Einführung in die Berufung der Apostel
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 165: Die Berufung der Apostel, Teil I.
In den zurückliegenden Episoden haben wir uns mit dem Messias beschäftigt. Heute werfen wir einen Blick auf seine Mannschaft. Der Plan, Menschen weltweit aus dem Kerker der Sünde zu befreien und mit dem Licht des Lebens zu erleuchten, braucht mehr als einen Messias. Es braucht eine ganze Kirche.
Eine Kirche benötigt ein Fundament aus Verantwortungsträgern – einzelnen Personen, die genau wissen, was Jesus wollte, weil sie von ihm gelernt und mit ihm gelebt haben. Wie wichtig diese Nähe zu dem Messias als Person ist, sieht man später, als Judas ersetzt werden soll.
Die Auswahlkriterien für den Neuen lauten nämlich so (Apostelgeschichte 1,21-22):
„Es muss nun von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns hinweg aufgenommen wurde, von diesem muss einer Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden.“
Das heißt, nur jemand, der Jesus genau kannte, konnte sein Apostel sein. Paulus ist hierbei übrigens die große Ausnahme. Und dessen ist er sich auch selbstbewusst, wenn er seine Berufung selbstkritisch als Missgeburt bezeichnet und sich den Geringsten der Apostel nennt.
Die Berufung der Zwölf und die Bedeutung des Gebets
Aber zurück zu Jesus. Lukas 6,12-13: Und es geschah in diesen Tagen, dass er auf den Berg hinausging, um zu beten, und er verbrachte die Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte.
Bevor wir weiterlesen, möchte ich auf eine einfache Sache hinweisen, die mir persönlich sehr wichtig ist. Es gibt Dinge, von denen ich in meiner eher nüchternen Art sagen würde, sie sind existenziell für das Überleben eines Christen. Und mit existenziell meine ich wirklich überlebensnotwendig.
Die eine Sache, ohne die der Herr Jesus nicht auskommt, man könnte sagen die einzige Gewohnheit, die sich durch sein ganzes Leben zieht, ist das Gebet. Es heißt hier: „Und es geschah in diesen Tagen, dass er auf den Berg hinausging, um zu beten, und er verbrachte die Nacht im Gebet zu Gott.“ Also erst kommt die Nacht im Gebet, und dann die Berufung der Apostel.
Wenn wir eine Sache von dem Herrn Jesus lernen können, dann ist es die Zentralität eines intensiven Gebetslebens. In diesem Fall ist ihm das Gebet wichtiger als der Schlaf. Wir können an dieser Stelle ganz einfach festhalten: Gebet bereitet wichtige Entscheidungen vor.
Nun die Frage: Wissen wir nur, dass der Herr Jesus wichtige Entscheidungen im Gebet vorbereitet, oder haben wir dieselbe Gewohnheit? Ich schreibe bewusst Gewohnheit, weil es eben nicht reicht, über das Gebetsleben des Herrn Jesus eine Predigt gehört zu haben oder ein paar Bibelverse auswendig zu wissen. Vielleicht diskutieren wir auch immer mal wieder im Hauskreis darüber. Am Ende entscheidet sich unser geistliches Leben auf der Ebene der Gewohnheiten.
Tue ich, was ich bei Jesus sehe, weil er der Herr in meinem Leben ist? Lebe ich ein Leben, das sich an seinem orientiert? Nicht nur irgendwie und grundsätzlich, sondern ganz praktisch?
Und falls du sofort denkst, dass du dafür keine Zeit hast, lass mich dir Folgendes aus der Praxis sagen: Ein intensives Gebetsleben spart Zeit, schenkt Segen und bringt deine Seele umfassend zur Ruhe.
Ich hatte gesagt: Wenn wir eine Sache von dem Herrn Jesus lernen können, dann ist es die Zentralität eines intensiven Gebetslebens. Bitte nehmt diesen Punkt unbedingt mit.
Die Herausforderung der Apostelwahl und die menschliche Unvollkommenheit
Lukas 6,13: Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte.
Können wir uns den Druck vorstellen, unter dem Jesus stand? Die Auswahl von Leitern ist eine äußerst schwierige Aufgabe. Und dann die Auswahl der Männer, die das wichtigste Projekt der Weltgeschichte tragen sollten – ohne dabei an der Größe der Aufgabe, der Verantwortung und der damit verbundenen Autorität zu scheitern.
