, in der...
Vertrauen auf den Herrn als Quelle des Lebens
Es geht nicht um Dankbarkeit, sondern darum, den Herrn und Heiland zu haben. Wir wollen doch dankbar sein, dass wir den Herrn haben – nicht nur leere Worte. Wir haben den Herrn, und wenn wir uns morgens ein Frühstück richten, dann ist das Wunderbarste der Herr selbst. Er geht mit uns durch diesen Tag. Wir nehmen dieses äußere Essen als Gabe seiner Liebe.
Ich möchte Ihnen gern von einer Pfarrfrau erzählen, um das an einem Beispiel zu veranschaulichen. In Thalheim bei Tuttlingen gab es eine schwierige Ehe. Der Mann, ein Pfarrer, war oft ein blanker Rationalist. Er wollte alles nur mit der Vernunft klären. Nur was durch sein kritisches Denken ging, nahm er an. Jesus sah er lediglich als einen Lehrer der Moral, aber nicht als einen lebendigen Heiland.
In der Ehe gab es natürlich immer wieder Spannungen und Streitigkeiten, weil die Frau gläubig war. Sie schrieb später ein Dankbuch für ihre Kinder und nannte es „Mutter“. Diese Mutter kämpfte für ihre Kinder. Damals gab es keine festen Einkünfte, nur Äcker. Der Pfarrer war natürlich zu stolz, um seine Hände damit zu beschäftigen. Die Frau versorgte die Äcker.
Die Mutter sagte: „Alle meine Kinder müssen studieren, jeder muss eine Ausbildung bekommen. Ich werde alles für sie tun.“ Dann passierte es eines Tages: Der Amtsbote brachte gleich drei Briefe ins Haus – Rechnungen aus Tübingen, Nürtingen und Stuttgart für das Kostgeld und die Studiengebühren.
Als der Pfarrer die Briefe aufriss, sagte er zu seiner Frau: „Jetzt bezahl mit deinem Glauben!“ Er fügte hinzu: „So geht es, wenn man ins Blaue auf Gott vertraut. Du bringst mich mit deinem Eigensinn in Spott und Schande.“
Was hat die Pfarrfrau gemacht? Sie war Beate Paulus, die Tochter von Philipp Matthäus Hahn, einem Erfinder aus Echterdingen, und die Enkelin des originellen Pfarrers Flattich in München. Beate Paulus ging auf die Bühne, ließ die Falltür herunter und kam bis zum Morgen nicht mehr heraus.
Als sie wieder herunterkam, wunderten sich die Kinder und der Mann. Sie war heiter, sagte kein Wort. Wenig später klopfte sie an die Tür. Die Magd vom Lindenwirt bat sie, rüberzukommen. Dort sagte der Wirt: „Ich habe heute Nacht nicht schlafen können. Ich habe im Kasten ein paar hundert Gulden. Sie brauchen sie im Moment nötiger. Nehmen Sie das Geld, es eilt gar nicht mit dem Zurückzahlen.“
Ich bin überzeugt, dass viele von Ihnen ähnliche Geschichten erlebt haben, dass wir einen lebendigen Gott unter uns haben. So hat es das Volk Israel auf dem Wüstenzug erlebt. So haben wir es in Engpässen erlebt, wenn wir merkten, dass wir mit unserer Hand gar nichts mehr bewegen können. Aber Gott beschämt uns wunderbar. Wir dürfen ihm trauen und auf seine Hilfe hoffen.
Gottes Liebe als Grundlage des Dankes
Im gesamten fünften Buch Mose, das ich besonders liebe, hatten wir noch vor den Sommerferien zwei Predigten darüber, wo Gott sagt: Du sollst Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen lieben. Darum geht es Gott. Es geht nicht darum, artig Danke zu sagen wie brave Kinder.
Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben, weil er dich liebt. Dann wirst du Wunder über Wunder erleben, und er wird dich mit Gutem überschütten.
Jetzt noch ein letzter Gedanke: Es geht nicht um Erntegaben, es geht um mich. Es geht nicht um Erntegaben, sondern um mich.
Sie merken schon, ich habe Kritik daran, wie oft Erntedank gefeiert wird, als ob es nur ums Dankbarsein ginge. Auch wenn Heiden Erntedank feiern, für uns Christen geht es um viel, viel mehr.
Es geht um eine Liebesbeziehung zu Gott. Ich möchte es so sagen: Wir sollen nicht mehr blind durchs Leben tappen, sondern Augen haben. Wir sollen Gott sehen in all den täglichen Dingen, in all dem Guten, das uns widerfährt.
So leben wir in unmittelbarer Tuchfühlung mit Gott.
Symbolik und Bedeutung des Erntedankfestes
In einem unserer alten Kirchenbücher von 1931, das dort drüben in der Sakristei steht, heißt es so schön:
Wenn man die Früchte auf den Altar legt, muss man darauf achten, dass auf keinen Fall das Kreuz in der Mitte zugedeckt wird. Das darf nicht sein, dass die äußeren Gaben das Kreuz verdecken. Es ist die größte Gabe, und sie soll auch am Ende des Erntedanktags im Mittelpunkt stehen.