Habt ihr euch schon einmal überlegt, wie leicht die Apostel mutlos, stolz oder korrupt hätten werden können? Aber nicht nur das: Wir erleben die Apostel im weiteren Verlauf der Geschichte auch als übertrieben hart, als Zweifler oder als viel zu selbstbewusst. Das bedeutet, sie waren charakterlich zum Zeitpunkt ihrer Berufung noch lange nicht fertig.
Jesus erwählt also Männer zu Aposteln, die sich erst noch zu Aposteln entwickeln müssen. Und Jesus wusste, dass sie dafür nicht viel Zeit hatten. Außerdem erwählt er Judas.
Jesus wusste übrigens, dass einer seiner Jünger zum Verräter werden würde. In Johannes 6,70-71 lesen wir: „Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch die zwölf erwählt? Und von euch ist einer ein Teufel.“ Er sprach aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Denn dieser sollte ihn überliefern, einer von den Zwölfen.
Ich weiß nicht, wann Jesus wusste, dass Judas ihn verraten würde. Aber Jesus wusste, dass einer seiner Jünger sich gegen ihn wenden sollte.
Die Wirklichkeit des Gebets und das Vertrauen auf Gottes Plan
Auch das tut übrigens Gebet. Wir denken vielleicht, dass viel Beten uns immer dahin bringt, möglichst reibungslos und erfolgreich durchs Leben zu gleiten. So, als wäre unser Leben dazu da, uns glücklich zu machen und uns mit möglichst vielen warmen Abenden auf der Dachterrasse inklusive Sonnenuntergang und einem Gin Tonic zu verwöhnen. Was für ein irrsinniger Gedanke.
Wenn wir beten, dann geht es zuerst um Gott und um sein Reich. Wir wollen doch hoffentlich alle, dass sein Wille geschieht, oder? Und das zuerst in unserem Leben, oder? Es ist wichtig, dass wir das verstehen. Gebet ist nicht dann erfolgreich, wenn wir bekommen, was wir wollen, sondern wenn wir bekommen, was Gott uns geben will.
Er kennt unseren Auftrag, er überschaut unseren Lebensweg, er weiß, was wir für unsere Berufung brauchen. Und manchmal ist das vielleicht ein schwieriges Kind, eine fiese Depression, kein Ehepartner oder eben ein Judas, der über Monate hinweg deinen Dienst sabotiert und dich dann verrät.
Ich habe heute erst wieder von einem Gemeindeleiter gelesen, der sich der liberalen Theologie zuwandte, weil seine Gebete nicht erhört wurden. Und mal abgesehen davon, dass es Voraussetzungen für erhörbares Gebet gibt, ist mir ein anderer Gedanke viel wichtiger, wenn Gott meine Gebete nicht erhört.
Warum kann ich dann nicht einfach darauf vertrauen, dass alles in Ordnung ist? Warum kann ich nicht einfach darauf vertrauen, dass ich am Ende verstehen werde, was das Ganze sollte? Reicht es mir nicht, dass Gott seine unglaubliche Liebe am Kreuz bewiesen hat? Muss er mich jetzt echt jeden Tag wie ein kleines Kind mit Geschenken bestechen, damit ich ihn noch mag?
Wäre es nicht sinnvoller und reifer, irgendwann mal, wie Paulus es schreibt, allezeit für alles Gott zu danken? Einfach mal, weil es in Psalm 50,23 heißt, dass solcher Dank einen Weg zur Rettung bahnt? Einfach mal, weil Gott ein guter Vater ist und ich mich dafür entschieden habe, Jesus Herr sein zu lassen?
Schlussgedanken zur Berufung und zum Gebetsleben
Jesus betete die Nacht, bevor er die Apostel berief. Und Jesus hatte einen Judas im Team.
Lasst uns das nie vergessen, wenn wir anfangen, uns nach einem leichten Leben zu sehnen.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich fragen, wie wichtig dir eine tägliche, intensive Gebetszeit ist und was du daran noch ändern oder verbessern müsstest.
Das war es für heute. Wenn du meine App schon kennst und benutzt, würde ich mich über eine positive Bewertung freuen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