Es soll deutlich werden, dass Gott mich so lieb hat, dass er mir alle meine Schuld vergibt, dass er mich als sein Kind angenommen hat, dass ich heute wieder umkehren darf, Frieden mit ihm schließen kann und mit ihm leben darf.
Wie hat Mose das am Erntedanktag geordnet? Ihr sollt niederfallen. Ja, warum denn nicht bloß gelbe Rüben und Tomaten auf den Altar legen, sondern euch selbst niederlegen? Das ist das Schönste am Erntedanktag.
Herr, ich will mich dir aufs Neue weihen. Ich lege auch meine Sorgen bei dir ab. Es ist dein Leben, deine Sache, was mich bekümmert. Ich lege es da hin und will vertrauensvoll auf dich schauen.
Am Schluss heißt es: Du sollst dem Herrn danken und alles ihm hinlegen.
Es ist erschütternd, wie jede Generation in Israel das wieder vergessen hat. Ich weiß, wie lange es bei uns dauern kann. Aber dieser Erntedanktag soll wieder ein Tag sein, an dem wir über all die empfangenen Wunder Gottes sagen: Herr, mir ist bange vor morgen, bei mir krampft sich schon alles wieder zusammen.
Viele haben Nöte, viele von Ihnen unheimliche Sorgen. Jetzt legen Sie doch Ihr Leben in die Hand Gottes.
„Ich will mit dir sein“, sagt er. „Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin.“
Verbindung von Erntedankfest und Pfingsten
Und dieses Erntedankfest war in Israel gleichzeitig der Tag der Erinnerung an die Gebote von Sinai.
Dieses Schawuot, das Pfingstfest, war in Israel der Tag, an dem Gott bei seinen Aposteln das herrliche Wunder vollbracht hat: Er schüttete seinen Geist über alle seine Jünger aus.
Er machte sie zu mutigen und fröhlichen Zeugen seiner Macht. Das will Gott heute auch mit uns tun. Er will seinen Geist in uns geben.
Dann klafft es gar nicht mehr auseinander, wenn von äußeren Gaben gesprochen wird. Wenn Gott uns schon die äußeren Gaben gibt, wie viel mehr will er uns Liebe, Geduld, Reinheit und Sanftmut ins Herz geben? Wie sehr will er uns umwandeln!
Ach, wir haben einen großen Gott! Er hat so viel mit uns vor, er sucht uns. Er will in unser Leben hinein unser Herr sein und mächtig in unserem Leben wirken. Amen!
Lied und Gebet um Gottes Versorgung in Notzeiten
Und jetzt singen wir noch ein Lied von Philipp Friedrich Hiller, das in unsere Not, unsere irdischen Nöte und in das Segnen Gottes hineinpasst: Lied 667. Hiller hat darin so schön beschrieben, wie unser Herr auch in schweren Zeiten für uns sorgen kann.
Lasst uns beten!
Du, unser gütiger und barmherziger Herr, unser lieber Heiland! Es ist wahr, dass wir in dieser unsicheren Welt leben. Nichts ist sicher. Wir wissen nicht, was der morgige Tag bringt. Über unsere Gesundheit verfügen wir nicht. Wir wissen nicht einmal, ob die wirtschaftliche Stabilität erhalten bleibt. Wir haben nichts in der Hand. Wir wissen nicht einmal, ob das Geld seinen Wert behält. Nur deine Treue ist gewiss.
Herr, es ist unsere Schuld, dass wir dir so wenig vertrauen, auch wenn die Nöte über uns hereinbrechen. Wir wollen uns an deinem Wort und an deiner Liebe genügen lassen, die du für uns erwiesen hast, als du am Kreuz gestorben bist. Wir wissen: Jetzt gehören wir dir. Du nimmst alle unsere Schuld und unser Unrecht weg und reinigst uns.
Ja, Herr, wir wollen, dass unser Leben, das du uns noch in dieser Welt lässt, dir zum Lob gereicht und etwas von deiner großen Herrlichkeit widerspiegelt. Herr, verwandle uns, verändere uns und gebrauche uns in unseren Diensten, wo wir arbeiten und leben. Lass deine Gaben uns nicht zum Fluch oder zum Verhängnis werden.
Segne auch den Zehnten, den wir geben, damit er in dieser Welt, in der so viel gelitten wird und große Not herrscht, an der richtigen Stelle eingesetzt wird. Lass keinen Pfennig verloren gehen oder in die falschen Kanäle fließen. Jede Gabe, die wir im Glauben an dich geben, soll wirken für dich und deine Königsherrschaft.
Wir bitten dich auch, besonders bei den Kranken und Trauernden zu sein. Lass sie auch an diesem Tag deine Güte und Liebe überwältigend erfahren. Schenke ihnen Frieden im Herzen und Geborgenheit.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!
Gemeindeleben und Ausblick auf kommende Veranstaltungen
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz! Es war vorhin ein solcher Höhepunkt, als unser Chor gesungen hat. Wir wollen uns ja im Gottesdienst immer wieder bedanken. Aber es ist doch wunderschön, dass so viele mitsingen.
Wenn jemand von Ihnen Lust hat: Wir sagen da nie viel, aber Sie sind immer eingeladen. Das ist dienstags nach unserem Bibeltraining um acht Uhr. Es ist einfach schön, wenn man seine Gaben auch hier einbringen kann. Das ist auch ein Stück vom 10. Dienst.
Wir haben uns immer wieder überlegt – das ist ein alter Traum von mir – dass wir einmal eine Reise anbieten, die auf den Spuren des Apostels Paulus führt. Wir haben lange gesucht, bis wir etwas gefunden haben. Viel vom Evangelium hat sich ja heute in der Türkei, in Kleinasien, auf dem Hintergrund des Hellenismus ereignet. Dazu gehören der Kolosserbrief, der Epheserbrief und der Galaterbrief.
Timotheus hat eine wichtige Rolle gespielt, viele aus der Frühchristenheit waren dort. Paulus war viel dort, auch Johannes Markus. Nun haben wir für nächstes Jahr im Vorfrühling eine Reise vorgesehen. Sie dauert acht Tage und ist als All-inclusive-Reise unter 800 Mark geplant.
Ich wollte nur sagen: Der Flyer liegt hinten auf, und man muss sich frühzeitig anmelden, wenn man Interesse hat. Denn wir können nur eine begrenzte Platzzahl anbieten.
Überhaupt liegt hinten der Notizenzettel aus. Das ist der weiße Zettel mit all unseren Veranstaltungen. Es ist mir wichtig, dass Sie wissen, was sonst noch läuft: Bibelstunde, der Präobrief, Bibelstudium. Außerdem liegt ein neuer Zettel von den Gruppen und Kreisen aus, mit den Hauskreisen. Dieser wurde zum heutigen Sonntag revidiert und enthält neue Adressen. Versorgen Sie sich also!
Im Männerkreis spricht am Mittwoch Markus Bender über Christsein in öffentlicher Verantwortung. Das Treffen ist um 20 Uhr im Restaurant Wolkenstüble im Asemwald.
Für diejenigen, die an der Freizeit am nächsten Wochenende teilnehmen, möchte ich nur darum bitten, dass sie als Autofahrer vorsichtig sind. Das Leonberger Kreuz ist oft so zugestellt. Vielleicht fahren Sie einfach rechts und links an der Autobahn vorbei, aber das müssen Sie dann selbst entscheiden.
Wir beginnen pünktlich um sechs Uhr am Freitagabend mit dem Abendessen.
Ich freue mich immer wieder, dass wir auch viele andere Prediger hier in unserem Gottesdienst haben. Ich habe ja viele junge Leute gebeten, und sie sind alle gern gekommen. Ich möchte aber auch immer wieder die bewährten Zeugen der älteren Generation einbeziehen.
Am nächsten Sonntag predigt hier Reinhold Elser. Er ist Schwager von Konrad Eisel, der in Gommeringen eine ganz große Gemeindearbeit aufgebaut hat. In Bodnang hat er oft die Bibelwochen gehalten. Er ist ein ganz besonders gesegneter Bibelprediger.
Wir freuen uns, dass wir hier immer wieder auch in diesem Gottesdienst bewährte Bibelleute haben, die uns das Wort Gottes auslegen.
Anliegen für Hilfsprojekte und Segen
Das Opfer heute – ich denke, wir sollten es für die Not im Südsudan geben.
Eine unserer Mitarbeiterinnen, Monika Hahn, ist gerade hier. Nicola Limburg ist draußen und arbeitet in einem großen Verbund evangelischer Christen mit den einheimischen Kirchen an Hilfsaktionen. Das ist sehr wichtig.
Monika Hahn hat so erschütternd beschrieben, wie die Menschen unter den Händen gestorben sind, weil es an allem fehlte. Wir konnten nun mehrere Hunderttausend Mark für die Hilfe dort bereitstellen. Diese Hilfe muss weitergehen.
Wir freuen uns, dass die Unterstützung jetzt angelaufen ist und dass wir Menschen vor Ort haben, die genau wissen, wie das Geld richtig eingesetzt wird. Dafür ist heute bestimmt eine große Erweckung und ein Aufbruch des Glaubens im Südsudan.
Wir sind dankbar für das, was Gott dort tut. Doch die Lage ist aussichtslos und hoffnungslos. Der Bürgerkrieg geht maßlos weiter, auch durch unvernünftige Befreiungsbewegungen. Politisch und menschlich hat niemand mehr Hoffnung, was aus dem Land werden soll.
Darum ist die Liebe zu den Menschen umso wichtiger. Es ist erfreulich, dass dieser Dienst der Liebe geschehen kann.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten: Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!
